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Der Begriff Schone Seele bezeichnet einen Charakter oder Menschentypus bei dem die Affekte und die sittlichen Krafte in einem harmonisch ausgeglichenen und damit auch als asthetisch schon empfundenen Verhaltnis stehen Diese Vorstellung ist in der europaischen Antike seit Platon und Plotin als Kalokagathia bekannt als die Einheit vom Wahren Guten und Schonen in einer Person In der mittelalterlichen Epik wurde dies Ideal zur Charakterzeichnung eingesetzt ein Mensch war schon weil er gut und gut weil er schon war Verwandt damit ist das Konzept der edlen Herzen das Gottfrieds von Strassburg Tristan Prolog als Idealvorstellung und Gegenbild des gewohnlichen Menschen entwirft Ich han mir eine unmuezekeit der werlt ze liebe vur geleit und edelen herzen z einer hage den herzen den ich herze trage der werlde in die min herze siht Gottfried von Strassburg Tristan und Isolde Verse 45 49 Der Gehalt wurde vor allem im 18 Jahrhundert aus dem asthetisch ethischen Harmoniebegriff Shaftesburys entwickelt und von Friedrich Schiller in der Schrift Uber Anmut und Wurde 1793 definiert die Schone Seele ist das Ziel einer asthetischen Erziehung einer Vervollkommnung zur harmonischen Menschlichkeit durch die Versohnung von Pflicht und Neigung von Vernunft und Sinnlichkeit die sich in der ausseren Erscheinung durch Anmut und Wurde offenbart er findet sich jedoch schon zuvor unter anderer Bedeutung in der mittelalterlichen und barocken insbesondere in der spanischen Mystik fur eine gesteigerte religiose und seelische Sensibilitat ebenso im Pietismus In der sakularisierten Form fur eine gefuhlvoll sentimentale Tugendhaftigkeit als Selbstzweck wurde der Begriff in der Epoche der Empfindsamkeit verstanden Besonders das Verstandnis der Empfindsamkeit pragte die literarischen Beispiele Sie finden sich in Samuel Richardsons Pamela or Virtue Rewarded 1740 Jean Jacques Rousseaus Julie oder Die neue Heloise 1761 bei Johann Georg und Friedrich Heinrich Jacobi sowie im 6 Buch Bekenntnisse einer schonen Seele von Johann Wolfgang von Goethes Bildungsroman Wilhelm Meisters Lehrjahre 1795 96 Die Bezeichnung Schone Seele die Christoph Martin Wieland erstmals verwendet hatte wurde durch Rousseaus Einfluss im spaten 18 Jahrhundert zu einem Modewort Hegel greift in seiner Phanomenologie des Geistes den Begriff der schonen Seele kritisch auf und bezeichnet ihn als einen Typus der sich selbst den Zustand der Unschuld bewahrt aber um den Preis nichts in der Welt zu bewirken nicht zum Dasein zu gelangen Diese wirklichkeitslose schone Seele so Hegel zerfliesst in sehnsuchtiger Schwindsucht Literatur BearbeitenRobert E Norton The Beautiful Soul Aesthetic Morality in the Eighteenth Century Ithaca 1995 Hans Schmeer Der Begriff der schonen Seele besonders bei Wieland und in der deutschen Literatur des 18 Jahrhunderts Berlin 1926 Nachdruck Nendeln 1967 Weblinks BearbeitenFriedrich Schiller Ueber Anmuth und Wurde Text bei Projekt Gutenberg DE Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schone Seele amp oldid 217659338