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Christiane von Goethe 1 Juni 1765 in Weimar als Johanna Christiana Sophia Vulpius 1 6 Juni 1816 in Weimar war seit 1806 Johann Wolfgang von Goethes Ehefrau Christiane Vulpius von Goethe 1788 89 gezeichnetChristiane Vulpius von Goethe gezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rezeption 2 1 Film 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenChristiane Vulpius verbrachte ihre Kindheit in der Luthergasse einem der altesten Teile Weimars Ihre Vorfahren vaterlicherseits waren uber mehrere Generationen Akademiker Mutterlicherseits stammte sie aus einer Handwerkerfamilie Ihr Vater Johann Friedrich Vulpius Amtsarchivar in Weimar d h Aktenkopist hatte einige Semester Rechtswissenschaften studiert das Studium jedoch abgebrochen Seine Stelle war schlecht bezahlt die Familie lebte in sehr bedrangten Verhaltnissen zumal der Vater alles tat um dem altesten Sohn Christian August ein Studium zu ermoglichen Christiane war gezwungen eine Stelle als Putzmacherin in einer kleinen Weimarer Manufaktur bei Caroline Bertuch anzunehmen es handelte sich hierbei um ein Zweigunternehmen von Friedrich Justin Bertuch der nicht nur im Verlagsgeschaft tatig war Dies war umso notiger als der Vater vorzeitig aus dem Dienst entlassen wurde weil ihm eine Unregelmassigkeit zur Last gelegt wurde Sie war aber keine Arbeiterin sondern gehorte zu den dort angestellten unbeschaftigten Madchen der mittleren Classen Von ihren sechs Geschwistern wurde spater ihr Bruder Christian August als Autor von Unterhaltungsromanen bekannt nbsp Christiane und August von Goethe Aquarell von Johann Heinrich Meyer 1793 nbsp Gedenktafel am Haus Luthergasse 5 in Weimar nbsp Grab auf dem Jacobsfriedhof in WeimarAufgrund verschiedener Hilfsgesuche und Antrage kannte Goethe die Lage der Familie Am 13 Juli 1788 lernte er Christiane Vulpius selbst im Park an der Ilm kennen wo sie ihm eine Bittschrift fur ihren Bruder Christian August uberreichte In der Tat setzte sich Goethe spater mehrfach fur seinen kunftigen Schwager ein In jenem Sommer entwickelte sich zwischen Goethe und Christiane Vulpius rasch ein leidenschaftliches Liebesverhaltnis Bereits im Jahr darauf am 25 Dezember 1789 wurde das erste Kind der Sohn August geboren Vier weitere Kinder folgten die alle sehr fruh starben ein Sohn tot geboren 14 Oktober 1791 Caroline 21 November 3 Dezember 1793 Carl 30 Oktober 16 November 1795 Katharina 16 19 Dezember 1802 2 Das gluckliche Leben und Lieben in dieser Gewissensehe regte Goethe zu seinen heitersten und erotischsten Gedichten an beginnend mit den Romischen Elegien die nicht nur die amourosen Abenteuer seiner ersten Italienreise verarbeiteten sondern indirekt auch Christiane besangen bis hin zum 1813 seiner Frau gewidmeten Gedicht Gefunden Ich ging im Walde so fur mich hin Goethe nahm die junge Frau zusammen mit ihrer Halbschwester Ernestine und ihrer Tante Juliane in sein Haus auf die Wirkungsbereiche der beiden Frauen blieben vollstandig auf Haus und Garten beschrankt Der Weimarer Hof und die Gesellschaft lehnten die illegitime und unstandesgemasse Verbindung ab so dass Goethe auf Anraten des Herzogs das Haus am Frauenplan im Zentrum Weimars verlassen und vorubergehend ins Jagerhaus in der Marienstrasse ziehen musste Seiner Mutter verschwieg Goethe die Beziehung funf Jahre lang Wahrend eines Besuchs im Jahre 1793 erzahlte er ihr von der Verbindung und dem bereits dreieinhalb Jahre alten Enkel 3 Der Sieg der Napoleonischen Truppen nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14 Oktober 1806 traf Weimar schwer Als die Stadt von franzosischen Soldaten geplundert wurde war auch das Haus am Frauenplan bedroht Christiane trat eindringenden Soldaten energisch entgegen und konnte die Plunderung so lange aufhalten bis Goethe den offiziellen Schutz durch den franzosischen Kommandanten erreicht hatte Wenige