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Die Igeler Saule im Dorf Igel an der Mosel ist neben dem Mainzer Drususstein das einzige an seinem Originalstandort seit der Antike oberirdisch erhaltene romische Grabmal nordlich der Alpen Die Igeler Saule in IgelIgeler Saule NordseiteDie Igeler Saule Stich von Edward Rooker nach einer Vorlage von William Pars 1783 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Errichtung 3 Nachantike Geschichte 4 Rezeption und Erforschung 5 Tourismus und Denkmalschutz 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDas Pfeilerdenkmal aus rotem Sandstein ist ungefahr 23 m hoch und reich mit Reliefs geschmuckt Diese zeigen Szenen aus dem Alltags und Berufsleben der Tuchhandler sowie aus der Mythologie und waren ursprunglich wie die meisten antiken Skulpturen farbig gestaltet Von der bunten Bemalung waren bereits zu Beginn der wissenschaftlichen Erforschung im 19 Jahrhundert nur noch wenige Reste erhalten Eine farbige Rekonstruktion der Saule steht im Rheinischen Landesmuseum in Trier Die Pfeilerspitze ziert die Skulptur eines Adlers mit ausgebreiteten Flugeln Sie ist heute sehr stark verwittert und kaum noch als Adler zu erkennen Errichtung BearbeitenDie Igeler Saule entstand im 3 Jahrhundert n Chr wobei die genaue Datierung umstritten ist Wahrend Hans Dragendorff und Emil Kruger das Grabmal in das zweite Drittel des Jahrhunderts setzten 1 schlugen einige aber nicht alle der jungeren Forscher eine fruhere zeitliche Einordnung etwa in die ersten Jahrzehnte des 3 Jahrhunderts vor 2 So rechnet Margot Baltzer die Igeler Saule in ihrem stilgeschichtlichen Vergleich der romischen Grabdenkmaler im Trierer Land zu der von ihr so bezeichneten severischen Gruppe die sie etwa auf 200 215 datiert 3 Die Saule wurde wie aus der darauf angebrachten Inschrift hervorgeht von den Brudern Lucius Secundinius Aventinus und Lucius Secundinius Securus errichtet 4 Der Form und der Inschrift nach handelt es sich um ein Grabdenkmal allerdings wurde bei Ausgrabungen keine Bestattung in unmittelbarer Nahe nachgewiesen Moglicherweise diente es daher lediglich als Kenotaph Scheingrab wahrend die Graber der Erbauer und ihrer verstorbenen Angehorigen auf deren Privatgrundstuck lagen 5 Neben der Erinnerung an die Toten der Familie hatte das Denkmal wohl auch noch den Zweck werbend auf den Tuchhandel der Erbauerfamilie hinzuweisen Nachantike Geschichte BearbeitenDer Zerstorung nach dem Zerfall des Romischen Reiches entging die Igeler Saule durch den Umstand dass im Mittelalter das Hauptbild auf der Sudseite fur eine Darstellung der Vermahlung des Constantius Chlorus mit der heiligen Helena der Mutter Konstantins des Grossen gehalten wurde Dennoch kam es ab dem Mittelalter zu einigen Beschadigungen beispielsweise durch Versuche die Eisenklammern zwischen den Steinen aufgrund ihres Metallwertes aus dem Monument zu reissen Im 16 Jahrhundert soll der an Kunst und Antike sehr interessierte spanische Statthalter von Luxemburg Peter Ernst I von Mansfeld den Plan gefasst haben das Monument abzutragen und im Park seines Schlosses in Clausen wiederaufzubauen Ob dies zutrifft ist unklar eine starke Beschadigung im unteren Bereich des Denkmals konnte jedenfalls von einem missgluckten Abbauversuch stammen 6 Der Ortsname Igel wird traditionell von dem lateinischen Wort fur Adler aquila abgeleitet vgl das englische Wort eagle das ebenfalls daher stammt Eberhard Zahn hat demgegenuber die Ansicht vertreten dass der Name auf die mittelalterliche lateinische Bezeichnung agulia zuruckgeht mit der man damals die antiken Obelisken in Rom bezeichnete 5 In beiden Fallen wird der Name der Gemeinde jedoch auf das markante Grabdenkmal der Secundinier zuruckgefuhrt dazu siehe auch den Abschnitt Name im Artikel Igel Mosel Igeler Saule als Rekonstruktionszeichnung von 1968 nbsp Nordansicht nbsp Ostansicht nbsp Sudansicht nbsp WestansichtRezeption und Erforschung BearbeitenDer Bologneser Edelmann Fulvio Ruggieri hat den papstlichen Sondernuntius Giovanni Francesco Commendone Bischof von Zante