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Charlotte Albertine Ernestine Freifrau von Stein geborene von Schardt auch erwahnt als Charlotta Ernestina Bernardina 1 25 Dezember 1742 in Eisenach 2 6 Januar 1827 in Weimar war eine Hofdame der Herzogin Anna Amalia und enge Vertraute von Herzogin Luise von Sachsen Weimar Eisenach geb von Hessen Darmstadt zudem enge Freundin von Johann Wolfgang von Goethe Johann Gottfried von Herders Familie und Friedrich von Schiller deren Werk und Leben stark durch sie beeinflusst wurde Sie war eine altere Schwester von Ernst Carl Constantin von Schardt Charlotte von SteinDas Haus der Frau von Stein Ackerwand 25 27 in WeimarGedenktafel am Haus Ackerwand 25 27Schloss KochbergGrab der Charlotte von Stein auf dem Historischen Friedhof Weimar Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Sonstiges 4 Nachwelt 5 Kinder 6 Briefe 7 Literatur 7 1 Genealogie 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenCharlotte von Stein durch ihre Beziehung zu Goethe in die deutsche Literaturgeschichte eingegangen war die Tochter des Herzoglich Sachsischen Kammerjunkers und spateren Hofmarschalls Johann Wilhelm Christian von Schardt 3 und der Konkordia Elisabeth von Irving 4 Sie verlebte ihre Kindheit und Jugend in der Scherfgasse 3 dem als Palais Schardt bekannten Gebaude Sie vermahlte sich als Hofdame der Herzogin Anna Amalia am 8 Mai 1764 mit dem herzoglichen Stallmeister von Sachsen Weimar Eisenach Gottlob Ernst Josias Friedrich Freiherr von Stein 5 15 Marz 1735 27 Dezember 1793 in Grosskochberg 6 Als schwarmerische Verehrerin von Goethe lernte sie diesen im November 1775 personlich kennen und wurde fast sieben Jahre alter als er und bereits Mutter von sieben Kindern von ihm bald gluhend geliebt In ungefahr 1700 Briefen 7 ist Goethes Liebe zu Charlotte von Stein dokumentiert Verzweifelt rang er um die Gunst der Hofdame die trotz ihrer Faszination fur Goethe anfanglich reserviert auf seine Besturmungen reagierte Als Goethe 1786 zu einer fast zweijahrigen Reise nach Italien aufbrach erlitt die Beziehung einen Bruch der auch nach Goethes Ruckkehr nicht mehr zu kitten war Zudem erschwerte Goethes Beziehung zu Christiane Vulpius eine spatere Annaherung Dass der Dichter die aus einfachen Verhaltnissen stammende Vulpius ihr vorzog hat Charlotte von Stein lange nicht verkraftet In ihrem Stuck Dido das erst nach ihrem Tod herausgegeben wurde Leipzig 1867 finden sich Anspielungen auf ihre Beziehung zu Goethe und zu anderen Hofangehorigen Der Frage ob diese Liebe nur erotisch platonischer oder auch sexueller Art war sind zahlreiche Spekulationen nachgegangen die alle gleich unfruchtbar waren Fest steht nur dass diese Liebesbeziehung sowohl fur Goethe als auch fur Charlotte von Stein von enormer lebensgeschichtlicher Bedeutung war Dass der Ehemann Josias von Stein vermutlich nicht auf diese Beziehung reagiert hat ist innerhalb des adligen Weimarer Kreises nichts Ungewohnliches Da Ehen in erster Linie aus wirtschaftlichen Grunden geschlossen wurden reagierten beispielsweise auch die Ehemanner Wilhelm von Wolzogen und Heinrich von Kalb auf die Affaren ihrer Frauen nicht Erst nach vielen Jahren gestaltete sich zwischen beiden wieder ein gewisses Freundschaftsverhaltnis das bis zum Tode der Frau von Stein die bereits 1793 Witwe geworden war andauerte Auch im Briefwechsel Goethes mit seiner Frau lasst sich das ablesen So hatten die Goethes ihren Sohn August von Goethe auch ofter zum Unterricht und zum Spielen zu ihr geschickt Die Briefe Charlotte von Steins weisen auf eine Personlichkeit die ebenso von kuhler Reserviertheit und Scharfsinn als auch einem hohen Mass an Sensibilitat gepragt war Eine Ahnlichkeit zu Goethes Schwester ist hiermit unverkennbar Charlottes schonstes Ehrendenkmal bleiben Goethes Briefe an Frau von Stein