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Der Altar der Victoria war ein zu Ehren der romischen Siegesgottin gestiftetes Weihgeschenk das im 3 Jahrhundert in der Nahe des sudlich der damaligen Stadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium des heutigen Koln gelegenen Gelandes des Flottenkastells Alteburg errichtet worden war 1 Altarstein der romischen Siegesgottin Victoria 1 Halfte des 3 Jahrhunderts n Chr CIL 13 08252Inhaltsverzeichnis 1 Religioses Umfeld des Altars 2 Ursprunglicher Standort des Weihesteines 3 Beschreibung 4 Geschichte des Altarsteins seit der Renaissance 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseReligioses Umfeld des Altars BearbeitenDie Romer fanden bei der Besetzung der niederrheinischen Region der Germania inferior ein erschlossenes landlich besiedeltes Gebiet vor Die folgende Einbindung in das Romische Reich brachte der einheimischen Bevolkerung rasche Veranderungen die sich auf fast alle Bereiche des Lebens auswirkten Die bis dahin verehrten Gottheiten behielten vorerst neben denen der romischen Mythologie die in der Victoria die vergottlichte Personifikation des Sieges die Schutzgottin des romischen Kaisers und jungfrauliche Huterin des Reiches manifestiert sah fur die einheimische Bevolkerung ihren kultischen Wert Ursprunglicher Standort des Weihesteines BearbeitenSchon fruh waren im Vorfeld grosser Stadte die Vici genannten kleineren Ansiedlungen entstanden Diese Vici bildeten sich an den wichtigen Kreuzungen und Flussubergangen der von den romischen Eroberern erbauten Fern und Heerstrassen zumeist jedoch als Vorstadte der Militarlager in denen die der Armee folgenden Zivilisten lebten Man bezeichnet diese Art Ansiedlungen als Canabae legionis oder auch als Kastellvici abhangig davon ob sie sich neben einem Legionslager oder einem Hilfstruppenkastell befanden so auch etwa drei Kilometer ausserhalb der Provinzhauptstadt Niedergermaniens der CCAA wo die Romer auf einer hochwassersicheren Anhohe am Rheinufer einen Stutzpunkt der kaiserlichen Flotte Classis Germanica errichtet hatten Der dem Flottenkastell vorgelagerte Vicus war im Vergleich zu anderen die grosste dieser Ansiedlungen gefolgt von dem am umfassendsten erforschten Vicus Bonn und dem kleinsten dem Vicus Xanten 2 Aus diesem Gelande die Quelle verwendet als Angabe des Fundortes die Wendung bei dem romischen Flottenlager stammt der in die 1 Halfte des 3 Jahrhunderts datierte zu Ehren der Siegesgottin Victoria errichtete Altar 1 Seitenansichten des Altars nbsp Gesamtansicht links nbsp Rechts oben nbsp Rechts unten nbsp Symbolhafte DelphineBeschreibung BearbeitenDer 220 cm hohe und annahernd im Quadrat 74 cm breite Altarstein ist aufgrund seiner schlanken Form und seiner allseitig eingearbeiteten Reliefs seiner Kerbschrift und Ornamentik im Rheinland einzigartig Er wurde wohl als Dank fur die Erfullung einer Bitte gestiftet und war moglicherweise die Auftragsarbeit eines hochrangigen Angehorigen des Stutzpunktes der sie durch einen von Ort zu Ort ziehenden Steinmetzen schaffen liess Auftraggeber und Handwerker sind unbekannt Die Inschrift auf der Frontseite des Steines lautet Deae Victoriae sacrum der Gottin Victoria heilig 3 Uber der Inschrift ist ein von zwei kleinen Delphinen eingefasster Stierkopf abgebildet Die Wahl der Bildmotive lasst auf einen Angehorigen der Flotte schliessen der einen Sieg des Kaisers oder der Flotte zum Anlass nahm der Gottin einen Altar zu stiften Auch die Ruckseite des Altars gibt zwei grossere Delphine wieder die einen kleineren beschutzend begleiten Es wurde vermutet dass die grosseren Delphine die kaiserliche Flotte symbolisieren die die Rheinflotte beschutzt 4 Auf der Altarruckseite ist weiterhin ein Stier mit einem sich neigenden Baum abgebildet wahrend auf den Seiten in je zwei Bildfeldern Opfergegenstande und Personen im Relief dargestellt werden Zu erkennen sind in einem der oberen Felder eine Opferaxt bipennis und ein Opfermesser secespita darunter sieht man einen Opferdiener