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Goethes personliche Diener genossen das Vertrauen ihres Hausherrn Goethe verlangte von seinem Personal Diskretion Fleiss und stetige Pflichterfullung Bei freier Kost Logis und Livree erhielt der Cammerdiener einen Jahreslohn Goethe erzog sein Hauspersonal und forderte es nach erwiesenen Fahigkeiten Besonders geeignete Bedienstete durften sich fur Goethe als Schreiber betatigen oder sogar an den naturwissenschaftlichen Studien des Dichters teilnehmen Goethe vermittelte verdiente Bedienstete in herzogliche Amter oder fand sie testamentarisch ab Goethe im Jahre 1828Seinen Diener rief Goethe zumeist Carl Die Jahreszahl en in runden Klammern hinter dem Namen des Dieners bezeichnen den Zeitraum seiner Dienerschaft bei Goethe Inhaltsverzeichnis 1 Philipp Seidel 1775 1788 2 Christoph Sutor 1776 1795 3 Paul Gotze 1777 1794 4 Christian Georg Karl Vogel 1782 1786 5 Johann Ludwig Geist 1795 1804 6 Johann David Eisfeld 1806 1812 7 Carl Stadelmann 1814 1815 1817 1824 8 Ferdinand Schreiber 1816 9 Johann August Friedrich John 1814 1832 10 Michael Farber 1814 1832 11 Gottlieb Friedrich Krause 1824 1832 12 Literatur 13 EinzelnachweisePhilipp Seidel 1775 1788 BearbeitenPhilipp Friedrich Seidel wurde am 7 April 1755 in Frankfurt am Main als Sohn eines Spenglers Klempner geboren und starb am 19 November 1820 in Jena am Schlagfluss Schlaganfall Seidels Vater starb fruh Seidel und seine drei Bruder mussten zeitig ihr Brot verdienen Der tuchtige Autodidakt Seidel war bei Goethes Eltern in Frankfurt als Hauslehrer tatig und erledigte geschickt Schreibarbeiten Goethes Mutter schickte Seidel 1775 als Diener fur ihren Sohn mit nach Weimar Der intelligente Seidel hielt uber Jahre hinweg die Verbindung zwischen Herzogin Anna Amalia und Goethes Mutter in Frankfurt aufrecht Goethe gestattete Seidel alle Freiheiten Seidel lebte wie ein Herr und brauchte Geld Goethe besorgte fur Seidel 1785 die Stelle eines Kammerkalkulators Von Goethes eigenmachtig geplanter Reise nach Italien im September 1786 wusste vorab nur Seidel Wahrend Goethes Aufenthalt in Italien war der ergebene Seidel Verbindungsmann zwischen Goethe und dem Weimarer Hofe Goethe liess sich von Seidel beraten In den Briefen herrschte ein Ton wie zwischen zwei Freunden Hochstens ausnahmsweise rugte Goethe eine kleine Pflichtverletzung bei dem Untergebenen Als 1788 Christiane Vulpius in Goethes Haus einzog verdrangte sie Seidel als fuhrende hausliche Vertrauensperson woraufhin er den Haushalt verliess Diese Enttauschung verwand Seidel nicht und sie lahmte seine Schaffenskraft 1789 wurde Seidel Rentkommissar und heiratete eine Weimarerin Seine Frau starb bereits 1806 Seidel blieb Witwer Trotz des tiefen Bruchs erledigte Seidel noch jahrelang fur Goethe Geschaftliches in das sich Christiane nicht einzuarbeiten vermochte Ab etwa 1799 deutete sich bei Seidel eine Nervenkrankheit an Goethe distanzierte sich 1800 von dem ehemaligen Intimus Seidel endete im Jenaer Irrenhaus Ich freue mich dass du wohl bist und meiner in Liebe gedenckst gehe deinen Weg fort sey fleisig in deinem Amtgen sey aufmerksam auf das was sodann am nachsten liegt und sieh dich manchmal zur Erholung in einem weitern Felde um Ich bin wohl und vergnugt Brief Goethes vom 17 Februar 1787 aus Rom an Philipp SeidelChristoph Sutor 1776 1795 BearbeitenChristoph Erhard Sutor wurde am 14 Marz 1754 als Sohn eines Backers in Erfurt geboren und starb am 13 Dezember 1838 in Weimar Sutor praktisch veranlagt arbeitete im Hintergrund Nach seiner Heirat zog er wegen seiner Kinder aus Goethes Wohnung aus Goethe hatte nichts dagegen als Sutor nebenbei Geld mit der Produktion von Spielkarten verdiente Ausserdem duldete Goethe Sutors Leihbibliothek Hauseigentumer Sutor wurde schliesslich angesehener Burger und