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Dieser Artikel behandelt den Konsul von 223 v Chr und Kampfer fur die Rechte der Plebejer zu seinem gleichnamigen Sohn Konsul 187 v Chr siehe Gaius Flaminius Konsul 187 v Chr Gaius Flaminius zwischen 280 v Chr und 275 v Chr 24 Juni 217 v Chr am Trasimenischen See war ein romischer Staatsmann aus der plebejischen gens Flaminia und galt als fuhrender Vorkampfer der Plebejer innerhalb der Nobilitat In diesem Sinn wirkte er bereits 232 v Chr als Volkstribun 227 v Chr war er als Prator der erste romische Statthalter der Provinz Sicilia In seinem ersten Konsulat 223 v Chr besiegte er die keltischen Insubrer Nach seiner Zensur 220 v Chr fiel er 217 v Chr in der Anfangsphase des Zweiten Punischen Krieges in der Schlacht am Trasimenischen See Die senatorische romische Geschichtsschreibung stellte seine Gestalt verzerrt ausserst ungunstig dar Er sei ein volksfreundlicher Demagoge gewesen der haufig gegen den Willen des Senats gehandelt und aufgrund personlicher Charakterfehler wie ubermassigem Ehrgeiz sowie wegen Gotterfrevels Schlacht und Leben gegen Hannibal verloren habe So erscheint er als Antiheld und negatives Gegenstuck zum nach seinem Tod zum Diktator ernannten frommen und senatstreuen Quintus Fabius Maximus Verrucosus Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 2 Abstammung und fruhe Laufbahn 3 Erstes Konsulat 4 Weitere Karriere bis zum zweiten Konsulat 5 Zweites Konsulat und Tod 6 Beurteilung 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenQuellen BearbeitenDas uberlieferte negative Bild von Flaminius wurde in seinem Kern wohl bereits Ende des 3 Jahrhunderts v Chr von seinem Zeitgenossen und ersten romischen Geschichtsschreiber Quintus Fabius Pictor begrundet Dessen verlorenes Werk ging in die Darstellungen der heute noch vorhandenen Hauptquellen fur Flaminius Leben ein Diese sind zum einen das zweite und dritte Buch der Historien von Polybios und zum anderen das 21 und 22 Buch des Geschichtswerks von Titus Livius Ausfuhrliche Informationen liegen aber nur uber die kurze Zeit des zweiten Konsulats von Flaminius vor da die bis 219 v Chr also bis kurz vor den Ausbruch des Hannibalkrieges reichende zweite Dekade von Livius Annalen grosstenteils verloren ist und das zweite Buch von Polybios Historien diesen Zeitraum nur kurz und summarisch behandelt Eine weitere Quelle zu Flaminius Leben stellen einige verstreute ebenso negativ gefarbte Erwahnungen des Redners Cicero dar der sich dabei teilweise auf die von Lucius Coelius Antipater verfasste heute verlorene Monographie des Zweiten Punischen Krieges stutzte Abstammung und fruhe Laufbahn BearbeitenGaius Flaminius gehorte zwar zu den politischen Aufsteigern homo novus doch war sein Grossvater Lucius Flaminius den Fasti Capitolini bekannt im Gegensatz zu demjenigen des bekannten Zensors Cato und zumindest sein gleichnamiger Vater Gaius Flaminius war bereits politisch aktiv 1 Das erste historisch fassbare Amt von Gaius Flaminius ist sein Volkstribunat das er im Jahr 232 v Chr ausubte 2 In dieser Funktion setzte er mit einem Ackergesetz bedeutsame Akzente zugunsten des romischen Volks und gewann dadurch bei diesem hohe Achtung Die Romer hatten im 3 Jahrhundert v Chr sukzessive in Norditalien den Kelten grosse Territorien abgenommen und u a den Stamm der Senonen unterworfen Als Volkstribun erreichte