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Torquato Tasso ist ein Schauspiel in funf Aufzugen von Johann Wolfgang von Goethe das den italienischen Dichter Torquato Tasso 1544 1595 in den Mittelpunkt der Handlung stellt Das Stuck das sich streng an die klassische Regel von den drei Einheiten des Orts der Zeit und der Handlung halt entstand zwischen dem 30 Marz 1780 und dem 31 Juli 1789 Im Februar 1790 lag das Werk im Druck vor wurde aber erst am 16 Februar 1807 in Weimar uraufgefuhrt DatenTitel Torquato TassoGattung SchauspielOriginalsprache DeutschAutor Johann Wolfgang von GoetheErscheinungsjahr 1790Urauffuhrung 16 Februar 1807Ort der Urauffuhrung WeimarOrt und Zeit der Handlung Belriguardo ein LustschlossPersonenAlfons der Zweite Herzog von Ferrara Leonore von Este Schwester des Herzogs Leonore Sanvitale Grafin von Scandiano Torquato Tasso Antonio Montecatino StaatssekretarTitelblatt des Erstdrucks und zeitgenossischer Einband Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Handlung 3 Zitate 4 Entstehung 5 Interpretationen 5 1 Die Verrucktheit von Goethes Tasso 5 2 Autobiographische Bezuge 5 2 1 Selbstzeugnisse 5 3 Rezeption 6 Literatur 6 1 Werkausgaben 6 2 Sekundarliteratur 7 Audiovisuelle Medien 7 1 Fernsehspiele 7 2 Horbucher 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenDas Stuck spielt an einem Fruhlingstag um das Jahr 1577 Schauplatz ist Belriguardo ein Lustschloss von Alfons II dem Herzog von Ferrara Thema des Dramas ist neben der Liebe des jungen Tasso zur Prinzessin von Este der Schwester des Herzogs die Rolle des Dichters in der hofischen Gesellschaft Wenn Tasso sagt Einen Herrn Erkenn ich nur den Herrn der mich ernahrt Dem folg ich gern sonst will ich keinen Meister Frei will ich sein im Denken und im Dichten Im Handeln schrankt die Welt genug uns ein so meint er mit dem Herrn den Herzog mit dem Meister den Staatssekretar Antonio Montecatino und mit der Welt den Furstenhof Abweichend von der klassischen Dramentheorie erlebt Tasso keine Katharsis seine Probleme bleiben ungelost Goethes Stuck gilt heute als eines der ersten Kunstlerdramen der Literatur 1 Handlung Bearbeiten nbsp Eingangsportal zum Lustschloss Belriguardo in Voghiera bei FerraraErster AufzugGartenplatz Die Prinzessin und die Grafin von Scandiano Leonore Sanvitale bekranzen die Statuen des Vergil und des Ariost Dabei unterhalten sie sich uber Tasso Leonore schildert den Poeten Sein Auge weilt auf dieser Erde kaum Das weit Zerstreute sammelt sein Gemut Und sein Gefuhl belebt das Unbelebte Oft adelt er was uns gemein erschien Und das Geschatzte wird vor ihm zu nichts In diesem eignen Zauberkreise wandelt Der wunderbare Mann und zieht uns an Der Herzog kommt hinzu und prognostiziert zum Problem Tasso Die Menschen furchtet nur wer sie nicht kennt Und wer sie meidet wird sie bald verkennen Das ist sein Fall und so wird nach und nach Ein frei Gemut verworren und gefesselt Im Verlaufe der Handlung wird sich zeigen dass dies alles genau mit Tasso geschehen wird Der Herzog lasst aber Tasso in Ruhe und bittet auch die Damen Stort ihn wenn er denkt und dichtet in seinen Traumen nicht Tasso kommt und ubergibt dem Herzog sein neuestes poetisches Werk Der Herzog ist entzuckt und winkt seiner Schwester Die Prinzessin nimmt Vergils Kranz und Tasso empfangt kniend die schone Last auf sein schwaches Haupt Leonore applaudiert Der Zuschauer weiss zu Beginn der Auffuhrung noch nicht warum diese Begebenheit aussergewohnlich ist und warum Tasso den Kranz eigentlich nicht mag Der Zuschauer denkt hochstens Vorschusslorbeeren Indessen kommt Antonio von einem