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Das Plattensee Furstentum oder Pannonisches Furstentum auch Transdanubisches Furstentum Furstentum Moosburg slowakisch Balatonske kniezatstvo slowenisch Spodnja Panonija bulgarisch Blatensko Knezevstvo lateinisch Ducatus Mosapurgensis 1 war ein Herrschaftsbereich des Frankenreiches und Ostfrankenreiches Das Furstentum bestand von 839 bis 900 901 Hauptstadt war Blatnohrad auch Blatenski kostel am Kleinen Plattensee Die vorwiegend slawisch awarische Bevolkerung war eine eigenstandige Mischkultur die so genannte Pokaszepetk Zalakomar Gruppe 2 Das historische Geschehen der Region war gepragt von intensiver Christianisierung sowie den Bestrebungen slawischer Knesen nach mehr Unabhangigkeit von den Franken 900 901 wurde das Gebiet von den Magyaren erobert und in das neu entstehende Ungarn integriert Das Plattensee Furstentum Pannonien mit seiner Hauptstadt Blatnohrad um 846 Inhaltsverzeichnis 1 Gebiet 2 Entstehung 3 Herrschaftsgeschichte 4 Christianisierung 4 1 Die Zeit Pribinas 4 2 Koceľ und die Slawenapostel Kyrill und Method 5 Kriegerische Auseinandersetzungen 5 1 Vor der Belehnung Pribinas 5 2 In der Zeit Furst Pribinas und Kocels 5 3 Zwischen Mahrerreich und Ostfrankenreich 6 Auflosung 7 Ein frankisches Furstentum 8 Leben im pannonischen Furstentum 8 1 Bevolkerung 8 2 Auf Burg Blatnohrad 8 3 Siedlungen 8 4 Mode 8 5 Bestattung 9 Sprache 10 Herrscher und politische Oberhoheit 11 Grafschaften 12 EinzelnachweiseGebiet Bearbeiten nbsp Das Pannonische Furstentum PANNON vor Ankunft der Magyaren Karte Dr Sandor Marki Das Pannonische Furstentum lag im Osten der Pannonischen Mark und erstreckte sich zwischen der Steiermark dem Plattensee und der Drau wobei es Uberschneidungen mit der Grafschaft Steinamanger unter Rihheri von ca 825 und 860 und Odalrich nach 860 gegeben haben muss Ostlich und sudostlich grenzte es an das Erste Bulgarische Reich sudlich an das frankisch slawische Furstentum Unterpannonien westlich an die frankischen Grafschaften Karantanien und Steinamanger nordlich an das Mahrerreich 3 Verwaltungseinheiten des Furstentums waren die Grafschaften Plattensee Ptuj und Dudleben Das ehemalige Etgarovho Furstentum zwischen Klosterneuburg und Koszeg war moglicherweise ebenfalls eine Grafschaft Zu Lebzeiten Pribinas verwaltete ausserdem noch sein Sohn Kocel ein eigenes Gebiet 4 Die Hauptstadt war Blatnohrad auch Mosapurc heute Zalavar 5 Stutzpunkte des Furstentums waren ausserdem Ptuj Veszprem und Eisenburg und das bereits stadtahnliche Pecs Aus den Quellen sind zahlreiche karolingerzeitliche Ortschaften des Gebietes dem Namen nach bekannt Der uberwiegende Teil davon lasst sich heute allerdings nicht mehr lokalisieren da die Ortschaften im Lauf der Zeit abgekommen sind oder neue Namen bekommen haben wie im Falle von Quartina am Plattensee Wumpaldsdorf beim Plattensee Reginwartsdorf Rosdorf an der Raab Waltunesbach Hrabasgiskeit Chirichstatten 6 Ortach und Fizkere an der Fischa in Niederosterreich 7 Bekannt ist beispielsweise Salapiugit Zalaber Ternperch ist wahrscheinlich das ungarische Szentlorinc 8 Spizzun vielleicht die Landspitze Tihany Im heutigen Burgenland war vermutlich Kitzladen Chezilsaden im Besitz des Fursten Koceľ auch Chezilo 9 Entstehung Bearbeiten nbsp Der bairische Konig Ludwig der Deutsche machte 839 Pribina zum ersten Fursten des Pannonischen Furstentums Das Gebiet um den Plattensee war im 7 und 8 Jahrhundert Teil des Reiches der Awaren und wurde zu dieser Zeit vorwiegend von Slawen besiedelt die auf Reste langobardischer und romanischer Bevolkerung trafen 796 plunderten und zerstorten die von Karl dem Grossen beauftragten Truppen unter Konig Pippin von Italien und Herzog Erich von Friaul den awarischen Herrschaftsmittelpunkt Hring Damit galt das Awarenreich endgultig als erobert und wurde in Karls Awarenmark eingegliedert 10 Zwischen Carnuntum und Sabaria sowie im Bereich des Neusiedler Sees wurde auf Wunsch unterworfener awarischer Wurdentrager Tudun Khagan und Canizauci 11 ein abhangiges awarisches Furstentum das so genannte Awaren Khaganat innerhalb der Awarenmark geschaffen das von ca 805 bis 828 12 bestand Der Plattenseeraum lag im aussersten Osten des Frankenreiches Und obwohl der Franke Rihheri zum Schutz der Grenze vermutlich bereits vor 825 mit der Verwaltung der Grafschaft Steinamanger unweit des Plattensees beauftragt wurde befand sich das Gebiet aufgrund seiner Grenzen zum Bulgarischen Reich und dem Furstentum Posavina Ljudevits und Ratimirs mit denen die Franken kriegerische Auseinandersetzungen fuhrten sowie dem aufstrebenden Mahrerreich entstanden ab etwa 830 13 in einer besonderen politischen und militarischen Situation die sich durch die Auflosung des Awaren Khaganates das bis dahin als militarische Pufferzone gewirkt hatte noch verscharfte Zudem stand der Plattenseeraum aufgrund seiner vorwiegend heidnischen Bewohner bereits seit den ersten Awarenfeldzugen Karls des Grossen in den 790er Jahren im Fokus der kirchlichen Bemuhungen um die Christianisierung 14 Mit Pribina kam nach 833 auf der Flucht vor dem neuen mahrischen Herrscher Mojmir I ein slawischer Furst mit grossem Gefolge zum ostmarkischen Prafekten Ratpot Er hatte bereits zuvor Kontakte mit den Franken gepflegt und liess 827 828 auf seinem damaligen Herrschaftssitz Neutra eine Kirche durch den Salzburger Erzbischof Adalram weihen Im bairischen Ostland liess