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Antoninische Pest Vollbild einer Pockeninfektion exemplarisch DatenKrankheit sehr wahrscheinlich PockenKrankheitserreger Orthopoxvirus variolaUrsprung Nisibis erstes dokumentiertes AuftretenBeginn 165Ende 180 190Todesfalle geschatzt 5 10 MillionenDie Antoninische Pest von lateinisch pestis Seuche und zu Marcus Aurelius Antoninus war eine Pandemie die in den Jahren von 165 bis 180 eventuell bis 190 nahezu im gesamten Gebiet des Romischen Reichs herrschte Sie ist nach dem Gentilnamen des romischen Kaisers Mark Aurel 180 benannt der eigentlich Marcus Aurelius Antoninus hiess Umstritten ist die Hypothese dass dieser und ebenso sein Mitregent Lucius Verus 169 der Seuche zum Opfer gefallen seien Marcus Aurelius Antoninus 121 180 Regierungszeit 161 180 Nach ihm ist die Antoninische Pest benannt Lucius Aurelius Verus 130 169 war gemeinsam mit Mark Aurel von 161 bis zu seinem Tod romischer Kaiser Aufgrund der antiken Schilderungen der Symptome ist davon auszugehen dass es sich bei der beschriebenen Infektionskrankheit nicht um die Beulenpest handelte die durch das Bakterium Yersinia pestis hervorgerufen wird sondern um eine Variante der Pocken verursacht von einem besonders virulenten Stamm der Pockenviren Orthopoxvirus variolae Diese Infektionskrankheit war damals im Orient seit langer Zeit endemisch Der zeitgenossische Arzt Galen beschreibt die Symptome 168 in seinem Traktat Methodus medendi Die therapeutische Methode als Fieber Durchfall und Rachenentzundung sowie einen makulosen bis pustulosen Hautausschlag etwa ab dem neunten Krankheitstag Diese Beschreibung lasst sich am ehesten mit den Pocken vereinbaren Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen Hypothesen zum Ursprung der Antoninischen Pandemie 1 1 Die Pocken Hypothese 1 2 Die Masern Hypothese 2 Geschichte 2 1 Erstauftreten 2 2 Ausbreitungsphase 2 3 24 jahriges Massensterben 2 4 Zeitgenossische medizinische Betrachtungen 2 5 Spatere Wellen 3 Folgen 3 1 Folgen fur die Kriegsfuhrung im Osten und an der Donaugrenze 3 2 Langfristige Folgen 4 Antike Quellen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUrsachen Hypothesen zum Ursprung der Antoninischen Pandemie BearbeitenDie Pocken Hypothese Bearbeiten Babkin et al 2012 1 2 konnten zeigen dass die modernen Pockenvirus Gattungen vor mehr als 200 000 Jahren von einem Ahnenvirus abwichen und dass ein Vorfahr der Gattung Orthopoxvirus vor 131 000 45 000 Jahren auftauchte Nach Harper 2017 3 stammte das Vorlaufervirus von der Nacktsohlen Rennmaus Gerbilliscus kempi 4 einem Nagetier der offenen Savannen das in afrikanischen Habitaten zwischen der Sahara und den feuchtwarmen Tropen lebt ab Sie ist die einzige Vertreterin die das Tatera Pockenvirus TATV in sich tragt Dieses Virus ist eng verwandt mit dem Orthopoxvirus cameli Kamelpockenvirus CMLV und beide stehen evolutionar in sehr enger Beziehung zum Variola major Virus englisch Cross species transmission CST 5 Harper sieht in den weitverzweigten Handelsrouten und beziehungen den Ursprung der Pandemie Mit dem Aufstieg des Imperium Romanums wurde Agypten Teil des romischen Reiches Es fuhrte dieses sukzessive an die Grenze zum nubischen Konigreich von Kusch in das sich bildende Konigreich von Aksum in Athiopien sowie Clanherrschaftsgebiete entlang der arabischen Ostkuste Hinweise boten eine berichtete Epidemie im Jahre 156 n Chr in Arabien die so Harper wahrscheinlich im Zusammenhang mit der spateren Antoninischen Pandemie stand 6 nbsp Exemplarische Darstellung einer Pockeninfektion Eine junge Frau mit Papeln und Pusteln am Kopf Gesicht und den Schultern Friern Hospital London 