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Gaius Terentius Varro nach 200 v Chr war romischer Konsul im Jahr 216 v Chr und befehligte zusammen mit seinem Amtskollegen Lucius Aemilius Paullus die romische Armee in der Schlacht von Cannae im Zweiten Punischen Krieg gegen den karthagischen Feldherrn Hannibal Trotz zahlenmassiger Unterlegenheit konnte Hannibal die romische Armee vernichten Im weiteren Kriegsverlauf kam Varro der im Gegensatz zu Paullus die Schlacht uberlebte keine bedeutendere Rolle mehr zu In der Retrospektive wurde er von der spateren romischen Geschichtsschreibung grosstenteils negativ charakterisiert und ihm die Hauptverantwortung an der verheerenden Niederlage gegen Hannibal zugeschrieben da er gegen eine angeblich schon vor der Niederlage vorsichtige Kriegspolitik des Senats mobil gemacht habe und im Gegensatz zu seinem Amtskollegen fur die Austragung einer entscheidenden kriegerischen Auseinandersetzung mit Hannibal eingetreten sei Doch blieben auch Spuren einer positiveren Uberlieferung erhalten so u a dass Varro wegen seiner Stabilisierungsbemuhungen der Lage nach dem unglucklichen Ausgang der Schlacht mit Achtung behandelt und ihm sogar das Amt eines Diktators angeboten worden sei Insgesamt sind aus Varros Leben nur relativ wenige zuverlassige Fakten bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und fruhe Laufbahn 1 2 Konsulat 1 2 1 Konsuln Wahl Rustungen Spannungen bei den Kriegsvorbereitungen 1 2 2 Anmarsch zum Kriegsschauplatz Rolle des Varro in der Schlacht von Cannae 1 2 3 Organisation des Ruckzuges Empfang in Rom 1 3 Spatere Karriere 1 4 Wurdigung 2 Literatur 3 AnmerkungenLeben BearbeitenHerkunft und fruhe Laufbahn Bearbeiten Gaius Terentius Varro entstammte der plebejischen gens Terentia und war laut den Fasti Capitolini der Sohn eines Gaius Terentius und Enkel eines Marcus Terentius Eventuell hatte der romische Historiker Titus Livius schon in seinen fruheren verlorenen Buchern seines Geschichtswerks Ab urbe condita Varro anlasslich von dessen Erreichen der niedrigeren Amter des Cursus honorum erwahnt Jedenfalls holt Livius die fruhe Lebensgeschichte des Varro anlasslich von dessen Eintreten fur das Gesetz zur Gleichstellung des Magister equitum Marcus Minucius Rufus in der Befehlsgewalt mit dem Diktator Quintus Fabius Maximus Verrucosus 217 v Chr in Form einer Invektive nach Die Quelle fur diese schmahende Einfuhrung war vielleicht Lucius Coelius Antipater Nach dieser Darstellung habe Varro nicht nur aus niedrigen sondern aus schmutzigen Verhaltnissen gestammt und sei der Sohn eines Metzgers gewesen Auch Varro selbst habe anfangs dieses Gewerbe ausgeubt Mit Hilfe des von seinem Vater hinterlassenen Gelds habe er gehofft eine senatorische Laufbahn einschlagen zu konnen Er sei aufgrund seines Eintretens fur verleumderische Prozesse gegen das Vermogen und den Ruf fuhrender Leute beim Plebs beliebt geworden und habe so die niedrigeren Magistraturen der Quastur sowie der plebejischen und kurulischen Adilitat erreicht 1 Gegenuber dieser feindseligen einseitigen Charakteristik blieben auch Spuren einer positiveren ehrenvollen Darstellung in der Uberlieferung erhalten die wohl auf Varros Nachkommen den romischen Gelehrten Marcus Terentius Varro zuruckgehen vgl Kapitel Wurdigung Nicht genau gesichert ist Varros Teilnahme am ersten illyrischen Krieg 229 