wurdiger Ratsdeputierter von Weimar Bis zu seinem Tode verehrte Sutor seinen ehemaligen Herrn Goethe Als ich bei ihn kam mochte er etwa siebenundzwanzig Jahre alt sein er war sehr mager behende und zierlich ich hatte ihn leicht tragen konnen Sutor uber Goethe nach Schleif S 95 Sutor kann mir auch einmal schreiben wenn er Lust und mir etwas zu sagen hat Brief Goethes vom 17 Februar 1787 aus Rom an Philipp SeidelPaul Gotze 1777 1794 BearbeitenJohann Georg Paul Gotze wurde am 1 Marz 1761 als Sohn eines Clarinettisten von dem Weimarischen Infanterie Regiment in Weimar geboren und starb am 23 Marz 1835 in Jena Der Vater hatte die Mutter mit den Kindern im Stich gelassen als Gotze bei Goethe Anstellung fand Seidel unterrichtete den anstelligen Gotze Goethe nahm Gotze auf seine Reisen mit und lernte den Jungen als Schreiber an Schreiber Gotze musste als Klippe die Frankfurter Mundart seines Herrn umschiffen Als Goethe 1790 in Venedig auf seine Herzogin wartete hatte er viel Zeit fur Gotze Nebenher als Goethes Kutscher bewahrte sich Gotze in Italien Schlesien und Frankreich Teufelsjunge Paul ritt im Auftrage seines Herrn zwischen Weimar und Frankfurt hin und her Er erwarb sich das Vertrauen von Goethes Mutter Ab 1794 betraute Goethe Gotze mit der Planung von herzoglichen Bauvorhaben Gotze wurde Baukondukteur bei der Wegebaukommission baute mit am Botanischen Garten in Jena betatigte sich als Geldbeschaffer fur das Bergwerk in Ilmenau regulierte die Saale mit und stieg dank seiner Intelligenz zum Grossherz Wegebau Inspector auf Dekoriert mit der Silbernen Verdienstmedaille starb Gotze verwitwet und kinderlos Ich habe daher gesucht den in meinen Diensten schon an funfzehn Jahre stehenden Georg Paul Gotze von hier geburtig dergestalt zu bilden und anzuziehen dass er mir bissher sowohl in meinen einigen als in denen mir gnadigst aufgetragnen Geschaften an Hand gehen konnen Er hat das Gluck Ew Durchl nicht unbekannt zu seyn besitzt Gesundheit Fahigkeit sinnliche Gegenstande gut zu beurtheilen und zweckmassige Thatigkeit Im Schreiben und Rechnen ist er nicht ungeubt im Zeichnen vorzuglich geschickt mit dem Berg und Wasserbau auch sonstigen Bauwesen im allgemein bekannt so wie sie seine Treue bissher in allen Fallen erprobt gewesen Brief Goethes vom 20 Marz 1794 an Herzog Carl August Zusammen mit den Dienern Christoph Sutor und Philipp Seidel barg Goetze den Leichnam von Christiane Henriette Sophie von Lassbergs 17 Januar 1778 vom Ufer der Ilm wo sie tags zuvor den Freitod gewahlt hatte 1 Christian Georg Karl Vogel 1782 1786 BearbeitenVogel wurde 1760 geboren und starb 1819 Er war von 1782 bis 1786 Goethes geschickter Privatschreiber Zudem begleitete er den Dichter 1786 nach Karlsbad und 1792 nach Frankreich Ab 1815 war Vogel Weimarer Kanzleirat 2 An Christian Georg Carl VogelHerr Geheime Canzelley Secretar Vogel wird ersucht mir einige Schreibmaterialien besonders Briefpapier und von beykommendem Mittel Papier zukommen zu lassen auch mir Nachricht zu geben wo besser und um welchen Preis es zu haben sey Goethe Brief Goethes an Vogel Weimar den 30 April 1805 3 Johann Ludwig Geist 1795 1804 BearbeitenJohann Jacob Ludwig Geist 4 wurde am 14 April 1776 als Sohn eines Korbmachers in Berka an der Ilm geboren und starb am 1 April 1854 in Weimar Bis 1795 besuchte der gelehrige Geist das Weimarer Schullehrer Seminar Er sprach Latein spielte Orgel und kannte sich in der Botanik aus Schiller bezeichnete ihn als Goethes wackren Spiritus Goethe nahm Geist 1797 in die Schweiz mit Geist bewahrte sich als Schreiber und durfte Frankfurt und Gottingen auf eigene Faust erforschen Geist ubernahm in seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten neben der Botanik war es auch die Meteorologie den sachlich genauen Goethe Ton Goethe hielt zu dem gebildeten