popa victimarius mit Tunika und Sandalen bekleidet der in jeder Hand eins der Instrumente halt Auf der gegenuberliegenden Seite sind im oberen Feld Geratschaften fur eine Libation mit Spendenkanne und Spendenschale patera oder simpulum dargestellt darunter wieder ein Opferdiener der beide Gegenstande in Handen halt 5 Gerahmt werden die Seiten des Altars von einem lesbischen Kymation wahrend die Front von einem aus Wein oder Efeublattern gebildeten Laufenden Hund gefasst wird Geschichte des Altarsteins seit der Renaissance Bearbeiten nbsp Detailzeichnungen von Mercator als antiquitates Coloniae bezeichnet umranden den Kolner Stadtplan Teile der Bildwerke des Altars wurden von Mercator irrtumlich spiegelverkehrt abgedruckt das M von SACRUM wurde durch einen Auslassungsstrich ersetztZu den konfessionellen gesellschaftlichen und kulturellen Veranderungen der Renaissance gehorte auch ein wiederentdecktes Interesse an der antiken Kunst Auf diese richtete ihre Aufmerksamkeit auch die aus Burgund stammende Familie des Juwelenhandlers Haquene a y die seit dem 15 Jahrhundert in Koln ansassig war Die Bruder Nikasius 1518 und Georg 1523 standen in Diensten der Habsburger Dynastie unter Kaiser Maximilian Sie wurden 1498 in den Reichsritterstand erhoben und 1502 zu Pfalzgrafen ernannt In der von Nicasius angelegten Sammlung Kolner Altertumer befand sich auch der Altar der Victoria der mit der kompletten Sammlung als Erbe an seine Nichte Elisabeth ging die 1540 die Frau des Constantin von Lyskirchen geworden war 6 Die sorgsam gehorteten Altertumer zumeist Fundstucke der kolnischen Romerzeit zeigten das schon zu dieser Zeit vorhandene Bestreben einzelner Personlichkeiten der Nachwelt ganz in der Art des spateren Kunstsammlers Ferdinand Franz Wallraf Zeugnisse der stadtischen Geschichte durch Sammlungen zu erhalten Schon 1570 wurden die Sammlungen Lyskirchens und anderer Kolner Sammler als Auftragsarbeit des Rates dokumentiert durch den Kupferstecher Arnold Mercator der seine Kolner Stadtansicht von 1570 ausser mit dem Altar der Victoria auch mit etlichen weiteren der antiken Sammlerstucke illustrierte Von der Familie Lyskirchen ging der Victoria Altar in den Besitz des Grafen Manderscheid Blankenheim auf Schloss Blankenheim uber Von dort gelangte er 1806 nach Bemuhungen Wallrafs an dessen Sammlerfreund Franz Pick nach Bonn der ihn mit der Auflage ihn am Remigiusplatz aufzustellen im Jahr 1809 der Stadt schenkte 7 Spater gelangte er in die Sammlung des Vorgangerinstituts des heutigen Rheinischen Landesmuseums Bonn wo er bis jetzt seinen Platz findet 1 Literatur BearbeitenHartmut Galsterer Brigitte Galsterer Die romischen Steininschriften aus Koln IKoln Zabern Mainz 2010 ISBN 978 3 8053 4229 2 S 186 187 Nr 208 Peter Noelke Entdeckung der Geschichte Arnold Mercators Stadtansicht von Koln In Lothar Altringer Guido von Buren Georg Molich Hrsg Renaissance am Rhein Katalog zur Ausstellung im LVR Landesmuseum Bonn 16 September 2010 bis 6 Februar 2011 Hatje Cantz Ostfildern ISBN 978 3 7757 2707 5 Weblinks BearbeitenWeihaltar fur Victoria in der archaologischen Datenbank Arachne Epigraphische Datenbank HeidelbergEinzelnachweise Bearbeiten a b c Peter Noelke Entdeckung der Geschichte Arnold Mercators Stadtansicht von Koln S 257 Jeanne Nora Andrikopoulou Strack Cornelius Ulbert und Gary White Romische Vici im Rheinland In Thomas Otten Hansgerd Hellenkemper Jurgen Kunow Michael Rind Fundgeschichten Archaologie in Nordrhein Westfalen Begleitbuch zur Landesausstellung NRW 2010 Romisch Germanisches Museum Koln 2010 ISBN 978 3 8053 4236 0 S 147 ff CIL 13 8252 Informationen am Objekt der Ausstellung des Rheinischen Landesmuseums Bonn Laurenz Lersch Centralmuseum rheinlandischer Inschriften I Coln T Habicht Bonn 1839 S 21 23 Inschrift 19 Google Books online Ulrich S Soenius Jurgen Wilhelm Hrsg Kolner Personen Lexikon Greven Koln 2007 ISBN 978 3774304000 S 214 215 Nach Lersch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altar der Victoria Koln amp oldid 216622443