www.wikidata.de-de.nina.az
Ludwig Karl Heinrich Freiherr von der Pfordten 11 September 1811 in Ried Innkreis 18 August 1880 in Munchen war ein bayerischer und sachsischer Rechtswissenschaftler und Politiker Ludwig von der Pfordten ca 18551848 wurde er als Fuhrer der sachsischen Liberalen in Sachsen zum Minister ernannt Nachdem dann 1849 in Bayern das Amt eines Vorsitzenden des Ministerrates geschaffen worden war welches seither mit einer Ausnahme immer mit dem Amt des Aussenministers verbunden war wurde von der Pfordten unter der Regierung von Konig Maximilian II Joseph fur zehn Jahre der erste Amtsinhaber Unter Ludwig II ubte er dieses Amt bis 1866 noch ein zweites Mal aus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Regierung in Bayern 1 2 1 Erste Amtszeit 1 2 2 Zweite Amtszeit 1 3 Tod Nachkommen und Verwandte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Ludwig von der Pfordten wurde in eine frankische einstmals thuringische Adelsfamilie geboren sein Vater war Heinrich Ludwig von der Pfordten 1782 1828 bayerischer Landrichter Von der Pfordten studierte an der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg und der Friedrich Alexander Universitat Erlangen Rechtswissenschaft 1828 wurde er Mitglied des Corps Onoldia 1 Nach seiner 1833 erfolgten Habilitation wurde er 1834 Extraordinarius und 1836 ordentlicher Professor fur Romisches Recht an der Julius Maximilians Universitat Wurzburg Im Jahr 1843 wurde er Professor an der Universitat Leipzig an der Juristenfakultat 1845 46 und 1846 47 war er Rektor in Leipzig 2 Er avancierte zum Fuhrer der sachsischen Liberalen Im Marz 1848 wurde er zum sachsischen Aussen und Kultusminister kurzzeitig auch zum Innenminister im Gesamtministerium unter Karl Braun ernannt Regierung in Bayern Bearbeiten nbsp Karikatur im Kladderadatsch Pamphlet deutscher Nationalisten gegen das Konigreich Bayern von 1865 Es bezeichnet Bayern als Hollenhund der den Eingang zur Deutschen Einheit bewacht Mit dem schwebenden Hut verweist der Zeichner darauf dass Bayern die Konigskrone erst durch den franzosischen Gewaltherrscher Napoleon I erhalten hatte oder aber darauf dass Bayerns Verhalten im Interesse des aktuellen Kaisers Napoleon III war Erste Amtszeit Bearbeiten Nach dem Ende der sachsischen Marzregierung am 24 Februar 1849 wurde der Protestant von der Pfordten im April 1849 als Nachfolger von Otto von Bray Steinburg Minister des Bayerischen Staatsministeriums des Aussern im Dezember desselben Jahres ubernahm er dort auch den Vorsitz im Ministerrat Obwohl nun ein Minister der Regierung vorstand mit einer Ausnahme auch kunftig immer der Aussenminister und trotz der Erweiterung der Rechte des Landtags konnte Maximilian als letzter Konig von Bayern die entscheidende politische Initiative fur die Krone noch behaupten Im Zuge der einsetzenden Reaktionsara wurden einige innenpolitische Reformen von 1848 zuruckgedreht Die am 28 Marz 1849 von der Frankfurter Nationalversammlung beschlossene Reichsverfassung lehnten der Konig und von der Pfordten ab Dies loste den Pfalzischen Aufstand aus Bayern rief preussisches Militar zu Hilfe und am 10 Juni 1849 marschierte auch ein bayerisches Armeekorps in der Pfalz ein wodurch der Aufstand niedergeschlagen wurde In der Herbstkrise 1850 stand Bayern daher an der Seite Osterreichs und marschierte auch mit seinen Truppen in Kurhessen ein wo bayerisch osterreichische und preussische Armeen