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Kampagne in Frankreich 1792 ist eine autobiographische Prosaschrift von Johann Wolfgang von Goethe 1819 bis 1822 geschrieben liegen die Kriegserinnerungen 1822 im Erstdruck vor Goethe schildert darin seine Teilnahme am Feldzug deutscher und osterreichischer Monarchen gegen das jakobinische Frankreich die sein Landesvater der Herzog von Weimar der bereits als preussischer Regimentskommandeur im Felde stand von seinem Jugendfreund Goethe erbeten hatte Nach der Kanonade von Valmy erzwingt die franzosische Revolutionsarmee unter Dumouriez und Kellermann den verlustreichen Ruckzug der preussisch osterreichischen Allianz unter dem Herzog von Braunschweig und dem preussischen Konig Friedrich Wilhelm II Der Erstdruck erschien unter dem Titel Aus meinem Leben Zweiter Abteilung Funfter Band Auch ich in der Champagne Goethe 1814 Inhaltsverzeichnis 1 Anmarsch 2 Vormarsch 3 Valmy 4 Ruckzug 5 Rezeption 6 Briefe 7 Literatur 8 Horbuch 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAnmarsch Bearbeiten23 August 1792 nbsp Ludwig XVI Konig von FrankreichGoethe seinem Herzog dem furstlichen General verpflichtet reist von Weimar aus mit Kutsche und Diener Paul Goetze uber Mainz nach Trier Auf dem Wege nach Luxemburg bestaunt er das Monument in der Nahe von Igel Bei Grevenmacher wird Goethe mit den Auswirkungen der Revolution direkt konfrontiert Er sieht einen Korps Emigrierte das aus lauter Edelleuten meist Ludwigsrittern besteht Sie hatten weder Diener noch Reitknechte sondern besorgten sich selbst und ihr Pferd Am 27 August trifft Goethe bei Praucourt in der Nahe von Longwy auf das Herzogl Weimarische Regiment 28 AugustAuf einer lieblichen Waldwiese bei Pillon hort Goethe zu seinem 43 Geburtsfest die Kanonade bei Thionville und wunscht jener Seite guten Erfolg Die Preussen und Osterreicher haben auf den Namen Ludwigs XVI Bons drucken lassen und borgen gewaltsam Franzosische Schafer mussen mitansehen wie ihre wolligen Zoglinge von den ungeduldigen fleischlustigen Soldaten vor ihren Fussen ermordet werden Vormarsch Bearbeiten30 August nbsp Manner mit JakobinermutzenUber Mangiennes Damvillers Wawrille und Ormont zieht das Regiment gegen Verdun Man schickt einen Unterhandler zusammen mit einem Stabstrompeter gegen die Festung Goethe erzahlt wie die Verduner aber als Sansculotten das Volkerrecht nicht kennend oder verachtend auf ihn den Unterhandler kanoniert wie er ein weisses Schnupftuch an die Trompete befestigt und immer heftiger zu blasen befohlen Das anschliessende Bombardement lasst bald ein Verduner Stadtquartier in Flammen stehen Das ist nichts fur Goethe Ich war in eine Batterie getreten die eben gewaltsam arbeitete allein der furchterlich drohnende Klang abgefeuerter Haubitzen fiel meinem friedlichen Ohr unertraglich ich musste mich bald entfernen Im Fursten Reuss den XI findet er einen routinierten Zuhorer Der Furst ist ein wenig verwundert denn Goethe hat nichts von Tragodien und Romanen zu vermelden sondern spricht mit grosser Lebhaftigkeit von der Refraktionserscheinung also von der Farbenlehre Egal ob sich Goethe im Studierzimmer oder aber im Felde aufhalt das einmal erregte Interesse behauptete sein Recht die Produktion ging ihren Gang ohne sich durch Kanonenkugeln und Feuerballen im mindesten storen zu lassen Er gesteht dem Fursten es gehe ihm mit der Farbenlehre wie mit Gedichten er machesie nicht sondern sie machten ihn nbsp Charles Francois DumouriezDie Verduner Burgerschaft drangt den republikanischen Kommandanten