nach Trier begleitet und am 14 Januar 1562 die Igeler Saule besichtigt die er in seinem Reisebericht kurz beschreibt 7 Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Abbildungen des Monuments die als Illustrationen zu verschiedenen historischen oder geographischen Abhandlungen dienten 8 Johann Wolfgang von Goethe hat die Igeler Saule am 26 August sowie am 22 oder 23 Oktober 1792 besichtigt hernach hat er sie beschrieben und gezeichnet 9 Er ausserte sich danach noch des Ofteren uber das antike Monument 10 Unter anderem schrieb er dazu in der autobiografischen Schrift Kampagne in Frankreich am 23 August Auf dem Wege von Trier nach Luxemburg erfreute mich bald das Monument in der Nahe von Igel Da mir bekannt war wie glucklich die Alten ihre Gebaude und Denkmaler zu setzen wussten warf ich in Gedanken sogleich die samtlichen Dorfhutten weg und nun stand es an dem wurdigsten Platze Die Mosel fliesst unmittelbar vorbei mit welcher sich gegenuber ein ansehnliches Wasser die Saar verbindet die Krummung der Gewasser das Auf und Absteigen des Erdreichs eine uppige Vegetation geben der Stelle Lieblichkeit und Wurde Und am 22 Oktober Vielleicht war die Macht des Altertums nie so gefuhlt worden als an diesem Kontrast ein Monument zwar auch kriegerischer Zeiten aber doch glucklicher siegreicher Tage und eines dauernden Wohlbefindens ruhriger Menschen in dieser Gegend Obgleich in spater Zeit unter den Antoninen erbaut behalt es immer von trefflicher Kunst noch so viel Eigenschaften ubrig dass es uns im ganzen anmutig ernst zuspricht und aus seinen obgleich sehr beschadigten Teilen das Gefuhl eines frohlich tatigen Daseins mitteilt Die Sayner Hutte bei Bendorf am Rhein die sich auf Nachbildung antiker Modelle im Kunstgussverfahren spezialisiert hatte hat 1829 eine 19 Zoll grosse Nachbildung der Igeler Saule nach dem Entwurf des Kunstformers Heinrich Zumpft und nach Zeichnungen von Carl Osterwald erstellt Einer der ersten Bronzeabgusse ging im Mai 1829 nach Weimar an Goethe 11 Tourismus und Denkmalschutz BearbeitenHeute ist die Igeler Saule die Hauptattraktion des Ortes und wird von Besuchern stark frequentiert Diesem Sachverhalt wurde mit der Installation verschiedener Informationstafeln und der Anlage des sogenannten Saulengarten am Hang gegenuber dem Kulturdenkmal Rechnung getragen Unweit der Igeler Saule in einem Weinberghang befindet sich mit dem Grutenhauschen ein rekonstruiertes romisches Grabmal Im Innenhof des Rheinischen Landesmuseums Trier errichtete man 1906 eine Nachbildung der Igeler Saule an der 1993 die ursprungliche Farbfassung des Denkmals rekonstruiert wurde Diese Kopie musste 2022 wegen starker Schaden abgebaut werden stattdessen soll eine neue Nachbildung angefertigt werden 12 Die Igler Saule ist ein geschutztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz DSchG und in der Denkmalliste des Landes Rheinland Pfalz eingetragen Sie liegt in der Trierer Strasse 13 Seit 1986 ist die Igeler Saule Teil des UNESCO Welterbes Romische Baudenkmaler Dom und Liebfrauenkirche in Trier Des Weiteren ist sie ein geschutztes Kulturgut nach der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten und mit dem blau weissen Schutzzeichen gekennzeichnet Literatur BearbeitenMargot Baltzer Die Alltagsdarstellungen der treverischen Grabdenkmaler In Trierer Zeitschrift fur Geschichte und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete Jahrgang 46 1983 S 7 151 hier S 21 und 36 Heinz Cuppers Arbeiten und Beobachtungen an der Igeler Saule In Trierer Zeitschrift fur Geschichte und Kunst der Trierer Landes und seiner Nachbargebiete Jahrgang 31 1968 S 222 226 Hans Dragendorff Emil Kruger Das Grabmal von Igel Lintz Trier 1924 Friedrich Drexel Die Bilder der Igeler Saule In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Romische Abteilung Band 35 1920 S 84 142 Jerome France Hans Peter Kuhnen Francois Richard Hrsg La colonne de Igel Societe et religion au IIIe siecle apres J C Actes des journees d etude de Nancy et Treves 21 22 septembre 2000 Annales de l Est Jahrgang 2001 