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Als Drittes Deutschland werden eine Reihe von deutschen Staaten vor allem in der Zeit des Deutschen Bundes 1815 1866 bezeichnet Gemeint sind grossere und etwas weniger grosse Mitgliedstaaten die so genannten Mindermachte oder Mindermachtigen die ab 1806 neben den Grossmachten Preussen und Osterreich versuchten eine gemeinsame Politik zu betreiben Die grosseren Staaten besonders die Konigreiche Bayern Hannover Sachsen und Wurttemberg nannte man auch die Mittelstaaten Deutschlandkonzepte 1848 1867 Plane und Verfassungen in DeutschlandEine gemeinsame Politik scheiterte meistens an den Gegensatzen zwischen diesen Staaten Einige neigten mehr Osterreich andere eher Preussen zu Vor allem wollten sie ihre Eigenstandigkeit bewahren Daher waren sie misstrauisch gegenuber dem grossten unter ihnen Bayern Preussen bemuhte sich wiederum etwa im Reformplan von 1866 zusammen mit Bayern die Fuhrung im Deutschen Bund zu ubernehmen Die Frage eines Dritten Deutschlands erubrigte sich im Vorfeld der Reichsgrundung d h im Verlauf der Entstehung des gemeinsamen Bundesstaates 1867 1871 Preussen dominierte das Deutsche Kaiserreich wahrend Osterreich aus Deutschland herausgedrangt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrunde 2 Entwicklung 3 Einzelnachweise 4 LiteraturHintergrunde BearbeitenZentrale Ursache fur die Entstehung der Idee eines dritten Deutschland war die Herausbildung des preussisch osterreichischen Dualismus im 18 Jahrhundert Im Mittelpunkt standen dabei die Befurchtungen der kleineren Reichsstande zu einer reinen Verfugungsmasse der beiden Grossmachte zu werden Ansatze zur Zusammenarbeit scheiterten aber vor allem am konfessionellen Gegensatz dem Widerstand der Kurfursten sowie der grossen Reichsstande nbsp Deutscher Bund 1815 1866Von grosserer Bedeutung war das Konzept des Dritten Deutschland wahrend des 19 Jahrhunderts Eine Voraussetzung fur das Entstehen eines zumindest theoretisch handlungsfahigen Dritten Deutschland neben und im Zweifelsfall gegen die beiden Grossmachte Preussen und Osterreich war die Entstehung von leistungsfahigen mittleren Staatsgebilden Dazu trug die schrittweise erfolgte Auflosung des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation zwischen 1803 und 1806 erheblich bei Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 fuhrte zur Sakularisation der bisherigen geistlichen Reichsstande und zur Mediatisierung der meisten kleineren weltlichen Reichsstande Diese Territorien gingen in den Besitz der grosseren Lander uber die ihr Gebiet damit teilweise erheblich vergrossern konnten Auch im Zuge der Bildung des Rheinbundes wurde noch einmal eine Reihe kleinerer Herrschaften und Reichsritterschaften mediatisiert In unmittelbaren Zusammenhang mit dessen Grundung kam es zur Auflosung des Heiligen Romischen Reiches und zur offiziellen Souveranitat der verbleibenden mindermachtigen deutschen Staaten Der franzosisch dominierte Rheinbund wurde wahrend der napoleonischen Vorherrschaft in Deutschland zur Organisation der Staaten ausserhalb Preussens und Osterreichs eine eigenstandige Politik konnte er freilich nicht entfalten 1 Vor allem nach dem Ende der territorialen Veranderungen innerhalb Deutschlands auf dem Wiener Kongress begannen die Ideen vom Dritten Deutschland eine nennenswerte Rolle zu spielen Zum Kern des dritten Deutschlands zahlten seitdem vor allem die nun territorial teils stark vergrosserten Mittelstaaten Baden Bayern und Wurttemberg In Baden hatte sich die Staatsflache zwischen 1802 und 1810 etwa vervierfacht in Wurttemberg immerhin verdoppelt Deutlich gewachsen war auch die Bevolkerung Hinzu kam ausserdem das geschwachte Sachsen Vor allem mit Blick auf die konstitutionellen Monarchien Baden Bayern und Wurttemberg ergaben sich auch hinsichtlich des grundlegenden Staatsaufbaus erhebliche Unterschiede zu den verfassungslosen Grossstaaten Osterreich und Preussen Entwicklung BearbeitenWahrend der Existenz des Deutschen Bundes gab es mehrfach Phasen in denen sich eine engere Zusammenarbeit dieser Staaten zur Verteidigung ihrer Interessen abzeichnete In dieser Zeit kam dafur auch der Name Trias auf Nach der Grundung des deutschen Bundes wurde zunachst Wurttemberg mit Karl August von Wangenheim treibende Kraft Einen ersten Aufschwung erlebte die Triasidee nach dem Erlass des preussischen Zollgesetzes von 1818 Vor allem die Nachbarstaaten befurchteten auf Grund des Drucks Preussens sich dem preussischen