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Ager Gallicus wortlich Gallisches Feld hier im Sinne einer Staatsdomane Gallische Mark ist die lateinische Bezeichnung des vom Romischen Reich annektierten Siedlungsgebiets des keltischen Stammes der Senonen an der Adriakuste Karte Umbriens und Picenums mit dem Ager Gallicus Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Ereignisse im Vorfeld der romischen Eroberung 2 2 Eroberung des Ager Gallicus 2 2 1 Festigung der romischen Macht 2 2 2 Fortsetzung der Romanisierung 2 3 Spatere Gebietsverwaltung 3 Zeitleiste 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas nordliche Ende des antiken Landstrichs bildete sudlich von Ravenna der Fluss Rubikon antiker Name Rubicon oder Rubico italienisch Rubicone der als Grenzfluss zwischen der romischen Provinz Gallia cisalpina und dem romischen Kernland angesehen wurde Andere Quellen geben als nordliche Grenzlinie einen Fluss namens Utens an gemeint ist vermutlich der Montone ebenfalls bei Ravenna 1 Die sudliche Trennlinie zum Picenum wurde am Fluss Esino antiker Name Aesis gezogen Im Osten liegt das Meer das die Romer Mare Adriaticum nannten Nach Westen hin gab es keine eindeutige Grenze zum benachbarten von Umbrern bewohnten Territorium Im modernen Italien verteilt sich das Gebiet auf die Provinz Ancona und die Provinz Pesaro und Urbino in der Region Marken sowie die Provinz Rimini in der Emilia Romagna Geschichte BearbeitenEreignisse im Vorfeld der romischen Eroberung Bearbeiten Im 5 Jahrhundert v Chr waren die Senonen aus Gallien nach Italien eingewandert und hatten sich nach etlichen Kampfen gegen die Etrusker in einem zuvor von umbrischer Bevolkerung besiedelten Landstreifen an der Kuste zwischen Rimini lateinisch Ariminum und Ancona niedergelassen 2 Im Jahr 387 386 v Chr 3 hatten sie Rom uberfallen die Stadt mit Ausnahme des Kapitolinischen Hugels erobert und waren erst gegen Zahlung eines demutigenden Losegelds wieder abgezogen Ihrem Konig in der spateren Uberlieferung ab dem Ende des 1 Jahrhunderts v Chr Brennus genannt wird in diesem Bezug der Ausspruch Vae victis Wehe den Besiegten zugeschrieben 4 Die Niederlage begrundete eine jahrhundertelange Feindschaft Roms mit den Kelten In den spater folgenden Samnitenkriegen und den Romisch gallischen Kriegen standen die Senonen bzw ihre wenigen Uberlebenden immer wieder aufseiten der Gegner des Romischen Reichs 5 Eroberung des Ager Gallicus Bearbeiten Zu einer weiteren Konfrontation kam es 283 v Chr Der griechische Geschichtsschreiber Polybios etwa 200 bis 120 v Chr berichtet von der Belagerung des mit Rom befreundeten Arezzo lateinisch Arretium etruskisch Aritim durch nicht naher bezeichnete Gallier und deren Sieg gegen ein romisches Entsatzheer Bei dieser Schlacht kam ihm zufolge der vermutlich als Prokonsul amtierende Lucius Caecilius Metellus Denter ums Leben was die Datierung ermoglicht Denters Nachfolger in der Praetur war Manius Curius Dentatus der Legaten mit der Verhandlung uber die Freilassung der von den Galliern Gefangenen beauftragte Die Gesandten wurden allerdings getotet was die Romer so erzurnte dass sie ihre Truppen umgehend in Richtung der gallischen Siedlungen aufmarschieren liessen Polybios zufolge trafen die romischen Einheiten auf eine Armee der Senonen die sie in einer offenen Feldschlacht besiegten 6 Leider ist seiner Darstellung weder zu entnehmen welcher Feldherr die romische Kampagne befehligte noch wo sich der Kampfplatz befand Sehr wahrscheinlich ereignete sich der Zusammenstoss der beiden Streitkrafte