1890 1910 Die Ubertragung der Pockenviren beim Menschen erfolgt durch Tropfchen Schmier und Staubinfektion dabei liegt die Inkubationszeit zwischen sieben bis elf Tage Galenos beschrieb dies so Zu dieser Zeit brach am neunten Tag ein junger Mann am ganzen Korper an Geschwuren aus genau wie fast alle anderen die gerettet wurden An diesem Tag gab es auch einen leichten Husten Am nachsten Tag unmittelbar nachdem er gebadet hatte hustete er heftiger und brachte den Husten zur Sprache den sie Schorf nennen 7 8 Eine Ausnahme bilden die hamorrhagischen Pocken ihr Ubertragungsmodus findet durch eine Ansteckung stets von Mensch zu Mensch statt also in einem direkten Kontakt mit den Effloreszenzen aber besonders in den Fruhstadien der Pockenerkrankung wegen des Befalls der oralen pharyngealen und nasalen Schleimhaut manchmal auch der Lungenalveolen und dann durch Atem Aerosole Nach einem Anfangsstadium von zwei bis vier Tagen mit hohem Fieber Kopf Kreuz und Gliederschmerzen die allesamt typisch fur eine virale Infektion sind kommt es zu Entzundungsreaktionen der oberen Atemwege begleitet mit einem vorubergehenden Ausschlag Meist nach einem kurzzeitigen Fieberabfall setzt das anschliessende Eruptionsstadium ein mit dem charakteristischen Auftreten von blassroten juckenden Flecken die sich zu Knotchen Blaschen Papeln und Pusteln entwickeln konnen Sie breiten sich in der Regel vom Kopf her uber den ganzen Korper aus und trocknen unter Borken und Schorfbildung nach einigen Wochen ein Ausgenommen sind die Achselhohlen sowie die Innenseite der Oberschenkel Besonders stark sind Gesicht behaarter Kopf Unterarme und Handflachen betroffen Nach Abstossung der infektiosen Krusten bleiben die typischen Pockennarben zuruck Der Betroffene ist erst nach Abheilung aller Effloreszenzen also drei bis vier Wochen nach Krankheitsbeginn nicht mehr ansteckend 9 Bei 65 bis 80 Prozent der Uberlebenden verbleiben tiefe kraterformige Narben in der Haut Die Masern Hypothese Bearbeiten Teils wird auch erwogen es habe sich um die Masern gehandelt Es zeigte sich dass das Masernvirus 10 dann eine hohe Letalitat aufwies wenn es auf eine zuvor unberuhrte nicht immune Bevolkerung traf 11 12 13 Untersuchungen legen aber nahe dass im Jahr 164 n Chr der verantwortliche Masernvirusstamm nicht ausreichend entwickelt war um eine solche Pandemie auszulosen 14 Daruber hinaus stimmen die Aufzeichnungen der Krankheitssymptome eher mit denen der Pocken uberein Geschichte BearbeitenErstauftreten Bearbeiten Die Antoninische Pest wurde gemass der antiken Uberlieferung von heimkehrenden Legionaren die unter dem Kommando des Lucius Verus gegen die Parther unter Vologaeses IV gekampft hatten aus Mesopotamien eingeschleppt Nach Ersturmung der Stadt Seleukia Ktesiphon am Tigris durch die Romer kam es zu umfangreichen Plunderungen bei denen auch der Apollon Tempel nicht verschont worden sein soll Der spatantike Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus um 390 n Chr erzahlt bald nach diesen Exzessen sei unter den Legionaren eine exanthematische Krankheit ausgebrochen die fast immer todlich verlief und behauptet dies sei erfolgt nachdem Plunderer ein im Tempel befindliches geweihtes Gefass zerbrachen aus dem ein darin eingeschlossener Gifthauch Dampfe aus Naphtha Quellen in Babylon 15 entwich 16 Diese Mar war vielleicht spater von chaldaischen Tempelpriestern verbreitet worden um die Seuche als gottliche Strafe erscheinen zu lassen 17 Ausbreitungsphase Bearbeiten Das erste Auftreten der Krankheit im Reichsgebiet ist 165 im nordmesopotamischen Nisibis bezeugt 18 Von dort breitete sie sich schnell im Reich aus uber dicht bevolkerte Stadte