aus den Jahren 1776 1820 8 Eine wertvolle Erganzung haben sie erhalten durch die von Goethe aus Italien an sie gerichteten aber von ihm fur die Ausarbeitung seiner Italienischen Reise zuruckerbetenen Briefe die vorher im Goethe schen Hausarchiv zu Weimar aufbewahrt durch die Goethe Gesellschaft Weimar 1886 veroffentlicht wurden Ihre eigenen Briefe an Goethe hat Frau von Stein sich zuruckgeben lassen von ihrem Verbleib ist nichts bekannt Zahlreiche Briefe sind in dem Werk Charlotte von Schiller und ihre Freunde 9 enthalten Werke BearbeitenRino 1776 Dido 1794 Neues Freiheitssystem oder die Verschworungen gegen die Liebe 1798 Die zwey Emilien 1800 Charlotte von Stein schrieb vier Dramen deren Autorschaft nicht in Zweifel steht Davon wurde eines zu ihren Lebzeiten veroffentlicht 1803 erschien Die zwey Emilien anonym aber mit Schillers Namen auf der Titelseite 1923 wurde der Text unter dem Namen der Autorin neu aufgelegt Ein zweites verlorengegangenes Drama Die Probe wurde 1809 veroffentlicht und konnte Charlotte von Stein zugeschrieben werden Ausserdem schrieb sie zwei weitere unbenannte und inzwischen verlorengegangene Werke eine Geschichte die moglicherweise eine Bearbeitung einer franzosischen Geschichte war und eine weitere Komodie 10 Sonstiges BearbeitenIn seinem Buch Goethe und Anna Amalia Eine verbotene Liebe behauptet Ettore Ghibellino zwischen der Herzogin Anna Amalia und Goethe habe es eine Affare gegeben Charlotte von Stein habe nur geholfen diese vor der Offentlichkeit zu verschleiern Goethes Briefe an sie hatten Anna Amalia gegolten Diese These wird jedoch von der Mehrheit der Fachleute abgelehnt Dementgegen gelangt Veit Noll in einer Untersuchung Goethe im Wahnsinn der Liebe anhand eines Bekenntnisses von Goethe seiner Briefe und seines Verhaltens zu der Auffassung dass Goethe 1786 ursprunglich mit Charlotte und Fritz von Stein aus Weimar entfliehen und ohne Stand und Namen in der freien Welt leben wollte Charlotte von Stein musste bei tiefer Gegenliebe aus inneren und personlichen Grunden ablehnen So wandelte Goethe seine Flucht in die Reise nach Italien um In Anbetracht von Goethes Schweigen uber sein Wegbleiben wenigen schleierhaften Briefen von unbekanntem Ort und ihrer Unkenntnis der von Goethe fur sie geschriebenen Reisetagebucher bis Dezember 1786 wird die von ihr empfundene Frustration verstandlich Sie war der Meinung er habe sie mit ihrer Absage nun auf immer verlassen vgl An den Mond nach meiner Manier Goethe seinerseits fugte sich auf der Reise wieder in das platonisch liebende Verhaltnis und rang um ihre Liebe wie den Reisetagebuchern zu entnehmen ist Auch kann es als nahezu gesichert gelten dass Charlotte von Stein den Wunsch nach Sinnlichkeit von Goethe nach der der Liebende auch immer wieder strebte nicht gewahren liess nicht zulassen konnte Dies wird sowohl aus Nolls Ausfuhrungen zu den harten zeitgenossischen Strafregeln bei Ehebruch als auch aus der von ihm dargestellten Konkurrenzsituation der achtgebenden nach Goethe strebenden Furstin Anna Amalia deutlich Eine Ehescheidung war fur Charlotte von Stein undenkbar und unpraktikabel Da sie ihre entscheidende eheliche Aufgabe mit mehreren Kindern erfullte kam eine Ehescheidung nur aus hochst bosartigen Grunden mit entsprechendem Verfahren in Betracht Nichtharmonie der Ehegatten oder die Liebe zu einer anderen Person reichten fur eine Ehescheidung nicht aus Eine Ehe wurde auf Lebenszeit geschlossen die Liebe hatte der Ehe nicht die Ehe der Liebe zu folgen Ehescheidung oder Ehebruch hatten im Ubrigen in der absolutistischen Gesellschaft ganz erhebliche Nachteile fur die Reputation sowohl der Stein schen Familie einschliesslich ihrer Kinder als auch ihrer Herkunftsfamilie bewirkt Charlotte von Steins Verhalten ist demnach keine personlich psychologische Kalte sondern kopfgesteuerte