im ager Gallicus denn Polybios schreibt dass die Romer das Gebiet der Senonen eroberten die meisten von ihnen toteten und den Rest ihres Landes vertrieben eine Kolonie grundeten die sie nach dem Namen der fruheren Bewohner Sena Gallica nannten 7 Aus dieser Befestigung ist die moderne Stadt Senigallia hervorgegangen nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Polybius benutzt in seinem Bericht mehrheitlich den verallgemeinernden Begriff Gallier aber es ist fraglich ob er damit auch durchgangig die Senonen meinte selbst wenn diese Vermutung aus dem naheren Kontext hervorzugehen scheint Wer fragt sich das und beantwortet es wie Die Uberlieferungen Appians wirken in dieser Beziehung vordergrundig genauer doch sind sie genauso wenig vollstandig Wer vertritt die These der vordergrundigen Genauigkeit und unterstellt welche fehlende Unvollstandigkeit aufgrund welcher Pramissen Tusculum Diskussion 21 33 4 Jun 2018 CEST Polybius benutzt in seinem Bericht mehrheitlich den verallgemeinernden Begriff Gallier aber es ist fraglich ob er damit auch durchgangig die Senonen meinte selbst wenn diese Vermutung aus dem naheren Kontext hervorzugehen scheint Die Uberlieferungen Appians wirken in dieser Beziehung vordergrundig genauer doch sind sie genauso wenig vollstandig Sie bleiben bezuglich der Ortsangaben ebenfalls ungenau und stellen daruber hinaus keinen Bezug zur Belagerung Arretiums her Appian beschuldigt Britomaris griechisch Britomaris der Kriegshauptling der Senonen war fur den Tod der Gesandten verantwortlich zu sein Zusatzlich nennt er mit dem Konsul Publius Cornelius Dolabella den romischen Befehlshaber der einen romischen Rachefeldzug anfuhrte Cornelius sei nachdem er vom Gesandtenmord erfahren hatte in Eilmarschen durch das Land der Sabiner und Picentiner auf die Stadte der Senonen vorgeruckt Dort habe er alles zerstort und niedergebrannt sodass die Heimat der Senonen unbewohnbar wurde 8 Aufgrund der beiden Zeugnisse kann nicht sicher festgestellt werden ob sie von einem einzelnen Ereignis handeln oder zwei unterschiedliche jedoch nahe beieinanderliegende Geschehnisse beschreiben Als belastbar darf dagegen gelten dass die Vorgehensweise der Romer nahezu zur vollstandigen Vernichtung der senonischen Stammesgesellschaft fuhrte denn beide Schriften stimmen darin uberein Appian schreibt davon der Konsul Cornelius sei auf dem Weg nach Etrurien gewesen um die Etrusker zu bekampfen als er den Feldzug gegen die Senonen begann Wie gleichfalls von Polybios in diesem Zusammenhang mitgeteilt wird kam es in der Folge noch im selben Jahr zur zweiten Schlacht am Vadimonischen See zwischen den Romern unter Cornelius und den Etruskern die mit Boiern und den aus ihrem Stammesgebiet vertriebenen Senonen verbundet waren Das romische Heer blieb siegreich und besiegelte damit die endgultige Unterwerfung der Etrusker 9 Festigung der romischen Macht Bearbeiten Der Waffenstillstandsvertrag mit Etruskern und den keltischen Stammen sowie die Besiedlung und Kolonisierung in Umbrien Etrurien und im Picenum erlaubte den Romern eine solide Verteidigungslinie gegen Bedrohungen aus dem Norden zu schaffen Nach dem Pyrrhischen Krieg gegen den Konig von Epirus begann Rom in den Jahren 268 bis 265 v Chr damit gegen die verbleibenden unabhangigen Stamme und Siedlungen im angrenzenden Picenum und in Umbrien vorzugehen Mehrere romische Konsuln wie Ogulnius Fabius Pictor Sempronius Sophus und nicht zuletzt Claudius Russus der die Picenter unterwarf schufen mit ihren Feldzugen die Voraussetzungen fur ein zusammenhangendes