zur Ubergabe der Stadt Der stimmt zu zog er ein Pistol hervor und erschoss sich Nach der Besitznehmung von Verdun wird Goethe mittags am Wirtstische mit guten Schopsenkeulen und Wein traktiert Ein junger franzosischer Grenadier gibt einen Flintenschuss ab der niemand verletzte Zwar wird der Franzose nach der Tat bewacht sturzt sich aber von der Brucke in die Maas dann uberschlug er sich ruckwarts in die Tiefe und ward nur tot aus dem Wasser herausgebracht nbsp Francois Christophe Kellermann4 SeptemberDie Invasionstruppen lassen die Festung Sedan unerobert liegen und stossen im Vormarsch auf Paris gegen den Gebirgsriegel Foret d Argonne Die franzosische Revolutionsarmee unter Dumouriez tritt den Invasoren entgegen Kellermann eilt herzu und besetzt schwer einnehmbare Hohen 11 SeptemberAuch schon das schrecklichste Wetter sowie leere Keller und Kuchen wirtlos zeigen ganz ohne Kampfhandlungen dass der Krieg als ein Vortod alle Menschen gleich macht allen Besitz aufhebt und selbst die hochste Personlichkeit mit Pein und Gefahr bedroht 12 SeptemberGoethe steigt von seiner Kutsche aufs Pferd um Valmy Bearbeiten19 September nachtsAuf dem Marsch nach Valmy findet Goethe einen schonen wohlbestellten Weinkeller Er nimmt zwischen die ausgespreizten Finger jeder Hand zwei Flaschen und ziehtsie unter den Mantel Die deutschen Husaren haben den Franzosen Brotkarren abgenommen und Goethe erhalt gegen ein Trinkgeld Weissbrot Der Franzos erschrickt vor jeder schwarzen Krume Der Kanonendonner halt an Von jeder Seite wurden an diesem Tage zehntausend Schusse verschwendet wobei auf unserer Seite nur zweihundert Mann und auch diese ganz unnutz fielen Goethe halt manch wilden Anblick fest die herumgestreuten Weizenbundel die darauf hie und da ausgestreckten todlich Verwundeten und dazwischen noch manchmal eine Kanonenkugel Der Ton der Kugeln ist wundersam genug als war er zusammengesetzt aus dem Brummen des Kreisels dem Butteln des Wassers und dem Pfeifen eines Vogels Bemerkenswert bleibt es indessen dass jenes grasslich Bangliche nur durch die Ohren zu uns gebracht wird denn der Kanonendonner das Heulen Pfeifen Schmettern der Kugeln durch die Luft ist doch eigentlich Ursache an diesen Empfindungen Eigensinnig wie Goethe nun mal ist reitet er allein nach vorn und uberschaut die gluckliche Stellung der Franzosen sie standen amphitheatralisch in grosster Ruh und Sicherheit Einige von Goethes Bekannten Generalstabsoffiziere kommen vorbei verwundern sich und wollen Goethe mit nach hinten nehmen Der todesmutige Dichter lasst sich nicht bereden Spater dann zuruckgekehrt bevor er sich im Felde eingrabt sagt Goethe noch seinen beruhmten Satz Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus und ihr konnt sagen ihr seid dabei gewesen 1 Angesichts der Kanonade buddelt sich der Herzog von Weimar ebenfalls an jenem windstillen Platzchen ein Ein Oberst weist die Weimarischen darauf hin dass ihre Stellung fur die franzosischen Kanonen erreichbar ist Aber man hat sich eingerichtet und bleibt 21 SeptemberMan halt die Stellung Das Waldgebirg Argonne ist von Franzosen besetzt Sogar Trinkwasser fehlt Diener Paul Goetze schopft emsig das zusammengeflossene Regenwasser von dem Leder des Reisewagens 22 SeptemberMenschen durch die Kanonade getotet liegen unbegraben Schwer verwundete Pferde konnen nicht ersterben 27 SeptemberDas Weimarische Regiment lost das Versorgungsproblem in Eigenregie Zwei Wagen der osterreichischen Armee sind festgefahren Man kauft Butter in Fasschen und Schinken Goethe macht sich