Anpassung an das gesellschaftlich Gebotene Veit Noll analysiert des Weiteren wie Goethe sein Konfliktverhaltnis in Bezug auf Charlotte und Josias von Stein in der Iphigenie reflektiert In diesem Rahmen wird sowohl Charlotte von Steins Bekenntnis zur Ehe als auch Josias von Stein eben nicht gleichgultige Akzeptanz eines freundschaftlichen Verhaltnisses von Goethe und Charlotte von Stein verstandlich Augenscheinlich kannte er in diesem Zusammenhang die Briefe Goethes an seine Ehefrau nicht Die Lebenskonflikte und Verhaltensweisen sowie die Reflexion in und durch Goethes Literatur werden mit der Einbeziehung der zeitgenossischen Denkweisen von Recht und Moral zutiefst menschlich Die Klassik Stiftung Weimar zeigte vom 25 September bis zum 17 Dezember 2017 die Ausstellung Charlotte von Stein Schriftstellerin Freundin und Mentorin Das Goethe und Schiller Archiv prasentierte zu Ehren ihres 275 Geburtstages Erinnerungsstucke Werkmanuskripte und Bildnisse sowie Briefe aus der umfangreichen Korrespondenz mit Freunden und Familienmitgliedern Die Zeugnisse spiegeln damit die Vielfalt ihrer geistigen und kunstlerischen Interessen und vermitteln ein einpragsames dabei aber uberraschend nuchtern unsentimentales Portrat ihrer Zeit 11 Nachwelt BearbeitenDer Dichter Peter Hacks schrieb 1976 den Weltbestseller Ein Gesprach im Hause Stein uber den abwesenden Herrn von Goethe Es handelt sich um ein Monodrama in dem Charlotte von Stein in allen funf Akten allein zum Publikum bzw gelegentlich auch zum eigenen Ehemann spricht Die Urauffuhrung der Charlotte von Stein kreierte 1976 die Dresdner Schauspielerin Traute Richter die die Rolle uber 300 mal verkorperte 12 Dieses uberaus erfolgreiche Stuck stellt eine subtile Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Charlotte von Stein in ihrem Verhaltnis zu Goethe dar Kinder BearbeitenGottlob Carl Wilhelm Friedrich von Stein 3 Marz 1765 in Weimar 4 Marz 1837 in Kochberg Herr auf Kochberg 1786 1796 mecklenburgisch schwerinischer Kammerjunker und spaterer Kammerherr Gottlob Ernst von Stein 30 September 1767 in Kochberg 14 Juni 1787 in Wildenthal Jagdpage am Hof in Weimar Gottlob Friedrich Fritz Konstantin von Stein 26 Oktober 1772 in Weimar 3 Juli 1844 in Breslau Protege Goethes Jurist 1789 sachsen weimarischer Hofjunker Kammerassessor seit 12 Januar 1789 Student in Jena 1793 Besuch der Handelsakademie von Johann Georg Busch in Hamburg 1794 Kammerjunker 1798 preussischer Kriegs und Domanenrat in Breslau 1810 Generallandschaftsreprasentant Charlotte von Stein hatte ausser diesen Sohnen vier Tochter die sie fruhzeitig verlor 13 NichteAmalie von Helvig geb von ImhoffBriefe BearbeitenLudwig Rohmann Hrsg Briefe an Fritz von Stein Leipzig 1917 Ludwig von Urlichs Hrsg Charlotte von Schiller und ihre Freunde 3 Bde Stuttgart 1860 Johann Wolfgang von Goethe Lotte meine Lotte Band 1 Briefe 1776 1781 Band 2 Briefe 1782 1786 Berlin AB Die Andere Bibliothek 2014 Briefe von Goethe an Charlotte von Stein Literatur BearbeitenWilhelm Bode Charlotte von Stein 3 neubearbeitete Auflage Ernst Siegfried Mittler Verlag Berlin 1912 Sigrid Damm Sommerregen der Liebe Goethe und Frau von Stein Insel Verlag Berlin 2015 ISBN 978 3 458 17644 2 Richard Friedenthal Goethe Sein Leben und seine Zeit Piper TB 2850 Munchen Zurich 2005 ISBN 3 492 22850 X Jochen Klauss Charlotte von Stein Die Frau in Goethes Nahe Artemis und Winkler Zurich 1995 ISBN 3 7608 1121 3 Doris Maurer Charlotte von Stein Eine Biographie Erstausgabe 1997 5 Auflage Insel TB 2120 Frankfurt am Main Leipzig 2009 ISBN 978 3 458 33820 8 Doris Maurer Stein Charlotte Freifrau von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 141 Digitalisat Franz Muncker Stein Charlotte Freifrau von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 35 Duncker amp Humblot Leipzig 1893 S 602 605 