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Die Classis Germanica war eine Teilstreitkraft der romischen Kriegsflotte in Germania superior und Germania inferior Sie war neben der Kanalflotte Classis Britannica einer der grossten Marineverbande des Romischen Reiches und rangierte vor allen anderen Provinzflotten Verlauf des Rheins und seiner Nebenflusse Niederrhein Mittelrhein Oberrhein Bodensee Alpen Vorder und HinterrheinDachziegel mit Stempel CLAS S IS aus Novaesium Clemens Sels Museum NeussAltar der Victoria aus dem Flottenkastell Alteburg 1 Halfte des 3 Jahrhunderts n Chr 1 Karte der fossa CorbulonisFragment einer Bronzetafel aus Naaldwijk NL mit der Inschrift CLASSISAVGrabstein des Marinesoldaten L Valerius Verecundus verstorben im aktiven Dienst im Lager Koln Alteburg 2 Romischer Marinesoldat 2 Jahrhundert n Chr Romische TriremeRomische FlussliburneModell vorne und Originalfundstuck hinten rechts eines romischen Lastkahns Plattbodenschiff Prahm vom Typ Zwammerdam 6 aus dem 1 JahrhundertRekonstruktion eines romischen FlussfrachtersModell eines romischen Transportschiffs oraria navis fur den Einsatz auf Flussen und in kustennahen Gewassern Musee de l Arles et de la Provence antiques Rekonstruktion einer Navis lusoria im Museum fur Antike Schifffahrt MainzNachbau des Weinschiffs von NeumagenRekonstruktionsmodell des spatantiken Landeburgus von Ladenburg Die Brucke ist archaologisch nicht nachgewiesen source source source source source source source Die Regina der Nachbau einer Navis lusoria durch die Uni Regensburg bei einer Fahrt auf dem frankischen BrombachseeDie romische Rheinflotte wurde in der Zeit um 13 v Chr aufgestellt Ihre Einheiten waren fur die Uberwachung des gesamten Rheins ab der Einmundung des Vinxtbaches dessen schiffbare Nebenflusse sowie den Kustenstreifen von Zuidersee und der Nordsee im Gebiet des Rhein Maas Schelde Deltas zustandig In weiterer Folge wurden auch die Mundungen rechtsrheinischer Flusse gesichert um so den reibungslosen Transit und Handelsverkehr am Rhein aufrechtzuerhalten Die Zugehorigkeit der Classis Germanica zum niedergermanischen Heer Exercitus Germaniae Inferioris ist durch ein Militardiplom Fundort Niederlande aus der Regierungszeit Trajans bestatigt Es listet neben den dortigen Auxiliartruppen auch die Rheinflotte auf die in veranderter Organisationsform vermutlich bis in das spate 4 Jahrhundert bestand Inhaltsverzeichnis 1 Flottenoperationen 1 1 1 bis 2 Jahrhundert 1 2 3 bis 4 Jahrhundert 2 Offiziere und Mannschaften 3 Schiffstypen 4 Funktion 5 Taktik 6 Flottenstutzpunkte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 Einzelnachweise und AnmerkungenFlottenoperationen BearbeitenDie Geschichte der Rheinflotte beginnt in der Zeit der Germanienkriege ab 13 v Chr Seitdem wurden vom romischen Oberkommando die Legionen und Hilfstruppen am Rhein konzentriert von Anfang an war auch die Flotte in die Feldzuge des romischen Heeres eingebunden In dieser Zeit waren die Einsatze der Rheinflotte noch offensiv gepragt Mit Aufgabe der Expansionsplane in die Stammesgebiete rechts des Rheins durch Tiberius im Jahr 17 n Chr veranderten sich auch die Aufgaben der Classis Germanica 1 bis 2 Jahrhundert Bearbeiten In augusteischer Zeit wurden von den Romern mehrere massive Offensiven in Gang gesetzt Man weiss von mehreren grossangelegten Landungsunternehmen romischer Truppen an der Nordseekuste die eng mit den Vorstossen der Landstreitkrafte koordiniert wurden Drusus fuhrte zu diesem Zweck die Rheinflotte im Zusammenhang mit den Drusus Feldzugen 12 bis 8 v Chr durch einen oder mehrere neu gegrabene Kanale von der Zuidersee in die Nordsee fossa Drusiana 3 Da Friesen und Chauken nur uber primitive Einbaume verfugten konnte er mit seinen weit uberlegenen Kraften ungehindert in die Mundung der Weser Visurgis einlaufen und danach beide Stamme rasch unterwerfen Der Vorstoss des Tiberius an die Elbe Albis im Jahre 5 n Chr wurde mittels einer