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Origines war der Titel eines in der ersten Halfte des 2 Jahrhunderts v Chr verfassten siebenbandigen Geschichtswerks des bedeutenden romischen Politikers und Redners Marcus Porcius Cato Censorius das wie viele andere antike Werke grosstenteils im Original verloren ging bzw nur indirekt tradiert wurde Inhaltsverzeichnis 1 Umfang Titel und Abfassungszeit 2 Quellen 3 Inhalt 4 Stil und Tendenz 5 Rezeption 6 Ausgaben und Ubersetzungen 7 Literatur 8 AnmerkungenUmfang Titel und Abfassungszeit BearbeitenDie Origines bestanden aus sieben Buchern und stellten ein wohl Ende der 170er Jahre v Chr begonnenes Alterswerk Catos dar an dem er bis zu seinem Tod 149 v Chr arbeitete Sie waren wahrscheinlich die erste Prosadarstellung der romischen Geschichte in lateinischer Sprache wahrend fruhere romische Historiker wie Quintus Fabius Pictor ihre Historien auf Griechisch verfassten Cornelius Nepos uberliefert in seiner aus De viris illustribus stammenden Kurzbiographie Catos eine knappe Inhaltsangabe von dessen historischem Werk 1 Der Titel Origines erscheint nicht nur bei Nepos sondern bei mehreren antiken Autoren zuerst beim Redner Cicero 2 Allerdings hat sich kein ausdruckliches Testimonium des Verfassers selbst erhalten Gelegentliche antike Zitate des Werks als Historiae oder Annales stellen allgemeine Benennungen fur geschichtliche Schriften dar und sagen nichts uber deren spezifischen Titel aus 3 Im Unterschied zu anderen romischen Annalen enthielten die Origines nicht nur die Entstehungslegenden und die Fruhgeschichte Roms sondern auch jene zahlreicher weiterer italischer Volker und Stadte 4 Dadurch hat der dem griechischen Terminus ktiseis fur die Beschreibung von Stadtegrundungssagen entsprechende Titel Origines Ursprunge seine Berechtigung allerdings nur fur die ersten drei Bucher er wurde bereits vom Antiquar und Grammatiker Marcus Verrius Flaccus getadelt 5 Der gesamtitalische Geschichtsansatz Catos wurde von spateren romischen Historikern nicht aufgegriffen und blieb damit eine Ausnahme Von dem vielleicht erst postum herausgegebenen Werk sind etwa 140 Fragmente uberliefert deren Sammlung erstmals Antonio Riccoboni 1568 unternahm Quellen BearbeitenEs ist kaum etwas uber die Quellen bekannt die Cato zur Abfassung der Origines verwendete Er durfte den griechisch sizilischen Geschichtsschreiber Timaios von Tauromenion benutzt haben ferner den altesten romischen Historiker Fabius Pictor wie Dionysios von Halikarnassos 6 bestatigt Fur die ersten drei Bucher zog er wohl auch Chroniken und Urkunden verschiedener italischer Gemeinden sowie lokale mundliche Uberlieferungen zu Rate Historische Glaubwurdigkeit fur die darin behandelte sehr fruhe Zeit war in nur geringem Umfang gegeben Fur die vom Ersten Punischen Krieg bis in die selbst erlebte Zeit reichenden letzten vier Bucher konnte Cato sich neben Pontifikaltafeln und Grabinschriften auf seine eigene Erfahrung stutzen 7 Inhalt BearbeitenIn einem Proomium begrundete Cato seine schriftstellerische Tatigkeit damit dass er als fuhrende Person seiner Zeit nicht nur von seinem offentlichen Wirken sondern auch von seiner Freizeit Rechenschaft ablegen musse Danach behandelte er im ersten Buch der Origines die Fruhgeschichte Roms Zu Anfang berichtete er wie schon fruhere romische Historiker vor ihm von der Auswanderung der Trojaner unter der Fuhrung des Aeneas in die in Mittelitalien gelegenen Landschaft Latium und erzahlte anschliessend von der dortigen Urbevolkerung Aboriginer der Grundung von Roms Mutterstadt Alba Longa sowie der Erbauung Roms selbst die er wie Eratosthenes auf 752 