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Die naturliche Tochter ist ein Trauerspiel in funf Aufzugen von Johann Wolfgang von Goethe Zwischen Oktober 1801 und Marz 1803 entstanden wurde das Stuck am 2 April 1803 in Weimar uraufgefuhrt und lag im Herbst 1803 im Druck vor DatenOriginaltitel Die naturliche TochterGattung TrauerspielOriginalsprache deutschAutor Johann Wolfgang von GoetheErscheinungsjahr Herbst 1803Urauffuhrung 2 April 1803Ort der Urauffuhrung WeimarPersonenKonig Herzog Graf Eugenie Hofmeisterin Sekretar Weltgeistlicher Gerichtsrat Gouverneur Abtissin MonchTitelblatt des ErstdruckesTischbein Goethe 1787 in der Campagna Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 1 1 Erster Aufzug 1 2 Zweiter Aufzug 1 3 Dritter Aufzug 1 4 Vierter Aufzug 1 5 Funfter Aufzug 2 Zitate 3 Memoires historiques 4 Am Vorabend der Franzosischen Revolution 5 Rezeption 6 Selbstzeugnisse 7 Literatur 7 1 Sekundarliteratur 7 2 Quelle 8 WeblinksHandlung BearbeitenErster Aufzug Bearbeiten Dichter WaldEugenie ist die naturliche d h uneheliche Tochter des Herzogs und der Furstin Da die Mutter unlangst verstorben ist will der Herzog seine Tochter dem Konig vorstellen Nach dem Willen des Herzogs soll Eugenie aus der Verborgenheit heraustreten Der Herrscher soll die geliebte Tochter endlich legitimieren Dazu tut der Herzog den ersten Schritt auf einer Treibjagd an der auch Eugenie dem Hirsch in felsigem Gelande nachreitet Bei dieser waghalsigen Unternehmung sturzt das schone junge Madchen vom Pferd und liegt bewusstlos vor Vater und Konig Als sie wieder zu sich kommt erkennt der Konig sie als seine Verwandte an und will ihre Legitimierung demnachst auf einem Fest am Hofe offentlich bekraftigen Doch bis dahin verlangt der Konig Verschwiegenheit weil Missgunst lauert Unter vier Augen setzt der Herzog die Tochter ins Bild Der Konig ist schwach Seine Milde zeugt Verwegenheit Und er rat Eugenie Vertraue niemand sei es wer es sei V 545 Besonders weist er die Tochter auf ihren gefahrlichen Halbbruder hin Mein eigner wuster Sohn umlauert ja Die stillen Wege die ich dich gefuhrt Der Guter kleinen Teil den ich bisher Dir schuldig zugewandt missgonnt er schon V 548 Eugenie umarmt den Herzog Die rasche Verabschiedung im Wald ist herzlich Zweiter Aufzug Bearbeiten Zimmer Eugeniens im gotischen StilDer Sekretar des Herzogs ubles Werkzeug des wusten herzoglichen Sohnes des Prinzen der im Stuck nicht selber auftritt macht der Hofmeisterin unter vier Augen verlockende sexuell gefarbte Angebote die in einem Heiratsantrag gipfeln Das alles kann die Hofmeisterin die langjahrige Ersatzmutter Eugenies aber nicht umsonst haben Die Hofmeisterin soll Eugenie nach den Inseln also nach Ubersee entfuhren und gleich zuruckkehren Dort in den Tropen erwartet Eugenie der sichere langsame Fiebertod Die Hofmeisterin ist entsetzt widersetzt sich jedoch nicht Schliesslich droht der Sekretar dass Eugenie falls die Hofmeisterin nicht mitspiele getotet werde Die Hofmeisterin konfrontiert Eugenie mit dem bevorstehenden Abstieg der bis in den Tod vielleicht von meuchelmorderischer Hand fuhren konne Eugenie glaubt ihre Pflegemutter sei krank und ihr der Furstentochter konne nichts passieren Dritter Aufzug Bearbeiten Vorzimmer des Herzogs prachtig modernInzwischen wird Eugenie wirklich von der Hofmeisterin mit rascher Eile entfuhrt und der Sekretar will nun seinen Herzog belugen Dazu hat er sich den bestechlichen Weltgeistlichen gedungen Beide Intriganten stimmen ihr Lugengespinst miteinander ab Eugenie sei tot vom Pferd gesturzt