Staatsgebiet Jene Teile der Bevolkerung die sich der Herrschaft Roms widersetzten wurden in das Samnium deportiert der Rest erhielt eine begrenzte romische Staatsburgerschaft civitas sine suffragium Fortsetzung der Romanisierung Bearbeiten Um Kuste und Bevolkerung zu kontrollieren errichteten die Romer noch vor Ausbruch des ersten Punischen Krieges die Kolonien von Ariminum im ager Gallicus und Firmum Picenum das heutige Fermo im Picenum Mit dieser Vorgehensweise wurde die Romanisierung fortgesetzt und weitere Aussenposten folgten Die Stadte Pesaro Pisaurum und Fano Fanum Fortunae gehen ebenfalls auf diese Zeit zuruck Ausserdem wurden auch im Hinterland die keltische Bevolkerung vertrieben und die nun herrenlosen Landereien zum ager publicus wortlich dem Volk gehorendes Feld das heisst Staatsbesitz deklariert 1 Ab 232 v Chr regelte das nach dem Volkstribun Gaius Flaminius benannte Gesetz lex Flaminia de agro Gallico et Piceno viritim dividundo Flaminisches Gesetz uber die Verteilung Mann fur Mann des ager Gallicus und Picenums auch kurz lex Flaminia agraria genannt die Verteilung des beschlagnahmten Grundbesitzes unter den Plebejern 10 Die Begunstigten behielten aufgrund der Viritanassignation 11 ihr romisches Burgerrecht das attraktiver war als das mit den Koloniegrundungen verbundene latinische Recht Sie wurden in die tribus Pollia eingeschrieben 12 Polybios der hier seiner Vorlage dem Geschichtsschreiber Quintus Fabius Pictor folgt 13 geisselte das Gesetz als Teil der Demagogie dhµagwgia die er Flaminius vorwarf Nach seiner Ansicht hatte das Vorgehen zu einer Entstellung diastrofh des Volkes gefuhrt und den gallischen Aufstand von 225 v Chr provoziert 14 Der Darstellung des Polybios das Gesetz ware Ausloser fur die folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen gewesen folgt die moderne Geschichtswissenschaft nicht zumal antike Autoren das Bild des Flaminius nicht nur wegen dessen katastrophaler Niederlage gegen die Karthager bei der Schlacht am Trasimenischen See stark uberzeichneten 15 Sicher ist dass viele keltische Stamme in Oberitalien die vollige Vertreibung und Ausrottung befurchteten und sich gegen die Romer verbundeten Die Boier die Nachbarn der Senonen vor deren Ausloschung und Vertreibung waren dabei eine der tonangebenden Volkerschaften Mit der Schlacht bei Telamon eskalierten die Feindseligkeiten zum sogenannten Keltenkrieg der von 225 bis 222 v Chr dauerte Nach dem Kriegsende verfolgte Rom die in vorherigen Kriegen bewahrte Strategie wehrhafte Kolonien zu errichten und damit die Macht zu festigen Im Jahr 220 v Chr gab Flaminius den Auftrag zum Bau der Konsularstrasse Via Flaminia die Rom bis in die Gegenwart als Staatsstrasse 3 mit Fano und Rimini verbindet Flaminius verfolgte bei diesem Bau mehrere Absichten Neben der Eroffnung einer militarisch nutzbaren Vormarschroute nach Norditalien sollte auch die Moglichkeit zum schnellen Eingreifen der Truppen in den kustenferneren Landesteilen Umbriens geschaffen werden Ein weiterer wichtiger Aspekt durfte gewesen sein dass es ihm auf diese Weise gelang seine mit dem Ackergesetz begonnene Siedlungspolitik aus dem Jahr 232 v Chr nachtraglich zu unterstreichen und weiter zu fordern 16 Mit dem Tod des Flaminius 217 v Chr wurde seiner gegen den Widerstand des Senats durchgesetzten Politik der Landverteilung in der Region die Grundlage entzogen Spatere Gebietsverwaltung Bearbeiten Im Zuge der unter Augustus initiierten Neuorganisation der Verwaltung Italiens und Einteilung in Regiones wurde der Ager Gallicus mit