Zollgebiet anzuschliessen um ihre Souveranitat Bayern regte dagegen einen suddeutschen Zollverein an Tatsachlich kam es zwischen Bayern Baden Wurttemberg Hessen Darmstadt sowie den thuringischen Staaten zum Abschluss eines Zollvorvertrages Mit der Hoffnung auch auf ein politisches Gegengewicht zu Preussen und Osterreich wurde diese Entwicklung von Frankreich unterstutzt Gescheitert ist das Vorhaben an der Furcht vor einer Ubermacht Bayerns und an unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Interessen Wahrend das relativ hoch entwickelte Baden fur Freihandel pladierte wollte Bayern seine Wirtschaft durch Zollschranken schutzen Die Plane wurden weitgehend aufgegeben nur Bayern und Wurttemberg schlossen sich zu einem Zollverein zusammen nbsp Friedrich Ferdinand von BeustNach der Revolution von 1848 49 erlebte die Triasidee noch einmal eine Phase gesteigerter Aufmerksamkeit Sie war dabei einerseits gegen die kleindeutschen Unionsplane Preussens und andererseits gegen eine einfache Reaktivierung des Deutschen Bundes wie sie Osterreich forderte gerichtet Anhanger hatte die Triaslosung vor allem in Hannover Bayern und Wurttemberg Die programmatischen Impulse dafur lieferte der sachsische Ministerprasident Friedrich Ferdinand von Beust Im Februar 1850 kam es zum Abschluss des so genannten Vierkonigsbundnisses aus Bayern Sachsen Hannover und Wurttemberg Zwar sprachen sich diese Staaten fur eine Neubelebung des Deutschen Bundes aus aber sie pladierten gleichzeitig fur einschneidende Reformen und die Starkung des bundesstaatlichen Charakters Dazu gehorten eine Bundesregierung sowie eine Volksvertretung auf Bundesebene Zeitweise schien wenn auch eher aus taktischen Motiven der osterreichische Ministerprasident Felix zu Schwarzenberg den Planen zustimmen zu wollen Auch in Preussen gab es Befurworter Erst nach heftigen Auseinandersetzungen konnte sich Joseph von Radowitz mit seinen kleindeutschen Unionsplanen durchsetzen Dem setzten die Mittelstaaten in der Folge erheblichen Widerstand entgegen dies trug zum Scheitern der preussischen Hegemonieplane nicht unerheblich bei Allerdings blockierten sich die verschiedenen Ansatze gegenseitig so dass es 1851 zur blossen Wiederherstellung des deutschen Bundes kam Allerdings gab es weiterhin erhebliche Unterstutzer einer Triaspolitik Im Jahr 1854 kamen die Mittelstaaten auf der so genannten Bamberger Konferenz angesichts der Zusammenarbeit Preussens und Osterreichs im Krimkrieg uberein ihre Aussenpolitik ebenfalls zu koordinieren Auch hielten sie an den gemassigt liberalen Reformplanen fur den Deutschen Bund fest Ein Hohepunkt dieser Bemuhungen war die Wurzburger Konferenz von 1859 Treibende Kraft blieb von Beust hinzu trat sein bayerischer Amtskollege Ludwig von der Pfordten Einen weiteren Versuch in diese Richtung unternahm von Beust 1861 Alle Vorstosse in diese Richtung scheiterten stets am Widerstand Preussens und der Uneinigkeit im Dritten Deutschland selbst Ahnliche Entwicklungen gab es auch nach dem Ende des Bundes als die suddeutschen Staaten bis zur Grundung des deutschen Kaiserreichs keinem ubergeordneten Staatenbund mehr angehorten Die suddeutschen Staaten hatten im Prager Frieden das ausdruckliche Recht erhalten sich zu einem Sudbund zusammenzuschliessen vgl demgegenuber den Norddeutschen Bund Dieser Plan scheiterte allerdings ebenso wie alle vorherigen Ansatze Einzelnachweise Bearbeiten Wolf D Gruner Der Deutsche Bund 1815 1866 C H Beck Munchen 2012 S 13 ff 103 Literatur BearbeitenJurgen Angelow Der Deutsche Bund Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2003 ISBN 3 534 15152 6 Jonas Floter Beust und die Reform des Deutschen Bundes Sachsisch mittelstaatliche Koalitionspolitik im Kontext der deutschen Frage Bohlau Koln Weimar Wien 2001 ISBN 3 412 08901 X Thomas Nipperdey Deutsche Geschichte 1800 1866 Burgerwelt und starker Staat Beck Munchen 1998 ISBN 3 406 44038 X Ina Ulrike Paul Die bayerische Trias Politik in der Regierungszeit Konig Maximilians II Zu Vorgeschichte Idee und Wirklichkeit In Konig Maximilian II von Bayern 1848 1864 Rosenheimer Raritaten Hrsg von Rainer A Muller Rosenheimer Verl Haus Rosenheim 1988 ISBN 3 475 52589 5 S 115 129 Wolfram Siemann Vom Staatenbund zum Nationalstaat Deutschland 1806 1871 In Die neue deutsche Geschichte Band 7 Buchergilde Gutenberg Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 7632 2997 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Drittes Deutschland amp oldid 232869932