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Novelle ist eine Prosaerzahlung von Johann Wolfgang von Goethe Am 23 Marz 1797 als Versepos Die Jagd konzipiert wurde der Stoff erst im Oktober 1826 und im Januar Februar 1827 wieder aufgegriffen in Prosaform neu geschrieben Anfang 1828 corrigirt und ajustirt und lag im Fruhjahr 1828 im Druck vor Goethe selbst wahlte als Titel der Erzahlung die literarische Gattungsbezeichnung Novelle Goethe Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Erlauterungen 2 1 Zur Idee der Erzahlung 2 2 Zum Titel 2 3 Weitere Ausserungen Goethes zur Novelle 3 Horspielbearbeitung 4 Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenAn einem Herbsttag will der Furst in den Waldungen seines Furstentums jagen Als er sich von der jungen Gemahlin verabschiedet empfiehlt er ihr einen Spazierritt Dabei sollen der furstliche Oheim Friedrich und der Hofjunker Honorio die Furstin geleiten Der Furst reitet mit seinem Jagdgefolge aus dem Schloss und die Furstin winkt ihrem Gemahl mit dem Schnupftuch Alsdann begibt sich die Dame in ein Gemach an dessen Fenster das treffliche Teleskop auf die uralte halbverfallene Stammburg auf dem Felsgipfel umgeben von machtigen Baumen gerichtet ist Die Furstin verfolgt den Ritt des Gatten durchs Fernrohr und winkt noch einmal mit dem Schnupftuch Der alte rustige Oheim kommt mit einem grossen Portefeuille voller Zeichnungen Er denkt nicht an das Losreiten Wortreich untermalt mit den Zeichnungen erlautert er der Grafin Restaurierungsarbeiten jener Stammburg Honorio meldet das Lieblingspferd der Furstin sei gesattelt Die Furstin mochte sich die Burgruine einfach einmal anschauen jedoch zunachst durch die Stadt reiten am Jahrmarkt vorbei Der Oheim mag nicht Er reite niemals gern durch Markt und Messe Die Furstin kennt die Geschichte von dem Jahrmarktsbrande dem der Oheim einmal knapp entronnen war und setzt sich durch Honorio nimmt das Sehrohr mit Man reitet hinab Das Volk dicht gedrangt auf dem Markt findet dass die erste Frau im Lande auch die schonste und anmutigste sei Die drei Reiter gelangen an ein grosseres Brettergebaude in dem ein Lowe und ein Tiger zur Schau gestellt werden Der Lowe brullt zur Futterungsstunde der Tiger hingegen liegt ganz ruhig in seinem Kerker nbsp Jahrmarkt rechts eine Tierbude 19 JahrhundertEs wird schon Mittag als die drei Reiter sich dem Zielpunkt ihrer Wallfahrt der machtigen Ruine nahern und von einem Aussichtspunkt in einem Bergwald sowohl die nahe Ruine als auch die inzwischen entfernte Stadt mit der furstlichen Residenz erblicken Der Rest der Novelle spielt in dem Bergwald unterhalb der Burgruine beziehungsweise in der Burgruine selbst Uber der Landschaft liegt eine heitere Stille wie es am Mittag zu sein pflegt Honorio schaut durch das Sehrohr nach der Stadt und muss konstatieren auf dem Markte fangt es an zu brennen Der Oheim will sofort zuruck und reitet so eilig als der Boden erlaubte den wusten steinigen Hang hinunter Die Furstin mochte mit Honorio dem Oheim folgen Honorio empfiehlt allerdings langsam zu reiten Reiten Euer Durchlaucht ich bitte langsam in der Stadt wie auf dem Schloss sind die Feueranstalten in bester Ordnung man wird sich durch einen so unerwartet ausserordentlichen Fall nicht irre machen lassen Als die beiden nach kurzer Zeit in das friedliche Tal einreiten springt plotzlich ein Tiger heran Flieht ruft Junker Honorio der Grafin zu Die prescht davon aber ihr Pferd sturzt Der Tiger nahert sich der Grafin aber Honorio ganz ritterlich bewahrt sich auf dem Hohepunkt der Novelle und trifft mit der Pistole das Ungeheuer durch den Kopf Die Furstin fordert von Honorio Gebt ihm den Rest Aber der Tiger ist schon tot Da nahen die Besitzer des Raubtiers Betreiber einer Wandermenagerie und an der reinlich anstandigen doch bunten und seltsamen Kleidung kenntlich gemacht eine Warterin die Schaustellerfrau und ein Knabe der eine Flote in der Hand halt Die Warterin beklagt die Ermordung des Tigers ohne Not Das Jagdgefolge des Fursten reitet heran und der Furst steht vor dem