wie Smyrna Ephesos und Athen um nur ein Jahr spater in Rom aufzutreten Durch die gute Logistik innerhalb des Romischen Reiches die stark frequentierten Strassenverbindungen 19 20 aber auch uber den Seeweg erreichte sie selbst so abgelegene Gebiete wie Britannien Besonders schwer muss sie in den iberischen Provinzen und auf der Italienischen Halbinsel gewutet haben Paulus Orosius schreibt im 4 Jahrhundert dass dort viele Ortschaften vollig entvolkert worden seien In Rom selbst brach die Seuche 166 n Chr aus kurz nachdem die siegreichen Legionen ihren Triumphzug abgehalten hatten Der Historiker Cassius Dio berichtet von 2000 Toten taglich in Rom jeder vierte Erkrankte sei verstorben Von dort breitete sie sich rasch bis zur Donau und an den Rhein aus 24 jahriges Massensterben Bearbeiten Die Folge war ein Massensterben das mit nur kurzen Unterbrechungen fast 24 Jahre anhalten sollte und zu einer grossflachigen Entvolkerung im Romischen Reich fuhrte Ein Grabstein von Bad Endorf in Oberbayern 21 datiert auf das Jahr 182 n Chr wurde fur eine ganze an der Seuche gestorbene Familie gesetzt und scheint dies zusatzlich zu bestatigen 22 Die hohe Mortalitatsrate wird auch durch Steuerlisten der Provinz Agypten dokumentiert Die damaligen Astrologen vermuteten die Ursache der Katastrophe in einer zuvor erfolgten Konjunktion der Planeten Mars und Saturn Besonders verheerend wutete die Krankheit in den Winterquartieren des Heeres Nach 170 schwachte sich die Seuche allmahlich ab flammte um 177 aber erneut wieder heftig auf Die Krankheit blieb regional endemisch und fuhrte immer wieder zu kleineren Ausbruchen Um 180 raffte sie moglicherweise auch Mark Aurel an seinem Aufenthaltsort Vindobona dahin Seine Freunde und Vertrauten die an sein Sterbelager zitiert wurden beeilten sich danach angeblich aus Furcht sich ebenfalls anzustecken den Raum wieder zu verlassen Auch sein Sohn und Nachfolger Commodus wurde nach einem kurzen Gesprach wieder hinausgeschickt Im Jahr 189 erreichte die Epidemie ihren Hohepunkt und ebbte dann wieder relativ rasch ab Zeitgenossische medizinische Betrachtungen Bearbeiten Der Arzt Galenos glaubte als Ursache der Seuche an eine Verpestung der Luft worauf sich Kaiser Commodus in die Lorbeerhaine von Laurentium begab 23 Nach Cassius Dio wurden in Rom mehrere Personen hingerichtet weil sie unzahlige Menschen mit vergifteten Nadeln angesteckt haben sollen Galenos berichtet in zahlreichen Passagen seiner Schriften von dieser Seuche Im Unterschied zu anderen bezeichnet er sie allerdings als longa diuturna oder auch magna Im 9 Buch seines Werkes Uber die richtigen Mischungen und Eigenschaften der einfachen Medikamente setzt er sie in Beziehung zur attischen Seuche des Thukydides ἐn de tῷ megalῳ toytῳ loimῷ paraplhsiῳ tὴn idean ὄnti tῷ katὰ 8oykydidhn genomenῳ bei dieser grossen Seuche die dem Erscheinungsbild nach ganz ahnlich war wie die die laut Thukydides ausbrach Galenos Perὶ krasews kaὶ dynamews tῶn ἁplῶn farmakwn biblion I De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus liber IX 24 Auch Littre und Hecker nehmen an dass es sich bei der attischen Seuche um die gleiche Krankheit wie die Antoninische Pest gehandelt haben durfte Von Galenos stammt auch die Ansicht dass die Pocken aus einem schon angeborenen Blatternstoff herkommen der erst durch Ausbruch der Krankheit aus dem Korper entfernt werden konne Seiner Ansicht nach konnten nur diejenigen geheilt werden bei denen der Pustelausbruch sehr zahlreich auftritt wahrend diejenigen bei denen er bald wieder zuruckgeht sterben mussten Dies fuhrte zu falschen Behandlungsmethoden wie z B die Blattern durch Reizung der Haut oder