kombinierten See und Landoperation bewerkstelligt Seine Flotte fuhr den Fluss bis in die Gegend von Lauenburg Elbe flussaufwarts und vereinigte sich dort wieder mit dem Landheer Im gleichen Jahr segelten die Romer noch weiter nach Norden bis zum Gebiet der Kimbern vor Die genaue Route und Endpunkt der Expedition sind unbekannt Gesichert ist dass die Schiffe dabei auch die Herculis Columnae Saulen des Herkules auf Helgoland passierten Wahrscheinlich stiessen sie bis Kap Skagen vor da Plinius der Altere in diesem Zusammenhang von einem Kimbernkap berichtet Die Kimbern siedelten zu dieser Zeit noch im Norden Jutlands Nach der Umrundung des Kaps fand man ein grosses Meer vor das man so der Chronist Velleius Paterculus teils erblickte teils vom Horensagen kannte 4 Die Anwesenheit einer romischen Flotte in diesem Gebiet durfte auch wesentlich dazu beigetragen haben dass sich die germanischen Kustenstamme nach der Niederlage des Varus vorsichtshalber nicht der antiromischen Koalition unter den Cheruskern angeschlossen hatten 15 n Chr drang eine romische Armee unter der Fuhrung des Germanicus erneut in Germanien ein Die Flotte landete beim heutigen Rheine hierfur insgesamt vier Romische Legionen an die anschliessend bis zum Schauplatz der Varusschlacht marschierten um dort unter anderem die Gefallenen zu bestatteten Nach schweren Kampfen mit den germanischen Stammen zogen sie sich wieder zu ihren an der Ems in Warteposition liegenden Schiffen zuruck Nur ein Jahr spater setzte Germanicus eine der grossten amphibischen Unternehmungen der antiken Kriegsgeschichte in Gang Unter dem Befehl seiner Legaten Silius Anteius und Caecina liess er eine neue Flotte von uber tausend Schiffen auf Kiel legen darunter Spezialkonstruktionen wie zum Beispiel Landungsboote mit flachem Boden und Steuerrudern an Heck und Bug Transporter actuariae fur Wurfgeschutze breite Archen fur Kavalleriepferde Bruckenbaumaterial sowie Verpflegung und Ausrustung Mit ihr und einem uber 8000 Mann starken Heer an Bord stach Germanicus im Fruhjahr 16 n Chr wieder in See Germanicus baute die Bataverinsel heute Beveland und Walcheren zu einem befestigten Bruckenkopf aus da sie eine ideale strategische Lage als Ausgangspunkt fur den Feldzug nach Germanien hatte Von der Bataverinsel stiess die Flotte bis zur Mundung der Ems vor wo die Armee beim heutigen Jemgum an Land ging Nach den Kampfen auf der Ebene Idistaviso und am Angrivarierwall zwischen Weser und Steinhuder Meer in der die Stamme der Angrivarier Brukterer und Cherusker besiegt wurden sollte ein Teil des Heeres von der Classis Germanica wieder in ihre Garnisonen zuruckgebracht werden Fast die gesamte Flotte mit den an Bord befindlichen Truppen fiel dabei aber einem schweren Sturm zum Opfer Germanicus selbst strandete im Siedlungsgebiet der Chauken blieb aber unverletzt 5 28 n Chr rebellierten erneut die Friesen gegen die romische Herrschaft Die Rheinflotte brachte ein Expeditionsheer in das Aufstandsgebiet um unter anderem auch den zu diesem Zeitpunkt belagerten befestigten Hafen von Flevum Velsen zu entsetzen Dennoch konnte der Abfall der Friesen nicht verhindert werden und die Romer verloren die Kontrolle uber die Nordseekuste bis zur Rheinmundung 46 bis 47 versuchten die Romer erneut die Friesen zu unterwerfen trotz Einsatz der Flotte konnten sich die Romer jedoch nicht lange behaupten 48 wurde unter dem Legaten Gnaeus Domitius Corbulo ein 27 km langer Kanal fossa Corbulonis zwischen den Mundungen der Oude Maas und des Oude Rijn fertiggestellt Er wurde vor allem fur Truppen und Versorgungstransporte genutzt 68 69 n Chr brach im Zuge des romischen Burgerkrieges Vierkaiserjahr ein Aufstand unter den verbundeten Batavern unter Iulius Civilis aus der sich auf fast alle ubrigen rheingermanischen Stamme ausweitete Alle Kastelle nordlich von Mogontiacum wurden belagert oder zerstort Die Classis Germanica war durch den geringen Wasserstand des Rheins bei ihren Operationen stark