228 v Chr Sowohl Friedrich Munzer 2 als auch der amerikanische Historiker Jerome Arkenberg verweisen auf sein Mitwirken Arkenberg begrundet es damit dass Gaius Terentius der erste seiner Familie gewesen sei der den Namen Varro trug 3 Nach Ansicht von Friedrich Munzer bekleidete Varro um die Zeit des ersten illyrischen Kriegs auch das Amt eines Munzmeisters 2 In zeitlich nicht genau bestimmbaren Jahren hatte er die Quastur und daraufhin die plebejische um 221 v Chr sowie die kurulische Adilitat um 220 v Chr inne 4 Auf durch Marcus Terentius Varro uberlieferte Familientradition geht wohl die Erzahlung zuruck dass Gaius Terentius Varro in einem seiner Adiln Amter Festspiele veranstaltet habe und bei der hierbei durchgefuhrten Pompa circensis habe ein auffallend schoner Knabe auf dem Wagen des Jupiter die Exuvien Attribute des Gottes getragen hierdurch sei nach dem Volksglauben Juno eifersuchtig geworden weshalb Varro spater in der Schlacht von Cannae unterlegen sei Indem also Marcus Terentius Varro behauptete dass unabsichtlich hervorgerufener gottlicher Zorn die Niederlage seines Ahnherrn bei Cannae verursacht habe versuchte er wohl die diesem spatere angelastete menschliche Schuld an der Katastrophe kleinzureden 5 Das nachste von Gaius Terentius Varro bekleidete Amt war 218 v Chr die Pratur 6 217 v Chr befurwortete er als Einziger den Gesetzesantrag des Volkstribunen Marcus Metilius nach dem der Reiteroberst Minucius Rufus dem Diktator Fabius Maximus in der Entscheidungskompetenz gleichgestellt werden sollte s o Konsulat Bearbeiten Konsuln Wahl Rustungen Spannungen bei den Kriegsvorbereitungen Bearbeiten 216 v Chr erreichte Gaius Terentius Varro das Konsulat Er wurde als Homo novus laut der gegenuber ihm sehr feindselig eingestellten Darstellung des Livius mit Hilfe seines Verwandten des Volkstribunen Quintus Baebius Herennius problemlos gewahlt sein der Nobilitat angehoriger Amtskollege Lucius Aemilius Paullus hingegen konnte sich erst im zweiten Wahlgang die andere Konsulatsstelle sichern 7 So ist bereits der im Allgemeinen sehr zuverlassige griechische Historiker Polybios ungenau weil er bei seiner Anfuhrung der Wahl zuerst den Paullus erwahnt 8 Fur die Kriegsvorbereitungen und vor allem fur die Kriegsanbahnung bis zur Entscheidungsschlacht ist nach Ansicht des Althistorikers Friedrich Munzer fast ausschliesslich der Bericht des Polybios glaubwurdig und damit historisch verwertbar Demnach beschloss der Senat in Ubereinstimmung mit den Konsuln mit einer starken Ubermacht in offenem Gelande gegen Hannibal zu kampfen wo der punische Feldherr keine Hinterhalte legen konnte durch welches Mittel er schon ofters erfolgreich gewesen war So hofften die Romer aufgrund ihrer bedeutenden Truppenstarke den Sieg davonzutragen 9 Die zu erreichende Gesamtstarke ihrer Armee wurde auf acht Legionen und eine ebenso zahlreiche Streitmacht ihrer Bundesgenossen festgelegt Varro und sein Amtskollege hoben die noch fehlende Zahl von Soldaten aus und ubergaben das Truppenkommando im Felde inzwischen den Konsuln des Vorjahres Gnaeus Servilius Geminus und Marcus Atilius Regulus die sich einstweilen nur auf kleinere Gefechte einlassen sollten Die Rustungen dauerten fast ein halbes Jahr 10 Laut Polybios brach ein Streit zwischen den Konsuln uber die Kriegsfuhrung erst bei der Feindberuhrung vor der Entscheidungsschlacht