Der Weltgeistliche habe sie beigesetzt Der Weltgeistliche erkennt dass er Werkzeug feudalabsolutistischer Adliger sei die sich gegenseitig befehdend Vaterland und Thron untergraben wurden Aber so wirft er dem Sekretar vor andre streben auch an die Stelle der Gebietenden Trotz dieser Einsicht bleibt er willfahriges Werkzeug der Verschworer Der Sekretar heuchelt Mitgefuhl fur den schmerzlichen Verlust der seinen Herzog getroffen habe O Jammer diese grenzenlose Wonne dies ewig frische Gluck verlorst du nun V 1311 Der Herzog macht sich Selbstvorwurfe Er sei vorgewarnt worden als die tollkuhne Reiterin Eugenie schon einmal zu Pferde vom Fels gesturzt sei Und nun wieder O hatt ich sie nur einmal noch gesehn klagt er Der perfide Sekretar weist die Schuld der Hofmeisterin zu Bei diesem Weibe war sie schlecht verwahrt V 1372 Die Hofmeisterin sei ins Ausland entflohen um dem Herzog nicht ins Angesicht sehen zu mussen Der Herzog aber gibt sich die Schuld denn er wollte die Tochter uberall sehn als Meisterin Trotzdem will er das Ungluck aufklaren will alles wissen Der Sekretar antwortet mit der Lugengeschichte vom vor der Tur wartenden Geistlichen der aus der Hand des Todes Eugenie aufgenommen und beigesetzt habe Der Weltgeistliche tritt auf Der Herzog fragt diesen Lugner O sage sprach sie noch Was sprach sie aus Gedachte sie des Vaters V 1436 Der Herzog will die geliebte Tochter noch einmal sehen Der Weltgeistliche redet ihm das aus Denn Eugenie sei durchs Gebusch durch Felsen hergeschleift entstellt und blutig zerrissen und zerschmettert und zerbrochen Der verzweifelte Herzog will den Weltgeistlichen verjagen Der Unglucksbote will sich entfernen Der ungluckliche Herzog bittet um Vergebung und findet sich mit dem vermeintlichen Tod der Tochter ab Vierter Aufzug Bearbeiten Platz am HafenDie Hofmeisterin gesteht dem Gerichtsrat dass sie die adlige Eugenie nach den Inseln gewissem Tod entgegen deportieren solle Das Segelschiff liegt am Kai bereit Unter vier Augen macht der Gerichtsrat der verehrten Schonen klar was sie auf den Inseln erwarte gift gen Brodens sic angeschwollne Pest Eugenie weiss von Kindheit an was fur ein Hollenwinkel die Inseln sind und bittet um Rettung Der Gerichtsrat jedoch will sich davonmachen Eugenie glaubt an ihr altes Gluck und lasst ihn nicht los Sie ist uberzeugt er wisse Rat Sein tiefer ernster freundlich truber Blick sage ihr das Doch er ernuchtert sie Was du warst ist hin Der Gerichtsrat ist der von den Verschworern vorgespiegelten koniglichen Willkur ausgeliefert und ruft lass mich los Aber Eugenie lasst nicht locker und will wissen welche Losung er fur das Problem habe Er entgegnet Ich wage viel Der Ehstand ist es V 2099 Eugenie bezweifelt dass sich ein kleiner Gerichtsrat mit jener Macht messen konne Aber der Gerichtsrat weiss was er will und kann Er sei in seinem Hause Furst Er konne der verehrten Fremden nicht Heldenfaust bieten wohl aber des Burgers hohen Sicherstand Die Aristokratin will sich aber nicht mit einem Burgerlichen mischen Der Gerichtsrat teilt der Hofmeisterin mit er wolle Eugenie heiraten Eugenie will nicht eingeschifft werden Die Hofmeisterin rat zum Bund mit dem biedern Mann Funfter Aufzug Bearbeiten Platz am HafenEugenie bittet noch den Gouverneur um Gnade Der verstandnisvolle Herr hat ein Ohr fur Eugenies Note Da uberreicht ihm die Hofmeisterin ein Papier Der Gouverneur studiert es aufmerksam eine Weile und wunscht begluckte Fahrt Eugenie lasst nichts unversucht Nun bittet sie die Abtissin um Aufnahme in das Kloster Jenes Blatt das