bei der Truppe beliebt indem er Tabak fur die Weimarischen kauft Ruckzug Bearbeiten1 OktoberDer Ruckzug erfolgt in Ordnung und Stille Goethe inmitten des Elends gelobt wenn er erlost und sich wieder zu Hause sahe solle von ihm niemand wieder einen Klagelaut vernehmen uber denseinefreiere Zimmeraussicht beschrankenden Nachbargiebel den er jetzt recht sehnlich zu erblicken wunsche ferner wollt er sich uber Missbehagen und Langeweile im deutschen Theater nie wieder beklagen Trotz Widrigkeiten geht es immer irgendwie weiter Goethe bekommt ein tuchtiges Stuck Wurst gereicht und steckt es in sein Pistolenhalfter Darin ist Platz Goethe gibt wahrend der Kampagne keinen einzigen Schuss ab 3 OktoberSchloss Grandpre ist zum Krankenhause umgebildet und schon mit mehrern hundert Unglucklichen belegt denen man nicht helfen sie nicht erquicken kann Man zieht mit Scheu so voruber und muss sie der Menschlichkeit des Feindes uberlassen Grimmiger Regen uberfallt die Allianz und lahmt jede Bewegung Goethe der Uberlebenskunstler reist mit Nachschlagewerk lenkt sich mit Fischers physikalischem Lexikon ab Es gewahrt ihm die beste Zerstreuung indem es ihn von einem zu andern fuhrt 4 OktoberGoethe erbeutet Kohl Zwiebeln Wurzeln und gute Vegetabilien die Fulle Er nimmt mit Bescheidenheit und Schonung nbsp Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig7 OktoberGoethe begegnet dem Herzog von Braunschweig und wird von dem Feldherrn als desiderater Kriegsberichterstatter begrusst Goethe soll der Nachwelt mitteilen dass die Allianz nicht vom Feinde sondern von den Elementen uberwunden worden Auf dem Wege nach Verdun hat die Truppe weder Quartier noch Zelt Goethe berichtet Ich stand namlich so lange auf den Fussen bis die Kniee zusammenbrachen dann setzt ich mich auf einen Feldstuhl wo ich hartnackig verweilte bis ich niederzusinken glaubte da denn jede Stelle wo man sich horizontal ausstrecken konnte hochst willkommen war 25 OktoberEndlich erreicht Goethe Trier Er findet einen Brief seiner Mutter vor Man will ihn zum Frankfurter Ratsherrn wahlen Goethe lehnt ab Er mochte lieber in Weimar bei Christiane und Sohnchen August bleiben In einem Wirtshaus meint ein Zivilist die Welt konne von Goethes geschickter Feder Aufklarung uber den Feldzug erwarten Ein alter Husarenoffizier ist anderer Ansicht Glaubt es nicht er ist viel zu klug was er schreiben durfte mag er nicht schreiben und was er schreiben mochte wird er nicht schreiben 30 OktoberZwar lasst der Herzog von Weimar fur seine kranken Soldaten ein Schiff nach Koblenz mieten doch die gesunden mussen moselabwarts wandern Die ubrig gebliebenen Pferde werden zum Heimtransport der Kanonen gebraucht Das Geschutz heimbringen eine Ehrensache unter Kriegern Goethe nimmt Urlaub und reist auf eigene Faust heim Auf der Wasserfahrt nach Koblenz macht er chromatische Studien ab NovemberGoethe mietet einen Kahn mit Leck fahrt den Rhein hinab bis Dusseldorf und bleibt bei Jacobi in Pempelfort In der Gemaldegalerie Dusseldorf trifft er den Pempelforter Zirkel uber dessen Freiheitssinn und Streben nach Demokratie er sich wundert ferner sieht er dort die Bruder des franzosischen Konigs Louis Stanislas Xavier und Charles Philippe als Exilanten der Franzosischen Revolution In Duisburg sucht er Professor Plessing auf und in Munster die Furstin von Gallitzin Goethe kommt nachts in Munster an Der Gasthof ist wie bereits im Rheinland mit franzosischen Emigranten uberbelegt Goethe weiss was sich geziemt Auf einem Stuhle in der Wirtsstube stundenlang sitzend harrt