einander gegenuberstanden Bayerisch osterreichische Besatzungstruppen hielten von November 1850 bis zum Sommer 1851 im Rahmen einer Bundesintervention zur Durchsetzung der konservativen Konterrevolution Teile Kurhessens besetzt Strafbayern Als nicht realisierbar erwies sich von der Pfordtens Bestreben aus den deutschen Mittelstaaten eine dritte Macht zwischen Osterreich und Preussen zu schaffen Ihm schwebte im Sinne der Trias Konzeption ein von Bayern angefuhrtes Drittes Deutschland vor Vor diesem Hintergrund war er mitverantwortlich dafur dass Bayern das Projekt der Erfurter Union faktisch torpedierte Nach der Einigung zwischen Osterreich und Preussen im Olmutzer Vertrag im Dezember 1850 verlor die Trias Konzeption in den Folgejahren an Bedeutung Bayern und die ubrigen deutschen Mittelmachte versuchten vergeblich die Regierung in Wien zu einem Beitritt zum Deutschen Zollverein zu bewegen 1854 wahrend des Krimkrieges lud von der Pfordten zur Bamberger Konferenz Sie endete 1854 mit einem erheblichen diplomatischen Prestigeverlust fur Bayern da Osterreich zwar neutral blieb aber den Deutschen Bund nicht konsultierte oder die Bedingungen der deutschen Mittelstaaten zur Kenntnis nahm 1854 wurde Ludwig von der Pfordten in den bayerischen Freiherrenstand erhoben 3 Abgesehen von Bereichen der auswartigen Politik konnte von der Pfordten die Grundlinien der Politik wenig bestimmen dem Landtag war er nicht liberal dem Konig und den eigenen Kollegen nicht reaktionar genug 1851 wurde unter Fortfuhrung des sozialpolitischen Weges unter anderem die Einrichtung von Krankenunterstutzungs und Pensionskassen bei Fabrikgrundungen obligatorisch Von der Pfordten trat 1859 von seinem Amt zuruck Friedrich von Hegnenberg Dux und Gustav Freiherr von Lerchenfeld gehorten zu den liberalen Fuhrern des Landtages die wesentlich zum Sturz des Ministeriums Pfordten Reigersberg beigetragen hatten So wurde unter seinem konservativen Nachfolger Schrenck Notzing erst 1861 das innenpolitische Reformprogramm zu Ende gefuhrt ein Ergebnis des parlamentarischen Widerstands gegen die Regierungsweise in den Jahren bis 1859 In der Folgezeit war von der Pfordten bayerischer Gesandter am Bundestag in Frankfurt Zweite Amtszeit Bearbeiten Ludwig II machte einige Monate nach seinem Regierungsantritt 1864 von der Pfordten als Nachfolger von Max von Neumayr erneut zum Vorsitzenden im Ministerrat Unter Ludwig ging die Fuhrung des Landes nun bald faktisch an den Ministerrat uber Mittlerweile hatte sich 1863 mit der linksliberalen Fortschrittspartei auch die erste politische Partei in Bayern gebildet der es aber in der Folge nicht gelang die wachsende Arbeiterschaft fur sich zu gewinnen 1865 wurde Tristan und Isolde von Richard Wagner in Munchen uraufgefuhrt wobei die anderenorts als unauffuhrbar geltende Oper in Munchen mit 77 Proben einstudiert wurde was ungeheure Kosten nach sich zog Die Kritiker Wagners bestarkte das in ihren Vorbehalten gegen den Komponisten Als bekannt wurde dass Wagner dem Konig die Absetzung des Aussenministers von der Pfordten und des Kabinettsekretars Pfistermeister empfohlen hatte stellte man Ludwig II ein Ultimatum Entweder wurde Wagner aus Munchen entfernt oder die Minister traten geschlossen zuruck Der Konig gab dem Druck seiner Regierung nach Sein politisches Ziel die souverane Existenz Bayerns zu sichern wollte von der Pfordten durch die Erhaltung der Bundesverfassung