aus Dagegen behaupten Livius und die meisten erhaltenen Berichte spaterer Autoren dass die Differenzen ob eine Schlacht zu liefern sei schon vor dem Aufbruch der Armee aus Rom ausgebrochen seien 11 Livius spricht hierbei von heftigen Parteikampfen zwischen dem alten Adel und neuen Emporkommlingen Schon bei der Wahl der Konsuln sei es zu Spannungen zwischen der Volkspartei und den Patriziern gekommen der Volkstribun Baebius Herennius habe den Adel beschuldigt den Krieg gegen Hannibal absichtlich in die Lange zu ziehen und ihn sogar nach Italien gelockt zu haben 12 Varro habe nach seiner Wahl zum hochsten Magistrat dieselben Unterstellungen wiederholt und versichert er werde den Krieg am Tag der ersten Feindberuhrung beenden 13 Vor allem gegen die letztgenannte Behauptung des Varro legt Livius dem anderen Konsul Paullus eine Gegenrede vor dem Volk in den Mund 14 und ebenso ist eine angebliche Belehrung des vormaligen Diktators Fabius Maximus an den sich zum Aufbruch in den Krieg bereit machenden Paullus 15 und dessen Antwort 16 zu werten Friedrich Munzer halt alle drei Gegenreden fur ungeschichtlich 17 Tatsachlich bestanden im damaligen Rom aber jedenfalls noch heftige Gegensatze zwischen Patriziern und Plebejern So kam es etwa bereits 217 v Chr zu innenpolitischen Auffassungsunterschieden bezuglich der Kriegsfuhrung Hierbei hatte sich die Defensivtaktik des patrizischen Diktators Fabius gegenuber der offensiven Kampftechnik der plebejischen Oberbeamten Gaius Flaminius und Marcus Minucius Rufus als uberlegen erwiesen In der spateren romischen Uberlieferung wurde nicht beachtet dass der Feldzugsplan des Jahres 216 v Chr vorsah militarische Katastrophen wie jene des Flaminius durch die Aufbietung eines viel grosseren Heeres moglichst zu verhindern Stattdessen wurde nur auf den noch verheerenderen Ausgang der Schlacht von Cannae gesehen ferner darauf dass Varro am Tag der Schlacht den taglich zwischen den Konsuln wechselnden Oberbefehl innehatte und den Kampf uberlebte wahrend Paullus fiel und damit der Verantwortung an der Niederlage enthoben war Unter dem Eindruck dieser Tatsachen und der Hereintragung der innenpolitischen Stimmungslage des Vorjahres stellte die romische Geschichtsschreibung die Vorgeschichte der Schlacht von Cannae derart dar dass sie Varro als den hauptsachlich an der Niederlage schuldigen unfahigen Feldherrn charakterisierte wahrend sie Paullus die erfolgreichere Taktik des Fabius weiterverfolgen liess 11 Doch bereits Polybios hatte geurteilt dass die grosste Erwartung in Paullus wegen dessen bereits bewiesener Tuchtigkeit und seinem fruheren siegreichen Kampf gegen die Illyrer gesetzt worden sei 18 Anmarsch zum Kriegsschauplatz Rolle des Varro in der Schlacht von Cannae Bearbeiten Der massgebliche Bericht des Polybios fuhrt aus dass die beiden Konsuln nach ihrem Eintreffen bei den romischen Streitkraften wahrscheinlich nahe Arpi umgehend mit dem Heer gegen Hannibal aufbrachen und bereits acht Tage spater die entscheidende Schlacht schlugen Am ersten Tag ubernahm Paullus den taglich zwischen den Konsuln wechselnden Oberbefehl und hielt eine Ansprache an die Armee am folgenden Tag begann bereits der Vormarsch 19 Am dritten Tag an dem wiederum Paullus das Oberkommando fuhrte stiessen die romischen Verbande nach weiterem Vorrucken auf das gegnerische Hauptheer 20 Dieses war unter