scharfe Kataplasmen zum Entstehen zu bringen Die Bezeichnung Pest oder Loimos hatte fur Galenos im Ubrigen nur eine quantitative Bedeutung und galt fur alle Krankheitssymptome an denen viele Menschen in kurzer Zeit starben Galenos leitet den Ausbruch der Krankheit von einer fehlerhaften Beschaffenheit der Korpersafte ab und beschreibt dies auch im 4 Kapitel seiner Schrift De atra bile Es erscheinen bei allen Blaschen schwarze Ausschlage uber den ganzen Korper meistens von schwariger Beschaffenheit Dies war offensichtlich ein Uberbleibsel des durch Fieber in Faulnis geratenen Blutes welches die Natur wie eine Art Asche zur Haut trieb Bei Menschen bei denen die Ausschlage schwarig wurden fiel das Oberste ab was man einen Schorf nennt und hernach war bereits das Ubrige der Genesung nahe und verheilte nach einigen Tagen Spatere Wellen Bearbeiten Von einem weiteren Ausbruch der Epidemie wird um 190 also zur Regierungszeit von Commodus berichtet Ob es sich dabei um eine Ruckkehr der Antoninischen Pest handelte ist nicht sicher Mitte des 3 Jahrhunderts kam es wiederum zu einer grossen Pandemie der Cyprianischen Pest Auch hier ist umstritten ob es sich um eine erneute Ruckkehr derselben Krankheit handelte oder um einen vollig neuen Erreger Um das Jahr 292 brach abermals eine Reihe nicht enden wollender Pockenepidemien aus Eusebius von Caesarea 260 340 erwahnt in seiner Kirchengeschichte eine Seuche die unter Diokletian im Jahre 302 ausbrach und wodurch tausende Menschen erblindeten Obschon die winterlichen Regengusse den gehorigen Ertrag der Felder zu Wege gebracht hatten so entstand doch unvermutet eine Hungersnot und Seuche samt dem Missgeschick einer anderen Krankheit Es war ein schwarender Hautausschlag der wegen seines brennenden Charakters den Beinamen Anthrax erhielt u d Befallenen in grosse Gefahr brachte indem er sich nicht nur uber die ganze Oberflache des Korpers ausbreitete sondern auch haufig die Augen ergriff und so unzahlige Manner Frauen und Kinder des Augenlichtes beraubte 25 Auch Diokletian der 305 abdankte und sich auf seinen Alterssitz in Salona zuruckzog scheint ihr 313 zum Opfer gefallen zu sein 26 Bischof Cedrenus von Caesarea schildert den Krankheitsverlauf des Kaisers folgendermassen Er wurde von heftigen Schmerzen in allen Teilen seines Korpers ergriffen grosse Hitze verzehrte sein Inneres und sein Fleisch schmolz wie Wachs Im Verlaufe der Krankheit wurde er langsam vollkommen blind die Zunge und das Innere des Halses gingen in Faulnis uber sodass der noch lebende Korper schon den Geruch einer Leiche ausstiess 27 Allerdings war der Bischof wegen der vorangegangenen Christenverfolgung nicht gut auf Diokletian zu sprechen und auch der Tod des Mitkaisers Galerius wurde von Christen in dunkelsten Farben gezeichnet Folgen BearbeitenFolgen fur die Kriegsfuhrung im Osten und an der Donaugrenze Bearbeiten Unmittelbar fuhrte der Ausbruch der Pest 165 dazu dass der Sieg gegen die Parther nicht in eine dauerhafte Befriedung der Ostgrenzen umgemunzt werden konnte Einige Historiker sehen in ihm den eigentlichen Grund fur den romischen Ruckzug aus Mesopotamien wobei allerdings auch die schwierige Versorgungslage im ausgeplunderten Seleukia und die langen Nachschubwege eine Rolle gespielt haben mogen Dass die Pest besonders unter den Soldaten wutete scheint eine Munze aus dem Jahr 166 n Chr mit dem Bildnis der Minerva Medica anzudeuten Der Historiker Ammianus schreibt dazu von der Grenze Persiens bis an den Rhein und Gallien war alles mit Leichen erfullt In den 160er Jahren erschwerte die Antoninische Pest aus romischer Sicht massiv die Abwehr der germanischen Stamme der Markomannen und Quaden an der Donaugrenze Wahrend der Markomannenkriege war sie die Ursache fur die zeitweise dramatische Verschlechterung der militarischen Lage auf romischer Seite Als die Germanen die Donau uberschritten und ins Reich einfielen konnten ihnen die durch die Seuche geschwachten und dezimierten Legionen nicht standhalten Mark Aurel sah sich schliesslich gezwungen ab 167 die Legionen an der Donau personlich zu fuhren Im Winter 168 169 waren die Verluste bei den Truppen durch die Seuche so hoch in einigen Einheiten fiel ein Drittel der Mannschaften aus dass fur deren Ersatz eine Aushebung Unfreier volones vorgenommen wurde und eine Offensive verschoben werden musste 28 Allerdings uberschritt die Pest auch die Reichsgrenzen in Richtung Norden und forderte wohl auch bei den dortigen Stammen zahlreiche Opfer Hier sind die Verluste und ihre strategischen Konsequenzen jedoch nicht annahernd so gut dokumentiert wie das auf romischer Seite der Fall ist nbsp Territoriale Situation des Imperium Romanum 180 zum Ende der antoninischen Pandemie und der aurelianischen Regentschaft Langfristige Folgen Bearbeiten Unter modernen Historikern ist sehr strittig ob und inwieweit in der Antoninischen Pest tatsachlich ein wesentlicher Faktor fur die politische Destabilisierung und den allmahlichen Verlust der Reichseinheit gesehen werden kann die schliesslich zur Reichskrise des 3 Jahrhunderts fuhrten Die unmittelbaren Folgen der Epidemie fur die wirtschaftliche und soziale Situation des Romischen Reiches wogen sicherlich schwer Zeitweilig brach die offentliche Ordnung wohl vollig zusammen In Agypten wird von Massenfluchten berichtet Insgesamt war die Herrschaftszeit von Mark Aurel aber auch durch mehrere Missernten Steuererhohungen und die standige Kriegssituation gekennzeichnet so dass die Bedeutung der Epidemie auf lange Zeit relativiert wird 29 Nach den hochsten Schatzungen kamen im gesamten Zeitraum ungefahr sieben bis zehn Millionen Menschen durch die Pandemie ums Leben dies waren mehr als funf Prozent der Bevolkerung In einigen urbanen Zentren ist mutmasslich jeder Zehnte umgekommen 30 Antike Quellen BearbeitenBei der Antoninischen Pest handelt es sich um eine der am besten dokumentierten Epidemien der Antike Nicht alle Quellen besitzen jedoch dieselbe Qualitat Die Historia Augusta und Ammianus Marcellinus berichten vom Aufkommen der Seuche und ihrem Wuten innerhalb der romischen Truppen Wie Galenos schildert auch Aelius Aristides das Erscheinungsbild der Krankheit Durch Herodian Orosius und Cassius Dio ist die Ruckkehr der Epidemie in den spaten 180er Jahren uberliefert Zumindest die Zuverlassigkeit der Angaben des Orosius und des Ammianus Marcellinus die aus grossem zeitlichen Abstand schrieben sowie der Historia Augusta die generell als umstritten gilt ist zweifelhaft Quellenverzeichnis Galenus Methodus medendi vel de morbis curandis libri XIV Ubersetzung ins Lateinische von Thomas Linacre Paris 1519 Cassius Dio Romische Geschichte Ubersetzt von O Veh 5 Bande Munchen Zurich 1985 1987 Ernst Hohl Ubers Historia Augusta Romische Herrschergestalten Band 1 Artemis Zurich Munchen 1976 ISBN 3 7608 3568 6 Siehe auch BearbeitenListe von Epidemien und Pandemien Justinianische PestLiteratur BearbeitenRichard P Duncan Jones The impact of the Antonine plague In Journal of Roman Archaeology 9 1996 ISSN 1047 7594 S 108 136 Duncan Jones vertritt die Ansicht die Seuche sei sehr gravierend gewesen Colin Elliott The Antonine Plague Climate Change and Local Violence in Roman Egypt In Past amp Present 231 2016 S 3 31 James Greenberg Plagued by doubt Reconsidering the impact of a mortality crisis in the 2nd c A D