langeren Rom Aufenthalt zuruck Der Weltmann weilte in des Herzogs diplomatischem Dienst in der Metropole und hatte Erfolg Die Auszeichnung Tassos spielt er als wenig bedeutungsvoll herunter und lobt dagegen ausfuhrlich dass auch die Statue Ariostens geehrt wurde Die Prinzessin ergreift Partei fur Tasso und meint Antonio werde ihn besser zu wurdigen wissen wenn er Tassos Leistungen kennengelernt habe Der Herzog nimmt Antonio beiseite will von Rom horen Tasso geht mit den Damen Zweiter AufzugSaal Aus dem Zwiegesprach zwischen Tasso und der Prinzessin erfahrt der Zuschauer weshalb die Prinzessin Tasso schatzt Die Prinzessin war todkrank Als sie langsam genas war es Tasso der ihr unbekannt entgegentrat Und Es fingen schone Zeiten damals an Tasso liebt die Prinzessin Seine Liebeserklarung gipfelt in dem Satz Erlaubt ist was gefallt Zu seinem Leidwesen weist ihn die Prinzessin in seine Schranken Erlaubt ist was sich ziemt Doch ist nicht alles verloren denn die Prinzessin hat keinen Brautigam Noch weiss ich kein Verhaltnis das mich lockte Ermutigt entgegnet Tasso Das gottlichste erfuhr ich nur in dir Aber als er weiter auftrumpft kommt die Ernuchterung Nicht weiter Tasso Die Prinzessin wunscht Tasso und Antonio mogen Freunde sein Tasso kommt dem Wunsch sturmisch nach und trifft auf einen reservierten Antonio Tasso bittet unausgesetzt um gut Wetter Hier ist meine Hand Schlag ein Doch Antonio beleidigt Tasso so lange bis der Dichter den Degen blank zieht Dies ist die schiere Unmoglichkeit an einem Furstenhof der sich als gewaltfreier Bezirk versteht Das muss der Herzog bestrafen Die Strafe fallt milde aus Tasso bleib auf deinem Zimmer Tasso nimmt die Strafe ernster als der Herzog sie gemeint hat Der Herzog ist um Vermittlung bemuht und fordert Antonio auf Stelle die Ruhe wieder her Zuvor soll Leonore Sanvitale so empfiehlt der Herzog weiter Tasso Mit zarter Lippe zu besanftgen suchen Dritter AufzugDen beiden letztgenannten Wunschen des Herzogs wird nun entsprochen Leonore Sanvitale deutet an was sie an Tasso interessant findet und erklart sie Leonore wolle mit ihm nach Rom oder Florenz gehen und konnte auf sein Gemut als eine Freundin wirken Die Prinzessin will sich aber Tasso nicht wegnehmen lassen denn Ich musst ihn lieben weil mit ihm mein Leben Zum Leben ward wie ich es nie gekannt Als Leonore allein ist kommt ans Licht weshalb sie der Prinzessin Tasso abspenstig machen will Leonore besitzt fast alles Gemahl und Sohn und Guter Rang und Schonheit Aber fragt sie sich Was fehlt dir noch Ihre Antwort Das was verganglich ist bewahrt sein Tassos Lied Die Dame ist auf den eigenen Nachruhm aus Als Antonio vom Herzog ausgeschickt die Szene betritt will Leonore Sanvitale sehn ob wir ihn zahmen konnen Doch Antonio setzt Tasso weiter herab Die letzten Enden aller Dinge will sein Geist zusammenfassen das gelingt kaum einem unter Millionen Menschen Dennoch wolle er Tasso bei Hofe dulden An ihm solle es nicht liegen Dann sagt er Leonore genau was sie tun soll Leonore soll zu Tasso hingehen und ihn ruhigstellen Hernach wolle Antonio selbst zu Tasso aufs Zimmer und mit ihm reden Vierter AufzugZimmer Tasso auf Weisung des Herzogs in seinem Zimmer harrend glaubt die Prinzessin sei sein Als Leonore Sanvitale im Auftrag Antonios kommt verhehlt er ihr die Krankung nicht die er von dem schroffen Mann erfahren hat Als Tasso wieder allein ist erklart er sich ihr Verhalten so Nun kommt sie als ein Werkzeug meines Feindes sie schleicht heran und zischt mit glatter Zunge die kleine Schlange zauberische Tone Ihr Angebot mit ihr nach Florenz zu gehen nimmt er nicht an