Hannibals Befehl von Gerunium nach Cannae gezogen einem am Fluss Aufidus heute Ofanto in Apulien gelegenen Ort Die Feindberuhrung erfolgte Ende Juli 216 v Chr nach dem vorjulianischen Kalender Paullus liess in etwa 9 km Entfernung vom Feind ein Lager aufschlagen Nun traten laut Polybios erstmals deutliche Meinungsdifferenzen zwischen den Konsuln auf So hielt Paullus das Gelande fur das Austragen einer Schlacht fur ungeeignet da Hannibal in der weiten Ebene seine kavalleristische Uberlegenheit ausspielen konnte Varro war aber wie Polybios meint aus Unerfahrenheit der gegenteiligen Auffassung 21 Er ubernahm am folgenden Tag dem vierten nach der Ankunft der Konsuln beim romischen Heer wieder den Oberbefehl ruckte trotz der Vorbehalte seines Amtskollegen naher an den Feind heran Hannibal schickte den Romern Leichtbewaffnete und Reiter entgegen doch waren die Romer letztlich im Gefecht im Vorteil 22 Am funften Tag liess der nun wieder das Oberkommando innehabende Paullus zwei unterschiedlich grosse Truppenlager auf beiden Seiten des Aufidus aufschlagen 23 Nach einem Ruhetag nahm Paullus am siebenten Tag eine Herausforderung Hannibals zum Kampf nicht an woraufhin dieser numidische Truppen gegen das kleinere romische Lager vorrucken und die dortigen Soldaten am Wasserholen hindern liess Dies reizte Varro zum baldigen Kampf und auch die Krieger waren wegen des Abwartens zunehmend ungeduldig 24 Am achten Tag als das romische Heer erneut unter dem Oberbefehl des Varro stand fand die entscheidende Schlacht statt Trotz der erwahnten Differenzen der Konsuln spricht Polybios nicht von einer grundsatzlichen Stellungnahme des Paullus gegen und des Varro fur die Austragung einer Feldschlacht 25 Freilich musste der tagliche Wechsel des Oberkommandos in Verbund mit den bestehenden Meinungsunterschieden der Konsuln uber die Kriegsfuhrung zumindest deren Kollegialitat truben 26 Stark abweichend von Polybios erzahlen Livius und spatere Autoren in einer unglaubwurdigen Darstellung die Vorgeschichte der Schlacht von Cannae Bei seinem Aufbruch aus Rom soll Paullus ein Geleit durch fuhrende Senatoren erhalten haben Varro hingegen ware nur vom niedrigen Volk aber von keinen Wurdentragern verabschiedet worden Die Konsuln waren dann bereits bei ihrer Armee eingetroffen als diese noch Hannibal bei Gerunium gegenuberstand 27 An einem Tag an dem Paullus den Oberbefehl fuhrte seien die Romer und ihre Bundesgenossen in einem Gefecht siegreich geblieben und hatten nur 100 Tote die Gegner aber 1700 Tote zu beklagen gehabt Daraufhin habe Hannibal einen Hinterhalt gelegt und nur durch die Vorsicht des Paullus sei Varro davor bewahrt worden in diese Falle zu tappen Bei diesen Gelegenheiten rugt Livius das angebliche unbesonnene Verhalten des Varro 28 Nach der Beschreibung des Abmarsches von Hannibal nach Cannae berichtet der romische Geschichtsschreiber uber den von den Romern abgehaltenen Kriegsrat in dem die Konsuln bei ihrer bisherigen Meinung blieben Hierbei sei Paullus nur vom Proconsul Gnaeus Servilius Geminus unterstutzt worden Varro aber von fast allen anderen weshalb die romische Armee gemass der Ansicht der Mehrheit ebenfalls nach Cannae aufgebrochen ware 29 Im weiteren Verlauf berichtet Livius ahnlich wie Polybios aber in grelleren Farben wie Hannibal die Romer am Tag vor der Schlacht durch Geplankel der Numider zum