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Der Trierer Goldmunzenschatz wurde 1993 bei Bauarbeiten in der Nahe der Feldstrasse in Trier entdeckt Er umfasst 2650 Aurei mit einem Gesamtgewicht von rund 18 5 Kilogramm und ist damit der grosste Hortfund von Goldmunzen der romischen Kaiserzeit Mehr als 99 Prozent der romischen Munzen wurden zwischen den Jahren 63 und 168 n Chr gepragt dies entspricht rund einem Zehntel aller bisher bekannten Aurei aus diesem Zeitraum 1 Heute zahlt der Schatz zu den herausragenden Exponaten im Rheinischen Landesmuseum Trier Prasentation des Trierer Goldmunzenschatzes im Rheinischen Landesmuseum Inhaltsverzeichnis 1 Fundgeschichte 2 Historischer Hintergrund 3 Aufbewahrung 4 Zusammensetzung 5 Versuchter Diebstahl im Jahr 2019 6 Literatur 7 EinzelnachweiseFundgeschichte Bearbeiten1993 wurde auf dem Grundstuck eines Krankenhauses an der Trierer Feldstrasse mit dem Bau eines neuen Parkdecks begonnen Parallel zu den Ausschachtungsarbeiten untersuchten Archaologen des Landesmuseums das Gelande und legten Mauerreste und Kellergewolbe einer romischen Insula frei nbsp Der auseinandergerissene Bronzekessel kurz nach dem Fund mit den im unteren Teil verbliebenen AureiAm Nachmittag des 9 September 1993 waren es jedoch Hobby Munzsammler die auf der Baustelle zunachst einzelne Goldmunzen in dem Erdaushub eines Baggers entdeckten In der Hoffnung auf weitere Funde kehrte einer der Sammler abends mit einem Metalldetektor zur Baugrube zuruck und stiess schon nach kurzer Zeit auf einen Goldhaufen mit 1389 Aurei die durch Korrosion und Lehm zum Teil zusammengebacken waren Schliesslich entdeckte er in einem L formigen Kellerraum der Insula den unteren Teil eines Bronzegefasses in dem sich weitere 561 Goldmunzen befanden Bei dem Gefass das am Nachmittag offenbar von dem Bagger auseinandergerissen worden war handelte es sich um den ursprunglichen Aufbewahrungsort des Hortes Der Finder transportierte die Munzen in einem Eimer und einer Plastiktute zu seinem Auto und fuhr damit zunachst nach Hause lieferte den Schatz jedoch am nachsten Morgen beim Rheinischen Landesmuseum ab Ein weiterer Fundort befand sich am Trierer Hotel Kockelsberg wo der Erdaushub aus der Feldstrasse als Fullmaterial zur Herrichtung eines Parkplatzes verwendet werden sollte Nachdem sie die ersten Munzen an der Feldstrasse entdeckt hatten folgten einige Hobbysammler einem Lkw der den Abraum zum Kockelsberg transportierte Dort machte das Gerucht um einen Schatzfund schnell die Runde und noch am Nachmittag des 9 September beteiligten sich Bauarbeiter Lkw Fahrer und Hotelgaste an der Suche die mehr als 400 Aurei erbrachte Auch der obere Teil des Bronzegefasses fand sich am Hotel Kockelsberg 2 Letztlich ubergaben 19 Personen 2518 romische Goldmunzen an die Forschung wobei sicher einzelne seltene Pragungen dem Museum vorenthalten wurden 3 Der ursprungliche Gesamtbestand wird auf 2650 Aurei geschatzt Historischer Hintergrund BearbeitenOb es sich bei dem Trierer Goldschatz um privaten Besitz oder staatliche Gelder handelte kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden Die enorme Summe 2650 Aurei entsprechen 265 000 Sesterzen wahrend zum Beispiel das Jahreseinkommen des in Trier romischer Name Augusta Treverorum residierenden Finanzprokurators der Provinzen Gallia Belgica Germania superior und Germania inferior bei 200 000 Sesterzen lag 4 wie auch die Art der Aufbewahrung deuten jedoch eher auf ein staatliches oder militarisches Depot hin dem immer wieder Summen entnommen und hinzugefugt wurden Spekuliert wird auch uber einen Zusammenhang mit dem Trierer Asclepiustempel der sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Fundorts befand Die jungsten Munzen des Trierer Hortes wurden in den Jahren 193 bis 196 n Chr gepragt Diese Jahreszahlen legen einen Zusammenhang mit dem Burgerkrieg zwischen Kaiser Septimius Severus und seinem Konkurrenten Clodius Albinus in der Folge des Zweiten Vierkaiserjahres nahe Trier wurde 196 von Truppen des Clodius Albinus belagert aber nicht erobert Zu vermuten ist dass der Besitzer oder Verwalter des Hortes ein Parteiganger des Clodius war und nach dessen Niederlage ubersturzt aus der Stadt fliehen musste oder verhaftet wurde und den Sauberungsmassnahmen des Septimius Severus zum Opfer fiel Jedenfalls hatte er spater offenbar keine Gelegenheit mehr die Munzen wieder aus ihrem Versteck unter der Kellersohle der Insula an der heutigen Feldstrasse zu heben 5 Aufbewahrung BearbeitenDie Aurei des Trierer Schatzes befanden sich ursprunglich in einem bauchig geformten rund 25 Zentimeter hohen Bronzekessel der bei den Ausschachtungsarbeiten fur das Parkdeck von einer Baggerschaufel in zwei Teile zerrissen wurde Das Gefass war verschliessbar durch einen ebenfalls abgetrennt aufgefundenen Stulpdeckel mit Henkelgriff Die Munzen wurden nicht einzeln in den Bronzekessel abgelegt sondern waren in mindestens zwei Ledersackchen verpackt von denen noch Reste vorhanden waren Die Anordnung der Munzen zum Zeitpunkt des Fundes deutet ausserdem darauf hin dass sie in Rollen deponiert wurden 6 Zusammensetzung Bearbeiten nbsp Munzreihe mit den im Schatz vertretenen Kaisern und Mitgliedern des KaiserhausesMehr als 96 Prozent der Munzen des Trierer Goldschatzes wurden in Rom gepragt der Rest in Lyon Sie weisen mit 99 05 Prozent im Schnitt einen sehr hohen Feingehalt auf Der Schatz enthalt zudem rund 80 zuvor unbekannte Munztypen und varianten 7 Es sind insgesamt 29 verschiedene Kaiser Kaiserinnen oder Verwandte des Kaiserhauses abgebildet wobei Pragungen von Nero 866 Munzen und Vespasian 819 Munzen mit Abstand am haufigsten vorkommen Diese Zusammensetzung des Schatzes entspricht anderen Hortfunden und hangt mit diversen Munzreformen zusammen Im Jahre 64 n Chr wurde unter Nero ein leichterer Munzfuss eingefuhrt Die alten schwereren Aurei wurden nach und nach aus dem Verkehr gezogen und mussten durch einen erhohten Ausstoss der leichteren Aurei ersetzt werden So erklart sich dass die unter Nero und Vespasian gepragten Munzen bis ins zweite Jahrhundert den Munzumlauf bestimmten Auch die Zasur der Trierer Munzreihe in den Jahren 82 bis 99 n Chr ist charakteristisch da unter den in diesen Jahren regierenden Kaisern Domitian und Nerva vorubergehend wieder schwerere Munzen gepragt wurden Trajan kehrte wieder zum leichteren Munzfuss zuruck und liess seinerseits die domitianischen Munzen einziehen und einschmelzen Da der Anteil schwerer Aurei im Trierer Schatzfund nur sehr gering ist kann man darauf schliessen dass der Hort ab der Mitte des zweiten Jahrhunderts angehauft worden ist als kaum noch Pragungen des Domitian oder gar aus der Zeit vor der neronischen Reform in Umlauf waren 8 Nach 167 168 n Chr bricht die Trierer Munzreihe abrupt ab Als Grund hierfur wird die Antoninische Pest vermutet Auch in Trier verbreitete die Pandemie offenbar soviel Angst und Furcht in der Bevolkerung dass der Besitzer oder Verwalter des Schatzes den Bronzekessel nach 167 168 in aller Eile vergraben hatte 9 Womoglich floh er sogar aus der Stadt und holte die Barschaft Jahre spater bei seiner Ruckkehr wieder aus dem Versteck Nach dieser Zasur wurden nur noch sechs weitere Munzen aus den Jahren 193 bis 196 hinzugefugt Versuchter Diebstahl im Jahr 2019 BearbeitenIn den