Geist eine gewisse Distanz verschaffte seinem Schreiber aber 1805 eine Beamtenstelle und musste die Briefe fortan wieder eigenhandig schreiben Geist stieg 1814 zum Hof Marschall Amts Rechnungs Revisor auf Mit 67 Jahren wurde Geist in den Ruhestand geschickt genoss seine Pension noch elf Jahre dichtete fur die Blumenzeitung und starb an Altersschwache Ware nicht mein Spiritus mit abschreiben von Inventarien beschaftigt so dicktirte ich geschwind etwas Brief Goethes vom 15 Juni 1799 an SchillerJohann David Eisfeld 1806 1812 BearbeitenJohann David Eisfeld wurde am 12 Februar 1787 als Sohn eines Zeugmachermeisters in Langensalza geboren und starb am 11 November 1852 in seinem Geburtsort Goethe wahrte Distanz zu Eisfeld bezeichnete ihn jedoch als gescheit und gewandt Eisfeld fuhr jedes Jahr mit Goethe nach Karlsbad und lernte dort seine spatere Frau kennen Eisfeld besass organisatorisches Talent Er konnte mit Goethes Besuchern umgehen Als Eisfeld 1812 eine ansteckende Krankheit bekam wurde er vom mitunter hypochondrisch gelaunten Goethe entlassen 1813 heiratete Eisfeld Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor Eisfeld betrieb gemeinsam mit seinem Bruder bis 1818 das stadtische Schwefelbad in Langensalza als Pachter und Kastellan Danach ubernahm Eisfeld den vaterlichen Betrieb samt Landbesitz Eisfeld starb als Okonom Landwirt Dass Carl Eisfeld von Langensalza geburtig sechs Jahre bey mir in Diensten gestanden und sich durch gutes Betragen empfohlen und in jeder Hinsicht zu der Stelle eines Cammerdieners oder einer ahnlichen qualificirt hat auch mir auf Reisen und bey Krankheiten nutzliche Dienste geleistet solches habe demselben bey seiner Entlassung zu seiner weiteren Empfehlung hiermit attestiren wollen Goethes Attestat fur Eisfeld vom 23 Oktober 1812Carl Stadelmann 1814 1815 1817 1824 BearbeitenCarl Wilhelm Stadelmann wurde am 21 Januar 1782 als Sohn der Maria Magdalena Bindnagel in Jena geboren und starb Ende 1844 in seinem Geburtsort Stadelmann kam als Buchdruckergesell zu Goethe hatte also ein ehrbares Handwerk erlernt Er war bei Dienstantritt bereits 32 Jahre alt verheiratet und hatte schon Erfahrung als Diener Goethe war vom sicheren Auftreten des gewitzten Stadelmann beeindruckt Wahrend der zahlreichen Kutschfahrten hielt Stadelmann immerzu begeistert nach mineralogischen Kostbarkeiten am Wege Ausschau sprang gegebenenfalls vom Bock und brachte das Stuck seinem Herrn Darauf Goethe zum Feldspat in seinen Handen Wie kommst denn du hierher Schleif S 178 Wahrend der Rheinreise 1814 fuhrte Stadelmann sogar ein eigenes Tagebuch und zierte es mit geologischen Einsprengseln Wenn Stadelmann etwas entdeckte das Goethes Farbenlehre tangierte scheute er sich nicht Goethe Riemer und Meyer einfach zu unterbrechen Goethe nahm es mit Humor Schleif S 183 184 Stadelmann konnte uber seine Gelehrsamkeit selbst lacheln Stadelmann wurde jedoch wegen Trunksucht entlassen Wahrscheinlich war er nach dem Hinauswurf in Jena als Buchdrucker tatig Als seine Frau 1834 starb ging es mit ihm weiter bergab Einen Hohepunkt erlebte er aber noch Am 22 Oktober 1844 durfte er das Goethedenkmal in der Geburtsstadt seines Herrn enthullen Stadelmann erhangte sich im Jenaer Armenhaus Stadelmann muss in Karlsbad am 27 August morgens Goethe Rotwein aufs Zimmer bringen Als Goethe ausgetrunken hat kommen ihm Zweifel ob er schon Geburtstag hat Kalender her befiehlt er Stadelmann bringt den Kalender Goethe Donnerwetter Da habe ich mich umsonst besoffen Anekdote uberliefert vom Schauspieler Eduard Franz Genast 1797 1866 nach Schleif S 176 177 Goethes Kutscher Barth hielt wahrend der Fahrt zusammen mit Stadelmann nach merkwurdigen Steinen am Wege Ausschau und signalisierte seinem Meister Herr geheeme Rath ich globe da is was fur uns Anekdote uberliefert vom Jenaer