In Journal of Roman Archaelogy 16 2003 S 413 425 Greenberg widerspricht Duncan Jones und vertritt die Position die Quellen erlaubten keine gesicherten Aussagen uber Mortalitat und Effekt der Seuche Hilmar Klinkott Parther Pest Pandora Mythos Katastrophen und ihre Bedeutung in der Regierungszeit Marc Aurels In Volker Grieb Hrsg Marc Aurel Wege zu seiner Herrschaft Computus Morlenbach 2017 S 285 306 Jorn Kobes Pest in der Hohen Kaiserzeit In Mischa Meier Hrsg Pest Die Geschichte eines Menschheitstraumas Klett Cotta Stuttgart 2005 ISBN 3 608 94359 5 S 66 77 Elio Lo Cascio Hrsg L impatto della peste antonina Edipuglia Bari 2012 ISBN 978 88 7228 638 8 Vivian Nutton Epidemische Krankheiten In Der Neue Pauly Enzyklopadie der Antike Band 3 Stuttgart Weimar 1997 Sp 1102 1104 hier Sp 1103 Florian Batorfi Die sogenannte Antoninische Pest Wege der Resilienz im Angesicht einer Jahrhundertkatastrophe S 43 69 In Pandemien in der Geschichte Sonderheft 20 Mitteilungen Institut fur Europaische Kulturgeschichte der Universitat Augsburg Augsburg 2022 ISSN 1437 2703 online Weblinks BearbeitenDie Antoninische Pest 165 n Chr In ImperiumRomanum com Gernot Kramper Antoninische Pest wie eine Seuche den Untergang des romischen Imperiums einleitete In Stern de 14 Mai 2020 Renata Egli Gerber Im 2 Jahrhundert nach Christus entvolkerte eine Pandemie ganze Landstriche Wie ein romischer Kaiser Widerstand leistete In Neue Zurcher Zeitung 4 Februar 2021Einzelnachweise Bearbeiten I V Babkin S N Shchelkunov Molecular evolution of poxviruses In Russian Journal of Genetics Band 44 2008 S 895 908 Igor V Babkin Irina N Babkina A retrospective study of the orthopoxvirus molecular evolution In Infect Genet Evol Band 12 Nr 8 Dezember 2012 S 1597 604 Kyle Harper Fatum Das Klima und der Untergang des Romischen Reiches C H Beck Munchen 2020 ISBN 978 3 406 74933 9 S 142 143 und 465 Jan Osterkamp Virenevolution Spur zu alten Todgeweihten In Spektrum News 9 Juli 2007 spektrum de Ana T Duggan Maria F Perdomo Dario Piombino Mascali Stephanie Marciniak Debi Poinar Matthew V Emery Jan P Buchmann Sebastian Duchene Rimantas Jankauskas Margaret Humphreys G Brian Golding John Southon Alison Devault Jean Marie Rouillard Jason W Sahl Olivier Dutour Klaus Hedman Antti Sajantila Geoffrey L Smith Edward C Holmes Hendrik N Poinar 17th Century Variola Virus Reveals the Recent History of Smallpox In Curr Biol Band 26 Nr 24 19 Dezember 2016 S 3407 3412 PMC 5196022 freier Volltext hier S 3408 Kyle Harper Fatum Das Klima und der Untergang des Romisches Reiches C H Beck Munchen 2020 ISBN 978 3 406 74933 9 S 144 152 und 164 Gal MM 5 12 II 84 Loeb tote neaniskos tis ἐnnataῖos ἐ3hn8hsen ἕlkesin ὅlon tὸ sῶµa ka8aper kaὶ oἱ loilloi sxedὸn ἐn toytῳ dὲ kaὶ ὑpebhtte braxea tῇ d ὑsteraiᾳ loysaµenos aὐtika µὲn ἔbh3e sfodroteron ἀnhnex8h d aὐtῷ µetὰ tῆs bhxὸs ἣn ὀnoµazy Rebecca Flemming Galen and the Plague in Galen s Treatise Perὶ Ἀlypias De indolentia in Context In Caroline Petit Hrsg Galen s Treatise Perὶ Ἀlypias De indolentia in Context A Tale of Resilience Studies in Ancient Medicine Band 52 Brill Leiden 2018 ISBN 978 90 04 38330 2 S 219 244 doi 10 1163 9789004383302 011 Thomas Grunewald Bernhard R Ruf Epidemiologie Klinik und Pravention der humanen Pocken Variola vera Teil 1 In Arzteblatt Sachsen Nr 4 2003 S 132 133 Teil 2 slaek de siehe auch Rinderpestvirus dieses ist eng mit dem Masernvirus verwandt ebenso mit dem Erreger der Pest der kleinen Wiederkauer Peste des petits ruminants virus PPRV und dem Staupevirus Nach gangiger wissenschaftlicher Meinung hat sich das Masernvirus aus dem Rinderpestvirus entwickelt Medizin Masernvirus alter als angenommen In