Kampf reizte und Varro uber die dabei gezeigte Zuruckhaltung seines Amtskollegen aufgebracht war 30 Am Tag des Entscheidungskampfes 2 August 216 v Chr nach dem vorjulianischen Kalender hatte Varro den Oberbefehl inne und liess die Truppen bei Sonnenaufgang auf der rechten Seite des Aufidus in Schlachtordnung aufstellen Er selbst kommandierte den linken Flugel der zwei Legionen und ebenso viele romische Bundesgenossen zu Fuss umfasste und an dessen Spitze die Reiterei der Bundesgenossen jener der Numider gegenuberstand 31 Varro wird in den Schlachtberichten nicht erwahnt Die unter seinem Befehl stehende bundesgenossische Kavallerie wurde laut Polybios von den Numidern solange beschaftigt bis sich der entscheidende Kampf im Zentrum abzuzeichnen begann Als dann die von Hasdrubal angefuhrte Reiterei des linken karthagischen Flugels den Numidern zu Hilfe kam wandten sich die von Varro kommandierten Reiter schliesslich zur Flucht 32 Gemass der unglaubwurdigen Darstellung des Livius hatten sich 500 Numider im Verlauf des Kampfes als Uberlaufer ausgegeben und den Romern scheinbar ergeben diese aber in der Folge im Rucken angegriffen 33 Organisation des Ruckzuges Empfang in Rom Bearbeiten Nach der vollstandigen Niederlage der Romer konnte Varro mit 70 Reitern nach Venusia fliehen sowie 300 weitere seiner bundesgenossischen Reiter in angrenzende Dorfer 34 In spaterer Uberlieferung wurde Varros Flucht besonders schmahlich dargestellt 35 dagegen der Heldentod seines Amtskollegen geruhmt Doch gibt es auch Spuren einer gunstigeren Beurteilung des Varro so sagt etwa Florus dass es zweifelhaft sei welcher der beiden Konsuln die grossere Tatkraft und den grosseren Mut gezeigt habe 36 Jedenfalls kam Varro nach der desastrosen Schlacht seinen Pflichten nach Als etwa 4500 zu Fuss und zu Pferd gefluchtete Manner nach Venusia kamen sammelte der uberlebende Konsul sie um sich und die Romer wurden von der stadtischen Bevolkerung gastfreundlich aufgenommen In der Folge fuhrte Varro diese Soldaten nach Canusium und vereinigte sie mit weiteren etwa 10 000 Mannern die dorthin entkommen waren Trotz der schwierigen Lage suchte er ihnen neuen Mut einzuflossen 37 Auch informierte er in einem amtlichen Schreiben das er nach Rom schickte den Senat uber die aktuelle Situation 38 Daraufhin begab sich der Prator Marcus Claudius Marcellus nach Caunsium und loste Varro im Kommando ab der Konsul wurde dagegen aufgefordert nach Rom zuruckkehren 39 Bei seiner Ankunft in der Hauptstadt gingen ihm laut Livius viele Menschen entgegen und dankten ihm trotz seiner wesentlichen Mitverantwortung fur die verheerende Niederlage dafur dass er den Staat nicht vollig aufgegeben habe Hierdurch zeigten die Burger deren Selbstvertrauen ungebrochen war ihr weiter bestehendes Vertrauen zu dem Konsul 40 Valerius Maximus berichtet dass Varro die Ubernahme der Diktatur angetragen worden sei doch habe der Konsul das Angebot zuruckgewiesen Dieses Verhalten sei auf seine Bescheidenheit zuruckzufuhren und konne zu seinen ehrenvollen Taten gerechnet werden Auch Sextus Iulius Frontinus gibt an dass Varro fur ihn beschlossene Ehren mit der Bemerkung dass der Staat glucklichere Magistrate als ihn brauche abgelehnt habe und sein Haar und seinen Bart fortan ungepflegt habe wachsen lassen Diese Nachrichten gehen vielleicht auf den Altertumsforscher Marcus Terentius