Flaminius mit dem nach ihm benannten Gesetz lex Flaminia de agro Gallico et Piceno viritim dividundo auch lex agraria Ackergesetz dass ein Teil des etwa 50 Jahre zuvor annektierten Gebietes der Senonen der sog ager Gallicus sudlich von Ariminum dem heutigen Rimini an landlose romische Kolonisten verteilt wurde Mit dieser Zuweisung fruchtbaren und auch strategisch wichtigen Landes knupfte Flaminius an die expansive romische Siedlungspolitik in Norditalien an hatte aber angeblich bei der Realisierung seines Gesetzesvorhabens mit erbittertem Widerstand der Nobilitat zu kampfen Polybios kritisiert Flaminius Massnahme heftig als den Beginn des Wandels des romischen Volkes zum Schlechteren und als wesentliche Ursache des 225 v Chr ausgebrochenen sehr riskanten Krieges gegen die in der Poebene siedelnden Kelten die sich von Rom immer mehr bedrangt fuhlten Damit macht diese auf Fabius Pictor zuruckgehende Auffassung Flaminius zum vermeintlichen Initiator der Wiedererweckung einer alten die Existenz Roms bedrohenden Gefahr 3 Flaminius stiess vielleicht auch deshalb auf so grossen innenpolitischen Widerstand weil er durch seine Ackerverteilung eine grosse Gefolgschaft und damit an Macht gewann Sogar sein Vater soll sich ihm entgegengestellt und ihn aufgrund seiner vaterlichen Gewalt patria potestas an der Abhaltung einer Volksversammlung gehindert haben damit das entsprechende Gesetz nicht verabschiedet werden konnte In rhetorischer und juristischer Hinsicht wurde erortert ob die zwar private aber bis zu einem gewissen Grad auch im offentlichen Raum wirksame vaterliche Gewalt oder die Amtsgewalt des Volkstribunen tribunicia potestas Vorrang habe 4 227 v Chr stand der Provinz Sicilia erstmals ein Prator vor wobei Flaminius dieses Amt erhielt Er war damit der erste romische Statthalter Siziliens und verwaltete die Insel so zufriedenstellend dass ihm zu Ehren 196 v Chr eine betrachtliche Menge sizilischen Getreides an seinen gleichnamigen Sohn geliefert wurde der als kurulischer Adil diese Nahrungsmittelsendung gunstig an das Volk verteilen liess 5 Erstes Konsulat BearbeitenZum ersten Mal wurde Flaminius 223 v Chr zum Konsul gewahlt und hatte in diesem Amt das Ubergewicht gegenuber seinem Kollegen Publius Furius Philus 6 Beide Konsuln sollten den ins dritte Kriegsjahr gehenden Kampf gegen die norditalienischen Kelten fortfuhren und sich dabei auf den Kampf gegen die Insubrer konzentrieren Obwohl der Feldzug sich im Rahmen der bisherigen romischen Aussenpolitik bewegte und durchaus erfolgreich verlief wurde Flaminius von der ihm feindlich gesinnten Geschichtsschreibung als Gegner des Senats Verachter religioser Pflichten und unfahiger Feldherr dargestellt Der diesbezugliche Bericht des Livius ist zwar verloren aber teilweise durch Hinweise in seinen erhaltenen Buchern sowie durch spatere Exzerpte rekonstruierbar Demnach sei die Wahl der obersten Staatsbeamten aufgrund ungunstiger Vorzeichen fur ungultig erklart und den Konsuln vom Senat ein Brief nachgeschickt worden der sie nach Rom zuruckrief Dieses Schriftstuck habe Flaminius aber erst nach einer siegreichen Schlacht gelesen und dann seinen Erfolg zum Anlass fur die Behauptung genommen dass dadurch die religiosen Einwande entkraftet seien Anschliessend habe er den Krieg weitergefuhrt 7 Genauere Informationen uber den Verlauf von Flaminius Feldzug bietet der