eingeschrankt ausserdem erwiesen sich die meisten batavischen Rojer und Auxiliaren als unzuverlassig und desertierten in grosser Zahl zu den Aufstandischen Zu alledem wurde sie auch noch schlecht gefuhrt und konnte dadurch kaum etwas zur Unterstutzung der hart bedrangten Rheinlegionen beitragen 6 Unter den Legionen die nach Niedergermanien entsandt wurden um die Revolte zu zerschlagen fanden sich auch die Legionen I und II Adiutrix die aus Matrosen rekrutiert wurden 7 Ein ganzes Geschwader der Classis Germanica fiel im Jahre 70 durch Verrat in die Hande der Bataver und wurde anschliessend gegen die Romer eingesetzt 8 Als der Oberbefehlshaber der Rheinarmee Quintus Petillius Cerialis durch Einheiten der Classis Britannica die Legio XIIII Gemina zur Verstarkung gegen die Rebellen an Land setzen liess geriet diese in einen Hinterhalt der mit den Batavern verwandten Cananefaten und wurde fast vollig aufgerieben Cerialis eilte zwar von Novaesium aus mit der Classis Germanica zu Hilfe wurde aber wahrend der Nacht von den Batavern uberfallen und busste dabei samtliche seiner Schiffe darunter auch seine Trireme ein 9 Die Verluste konnten jedoch rasch wieder ersetzt werden Mit ihrer neuen Flotte versuchten die Bataver nun Versorgungstransporte der Romer aus Gallien im Rheindelta aufzubringen Im Mundungsgebiet der Maas Mosa stellte sich schliesslich die zahlenmassig zwar unterlegene aber besser ausgebildete Classis Germanica zum Kampf Es kam jedoch nur zu einem kurzen Gefecht Civilis zog sich ans nordliche Rheinufer zuruck und die Romer verwusteten das Siedlungsgebiet der Bataver 10 Der Flotte gelang es nie im Bataveraufstand entscheidende Erfolge zu erringen 89 n Chr meuterten grosse Teile der Rheinarmee gegen Kaiser Domitian Die Classis Germanica stand jedoch loyal zum regierenden Kaiserhaus und bewahrte sich bei der Niederwerfung der Rebellen Ihr wurde dafur der Ehrentitel classis pia fidelis Domitiana verliehen Die Szenen auf der Trajanssaule zeigen dass an den Dakerkriegen 101 bis 106 Trajans auch Flottenverbande beteiligt waren In einer Inschrift wird ein gewisser Manlius Felix als Praefectus classium Pannonicae et Germanicae Admiral der pannonischen und germanischen Flotte genannt Es durfte also beide Flotten in Personalunion kommandiert haben Das Zusammenziehen weit voneinander entfernt stationierter Flotteneinheiten fur Feldzuge war auch in spaterer Zeit noch ublich 11 3 bis 4 Jahrhundert Bearbeiten Nach dem Ende des sogenannten Gallischen Sonderreiches unter Postumus und nach wiederholten schweren Einfallen der Franken ging die Classis Germanica im letzten Drittel des 3 Jahrhunderts n Chr zugrunde Ab dieser Zeit unterhielten die Rheinlegionen ihre eigenen Flottillen milites liburnarii Romische Flusskampfschiffe wurden am Rhein erst wieder im Jahre 280 erwahnt Germanischen Invasoren gelang es dabei mehrere der neuen naves lusoriae in Brand zu stecken 12 298 setzte Constantius I die Rheinflotte gegen die Alamannen ein die sich auf einer Flussinsel festgesetzt hatten 13 Sein Sohn und Nachfolger Konstantin der Grosse modernisierte die Rheinflotte und ersetzte die Liburnen nun ganzlich durch Lusorien Dadurch konnte man nun auch am Oberrhein maritime Operationen durchfuhren 306 liess Konstantin Truppen uber den Rhein setzen und verheerte mit ihnen die Siedlungsgebiete der Brukterer 14 Auch 313 stiess die Rheinflotte wieder in germanisches Gebiet vor 15 355 wurde Julian zum Caesar des Westens ernannt Unter seiner Herrschaft wurde im Zuge der Verteidigungsanstrengungen in der 2 Halfte des 4 Jahrhunderts entlang der Stromgrenze die Rheinflotte wieder aufgewertet Sie wurde fur mehrere Feldzuge und Rheinubergange eingesetzt 356 357 fanden Abwehrkampfe an Rhein und Main statt 16 Im Winter des Jahres 357 358 schlossen Julians Truppen eine grosse Gruppe frankischer Plunderer auf der Maasinsel ein Standig auf und ab patrouillierende Lusorien verhinderten die dauerhafte Bildung einer festen