seltsamen unerhorten Ereignis Nun dringt auch noch der Vater des Knaben bunt und wunderlich gekleidet zum Fursten vor und verkundet das nachste unerhorte Ereignis auch der Lowe ist los Es stellt sich heraus die Raubkatze lagert bereits seit einiger Zeit oben in der Burgruine bedenklich im Sonnenschein Der Vater des Knaben bittet den Fursten das grosse Tier auf seine Art einzufangen Er will den beschlagenen Kasten heraufschaffen und der Junge soll das Raubtier mit Flotenspiel zunachst besanftigen Dann soll es in seinen Kerker gelockt werden Der militarisch erfahrene Furst bleibt Herr der Lage Er blickt nieder auf seine Gemahlin die an ihn gelehnt das Schnupftuch hervorzieht und sich damit die Augen bedeckt Der Furst gestattet die wunderliche Lowenfangmethode gibt Honorio der merkwurdigen Situation angemessene Befehle und verlasst zusammen mit der Furstin den Ort der Handlung Die Herrschaften reiten mit dem Jagdgefolge hinab in Richtung furstliche Residenz Honorio bleibt befehlsgemass bewaffnet im felsdurchsetzten Wald auf Wache zuruck Der Junge steigt zur Ruine hinauf und beschwichtigt den Lowen abwechselnd Flote spielend und die Friedensbotschaft der Novelle singend Lowen sollen Lammer werden Blankes Schwert erstarrt im Hiebe Der Lowe ist an seinen gefegten Kerkerfussboden gewohnt In der freien Wildbahn Furstentum hat sich ein scharfer Dornzweig zwischen die Ballen eingestochen Der besanftigte Lowe nahert sich dem Knaben mit einiger Beschwerde legt ihm die schwere rechte Vordertatze auf den Schoss und lasst sich behandeln Danach flotet und singt der Knabe weiter Und so geht mit guten Kindern Selger Engel gern zu Rat Boses Wollen zu verhindern Zu befordern schone Tat Honorio die einzige Person die durchgangig an oder nahe bei den Orten der Handlung verweilte kann lacheln und das Gewehr im Schoss ruhen lassen Erlauterungen BearbeitenZur Idee der Erzahlung Bearbeiten Goethe selbst verglich im Gesprach mit Johann Peter Eckermann die Erzahlung mit einem Gewachs das eine Weile aus einem starken Stengel kraftige grune Blatter nach den Seiten austreibt und zuletzt mit einer Blume endet Die Blume war unerwartet uberraschend aber sie musste kommen ja das grune Blatterwerk war nur fur sie da und ware ohne sie nicht der Muhe gewesen Zur Deutung dieses Vergleichs und der Erzahlung selbst fuhr er laut Eckermann fort Zu zeigen wie das Unbandige Unuberwindliche oft besser durch Liebe und Frommigkeit als durch Gewalt bezwungen werde war die Aufgabe dieser Novelle und dieses schone Ziel welches sich im Kinde und Lowen darstellt reizte mich zur Ausfuhrung Dies ist das Ideelle dies die Blume Und das grune Blatterwerk der durchaus realen Exposition ist nur dieserwegen da und nur dieserwegen etwas wert Denn was soll das Reale an sich Wir haben Freude daran wenn es mit Wahrheit dargestellt ist ja es kann uns auch von gewissen Dingen eine deutlichere Erkenntnis geben aber der eigentliche Gewinn fur unsere hohere Natur liegt doch allein im Idealen das aus dem Herzen des Dichters hervorging 1 Zum Titel Bearbeiten Eckermann diskutierte mit dem Dichter mehrere Vorschlage zu einem Titel keiner wollte auf das Ganze passen Wissen Sie was sagte Goethe wir wollen es die Novelle nennen denn was ist eine Novelle anders als eine sich ereignete unerhorte Begebenheit Dies ist der eigentliche Begriff und so vieles was in Deutschland unter dem Titel Novelle geht ist gar keine Novelle sondern bloss Erzahlung oder was Sie sonst wollen In jenem ursprunglichen Sinne einer unerhorten Begebenheit kommt auch die Novelle in den Wahlverwandtschaften vor 2 Die Charakteristik der Novelle als sich ereignete unerhorte Begebenheit wurde beruhmt und findet sich in den meisten deutschsprachigen Versuchen zur Definition dieser Gattung Weitere Ausserungen Goethes zur Novelle Bearbeiten aber eins muss doch noch in der Exposition geschehen Der Lowe namlich muss brullen wenn die Furstin an der Bude vorbeireitet wobei ich denn einige gute Reflexionen uber die Furchtbarkeit des gewaltigen Thiers anstellen lassen kann Gesprach mit