er sich nun taufen Pribina beherrschte die Slawische Sprache war mit den Sitten und Traditionen der Slawen vertraut und musste daher wohl zur Ubernahme einer Fuhrungsposition im Plattenseegebiet geeignet erscheinen Auf Fursprache Ratpots und Salachos Furst der karantanischen Krain wurde er 839 vom Konig der Baiern Ludwig dem Deutschen mit der Leitung des heute so genannten Pannonischen Furstentum beauftragt Einen Teil des Furstentums erhielt Pribina dabei als Lehen 3 Herrschaftsgeschichte BearbeitenDie beiden ersten Fursten nbsp Pribina nbsp Koceľ nbsp Diplom Konig Ludwigs des Deutschen vom 20 02 860 worin er dem Kloster Niederaltaich die Schenkung seines getreuen Fursten Pribina aus dessen Furstentum bestatigte 15 An der Spitze der herrschaftlichen Hierarchie stand bis 840 der Konig des Frankenreiches Ludwig der Fromme der vorwiegend von Aachen aus regierte Danach loste ihn aus Sicht der Pannonier Ludwig der Deutsche ab der bevorzugt in Regensburg und Frankfurt am Main residierte Weitere Konige des Ostfrankenreichs zur Zeit des Bestehens des Pannonischen Furstentums waren Karl III 876 887 Arnulf von Karnten 887 900 und Ludwig IV das Kind 900 911 Die frankische Awarenmark unterstand dem Prafekten des Bairischen Ostlandes mit Sitz in Lorch der vom Konig beauftragt wurde Der Sitz des Prafekten wurde unter Ratpot Prafekt seit 832 833 nach Tulln verlegt Ab 839 war Pribina Furst der neu errichteten Pannonischen Mark 14 Mit dem Vertrag von Verdun wurde Pribinas Furstentum 843 Teil des neu gegrundeten ostfrankischen Reiches unter dessen Konig Ludwig dem Deutschen Ratpot blieb auch nach 843 Prafekt Am 10 Juni 846 erhalt Pribina vom Konig ein Gebiet iuxta fluvium Valchau moglicherweise beim bei Osijek in die Drau mundenden Fluss Valko im Ausmass von 100 Mansen zum Geschenk 16 Am 12 Oktober 848 wurden Pribina auf Anraten Ratpots vom Konig Ludwig die Besitzungen des Erzbistums Salzburg ausgenommen seine bisherigen Lehen im Furstentum als freies Eigen Allod uberlassen 17 Vor der Ubertragung der Guter in Pribinas Eigen gab es Streitigkeiten zwischen dem Fursten und Bischof Adalwin die der Konig bei einem Gerichtstag im Oktober 848 zugunsten Pribinas entschied Nahezu vollstandig befand sich die bairische Fuhrungselite im Zeugenstand bei dieser Verleihung in der altbairischen Pfalz Regensburg Prinz Karlmann Prinz Ludwig III Liupram Erzbischof von Salzburg Erchanbert Bischof von Freising Erchanfried Bischof von Regensburg Hartwig Bischof von Passau Ernst I oberster Graf in Baiern Ernst Obergeneral der Armee Prafekt Ratpot Pribinas Sohn Kocel Wernher Untervasall Ratpots Pabo dux von Karantanien Fritilo bairischer Pfalzgraf Tacholf Graf der Sorbischen Mark Poppo Burggraf von Regensburg Odalrich spater Graf von Steinamanger sowie die Grafen Adalbert Megingoz Pernger und Managolt 14 854 wurde Ratpot der angeblich wider den Konig geheime diplomatische Beziehungen zu Rastislav gepflegt hatte seines Prafektenamtes enthoben Zwei Jahre spater wurde Ludwigs Sohn Karlmann oberste Instanz des Bairischen Ostlandes in der er seine eigene Ostpolitik betrieb 18 Karlmann ersetzte in den ersten Jahren seiner Herrschaft vertraute Grafen und slawische Fursten seines Vaters durch eigene Gefolgsleute Zwar konnte sich Pribina der getreue Gefolgsmann Ludwigs als Furst in Pannonien behaupten doch fand auch er in den Kampfen der Konigsfamilie den Tod 861 beerbte ihn sein Sohn Kocel als Furst mit geringfugig vermehrten Kompetenzen Da Kocel keinen Nachfolger aus seinem Geschlecht hinterliess wurde das Pannonische Furstentum vom Ostfrankenreich als erledigtes Lehen betrachtet und nach seinem Tod 875 wieder in das Bairische Ostland eingegliedert und dem Grafen von Karantanien Arnulf von Karnten unterstellt 15 Weitere Prafekten des Ostlandes bis zur Auflosung des Furstentums waren bis 871 Wilhelm II und dessen Bruder Engelschalk I und von 871 bis 909 Aribo I zeitweise verdrangt von Engelschalk II nbsp Mahrische GebieteVon 884 bis 894 war das Furstentum Teil des Mahrerreiches unter dessen Herrscher Svatopluk I der sich diese Ubernahme durch Konig Karl III im Sommer 884 auf dem Chuomberg mons Comianus in der Nahe des Wienerwalds vertraglich bestatigen liess 894 fiel es noch einmal an das Ostfrankenreich und wurde unter dem ostlandischen Prafekten Luitpold von Karantanien aus regiert 896 wurde der letzte Regent des Furstentums Braslav durch den ostfrankischen Konig Arnulf seit 887 beliehen Christianisierung BearbeitenNach der Eroberung des Awarischen Hrings ubertrug Konig Pippin das Gebiet um den Plattensee vorbehaltlich der Zustimmung seines Vaters Karls des Grossen der Salzburger Kirche zur Mission Die Bestatigung Karls erfolgte im Jahr 803 woraufhin Bischof Arn seine Priester nach Unterpannonien entsandte Der in Petohaza gefundene Cundpald Kelch durfte die erste fassbare Spur der westlichen Awarenmission darstellen 19 Im Interesse Salzburgs wurde in Pannonien allerdings kein eigener Bischof eingesetzt 830 legte Konig Ludwig der Deutsche im Zuge einer kirchlichen Reorganisation die Raab als kirchliche Grenze zwischen Salzburg nordlich der Raab und Passau sudlich der Raab fest 14 20 Den Kirchenherren von Moosburg unterstanden die Priester der benachbarten Grafschaft Steinamanger 21 Trotz der intensiven Arbeit der Missionare und der Errichtung zahlreicher Kirchen blieb das einfache Volk wahrend des 9 Jahrhunderts bei seinen heidnischen Brauchen wie man