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Quintus Fabius Pictor um 254 v Chr um 201 v Chr war ein romischer Politiker und Geschichtsschreiber Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Bedeutung 4 Ausgaben und Ubersetzungen 5 Literatur 6 AnmerkungenLeben BearbeitenQuintus Fabius Pictor ist die erste literarische Personlichkeit unter den romischen Geschichtsschreibern Er war Mitglied der Patrizierfamilie der Fabier Sohn des Konsuls von 269 v Chr Gaius Fabius Pictor und Enkel des Gaius Fabius Pictor welcher als erster den Beinamen Pictor fuhrte 225 v Chr nahm er am Kampf gegen die nach Mittelitalien vorstossenden Kelten teil und im Zweiten Punischen Krieg kampfte er 217 v Chr am Trasimenischen See gegen die Karthager Als Senator wurde er beauftragt zum Orakel von Delphi zu reisen um nach der Niederlage in der Schlacht von Cannae Rat einzuholen Die Befragung des delphischen Orakels und seine Ubersetzung ins Lateinische erforderte die Beherrschung der griechischen Sprache Daher ist anzunehmen dass Quintus Fabius mit der griechischen Kultur vertraut war Werk BearbeitenFabius Werk gehort zur Gattung der Geschichtsschreibung Die Untergattung ist umstritten Griechische Autoren zitieren das Werk als Romaika Dionysios von Halikarnassos oder Romaion Diodor Cicero Plinius der Altere und Gellius betiteln das Werk mit annales So reihte man Fabius lange Zeit in die Reihe der Annalisten so z B noch Peter Bung 1 Da aber das annalistische Schema nicht das ganze Werk durchzieht rechnet Gelzer Pictor eher zu einem Nachahmer hellenistischer ktiseis Grundungsgeschichten und Flach findet in der Darstellung der Zeitgeschichte eine pragmatische Geschichtsschreibung Michael von Albrecht will den Gegensatz zwischen Annalistik und pragmatischer Geschichtsschreibung nicht auf die Spitze treiben zumal das disparate Material keines der beiden Prinzipien konsequent durchzufuhren erlaubt Das Werk des Fabius ist bis auf wenige Fragmente verloren gegangen Es berichtet von der Grundung der Stadt Rom bis etwa zum 2 Punischen Krieg Wo das Werk genau endet ist umstritten Die Abfassungszeit liegt zwischen 215 und 210 v Chr Fabius wird stark von der griechischen Geschichtsschreibung beeinflusst ihre Vorbildfunktion zeigt sich schon bei seiner Darstellung der Fruhzeit Hier bedient er sich der griechischen Ktisis Literatur und benutzt die Tyro des Sophokles Die Aeneassage findet er bei Hellanikos von Mytilene die Romuluslegende bei Hieronymos von Kardia und Diokles von Peparethos Wie auch anderen fehlte es ihm an Material um die Fruhgeschichte Roms verlasslich zu rekonstruieren Als Quellen benutzte er eigene Chroniken und die anderer wichtiger romischer Familien sowie die Annalen auf denen der Pontifex Maximus alljahrlich den Kalender veroffentlichte die Namen der Magistrate und wichtige Ereignisse des Jahres unter dem jeweiligen Datum verzeichnete Ab dem Ersten Punischen Krieg gibt Pictor einen ausfuhrlichen Bericht uber die Zeitgeschichte in der er sich auch selbst einbringen kann Dabei leiten ihn hauptsachlich politische Ziele Auf dem kunstlerisch literarischen Gebiet hatte er wohl ohnehin nicht der griechischen Sprachkunst standhalten konnen Er schreibt sein Werk dennoch in griechischer Sprache Die Grunde hierfur sind allerdings eher dass er die griechisch sprechende Welt erreichen und der dort herrschenden romfeindlichen Gesinnung entgegenwirken wollte Diese hatte er wohl bei seiner Delphi Reise zu spuren bekommen Griechische Historiker ubten scharfe Kritik an der romischen Expansion an der dalmatinischen Kuste bekanntester Vertreter der romfeindlichen Grundstromung war Philinos von Akragas dessen Heimatstadt von Romern geplundert worden war Daher wollte Fabius den Griechen den romischen Standpunkt romische Werte und Traditionen naherbringen und die romische Weltmachtstellung rechtfertigen So stellte er beispielsweise seine Sicht des Ersten Punischen Krieges der der griechischen Autoren gegenuber Hierbei nahm er vor allem den Senat dessen Mitglied er selbst war in Schutz vor Anschuldigungen