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Bei Betrachtung von Schillers Schadel ist ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Jahr 1826 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Hintergrund 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksInhalt BearbeitenDas Gedicht beginnt mit den folgenden Versen Im ernsten Beinhaus wars wo ich beschaute Wie Schadel Schadeln angeordnet passten Die alte Zeit gedacht ich die ergraute Sie stehn in Reih geklemmt die sonst sich hassten Und derbe Knochen die sich todlich schlugen Sie liegen kreuzweis zahm allhier zu rasten Der an der Barockliteratur orientierte Gedichtanfang in vanitasnahen Reflexionen zur Verganglichkeit des Irdischen hellt sich gegen Ende des Textes auf Der Schadel des Genies wird sprechend und vom leeren zum gefullten Gefass Religiose Andacht darf auch dem grossen Kunstler gelten Geheim Gefass Orakelspruche spendend Wie bin ich wert dich in der Hand zu halten Die beiden letzten der Gott Natur gewidmeten Zeilen lesen sich wie ein Loblied auf die Schrift Wie sie das Feste lasst zu Geist verrinnen Wie sie das Geisterzeugte fest bewahre Als Goethe dieses Gedicht schrieb hatte er einen Totenschadel vor sich den er fur den Friedrich Schillers hielt Dies geschah allerdings nicht im Beinhaus sondern in Goethes Haus wo der Schadel auf einem blauen Samtkissen unter einem Glassturz lag Hintergrund BearbeitenFriedrich Schiller starb 1805 Sein Leichnam wurde im Kassengewolbe des Jakobskirchhofes in Weimar beigesetzt Ende 1825 meldete die Verwaltung das Kassengewolbe musse dringend zusammengeraumt werden weil fast gar kein Sarg mehr hineingestellt werden konne Am 13 Marz 1826 stiegen der Weimarer Burgermeister Carl Leberecht Schwabe der Oberbaudirektor Clemens Wenzeslaus Coudray der Leihmedicus Dr Schwabe und der Stadtschreiber und Hofadvokat Aulhorn in die Gruft Doch dort herrschte ein Chaos von Moder und Faulnis und als die Untersuchung der Namensschilder nicht dazu fuhrte Gewissheit und Wahrheit daruber zu erlangen welches hier die irdischen Uberreste Schillers seien wurde das Unternehmen abgebrochen In einer heimlichen Nachtaktion bestellte Carl Leberecht Schwabe einen Totengraber und drei Tagelohner um Mitternacht auf den Friedhof verpflichtete sie zu absolutem Stillschweigen und liess sie nach den Gebeinen Schillers suchen Diese Aktion dauerte drei Nachte dann hatte Schwabe dreiundzwanzig Schadel beisammen die er in einem Sack zu sich nach Hause bringen liess Dort zog Schwabe der Schiller noch personlich gekannt hatte auch den noch lebenden Sargtischler und Schillers Diener Rudolf hinzu um den richtigen Schadel herauszufinden indem sie die Schadel durch Messungen mit Schillers Totenmaske die Ludwig Klauer abgenommen hatte verglichen Am Ende wahlte Schwabe den grossten Schadel der sich durch seine Grosse und durch edle regelmassige Gestaltung von den anderen abhob Als in Weimar das Vorgehen des Burgermeisters bekannt wurde waren vor allem Familien deren Angehorige im Kassengewolbe bestattet waren emport Doch der Grossherzog und Goethe zollten Burgermeister Schwabe dankendste Anerkennung Schwabe schlug nun als neuen Bestattungsort fur Schiller einen prominenten Platz auf dem Friedhof vor Welche Zierde fur den von uns so sehr gepflegten Gottesacker wenn in einem einfachen Sarkophag mit einer nur einfachen Saule hier Schillers Schadel der Erde ubergeben wurde und zwar auf dem hochsten Punkt des Gottesackers dass jeder Fremde schon aus der Ferne das Grab des geliebten Dichters erblicken und frei und ungehindert auf einen jedem zuganglichen Platz sich der Grabstatte nahern konnte Schmitz Was geschah mit Schillers Schadel Diesen Platz jedoch hatte sich der Grossherzog Karl August fur die Furstengruft vorbehalten Er ausserte aber seine Ansicht als Privatperson ob es nicht am wurdigsten ware wenn Schillers Schadel statt in die verhullende und zerstorende Erde versenkt zu werden lieber fur immer auf der Bibliothek in einem besonderen anstandig eingerichteten Behaltnis aufbewahrt wurde Schmitz Was geschah mit Schillers Schadel Denn immerhin verfuge Weimar ja auf diese Weise auch uber den Schadel des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz Unter Berufung auf den Reliquienkult der Kirche wurde Schillers Schwagerin Caroline von Wolzogen und die anderen Mitglieder der Familie uberredet Schillers Schadel fur die Aufbewahrung in der Bibliothek freizugeben Am 17 September 1826 wurde Schillers Schadel in einer Feierstunde in der Furstlichen Bibliothek im Piedestal der lebensgrossen Marmorbuste des Bildhauers Johann Heinrich Dannecker deponiert