Eisdecke sodass die Franken nicht mehr uber den Fluss entkommen konnten und sich schliesslich nach zwei Monaten Belagerung den Romern ergeben mussten 17 359 wurde ein Geschwader von 40 Schiffen gegen die Alamannen eingesetzt 18 Bis zur Zeit Valentinians I gelang es die Rheinflotte einsatzfahig zu erhalten 19 Damals entstand ein neues Grenzverteidigungskonzept das sich zum grossen Teil auf die Rheinflotte stutzte die nun auf eine Kette von linksrheinischen Stutzpunkten sowie eine grosse Anzahl von stark befestigten Landeburgi aufgeteilt wurde Kriegsschiffe patrouillierten von diesen Stutzpunkten aus fast standig auf dem Rhein Hafen und Kastelle in Speyer Worms und Altrip gebaut und die rechtsrheinischen Landeburgi in Zullestein Mannheim Neckarau und Ladenburg wurden errichtet 20 Dabei kam es offenbar immer wieder zu Zusammenstossen mit germanischen Invasoren wie einige Weihinschriften von der Rheingrenze bezeugen Nach dem Einfall der Vandalen Sueben und Alanen in der Neujahrsnacht von 407 loste sich die Flottenorganisation aber endgultig auf Offiziere und Mannschaften BearbeitenUber die Kommandohierarchie der Rheinflotte ist nur wenig bekannt Den Oberbefehl fuhrte ein praefectus classis aus dem Ritterstand der aber dem Statthalter legatus Augusti pro praetore der jeweiligen Provinz untergeordnet war Als Stabschef und Stellvertreter stand ihm ein Unterprafekt subpraefectus zur Seite Unter den Prafekten rangierte der praepositus classis zu jeder Flotte gehorten meist zwei solcher Offiziere Er ubernahm auch selbststandige Kommandos Auch der spatere nur kurz regierende Kaiser Pertinax 193 diente zuvor in der Classis Germanica als Prafekt Die oben genannten Offiziere verfugten jeweils uber ihren eigenen Stab mit deren Adjutanten Als Flottillenchef wurde ein nauarchus princeps oder nauarchus archigybernes eingesetzt Im 3 Jahrhundert wurde der Rang des Flottentribunen geschaffen tribunus classis der die Aufgaben des ersten Nauarchen ubernahm Spater nannte man ihn auch tribunus liburnarum Tribun der Kriegsschiffe Die Besatzung einer trireme bestand aus den Offizieren trierarchi den Ruderern remiges und eine Zenturie von Marinesoldaten manipulares milites liburnarii Die Mannschaft classiari classici unterteilte sich in zwei Gruppen das nautische Personal und die Marineinfanterie Ihre Dienstzeit betrug 26 Jahre im Gegensatz zu den 20 bis 25 Jahren fur einen Legionar ab dem 3 Jahrhundert 28 Jahre vereinzelt weiss man auch von noch langeren Dienstzeiten Nach ihrer ehrenvollen Entlassung honesta missio wurden sie mit Geld oder Land abgefunden und erhielten in der Regel auch das Burgerrecht zugesprochen wenn sie als peregrini Fremde in die Flotte eingetreten waren Die Heirat war ihnen erst nach Beendigung des aktiven Dienstes gestattet Siehe auch Romische Marine Im l Jahrhundert n Chr kamen ihre Angehorigen noch zum grossen Teil aus den Landern in denen sie ursprunglich ausgehoben worden waren Fur Niedergermanien bedeutete dies dass die Mannschaften meist aus Gallien Spanien und vom Balkan stammten Wie bei ihren Kommandeuren setzte sich ab dem 2 Jahrhundert bei den Auxiliaren ebenfalls das germanisch gallische Element immer mehr durch Nur die Flotte machte hier eine Ausnahme Da der Seedienst bei den romischen Soldaten nicht sehr angesehen war dienten dort vor allem Freigelassene liberti Die Flottensoldaten kamen daher auch noch im 2 und 3 Jahrhundert mehrheitlich aus dem Osten des Reiches Dies war auch in der Classis Germanica der Fall Eine Inschrift aus Koln belegt u a die Anwesenheit von griechischen Flottensoldaten Lucius Octavius Sohn des Lucius aus Elaia Steuermann 58 Jahre alt mit 34 Dienstjahren ist hier bestattet Dionysius Sohn des Plestharches aus Tralles Schreiber setzte das Grabmal fur seine Verdienste 21 In der fruhen Kaiserzeit war die Flotte integraler Bestandteil der romischen Rheinarmee Das bedeutet dass deren Soldaten auch als milites classiari Flotten oder Marinesoldaten eingesetzt