Ich will hinweg und weiter als ihr denkt Antonio sucht Tasso in seinem Zimmer auf bringt ihm die Freiheit wieder und rat ihm den Hof nicht zu verlassen Vollende hier dein Werk hier ist dein Platz Tasso besteht darauf er will nach Rom Entweder er oder Antonio soll den Herzog darum bitten Antonio halt nichts von dieser Idee doch er geht Wie zuvor Tasso Leonore durchschaut hat so glaubt er nun auch Antonio zu durchschauen Er Antonio spielt den Schonenden den Klugen dass man nur recht krank und ungeschickt mich finde bestellet sich zum Vormund dass er mich zum Kind erniedrige Die Ankunft dieses Manns hat sein ganz Geschick zerstort uberlegt Tasso Und was das Schlimmste fur ihn ist Auch du Geliebte Furstin du entziehst dich mir In diesen truben Stunden hat sie mir kein einzig Zeichen ihrer Gunst gesandt Funfter AufzugGarten nbsp Alfons II Herzog von FerraraAntonio teilt dem Herzog Tassos Wunsch mit Eigennutzig will der Herzog Tasso nicht an benachbarte italienische Herrscher verlieren Antonio halt dem Herzog alle schlechten Eigenschaften Tassos vor Wahrend Antonio Tasso zum Bleiben am Hofe riet rat er dem Herzog Tasso nach Rom zu entlassen denn sein launisch Missbehagen ruht auf dem breiten Polster seines Glucks Tasso erbittet vom Herzog sein letztes poetisches Werk zuruck weil er in Rom daran feilen mochte Der Herzog betrachtet das Gedicht als sein Eigentum Er denkt nicht an Ruckgabe sondern verspricht eine Kopie Spatestens jetzt ahnt der Zuschauer weshalb Tasso eingangs den Lorbeerkranz nicht mochte Der Dichter fuhlt sich unverstanden allein gelassen Tasso halt sein Werk fur verbesserungsbedurftig Der kunstsinnige Herzog missbraucht das schone Gedicht zur Selbstdarstellung Die Prinzessin die Tasso so liebt versteht ihn anscheinend auch nicht wenn sie zu ihm sagt Dir kann man nichts mehr geben denn du wirfst unwillig alles weg was du besitzest Diese Leidenschaft diese Raserei bringt Tasso zur Sprache wenn er von seinem Gluck spricht also seiner Liebe zur Prinzessin Die Prinzessin dampft Wenn ich dich Tasso langer horen soll so massige die Glut die mich erschreckt Tasso aber hat bis zuletzt Hoffnung So schwarmt er weiter spricht seine Sehnsucht nach der Prinzessin aus Das zweite ausserordentliche Vorkommnis in diesem Schauspiel lasst nicht lange auf sich warten Tasso fallt ihr in die Arme und druckt sie fest an sich Unerhort was sich Tasso wieder leistet Das ist Majestatsbeleidigung Die Prinzessin stosst ihn von sich und eilt hinweg Der Herzog der sich mit Leonore und Antonio langsam genahert hatte sagt zu Antonio Er kommt von Sinnen halt ihn fest Nun da ihn die Prinzessin endgultig verlassen hat ist Tasso so schrecklich allein Diesen Verlust verwindet er nicht Das dritte ausserordentliche Vorkommnis in diesem Schauspiel hangt mit dem zweiten zusammen und folgt sogleich Es ist die merkwurdigste seelische Ausserung im ganzen Stuck und burdet selbst dem gestandenen Zuschauer ein nahezu unlosbares Ratsel auf Uberraschend ergibt sich Tasso in sein Schicksal Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt Gab mir ein Gott zu sagen wie ich leide Bevor Tasso ganz verstummt artikuliert er sein Weh in einer Klage in dem Gleichnis von dem Fels und dem auf der Meereswoge strandenden Schiffer Antonio den er vormals als seinen Feind erkannte soll nun auf einmal der rettende Fels sein an dem der Schiffer Tasso eigentlich scheitern sollte aber an den er sich nun klammert in der Seenot Der Vorhang fallt Zitate BearbeitenEs bildet ein Talent sich in der Stille Sich ein Charakter in dem Strom der Welt Leonore I 2 So fuhlt man Absicht und man ist verstimmt