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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Insula Begriffsklarung aufgefuhrt Insula lateinisch fur Insel ist eine moderne archaologische Bezeichnung fur Hauserblocks in meist rechtwinklig angelegten Stadten im Altertum insbesondere in romischen Stadten Im engeren Sinne werden damit antike romische mehrgeschossige Mietshauser bezeichnet die von einer oder mehreren Parteien bewohnt waren Sascha Priester wies bei seiner Forschungsarbeit zu stadtromischen Insulae nach dass sich der lateinische Ausdruck insula bei einigen Inschriften in Kombination mit einem Personennamen findet der im Genitiv verwendet oder in adjektivischer Form verwendet wird Dies ist offenbar ein Hinweis auf den ursprunglichen Eigentumer z B bei der insula Bolani der insula Eucarpiana oder der beruhmten in den spatantiken Regionenverzeichnissen aufgefuhrten insula Felicula Der Ausdruck insula stand im Lauf der Jahrhunderte von der Republik bis in die Spatantike nicht immer fur die konkrete Architektur eines Wohngebaudes sondern war auch die Bezeichnung fur Grund und Boden an sich oder fur Einkunfte aus vermietetem Besitz Auffallig ist dass es in der Antike keinen verbindlichen lateinischen Terminus fur den Bautyp eines mehrgeschossigen Gebaudeblocks mit Wohneinheiten gab 1 Rekonstruktion einer Insula in Ostia source source source source source source source track track track track So wohnten die Menschen im antiken Rom CC BY 4 0 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Bautyps 2 Bauform 3 Bauverordnungen 4 Folgen der Verdichtung 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenGeschichte des Bautyps Bearbeiten nbsp Insula in Ostia Antica nbsp Insulae in Ostia AnticaDie sogenannten Insulae Mietshauser mit bis zu funf oder sechs Geschossen waren vor allem in grosseren oder schnell wachsenden Stadten zu finden da der Platz innerhalb der Stadtmauern begrenzt war Auch Stadte die keine Stadtmauern hatten wie z B Rom wahrend des Prinzipats mussten eher in die Hohe als in die Flache wachsen da keine schnellen Transportmittel zur Verfugung standen Die vorhandenen literarischen Quellen fur Stadtrom zeigen dass es dort bereits in der spaten Republik vielgeschossige Gebaude mit Wohneinheiten gab die Hochhauser waren somit kein rein kaiserzeitliches Phanomen Die in Rom nur noch ausschnitthaft vorhandenen archaologischen Befunde setzen vor allem in flavischer Zeit ein und belegen meist den baulichen Zustand des 2 3 Jahrhunderts Diese Kluft zwischen den literarischen Quellen und den archaologischen Befunden erschwert es eine Vorstellung von den Entwicklungen und den bautypologischen Veranderungen dieser Bauten zu gewinnen 2 Dabei spiegeln die in Rom noch erhaltenen Gebaude z B die Aracoeli Insula die sog Insulae an der Via del Corso oder die so genannte Sudost Insula im Bereich der heutigen Stazione Termini einen gehobenen Wohnanspruch wider der offenbar auch der architektonischen Monumentalisierung bestimmter Zonen diente Auch das Haus der Musen im antiken Ostia mit erhaltenen Wandmalereien bot gehobenen Wohnkomfort Diese Bauten stehen fur eine im Detail zwar heterogene aber insgesamt auch sehr flexible Wohnbauform deren Architektur oft uber einen langen Zeitraum dem Bedarf von wechselnden Eigentumern und Bewohnern sowie den wechselnden Nutzungen als Geschaftsraum und als Wohnraum sehr gut gerecht wurde Nur literarisch belegt sind dagegen die schlechter gebauten Hochhauser in denen die Mieter erheblichen Komforteinbussen und oft lebensgefahrlichen Sicherheitsrisiken ausgesetzt waren 3 Bauform Bearbeiten nbsp Aracoeli Insula RomIm Erdgeschoss befanden sich haufig Geschafte tabernae in den Stockwerken daruber die Wohnungen cenacula der Mieter Die geraumigeren und besser ausgestatteten Wohnungen befanden sich in der ersten bzw zweiten Etage siehe z B in der hochwertig und stabil gebauten Aracoeli Insula am Hang des Kapitolshugels in Rom 4 oder in der Casa dei Dipinti und der Domus di Giove e Ganimede in Ostia Hier gab es Komfort mehrere Zimmer Balkone fliessendes Wasser und Toiletten In den oberen Stockwerken wurden die Wohnungen immer kleiner schlechter und auch gunstiger insbesondere weil dort bei Branden das Risiko hoher war Die Insulae wurden meist aus luftgetrockneten Ziegeln erbaut die sich bei Hochwasser vollsogen und zusammenbrachen Dies war bei gebrannten Ziegeln nicht moglich doch diese waren aufwendiger herzustellen