Band 2 Presses universitaires de Nancy Nancy 2001 Anja Klockner Quelle Fluss und Meer Rezeptionslenkung durch Bezugsrahmen und Varianzstrategien am Beispiel des Secundiniergrabmals von Igel In Andrea Binsfeld Anja Klockner Gabrielle Kremer Marcus Reuter Markus Scholz Hrsg Stadt Land Fluss Grabdenkmaler der Treverer in lokaler und uberregionaler Perspektive Akten der Internationalen Konferenz 25 27 Oktober 2018 in Neumagen und Trier Beihefte der Trierer Zeitschrift Band 37 Reichert Wiesbaden 2021 ISBN 978 3 7520 0013 9 S 73 81 Franz Kugler Das Romische Denkmal zu Igel Fr Lintz Trier 1846 Digitalisat Andreas Mehl Wirtschaft Gesellschaft Totenglauben Die Igeler Saule bei Trier und ihre Grabherrn In Laverna Band 8 1997 S 59 92 Jacques Mersch La Colonne d Igel Essai historique et iconographique Das Denkmal von Igel Historisch ikonographische Studie Publications Mosellanes Band 24 Les Publications Mosellanes Luxemburg 1985 hauptsachlich zur Rezeptions und Forschungsgeschichte der Igeler Saule anhand der von ihr angefertigten Abbildungen Eberhard Zahn Die neue Rekonstruktionszeichnung der Igeler Saule In Trierer Zeitschrift fur Geschichte und Kunst der Trierer Landes und seiner Nachbargebiete Jahrgang 31 1968 S 227 234 Digitalisat Eberhard Zahn Die Igeler Saule in Igel bei Trier Rheinische Kunststatten Heft 38 5 Auflage Neusser Druckerei und Verlag Neuss 1982 ISBN 3 88094 425 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Igeler Saule Sammlung von Bildern Offizielle Website der Igeler Saule Eintrag zu Sogenannte Igeler Saule Gemeinde Igel in der Datenbank der Kulturguter in der Region Trier Einzelnachweise Bearbeiten Hans Dragendorff Emil Kruger Das Grabmal von Igel Lintz Trier 1924 S 101 f Einen Uberblick uber weitere Datierungsvorschlage gibt Andreas Mehl Wirtschaft Gesellschaft Totenglauben Die Igeler Saule bei Trier und ihre Grabherrn In Laverna Band 8 1997 S 59 92 hier S 60 Anmerkung 3 Margot Baltzer Die Alltagsdarstellungen der treverischen Grabdenkmaler In Trierer Zeitschrift fur Geschichte und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete Jahrgang 46 1983 S 7 151 hier S 21 CIL 000013 XIII 4206 siehe auch den Eintrag zur Inschrift in der Epigraphischen Datenbank Heidelberg a b Eberhard Zahn Die Igeler Saule in Igel bei Trier 5 Auflage Neusser Druckerei und Verlag Neuss 1982 ISBN 3 88094 425 5 S 35 Dragendorff Kruger siehe Abschnitt Literatur S 13 14 Adam Wandruszka Kurtrier vor vier Jahrhunderten In Kur Trierisches Jahrbuch 9 Jahrgang 1969 S 129 ff Vgl hierzu die Zusammenstellung und Reproduktionen bei Mersch La Colonne d Igel Goethes Zeichnung der Igeler Saule Original im Kupferstichkabinett Staatl Museen Preuss Kulturbesitz Karl Heinz Weichert Goethe und die Igeler Saule In Goethe in Trier und Luxemburg 200 Jahre Campagne in Frankreich 1792 Katalog der Ausstellung der Stadtbibliothek Trier der Nationalbibliothek Luxemburg und der Stiftung Weimar Klassik Trier Luxemburg 1992 ISBN 2 87980 005 6 S 102 123 Siehe auch Lothar Schwinden Goethe und die Igeler Saule In Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier Jahrgang 1982 Kurtrierisches Jahrbuch Band 22 1982 S 37 41 Karl Heinz Weichert Goethe und die Igeler Saule In Goethe in Trier und Luxemburg 200 Jahre Campagne in Frankreich 1792 Katalog der Ausstellung der Stadtbibliothek Trier der Nationalbibliothek Luxemburg und der Stiftung Weimar Klassik Trier Luxemburg 1992 ISBN 2 87980 005 6 S 108 S W R Aktuell Marode Nachbildung der Igeler Saule wird abgebaut 12 Januar 2022 abgerufen am 11 November 2023 Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz Hrsg Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmaler Kreis Trier Saarburg Memento vom 20 November 2021 im Internet Archive Mainz 2021 S 17 PDF 6 5 MB 49 709166666667 6 5494444444444 Koordinaten 49 42 33 N 6 32 58 O Romisches Trier Augusta Treverorum nbsp nbsp UNESCO Welterbe Amphitheater Barbarathermen Igeler Saule Kaiserthermen Konstantinbasilika Porta Nigra Romerbrucke Trierer Dom Tempel 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