Varro zuruck der sie wohl der Familientradition entnommen hat 41 Nach seinem Eintreffen in Rom beteiligte sich Varro jedenfalls sofort an den neuen Rustungen die der zum Zweck der Kriegsfuhrung neu ernannte Diktator Marcus Iunius Pera durchfuhren liess 42 Offenbar begab sich Varro bald wieder zu seinem in Apulien stationierten Heer da er wieder nach Rom berufen werden musste um die vom Senat angeordnete Ernennung eines weiteren Diktators Marcus Fabius Buteo vorzunehmen Buteo fiel die Aufgabe zu die gelichteten Reihen der Senatoren zu erganzen 43 Nach Erfullung seines Auftrags kehrte Varro rasch ohne Verstandigung des Senats wieder zu seinen Truppen zuruck um nicht wegen der bevorstehenden Wahlen fur das nachste Jahr in Rom festgehalten zu werden 44 Da die Leitung der Wahlen der Diktator Iunius Pera ubernahm 45 konnte Varro bei seinen Soldaten verbleiben Seine Stellung als militarischer Kommandeur war jedoch im weiteren Kriegsverlauf nur noch von untergeordneter Natur Spatere Karriere Bearbeiten Gegen Ende 216 v Chr wurde eine exaktere Feststellung der unter Varros Kommando in Apulien stehenden Militareinheiten vorgenommen doch erhielt Varro seine Befehlsgewalt uber diese Verbande fur 215 v Chr verlangert Auch wurde die Starke seiner Truppen unverandert gelassen 46 Im Verlauf des Jahres 215 v Chr gab er das Kommando uber dieses Heer ab das fortan bei Tarent stationiert war Varro selbst ging nach Picenum wo ihm in der Stellung eines Proconsuls die Aufgabe zufiel Wehrfahige zu rekrutieren und fur den Grenzschutz zu sorgen 47 Mit einer Legion die ihm zur Verfugung stand verblieb er bis 212 v Chr in dieser Position 48 Vielleicht ist diese Promagistratur aber eine Erfindung spatannalistischer Geschichtsschreiber 49 Von 208 bis 206 v Chr diente Varro als Privatmann mit propratorischem Imperium in Etrurien wo es zu gefahrlichen Unruhen gekommen war Zur Unterdruckung dieser Revolte war zunachst der bereits zum funften Konsulat bestimmte Marcus Claudius Marcellus ausersehen worden Danach ubernahm diese Aufgabe der Proprator Gaius Hostilius Tubulus dem Varro zur Seite gestellt wurde 50 Spater fiel Varro allein die langere Uberwachung der Region zu 51 203 v Chr schickte der Senat Varro zusammen mit Gaius Mamilius Atellus und Marcus Aurelius nach Makedonien zu Konig Philipp V um die griechischen Verbundeten der Romer gegen Philipps Ubergriffe in Schutz zu nehmen 52 200 v Chr nach dem siegreichen Ende des Krieges gegen Hannibal begab sich Varro als Leiter einer Gesandtschaft nach Nordafrika wo er drei Auftrage zu erfullen hatte Erstens erhoben die Gesandten Beschwerde gegen die Karthager da diese die Friedensbedingungen nicht vollstandig umgesetzt hatten Zweitens uberbrachten sie dem Massinissa Gluckwunsche um ihn zugleich um seine Unterstutzung in dem damals ausgerufenen Krieg gegen Philipp zu ersuchen Drittens diktierten sie Vermina dem Sohn des westnumidischen Konigs Syphax einen Friedensvertrag 53 Letztmals in den Quellen erwahnt wird Varro ebenfalls im Jahr 200 v Chr als Leiter einer Kommission triumvir coloniae deducendae zur Verstarkung der Kolonie Venusia die durch den Zweiten Punischen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen worden war Ihm unterstellt waren die beiden jungeren Kommissionsmitglieder Titus Quinctius Flamininus und Publius Cornelius Scipio Nasica 54 Umstritten ist die