Tasso II 1 2 Der Mensch erkennt sich nur im Menschen nur Das Leben lehret jedem was er sei Antonio II 3 O blicke nicht nach dem was jedem fehlt Betrachte was noch einem jeden bleibt Leonore III 2 Wir hoffen immer und in allen Dingen ist besser hoffen als verzweifeln Antonio III 4 Des Lebens Muhe lehrt uns allein des Lebens Guter schatzen Antonio V 1 Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt Gab mir ein Gott zu sagen wie ich leide Tasso V 5 3 Entstehung BearbeitenGoethe lernte Tassos Hauptwerk Das befreite Jerusalem durch eine 1744 publizierte deutschsprachige Ubersetzung kennen die sich im Besitz seines Vaters befand Die Einleitung des Herausgebers Johann Friedrich Kopp und Aufsatze Wilhelm Heinses in der Zeitschrift Iris gaben ihm Bezug zu Tassos Biografie Im Marz 1781 begann Goethe mit der Niederschrift des Stuckes im November desselben Jahres beendete er den ersten Akt Nach monatelanger Unterbrechung nahm der Autor die Arbeiten am 19 April 1781 wieder auf und trug Herzogin Luise am 25 August im Tiefurt die beendeten Abschnitte vor Ein heute verschollenes Manuskript erhielt auch Barbara Schulthess Auf seiner Italienreise besuchte Goethe Tassos angebliches Gefangnis in Ferrara und besichtigte in Sant Onofrio al Gianicolo auch eine Abbildung von dessen Totenmaske Im Fruhjahr 1788 las er Pierantonio Serassis Tasso Biografie wodurch die Arbeit an dem Manuskript neuen Auftrieb erhielt Um den Jahreswechsel 1788 89 konsultierte Goethe auch mehrmals Karl Philipp Moritz aufgrund von Formfragen 1789 wurde das Drama letztlich beendet und 1790 im sechsten Band der bei Georg Joachim Goschen erschienen Werkausgabe publiziert Die letzten Zeilen daran schrieb Goethe auf Belvedere bei Weimar 4 Einer Buhnenfassung stand der Autor kritisch gegenuber und sah sein Stuck als theaterscheues Werk an Die zur Urauffuhrung verwendete gekurzte Fassung schrieb Goethe moglicherweise nur aufgrund des Drangens der beteiligten Schauspieler 5 Interpretationen BearbeitenDie Verrucktheit von Goethes Tasso Bearbeiten nbsp Torquato TassoNach Ende des funften Aufzugs sitzt der Zuschauer betroffen und mochte den Sinneswandel verstehen der sich darin offenbart dass Tasso ausgerechnet bei Antonio Halt finden soll Zunachst bietet sich die einfache Auslegung des Herzogs an Tasso soll von Sinnen gekommen also wahnsinnig geworden sein Eine andere Interpretation ware dass Tasso kapituliert hat und dem eigentlichen Sieger gegenuber eine typische Demutshaltung einnimmt analog der des Wolfs der dem uberlegenen Rivalen im Zweikampf die Kehle zum Zubeissen darbietet Zuvor hat Tasso standig versucht gegen die Normen der hofischen Gesellschaft zu rebellieren d h seine Gedanken ohne Mass und Ordnung zur Geltung zu bringen gemass dem Motto Erlaubt ist was gefallt Bereits in der Spaziergangszene weist ihn die Prinzessin mit den Gegenworten zurecht Erlaubt ist was sich ziemt Die goldene Zeit die Tasso wiederherstellen will ist fur sie ein blosser Topos der es ihr erlaubt ins Schwarmen uber die gute alte Zeit zu geraten Tasso hingegen will die mit dem Topos verbundenen Ideale in der Wirklichkeit umsetzen Sein ungeschickter Versuch um die Prinzessin zu werben macht ihm jedoch deutlich dass sein Traum an der hofischen Wirklichkeit zerplatzt ist und der Schluss zeigt dass Tasso das eingesehen hat Demnach brachte der Schluss nicht Tassos Irrsinn sondern seine tiefe Verzweiflung und Resignation zum Ausdruck 6 Autobiographische Bezuge Bearbeiten Bei der Lekture bzw beim Betrachten von Goethes Torquato Tasso stellt sich unweigerlich die Frage ob Goethe mit Tasso sich selbst mit