aus Graberfunden schliessen kann So blieb die Christianisierung der Zeit eher oberflachlich die Menschen wurden getauft nahmen an den Gottesdiensten teil und bezahlten die Steuern Die Priester sahen wohl daruber hinweg 22 Die Zeit Pribinas Bearbeiten 850 ubertrug der Salzburger Erzbischof Liupram die Mission im Pannonischen Furstentum vertraglich an den fruheren Notar des Konigs Priester Dominicus aus der Diozese Regensburg Dominicus unterstand Pribina nach Eigenkirchenrecht Dominicus folgte der Gelehrte Swarnagel samt Diakonen und Klerikern und spater Alfried ein vielseitig begabter und geruhmter Meister in jeglicher Kunst 23 Danach lassen sich noch weitere 29 Priester erschliessen die unter Pribina als Missionare wirkten Der Bestellung Dominicus war eine Auseinandersetzung zwischen Pribina und dem Erzbischof vorausgegangen 14 Hintergrund war vermutlich ein Streit um die Kompetenzen zwischen Salzburg und Regensburg der durch den Vertrag zwischen Pribina und Liupram beigelegt werden konnte 21 Da im neuen Furstentum kein Chorbischof installiert wurde mussten die Salzburger Erzbischofe stets personlich zu Kirchweihen anreisen Die erste Kirchweihe nahm 850 Liupram bei der Marienkirche vor 24 Im selben Jahr weihte er in der Nahe von Blatnohrad zwei Kirchen Koceľs 852 853 weilte Liupram wieder in Unterpannonien wo er die Kirche in Zalaber weihte die ihm Pribina als Lehen ubergab Ebenfalls 853 schenkte Sohn Kocel dem Regensburger Kloster Sankt Emmeram ein Gut bei Rosdorf 25 In der 855 errichteten 5 Hadrianskirche von Blatnohrad wurden die Reliquien des Martyrers Hadrian aufbewahrt die spatestens mit Erzbischof Method dorthin gekommen waren 15 Bis zu seinem Tod im Jahr 859 weihte Liupram noch weitere 12 Kirchen im Furstentum darunter je eine zu Ptuj und Pecs Die Nachfolger des Priesters Dominicus strebten nach der Stellung eines eigenen Chorbischofs und damit nach einer gewissen Unabhangigkeit 21 Salzburg hingegen betrachtete die Mission im Pannonischen Furstentum seit der Bestatigung des Dominicus im Jahre 850 als sein Exklusivrecht Pribina unterhielt dennoch auch gute Beziehungen zum Kloster Niederaltaich das er 860 mit Besitzungen aus seinem Furstentum ausstattete 26 sowie zum Patriarchat von Aquileja Unter den bekannten Kirchengrundern der Zeit befinden sich die Mitglieder der Furstenfamilie Pribina Kocel und Unzat 17 Angehorige des bairisch frankischen Adels sowie der Slawe Witimar einer der engsten Vertrauten Pribinas Folge der bairischen Dominanz in der Missionierung war dass die westliche Missionstatigkeit auf relativ geringe Resonanz stiess und spater die Tatigkeit von Kyrill und Method mit deren slawischer Liturgie umso besseren Anklang fand Bei der slawischen Liturgie wurde nicht nur die Predigt in slawischer Sprache gehalten was wohl auch bei den baierischen Missionaren der Fall war sondern die gesamte Messe 15 Am 20 November 860 kurz vor dem Tod Pribinas wurde dem Salzburger Erzbischof Adalwin von Konig Ludwig dem Deutschen reicher Besitz unter anderem aus dem Pannonischen Furstentum und der Grafschaft Steinamanger in das Eigentum ubergeben Dazu gehorte unter anderem die Romerstadt Sabaria wahrscheinlich Prostrum und Pinkafeld sowie 24 Hofe die Salzburg schon zuvor als Lehen innehatte darunter zahlreiche Missionskirchen und ein besonders reicher Besitz in Zalaber 15 Dass der Konig einen derart umfangreichen Besitz aus dem Einflussbereich Pribinas herauslosen konnte ist moglicherweise durch eine Schwachung des Fursten im Zuge des Krieges der Konigsfamilie erklarbar 14 Koceľ und die Slawenapostel Kyrill und Method Bearbeiten nbsp Method Erzbischof von Sirmium wirkte am Hofe Kocels in Blatnohrad Nach dem Tod Pribinas setzte sein Sohn Kocel die Arbeit vorerst im Sinne seines Vaters fort 861 befand sich Koceľ der vielleicht vor Karlmann 27 oder den Kriegswirren gefluchtet war in Regensburg und machte dort dem Bischof von Freising eine Schenkung 20 Von Weihnachten 864 bis ins Fruhjahr 865 sowie von Sommer bis Herbst 865 war Erzbischof Adalwin bei Koceľ in Blatnohrad In dieser Zeit weihte der Metropolit elf neue Kirchen Danach wandte sich der Furst allerdings der slawischen Mission von Kyrill und Method zu die der byzantinische Kaiser Michael III in die Wege geleitet hatte und geriet daher in Konflikt mit dem Salzburger Erzbischof 8 Die Bruder waren schon seit 862 in Mahren wo sie sofort damit begannen die Messen in slawischer Sprache zu lesen womit sie beim Volk Erfolg hatten aber auf den Widerstand des bairischen Klerus stiessen Furst Rastislav versuchte mit Hilfe der Bruder dem ostfrankischen Einfluss ein Ende zu setzen 867 rief Papst Nikolaus I die beiden Missionare nach Rom um die kirchlichen Angelegenheiten Mahrens zu klaren Auf der Reise nach Rom verweilten die beiden Slawenmissionare im Sommer 867 bei Koceľ und sollen in dieser Zeit bis zu 50 Schuler in Blatnohrad ausgebildet haben Der Furst bot ihnen Geschenke an doch Kyrill lehnte ab und bat stattdessen 900 Kriegsgefangene freizulassen 20 Kocel verbreitete danach die altkirchenslawische Liturgie in seinem Herrschaftsbereich Blatnohrad wurde zu einer wichtigen Schnittstelle zwischen frankischer und byzantinischer Mission und Koceľ ging es nun um eine eigenstandige direkt dem Papst unterstellte Kirchenorganisation und um grossere Unabhangigkeit von Salzburg und dem Ostfrankenreich 28 869 als Method sich noch in Rom befand sandte Kocel Boten an