www.wikidata.de-de.nina.az
Antonio Riccoboni 1541 in Rovigo 27 Juli 1599 in Padua war ein italienischer Humanist Buste Riccobonis in der Kirche Chiesa della Beata Vergine del Soccorso in Rovigo Inhaltsverzeichnis 1 Leben Leistungen und Wirkung 2 Publikationen Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben Leistungen und Wirkung BearbeitenAntonio Riccoboni war Sohn von Andrea und Marietta Riccoboni und hatte vier Bruder und vier Schwestern Zwei der Bruder schlugen eine geistliche Laufbahn ein Giovanni stand der Kirche von Mardimago bei Rovigo vor Barnaba war Abt von San Bartolomeo und Autor Antonio erhielt seine fruhe Ausbildung bei Giovanni Mazzo in Rovigo Danach studierte er in Venedig bei Marcantonio Mureto sowie in Padua bei Carlo Sigonio und Paulus Manutius Paolo Manuzio 1512 1574 Nach seiner Ruckkehr nach Rovigo wurde er 1558 zunachst Notar Als Mitglied der 1561 geschlossenen Accademia degli Addormentati einer Gelehrtengesellschaft in der neben anderem auch reformatorische Gedanken zur Diskussion kamen kam er in den Brennpunkt der Inquisition wurde aber 1562 freigesprochen und im selben Jahr in Nachfolge von Ludovico Ricchieri Celio Rodigino der offentlich bestellte ortliche Lehrer In dieser Position konnte er sich grosses Ansehen in seiner Heimatstadt erwerben wurde 1570 in den Stadtrat gewahlt und man ubertrug ihm gemeinsam mit Andrea Nicolio die Uberarbeitung der Stadt Statuten 1571 verliess er Rovigo und zog fur den Rest seines Lebens in das liberalere Padua Dort erwarb Riccoboni noch im selben Jahr den Doktorgrad in beiden Rechten weltliches und Kirchenrecht Obwohl er zunachst plante eine juristische Laufbahn einzuschlagen entschied er sich auf Drangen von Freunden insbesondere Lorenzo Massa dazu den Ruf auf den angesehenen Lehrstuhl fur Rhetorik der Universitat anzunehmen Hier trat er die indirekte Nachfolge von Lodovico Castelvetro an der 1557 wegen der Exkommunikation als Haretiker fliehen musste Den Lehrstuhl hatte 1570 zunachst Giovanni Fasolo erhalten doch erkrankte er nach der Antrittsvorlesung so schwer dass er ihn nicht weiter ausfullen konnte Nachdem Marcus Antonius Muretus die Position abgelehnt hatte erhielt sie Riccoboni Diese Position hatte er bis zu seinem Tod inne Schon in seinen drei Antrittsvorlesungen De studiis liberalium artium De studiis humanitatis und De studiis artis rhetoricae stellte er die grosse Bedeutung der humanistischen Facher heraus Sein Haus war zugleich das Lehrgebaude in dem er zudem bis zu 12 Studenten unterbrachte Zu seinen Schulern gehorte der spatere Kardinal Guido Bentivoglio der sich spater uberaus positiv uber seinen Lehrer ausserte Er wurde zunachst in der Kirche San Bartolomeo in Rovigo bestattet spater nach San Francesco umgebettet Nachfolger in Padua wurde Paolo Beni In der Tradition seines Lehrstuhls stellte Riccoboni Aristoteles ganz besonders die Poetik und die Rhetorik in das Zentrum seiner Studien 1579 publizierte er gemeinsam sowohl die Rhetorik als auch eine lateinische Ubersetzung der Poetik Es wurde zu einem sehr einflussreichen Werk das allein bis 1599 sechs weitere Auflagen erfuhr und noch im 19 Jahrhundert von Immanuel Bekker verwendet wurde 1585 publizierte er einen Kommentar zur Poetik der als der letzte der grossen Poetik Kommentare des 16 Jahrhunderts gilt Der Kommentar wurde noch im 17 Jahrhundert von Francesco Fulvio Frugoni genutzt und als essentiell bezeichnet 1 Bei seinen Arbeiten verfolgte Riccoboni zwei zentrale Ziele Einerseits wollte er seinen Studenten einen gut lesbaren Text an die Hand geben weshalb er sich bei der Wortfolge in seinen lateinischen Ubersetzungen an der italienischen Sprache orientierte und versuchte die Terminologie der griechischen Worte einfach zu halten und einheitlich zu gestalten Deshalb wurde seine Ubersetzung zum Teil als zu frei kritisiert Andererseits wollte er die Ansichten seines Lehrstuhlvorgangers Castelvetro widerlegen Der Ubersetzung der Poetik war ein Essay beigegeben in dem Riccoboni versuchte das zweite Buch der Poetik uber die Komodie zu rekonstruieren Obwohl Rhetorik und Poetik seine zentralen Themen waren forschte Riccoboni auch zu anderen Teilen des Aristotelischen Werkes ubertrug beispielsweise die Nikomachische Ethik ins Lateinische nbsp Frontispiz der Schrift In obitu Iacobi Zabarellae 1590 Neben Aristoteles beschaftigte er sich unter anderem auch mit Horaz Noch kurz vor seinem Tod publizierte er ein Traktat in dem er die Ars poetica des Horaz mit der Poetik des Aristoteles verglich Riccoboni war auch einer der ersten Gelehrten die sich an der Debatte um die Struktur der Ars poetica beteiligten Daruber kam es