der Prinzessin die Frau von Stein und mit dem Hof der Este den Weimarer Hof meint Goethe lebte seit dem 7 November 1775 am Weimarer Hofe in seinem Drama fuhrt er dem Publikum die Einschrankungen vor denen der feinfuhlige Dichter der allein nach Vollendung im Werk strebt von Seiten der schnoden Welt ausgesetzt sei 1786 reiste Goethe von Karlsbad aus Hals uber Kopf nach Italien ab Hieruber berichtet er spater in seinem Reisetagebuch Italienische Reise In der Eintragung vom 16 Oktober 1786 ist der fruheste Hinweis auf eine Beschaftigung Goethes mit dem historischen Torquato Tasso zu finden Goethe unternahm in Ferrara der ehemaligen Residenz der Este den Versuch Spuren nachzugehen die der historische Torquato Tasso in deren Herrschaftsbereich hinterlassen hatte Diesen Versuch gab er aber schnell auf Auf seiner Reise hat sich Goethe im Oktober 1786 nur kurz in Ferrara aufgehalten Belriguardo den Schauplatz seines Dramas hat er nie besucht Selbstzeugnisse Bearbeiten nbsp Alexander Demetrius Goltz Burgschauspieler Josef Kainz in der Rolle des Torquato Tasso 1910 Heute fruh sieben Uhr deutschen Zeigers hier angelangt bereite ich mich morgen wieder wegzugehen Zum erstenmal uberfallt mich eine Art von Unlust in dieser grossen und schonen flachgelegenen entvolkerten Stadt Dieselben Strassen belebte sonst ein glanzender Hof hier wohnte Ariost unzufrieden Tasso unglucklich und wir glauben uns zu erbauen wenn wir diese Statte besuchen Ariosts Grabmal enthalt viel Marmor schlecht ausgeteilt Statt Tassos Gefangnis zeigen sie einen Holzstall oder Kohlengewolbe wo er gewiss nicht aufbewahrt worden ist Auch weiss im Hause kaum jemand mehr was man will Endlich besinnen sie sich um des Trinkgeldes willen Es kommt mir vor wie Doktor Luthers Tintenklecks den der Kastellan von Zeit zu Zeit wieder auffrischt Die meisten Reisenden haben doch etwas Handwerkspurschenartiges und sehen sich gern nach solchen Wahrzeichen um Auszug aus Goethes Italienischer Reise Tagebucheintrag Ferrara den 16 Oktober 1786 nachts uber Goethes Suche nach Spuren die Torquato Tasso in Ferrara hinterlassen hat Darauf suchten wir das Freie und kamen nach einem grossen Spaziergange auf S Onofrio wo Tasso in einem Winkel begraben liegt Auf der Klosterbibliothek steht seine Buste Das Gesicht ist von Wachs und ich glaube gern dass es uber seinen Leichnam abgeformt ist Nicht ganz scharf und hie und da verdorben deutet es doch im ganzen mehr als irgendein anderes seiner Bildnisse auf einen talentvollen zarten feinen in sich geschlossenen Mann Auszug aus Goethes Italienischer Reise Tagebucheintrag Rom Den 16 Februar 1787 7 Was die Maske des Tasso betrifft so hat es mit derselben folgende Bewandtnis Er starb zu Rom im Kloster St Onofrio wo man von seinem Gesicht nach dem Tod einen Abguss machte Man setzte die Maske auf eine Buste die noch in der Bibliothek benannten Klosters steht Schreiben Goethes vom 18 Marz 1816 Ich hatte das Leben Tassos ich hatte mein eigenes Leben und indem ich zwei so wunderliche Figuren mit ihren Eigenheiten zusammenwarf entstand in mir das Bild des Tasso dem ich als prosaischer Kontrast den Antonio entgegenstellte wozu es mir auch nicht an Vorbildern fehlte Die weiteren Hof Lebens und Liebesverhaltnisse waren ubrigens in Weimar wie in Ferrara und ich kann mit Recht von meiner Darstellung sagen sie ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch Gesprach mit Johann Peter Eckermann am 6 Mai 1827 5 ich hatte in meinen letzten Banden bey Goschen das Moglichste gethan z B in meinen Tasso des Herzensblutes vielleicht mehr als billig ist transfundirt und doch meldete