Bericht des Polybios Der griechische Historiker interessiert sich vor allem fur die militarischen Details und erzahlt daher nichts uber die von Livius erwahnten politischen und religiosen Hintergrunde Seine Darstellung beruht auf dem Geschichtswerk von Fabius Pictor der als untergeordneter Offizier 225 v Chr am Keltenkrieg teilgenommen hatte Polybios zufolge uberschritten Flaminius und sein Amtskollege Furius nahe dem Zusammenfluss von Adda und Po die Grenze zum Reich der Insubrer konnten sich aber nicht lange behaupten und zogen sich nach Vereinbarung eines Waffenstillstands ins Gebiet der verbundeten Cenomanen zuruck Nachdem dieses keltische Volk den Romern Hilfstruppen mit auf den Weg gegeben hatte fielen die Konsuln erneut ins Gebiet der Insubrer ein und verwusteten deren Land Die Hauptlinge der Insubrer zogen nun alle verfugbaren Streitkrafte zusammen und forderten mit ihrer Ubermacht die Romer zur Schlacht heraus Diese trauten den Cenomanen nicht und schickten daher ihre Bundesgenossen fort Dann machten sie sich zum unvermeidlichen Kampf bereit wobei sie einen unpassierbaren Fluss im Rucken hatten 8 Polybios erhebt den Vorwurf dass Flaminius seine Truppen schlecht fur die Schlacht positioniert habe denn die Romer seien viel zu nahe am Fluss aufgestellt gewesen und hatten dadurch ihr Manover eines langsamen taktischen Ruckzugs nicht ausfuhren konnen Die Militartribunen hingegen hatten den Soldaten eine neue Taktik zur Bekampfung der Kelten beigebracht Diese bestand darin dass zunachst die vordersten Reihen der Romer als zusatzliche Waffe die Wurfspeere der hinter ihnen positionierten Soldaten Triarii erhielten Sie naherten sich dann im Schutz des Lanzenhagels ihren Feinden reduzierten so die Wirkkraft der keltischen Hiebschwerter und stachen ihrerseits mit den eigenen Schwertern auf die Gegner ein Schliesslich errangen die Romer einen entscheidenden Sieg und machten grosse Beute Nach den unwahrscheinlichen Ausfuhrungen von Polybios hatte sich also der Konsul als unfahig erwiesen woraufhin die ihm untergebenen Militartribunen entgegen seiner Absicht das Schlachtgeschehen bestimmt und durch ihre klugen Anordnungen die Situation gerettet hatten 9 Der Senat wollte Flaminius angeblich nach seiner Ruckkehr nach Rom wegen seines unbotmassigen Verhaltens zur Rechenschaft ziehen und gestattete ihm nicht die Abhaltung eines Triumphs uber die Insubrer den er aber unter dem Zuspruch des Volkes dennoch feierte 10 Weitere Karriere bis zum zweiten Konsulat BearbeitenFlaminius wurde wohl 221 v Chr Magister equitum des Diktators Quintus Fabius Maximus Verrucosus Die beiden politisch miteinander verfeindeten Manner mussten aber sofort nach ihrer Ernennung wegen sakraler Bedenken zurucktreten da angeblich bei ihrer Wahl das Piepsen einer Maus vernommen wurde 11 220 v Chr ubte Flaminius gemeinsam mit dem Konsul von 225 v Chr Lucius Aemilius Papus die einflussreiche Funktion eines Zensors aus 12 Allerdings ist uber diese wohl sehr bedeutende Amtstatigkeit des Flaminius aufgrund der ausserst unzulanglichen Uberlieferung wenig bekannt Die Zensoren entfalteten uber die Vergabe offentlicher Auftrage eine rege Bautatigkeit Flaminius liess dabei zwei wichtige seinen Namen tragende Bauwerke errichten Erstens den Circus Flaminius auf dem Marsfeld in Rom und zweitens die Rom mit Ariminum verbindende Via Flaminia Durch den Bau