fruhen Morgenstunden des 8 Oktober 2019 brachen Unbekannte in das Rheinische Landesmuseum Trier ein und versuchten das Panzerglas der Vitrine mit dem Goldmunzenschatz darin zu zerschlagen um diesen zu entwenden Der Versuch scheiterte und den Tatern gelang die Flucht vor der eintreffenden Polizei Nach den unbekannten Verantwortlichen wurde darauf hin gefahndet 10 Aufgrund der Schaffung neuer Sicherungsmassnahmen war ursprunglich geplant den Goldmunzenschatz im Fruhsommer 2020 fur die Offentlichkeit wieder zuganglich zu machen jedoch wurde dieser Termin aufgrund der Umstande der COVID 19 Pandemie in Deutschland auf Ende des Jahres 2020 dann anschliessend wegen des Umbaus des Munzkabinetts zuerst auf den Sommer des Jahres 2021 und letztlich auf Fruhjahr 2022 verschoben 11 12 13 14 Im Mai 2021 wurde bekannt dass bereits im Dezember 2020 ein Verdachtiger aus den Niederlanden an Deutschland ausgeliefert worden war Von ihm wurde eine DNA Spur am Tatort gefunden Die Anklage lautete auf gemeinschaftlich begangenen versuchten Diebstahl im besonders schweren Fall 15 Der gestandige Mann wurde im August 2021 wegen seiner Beteiligung an der Tat zu drei Jahren Haft verurteilt 14 Von den anderen Tatern mindestens zwei weiteren fehlt bislang weiterhin jede Spur 15 Literatur BearbeitenKarl Josef Gilles Der romische Goldmunzenschatz aus der Feldstrasse in Trier Trierer Zeitschrift Beiheft 34 Trier 2013 ISBN 978 3 923319 82 4 Einzelnachweise Bearbeiten Gilles Goldmunzenschatz S 8 45 73 Gilles Goldmunzenschatz S 10 ff Gilles Goldmunzenschatz S 14 Gilles Goldmunzenschatz S 26 Gabriele und Lukas Clemens Geschichte der Stadt Trier Munchen 2007 S 31 sowie Gilles Goldmunzenschatz S 75 Gilles Goldmunzenschatz S 18 ff Gilles Goldmunzenschatz S 23 36 Gilles Goldmunzenschatz S 23 ff Gilles Goldmunzenschatz S 74 Missgluckter Einbruch Museumsrauber wollen beruhmten Trierer Goldschatz klauen und scheitern spektakular In Focus Online 16 Oktober 2019 abgerufen am 17 Oktober 2019 Trierer Goldschatz ab Fruhsommer 2020 wieder zu sehen In Welt de 20 November 2019 abgerufen am 3 Marz 2021 Ausstellungen Trierer Goldschatz erst Ende 2020 wieder zu sehen In Focus Online dpa 18 Mai 2020 abgerufen am 3 Marz 2021 Ausstellungen Trierer Goldschatz doch erst im Sommer 2021 wieder zu sehen In ZEIT ONLINE dpa 6 Dezember 2020 abgerufen am 3 Marz 2021 a b Versuchter Goldschatz Diebstahl Drei Jahre Gefangnis In SWR Aktuell 24 August 2021 abgerufen am 2 Januar 2022 a b Kriminalitat Trier Nach versuchtem Goldschatz Raub mutmasslicher Tater angeklagt In SZ de dpa 4 Mai 2021 abgerufen am 7 Mai 2021 Romisches Trier Augusta Treverorum nbsp nbsp UNESCO Welterbe Amphitheater Barbarathermen Igeler Saule Kaiserthermen Konstantinbasilika Porta Nigra Romerbrucke Trierer Dom Tempel Asclepius Tempel Trier Romischer Tempelbezirk Tawern Tempel am Herrenbrunnchen Tempelbezirk im Altbachtal Tempelbezirk Irminenwingert Grabanlagen Franzensknuppchen Graberfeld St Maximin Grabkammer am Reichertsberg GrutenhauschenVillen und Palastanlagen Kaiservilla von Konz Palatiolum Romische Villen Leiwen Villa Otrang Villa rustica Bollendorf Villa Rustica Mehring Villa rustica Wasserliesch Villa Urbana in Longuich Villa rustica Newel Villa von Welschbillig Sonstiges Civitas Treverorum Langmauer Munzschatz von Meckel Neumagener Steindenkmaler Neumagener Weinschiff Porta Alba Porta Inclyta Porta Media Romersprudel Romische Ruwerwasserleitung Romischer Qanat Mehring Romischer Qanat Polich Thermen am Viehmarkt Treverer Trierer Goldmunzenschatz Trierer Spruchbecher Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trierer Goldmunzenschatz amp oldid 238423218