mir dieser wackere Verleger dessen Wort ich in Ehren halten muss dass diese Ausgabe keinen sonderlichen Abgang habe Brief Goethes aus dem Jahre 1829 an Christoph Friedrich Ludwig Schultz Jurist preussischer Staatsrat 1781 1834 Meine Iphigenie und mein Tasso sind mir gelungen weil ich jung genug war um mit meiner Sinnlichkeit das Ideelle des Stoffs durchdringen und beleben zu konnen Johann Peter Eckermann uber ein Gesprach mit Goethe am 4 Februar 1829 Rezeption Bearbeiten nbsp Torquato Tasso und die beiden Leonoren Gemalde von Karl Ferdinand Sohn 1839Caroline Herder schreibt Von diesem Stuck dem Tasso sagte er Goethe mir im Vertrauen den eigentlichen Sinn Es ist die Disproportion des Talents mit dem Leben 8 9 Goethe erhalt von Friedenthal 10 das hochste Lob fur den kunstvollen Bau des Tasso John Stuart Mill schreibt The incidents of a dramatic poem may be scanty and ineffective though the delineation of passion and character may be of the highest order as in Goethe s gloriousTorquato Tasso 11 Conrady 12 hebt die beinahe nicht zu ubertreffende gebundene Rede der Dichtung hervor Bertolt Brecht hingegen meint in seinem Aufsatz Der regelmassige Jambus im Drama mit Bezug ausdrucklich auf Goethes Torquato Tasso als Beispiel Selbst in Meisterhanden vergewaltigt der regelmassig gebaute Jambus Sprache und Gestus 13 Conrady 14 charakterisiert den Tasso als makelloses Kunstwerk dessen Teile innerlich harmonisch verknupft sind Wolfgang Koeppen schrieb zwischen 1978 und 1983 eine Geschichte mit dem Titel Tasso oder die Disproportion 15 Literatur Bearbeiten nbsp Titelblatt des ErstdruckesWerkausgaben Bearbeiten Erstdruck J W Goethe Torquato Tasso Ein Schauspiel Aechte Ausgabe Leipzig G J Goschen 1790 222 S Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Johann Wolfgang von Goethe Torquato Tasso Ein Schauspiel Halle a S Druck und Verlag von Otto Hendel 1886 100 S Johann Wolfgang von Goethe Poetische Werke Band 5 S 611 697 Phaidon Verlag Essen 1999 ISBN 3 89350 448 6Sekundarliteratur Bearbeiten Geordnet nach dem Erscheinungsjahr Ludwig Eckardt Vorlesungen uber Goethe s Torquato Tasso Vorgetragen in der Aula der Berner Hochschule Versuch eines litterarisch asthetischen Kommentars fur Freunde des Dichters und hohere Lehranstalten Chr Fischer Bern 1852 BSB Munchen Richard Friedenthal Goethe Sein Leben und seine Zeit Munchen Piper 1963 S 344 348 Leo Kreutzer Mein Gott Goethe Reinbek Rowohlt 1980 Sven Aage Jorgensen Klaus Bohnen Per Ohrgaard Aufklarung Sturm und Drang fruhe Klassik 1740 1789 S 502 504 In Helmut de Boor Hrsg Richard Newald Hrsg Geschichte der deutschen Literatur Band VI Munchen 1990 ISBN 3 406 34573 5 Bernhard Greiner Mit meinen Augen hab ich es gesehn Das Urbild jeder Tugend jeder Schone Das Schone als Symbol des klassischen Theaters Torquato Tasso In Euphorion Zeitschrift fur Literaturgeschichte 86 1992 S 171 187 Nicholas Boyle Goethe Der Dichter in seiner Zeit Bd 1 1749 1790 S 702 726 Munchen 1995 ISBN 3 406 39801 4 Gero von Wilpert Goethe Lexikon Kroners Taschenausgabe Band 407 Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 40701 9 S 1047 1048 1079 1081 Karl Otto Conrady Goethe Leben und Werk S 476 486 Dusseldorf und Zurich 1999 ISBN 3 538 06638 8 Jurgen Klein Der Weg zum Bremer Tasso Torquato Tasso Johann Wolfgang Goethe Peter Stein in Flandziu Halbjahresschrift fur Literatur der Moderne N F Jg 12 2020 Heft 1 2 Doppelheft Audiovisuelle Medien BearbeitenFernsehspiele Bearbeiten 1964 Torquato Tasso Regie Josef Gielen Darsteller Oskar Werner Torquato Tasso Erwin Linder Alfons II Herzog von Ferrara Gisela Hessenbruch Leonore von