dieser Strasse eroffnete Flaminius den romischen Truppen eine Vormarschroute nach Norditalien Er konnte ferner durch Fuhrung der Liste der Senatoren die Zusammensetzung der politischen Elite beeinflussen ordnete vielleicht eine Reform der Centurienverfassung an und begrenzte jedenfalls die Einschreibung der Freigelassenen auf die vier stadtischen Stimmbezirke 13 Ausserdem veranlasste er mit seinem Amtskollegen das Gesetz eines Metilius 14 uber das Glatten der Toga durch die Walker 15 Von Flaminius weiterem Wirken in den nachsten beiden Jahren ist nur bekannt dass er 218 v Chr dem ersten Jahr des Krieges gegen Hannibal als einziger Senator fur die vom Volkstribunen Quintus Claudius beantragte lex Claudia de nave senatorum eintrat Aufgrund dieses Gesetzes durften Senatoren keine Schiffe von einer derartigen Grosse besitzen dass sie damit kommerziellen Seehandel betreiben konnten Durch die Unterstutzung der lex Claudia habe Flaminius sich laut der Uberlieferung mit der politischen Fuhrungsschicht weiter verfeindet aber dafur beim Volk noch beliebter gemacht so dass er erneut diesmal 217 v Chr das Konsulat antreten konnte 16 Zweites Konsulat und Tod BearbeitenEnde 218 v Chr hatte der mit den norditalienischen Kelten verbundete Hannibal bereits zwei bedeutende Siege uber die Romer in den Schlachten am Ticinus und an der Trebia feiern konnen Die Romer veranstalteten deshalb umfangreiche Rustungen und schickten zur Sicherung ihrer Aussenposten u a Heere nach Sardinien und Sizilien 17 Entgegen der spateren Tradition wurde Flaminius offenbar durchaus als fahiger Feldherr betrachtet dessen erneute Wahl zum Konsul wohl nicht zuletzt aufgrund seiner Erfolge und Erfahrungen im vorangegangenen Keltenkrieg erfolgte Uber den Amtsantritt und das Vorgehen von Flaminius und seinem Mitkonsul Gnaeus Servilius Geminus gegen Hannibal berichtet Polybios wiederum vor allem aus der militarischen Livius hingegen mehr aus der sakral politischen Perspektive Polybios erzahlt dass beide Konsuln gemeinsam Aushebungen fur ihre Legionen vornahmen und bundesgenossische Kontingente zusammenzogen wobei sie u a von Konig Hieron II von Syrakus 1000 Peltasten und 500 Kreter erhielten Bei Fruhlingsbeginn brach Flaminius mit seinen Truppen auf marschierte durch Etrurien und bezog seine Stellung bei Arretium heute Arezzo Servilius stationierte sein Heer in Ariminum Von diesen beiden Standorten aus erwarteten die Konsuln den Angriff der Punier 18 Laut Livius befurchtete Flaminius dass er aufgrund seines schlechten Verhaltnisses zu vielen Nobiles bei einem Antritt seines Konsulats in Rom durch allerlei Scheingrunde etwa erfundene ungunstige Prodigien in der Hauptstadt festgehalten wurde hatte ihm der Senat doch schon sein erstes Konsulat absprechen wollen Daher sei er vor seiner an den Iden des Marz beginnenden Funktionsperiode heimlich nach Ariminum abgereist wohin er die ihm zugeteilten Truppen bestellt hatte um dort ungestort sein Amt ubernehmen zu konnen Die Senatoren waren deshalb sehr verargert gewesen und hatten Flaminius vorgeworfen die mit dem Konsulatsantritt verbundenen heiligen Riten zu vernachlassigen und damit die Gotter zu verachten Flaminius aber habe trotz einer ihn zur Umkehr auffordernden Gesandtschaft auf seinem Plan bestanden Nun sollen sich mehrere fur ihn unheilvolle Omina ereignet haben zuerst am Tag seines Amtsantritts als