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Strafbayern war die von der Bevolkerung Kurhessens gebrauchte Bezeichnung fur die bayerisch osterreichischen Besatzungstruppen die von November 1850 bis zum Sommer 1851 im Rahmen einer Bundesintervention die Durchsetzung der konservativen Konterrevolution in Kurhessen erzwangen Die Bundesintervention war eine im Deutschen Bund vorgesehene Massnahme um die monarchisch legitimistische Ordnung und die offentliche Ruhe gegen bundesfeindliche Bewegungen zu sichern auch mit militarischen Mitteln Im Gegensatz zur Bundesexekution richtete sich die Bundesintervention gegen Volksbewegungen und nicht gegen die Regierung eines Gliedstaats Geschichte BearbeitenZur Bundesintervention im Kurfurstentum Hessen kam es als Kurfurst Friedrich Wilhelm I und sein erzkonservativer Minister Ludwig Hassenpflug die liberale Kurhessische Verfassung von 1831 suspendierten und zur Durchsetzung dieser Massnahme am 7 September 1850 das Kriegsrecht uber das Land verhangten Am 12 September rief der Kurfurst die Bundesversammlung des Deutschen Bundes um Hilfe bei der Durchsetzung seiner autokratischen Konterrevolution an Da 241 der 277 der kurhessischen Offiziere die einen Eid nicht nur auf den Kurfursten sondern auch auf die Verfassung geleistet hatten und in diesem Verfassungskonflikt nicht eidbruchig werden wollten daraufhin zwischen dem 9 und 12 Oktober 1850 ihre Entlassungsgesuche einreichten wurde das kurhessische Militar handlungsunfahig Am 21 September billigte die Bundesversammlung den Antrag des Kurfursten jedoch ohne die Zustimmung Preussens Nun konzentrierte Preussen eigene Truppen an der Grenze zu Kurhessen da es seine Militarstrassen ins Rheinland bedroht sah Dies fuhrte zum Widerspruch von Kaiser Franz Joseph von Osterreich Am 12 Oktober 1850 verpflichtete sich Konig Maximilian II von Bayern auf einer personlichen Zusammenkunft in Bregenz mit Kaiser Franz Joseph und Konig Wilhelm I von Wurttemberg gegen eine eventuelle preussische Intervention einzutreten und seine Truppen an einer Bundesintervention zugunsten des hessischen Kurfursten teilnehmen zu lassen Die Bundesversammlung beschloss daraufhin am 16 Oktober Besatzungstruppen nach Kurhessen zu entsenden um den ordnungsgemassen Zustand wieder herbeizufuhren Am 28 Oktober erklarten sich preussische Regierungsvertreter bei einem Treffen mit dem russischen Zaren Nikolaus I in Warschau in der sogenannten Warschauer Ubereinkunft bereit die preussischen Truppen abzuziehen in Kassel sollte ein Bundeskommissar eingesetzt werden um dort wieder fur Ordnung zu sorgen Dennoch ruckten am 1 November 1850 bayerische und osterreichische Truppen in einer Gesamtstarke von 25 000 Mann zunachst in die kurhessische Provinz Hanau ein um die Verfassungskrise im Sinne der Regierung zu beenden Sie wurden von der hessischen Bevolkerung als Strafbayern bezeichnet Preussen antwortete am 2 November mit dem Einmarsch von zwei Divisionen in Nordhessen Da dies ein Verstoss gegen die Warschauer Ubereinkunft war verlangte Osterreich den sofortigen Abzug aller preussischen Truppen aus Kurhessen Der preussische Konig Friedrich Wilhelm IV befahl am 5 November die Mobilmachung und am 8 November kam es zu einem Scharmutzel bei Bronnzell in der Nahe von Fulda bei dem vier osterreichische Soldaten verwundet und das Pferd eines preussischen Trompeters getotet wurden Friedrich Wilhelm IV scheute vor einem Krieg zuruck und die preussischen Truppen erhielten den Befehl sich auf die Etappenstrassen zuruckzuziehen Am 29 November kam es zur Olmutzer Punktation mit der Kurhessen der Bundesversammlung preisgegeben wurde Die preussischen Truppen raumten das Land und die bayerischen und osterreichischen Strafbayern besetzten die wichtigsten Stadte und Orte Kurhessens um jede Form von Opposition zu brechen Die Hauptstadt Kassel wurde am 16 Dezember 1850 besetzt Der osterreichische Feldmarschalleutnant Graf Christian Seraphin Vincenz von Leiningen Westerburg Neuleiningen wurde als Bundeskommissar eingesetzt um die Entscheidungen der Bundesversammlung durchzusetzen Die Strafbayern wurden nicht in Kasernen untergebracht sondern in Privathausern einquartiert und zwar vorrangig bei bekannten Liberalen und Demokraten und politisch fortschrittlichen Burgern Diese Quartiergeber waren auch zur Verpflegung der Besatzer verpflichtet So bekam selbst der Kasseler Oberburgermeister Heinrich Wilhelm Hartwig als Exponent einer vom Kurfursten unerwunschten politischen Richtung in seine Dienstwohnung im Rathaus in der Oberen Karlsstrasse eine Einquartierung von 28 bayerischen Soldaten Erst im Sommer 1851 wurden die Besatzungstruppen wieder aus Kurhessen abgezogen Literatur BearbeitenHeinrich Grafe Der Verfassungskampf in Kurhessen nach Entstehung Fortgang und Ende historisch geschildert Costenoble und Remmelmann Leipzig 1851 Rudiger Ham Bundesintervention und Verfassungsrevision Der Deutsche Bund und die kurhessische Verfassungsfrage 1850 52 Selbstverlag der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt und der Historischen Kommission fur Hessen Darmstadt amp Marburg 2004 Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 138 ISBN 3 88443 092 0 Georg Wilhelm Hanna Straf Bayern rucken ein in Mitteilungsblatt der Heimatstelle Main Kinzig Jahrgang 1993 Heft 1 S 226 234 Oskar Schenk Die Strafbayern in Hanau In Hanau Stadt und Land Ein Heimatbuch fur Schule und Haus Hanau 1954 S 382 f Weblinks BearbeitenHeinrich Grafe Der Verfassungskampf in Kurhessen bei Google Books Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Strafbayern amp oldid 213923543