Dennoch gibt Pictor in seinem Werk nicht die allgemein gultige Haltung des romischen Volkes oder dessen Oberschicht wieder Vielmehr nimmt er den Standpunkt seiner Familie der Fabier ein und steht damit nicht selten in Opposition zu anderen senatorischen Familien So lasst Pictor auch tagespolitische Auseinandersetzungen und langer anhaltende Rivalitaten mit anderen gentes in sein Werk einfliessen Aufgrund dieser doppelten Zielsetzung steht Pictor im Konflikt zwischen der von seinem Geschlecht vertretenen Erwartungshaltung auch auf dem Feld der Geschichtsschreibung fur bestimmte Uberzeugungen einzutreten und dem Dogma einer pragmatischen Geschichtsschreibung welches grosstmogliche Objektivitat fordert und zu dem er sich als Geschichtsschreiber hingezogen fuhlte Seine Arbeit endet mit seinen Erinnerungen an den Zweiten Punischen Krieg wobei er die Kriegsschuld vollig auf Seiten der Karthager insbesondere bei der Familie Barkas also Hamilkar Barkas und Hannibal sieht ein Versuch der hellenistischen Welt den politischen Standpunkt Roms nahezubringen Bedeutung BearbeitenFabius wird somit zum Begrunder einer romischen Geschichtsschreibung in griechischer Sprache und einer Tradition wonach die Beschaftigung mit romischer Geschichte besonders als Aufgabe von Mannern galt die wie er an leitender Stelle im offentlichen Leben Roms mitwirkten siehe auch Senatorische Geschichtsschreibung So entstammten die meisten seiner Nachfolger senatorischen Familien und schrieben ebenfalls bis in die Mitte des 2 Jahrhunderts vor Christus in griechischer Sprache Das Phanomen des Politikers speziell des Senators als Historiker setzt sich bis zu Cato Sallust und Tacitus fort Von Polybios Livius Dionysios von Halikarnassos und Diodor wurde er als Quelle genutzt Ins Lateinische ubersetzt wurden seine Texte zur Zeit Ciceros Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenHans Beck Uwe Walter Hrsg Die fruhen romischen Historiker Band 1 Von Fabius Pictor bis Cn Gellius Texte zur Forschung 76 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2001 ISBN 3 534 14757 X S 55 136 Hermann Peter Hrsg Historicorum romanorum reliquiae Band 1 Teubner Leipzig 1914 S 69 100 Nachdruck 1967 Tim J Cornell u a Hrsg The Fragments of the Roman Historians Band 2 Oxford University Press Oxford 2013 S 32 105 Literatur BearbeitenMichael von Albrecht Geschichte der romischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken Band 1 3 verbesserte und erweiterte Auflage De Gruyter Berlin 2012 ISBN 978 3 11 026525 5 S 315 317 Carlo Scardino Fabius Pictor und die fruhesten romischen Historiker In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 2 Die Literatur der klassischen und hellenistischen Zeit C H Beck Munchen 2014 ISBN 978 3 406 61818 5 S 657 f Werner Suerbaum Q Fabius Pictor In Werner Suerbaum Hrsg Die archaische Literatur Von den Anfangen bis Sullas Tod Handbuch der lateinischen Literatur der Antike Band 1 C H Beck Munchen 2002 ISBN 3 406 48134 5 S 359 370 Dieter Timpe Fabius Pictor und die Anfange der romischen Historiographie In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band 1 2 1972 S 928 969 Matthias Gelzer Romische Politik bei Fabius Pictor In Matthias Gelzer Kleine Schriften Herausgegeben von Hermann Strasburger und Christian Meier Band 3 F Steiner Wiesbaden 1964 Dieter Flach Romische Geschichtsschreibung Darmstadt 1998 Tim J Cornell Quintus Fabius Pictor In Tim J Cornell u a Hrsg The Fragments of the Roman Historians Band 1 Oxford 2013 S 160 178 Jens Fischer Q Fabius Pictor das Orakel von Delphi und die sibyllinischen Bucher Roms Zur Rolle von Orakeln in Rom und Griechenland In Gymnasium Band 127 2020 S 535 567 Anmerkungen Bearbeiten Peter Bung Q Fabius Pictor der erste romische Annalist Dissertation Koln 1950 Normdaten Person GND 119269554 lobid OGND AKS VIAF 77121944 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fabius Pictor QuintusALTERNATIVNAMEN Pictor Quintus FabiusKURZBESCHREIBUNG romischer GeschichtsschreiberGEBURTSDATUM um 254 v 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