Eckermann vom 31 Januar 1827 Indess gereicht es mir zur angenehmsten Empfindung dass die Novelle freundlich aufgenommen wird man fuhlt es ihr an dass sie sich vom tiefsten Grunde meines Wesens losgelost hat Die Conception ist uber dreyssig Jahre alt Brief Goethes aus dem Jahre 1829 an Christoph Ludwig Friedrich Schultz Jurist preussischer Staatsrat 1781 1834 Horspielbearbeitung Bearbeiten1953 Horspiel mit Oskar Werner Vorleser Otto Collin Furst Kathe Gold Furstin Erik Schumann Honorio Willy Birgel Furst Oheim Therese Giehse Die Mutter Arthur Mentz Der Vater Rudiger Schulzki Das Kind u a Komposition Karl Sczuka Bearbeitung und Regie Max Ophuls Produktion SWF BR RB CD Der Horverlag Munchen 2007 ISBN 9783899409109 3 Rezeption BearbeitenNach Wilpert erzahlt Goethe distanziert und hochsymbolisch 4 Gottfried Benn macht sich 1937 in der Erzahlung Weinhaus Wolf uber die Novelle lustig die Lowen sind los und alles verlauft harmonisch heute bissen die Tiger 5 Schulz hebt den poetischen Charakter der Novelle hervor Ihre paulinische Botschaft sei Der Mensch wirkt als Ebenbild Gottes 6 Nach Schulz ist die Atmosphare stilisiert 7 und Conrady bringt das Konstruierte der Novelle zur Sprache indem er sie als Prosa genauester Kalkulation 8 bezeichnet Naturlich weist Conrady auch darauf hin dass Goethe in seinem Alterswerk Novelle in Sinnbildern zu uns spricht 9 Hannelore Schlaffer 10 macht sich im Kapitel Anti Novelle ihres Buches zur Novellen Theorie uber den Text lustig Die Figuren glanzten durch volligen Mangel an Untugend und seien somit brauchbare Exempel fur die Entsagungs These des Verfassers Literatur BearbeitenQuelleJohann Wolfgang von Goethe Poetische Werke Band 6 S 431 452 Phaidon Verlag Essen 1999 ISBN 3 89350 448 6 SekundarliteraturRolf Fullmann Goethe Novelle Interpretation In Rolf Fullmann Einfuhrung in die Novelle Kommentierte Bibliographie und Personenregister Wbg Wissenschaftliche Buchgesellschaft S 100 109 Darmstadt 2010 ISBN 978 3 534 21599 7 Gerhard Schulz Die deutsche Literatur zwischen Franzosischer Revolution und Restauration Teil 2 Das Zeitalter der Napoleonischen Kriege und der Restauration 1806 1830 S 334 339 Munchen 1989 ISBN 3 406 09399 X Hannelore Schlaffer Poetik der Novelle Metzler Stuttgart 1993 ISBN 3 476 00957 2 Gero von Wilpert Goethe Lexikon Kroners Taschenausgabe Band 407 Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 40701 9 S 775 776 Karl Otto Conrady Goethe Leben und Werk S 978 982 Dusseldorf und Zurich 1999 ISBN 3 538 06638 8 Weblinks BearbeitenNovelle im Project Gutenberg Novelle im Projekt Gutenberg DE Der Text bei Zeno org Besprechung in goethezeitportal de Besprechung in zum de Besprechung in wissen im netz info literatur Leserkritiken in der Gemeinschaft ciao de kostenloses Horbuch gelesen von Michael Schrodt bei vorleser net Gelesen von Hans Jurgen SchatzEinzelnachweise Bearbeiten Gesprach vom 18 Januar 1827 zitiert nach Goethes Werke hrsg von Erich Trunz Wegner Verlag Hamburg 1960 Bd VI S 725 Gesprach vom 29 Januar 1827 zitiert nach Goethes Werke hrsg von Erich Trunz Wegner Verlag Hamburg 1960 Bd VI S 726 Rezensionsnotiz zu Horbuch Novelle in Perlentaucher Wilpert S 775 24 Z v o Gottfried Benn zitiert in Conrady S 982 10 Z v u aus Schulz S 339 5 Z v o Schulz S 334 5 Z v u Conrady S 979 12 Z v o Conrady S 981 Hannelore Schlaffer S 273 5 Z v u Werke von Johann Wolfgang von Goethe Romane und NovellenDie Leiden des jungen Werthers Wilhelm Meisters theatralische Sendung Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten Wilhelm Meisters Lehrjahre Novelle Die Wahlverwandtschaften Wilhelm Meisters WanderjahreDramenDie Laune des Verliebten Die Mitschuldigen Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand Ein Fastnachtsspiel vom Pater Brey Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern Satyros oder Der vergotterte Waldteufel Prometheus Gotter Helden und Wieland Claudine von Villa Bella Clavigo Urfaust Egmont Erwin und Elmire Die Geschwister Lila Der Triumph der Empfindsamkeit 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