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Das Flottenkastell Alteburg war ein romisches Militarlager auf dem Gebiet des heutigen Koln Marienburg das als Hauptquartier der Classis Germanica der romischen Rhein Flotte diente Flottenkastell AlteburgLimes Niedergermanischer LimesDatierung Belegung A augusteiisch tiberischB claudisch bis 2 Halfte 3 Jh Typ A VexillationskastellB FlottenkastellEinheit A Vexillationes derLegio XX Valeria Victrix 1 B Classis Germanica 2 Grosse A rund 12 haB 6 bis 7 haBauweise A Holz Erde LagerB a Holz Erde LagerB b SteinkastellErhaltungszustand uberbautOrt Koln MarienburgGeographische Lage 50 54 17 N 6 58 36 O 50 904722222222 6 9766666666667 52 Koordinaten 50 54 17 N 6 58 36 OHohe 52 m u NHNVorhergehend Romerlager apud aram Ubiorum nordwestlich Anschliessend Romerlager Wesseling sudlich Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Forschungsgeschichte 2 Historischer Hintergrund 3 Archaologische Befunde und Geschichte 3 1 Grundriss und Umwehrung 3 2 Innenbebauung und handwerkliche Aktivitaten der Truppe 3 3 Vicus und Graberfelder 3 4 Ende der Garnison 4 Trivia 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage und Forschungsgeschichte BearbeitenDas Kastellareal befindet sich im heutigen siedlungsgeographischen Bild im ostlichen Bereich des Kolner Stadtteils Marienburg nahe dem Rhein in der dicht bebauten Flur Alteburg Seine ungefahre Lage wird vom Verlauf der Strassen Unter den Ulmen im Westen Bayenthalgurtel im Norden An der Alteburger Muhle im Osten und Auf dem Romerberg im Suden umrissen 3 Topographisch liegt es auf einer rund 16 Hektar grossen Flussterrasse etwa acht Meter oberhalb der Rheinaue und damit sicher gegen Hochwasser geschutzt In antiker Zeit befand sich das Flottenkastell knapp dreieinhalb Kilometer sudlich der Colonia Claudia Ara Agrippinensium bzw viereinhalb Kilometer sudlich des Legionslagers apud aram Ubiorum beide im Innenstadtbereich des heutigen Koln 4 Der romische lateinische Name des Flottenlagers ist nicht bekannt Grossere Grabungen wurden 1926 bis 1927 unter der Leitung von Fritz Fremersdorf durchgefuhrt weitere Untersuchungen 1995 96 und 1998 durch das Romisch Germanische Museum Koln und die Universitat zu Koln unter der Leitung von Thomas Fischer Historischer Hintergrund BearbeitenSchon seit Beginn der augusteischen Germanenfeldzuge ab etwa 12 v u Z gehorten Marineeinheiten zum romischen Truppenkontingent Dabei handelte es sich jedoch noch nicht um taktisch selbstandige organisierte Flotten sondern um je nach strategischer oder taktischer Notwendigkeit improvisiert aufgestellte Einheiten die den jeweiligen Legionen untergeordnet waren Ihre Aufgaben bestanden einerseits in der Unterstutzung der offensiven Operationen des Heeres beispielsweise bei Landungen in Kustengebieten andererseits in der Aufrechterhaltung des Nachschubs Fur diese zweite logistische Aufgabe war Vetera der Basishafen da von dort aus die Militarlager entlang der Lippe versorgt werden konnten Mit dem Wandel der romischen Germanienpolitik unter Tiberius im Jahre 16 u Z fielen diese Funktionen weg Die Schiffe wurden nunmehr zu Patrouillenfahrten auf dem Rhein und zum Transport von Baumaterialien eingesetzt Hierzu aber war der Standort Vetera fur die inzwischen gut organisierte Flotte nicht mehr zwingend notwendig so dass um die Mitte des ersten Jahrhunderts ein Umzug des nunmehr erstmals als Classis Germanica greifbaren Flottenverbandes 2 in den Kolner Raum erfolgen konnte 5 Archaologische Befunde und Geschichte Bearbeiten nbsp Grabstein des L Valerius Verecundus verstorben im aktiven Dienst im Flottenlager Koln Alteburg 6 Bereits im fruhen ersten Jahrhundert unmittelbar nach der Varusschlacht bis zum Ende der tiberischen Zeit waren Legionsvexillationen vermutlich der Legio XX