die Hofmeisterin der Abtissin schliesslich reicht wirkt wiederum Wunder Mit der Bekundung Ich beuge vor der hohern Hand mich tief V 2568 lehnt die Abtissin untertanig jegliche Hilfestellung ab Da fordert Eugenie von der Hofmeisterin das Papier Sie gibt es ihr hin Eugenie blickt hinein und erkennt des Konigs Hand und Siegel Der Herrscher selber hat den Befehl zur Verbannung Eugenies eigenhandig unterzeichnet Der Hofmeisterin tut es sehr leid die eiserne Notwendigkeit zwingt zur Einschiffung Welchen der beiden Wege soll Eugenie nun gehen Sie fragt den Monch Der fromme Mann rat zu den Inseln Die adlige Eugenie aber entscheidet sich fur die Ehe mit dem burgerlichen Gerichtsrat Entsagung ist geboten Eugenie will ein eheliches Zusammenleben wie Bruder und Schwester Zunachst getrennt von Tisch und Bett fordert Eugenie vom Brautigam sogar grossere Distanz stellt aber allmahliche Annaherung in Aussicht Da der Burgerliche mit keinem Wort widerspricht will Eugenie mit dem Manne sofort zum Traualtar gehen Zitate Bearbeiten Ja mit dem besten Willen leisten wirSo wenig weil uns tausend Willen kreuzen V 415 Das Wort verwundet leichter als es heilt V 1471 Das Hoffnungslose kundet schnell sich an V 2221 Das Nachste steht oft unergreifbar fern V 2245 Denn wenn ein Wunder auf der Welt geschieht Geschiehts durch liebevolle treue Herzen V 2854 Memoires historiques Bearbeiten nbsp Ludwig XV Konig von Frankreich 1710 1774 Wie Stephanie Louise de Bourbon Conti 1762 1825 behauptete war sie die uneheliche Tochter des Prinzen Louis Francois de Bourbon 1717 1776 und der Herzogin von Mazarin Die eigene Mutter und der Halbbruder hatten die Legitimierung als Prinzessin durch Ludwig XV verhindert indem sie Stephanie angeblich entfuhrten in einem Kloster verschwinden liessen kurzerhand fur tot erklarten und schliesslich gegen ihren Willen mit einem Advokaten verehelichten Stephanie rachte sich 1798 fur das vorgeblich widerfahrene Unrecht mit der Publikation ihrer Vita Auf diese Memoires historiques de Stephanie Louise de Bourbon Conti machte Schiller im Jahre 1799 Goethe aufmerksam Die Fabel Der naturlichen Tochter folgt Stephanies Lebenserinnerungen Am Vorabend der Franzosischen Revolution BearbeitenVor die Wahl gestellt einen biedern aber wildfremden Mann den Gerichtsrat zu heiraten oder nach Ubersee verbannt zu werden entscheidet sich Eugenie letztlich fur den Mann Boden meines Vaterlands ich lasse dich nicht los Denn Eugenie musste aus ihres Konigs Mund vernehmen Diesem Reiche droht ein jaher Umsturz Die Worte des Konigs waren O diese Zeit hat furchterliche Zeichen Das Niedre schwillt das Hohe senkt sich nieder Als konnte jeder nur am Platz des andern Befriedigung verworrner Wunsche finden Nur dann sich glucklich fuhlen wenn nichts mehr Zu unterscheiden ware V 364 Und auch der Monch versetzte die Aristokratin Eugenie in Angst Im Dunklen drangt das Kunftge sich heran 2783 Da sturmt ein Brausen durch die dustre Luft Der feste Boden wankt die Turme schwanken Gefugte Steine losen sich herab Und so zerfallt in ungeformten Schutt Die Prachterscheinung V 2798 Rezeption BearbeitenEugenies Geschichte endet nicht tragisch Im Gegenteil ganz zum Schluss sagt sie zum Gerichtsrat Hier meine Hand wir gehen zum Altar V 2955 Auch sonst ist wahrend der Handlung kein Protagonist zu Tode gekommen Goethe nannte Die naturliche Tochter ein Trauerspiel Also fehlt die Fortsetzung Goethe plante diese fuhrte sie jedoch nie aus Die genannte Diskrepanz evozierte in Goethes Nachfolge Interpretationen Bei Wilpert S 746 747 werden etliche