Tage spater am 19 Oktober 1806 liessen sich Goethe und Christiane in der Sakristei der Jakobskirche durch Goethes Freund Wilhelm Christoph Gunther trauen Auch nach ihrer Eheschliessung wurde Christiane als Geheimratin von Goethe von der Weimarer Gesellschaft nur widerstrebend und zogernd akzeptiert Um die gesellschaftliche Zuruckweisung seiner Frau zu verandern bat Goethe die vermogende Witwe Johanna Schopenhauer Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer die Barriere mit einer offiziellen Einladung zum Tee zu durchbrechen Sie tat es mit der Bemerkung Wenn Goethe ihr seinen Namen gibt werden wir ihr wohl eine Tasse Tee geben konnen Christianes Briefe an ihren Mann zeigen einen naturlichen und gesunden Menschenverstand aber auch ihre Bildungslucken Lebensfroh praktisch veranlagt und energisch nahm sie sich des umfangreichen Hausstandes an So regelte sie etwa nach dem Tod von Goethes Mutter Frau Aja in Frankfurt am Main die Erbschaftsangelegenheiten Sie besuchte gern gesellige Zusammenkunfte tanzte gern und besuchte haufig Theatervorstellungen in Weimar aber auch in anderen Orten wie z B Bad Lauchstadt wo die Weimarer Theatergesellschaft den Sommer uber gastierte Auch einem harmlosen Flirt war sie nicht abgeneigt Der Briefwechsel mit Goethe belegt dass er auch gelegentliches Augelchenmachen tolerierte Christiane besass asthetisches Empfinden und Differenzierungsvermogen und konnte Goethe zuweilen beraten So gestand Goethe er konne und wolle ohne sie das Theaterwesen in Bad Lauchstadt gar nicht weiterfuhren Das waren freilich Seiten die vielen auch engen Bekannten verborgen blieben Nicht ganz blieb es aber der Nachwelt verborgen was sich unter anderem darin zeigt dass eine von dem Weimarer Hofbildhauer Carl Gottlieb Weisser gefertigte Buste Christiane von Goethes Ende des 19 Jahrhunderts im eigens dazu errichteten Pavillon des Kurparks Bad Lauchstadt als Bronze Kopie aufgestellt wurde Mit zunehmendem Alter wurde der Gesundheitszustand Christianes die wie ihr Gatte und der gemeinsame Sohn August dem Alkoholkonsum wohl ubermassig zugetan war 4 instabil 1815 erlitt sie einen Schlaganfall Im folgenden Jahr kam unter starken Schmerzen ein Nierenversagen hinzu Nach einer Woche qualvollen Leidens starb sie am 6 Juni 1816 Es hatte Goethes Kraft uberstiegen an ihrem Krankenlager zu verweilen 5 Die Beisetzung an der Goethe nicht teilnahm fand auf dem Jacobsfriedhof Weimar statt In einem Brief an Boisseree schrieb Goethe Leugnen will ich Ihnen nicht dass mein Zustand an die Verzweiflung grenzt Ihr Grab war lange Zeit verschollen und wurde erst 1888 wieder ausfindig gemacht und mit einer Grabplatte versehen Sie tragt Goethes Abschiedsverse Du versuchst o Sonne vergebens Durch die dustren Wolken zu scheinen Der ganze Gewinn meines Lebens Ist ihren Verlust zu beweinen nbsp Christiane und der vierjahrige August Kupferstich von K W Lieber nach einer Zeichnung von Goethe 1793 nbsp Christianes Handschrift nbsp Detail nbsp Buste in den Kuranlagen von Bad LauchstadtRezeption BearbeitenBis Mitte des 20 Jahrhunderts wurde Christiane von Goethe kaum als eigenstandige Person wahrgenommen Stattdessen sind zahlreiche abfallige Bemerkungen von Zeitgenossen und spater uberliefert Ab 1916 wurde durch Hans Gerhard Graf der Briefwechsel zwischen den Eheleuten Goethe herausgegeben und Etta Federn Kohlhaas setzte sich in ihrem Buch als eine der ersten ernsthaft mit ihr auseinander 1949 verfasste der Vulpius Nachfahre Wolfgang Vulpius eine Biografie die 1957 erweitert wurde Weitere Quellen zu ihrem Leben wurden von Sigrid Damm im Rahmen ihrer 1997 erschienenen Biografie erschlossen Film Bearbeiten 1999 Die Braut mit Veronica Ferres als Christiane Vulpius Herbert Knaup als Johann Wolfgang von Goethe Literatur BearbeitenEffi Biedrzynski Goethes Weimar Das Lexikon der Personen und Schauplatze Artemis und Winkler Munchen und Zurich 1993 Seite 