wurden 22 Fur die germanischen Provinzen gibt es auch Hinweise auf eigene Flottenabteilungen der Legionen liburnarii so zum Beispiel in Obergermanien Gehoren noch der Anker mit einem Stempel der Legio XVI die in claudischer Zeit in Mainz lag und der Grabstein eines Schiffsbauers der Legio XXII aus dem spaten 1 und fruhen 2 Jahrhundert in die Zeit als die Flusse Rhein und Neckar noch die Reichsgrenze bildeten so gilt das nicht mehr fur zwei Angehorige der Legio XXII die als optiones navaliorum wohl die legionseigene Werft beaufsichtigten Beide gehoren in das spate 2 Jahrhundert als der vordere Limes bereits existierte Gegen die Annahme dass die Legio XXII in dieser Zeit nur Frachtschiffe besass spricht einer ihrer Ziegelstempel aus dem 2 3 Jahrhundert Unter dem Legionsnamen ist eindeutig ein Kriegsschiff zu erkennen Dringend gebraucht wurde die Flottenabteilung der Legio XXII in der Zeit nach 260 n Chr als das rechtsrheinische Gebiet wieder aufgegeben worden war Danach war der Rhein wieder Reichsgrenze Er war am linken Ufer durch die Limeskastelle gut befestigt Auf dem rechten Ufer gab es an der Einmundung der wichtigsten Nebenflusse kleine Vorposten die in manchen Fallen nur per Schiff erreicht werden konnten In diesen sog Landeburgi konnten bis zu funf Lusorien vertaut werden Schiffstypen BearbeitenDie Schiffstypen die man fur die Rheinflotte vermutet waren Frachter Navis actuaria Flosse leichte Wachschiffe sowie einige schwere Kriegsschiffe Sie konnten gerudert als auch gesegelt werden Der am haufigsten vertretene Schiffstyp im 1 und 2 Jahrhundert war die bireme oder liburna Zweireiher die ursprunglich von illyrischen Seeraubern eingesetzt worden war Sie war schnell und uberaus wendig und wie alle antiken Kampfschiffe mit einem Rammsporn am Bug versehen Flussliburnen waren in der Regel etwa 21 Meter lang 3 30 Meter breit und hatten einen Tiefgang von etwa 0 7 Meter Die Besatzung bestand aus 44 Rojern 4 Matrosen und 16 Marineinfanteristen Ausser den Flussliburnen sind auch noch grossere Triremen bekannt die den Liburnen sehr ahnlich waren sich aber durch eine dritte zusatzliche Rojerreihe Dreireiher von diesen unterschieden Frachter und Lastflosse konnten nach Funden aus Alphen Zwammerdam bis zu 30 m lang sein 23 Zahlreiche Wrackfunde am Rhein und am Neuenburger See bezeugen auch die Verwendung von Prahmbooten in romischer Zeit Dies war ein kastenformiges Schiff mit Mast geringen Tiefgang und rampenartigen Enden an beiden Seiten des Rumpfes der eine Nutzlast bis zu 30 t aufnehmen konnte Ruckgrat der spatantiken Provinzflotten waren ab dem 3 Jahrhundert die viel kleineren und wendigen Naves lusoriae die von Uferkastellen und Wachturmen Landeburgi aus operierten Als Transport oder Kampffahrzeuge dienten im fruhen 3 Jahrhundert vermutlich auch solche Schiffe wie es die Grabmalskulptur eines romischen Weinhandlers aus Neumagen darstellt siehe Neumagener Weinschiff 24 Funktion BearbeitenDie Hauptaufgabe der Flussstreitkrafte bestand in der Gewahrleistung der freien Schifffahrt Ihr Uberwachungsgebiet umfasste die Flusse Rhein Schelde Maas sowie deren Nebenflusse weiter die Kustenstreifen an Zuidersee und Nordsee Mit dem Ende der Eroberungsplane fur die rechtsrheinische Germania magna unter Tiberius wandeln sich auch die Aufgaben der Classis Germanica Sie wurde nun vor allem fur tagliche Patrouillenfahrten auf dem Rhein verwendet Einsatze entlang der Nordseekuste verloren immer mehr an Bedeutung Noch wichtiger als der Einsatz bei Feldzugen waren seit der Zeit der Germanienoffensiven des Drusus die logistischen Aufgaben der Rheinflotte Von Xanten Vetera aus wurden die Kastelle an der Lippe Lippia versorgt Diese stark exponierten Lager weisen oft auch befestigte Hafenanlagen auf Auch die Statthalter konnten die Schiffe jederzeit fur ihre Bedurfnisse in Anspruch nehmen Z B wurden die aus den Bruchen des Brohltales im Siebengebirge gewonnenen Steine durch die Flotte transportiert Auch