er aus bis eine akzeptable Besuchszeit bei der Furstin gekommen ist Goethe hat es uberhaupt nicht eilig den deutschen Gastgebern Lebewohl zu sagen Als erklarter Protestant hort er sich die Katholiken in Munster geduldig an Daheim dann in Weimar wird Goethe von den Seinigen freudig begrusst Heinrich Meyer hatte in Goethes Abwesenheit den Ausbau des neuen Hauses vorangetrieben Rezeption BearbeitenFriedenthal beschreibt lakonisch und uberschaubar die Kriegswirren im Rahmen der grossen europaischen Politik Nach Wilpert ist Goethe nicht sonderlich am Kriegsspiel interessiert Vielmehr mochte der Autor seine Autobiographie bieten Conrady schatzt Goethes Erinnerungen als parteiliches Dokument kritisch ein Goethe beamtet am Weimarer Hofe lasst Meinungen deutscher Demokraten zu den Jakobinern die er doch im Rheinland zu horen bekam in seinem Text einfach unerwahnt Briefe Bearbeiten Als man den Feind zu Gesicht bekam ging eine gewaltige Canonade los es war am 20ten und da man endlich genug hatte war alles still und ist nun schon 7 Tage still Brief Goethes vom 27 September 1792 an Karl Ludwig von Knebel Wer sollte gedacht haben dass mir die Franzosen den Ruckzug versperren wurden Sie haben Maynz und Franckfurt wie Sie schon wissen werden Coblenz nicht das ist gerettet Ich dachte zu Ende des Monats in Franckfurt zu seyn und muss nun hier abwarten wo es mit den Sachen hinaus will und wie ich meinen Ruckweg anstellen kann Brief Goethes vom 28 Oktober 1792 aus Trier an Johann Heinrich Meyer Mein schoner Plan dich bald wieder zu sehen isst auf einige Zeit verruckt Ich bin glucklich in Coblenz angelangt es ist eine prachtige Gegend und wir haben das schonste Wetter Brief Goethes vom 4 November 1792 aus Koblenz an Christiane VulpiusLiteratur BearbeitenSekundarliteraturGeordnet nach dem Erscheinungsjahr Willy Andreas Carl August von Weimar in und nach der Kampagne gegen Frankreich In Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch historische Klasse Jg 1954 Heft 5 Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 1955 Richard Friedenthal Goethe sein Leben und seine Zeit R Piper Verlag Munchen 1963 S 388 410 Gero von Wilpert Goethe Lexikon Kroners Taschenausgabe Band 407 Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 40701 9 S 160 161 Karl Otto Conrady Goethe Leben und Werk Dusseldorf Zurich 1999 ISBN 3 538 06638 8 S 559 573 Quelle Johann Wolfgang von Goethe Poetische Werke Band 10 Phaidon Essen 1999 ISBN 3 89350 448 6 S 153 275 Horbuch BearbeitenAuch ich in der Champagne 2 CDs Sprecher Jurgen Hentsch Der Audio Verlag DAV Munchen 2007 ISBN 978 3 89813 635 8 2 143 Minuten Weblinks BearbeitenKampagne in Frankreich im Project Gutenberg Der Text bei Zeno org Hermann Huffer Zu Goethes Campagne in Frankreich In Goethe Jahrbuch Band 4 1883 S 79 106 http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Dgoethejahrbuch02germgoog MDZ 3D 0A SZ 3Dn94 doppelseitig 3D LT 3DS 2079 E2 80 93106 PUR 3D Einzelnachweise Bearbeiten Die Formulierung wird freilich erst in der Zeit zwischen 1819 und 1822 gepragt in seinem Brief an Karl Ludwig von Knebel vom 27 September 1792 formulierte er es noch bescheidener siehe Weites Feld Goethes Kampagne in Frankreich ISBN mehrfach vergeben da Audio KassetteWerke von Johann Wolfgang von Goethe Romane und NovellenDie Leiden des jungen Werthers Wilhelm Meisters theatralische Sendung Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten Wilhelm Meisters Lehrjahre Novelle Die Wahlverwandtschaften 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