erreichen Von der Pfordten unterschatzte wie viele Zeitgenossen auch die Entschlossenheit Bismarcks die Deutsche Frage unter der Fuhrung Preussens zu klaren Nach dem Scheitern seiner Vermittlungsbemuhungen sowie des Preussischen Bundesreformplans und der militarischen Niederlage Bayerns im Deutschen Krieg an der Seite Osterreichs gegen Preussen hatte er den Waffenstillstand den Friedensvertrag und schliesslich am 23 August 1866 den geheimen Bundnisvertrag mit Preussen zu schliessen Seine Bundes und Aussenpolitik war somit gescheitert Die territorialen Verluste blieben dabei gering Bayern trat im Berliner Friedensvertrag mit dem Konigreich Preussen nur das Bezirksamt Gersfeld und den Landgerichtsbezirk Orb sowie Kaulsdorf an Preussen ab Am 29 Dezember 1866 trat er endgultig zuruck auch wegen des durch seine Abneigung gegen Richard Wagner weiterhin gestorten Vertrauensverhaltnisses zum Konig Zwei Tage spater folgte ihm Chlodwig zu Hohenlohe Schillingsfurst nach Ludwig von der Pfordten widmete sich im Ruhestand rechtswissenschaftlichen Studien und zog sich von der Politik ganz zuruck Bekannt wurde spater jedoch sein Tagebucheintrag Finis bavariae das Ende Bayerns den von der Pfordten anlasslich der Landtagsabstimmung vom 21 Januar 1871 verfasste Mit einer knappen Mehrheit billigte die Volksvertretung den Beitritt Bayerns zum neuen Deutschen Reich nbsp Grab von Ludwig Pfordten auf dem Alten Sudlichen Friedhof in Munchen Standort 48 125694444444 11 563638888889Tod Nachkommen und Verwandte Bearbeiten Ludwig Karl Heinrich Freiherr von der Pfordten starb 1880 im Alter von 68 Jahren Seine Grabstatte befindet sich auf dem Alten Sudlichen Friedhof in Munchen Graberfeld 33 Reihe 5 Platz 9 Standort 48 125694444444 11 563638888889 4 Der Naturphilosoph Otto von der Pfordten war sein Sohn Der Gerichtsprasident Johann Georg Ritter von Heinzelmann 5 1817 1871 war sein Schwager verheiratet mit Schwester Amalie geborene von der Pfordten 1819 1882 6 Deren Sohn und Ludwig von der Pfordtens Neffe war Friedrich Ritter von Heinzelmann Prasident des Oberlandesgerichts Munchen und Mitglied des Bayerischen Reichsrats Auf von der Pforten geht Schloss Seeseiten zuruck Literatur BearbeitenWilhelm Volkert Pfordten Ludwig Carl Heinrich Freiherr von der In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 359 f Digitalisat Wolfgang Schmierer Pfordten Ludwig von der In Gerhard Taddey Hrsg Lexikon der deutschen Geschichte Ereignisse Institutionen Personen Von den Anfangen bis zur Kapitulation 1945 3 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 81303 3 S 974 f Karl Wippermann Pfordten Ludwig Karl Heinrich Freiherr In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 25 Duncker amp Humblot Leipzig 1887 S 695 701 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ludwig von der Pfordten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Ludwig von der Pfordten an der Universitat Leipzig Sommersemester 1843 bis Wintersemester 1847 Ludwig von der Pfordten im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Literatur von und uber Ludwig von der Pfordten in der Sachsischen BibliografieEinzelnachweise Bearbeiten Kosener Corpslisten 1930 28 249 Rektoratsreden HKM Volkert Wilhelm Pfordten Ludwig Freiherr von der in Neue Deutsche Biographie 20 2001 S 359 360 Online Version knerger de Das Grab von Ludwig Karl Heinrich Freiherr von der Pfordten Prasident der obersten Kreisstelle des