sich das bereits verwundete Opferkalb losgerissen und viele dem Opfer beiwohnende Personen mit Blut bespritzt hatte Von Ariminum sei Flaminius dann mit seiner Armee nach Arretium weitergezogen Servilius hingegen habe sein Konsulat regular in Rom angetreten und religiose Massnahmen zur Versohnung der Gotter geleitet um den Frevel des Flaminius zu suhnen 19 Die Aufgabe der Konsuln bestand darin das eigentliche Italien vor einem Einfall Hannibals zu schutzen Von Ariminum aus blockierte Servilius seinem Gegner den leichten Zugang zum Norden der Apenninen wahrend Flaminius von Arretium aus den Zutritt nach Etrurien deckte Die Konsuln standen einander ausserdem so nahe dass sich der eine im Bedarfsfall in wenigen Tagen mit dem anderen vereinen konnte 20 Der grosse punische Feldherr nahm aber einen fur die Romer uberraschenden Weg Auf einer nicht genau bekannten Route marschierte er wohl von Bononia heute Bologna aus uber die Apenninen und durch ein Sumpfgebiet des Arno nach Faesulae heute Fiesole 21 Daher stand er nun von den beiden Konsuln Flaminius naher Hannibal informierte sich uber den Charakter und die Parteistellung von Flaminius und richtete dementsprechend sein weiteres Vorgehen ein Polybios beschreibt in diesem Zusammenhang den Konsul sehr negativ wobei seine Beurteilung von Flaminius auf derjenigen von dessen politischen Gegnern beruht Demnach habe der punische Feldherr erfahren dass Flaminius ein begabter Demagoge mit allzu viel Selbstvertrauen aber kein fahiger Leiter ernster militarischer Unternehmungen sei 22 Jedenfalls wahlte Hannibal nun die Taktik plundernd und die fruchtbare Landschaft Etruriens versengend unweit von Flaminius und dessen Heer vorbeizuziehen um den Konsul zu einer unbesonnenen Verfolgung zu reizen Tatsachlich wollte Flaminius diesen Verwustungen nicht lange zuschauen und beschloss angeblich entgegen dem Rat seiner Offiziere nicht auf eine Vereinigung mit dem Heer des Servilius zu warten sondern gleich mit seinen Truppen loszuziehen und den Feind zum Kampf zu stellen 23 Das so beschriebene Verhalten des Flaminius erscheint in der Uberlieferung vollig kontrar zu demjenigen von Quintus Fabius Maximus Verrucosus der nach Flaminius Tod als Diktator den Kampf gegen die Karthager zu leiten hatte und sich in der gleichen Lage namlich die Verheerungen Hannibals vor Augen nicht zu einer unbedachten Schlacht hinreissen liess Livius betont auch den wohl schon seit Fabius Pictor fest in der Tradition verankerten Gegensatz von Fabius Maximus Verrucosus und Flaminius in Bezug auf deren Einstellung zur Staatsreligion Polybios hingegen ignorierte diesen Aspekt 24 Wahrend der Diktator getreulich alte religiose Brauche befolgte soll sich Flaminius darum uberhaupt nicht gekummert haben Dies wird auch bei zwei weiteren von Livius erzahlten ungunstigen Prodigien deutlich die Flaminius nicht weiter beachtete Als er sich beim Abmarsch aus Arretium auf sein Pferd schwang sei das Tier unter ihm zusammengebrochen Dann habe er befohlen ein Feldzeichen auszugraben weil es sich nicht aus der Erde ziehen liess Von diesen warnenden sein Scheitern vorherweisenden Omina nicht erschreckt sei er zum Kampf gegen Hannibal aufgebrochen 25 Bei der Verfolgung Hannibals geriet Flaminius in einen Hinterhalt anscheinend vor allem deshalb weil er es an der notigen Aufklarung uber die Bewegungen seines Gegners fehlen