Veit Noll Goethe im Wahnsinn der Liebe Oder Liebe kontra Recht und Moral Bd 1 Die Flucht 1786 Forschungsverlag Salzwedel 2014 ISBN 978 3 9816669 2 2 Bd 2 Tassos Botschaft Forschungsverlag Salzwedel 2016 ISBN 978 3 9816669 4 6 Lucian Puchalski Dichtung und Liebe Uber Goethes Briefe an Charlotte von Stein Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2022 ISBN 978 3 96023 423 4 Genealogie Bearbeiten Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Hauser auf das Jahr 1855 GGT Jg 5 Justus Perthes Gotha 1854 S 579 Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Hauser 1942 Teil A Uradel Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft In GGT Der Gotha bis 1942 Jg 92 Justus Perthes Gotha 1941 S 491 Walter von Hueck Friedrich Wilhelm Euler Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Hauser A Urael Band XIV Band 88 der Gesamtreihe GHdA C A Starke Limburg an der Lahn 1986 ISSN 0435 2408 ISBN 3 7980 0788 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Charlotte von Stein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Charlotte von Stein Quellen und Volltexte Literatur von und uber Charlotte von Stein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Charlotte von Stein in der Bibliotheca Augustana Charlotte Goethe and Freiherr von Stein Repertorium samtlicher Briefe Goethe an Frau von Stein Charlotte von Stein in Weimar und auf Schloss Kochberg Die Schriftstellerin Charlotte von Stein in Blog der Klassik Stiftung WeimarEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Bode Charlotte von Stein 3 neubearbeitete Auflage Ernst Siegfried Mittler Verlag Berlin 1912 S 8 Zum haufig angegebenen Geburtsort Weimar wird in der Charlotte v Stein Biographie von Bode Folgendes ausgefuhrt Die bisherigen Angaben wonach Charlotte v Stein in Weimar geboren sei sind falsch Wilhelm Bode Charlotte von Stein 3 neubearbeitete Auflage Ernst Siegfried Mittler Verlag Berlin 1912 S 8f Effi Biedrzynski Art Schardt Johann Wilhelm Christian von in Goethes Weimar Das Lexikon der Personen und Schauplatze Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1992 ISBN 3 7608 1064 0 S 363 f Effi Biedrzynski Art Schardt Konkordia Elisabeth von in Goethes Weimar Das Lexikon der Personen und Schauplatze Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1992 ISBN 3 7608 1064 0 S 364 f Jan Ballweg Josias von Stein Stallmeister am Musenhof Anna Amalias Ein vergessener Aspekt der Weimarer Klassik MatrixMedia Gottingen 2012 ISBN 978 3 932313 51 6 Lebensdaten von Freiherr Gottlob Ernst Josias Friedrich von Stein online ofb de abgerufen am 26 Dezember 2013 Richard Friedenthal Goethe 15 Aufl Piper Munchen 2005 S 230 A Scholl Hrsg Goethes Briefe an Frau von Stein aus den Jahren 1776 1820 Weimar 1848 1851 3 Bde 2 vervollstandigte Ausg von Fielitz Frankf a M 1883 1885 worin auch Dido abgedruckt ist Band 2 Stuttgart 1862 Susanne Kord Einleitung In Charlotte von Stein Dramen Gesamtausgabe G Olms Hildesheim New York 1998 ISBN 978 3 487 10331 0 S 11 12 Ausstellung Charlotte von Stein Schriftstellerin Freundin und Mentorin im Goethe und Schiller Archiv in Weimar vgl Peter Biele Das war s meine Lieben Traute Richter die Dresdner Schauspielerin in ihren Briefen Dingsda Verlag Querfurt 1999 Charlotte von Stein in Weimar und auf Schloss Kochberg Normdaten Person GND 118617222 lobid OGND AKS LCCN n80144528 VIAF 5073680 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stein Charlotte vonALTERNATIVNAMEN Stein Charlotte Albertine Ernestine von Stein Charlotta Ernestina Bernardina vonKURZBESCHREIBUNG Hofdame und enge Freundin von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von GoetheGEBURTSDATUM 25 Dezember 1742GEBURTSORT EisenachSTERBEDATUM 6 Januar 1827STERBEORT Weimar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charlotte von Stein amp oldid 238103244