751 v Chr datierte Auch die bis zum Ende des 6 Jahrhunderts v Chr reichende Ara der romischen Konige gehorte noch zum Inhalt des ersten Buches Die beiden nachsten Bucher hatten den Ursprung und die Namen anderer italischer Volker sowie die Grundungsgeschichten von deren Gemeinden zum Thema ausserdem geographische Erorterungen erhalten ist z B ein Fragment uber den Comer See charakterliche Beurteilungen der angeblich lugenhaften Ligurer und der Gallier etymologische Herleitungen z B des Namens des Volkes der Sabiner sowie agrarische Ausfuhrungen Im weiteren Verlauf seines historischen Werks gab Cato einen summarischen Uberblick uber die Geschichte der romischen Republik In der Forschung ist umstritten ob er die auf die Konigszeit folgenden etwa ersten zwei Jahrhunderte der alteren Republik vollig uberging oder wenigstens kurz streifte Er behandelte jedenfalls in dem mit einem neuen Vorwort beginnenden vierten Buch den Ersten Punischen Krieg im funften Buch Roms langwierigen Kampf gegen Hannibal und fuhrte in den letzten beiden Buchern die Darstellung bis in die Zeit kurz vor seinem Tod Auch in diesem Teil des Werks fehlten geographische und kulturhistorische Exkurse nicht u a uber spanische Landeskunde Fischreichtum des Ebro Silberbergwerke etc die Sitten und Mischverfassung der Karthager sowie die Kleidung der Frauen In den zeitgeschichtlichen Partien streute der Autor auch eigene politische Reden ein wie jene zur Verteidigung der Rhodier 167 v Chr sowie im siebten Buch die bei seinem letzten offentlichen Auftritt als 85 jahriger Greis 149 v Chr gehaltene Rede gegen Servius Sulpicius Galba der gravierender Volkerrechtsverletzungen wahrend seiner Pratur in Hispania ulterior beschuldigt wurde Cato stand mit der Aufnahme authentischer Reden im Gegensatz zur Praxis der meisten anderen Annalisten wie Titus Livius fiktive Reden niederzuschreiben 8 Stil und Tendenz BearbeitenCato bediente sich in seinem Geschichtswerk meist eines knappen trockenen Stils fuhrte die Erzahlung aber bisweilen auch breiter aus Er verwendete wohl deshalb erstmals die lateinische Sprache weil er es aufgrund des gestiegenes Weltmachtstatus Roms nicht mehr fur notig hielt sich der Sprache fremder Volker anzupassen und diesen den Standpunkt der romischen Nobilitat naherzubringen wie es etwa fur Fabius Pictor gegolten hatte Mit der Abfassung der Origines verfolgte Cato nicht allein den Zweck historische Tatsachen festzuhalten Er mochte etwa nicht den blossen Inhalt der Pontifikaltafeln wiedergeben Vor allem intendierte er eine moralische Belehrung und politische Erziehung seiner Leser So brachte er ein in Fragment 83 uberliefertes Beispiel altromischer virtus ein Kriegstribun der meist Marcus Calpurnius Flamma abweichend u a Quintus Caedicius genannt wird opferte sich als romischer Leonidas 258 v Chr mit 300 Kampfgefahrten selbstlos auf um ein in die Falle gelocktes konsularisches Heer zu retten 9 Daneben sollte Catos Geschichtswerk aber auch seiner Selbstdarstellung dienen So widmete er offenbar den Leistungen die er als Konsul wahrend seines Kriegs gegen iberische Stamme erbrachte 195 v Chr breiten Raum wie aus dem Bericht des Livius uber diesen Feldzug im 34 Buch von dessen Annalen hervorgehen durfte Dagegen verschwieg Cato ansonsten wie Nepos betont 10 die Eigennamen der politischen und militarischen Amtstrager und begnugte sich mit der Erwahnung ihrer Rangbezeichnungen wie Konsul Diktator usw Es ist aber ein Fall uberliefert 11 in dem er den Namen des mutigsten Kriegselefanten der Karthager angab Der Grund fur Catos Vorgehensweise lag wohl darin dass er die Adligen als Diener des Staates ansah