123 ISBN 3 7608 1064 0 Sigrid Damm Hrsg Christiane Goethe Tagebuch Tagebuch 1816 und Briefe Nach der Handschrift herausgegeben von Sigrid Damm Mit zahlreichen Abbildungen Insel Taschenbuch 2561 Insel Verlag Frankfurt a M Leipzig 1999 ISBN 3 458 34261 3 Sigrid Damm Christiane und Goethe Insel Verlag Frankfurt a M und Leipzig 1998 ISBN 3 458 16912 1 Sigrid Damm Auswahl und Nachwort Christianes und Goethes Ehebriefe Behalte mich ja lieb Insel Verlag Frankfurt a M und Leipzig 1998 Insel Bucherei 1190 ISBN 3 458 19190 9 Wolfgang Fruhwald Goethes Hochzeit Insel Bucherei 1294 Insel Verlag Frankfurt a M Leipzig 2007 ISBN 978 3 458 19294 7 Hans Gerhard Graf Hrsg Goethes Briefwechsel mit seiner Frau 2 Bde Rutten amp Loening Frankfurt a M 1916 Eckart Klessmann Christiane Goethes Geliebte und Gefahrtin Artemis und Winkler Munchen und Zurich 1992 ISBN 3 7608 1076 4 Erweiterte Neuauflage TvR Medienverlag Jena 2016 ISBN 978 3 940431 57 8 Lore Mallachow Du bist mir nah Mitteldeutscher Verlag Halle Saale 1957 Ulrike Muller Harang Das Theater zur Zeit Goethes Verlag der Klassikerstatten Weimar 1999 ISBN 3 7443 0099 4 Wolfgang W Parth Goethes Christiane Ein Lebensbild Kindler Munchen 1980 ISBN 3 463 00796 7 Wolfgang Vulpius Christiane Lebenskunst und Menschlichkeit in Goethes Ehe Kiepenheuer Verlag Weimar 1953 Sophien oder Weimarer Ausgabe WA Goethes Werke Herausgegeben im Auftrage der Grossherzogin Sophie von Sachsen Abtlg I IV 133 Bande in 143 Teilen H Bohlau Weimar 1887 1919 Annette Seemann Christiane von Goethe Dichtung und Wahrheit Mitteldeutscher Verlag Halle Saale 2018 ISBN 978 3 96311 095 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christiane von Goethe Album mit Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Christiane von Goethe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Christiane von Goethe In FemBio Frauen Biographieforschung mit Literaturangaben und Zitaten Kerstin Patzelt Christiane Vulpius Die Chocolade fangt an zu fehlen Uber Sigrid Damms aufwendige Recherche Christiane und Goethe Das Ostpreussenblatt der Landsmannschaft Ostpreussen e V 29 April 2000 Jutta Assel Georg Jager Goethes Familie im Bild Das Goethezeitportal Stand Februar 2015 Rita Dadder Christianes Grab Die Grabstatte der Christiane von Goethe geb Vulpius auf dem Jakobskirchhof Weimar Lese Ulrike Muller Harang Die vertauschten Gesichter Christiane von Goethe und Friedrike Vohs Blog der Klassik Stiftung Weimar 9 Juni 2015 Uber die Doppelgangerin von Christiane VulpiusEinzelnachweise Bearbeiten Sigrid Damm Hrsg Christiane Goethe Tagebuch Tagebuch 1816 und Briefe Nach der Handschrift herausgegeben von Sigrid Damm Mit zahlreichen Abbildungen Insel Taschenbuch 2561 Insel Verlag Frankfurt a M Leipzig 1999 ISBN 3 458 34261 3 S 465 Osman Durrani Wolfgang W Parth Goethes Christiane Ein Lebensbild In The Modern Language Review Band 78 Nr 1 Januar 1983 ISSN 0026 7937 S 235 doi 10 2307 3728405 Stephan Oswald Im Schatten des Vaters August von Goethe Eine Biographie C H Beck Munchen 2023 ISBN 978 3 406 79139 0 S 34 Frank Nager Der heilkundige Dichter Goethe und die Medizin Artemis Zurich Munchen 1990 4 Auflage ebenda 1992 ISBN 3 7608 1043 8 S 66 f Karl Otto Conrady Goethe Leben und Werk Neuausgabe in einem Band Artemis amp Winkler Munchen 1999 ISBN 3 538 06638 8 2 Aufl S 328 Johanna Schopenhauer schrieb uber den furchtbarsten Todeskampf ihr eigner Sohn ist nicht zu bewegen gewesen zu ihr zu gehn auch Goethe selbst wagte es nicht Normdaten Person GND 118628011 lobid OGND AKS LCCN n81041761 NDL 00712434 VIAF 73981446 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Goethe Christiane vonALTERNATIVNAMEN Vulpius Johanna Christiana Sophie Geburtsname KURZBESCHREIBUNG Goethes EhefrauGEBURTSDATUM 1 Juni 1765GEBURTSORT WeimarSTERBEDATUM 6 Juni 1816STERBEORT Weimar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christiane von Goethe amp oldid 234603265