Buchhandler Frommann nach Schleif S 181 unten Stadelmann hat schon die Gebirge tuchtig durchgeklopft die vorjahrige geordnete Sammlung haben wir wieder gefunden wodurch denn alles erleichtert ist Brief Goethes vom 8 Juli 1823 aus Eger an seinen Sohn August Mitglieder der Goethe Gesellschaft sonst eher weihevoll verspotten sich selbst grunden als Ableger eine Stadelmann Gesellschaft Claudio Magris schrieb 1988 ein Drama Stadelmann Ferdinand Schreiber 1816 BearbeitenFerdinand Schreiber starb im Alter von 52 Jahren anno 1849 in Jena Goethe war voll des Lobes uber Schreiber den er als Schreiber einsetzte entliess ihn aber krankheitshalber bald Schreiber ins Siechhaus Goethes Tagebuch vom 19 November 1816Johann August Friedrich John 1814 1832 BearbeitenJohann August Friedrich John wurde am 24 Januar 1794 als Sohn eines Stubenmalers in Weimar geboren und starb 1854 an einem Blutsturz in seinem Geburtsort John zog 1814 bei Goethe in jene Mansarde ein die Riemer 1812 geraumt hatte 1820 heiratete John und zog aus dem Frauenplan aus Als Grossherzog Karl August von Sachsen Weimar Eisenach 1757 1828 1828 starb ging der Dichter trauernd nach Dornburg und nahm John mit Treu umsichtig und verschwiegen tat John bis zuletzt Dienst bei seinem Herrn erlebte alles mit Nach 1832 wurde John herzoglicher Kopist Der Brustkranke hinterliess bei seinem Tode die Frau und zwei Kinder Stadelmann setzte seine Bergforschungen John seine Wetterbeobachtungen fort und in beiden bin ich sowohl was das Allgemeine als Besondere betrifft wirklich weiter gekommen Brief Goethes vom 30 August 1823 aus Karlsbad an seinen Sohn AugustMichael Farber 1814 1832 BearbeitenJohann Michael Christoph Farber wurde am 25 Januar 1778 als Sohn eines Schwertfegers in Jena geboren und starb am 25 November 1844 an Brustwassersucht in seinem Geburtsort Farber wurde durch Goethe vermittelt Grossherzogl Museums Schreiber in Jena diente Goethe treu und stieg zum Museumsinspektor auf Er hinterliess Frau und Sohn Ich wunsche daher mein guter Farber dass Sie sich nach den Umstanden erkundigen wann die Kisten abgegangen durch welchen Fuhrmann durch welche Spediteurs Vermittelung Briefkonzept Goethes an Farber vom 4 Dezember 1824Gottlieb Friedrich Krause 1824 1832 BearbeitenGottlieb Friedrich Krause wurde am 4 Juli 1805 als Sohn eines Kramers in Lehnstedt bei Weimar geboren und starb am 9 November 1860 in Ilmenau Krause besuchte das Weimarer Schullehrer Seminar Als Franz Kugler am 5 Mai 1827 Goethe aufsuchte schilderte er Krause als feinen Bedienten der sehr auf die Form achtete Schleif S 214 Zum Dank fur die achtjahrige Pflege vermachte Goethe seinem Krause Geld und ein Stuck Krautland Bis 1837 blieb der Diener bei Goethes Schwiegertochter Krause heiratete 1832 liess sich 1846 scheiden heiratete noch einmal und war als Amtsdiener in Vieselbach und Ilmenau tatig Der Diener Krause trat heute fruh seinen Dienst an Goethes Tagebuch vom 1 Dezember 1824Literatur BearbeitenWalter Schleif Goethes Diener Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1965 Beitrage zur deutschen Klassik Bd 17 Gero von Wilpert Goethe Lexikon Kroners Taschenausgabe Band 407 Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 40701 9 Niels Hopfner Goethe und sein Blitz page Philipp Seidel Zur Homosexualitat des Dichterfursten Dusseldorf 2004 ISBN 3 87365 335 4 Einzelnachweise Bearbeiten Carl Wilhelm Heinrich Freiherr von Lyncker Ich diente am Weimarer Hof Aufzeichnungen aus der Goethezeit hrsg von Jurgen Lauchner Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 1997 S 186 Wilpert S 1122 Goethe Briefe anno 1805 bei Zeno org Babara Schnyder Seidel Goethes Geist In Allmende Eine allemannische Zeitschrift 2 Jg Heft 4 1982 S 1 11 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Goethes Diener amp oldid 236481635