den Papst mit der Bitte Method als Lehrer seines Volkes zu bestellen nbsp Uberreste der romanischen Basilika Hadriankirche in Zalavar in der die Reliquien des Martyrers Hadrian aufbewahrt wurden 869 wurde Method papstlicher Legat am Hofe Koceľs Von Rom erhielt er in Form eines an Rastislav Svatopluk und Kocel gerichteten Briefes den Auftrag im Mahrerreich zu lehren und die Heiligen Schriften in das Slawische zu ubersetzen Der Papst schrieb Hadrian Bischof und Diener Gottes an Rastislav Svatopluk und Kozel Ihr habt bei diesem hohe priesterlichen Stuhl um einen Lehrer gebeten Wir aber freuten uns sehr uberlegten und beschlossen darauf den Methodios in eure Lander zu schicken damit er euch lehrt wie ihr gebeten habt und die Bucher in eure Sprache ubersetzt Nur dieser eine Brauch ist zu beachten dass man bei der Messe das Evangelium zuerst lateinisch liest Wenn aber einer von den Lehrern die Bucher eurer Sprache verhohnt der soll ausgeschlossen sein nicht nur von der Kommunion sondern auch von der Kirche bis er sich bessert 29 Doch Kocel war damit noch nicht zufrieden und wunschte sich einen eigenen Erzbischof der die notige Autoritat hat sich gegen die zu erwartenden Anfeindungen der lateinischen Priester zur Wehr zu setzen Gegen Ende desselben Jahres schickte ihn Kocel daher mit dem Wunsch Methodius zum Bischof ernennen zu lassen in Begleitung von 20 Edelleuten wieder zuruck nach Rom Papst Hadrian II zogerte weil Pannonien aus historischer Sicht zwischen Salzburg Passau und Aquileia aufgeteilt gewesen war und Sirmium seit 827 unter bulgarischer Herrschaft stand Als er erfuhr dass sich Bulgarien nach langeren Verhandlungen mit Rom 870 dem byzantinischen Patriarchat unterstellte traf er seine Entscheidung und ernannte Anfang 870 Method zum Erzbischof von Pannonien und des Mahrerreiches mit Sitz in Sirmium und liess damit das zur Zeit der Awaren untergegangene Erzbistum Sirmium wiedererstehen 20 Auch der Papst verfolgte mit dieser Bischofsernennung eigene Ziele Im Bunde mit den slawischen Fursten versuchte er seine Anspruche gegen Salzburg und gegen das Patriarchat Konstantinopel durchzusetzen Das Pannonische Furstentum wurde in kirchlicher Hinsicht dem Erzbischof von Sirmium unterstellt und der Zustandigkeit des Erzbistums Salzburg entzogen Der bairische Klerus mit Erzpriester Richpaldus von St Hadrian an der Spitze verliess bei Methods Eintreffen in Blatnohrad unter Protest das Land 30 Der eigentliche Bischofssitz durfte Blatnohrad geworden sein 14 denn Sirmium im Machtbereich der Bulgaren diente nur der Demonstration der papstlichen Anspruche Die Salzburger und ihre Suffraganbischofe setzten sich ab nun mit allen verfugbaren Mitteln gegen die Bischofsernennung Methods zur Wehr 870 wurde Method durch eine bairische Bischofssynode verurteilt von Adawin festgenommen und verbrachte anschliessend drei Jahre in Klosterhaft Unterdessen nahmen die Salzburger Missionare ihre Missionsarbeit im Pannonischen Furstentum wieder auf Erst nach Intervention des Papstes Johannes VIII der damit drohte den gesamten bairischen Episkopat mit dem Kirchenbann zu belegen und Adalwin personlich fur die Ruckfuhrung Methods verpflichtete kam er wieder frei 31 873 874 kehrte Bischof Method zwar wieder an den Hof Koceľs zuruck doch konnte er Pannonien dem Einfluss der Salzburger Kirche nicht mehr entziehen 874 weihte Bischof Theotmar von Salzburg die von Kocel erbaute Kirche in Ptuj Nach dem Tod seines Unterstutzers Koceľ 876 musste Method dem Druck seiner Gegner weichen und ging zu Svatopluk nach Mahren wo er bis zu seinem Lebensende wirkte 15 Nach Methods Tod 885 hatte Papst Stephan V die slawische Liturgie Methods verboten 886 verbannten papstliche Gesandte gemeinsam mit Bischof Wiching einem der scharfsten Gegner Methods seine ehemaligen Schuler aus dem Mahrerreich Danach wurde auch im Pannonischen Furstentum die westlich lateinische Liturgie endgultig durchgesetzt 24 Die Fruchte der Christianisierung der Karolingerzeit haben hochstwahrscheinlich auch den Magyarensturm nach 899 uberstanden Uberdauernde Patrozinien baugeschichtliche Untersuchungen und der Umstand dass noch im 10 Jahrhundert deutsche und slawische Priester auf dem Gebiet des ehemaligen Furstentums tatig waren deuten darauf hin dass zahlreiche der damals gegrundeten Kirchen auch wahrend und nach Ubernahme durch die Ungarn weiter bestanden 8 Kriegerische Auseinandersetzungen Bearbeiten nbsp Fortwahrende Kriege gegen die Franken unter Knes Svatopluk I zwischen 884 und 894 Vor der Belehnung Pribinas Bearbeiten Im Suden Unterpannoniens tobten zwischen 818 und 823 Kampfe zwischen dem posavinischen Fursten Ljudevit und den Franken 14 828 und 829 gab es im pannonischen Raum schwere Kampfen zwischen den Franken und den Bulgaren 13 die mit Schiffen entlang der Drau in Pannonien eingedrungen waren 14 Der Bulgarische Khan Omurtag setzte lokale frankische Vasallen ab und ersetzte sie durch bulgarische Herren Konig Ludwig war damals in die Kampfe seiner Bruder gegen deren Vater Ludwig den Frommen verwickelt Daher uberliess er den Bulgaren hochstwahrscheinlich vorlaufig ihre Eroberungen ohne Frieden mit ihnen zu schliessen sodass wohl Posavien eine Zeit lang unter bulgarischer Herrschaft stand 4 Der spatere Furst in Pannonien Pribina floh nach 833 vor Ratpot zunachst fur kurze Zeit zu den verfeindeten Bulgaren 20 In der Zeit Furst Pribinas und Kocels Bearbeiten Nach 840 begannen