Annahme Jerome S Arkenbergs dass Varro 219 bis 197 v Chr fur die dortige Munzpragung dort zustandig war 3 Wurdigung Bearbeiten Theodor Mommsen schreibt in seiner Romischen Geschichte uber ihn einen unfahigen Mann der nur durch seine verbissene Opposition gegen den Senat und namentlich als Haupturheber der Wahl des Marcus Minucius zum Mitdiktator bekannt war und den nichts der Menge empfahl als seine niedrige Geburt und seine rohe Unverschamtheit Wilhelm Ihne widerspricht in seinem Werk Vom ersten punischen Kriege bis zum Ende des zweiten punischen Kriege seinem Kollegen Mommsen Dass den Varro nichts empfahl als seine niedrige Geburt und seine rohe Unverschamheit Mommsen R G I 603 ist nicht wahrscheinlich Vgl Valerius Max 3 4 4 und 4 5 2 Frontinus 4 5 6 231 In Anbetracht des weiterhin einigermassen erfolgreichen Lebenslaufs Varros auch nach der Niederlage in der Schlacht von Cannae gilt Mommsens Auffassung in der Forschung als uberholt Friedrich Munzer bezeichnet Livius Formulierung zu Varro Ab urbe condita Buch XXII 25 18 26 4 und 34 2 3 als Einseitigkeit und Gehassigkeit In seinem Artikel zu Gaius Terentius Varro in Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft merkt er dazu folgendes an 55 Indes blieb sein Andenken bei seinen Nachkommen in Ehren bestehen und obgleich von ihnen nur noch zwei ebenfalls zum Consulat emporgestiegen sind und zwar solche die von Geburt dem vornehmeren Licinischen Geschlecht angehorten und erst durch Adoption zu Terentii Varrones geworden sind so war ein anderer von ihnen der grosste romische Altertumsforscher und dieser scheint sich seiner angenommen zu haben so dass neben der gehassigen und verfalschten Darstellung der Geschichte des T auch Spuren einer ehrenvollen Familientradition zu bemerken sind Beim erwahnten romischen Altertumsforscher handelt es sich um Marcus Terentius Varro Seine Arbeit beeinflusste das Bild seines Ahnen positiv in den Werken der beiden Historiker Florus und Sextus Iulius Frontinus Literatur BearbeitenFriedrich Munzer Terentius 83 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 1 Stuttgart 1934 Sp 680 690 Tassilo Schmitt Terentius I 14 In Der Neue Pauly DNP Band 12 1 Metzler Stuttgart 2002 ISBN 3 476 01482 7 Sp 145 146 Anmerkungen Bearbeiten Livius Ab urbe condita 22 25 18 26 3 und 22 34 2 danach Valerius Maximus Facta et dicta memorabilia 3 4 4 Silius Italicus Punica 8 246 ff Plutarch Fabius 14 2 Cassius Dio Romische Geschichte Fragment 57 24 Kommentar zu Livius von Friedrich Munzer Terentius 83 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 1 Stuttgart 1934 Sp 680 690 hier Sp 681 f a b Friedrich Munzer Terentius 83 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 1 Stuttgart 1934 Sp 680 690 hier Sp 681 a b Jerome S Arkenberg Licinii Murenae Terentii Varrones and Varrones Murenae I A Prosopographical Study of Three Roman Families In Historia Zeitschrift fur Alte Geschichte Band 42 Nr 3 1993 ISSN 0018 2311 S 326 351 JSTOR 4436295 Thomas Robert Shannon Broughton The Magistrates of the Roman Republic New York 1951 ISBN 0 89130 812 1 S 234 236 Valerius Maximus Facta et dicta memorabilia 1 1 16 Lactanz Divinae institutiones 2 16 dazu Friedrich Munzer Terentius 83 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 1 Stuttgart 1934 Sp 680 690 hier Sp 683 Livius Ab urbe condita 22 25 18 und 22 26 4 Livius Ab urbe