aufgefuhrt In Heinrich Manns Roman Der Untertan bedient sich die Frau des Regierungsprasidenten von Wulckow am Stoff von Goethe und plagiiert ihn unter dem Titel Die heimliche Grafin Selbstzeugnisse Bearbeiten So viel kann ich nur sagen dass sie Die naturliche Tochter sehr jung supponirt angenommen ist und dass ich versucht habe das weibliche in die Welt aufblickende Wesen von kindlicher ja kindischer Naivetat an bis zum Heroismus durch hunderterley Motive hin und wieder zu fuhren Brief Goethes vom 4 April 1803 an Marianne von Eybenberg Karlsbader Bekanntschaft Berliner Kaufmannstochter gestorben 1812 Leider steht es mit der Fortsetzung der naturlichen Tochter noch im weiten Felde Brief Goethes aus dem Jahre 1804 an Carl Friedrich Zelter Ich wusste in der That nicht wo die ausseren Umstande zur Fortsetzung oder gar zur Vollendung derselben Der naturlichen Tochter herkommen sollten Goethe im Gesprach mit Johannes Daniel Falk am 25 Januar 1813 Meine Eugenie ist eine Kette von lauter Motiven und dies kann auf der Buhne kein Gluck machen Goethe im Gesprach mit Riemer Eckermann und Wilhelm Rehbein Hofmedicus Hofrat in Weimar 1776 1825 am 18 Januar 1825 Meine Zustande sind nicht die besten ich war nahe daran die Rolle des Herzogs in der naturlichen Tochter zu ubernehmen die Vorprobe macht mir schon genug zu schaffen Brief Goethes vom 12 Mai 1826 an Karl Friedrich ReinhardLiteratur BearbeitenSekundarliteratur Bearbeiten Geordnet nach dem Erscheinungsjahr Richard Friedenthal Goethe sein Leben und seine Zeit S 485 487 R Piper Verlag Munchen 1963 Gerhard Schulz Die deutsche Literatur zwischen Franzosischer Revolution und Restauration Teil 1 Das Zeitalter der Franzosischen Revolution 1789 1806 S 489 494 Munchen 1983 ISBN 3 406 00727 9 Gero von Wilpert Goethe Lexikon Kroners Taschenausgabe Band 407 Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 40701 9 S 130 745 747 Karl Otto Conrady Goethe Leben und Werk S 744 756 Dusseldorf und Zurich 1999 ISBN 3 538 06638 8 Nicholas Boyle Goethe Der Dichter in seiner Zeit Bd 2 1790 1803 S 798 883 884 907 910 Frankfurt a M 2004 ISBN 3 458 34750 X Quelle Bearbeiten Johann Wolfgang von Goethe Poetische Werke Band 5 S 699 781 Phaidon Verlag Essen 1999 ISBN 3 89350 448 6 Weblinks BearbeitenDie naturliche Tochter im Project Gutenberg Die naturliche Tochter im Projekt Gutenberg DE Die naturliche Tochter bei Zeno org Werke von Johann Wolfgang von Goethe Romane und NovellenDie Leiden des jungen Werthers Wilhelm Meisters theatralische Sendung Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten Wilhelm Meisters Lehrjahre Novelle Die Wahlverwandtschaften Wilhelm Meisters WanderjahreDramenDie Laune des Verliebten Die Mitschuldigen Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand Ein Fastnachtsspiel vom Pater Brey Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern Satyros oder Der vergotterte Waldteufel Prometheus Gotter Helden und Wieland Claudine von Villa Bella Clavigo Urfaust Egmont Erwin und Elmire Die Geschwister Lila Der Triumph der Empfindsamkeit Iphigenie auf Tauris Torquato Tasso Der Gross Cophta Der Burgergeneral Was wir bringen Stella Die naturliche Tochter Faust I Pandora Des Epimenides Erwachen Faust IIGedichte Lieder und BalladenDie Metamorphose der Pflanzen Vermachtnis Wandrers Sturmlied Mailied Willkommen und Abschied Mahomets Gesang Prometheus Geistesgruss Der Konig in Thule Der Fischer An den Mond Der Erlkonig Wandrers Nachtlied Das Gottliche Romische Elegien Nahe des 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