Kampfe zwischen den Franken und dem Mahrerfursten Mojmir in denen Pribina auf Seiten des Konigs eine herausragende Rolle einnahm Nach dem Sieg uber Mojmir 846 ubernahm Pribina Landereien an der Wulka 32 33 Prinz Karlmann Sohn Konig Ludwigs des Deutschen strebte in den 850er Jahren nach mehr Macht in seinem Herrschaftsbereich 34 858 verbundete er sich mit dem mahrischen Knes Rastislav und erhob sich 861 zum offenen Aufstand gegen den Vater Schliesslich wurde auch Pribina in diese Auseinandersetzungen hineingezogen Ob aber Karlmann seinen Untertanen Pribina tatsachlich an Rastislav geopfert hat um sich Rastislavs Unterstutzung zu sichern ist umstritten denn die genauen Hintergrunde und Vorgange die zum Tode des Fursten Pribina gefuhrt haben sind bis heute ungewiss im Jahre 861 wurde Pribina von den Mahrern erschlagen 20 864 konnte Karlmann vom Konig in die Schranken gewiesen werden Der im selben Jahr geschlossene Friedensvertrag zwischen Konig Ludwig und dem bulgarischen Herrscher Boris I der noch im Jahr zuvor gemeinsam mit den Mahrern und Karlmann gegen den Konig gekampft hatte entlastete die Grenze des Pannonischen Furstentums zum Grossbulgarischen Reich Der Friedensvertrag blieb das gesamte 9 Jahrhundert uber aufrecht 35 nbsp Kocel fiel in den Kampfen gegen den dalmatinischen Fursten Domagoj In den 870er Jahren herrschten beim sudlichen Nachbarn Dalmatien verheerende Zustande Furst Domagoj der dort die Piraterie zur Haupteinnahmequelle gemacht und fortwahrend brutale Kriege gegen Byzanz Venedig und Araber gefuhrt hatte uberfiel die Stadte Istriens die damals bereits zu Karlmann gehorten Venedig eilte den Ostfranken zu Hilfe Konstantin Porphyrogennetos byzantinischer Kaiser und Schriftsteller schrieb uber die Situation in Dalmatien nach Berichten zeitgenossischer Kroaten Eine Zeitlang gehorchten die dalmatinischen Kroaten den Franken die sie jedoch so unmenschlich misshandelten dass sie die Sauglinge der Kroaten erschlugen und den Hunden vorwarfen Da die Kroaten sich dies nicht mehr gefallen lassen wollten wurde gegen sie aus dem Frankenlande ein grosses Heer aufgeboten aber nach siebenjahrigem Kriege behielten die Kroaten obzwar mit grossen Anstrengungen doch die Oberhand so dass sie zuletzt alle Franken ja sogar ihren Archonten Koceľ erschlugen Koceľ war an der Spitze eines bairischen Heeres vom neuen Konig Karlmann mit der Unterdruckung des Aufstandes in Dalmatien beauftragt worden Der genaue Ort der entscheidenden Schlacht bei der Koceľs Heer vernichtend geschlagen wurde ist nicht uberliefert Die Fursten Koceľ und Domagoj liessen 876 auf dem Schlachtfeld das Leben 36 Zwischen Mahrerreich und Ostfrankenreich Bearbeiten nbsp Das Plattensee Furstentum Pannonien als Teil des Mahrerreiches unter Svatopluk I 883 wurde das Gebiet in die Auseinandersetzungen dessen neuen Herren Arnulf von Karnten mit dem mahrischen Knesen Svatopluk I hineingezogen 883 und 884 wurde es von mahrischen Truppen verwustet 15 884 ubernahm Svatopluk das Furstentum und schloss es dem Mahrerreich an Gleichzeitig handelte er einen Frieden zwischen dem Mahrerreich und Ostfrankenreich aus 885 versohnte sich Svatopluk auch mit Arnulf einerseits weil bereits klar war dass Arnulf der neue ostfrankische Konig werden wurde 887 und andererseits weil Svatopluk der Patenonkel von Arnulfs unehelichem Sohn Zwentibold Zuentibold d h Svatopluk dem spateren Konig von Lothringen war Trotz des Friedens kam es 888 und 889 wegen Pannonien wiederum zu Konflikten zwischen Arnulf und Svatopluk 890 versuchte der neu ernannte Kaiser Arnulf den Knesen erneut unter seine Lehenshoheit zu zwingen Nach weiteren zwei Jahren des Krieges sah sich Svatopluk noch immer im Vorteil Nun wandte sich Arnulf an die Magyaren um Hilfe Die ungarischen Reiterscharen unter Furst Arpad brachen daraufhin vom Osten her in die Ebenen Pannoniens ein Der Kaiser stiess zur selben Zeit mit seinen Verbundeten von Suden her nach Mahren vor wahrend er den Feind auch von Bohmen aus angreifen liess Von allen Seiten bedrangt zog sich Svatopluk nun zuruck und uberliess seinen Gegnern das offene Land die es furchtbar verwusteten Die nachsten Jahre kampfte Arnulf allerdings ohne Unterstutzung durch die Ungarn weiterhin erfolglos gegen Svatopluk Erst mit dem Tode Svatopluks I im Jahre 894 gingen diese Kriege zu Ende und das Pannonische Furstentum konnte wieder unter Frankische Oberhoheit gestellt werden 37 Auflosung Bearbeiten nbsp 900 901 eroberten die Magyaren unter deren Grossfurst Arpad Pannonien Nach dem Tode Kaiser Arnulfs eroffneten die Magyaren erneut den Krieg gegen die Franken Zur Zeit des letzten Herrschers Braslav begann im Jahre 900 die Eroberung des Pannonischen Furstentums unter den magyarischen Unter Heerfuhrern Usub und Os Die Besatzung von Veszprem verteidigte zehn Tage lang ihre Festung Nachdem sich aber auch Eisenburg ergeben hatte war das gesamte Gebiet um den Plattensee in magyarischer Hand 37 Furst Braslav wurde von den Magyaren getotet 15 Auch der vorletzte Herrscher des Furstentums Luitpold fiel im Kampf gegen die Magyaren im Jahre 907 in der Schlacht von Pressburg Der Adel und die Dienstleute des Zentrums Blatnohrad und der anderen Zentren des Furstentums zogen sich vorwiegend ins frankische Stammesherzogtum Baiern zuruck Die verlassenen Guter begannen zu zerfallen Es blieb der Teil der Landbevolkerung zuruck dessen Lebensunterhalt nicht unmittelbar von den Zentren