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Als legio volonum deutsch Legion von Freiwilligen Plural legiones volonum wird in der romischen Antike eine Legion von Freiwilligen bezeichnet 1 Zwei Verbande dieser Art liess der romische Senat im Jahr 216 v Chr wahrend des Zweiten Punischen Kriegs aufstellen Ihre Mannschaften rekrutierten sich grosstenteils aus Sklaven die der Staat gezielt fur den militarischen Einsatz angekauft hatte Abgesehen von einer Anzahl Sklaven die moglicherweise unter Kaiser Mark Aurel auf bereits bestehende Legionen verteilt wurden war das der einzige belegte Fall in dem Unfreie Frontdienst als regulare Soldaten milites in der romischen Armee leisteten Die rote Markierung zeigt die Erste Schlacht von Beneventum in der etwa 8 000 Sklaven in der Uberlieferung legiones volonum genannt auf romischer Seite zum Einsatz kamen Inhaltsverzeichnis 1 Unfreie volones in der Romischen Republik 2 Unfreie volones in der Romischen Kaiserzeit 3 Sklavenrekrutierung als historische Ausnahme 4 Rechtliche Gesichtspunkte 5 Rezeption 5 1 Legio volonum 5 2 Unfreie volones unter Mark Aurel 6 Anmerkungen 7 LiteraturUnfreie volones in der Romischen Republik BearbeitenNach der verlorenen Schlacht von Cannae musste Rom zur Kompensation von acht verlorenen Legionen aussergewohnliche Massnahmen ergreifen Unter dem Konsul Gaius Terentius Varro wurden die verbliebenen Soldaten in zwei neuen Legionen reorganisiert und zugig neue Rekruten unter Einbeziehung von geeigneten Unfreien ausgehoben Von den Sklaven nahmen 8 000 taugliche Manner als Freiwillige volones den vom Staat angebotenen Militardienst bereitwillig an 2 3 um in zwei geschlossene Kampfverbande eingeteilt zu werden 4 Der Sklavenstatus der Freiwilligen blieb nach dem Dienstantritt als regularer Kombattant weiterhin bestehen Erst nachdem die legiones volonum unter dem Kommando des Tiberius Sempronius Gracchus im Jahr 214 v Chr in der Ersten Schlacht von Beneventum uber die karthagischen Truppen unter Hanno gesiegt hatten wurden die uberlebenden volones mit ihrer feierlichen Freilassung libertas unter Verleihung des Burgerrechts civitas belohnt 5 Nachdem Tiberius Sempronius Gracchus im Jahr 212 v Chr in einem Hinterhalt zu Tode gekommen war losten sich die legiones volonum offenbar auf Die ehemals Unfreien sahen sich nur dem Feldherrn verpflichtet und mit seinem Tod als aus dem Dienst entlassen an 6 Der Rest des Heeres wurde unter Fuhrung des Quaestors Cornelius an Capua vorbei nach Rom gefuhrt 7 Erst im Jahr 207 v Chr wurden die volones soweit sie fur den Staat noch zu erreichen waren erneut zu den Waffen gerufen und auf zwei bereits bestehende Legionen verteilt 8 Unfreie volones in der Romischen Kaiserzeit BearbeitenEine vergleichbare Art der Rekrutierung Unfreier und sogar von solchen Personen die ausserhalb des Rechts standen ist in der romischen Kaiserzeit unter Mark Aurel um 170 n Chr in der allerdings oft unzuverlassigen Historia Augusta uberliefert Der Einfall germanischer Stamme in die Donauprovinzen und in Oberitalien dem eine fur Rom verlustreiche Militaroperation vorausgegangen war und die Antoninische Pest mit ihrer enormen Anzahl von Opfern unter den Soldaten sollen eine Rekrutierung nach dem Beispiel aus dem Feldzug gegen Hannibal notwendig gemacht haben Vermutlich wurden nun aber keine separaten Truppenkorper gebildet sondern nur das ausgefallene Personal der Legionen durch die Freiwilligen ersetzt Auch in diesem Fall soll den unfreien Soldaten fur Tapferkeit die Freiheit und das romische Burgerrecht in Aussicht gestellt worden sein 9 Sklavenrekrutierung als historische Ausnahme BearbeitenDie beiden uberlieferten Rekrutierungen von Sklaven in die romische Armee waren Ausnahmen der gangigen romischen Aushebungspraxis und durch extreme Umstande erzwungen Prinzipiell durften Unfreie aus Sicherheitsgrunden nicht bewaffnet oder gar im Heer als Kombattanten eingesetzt werden Wahrend der pannonischen Krise und nach dem Verlust von drei Legionen nebst Hilfstruppen in der Varusschlacht liess auch Augustus Sklaven in unbekannter Anzahl fur den Militardienst ausheben um diese