Koniglichen Appellationsgerichts in Aschaffenburg Ritter des Verdienstordens der Bayerischen Krone und Ritter des Verdienstordens vom Heiligen Michael erster Klasse Valentin Grubel Statistisches Amts amp Adress Handbuch fur den k bayer Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg Wurzburg 1870 S 143 Neue Passauer Zeitung 1852 Nr 105 am 17 April 1852 S 417 Allgemeine Zeitung Munchen 1868 S 28 Augsburger neueste Nachrichten Schwabischer Kurier 1868 S 31 Aussenminister des Konigreichs Sachsen Johannes von Minckwitz Heinrich Anton von Zeschau Ludwig von der Pfordten Friedrich Ferdinand von Beust Richard von Friesen Hermann von Nostitz Wallwitz Alfred von Fabrice Georg von Metzsch Reichenbach Wilhelm von Hohenthal Christoph Johann Friedrich Vitzthum von EckstadtSachsische Kultusminister Konigreich Sachsen Johann Christian Muller Hans Georg von Carlowitz Eduard von Wietersheim Ludwig von der Pfordten Gustav Friedrich Held Friedrich Ferdinand von Beust Johann Paul von Falkenstein Karl von Gerber Paul von Seydewitz Richard von Schlieben Heinrich Gustav Beck Alfred von Nostitz WallwitzFreistaat Sachsen Wilhelm Buck Richard Seyfert Hermann Fleissner Friedrich Kaiser Wilhelm Bunger Walther SchieckSachsen in der Zeit des Nationalsozialismus Georg Gerullis Wilhelm Hartnacke Arthur GopfertSachsen zwischen dem Dritten Reich und der DDR Kurt Fischer Erwin Hartsch Helmut Holtzhauer Hans RiesnerFreistaat Sachsen Stefanie Rehm Friedbert Gross Matthias Rossler Karl Mannsfeld Steffen Flath Roland Woller Brunhild Kurth Frank Haubitz Christian PiwarzVorsitzende im Ministerrat des Konigreiches Bayern Ludwig Freiherr von der Pfordten Karl Freiherr von Schrenck von Notzing Max von Neumayr Ludwig Freiherr von der Pfordten erneut Chlodwig Furst zu Hohenlohe Schillingsfurst Otto Graf von Bray Steinburg Friedrich Freiherr von Hegnenberg Dux Adolph von Pfretzschner Johann Freiherr von Lutz Friedrich Krafft Graf von Crailsheim Clemens Graf von Podewils Durnitz Georg Graf von Hertling Otto Ritter von DandlAussenminister des Konigreichs Bayern und des Freistaates Bayern Maximilian von Montgelas Aloys von Rechberg Friedrich Karl von Thurheim Joseph von Armansperg Friedrich August von Gise Otto von Bray Steinburg Verweser Georg Ludwig von Maurer Verweser Ludwig Oettingen Wallerstein Verweser Klemens von Waldkirch Verweser Otto von Bray Steinburg erneut Ludwig von der Pfordten Karl von Schrenck von Notzing Max von Neumayr Verweser Ludwig von der Pfordten erneut Chlodwig zu Hohenlohe Schillingsfurst Otto von Bray Steinburg erneut Friedrich von Hegnenberg Dux Adolph von Pfretzschner Friedrich Krafft von Crailsheim Clemens von Podewils Durniz Georg von Hertling Otto von Dandl Kurt Eisner Johannes Hoffmann Gustav von Kahr Hugo Graf von und zu Lerchenfeld auf Kofering und Schonberg Eugen von Knilling Heinrich Held Franz Ritter von Epp Siehe auch Bayerisches Staatsministerium des Aussern Normdaten Person GND 118791737 lobid OGND AKS LCCN no94040348 VIAF 72190387 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pfordten Ludwig von derALTERNATIVNAMEN Pfordten Ludwig Karl Heinrich Freiherr von der vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG bayerischer und sachsischer Rechtswissenschaftler und PolitikerGEBURTSDATUM 11 September 1811GEBURTSORT Ried Innkreis STERBEDATUM 18 August 1880STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig von der Pfordten amp oldid 239207702