abhangig war 2 Die Magyaren losten die politische und kirchliche Organisation der Ostfranken in den eroberten Gebieten auf und errichteten neue Strukturen unter magyarischer Oberhoheit Dieses vormals slawische Gebiet blieb daraufhin bis heute uberwiegend auf ungarischem Staatsgebiet An den Besitzanspruchen hielten die westlichen Konige indem sie die Besitzrechte in Pannonien immer wieder erneuerten zumindest formell aber noch jahrhundertelang fest 2 Die Erzdiozese Salzburg gab ihren Anspruch auf einen Teil ihrer Besitzungen im Gebiet des ehemaligen Pannonischen Furstentums erst im 12 Jahrhundert auf 38 Ein frankisches Furstentum BearbeitenVom Frankenreich abhangige Tributarfursten wurden in jener Zeit zumeist als Dux bezeichnet Je starker die Position eines derartigen Machthabers desto eher kann er aus heutiger Sicht als Furst bezeichnet werden Die karolingische Grafschaftsverfassung wurde nach fast einhelliger Meinung der Wissenschaftler im Pannonischen Furstentum nicht vollstandig eingefuhrt Daher kann auch die Bezeichnung Graf fur seine Herrscher nicht angewendet werden Die Machthaber des Pannonischen Furstentums hatten nach innen dieselben Rechte wie ein Konig womit die Bezeichnung der Herrschaft um den Plattensee als Furstentum und deren Herrscher als slawische Knes Furst berechtigt ist Nach aussen hin waren sie aber frankischen Oberherren unterstellt wie etwa dem Prafekten des bairischen Ostlandes die ihrerseits als Stellvertreter des Konigs weniger Spielraum besassen als die ihnen unterstellten Fursten Diese Oberherrschaft wurde zumindest von den beiden ersten Plattensee Fursten anerkannt 14 Erst nach dem Tod Kocels wurde das Pannonische Furstentum an das bairische Ostland und damit an Grafen ubergeben Aber auch die Herrscher der 880er und 890er Jahre Svatopluk und Braslav von Sisak sind als Fursten anzusprechen 15 Leben im pannonischen Furstentum BearbeitenBevolkerung Bearbeiten Das Furstentum war ein Zusammenstromen verschiedenster Ethnien die sich dem Fursten anschlossen Die Landbevolkerung des Furstentums bildete vorwiegend die seit Beginn des 7 Jahrhunderts hier beheimatete awarisch slawische Bevolkerung Auf der herrschaftlichen Burg Blatnohrad lebten soweit es sich aus archaologischem Fundmaterial erschliessen lasst Tracht Schmuck Keramik Gebrauchsgegenstande Slawen Awaren Westgermanen Donaubulgaren und vielleicht noch weitere Menschen aus dem byzantinischen Kulturkreis Zu Beginn des 9 Jahrhunderts war die ethnische Zugehorigkeit der Bevolkerung noch stark bemerkbar Ab den 840er Jahren ist besonders bei den unteren Gesellschaftsschichten ein starker Vereinheitlichungsprozess festzustellen der durch die Verwendung von Massenwaren des karolingischen Reiches erkennbar wird 2 Auf Burg Blatnohrad Bearbeiten Das Herrschaftszentrum Blatnohrad wurde um 840 auf einer Insel eines Wald und Sumpfgebietes am Flusse Zala von Furst Pribina als Festung neu errichtet und besiedelt Der Salzburger Erzbischof schuf ein Missionszentrum das ihm direkt unterstand Die standige Bevolkerung der Hauptstadt bestand aus Adel Monchen Kriegern und Dienstvolk und lebte in vergleichsweise geraumigen oberirdischen Balkenhausern 2 39 Zu Beginn hatte Blatnohrad noch dorflichen Charakter ab 850 nahm es bereits stadtische Zuge an 39 An der Borjuallas Insel von Zalaszabar etwa 600 Meter sudwestlich der Burginsel entstand Anfang der 840er Jahre eine Siedlung mit Kirche an deren Rand wahrscheinlich eine Schmiede betrieben wurde Spater kam an der hochsten Stelle der Siedlung ein Herrenhof mit Palisadenmauer dazu Die Inseln rund um den Burgberg waren durch Knuppelwege miteinander verbunden So entstand ein Siedlungskomplex mit Burg Herrenhofen und deren Hausern Handwerkern und Kaufleuten 22 Der Adelshof der Fursten stand im sudlichen Drittel der Burginsel und war vom Rest der Insel getrennt Ausserhalb des Furstenhofes stand die Marienkirche fur den Gemeindegottesdienst 39 ein Palast mit Nebengebauden und einem Brunnen fur den Bischof sowie zwei weitere Kirchen von denen eine im letzten Drittel des 9 Jahrhunderts zugunsten einer Werkstatt fur Geweihverarbeitung abgetragen wurde Ebenfalls ausserhalb des Adelshofes liess Erzbischof Liupram die dreischiffige Hadrianskirche als Wallfahrtskirche errichten An ihrem Westende standen ein Monchskloster und ein Glockenturm mit der grossten Glocke der Karolingerzeit 40 In der Hadrianskirche wurden Firmungen vollzogen die Priesterweihe erteilt und kirchliche Befehle und Rechtsspruche verkundet 41 Gelegentlich diente sie dem Bischof als Thron und Erscheinungskirche 42 Siedlungen Bearbeiten Die Siedlungen der zweiten Halfte des 9 Jahrhunderts waren Haufendorfer mit Hausern deren Grundstucke bereits dauerhaft begrenzt waren Die Landbevolkerung in den Dorfern bewohnte in der Regel beheizbare viereckige oberflachlig oder halb eingetieften Hauser Grubenhauser mit einer Grosse von neun bis 16 Quadratmetern Ausserdem gab es auch Blockhauser und Pfostenhauser Ausserhalb der Hauser befanden sich Backofen Schweinemastgruben und Vorratsgruben In manchen Dorfern gab es spezialisierte Handwerksbetriebe wie Topfereien Schmiede Knochenbearbeitungswerkstatten Backstuben sowie Leder und Textilbearbeitungsbetriebe die auch fur die Versorgung des Zentrums in Blatnohrad zustandig waren 22 Mode Bearbeiten Die Mode im Pannonischen Furstentum wich kaum von jener in den slawischen Gebieten nordlich der Donau in Mahren