vorwiegend als Reserve und Grenzsicherungstruppen einzusetzen Diese mussten jedoch vor ihrem Dienstantritt von ihren Besitzern emanzipiert worden sein 10 11 Auch bei der fur Rom verlustreichen Niederschlagung des Bar Kochba Aufstands in den Jahren 133 und 134 wurde nicht auf Unfreie sondern auf bereits emanzipierte Flottenmannschaften aus Misenum zuruckgegriffen Auch wurden den Soldaten bereits vor der Eingliederung in die Legionen die Burgerrechte verliehen 12 Rechtliche Gesichtspunkte BearbeitenAbgesehen von den ahnlichen aber weniger strengen Anforderungen die an die Angehorigen der Auxiliartruppen gestellt wurden war die vorhandene Wehrwurdigkeit des Bewerbers eine zwingende Voraussetzung um als Rekrut den Militardienst in einer Legion antreten zu konnen Hierzu zahlten insbesondere die Freiheit und der Besitz des romischen Burgerrechts Eine absichtliche Verschleierung des unfreien Personenstands und die Vortauschung des Burgerrechts galten bei Entlarvung als Kapitaldelikt Dieser verwirkte Tatbestand zog in der Regel eine empfindliche Sanktion bis hin zur Hinrichtung des Tauschenden als Rechtsfolge nach sich 13 Unter Domitian ist der aussergewohnliche Fall eines entlaufenen Sklaven fugitivus uberliefert Dem fluchtigen Unfreien war es gelungen seine wahre Identitat zu verschleiern um dann als Rekrut in die Armee einzutreten Dort bewahrte er sich und stieg bis zum Centurio auf Nachdem der wahre Personenstand des Offiziers bekannt geworden war wurde er auf Geheiss des Kaisers aus dem Heer entfernt und seinem Eigentumer ubergeben 14 Von einer strengeren Bestrafung hatte man vermutlich wegen der geleisteten Verdienste und der damit zusammenhangenden Beforderungen gnadenhalber Abstand genommen 15 Das Verbot der Rekrutierung von Unfreien wurde im 3 Jahrhundert derart ausgelegt dass der romische Jurist Ulpian auch die Personen als wehrunwurdig einstufte die bei ihrer Einstellung irrtumlich davon ausgingen noch dem Sklavenstand anzugehoren aber tatsachlich bereits frei waren 16 Rezeption BearbeitenLegio volonum Bearbeiten nbsp Treffenaufstellung in der romischen Manipularlegion zur Zeit der RepublikIn der modernen Forschung wird es fur wahrscheinlich gehalten dass die ausgehobenen volones zunachst nur fur die Verteidigung der Stadt Rom herangezogen und in die noch vorhandenen regularen Schutztruppen als Verstarkung eingegliedert wurden Die romische Fuhrung die noch unter dem Eindruck der katastrophalen Niederlage bei Cannae stand befurchtete einen Angriff Hannibals so dass schnelle unkonventionelle Massnahmen durchaus geeignet und erforderlich waren Nachdem die befurchtete Belagerung ausgeblieben war wurden die Unfreien erst militarisch ausgebildet um anschliessend in bereits bestehende Kampfverbande der italischen Bundesgenossen aufgeteilt zu werden Die Bezeichnung der Einheiten als legio volonum in dem die Unfreien dienten ware so nur dem Umstand ihrer uberlieferten Anzahl von 8 000 Mann geschuldet gewesen da die Halbierung passend fur die Entstehung der Zweilegionenversion gewesen ware Des Weiteren wird argumentiert dass die einzunehmende Schlachtaufstellung einer Legion in die Treffentaktik hastati principes und triarii die nur aus frisch ausgebildeten Rekruten bestanden hatte niemals gegen eine kampferprobte Truppe gefechtstauglich gewesen sein kann Die vom romischen Geschichtsschreiber Livius beschriebene einseitige Dienstquittierung der zwischenzeitlich emanzipierten volones und ihre spatere Wiedereinberufung werden in der heutigen Forschung ebenso hinterfragt Demnach erscheint es hier fraglich inwiefern Deserteure als solche die abgangigen Soldaten angesehen werden sollten zum einen straflos ausgehen und zum anderen wieder in die Armee aufgenommen werden konnten Die geschilderte Reaktivierung der volones bezog sich daher anscheinend auf zuvor ordentlich aus dem Dienst entlassene Soldaten die nach dem Tod des Tiberius Sempronius Gracchus eben nicht fahnenfluchtig wurden Unfreie volones unter Mark Aurel Bearbeiten nbsp Mark AurelDie Glaubhaftigkeit der in der Historia Augusta uberlieferten Rekrutierung von Unfreien die als Sklaven