condita 22 34 2 35 7 Polybios Historiai 3 106 1 Friedrich Munzer Terentius 83 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 1 Stuttgart 1934 Sp 680 690 hier Sp 683 Polybios Historiai 3 106 und 3 107 a b Friedrich Munzer Terentius 83 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 1 Stuttgart 1934 Sp 680 690 hier Sp 684 Livius Ab urbe condita 22 34 4 Livius Ab urbe condita 22 38 6 f ahnlich Plutarch Fabius 14 2 u a Livius Ab urbe condita 22 38 8 12 Livius Ab urbe condita 22 38 13 39 22 Plutarch Fabius 14 4 6 Silius Italicus Punica 8 297 326 Livius Ab urbe condita 22 40 1 4 Plutarch Fabius 14 7 Silius Italicus Punica 8 327 358 Friedrich Munzer Terentius 83 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 1 Stuttgart 1934 Sp 680 690 hier Sp 685 Polybios Historiai 3 107 8 Polybios Historiai 3 108 f Polybios Historiai 3 110 1 Polybios Historiai 3 110 2 4 Polybios Historiai 3 110 4 7 Polybios Historiai 3 110 8 11 Polybios Historiai 3 112 1 5 Friedrich Munzer Terentius 83 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 1 Stuttgart 1934 Sp 680 690 hier Sp 686 Serge Lancel Hannibal dt Ubersetzung 1998 ISBN 3 538 07068 7 S 176 Livius Ab urbe condita 22 40 4 ff Livius Ab urbe condita 22 41 f ahnlich Zonaras Epitome Historion 9 1 Livius Ab urbe condita 22 43 7 9 ahnlich Appian Hannibalike 18 Livius Ab urbe condita 22 44 4 45 5 ebenso Silius Italicus Punica 9 1 65 und Appian Hannibalike 19 Polybios Historiai 3 114 4 und 114 6 Livius Ab urbe condita 22 45 8 Silius Italicus Punica 9 249 ff und 267 ff abweichend Appian Hannibalike 19 Polybios Historiai 3 116 5 7 Livius Ab urbe condita 22 48 1 4 Polybios Historiai 3 116 13 117 2 Plutarch Fabius 16 6 und 18 4 Appian Hannibalike 23 und 25 u a Florus Epitoma de Tito Livio 1 22 17 Livius Ab urbe condita 22 54 1 6 Appian Hannibalike 26 Cassius Dio Romische Geschichte Fragment 57 29 Livius Ab urbe condita 22 56 1 3 Zonaras Epitome Historion 9 2 Livius Ab urbe condita 22 57 1 Livius Ab urbe condita 22 61 14 vgl Valerius Maximus Facta et dicta memorabilia 3 4 4 Sextus Iulius Frontinus Strategemata 4 5 6 Silius Italicus Punica 10 609 639 Plutarch Fabius 18 4 f u a Valerius Maximus Facta et dicta memorabilia 3 4 4 und 4 5 2 Sextus Iulius Frontinus Strategemata 4 5 6 dazu Friedrich Munzer Terentius 83 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 1 Stuttgart 1934 Sp 680 690 hier Sp 689 Livius Ab urbe condita 23 14 1 Livius Ab urbe condita 23 22 10 f Livius Ab urbe condita 23 23 9 Livius Ab urbe condita 23 24 1 5 Livius Ab urbe condita 23 25 6 und 23 25 11 Livius Ab urbe condita 23 32 16 und 23 32 19 Livius Ab urbe condita 24 10 3 24 11 3 24 44 5 25 3 4 25 6 7 So Tassilo Schmitt Terentius I 14 In Der Neue Pauly DNP Band 12 1 Metzler Stuttgart 2002 ISBN 3 476 01482 7 Sp 146 Livius Ab urbe condita 27 24 1 9 Livius Ab urbe condita 27 35 2 27 36 13 28 10 11 Livius Ab urbe condita 30 26 4 Livius Ab urbe condita 31 11 4 17 und 31 19 1 6 Livius Ab urbe condita 31 49 6 Friedrich Munzer Terentius 83 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 1 Stuttgart 1934 Sp 680 690 hier Sp 680 f PersonendatenNAME Terentius Varro GaiusALTERNATIVNAMEN Varro Gaius TerentiusKURZBESCHREIBUNG romischer KonsulGEBURTSDATUM 3 Jahrhundert v Chr STERBEDATUM 2 Jahrhundert v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gaius Terentius Varro amp oldid 237989393