oder Karantanien ab wo die Einwohner mittelbar oder unmittelbar unter karolingischer Fuhrung lebten Es gab im 9 Jahrhundert also keine nationalen slawischen Trachten 39 Der byzantinisch orientalische Geschmack aus der Awarenzeit wirkte hier auch im 9 Jahrhundert fort auch wenn sich vor allem hinsichtlich der Frauentracht zunehmend karolingische Einflusse zeigen 43 Die adeligen Frauen der Zeit des Furstentums trugen prachtvoll ausgefuhrte Fingerringe und Perlenketten sowie silberne oder vergoldete Ohrringe mit Traubenanhangseln Daneben gab es auch Korbchen und Mondsichelohrringe Ohrringe mit Blechperlenanhangern sowie Perlenketten und Perlenverzierungen der Kleidung Frauen aus dem gemeinen Volk ausserhalb der Burg trugen Drahtohrringe einfache Glas oder Blechknopfe sowie aus Bronze gegossene Nachahmungen des Schmucks der noblen Frauen Perlenketten trugen sie ausserst selten Die Mannertracht der Oberschicht war generell weniger prachtvoll Verschiedenartige Sporengarnituren in besonderen Fallen sogar versilbert waren beliebt Bei den Dienstvolkern waren diese Sporen nur sehr selten zu finden 39 Bestattung Bearbeiten Rund um die Marienkirche innerhalb des Adelshofs wurden in den 1950er Jahren mehrere hundert Graber freigelegt Hier befanden sich haufig gezimmerte Grabkammern und Sarge Die Grabbeigaben im Bereich des Adelshofes sind auffallend gering Weitere rund 1500 Graber wurden zwischen 1980 und 2010 bei der Hadrianskirche geoffnet Die Graber waren zwar einfacher ausgestattet als im Adelsbezirk aber auch hier wurden die Toten in Brettersargen beigesetzt und ungefahr ein Zehntel davon mit Grabbeigaben hauptsachlich Trachtzubehor ausgestattet 44 Auf der Burg gab es sowohl Graber mit als auch ohne Sarg 44 Das einfachere Volk des Landes blieb teilweise bei den heidnischen Bestattungssitten bestattete weiterhin seine Toten nach Grossfamilienordnung und pflegte das Totenmahl mit Gefass Huhn und Eiern Weiter weg von Blatnohrad ubten vor allem die Slawen noch die Feuerbestattung aus Die Bevolkerung mit awarischen Wurzeln bevorzugte Korpergraber 39 2 Sprache Bearbeiten nbsp Kiewer Blatter moglicherweise in Moosburgslawisch verfasst Die in Blatnohrad gesprochene Sprache Moosburgslawisch gehort mit dem Altmahrischen Altbulgarischen Altbohmischen Altrussischen Altkroatischen Altserbischen und dem Salonikislawischen in eine Gruppe gemeinslawischer Dialekte die einander sehr ahnlich waren Kyrill und Method grundeten in Blatnohrad eine Schreibschule Skriptorium und verbreiteten damit ihre Glagolitische Schrift im Furstentum Das Moosburgslawische spielte neben dem Altmahrischen eine wichtige Rolle im altkirchenslawischen Schrifttum 28 Bis heute uberliefert ist jedoch hochstens ein einziger Text Die Kiewer Blatter das alteste erhaltene Denkmal in einer slawischen Sprache ein aus dem Lateinischen in glagolitische Schrift und slawische Sprache ubersetztes Messbuch sind moglicherweise in Moosburgslawisch verfasst 45 Es ist allerdings moglich dass sich das Moosburgslawische vom autochthonen Slawischen der Bevolkerung unterschied da bereits Pribina von uberall her Volker um sich scharte Das Moosburgslawische ist infolge der Ubernahme des Landes durch die Magyaren zu Beginn des 10 Jahrhunderts ausgestorben 28 Aus demselben Grund kam es durch das Pannonische Furstentum im Gegensatz zu einigen anderen fruhmittelalterlichen slawischen Herrschaftsbildungen wie das Mahrerreich oder Slawonien zu keiner namenbildenden Ethnogenese 14 Ob die pannonischen Slawen Vorfahren der Slowenen oder der Slowaken waren ist in der Wissenschaft umstritten 46 Herrscher und politische Oberhoheit BearbeitenFurst Pribina 839 861 bis 847 848 Teil der Mark Karantanien Furst Koceľ 861 876 Graf Arnulf von Karnten 876 884 Teil der Mark Karantanien Knes Svatopluk I 884 894 Teil des Mahrerreiches Graf Luitpold 894 896 Teil der Mark Karantanien Furst Braslav 896 900 901 wahrscheinlich mit dem Furstentum Posavina um Sisak Teil der Mark Karantanien verschmolzenGrafschaften BearbeitenDas Pannonische Furstentum bestand aus den Grafschaften Grafschaft Plattensee zwischen Veszprem und Drau Grafschaft Ptuj rund um die Stadt Ptuj Grafschaft Dudleben zwischen Gnasbach und Sankt Veit am Vogau mit dem Vorort Dudleipin dessen Lage ungefahr im Raum von Strass Mureck nicht bekannt ist 47 891 urkundlich erwahnt 48 In der neueren Forschung wird der Ort Dudleben eher bei Radkersburg vermutet 22 moglicherweise Grafschaft des ehemaligen Etgarovho Furstentums zwischen Klosterneuburg und KoszegEinzelnachweise Bearbeiten Romanii in veacurile IX XIV pe baza toponimiei si a onomasticei Monitorul Oficial 1933 p 128 a b c d e f Bela Miklos Szoke Christliche Denkmaler in Pannonien aus der Karolingerzeit Zalai Muzeum 2002 S 248 ff a b Uta von Freeden Herwig Friesinger Egon Wamers Hrsg Glaube Kult und Herrschaft Phanomene des Religiosen Kolloquien zur Vor und Fruhgeschichte Band 12 Romisch Germanische Kommission des Deutschen Archaologischen Instituts Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 7749 3663 8 S 400ff a b Ernst Dummler Uber die sudostlichen Marken des Frankischen Reiches unter den Karolingern 1853 a b MOSABURG ZALAVAR Die Geschichte der Burginsel Zur Geschichte und zur Lage der Deutschen in Ungarn Ernst Forstemann Altdeutsches Namenbuch 2 Band Ortsnamen Verlag Georg Olms Bonn 1913 ISBN 3 487 01732 6 S 24 58 a b c Franz Greszl Tausend Jahre deutsches Leben im Karpatenraum