Este Schwester des Herzogs Susanne Korda Leonore Sanvitale Grafin von Scandiano Gert Westphal Antonio Montecatino Staatssekretar 1982 Torquato Tasso Regie Claus Peymann Darsteller Branko Samarovski Torquato Tasso Ulrich Pleitgen Herzog von Ferrara Barbara Nusse Leonore von Este Kirsten Dene Leonore Sanvitale Martin Schwab Antonio 1984 Torquato Tasso Regie Friedo Solter Deutsches Theater Berlin Darsteller Christian Grashof Torquato Tasso u a Horbucher Bearbeiten J W Goethe Torquato Tasso in Gustaf Grundgens Theaterstucke Bayerischer Rundfunk 1950 www die audiothek de ProduktkatalogWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Torquato Tasso Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Torquato Tasso im Project Gutenberg Torquato Tasso im Projekt Gutenberg DE Torquato Tasso bei Zeno org Tasso im Google Goethe Homepage der Delizia di Belriguardo italienisch Einzelnachweise Bearbeiten Ritchie Robertson Goethe A Very Short Introduction Oxford University Press Oxford 2016 ISBN 978 0 19 968925 5 S 90 93 Auch abgewandelt bzw falsch zitiert als Man merkt die Absicht und man ist verstimmt Wichtig auch wegen des Selbstzitats Goethes im Motto der Marienbader Elegie Einleitung Goethe Torquato Tasso ein Schauspiel Cotta Stuttgart 1873 Einleitung S V a b Jochen Golz Kommentierung zu Goethes Werke in zwolf Banden Dritter Band Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1988 5 Auflage S 609 ff vgl auch Leo Kreutzer in Mein Gott Goethe Reinbek bei Hamburg Rowohlt 1980 Kapitel Uber Torquato Tasso Werther und die Phantom Gesellschaft S 12 29 An der Aussenwand der Kirche Sant Onofrio in Rom wo im dortigen Konvent Tasso verstarb befindet sich seit 1993 eine Marmortafel mit der Inschrift Dem grossten deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe gewidmet der so die Italienische Reise Sant Onofrio am 2 Februar 1787 besucht und das ergreifende Schauspiel Torquato Tasso geschrieben hat Aus Caroline Herders Brief vom 20 Marz 1789 an ihren Gatten Herders Reise nach Italien S 296f Friedenthal S 347 9 Z v o John Stuart Mill What is Poetry 1833 Nachgedruckt in Critical Theory Since Plato Revised Edition 1992 Fort Worth Harcourt Brace Jovanovich S 551 556 Conrady S 478 12 Z v o in Bertolt Brecht Gesammelte Werke in 20 Banden Band 19 Suhrkamp Frankfurt Main 1967 S 420f Conrady S 478 16 Z v o in Wolfgang Koeppen Auf dem Phantasieross Frankfurt Main 2001 S 593 598 Werke von Johann Wolfgang von Goethe Romane und NovellenDie Leiden des jungen Werthers Wilhelm Meisters theatralische Sendung Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten Wilhelm Meisters Lehrjahre Novelle Die Wahlverwandtschaften Wilhelm Meisters WanderjahreDramenDie Laune des Verliebten Die Mitschuldigen Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand Ein Fastnachtsspiel vom Pater Brey Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern Satyros oder Der vergotterte Waldteufel Prometheus Gotter Helden und Wieland Claudine von Villa Bella Clavigo Urfaust Egmont Erwin und Elmire Die Geschwister Lila Der Triumph der Empfindsamkeit Iphigenie auf Tauris Torquato Tasso Der Gross Cophta Der Burgergeneral Was wir bringen Stella Die naturliche Tochter Faust I Pandora Des Epimenides Erwachen Faust IIGedichte Lieder und BalladenDie Metamorphose der Pflanzen Vermachtnis Wandrers Sturmlied Mailied Willkommen und Abschied Mahomets Gesang Prometheus Geistesgruss Der Konig in Thule Der Fischer An den Mond Der Erlkonig Wandrers Nachtlied Das Gottliche Romische Elegien Nahe des Geliebten Venezianische Epigramme Der 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