Umbrien vereinigt und Teil der Regio VI Umbria et ager Gallicus Etwa 300 Jahre spater wurden in einer Verwaltungsreform Diokletians die Provinzen verkleinert wodurch sich deren Anzahl fast verdoppelte Der Ager wurde von Umbrien getrennt und mit dem Picenum zur Provinz Flaminia et Picenum verbunden Anfang der 350er Jahre wurde unter Kaiser Theodosius I das Gebiet erneut geteilt Der Ager und ein Teil des Picenums wurden zur Provinz Flaminia et Picenum Annonarium den Verwaltungseinheiten Dioecesis Italiae Annonariae zugeschlagen wahrend der Rest des Picenums als Provinz Picenum Suburbicarium zu den Dioecesis Italiae Suburbicariae gerechnet wurde Zeitleiste BearbeitenLiteratur BearbeitenMaciej Piegdon Coloniam deducere Colonisation as an Instrument of the Roman Policy of Domination in Italy in the 3rd and 2nd Centuries BC as Illustrated by Settlements in theAger Gallicusand Picenum In Electrum Band 20 2013 S 117 141 PDF 332 kB Einzelnachweise Bearbeiten a b Giovanni Brizzi Ager Gallicus In Der Neue Pauly DNP Band 1 Metzler Stuttgart 1996 ISBN 3 476 01471 1 Sp 249 250 Strabon Geographie 5 1 englische Ubersetzung So Polybios 1 6 laut Livius 5 37 38 fand die Schlacht an der Allia 390 v Chr statt Titus Livius 5 48 8 f lateinisch Zur Rolle der Gallierkatastrophe im kollektiven Gedachtnis Roms siehe Jurgen von Ungern Sternberg Die Gefahr aus dem Norden die traumatischen Folgen der Gallierkatastrophe In derselbe Romische Studien Geschichtsbewusstsein Zeitalter der Gracchen Krise der Republik Beitrage zur Altertumskunde Band 232 De Gruyter Berlin 2006 S 132 146 abgerufen uber De Gruyter Online Polybios Historiai 2 19 englische Ubersetzung Zur Lokalisierung im Ager Gallicus siehe Frank W Walbank A Historical Commentary on Polybius Band 1 Commentary on Books I VI Clarendon Press Oxford 1957 S 189 Appian ἐk tῆs samnitikhs 1 7 griechisch englisch Polybios Historiai 2 20 englische Ubersetzung Zum Gesetz siehe Plinio Fraccaro Lex Flaminia de agro Gallico et Piceno viritim dividundo In Athenaeum Band 7 1919 S 73 93 Ella Hermon La lex Flaminia de Agro Gallico Dividundo modele de romanisation au IIIe siecle avant J C In Collection de l Institut des Sciences et Techniques de l Antiquite Band 377 1989 S 273 284 online Lothar Oebel C Flaminius und die Anfange der romischen Kolonisation im ager Gallicus Lang Frankfurt am Main New York 1993 Erstmals als Viritanassignation erwahnt beim alteren Cato Origines Fragment 43 P aus Varro De re rustica 1 2 7 Lily Ross Taylor The Voting Districts of the Roman Republic Papers and Monographs Band 20 American Academy in Rome Rom 1960 S 90 95 siehe auch Theodora Hantos Das romische Bundesgenossensystem in Italien Vestigia Band 34 C H Beck Munchen 1983 S 43 45 Jurgen von Ungern Sternberg Das Ende des Standekampfes In derselbe Romische Studien Geschichtsbewusstsein Zeitalter der Gracchen Krise der Republik Beitrage zur Altertumskunde Band 232 De Gruyter Berlin 2006 S 147 169 hier S 153 f Polybios Historiai 2 21 englische Ubersetzung Jurgen von Ungern Sternberg Das Ende des Standekampfes In derselbe Romische Studien Geschichtsbewusstsein Zeitalter der Gracchen Krise der Republik Beitrage zur Altertumskunde Band 232 De Gruyter Berlin 2006 S 147 169 hier S 154 f So Jurgen von Ungern Sternberg Das Ende des Standekampfes In derselbe Romische Studien Geschichtsbewusstsein Zeitalter der Gracchen Krise der Republik Beitrage zur Altertumskunde Band 232 De Gruyter Berlin 2006 S 147 169 hier S 156 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ager Gallicus amp oldid 238078130