Eine kirchen und geistesgeschichtliche Untersuchung Unsere Post Stuttgart 1971 S 11 ff Fritz Zimmermann Historisch ethnographische Analyse der deutschen Besiedlungsgebiete Westungarns Verlag Braumuller Wien 1974 ISBN 3 7003 0082 4 S 147 Walter Pohl Die Awaren Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567 822 n Chr 2 Aufl Munchen 2002 ISBN 3 406 48969 9 Emanuel Beiser Karl der Grosse und die Awaren GRIN Verlag Norderstedt 2011 ISBN 978 3 656 14334 5 S 4 10 Karolingische Marken aeiou abgerufen am 22 August 2012 a b Max Spindler Handbuch der bayerischen Geschichte Das alte Bayern Band 12 Romisch Germanische Kommission des Deutschen Archaologischen Instituts Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 7749 3663 8 S 400ff a b c d e f g h i j k Herwig Wolfram Salzburg Bayern Osterreich Die Conversio Bagoarium et Carantanorum und die Quellen ihrer Zeit Verlag Oldenbourg Wien Munchen Oldenbourg 1996 a b c d e f g h i Heinz Dopsch Zwischen Salzburg Byzanz und Rom Zur Missionierung Pannoniens im 9 Jahrhundert In Christentum in Pannonien im ersten Jahrtausend Zalaegerszeg 2002 S 267ff RI I n 1387 auf der Website Regesta Imperii Beda Franziskus Dudik Mahrens allgemeine Geschichte Im Auftrage des Mahrischen Landesausschusses dargestellt Band 1 Druck von Georg Gastl Brunn 1860 S 121ff Georg Scheibelreiter Die Babenberger Reichsfursten und Landesherren Bohlau Wien 2010 ISBN 978 3 205 78573 6 S 33 Herwig Friesinger Brigitte Vacha Die vielen Vater Osterreichs Romer Germanen Slawen Eine Spurensuche Compress Verlag Wien 1987 ISBN 3 900607 03 6 a b c d e f Ernst Dummler Geschichte des ostfrankischen Reiches Band 1 Verlag Duncker amp Humblot Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 7749 3663 8 S 400ff a b c Alfred Ratz Pfarrnetzentwicklung und Karolingerzeit im sudburgenlandischen Raum Heft 10 der Burgenlandischen Forschungen Hrsg Bgld Landesarchiv Eisenstadt 1950 a b c d Bela Miklos Szoke Zur Geschichte der Awaren und Slawen in Sudwestungarn Zalai Muzeum 1991 S 11 ff Heinz Dopsch Hans Spatzenegger Hrsg Geschichte Salzburgs Stadt und Land Pustet Verlag Salzburg 1997 ISBN 3 7025 0243 2 a b Christian Rohr Zwischen Bayern und Byzanz Zur Missionsgeschichte Osteuropas im Fruh und Hochmittelalter Ringvorlesung der Salzburger Mittelalter Studien WS 2003 04 Online verfugbar PDF 168 KB Michael Mitterauer Karolingische Markgrafen im Sudosten Frankische Reichsaristokratie und bayerischer Stammesadel im osterreichischen Raum Verlag Hermann Bohlaus Nachf Graz Wien Koln 1963 RI I n 1442 auf der Website Regesta Imperii Peter Stih Vasko Simoniti Peter Vodopivec A Slowene History Institut za novejso zgodovino Ljubljana 2008 englisch a b c Georg Holzer Altkirchenslawisch Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive PDF auf der Website der Universitat Klagenfurt Hadrian II 867 872 und seine Zeit Memento des Originals vom 18 November 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot 82 135 31 182 auf der Homepage von P Otto Scharpf S J Franz Zagiba Die bairische Slavenmission und ihre Fortsetzung durch Kyrill und Method Jahrbucher fur Geschichte Osteuropas Franz Steiner Verlag Wien 1961 Herwig Wolfram Die Geburt Mitteleuropas Geschichte Osterreichs vor seiner Entstehung Verlag Kremayr amp Scheriau 1987 RI I n 1387 Schenkung Ludwigs des Deutschen an Dominicus auf der Website Regesta Imperii Andras Rona Tas Hungarians and Europe in the Early Middle Ages Central European University Press Budapest 1999 ISBN 963 9116 48 3 Theodor Schieffer Karlmann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 275 f Digitalisat Constantin Jos Jiriċek Geschichte der Bulgaren Textor Verlag Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 938402 11 5 Ferdinand Sisic Geschichte der Kroaten Erster Teil bis 1102 Verlag Matica Hrcatska Zagreb 1917 a b Ignaz Aurelius Fessler Ernst Klein Geschichte von Ungarn Band 1 Brockhaus Verlag Leipzig 1866 S 52ff Homma Prickler Fleischer 1100 Jahre Pinkafeld Eigenverlag Stadtgemeinde Pinkafeld Pinkafeld 1960 a b c d e f Bela Miklos Szoke ANTAEUS 31 32 Communicationes ex Instituto Archaeologico Academiae Scientiarum Hungaricae Budapest 2010 E Benko Die karolingerzeitliche Glockengussgrube von Zalavar Jahrbuch fur Glockenkunde 2005 2006 E Lehmann Von der Kirchenfamilie zur Kathedrale Kunsthistorische Studien Baden Baden 1962 S 21 37 G Bandmann Mittelalterliche Architektur als Bedeutungstrager Berlin 1951 S 173 207 Bela Miklos Szoke Die Beziehungen zwischen dem oberen Donautal und Westungarn in der ersten Halfte des 9 Jahrhunderts Frauentrachtzubehor und Schmuck F Daim Hrsg Awarenforschung Bd 2 Wien 1992 S 841 968 a b A Sos S Bokonyi Die Ausgrabungen Geza Fehers in Zalavar ArchHung Budapest 1963 Bernhard Symanzik Hrsg Studia Philologica Slavica Teilband I Romisch Germanische Kommission des Deutschen Archaologischen Instituts Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 8258 9891 5 Franz Zagiba Die Westslawen und ihre materielle und geistige Kultur im fruhen Mittelalter In Karl Heinz Otto Hrsg II Internationaler Kongress fur Slawische Archaologie Berichte Berlin 1970 Band 1 S 109 117 Historischer Verein fur Steiermark Zeitschrift des Historischen Vereines fur Steiermark Band 93 2002 S 20ff Josip Mal Probleme aus der Fruhgeschichte der Slowenen Verlag Ljubljana Nova Zalozba 1939 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Plattensee Furstentum amp oldid 237678682