Lebensmittel wie Getreide und Wein die auf dem Landweg nur muhsam fortbewegt werden konnten wurden befordert Taktik BearbeitenMit dem Beginn der Regierungszeit der Flavier im letzten Drittel des 1 Jahrhunderts hatte sich die Situation an der Rheingrenze wieder weitgehend stabilisiert Die Angehorigen der Flotte besorgten nun neben dem Flusspatrouillendienst vor allem die Gewinnung und den Transport von Baumaterial da die Frachtkosten auf dem Wasserweg viel geringer waren als auf dem Landweg rund ein 1 6 der Strassentarife 25 Dies bezeugen vor allem zahlreiche aufgefundene Ziegelstempel die bis in die Regionen der heutigen Niederlande gefunden wurden und auch einige Weiheinschriften aus den Steinbruchen im Brohltal und Siebengebirge Uberliefert ist weiter eine dem Wohl des Kaisers Antoninus Pius gewidmete Weihinschrift heute im Rheinischen Landesmuseum Bonn auf der von einem Baumaterialtransport mittels Lastschiffen der Classis Germanica zum Bau des Forums von Xanten Colonia Ulpia Traiana berichtet wird 26 Spatestens in den 270er Jahren loste sich die Classis Germanica alter Pragung auf Ihr Operationsgebiet war bis dahin weitgehend auf den Niederrhein beschrankt gewesen Mit der zunehmenden Bedrohung der Flusse Rhein und Donau nach Aufgabe der rechtsrheinischen Gebiete Agri decumates wandelte sich jedoch die strategische Lage Eine Konzentration der Flotte auf wenige zentrale Punkte war nun nicht mehr sinnvoll Aufgrund der neuen politischen Realitaten am Rhein mussten nun weite Abschnitte des Stromes aber auch die Mundungen der aus dem Barbaricum zufliessenden Gewasser strenger und luckenloser uberwacht werden Im Gegensatz zu Hoch und Mittelrhein machte der verschlungene Lauf des Oberrheins und seine dichten Flussauen eine effiziente Uberwachung durch Kastelle unmoglich Nur durch standige militarische Prasenz auf dem Fluss und an seinen Ufern liessen sich diese neuen Herausforderungen bewaltigen Das neue erfolgversprechende Konzept fur den Grenzschutz am Rhein war daher eine dezentrale Vorwartsverteidigung Durch die Aufgabe der Doktrin der zentralen Massierung der Flotte und ihre Verteilung auf kleinere Kastelle und Burgi konnten im Bedarfsfall innerhalb weniger Stunden zahlreiche Einheiten an Brennpunkten der Grenze zusammengezogen werden Auch waren im Notfall die benachbarten Kastelle oder Wachturme rasch zu alarmieren Dies war am besten mit der kleineren und beweglicheren navis Lusoria zu bewerkstelligen mit der man auch den potentiellen Eindringlingen entweder gleich auf dem Rheinstrom oder in amphibischen Operationen zusammen mit dem Landheer entgegentreten konnte 27 Der tagliche Aktionsradius der damaligen Flusskampfschiffe betrug bis zu 15 km Auch die Distanz zwischen den Kastellen bzw Landeburgi lag im Durchschnitt zwischen 15 und 30 km Flussabwarts fahrend konnte eine Lusoria den nachstgelegenen Stutzpunkt in ca 75 150 Min erreicht haben flussaufwarts mussten dafur etwa 2 4 Stunden veranschlagt werden 28 Bei reibungsloser Nachrichtenubermittlung und einer Mindestausstattung von drei Schiffen pro Stutzpunkt war es dem Oberkommando moglich binnen weniger Stunden zumindest vier Patrouillenboote an gefahrdeten Ubergangen in Stellung zu bringen und so gleich zu Beginn der Schlacht bis zu 100 liburnarii in den Kampf zu werfen Es war daher gut moglich dass die Angreifer schon kurz nach ihrem Auftauchen am Rheinufer vom romischen Grenzschutz unter wirksamen Beschuss genommen werden konnten Aufgrund der Uberlegenheit ihrer Lusorien waren die Limitanei unter gunstigen Umstanden in der Lage sich auch zahlenmassig weit uberlegenen Barbarenverbanden zu stellen Die Germanenstamme am Rhein konnten den hochentwickelten romischen Flusskampfschiffen nichts annahernd gleichwertiges entgegensetzen Den romischen Lusorien war es aufgrund ihrer Flachbodenbauweise auch moglich zum Beispiel im Zuge einer bewaffneten Aufklarungsmission weit in die aus dem Barbaricum kommenden Gewasser vorzudringen