und somit teurer Selbst die Qualitat der luftgetrockneten Ziegel muss sehr gering gewesen sein denn normalerweise durften auch sie nach einer Uberschwemmung nicht zerfallen Bei den teureren Hausern wurden die gebrannten Ziegel oft als Mauerschalen genutzt zwischen die Opus caementicium eine Art antiker Beton aus Sand Kalkwasser und grobem oder feinem Kies gegossen wurde Fur Fundamentierung Boden und Deckenkonstruktionen Dachkonstruktion Treppenhauser Balkone Fensterladen und Turen wurde Holz verwendet Die Insulae verfugten wenn uberhaupt nur uber eine unzureichende Frischwasserversorgung und auch diese nur in der ersten Etage Die Mieter der oberen Geschosse benutzten offentliche Toiletten und Badehauser Dies begunstigte vor allem nach dem 1 Jahrhundert n Chr die Verbreitung schwerer Krankheiten in den Stadten Bauverordnungen BearbeitenAntike Autoren erwahnten staatliche Massnahmen gegen die haufigen Brande und Hauseinsturze in der Stadt 5 Fur die Insulae fuhrte Augustus eine Hohenbegrenzung von 21 m ein 6 Diese Verordnung wurde offensichtlich nicht befolgt denn nach dem Feuer im Jahre 64 n Chr zur Regierungszeit des Kaisers Nero wurden Gesetze verabschiedet in denen die Hohe auf 21 m begrenzt und ein Abstand von 3 m zwischen den Gebauden angeordnet wurde Das Gesetz regelte auch dass die Fassaden nebeneinander liegender Gebaude Flachdachanbauten bekamen um die Arbeit der Feuerwehrleute zu erleichtern 7 Der weniger haltbare und instabile Schlammziegel wurde beim Bau dieser hohen Mietshauser durch verkleidetes Gussmauerwerk ersetzt Doch die Verstosse gegen die Bauverordnung liessen nicht nach und zwangen Trajan schliesslich dazu die Hohe der Insulae auf 18 m zu begrenzen 8 Die Enge der Gassen erschwerte bei Branden die Fluchtmoglichkeiten 9 Folgen der Verdichtung BearbeitenZur Kaiserzeit lebten in der Stadt Rom uber eine Million Menschen auf engem Raum Wohnraum war knapp und teuer So lag der Gedanke nahe in die Hohe zu bauen In den Wohnblocken konnten in 6 bis 7 Geschossen viele Menschen auf wenig Platz wohnen Platzsparen war sehr wichtig deshalb durften die Grundmauern nicht dicker als einen halben Meter sein was relativ wenig fur so hohe Gebaude war Trotz der winzigen Wohnungen in den Insulae war mehr Wohnraum notig was dazu fuhrte dass auf den Dachern noch weitere Holzverschlage gebaut wurden Durch diese Bauweise und die engen Strassen kam es oft zu Branden die ganze Stadtviertel zerstorten Die Mietwohnungen befanden sich oft in schlechtem Zustand da die Vermieter sich weigerten die Schaden beheben zu lassen Infolge mangelhafter Bauweise bildeten sich Risse in den Mauern wodurch es in den Wohnungen immer zugig war und bei Regenfallen Wasser eindrang Dies konnte auch zu Kalkablosung und Schimmelbildung fuhren Strabon berichtete uber Hauszusammenbruche die nicht von mangelhafter Qualitat des Hauses herruhrten sondern von dem Verkaufsinteresse des Vermieters der wesentlich mehr Geld verdienen konnte wenn er luxuriose Atriumhauser auf seinem Grundstuck baute siehe auch Romisches HausLiteratur BearbeitenPeter Connolly Hazel Dodge Die antike Stadt Das Leben in Athen und Rom Konemann Verlag Koln 1998 ISBN 3 8290 1104 0 Wolfram Hoepfner Ernst Ludwig Schwandner Haus und Stadt im klassischen Griechenland 2 uberarb Aufl Wohnen in der klassischen Polis Bd 1 Deutscher Kunstverlag Munchen 1994 ISBN 3 422 06024 3 Alexander G McKay Romische Hauser Villen und Palaste Atlantis Luzern 1980 ISBN 3 7611 0585 1 S 76 94 Sascha Priester Ad summas tegulas Untersuchungen zu vielgeschossigen Gebaudeblocken mit Wohneinheiten und insulae im kaiserzeitlichen Rom Verlag L Erma Di Bretschneider 2002 Dissertation Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Antike romische Hauser und Insulae Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Sascha Priester Ad summas tegulas Untersuchungen zu vielgeschossigen Gebaudeblocken mit Wohneinheiten und insulae im kaiserzeitlichen Rom Verlag L Erma Di Bretschneider 2002 S 25 ff Priester Ad summas tegulas S 196 Priester Ad summas tegulas S 234 Priester Ad summas tegulas S 47 ff Priester Ad summas tegulas S 214 ff Strabon 5 3 7 Seneca De Consolatione ad Marciam 22 3 De Beneficiis 6 6 2 Briefe 10 Controversiae 2 1 11 De Ira 3 35 4 5 De Tranquillitate Animi 11 7 Sextus Aurelius Victor Epitome 27 Erwahnt bei McKay Romische Hauser S 231 der keine antiken Quellen nennt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Insula amp oldid 231439972