liess Am fruhen Morgen des 24 Juni 217 v Chr 26 zog er mit seinen Truppen in langgestreckter Kolonne am Nordufer des Trasimenischen Sees entlang da die bis nahe an das Gewasser reichenden Berge nicht viel Platz zum Marschieren liessen Aufgrund dichten Nebels war die Sicht ausserdem sehr eingeschrankt Hannibal hatte aber heimlich die den Uferweg beherrschenden Hugel von seinen Truppen besetzen lassen wartete bis alle romischen Soldaten diese Strecke eingeschlagen hatten und liess sie dann auf der ganzen Lange angreifen Die uberraschten Romer konnten keine Schlachtordnung formieren und wurden grosstenteils aufgerieben nur 6000 Mann an der Spitze schafften den Durchbruch durch die feindlichen Linien wurden aber spater gefangen genommen In der Beschreibung dieser kriegerischen Auseinandersetzung sind noch Reste eines alteren positiveren Bildes von Flaminius erkennbar wenn etwa erwahnt wird dass der Konsul die Fassung bewahrt die Schlachtreihen wiederherzustellen versucht und seine Soldaten tapfer zum Kampf angefeuert habe Flaminius wurde laut Livius von der Lanze eines insubrischen Reiters namens Ducarius getotet der angeblich Rache fur die im fruheren Keltenkrieg des Konsuls gefallenen Stammesgenossen nehmen wollte 27 Hannibal beabsichtigte den Leichnam des Konsuls ehrenvoll beisetzen zu lassen suchte ihn aber vergeblich 28 Beurteilung Bearbeiten nbsp Joseph Noel Sylvestres Darstellung vom Tod des Flaminius auf dem Schlachtfeld 1882 Die katastrophale Niederlage von Flaminius gegen die Karthager hat sein Bild in der Uberlieferung stark verzerrt Tatsachlich war er in der Zeit vor dem Zweiten Punischen Krieg nicht nur militarisch und politisch erfolgreich er konnte sich offenbar auf breite Unterstutzung nicht nur von Seiten des Volks sondern auch von Teilen der Nobilitat verlassen anders ware seine steile Karriere die ihn zu hochsten Amtern wie der Zensur und einem zweiten Konsulat fuhrte nicht erklarbar Erst der Misserfolg seines offensiven Vorgehens gegen Hannibal fuhrte dazu ihn bequem zum Sundenbock abzustempeln Die Motivation dafur lag nicht nur im Hass vor allem der patrizischen Nobilitat auf Flaminius sondern auch in deren allgemeinem anfanglichen Versagen Hannibal effektiv bekampfen zu konnen was das Vertrauen in ihre Fuhrungsqualitaten erschutterte Indem man Flaminius die Hauptschuld an der fur Rom existenzbedrohenden Kriegsentwicklung anlastete und seine Niederlage neben Charakterschwachen insbesondere mit seiner angeblichen Verachtung der Gotter begrundete konnten die Senatoren die Verantwortung auf ihn abwalzen Alle wesentlichen negativen Zuge des Geschichtsbilds von Flaminius gehen wahrscheinlich auf Fabius Pictor zuruck Da der Senat jahrhundertelang die historische Uberlieferung dominierte erhielt sich diese Sichtweise auch fur die Nachwelt 29 Literatur BearbeitenBurkhard Meissner Gaius Flaminius oder wie ein Aussenseiter zum Sundenbock wurde In Karl Joachim Holkeskamp Elke Stein Holkeskamp Hrsg Von Romulus zu Augustus Grosse Gestalten der romischen Republik Beck Munchen 2000 ISBN 3 406 46697 4 S 92 105 Friedrich Munzer Flaminius 2 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VI 2 Stuttgart 1909 Sp 2496 2502 Rachel F Vishnia A Case of Bad Press Gaius Flaminius in Ancient Historiography In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik Band 181 2012 S 27 45 