Anlasslich dieses Festakts dichtete Goethe die Terzinen Bei Betrachtung von Schillers Schadel Goethe selbst nahm allerdings nicht an der Feier teil Bei diesem Festakt stellte August von Goethe ein Grabmal fur die noch nicht geborgenen Gebeine Schillers in Aussicht Der Schlussel zu Schillers Schadel befand sich in den Handen von Goethe personlich Bereits in der Nacht vom 25 auf den 26 September 1826 der Nacht in der er dieses Gedicht schrieb beherbergte Goethe den Schadel im Gartenhaus seines Anwesens am Frauenplan Gegen Ende des Jahres bewahrte Goethe den Schadel auf blauem Samt unter einem Glassturz in seinem Haus auf Am 29 Dezember 1826 berichtete Wilhelm von Humboldt in einem Brief an seine Frau Heute nachmittag habe ich bei Goethe Schillers Schadel gesehen Goethe und ich Riemer war noch dabei haben lange davor gesessen und der Anblick bewegt einen gar wunderlich Was man lebend so gross so teilnehmend so in Gedanken und Empfindungen bewegt vor sich gesehen hat das liegt nun so starr und tot wie ein steinernes Bild da Goethe hat den Kopf in seiner Verwahrung er zeigt ihn niemand Ich bin der einzige der ihn bisher gesehen und er hat mich gebeten es nicht zu erzahlen Schmitz Was geschah mit Schillers Schadel nbsp Weimarer FurstengruftAm 16 Dezember 1827 wurden die angeblichen sterblichen Uberreste Schillers in die Furstengruft uberfuhrt Im Zweiten Weltkrieg wurden die Sarge von Goethe und Schiller in einen Jenaer Sanitatsbunker ausgelagert Bereits am 12 Mai 1945 konnten diese zuruck in die Furstengruft gebracht werden Nach einer DNA Analyse des Schadels mit dem Erbgut eines engsten Verwandten des Dichters wurde im Jahr 2008 eindeutig bewiesen dass es sich bei dem Totenschadel in der Weimarer Furstengruft nicht um den Schadel von Schiller handelt 1 Der Sachverhalt wurde von Hellmut Seemann dem Prasidenten der Klassik Stiftung Weimar bestatigt Auch das Skelett stammt nicht von Schiller 2 3 Literatur BearbeitenSchillers Schadel Physiognomie einer fixen Idee Hrsg von Jonas Maatsch und Christoph Schmalzle Begleitband zur Ausstellung der Klassik Stiftung Weimar im Schiller Museum Weimar Wallstein Gottingen 2009 ISBN 978 3 8353 0575 5 Rainer Schmitz Was geschah mit Schillers Schadel Alles was Sie uber Literatur nicht wissen Eichborn Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 8218 5775 7 Albrecht Schone Schillers Schadel C H Beck Munchen 2002 ISBN 3 406 48689 4 Peter Braun Schiller Tod und Teufel Rede des Herrn von G vor einem Totenschadel Artemis amp Winkler Dusseldorf Zurich 2005 ISBN 3 538 07198 5 Julius Schwabe Schillers Beerdigung und die Aufsuchung und Beisetzung seiner Gebeine Nach den Aktenstucken und authentischen Mitteilungen aus dem Nachlasse des Hofrats und ehemaligen Burgermeisters von Weimar Carl Leberecht Schwabe Nachdruck Georg Kummers Verlag Leipzig 1932 Herbert Ullrich Friedrich Schiller Zwei Schadel zwei Skelette und kein Ende des Streites Verlag fur Wissenschaft und Forschung Berlin 2007 ISBN 978 3 89700 412 2 Thomas Persdorf Caroline und der 53 Gast Roman uber die sonderbare Geschichte von Schillers mehrfachen Beisetzungen und der Suche nach seinem Schadel Engelsdorfer Verlag 2009 ISBN 978 3 86901 624 5 Einzelnachweise Bearbeiten DNA Analyse Kein Schadel von Friedrich Schiller in Furstengruft faz net 3 Mai 2008 spiegel de gerichtsmedizin at Memento vom 22 Februar 2014 im Internet Archive Weblinks BearbeitenOriginaltext bei Projekt Gutenberg Goethezeitportal Das Ratsel um die Knochen Schillers TAZ Der Friedrich Schiller CodeWerke von Johann Wolfgang von Goethe Romane und NovellenDie Leiden des jungen Werthers Wilhelm Meisters theatralische Sendung Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten Wilhelm Meisters Lehrjahre Novelle Die Wahlverwandtschaften Wilhelm Meisters WanderjahreDramenDie Laune des Verliebten Die Mitschuldigen Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand Ein Fastnachtsspiel vom Pater Brey Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern Satyros oder Der vergotterte Waldteufel Prometheus Gotter Helden und Wieland Claudine von Villa Bella Clavigo Urfaust Egmont Erwin und Elmire Die Geschwister Lila Der Triumph der Empfindsamkeit Iphigenie auf Tauris Torquato Tasso Der Gross Cophta Der Burgergeneral Was wir bringen Stella Die naturliche Tochter Faust I Pandora Des Epimenides Erwachen Faust IIGedichte Lieder und BalladenDie Metamorphose der Pflanzen Vermachtnis Wandrers Sturmlied Mailied Willkommen und Abschied Mahomets Gesang Prometheus Geistesgruss Der Konig in Thule Der Fischer An den Mond Der Erlkonig Wandrers 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