Diese Zuflusse wurden von den Germanen gerne als Bereitstellungsraume fur ihre Uberraschungsangriffe auf romisches Gebiet verwendet Die Erkenntnisse aus dieser Art maritimen Fruhwarnsystems wurden von den romischen Befehlshabern sicher hoch geschatzt Ein weiterer Schutz waren die damals weitverzweigten stellenweise fast undurchdringlichen und sumpfigen Auenlandschaften des Oberrheins 29 sowie das Vorhandensein zahlreicher maandernder Nebenarme die eine Annaherung an die Grenzzone ebenfalls erheblich erschwerten 30 Hatten die Invasoren aber dennoch alle Schwierigkeiten uberwunden so bestand immer noch die Chance sie spatestens wieder am Rhein bei der Ruckkehr von ihren Plunderungszugen abzufangen ihnen die Beute abzunehmen um sie danach wieder unter den an den Kampfen beteiligten Grenzsoldaten zu verteilen siehe dazu auch Hortfund von Neupotz Flottenstutzpunkte BearbeitenDas Hauptquartier der Classis Germanica befand sich zuerst in Vetera Xanten spater im Kastell Koln Alteburg Die Metropole Niedergermaniens die Colonia Claudia Ara Agrippinensium CCAA war Hauptstadt der Provinz bedeutendes Wirtschaftszentrum und besass als Handelsplatz eine grosse uberregionale Bedeutung Der Rhein wiederum diente als wichtigster Verkehrsweg fur den Abtransport der in Koln erzeugten Guter aber auch fur den Import von Waren aus anderen Provinzen Spatantike Stutzpunkte sind fur Mainz Straubing Speyer und Passau erwiesen 31 Nach der Schlacht bei Mursa 351 n Chr wurde der Kriegshafen in Mainz Mogontiacum massiv ausgebaut und eine der wichtigsten Stutzpunkt der Rheinflotte Die Hauptnutzung des Kriegshafens in Mainz Hafenmolen in Dimesser Ort Ingelheimer Aue und am Brand sowie an der Neutorstrasse Dagobertstrasse Reste von Uferbefestigungen und einer Werft erfolgte in der zweiten Halfte des 3 und im 4 Jahrhundert als der Rhein zur Grenze der Germania prima wurde Die im ersten Drittel des 4 Jahrhunderts neu organisierte Rheinflotte konnte ihre Kampfkraft auch nur deshalb voll entfalten da das Rheinufer besonders am Mittelabschnitt in regelmassigen Abstanden mit Kastellen als Versorgungsstutzpunkte und sichere Hafen besetzt war Ein wirkungsvoller Einsatz der Rheinflotte ware ohne diese Lager kaum vorstellbar gewesen Man nimmt an dass die spatantiken linksrheinischen Befestigungsanlagen zwischen Bingen und Bonn wahrend der Regierungszeit von Konstantins Sohnen ca 320 350 nach einem einheitlichen Plan erbaut worden sind 32 Antiker Name Nachstgelegener OrtVetera Xanten Hauptstutzpunkt bis 50 Colonia Claudia Agrippinensium Flottenkastell Alteburg Hauptquartier navalia seit 50 Aliso Haltern an der Lippe Antunnacum AndernachArgentoratum StrassburgBingium BingenBonna BonnConfluentes KoblenzLugdunum Batavorum Katwijk Brittenburg an der Rheinmundung NL Mogontiacum MainzNigrum Pullum bei Zwammerdam NLunbekannt Rumpst an der Rupel Bunbekannt Stutzpunkt a d Rur nahe Julichunbekannt Stutzpunkt bei Jemgum a d EmsNovaesium NeussNoviomagus Batavorum NijmegenNoviomagus Nemetum SpeyerPraetorium Aggripinae Valkenburg Zuid Holland Traiectum UtrechtSiehe auch BearbeitenMainzer Romerschiffe Romische Marine Classis Britannica Classis PannonicaLiteratur BearbeitenRudolf Aaskamp Christoph Schafer Hrsg Projekt Romerschiff Kohlers Verlagsgesellschaft Hamburg 2008 ISBN 978 3 7822 0977 9 Jos Bazelmans Esther Jansma Der Schiffsfund von De Meern Niederlande In Antike Welt 36 2005 S 23 29 Tilmann Bechert Germania Inferior eine Provinz an der Nordgrenze des Romischen Reiches Orbis Provinciarum Zaberns Bildbande der Archaologie Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 2400 7 S 41f Ronald Bockius Schifffahrt und Schiffbau in der Antike Stuttgart 2007 bes S 50 ff Sonderheft der Zeitschrift Archaologie in Deutschland 2007 Ronald Bockius Dietwulf Baatz Vegetius und die romische Flotte Romisch Germanisches Zentralmuseum Forschungsinstitut fur Vor und Fruhgeschichte Monographien Band 39 Habelt Bonn 1997 ISBN 3 88467 038 7 Karl Christ Geschichte der romischen Kaiserzeit von Augustus bis zu Konstantin C H Beck Munchen 1995 ISBN 3 406 36316 4 S 418 Thomas Fischer Maureen Carroll Archaologische Ausgrabungen 1995 96 im Standlager der romischen Flotte Classis Germanica in Koln Marienburg In Kolner Jahrbuch 32 Berlin 1999 S 519 568 Thomas Fischer Neuere Forschungen zum romischen Flottenlager Koln Alteburg In Thomas Grunewald Hrsg Germania inferior Besiedlung Gesellschaft und Wirtschaft an der Grenze der romisch germanischen Welt Beitrage des deutsch niederlandischen Kolloquiums im Regionalmuseum Xanten 21 24 September 1999 Reallexikon der germanischen Altertumskunde Erganzungsband 28 de Gruyter Berlin 2001 S 547 564 Thomas Fischer Flotten In ders Hrsg Die romischen Provinzen Eine Einfuhrung in ihre Archaologie Theiss Stuttgart 2001 S 109 110 Olaf Hockmann Romische Schiffsverbande auf dem Ober und Mittelrhein und die Verteidigung der Rheingrenze in der Spatantike In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 33 1986 S 369 416 Olaf Hockmann Schiffahrt zwischen Alpen und Nordmeer In Ludwig Wamser Hrsg Die Romer zwischen Alpen und Nordmeer Zivilisatorisches Erbe einer europaischen Militarmacht Kataloghandbuch zur Landesausstellung des Freistaates Bayern Rosenheim 2000 Mainz 2000 S 264 267 Heinrich Clemens Konen Classis Germanica Die romische Rheinflotte im 1 3 Jahrhundert n Chr Pharos 15 St Katharinen 2000 ISBN 3 89590 106 7 Barbara Pferdehirt Das Museum fur antike Schifffahrt I Romisch Germanisches Zentralmuseum Mainz 1995 ISBN 3 88467 033 6 Barbara Pferdehirt Die romische Flotte im Dienst Der grosste Fundkomplex spatantiker Schiffe jenseits der Alpen wurde in Mainz geborgen In Antike Welt 36 2005 S 8 16 Georg Alexander Rost Vom Seewesen und Seehandel in der Antike eine Studie aus maritim militarischer Sicht Gruner Amsterdam 1968 Gerd Rupprecht Die Mainzer Romerschiffe Berichte uber Entdeckung Ausgrabung und Bergung Krach Mainz 19822 ISBN 3 87439 078 0 Christoph Schafer Lusoria ein Romerschiff im Experiment Koehlers Verlagsgesellschaft Hamburg 2008 ISBN 978 3 7822 0976 2 Hans D L Viereck Die Romische Flotte Classis Romana Kohlers Verlagsgesellschaft Hamburg 1996 ISBN 3 930656 33 7 Berndmark Heukemes Der spatromische Burgus von Lopodunum Ladenburg am Neckar Vorbericht der Untersuchung von 1979 Festschrift fur Hartwig Zurn 1981 Johannes Prammer Landen Hafenanlagen und Hafenprojekte in Straubing Zweckverband Industriegebiet mit Donauhafen Straubing Sand 1996 Johannes Prammer Gaubodenmuseum Straubing Abteilung Vorgeschichte Straubing 1987 Raffaele D Amato Graham Sumner Imperial Roman Naval Forces 31 BC AD 500 Men at Arms 451 Osprey Publishing Oxford 2009 ISBN 978 1 84603 317 9 Sigrid und Hans Helmut Wegner Burgi In Dies Der Rhein in der Antike PZ Information 20 1999 Hrsg v Padagogisches Zentrum Rheinland Pfalz Bad Kreuznach 1999 S 124 ff PDF Weblinks BearbeitenThomas Fischer Die romische Flotte in GermanienEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten CIL 13 8252 CIL 13 12061 Florus 2 30 Velleius Paterculus 2 106 Tacitus Annalen 2 9 24 Tacitus Historiae 4 14 ff Raffaele D Amato Graham Sumner 2009 S 7 Tacitus Historiae 4 16 17 Tacitus Historiae 4 79 Tacitus Historiae 5 23 CIL 3 726 Historia Augusta Bonos 15 Panegyricus 6 6 Panegyricus 6 13 Panegyricus 12 22 Ammianus Marcellinus 16 11 12 und 17 1 Ammianus Marcellinus 17 2 Ammianus Marcellinus 18 2 Heukemes 1981 Baatz Bockius 1997 Hockmann 1986 S 403 f CIL 13 8323 Raffaele D Amato Graham Sumner 2009 S 7 Tilmann Bechert 2007 S 42 Viereck 1996 S 87 88 Cato de agri cultura 22 3 CIL 13 8036 Christoph Schafer 2008 S 90 Bockius 2006 Hockmann 1986 S 415 Bockius 2006 S 212 Prammer 1987a ders 1996 Olaf Hockmann 1986 S 369 416 Romische Provinzflotten Classis Britannica Classis Germanica Classis Pannonica Classis Moesica Classis Pontica Classis Seleucena Classis Mauretanica Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Classis Germanica amp oldid 236489522