den Dienst in den Legionen antraten ist in der neueren Forschung umstritten Neben der Uberlieferung aus dem vorgenannten Werk existieren keine weiteren Quellen die die Rekrutierung und Verwendung von Unfreien insbesondere von Gladiatoren in der Armee des Mark Aurel bestatigen konnten Als zweifelhaft wird die genannte Rekrutierung von Rauberbanden latrones angenommen da man zum einen derer nur mit erheblichem Fahndungsaufwand hatte habhaft werden konnen und zum anderen in der Folge ein Vielfaches an Personal zur Beaufsichtigung notwendig geworden ware Es wird vermutet dass es sich bei dem in Frage kommenden Kontingent um Bergvolker gehandelt haben wird die als allgemein rauberisch galten Somit sind nach Ansicht von Karl Wilhelm Welwei und anderen Althistorikern die sicher notwendigen Massnahmen des Kaisers zur Truppenverstarkung unklar oder fehlerhaft dokumentiert Alexander Demandt nimmt im Gegensatz an dass aufgrund der Notlage und dem empfindlichen Mangel an freiwilligen Rekruten der Zugriff auf Unfreie und bevorzugt auf ausgebildete Gladiatoren eine notwendige Konsequenz war Er geht hinsichtlich der illyrischen Rauber davon aus dass diese sich selbst zum Militardienst gemeldet haben 17 Der in der Historia Augusta gebrauchte Terminus voluntarii gehorte zum festen Militarjargon und war nicht auf Sklaven respektive auf volones nach dem einmaligen Beispiel der Republik anwendbar Der provinzialromische Archaologe Alfred Neumann merkte daher an dass der Biograph der Markusvita genau weil er den Terminus voluntarii gebrauchte die freiwillige Rekrutierung von Sklaven als gesichert annehmen konnte 18 Anmerkungen Bearbeiten Alfred Klotz Die Bezeichnung der Romischen Legionen In Rheinisches Museum fur Philologie Band 81 1932 S 143 154 PDF 2 5 MB Titus Livius Ab urbe condita 22 57 11 deutsche Ubersetzung Macrobius Ambrosius Theodosius Saturnalia 1 11 30 online Titus Livius Ab urbe condita 24 11 3 deutsche Ubersetzung Titus Livius Ab urbe condita 24 14 1 24 16 9 deutsche Ubersetzung Titus Livius Ab urbe condita 25 20 4 deutsche Ubersetzung Titus Livius Ab urbe condita 25 19 4 deutsche Ubersetzung Titus Livius Ab urbe condita 28 10 11 deutsche Ubersetzung Historia Augusta Marcus Aurelius 21 6 englische Ubersetzung Sueton Augustus 25 2 englische Ubersetzung Karl Wilhelm Welwei Unfreie im antiken Kriegsdienst Steiner u a Wiesbaden u a 1974 1988 zugleich Bochum Universitat Habilitationsschrift 1970 1971 Band 3 Rom Forschungen zur antiken Sklaverei Bd 21 1988 ISBN 3 515 05206 2 Sklavenaufgebote unter Augustus S 18 22 Christian Mann Militar und Kriegfuhrung in der Antike Enzyklopadie der griechisch romischen Antike Band 9 Oldenbourg Munchen 2013 ISBN 978 3 486 59682 3 S 114 115 Plinius der Jungere Epistulae 10 30 deutsche Ubersetzung Cassius Dio Romische Geschichte 67 13 1 englische Ubersetzung Heinz Bellen Studien zur Sklavenflucht im romischen Kaiserreich Wiesbaden 1971 S 30f Ulpian Digesten 49 16 8 online Alexander Demandt Marc Aurel Der Kaiser und seine Welt Beck Munchen 2018 ISBN 978 3 406 71874 8 Der erste Germanenkrieg m Rekrutierung von Gladiatoren und Germanen S 201 202 Alfred Neumann Volones In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IX A 1 Stuttgart 1961 Sp 772 Literatur BearbeitenAlfred Klotz Die romische Wehrmacht im 2 punischen Kriege In Philologus Zeitschrift fur antike Literatur und ihre Rezeption Band LXXXVIII I Neue Folge Band XLII I 1933 S 42 89 online Alfred Neumann Volones In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IX A 1 Stuttgart 1961 Sp 772 Alfred Neumann Volones In Der Kleine Pauly KlP Band 5 Stuttgart 1975 Sp 1322 f Leonhard Schumacher Volones In Der Neue Pauly DNP Band 12 2 Metzler Stuttgart 2002 ISBN 3 476 01487 8 Sp 311 Auszug online Karl Wilhelm Welwei Unfreie im antiken Kriegsdienst Steiner u a Wiesbaden u a 1974 1988 zugleich Bochum Universitat Habilitationsschrift 1970 1971 Band 3 Rom Forschungen zur antiken Sklaverei Bd 21 1988 ISBN 3 515 05206 2 Die sogenannten volones S 5 18 Sklaven im Heer Mark Aurels S 22 27 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Legio volonum amp oldid 201070645