ab 1591 zu einem erbittert gefuhrten Streit mit dem bergamischen Priester Nicolo Cologno 1512 1602 der meinte einen Plan hinter dem horaz schen Gedicht gefunden zu haben Riccoboni indes hielt die Ars poetica fur einen rein informellen Bericht Im Rahmen dieses wissenschaftlichen Streits wurden etwa 40 Schriften publiziert Als Cologno 1591 in Nachfolge von Giason Denores den Lehrstuhl fur Moralethik erhalten sollte auf den auch Riccoboni ob des noch grosseren Prestiges spekuliert hatte hintertrieb er die Berufung Colognos mit seinen Publikationen Cologno erhielt den Lehrstuhl dennoch besetzte ihn aber nur fur ein Jahr bis ihn schliesslich 1594 der Kleriker Giovanni Belloni erhielt Weiter arbeitete er zu Cicero Mit seinem Brief De consolatione edita sub nomine Ciceronis Epistola ad Hieronymum Mercurialem bewies er die Falschung weiter Teile des Cicero Werkes De Consolatione durch Carlo Sigonio 2 Mitte der 1590er Jahre unterstutzte er Caspar Schoppe bei dessen harscher Kritik an Joseph Justus Scaligers Epistola de vetustate et splendore gentis Scaligerae et JC Scaligeri vita und damit vor allem auch am Werk des Julius Caesar Scaliger in dem uber weite Strecken die Familiengenealogie der Scaligers gefalscht worden war Der in seiner Ehre verletzte Scaliger bezeichnete ihn deshalb als Porcus Riccobonus 1568 war er der Erste der den Versuch unternahm die erhaltenen Fragmente der Origines des alteren Cato zu sammeln Die Beschaftigung mit der Rhetorik des Aristoteles hatte auch praktische Effekte Riccoboni entwickelte sich selbst zu einem uberaus fahigen Redner der bei offiziellen Anlassen der Universitat oft auftrat und daruber ein hohes Ansehen in Padua genoss Sein Interesse an der Geschichte schlug sich unter anderem in einer Geschichte der Universitat von Padua nieder De Gymnasio Patavino wurde 1599 veroffentlicht Diese Schrift ist nicht nur fur die Universitatsgeschichte von unschatzbarem Wert sondern auch fur die Biografie Riccobonis Zudem publizierte er seine offentlichen Reden in zwei Banden Im ersten fanden sich 14 Gebete im zweiten 20 Reden zumeist Nachrufe Die Korrespondenz ist bis heute kaum publiziert doch finden sich darunter ein Brief an Galileo Galilei und ein weiterer an den Bologneser Grazisten Ascanio Persio Publikationen Auswahl BearbeitenCommentarius in quo per locorum collationem explicatur doctrina librorum Ciceronis rhetoricorum Venedig 1567 De historia liber cum fragmentis historicorum veterum latinorum summa fide collectis Venedig 1568 Aristotelis Artis rhetoricae libri tres graece et latine Venedig 1579 Aristotelis liber de poetica latine conversus Venedig 1579 De consolatione edita sub nomine Ciceronis judicium secundum Venedig 1585 Praxis rhetorica sive De usu rhetoricae Koln 1588 Defensor sive pro ejus opinione de Epistola Horatii ad Pisones in Nicolaum Colonium Ferrara 1591 Orationum volumina duo Padua 1592 Aristotelis Ethica latine versa Padua 1593 De Gymnasio Patavino commentariorum libri sex Padua 1598 Literatur BearbeitenMario Santoro Riccoboni Antonio In Enciclopedia Dantesca Rom 1970 Ursula Troger Riccoboni Antonio In Peter Kuhlmann Helmuth Schneider Hrsg Geschichte der Altertumswissenschaften Biographisches Lexikon Der Neue Pauly Supplemente Band 6 Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02033 8 Sp 1053 1055 Matteo Venier Riccoboni Antonio In Raffaele Romanelli Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 87 Renzi Robortello Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2016 S 386 389 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Antonio Riccoboni Sammlung von Bildern Riccoboni Antonio In Enciclopedia on line Istituto della Enciclopedia Italiana Rom Abgerufen am 20 Januar 2022 Werke von und uber Antonio Riccoboni in der Deutschen Digitalen BibliothekAnmerkungen Bearbeiten Die Poetica Aristotelis latine conversa Compendium artis poeticae Aristotelis wurden 1970 in einer Reihe klassischer italienischer Kommentare des 16 Jahrhunderts Poetiken des Cinquecento Bd 22 im Verlag Wilhelm Fink neu aufgelegt DNB 730051072 M Tullii Ciceronis Consolatio liber quo se ipsum de filiae Mort Consolatus est nunc primum repertus et in lucem editus a Francisco Viannello Venetien Venedig 1583 Normdaten Person GND 116504870 lobid OGND AKS LCCN n88607437 VIAF 19931800 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Riccoboni AntonioALTERNATIVNAMEN Riccobonus Anthonius Riccobono Antonio Riccobonus AntoniusKURZBESCHREIBUNG italienischer HumanistGEBURTSDATUM 1541GEBURTSORT RovigoSTERBEDATUM 27 Juli 1599STERBEORT Padua Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Antonio Riccoboni amp oldid 232832708