und nicht bereit war ihnen Individualruhm zu zollen stattdessen wollte er sein Volk im Ganzen preisen Als uberzeugter Republikaner sah er die Starke des romischen Staates darin dass dieser als Gemeinschaftswerk vieler bedeutender Manner uber Generationen entstanden war wahrend die Verfassungen griechischer Staaten nur von einzelnen Personlichkeiten wie Drakon und Solon ausgearbeitet worden seien 12 Rezeption BearbeitenNicht nur der Inhalt sondern auch der Stil der Origines wurde lebhaft studiert Mit dem Stil des Werks beschaftigten sich insbesondere Cicero der Cato verehrte Sallust und noch im 2 Jahrhundert n Chr der Redner Marcus Cornelius Fronto Als historische Quelle dienten die Origines vermutlich dem antiquarisch interessierten Gelehrten Marcus Terentius Varro und einer Reihe von Annalisten doch lasst sich ihre zumindest indirekte Benutzung nur fur Livius als recht plausibel erweisen Grammatiker wie Verrius Flaccus entnahmen den Origines vor allem Sprachliches Fur die heutige Kenntnis von Catos Geschichtswerk das bereits vor der Zeit des Isidor von Sevilla verlorengegangen sein durfte sind neben der Kurzbeschreibung von Nepos insbesondere die Zitate von Aulus Gellius bedeutsam 13 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenDie fruhen romischen Historiker Band 1 Hrsg ubersetzt und kommentiert von Hans Beck und Uwe Walter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2001 S 148ff M Porcius Cato Scripta qvae manservnt omnia Vom Landbau Fragmente Alle erhaltenen Schriften Lateinisch deutsch hrsg und ubers von Otto Schonberger Heimeran Munchen 1980 Hermann Peter Hg Historicorum Romanorum Reliquiae HRR Band 1 Teubner Leipzig 1914 S 55 97 Wilt Aden Schroder Hg M Porcius Cato Das erste Buch der Origines Ausgabe und Erklarung der Fragmente Hain Meisenheim am Glan 1971 Literatur BearbeitenRudolf Helm Porcius 9 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXII 1 Stuttgart 1953 Sp 157 162 Dietmar Kienast Cato der Zensor Seine Personlichkeit und seine Zeit Mit einem kritisch durchgesehenen Neuabdruck der Redefragmente Catos Quelle amp Meyer Heidelberg 1954 Enrica Sciarrino Cato the Censor and the beginnings of Latin prose From poetic translation to elite transcription Ohio State Univ Press Columbus 2011 Werner Suerbaum Hrsg Handbuch der Altertumswissenschaft 8 Abteilung Handbuch der Lateinische Literatur der Antike 1 Band Die archaische Literatur C H Beck Munchen 2002 ISBN 3 406 48134 5 S 387 394 Werner Suerbaum Cato Censorius in der Forschung des 20 Jahrhunderts Eine kommentierte chronologische Bibliographie fur 1900 1999 nebst systematischen Hinweisen und einer Darstellung des Schriftstellers M Porcius Cato 234 149 v Chr Olms Hildesheim 2004 Anmerkungen Bearbeiten Cornelius Nepos Cato 3 3 4 Cicero Pro Cn Plancio 66 Rudolf Helm Porcius 9 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXII 1 Stuttgart 1953 Sp 160 f Nepos Cato 3 3 Verrius Flaccus bei Sextus Pompeius Festus p 216 20 ed W M Lindsay Dionysios von Halikarnassos Antiquitates Romanae 1 79 4 Werner Suerbaum 2002 S 391 Rudolf Helm Porcius 9 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXII 1 Stuttgart 1953 Sp 161 Werner Suerbaum 2002 S 390f und 393 Rudolf Helm Porcius 9 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXII 1 Stuttgart 1953 Sp 157 159 Cato bei Aulus Gellius Noctes Atticae 3 7 Nepos Cato 3 4 Plinius Naturalis historia 8 11 Werner Suerbaum 2002 S 392f Rudolf Helm Porcius 9 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXII 1 Stuttgart 1953 Sp 159 Werner Suerbaum 2002 S 393f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Origines Cato amp oldid 218607224