Deutsches Arzteblatt 3 Januar 2020 aerzteblatt de Ariane Dux Sebastian Lequime Livia Victoria Patrono Bram Vrancken Sengul Boral Jan F Gogarten Antonia Hilbig David Horst Kevin Merkel Baptiste Prepoint Sabine Santibanez Jasmin Schlotterbeck Marc A Suchard Markus Ulrich Navena Widulin Annette Mankertz Fabian H Leendertz Kyle Harper Thomas Schnalke Philippe Lemey Sebastien Calvignac Spencer The history of measles from a 1912 genome to an antique origin bioRxiv 30 Dezember 2019 doi 10 1101 2019 12 29 889667 Preview unter biorxiv org Ariane Dux Sebastian Lequime Livia Victoria Patrono Bram Vrancken Sengul Boral Jan F Gogarten Antonia Hilbig David Horst Kevin Merkel Baptiste Prepoint Sabine Santibanez Jasmin Schlotterbeck Marc A Suchard Markus Ulrich Navena Widulin Annette Mankertz Fabian H Leendertz Kyle Harper Thomas Schnalke Philippe Lemey Sebastien Calvignac Spencer Measles virus and rinderpest virus divergence dated to the sixth century BCE In Science Band 368 Nr 6497 19 Jun 2020 S 1367 1370 doi 10 1126 science aba9411 Jennifer Manley Measles and Ancient Plagues A Note on New Scientific Evidence In Classical World Band 107 Nr 3 2014 doi 10 1353 clw 2014 0001 Wolfgang Wegner Ammianus Marcellinus In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 51 Amm Marc XXIII 6 24 Kyle Harper Climate Disease and the Fate of Rome Princeton University Press Princeton New Jersey 2017 ISBN 978 0 691 16683 4 Deutsche Ubersetzung Fatum Das Klima und der Untergang des Romisches Reiches C H Beck Munchen 2020 ISBN 978 3 406 74933 9 S 151 179 Modelling the Antonine Plague tabulae geographicae de Die Wegestrecken und Stationen des Itinerarium Antonini nach Bernd Lohberg image jimcdn com Das fertige Netzwerk zur Simulation der Antoninischen Pest nach Bernd Lohberg Hierzu wurde durch eine digitale Nachbildung des Verkehrsnetzwerks des Romischen Reiches etwa dem Itinerarium Antonini und den damit verbundenen Siedlungen sowie da das Itinerarium Antonini keineswegs das gesamte Strassennetz abbildete einige sehr dicht besiedelte Regionen wie die Provinz Asia oder die bei seiner finalen Niederschrift bereits verlorene Provinz Dacia mit einbezogen Die dortigen Wege und Stationen wurden in der gleichen Art vom Autor aus der Literatur erganzt werden Zusatzlich zum Strassennetz wurde ein zweifach gegliedertes Seeverkehrsnetzwerk eingefugt Ein Langstreckennetzwerk mit Routen und Reisezeiten welche der antiken Uberlieferung und modernen Abschatzungen entnommen wurden sowie ein automatisch generiertes Kurzstreckennetzwerk Allen Knoten des Netzwerks wurde sodann eine Bevolkerungsdichte zugeordnet anhand derer ihnen eine Bevolkerungszahl fur die Simulation zugewiesen werden konnte image jimcdn com auf tabulae geographicae de CIL III 5567 Manfred G Schmidt Non extincta Lues Zu CIL III 5567 In Jahrbuch des Oberosterreichischen Musealvereines Band 149a Linz 2002 S 135 140 zobodat at PDF 1 9 MB Herodian 1 12 2 Verwendete Ausgabe Herodian Geschichte des Kaisertums nach Marc Aurel Griechisch und deutsch Hrsg und ubersetzt von Friedhelm L Muller Stuttgart 1996 Galeni opera omnia ed Kuhn Bd XII S 191 Eusebi histor ecclesiast ed Stroth Hal 1779 L IX c 6 und 8 B M Lersch Geschichte der Volksseuchen Berlin 1896 S 27 Compendium historiar Paris 1747 T I p 267 SHA Aur 21 6 englische Ubersetzung J Greenberg Plagued by doubt reconsidering the impact of a mortality crisis in the 2nd century A D In Journal of Roman Archaeology 16 2003 S 413 425 R J Littman M L Littman Galen and the Antonine Plague In American Journal of Philology 94 1973 S 243 255 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Antoninische Pest amp oldid 238243290