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gaius Flaminius im Katalog der Deutschen NationalbibliothekAnmerkungen Bearbeiten Friedrich Munzer Flaminius 2 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VI 2 Stuttgart 1909 Sp 2496 Datierung nach Polybios 2 21 7 wahrend Ciceros Cato maior de senectute 11 Ansatz auf 228 v Chr wohl unrichtig ist Polybios 2 21 7 8 Cicero De inventione 2 52 Brutus 57 Cato maior de senectute 11 Livius 21 63 2 dazu Klaus Bringmann Geschichte der Romischen Republik Munchen 2002 S 102 f Burkhard Meissner Gaius Flaminius oder wie ein Aussenseiter zum Sundenbock wurde In Karl Joachim Holkeskamp Elke Stein Holkeskamp Hrsg Von Romulus zu Augustus Munchen 2000 S 92 105 hier S 94 f Cicero De inventione 2 52 Valerius Maximus 5 4 5 Dionysios von Halikarnassos 2 26 5 dazu Burkhard Meissner Gaius Flaminius oder wie ein Aussenseiter zum Sundenbock wurde In Karl Joachim Holkeskamp Elke Stein Holkeskamp Hrsg Von Romulus zu Augustus 2000 S 92 105 hier S 95 Solinus 5 1 Livius periochae 20 und 33 42 8 T Robert S Broughton The Magistrates Of The Roman Republic Band 1 509 B C 100 B C Philological Monographs Bd 15 Teil 1 ZDB ID 418575 4 American Philological Association New York NY 1951 S 229 Unveranderter Nachdruck 1968 Fasti Capitolini u a Livius 21 63 22 3 u o Plutarch Marcellus 4 2 5 Florus 1 20 4 Orosius 4 13 14 u a Polybios 2 32 Polybios 2 33 dazu Burkhard Meissner Gaius Flaminius oder wie ein Aussenseiter zum Sundenbock wurde In Karl Joachim Holkeskamp Elke Stein Holkeskamp Hrsg Von Romulus zu Augustus 2000 S 92 105 hier S 98 Triumphalakten Plutarch Marcellus 4 u a Valerius Maximus 1 5 5 vgl Plinius Naturalis historia 8 223 Plutarch Marcellus 5 5 Livius periochae 20 23 22 3 23 23 3ff 24 11 7 Plinius Naturalis historia 35 197 Livius periochae 20 u a Dieser Metilius ist eventuell mit dem Volkstribun von 217 v Chr Marcus Metilius identisch Plinius Naturalis historia 35 197 Livius 21 63 3f Polybios 3 75 Polybios 3 75 5 8 und 3 77 1f Livius 21 63 1 15 und 22 1 5 20 Serge Lancel Hannibal Eine Biographie Artemis amp Winkler Dusseldorf u a 1998 ISBN 3 538 07068 7 S 155 Friedrich Munzer Servilius 61 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II A 2 Stuttgart 1923 Sp 1794 Serge Lancel Hannibal Eine Biographie Dusseldorf u a 1998 S 156 f Polybios 3 80 3ff vgl Livius 22 3 3ff Polybios 3 82 1ff Livius 22 3 6ff Appian Hannibalica 9 u a Friedrich Munzer Flaminius 2 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VI 2 Stuttgart 1909 Sp 2500 f Livius 22 3 11 14 vgl Plutarch Fabius 3 1 Cicero De divinatione 1 77f nach Lucius Coelius Antipater Ovid Fasti 6 767f Polybios 3 82 84 Livius 22 3 7 u a dazu Serge Lancel Hannibal Eine Biographie Dusseldorf u a 1998 ISBN 3 538 07068 7 S 158 162 Livius 22 7 5 Valerius Maximus 1 6 6 Plutarch Fabius 3 3f Burkhard Meissner Gaius Flaminius oder wie ein Aussenseiter zum Sundenbock wurde In Karl Joachim Holkeskamp Elke Stein Holkeskamp Hrsg Von Romulus zu Augustus Munchen 2000 S 92 105 hier S 92f 98 103f Normdaten Person GND 118683853 lobid OGND AKS LCCN nr94023064 VIAF 59878337 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Flaminius GaiusKURZBESCHREIBUNG romischer StaatsmannGEBURTSDATUM zwischen 280 v Chr und 275 v Chr STERBEDATUM 24 Juni 217 v Chr STERBEORT Trasimenischer See Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gaius Flaminius amp oldid 232196833