Valeria Victrix in Alteburg stationiert gewesen 1 die dort ein rund zwolf Hektar grosses Lager errichtet hatten 7 Auf dem Platz des Militarlagers dieser Einheiten wurde in spatclaudischer Zeit etwa um die Mitte des Jahrhunderts das sechs bis sieben Hektar grosse Flottenkastell errichtet das zum Hauptquartier der niedergermanischen Flotte werden sollte Mit seiner Grundflache durfte es Platz fur mehr als 1 000 Mann geboten haben In der ersten Bauphasen war es ein reines Holz Erde Lager mit Innenbauten aus Lehmfachwerk Zwischen 90 und spatestens 100 wurde die Umwehrung im zweiten Jahrhundert auch die Innenbebauung in Steinbauweise ausgefuhrt 5 Grundriss und Umwehrung Bearbeiten Der Grundriss des Lagers entsprach nicht dem typischen Spielkartenschema sondern passte sich insbesondere an seinen westlichen und sudlichen Seiten den topographischen Gegebenheiten an so dass sich eine polygonale Form ergab In ihrer Holzbauphase bestand die Umwehrung aus einer Holz Erde Mauer mit einem vorgelagerten Spitzgraben die jedoch auf der ostlichen dem Rhein zugewandten Seite fehlte Dort fiel das Gelande jah zum Fluss hin ab Es wird daher davon ausgegangen dass die dort befindlichen Hafenanlagen mit in das Kastell eingebunden waren so dass der Rhein selber als Annaherungshindernis in die Sicherung des Lagers integriert war Die spater errichtete Steinmauer mit ihrem vorgelagerten 5 6 m breiten und 2 7 m tiefen Spitzgraben hingegen umfasste das Lager auf allen Seiten 5 Die Mauer besass eine Machtigkeit von knapp einem Meter und bestand aus Opus caementicium der zwischen zwei Schalen aus Grauwackesteinen schichtenweise aufgetragen worden war 3 Das Nord und das Westtor konnten identifiziert werden wobei es am Nordtor gelang sowohl die Holz als auch die Steinbauphase des Kastells nachzuweisen Das Tor besass keine flankierende Turme der Durchlass wurde durch zwei nach innen gezogene Zungenmauern gebildet Mindestens ein weiteres Tor an der Rheinseite wird aus praktischen Grunden direkter Zugang zum dort befindlichen Hafen fur die Steinbauphase angenommen ist aber bislang nicht archaologisch belegt Auch vom Hafen selbst weiss man derzeit noch wenig er konnte bislang nur durch eine mittels Bohrungen ermittelte Planierschicht im Bereich des heutigen Oberlander Ufers nachgewiesen werden ob er an seinen nordlichen und sudlichen Enden mit einer Mauer abgesichert war wird noch diskutiert 4 Innenbebauung und handwerkliche Aktivitaten der Truppe Bearbeiten Insbesondere durch die jungeren Ausgrabungen unter Thomas Fischer konnten im Lagerinneren bis zu elf Bauphasen zwischen den Jahren 9 und 270 differenziert werden Fur die fruhe Zeit der Legionsvexillationen lassen sich kaum Spuren ausmachen die auf eine geordnete Struktur mit festen Bauten hinweisen wurden Mit der Belegung des Garnisonsplatzes durch die Classis Germanica andert sich dies deutlich Ab der Mitte des ersten Jahrhunderts liessen sich die typischen langrechteckigen Kasernenbauten mit ihren Contubernia nachweisen Diese bestanden anfanglich aus Holzgebauden mit Fussboden aus Stampflehm wurden aber ab der fruhhadrianischen Zeit durch Fachwerkgebaude ersetzt die auf steinernen Fundamenten ruhten und uber Estrichfussboden verfugten Vor den Baracken verlief eine zwei Meter breite Veranda zwischen ihnen eine etwa vier Meter breite geschotterte Strasse Einzigartig war die Ausstattung der Baracken die ausweislich des Fundmaterials mit einer aufwendigen Innenbemalung versehen waren wie man sie zwar vereinzelt von Offiziersunterkunften her kannte die jedoch noch nie zuvor in Mannschaftsbaracken angetroffen worden war Aussergewohnlich war auch das umfangreiche Fundmaterial aus dem Kastellinneren das fur eine vielfaltige handwerkliche Tatigkeit innerhalb des Lagers sprach Ausweislich der Funde wurden dort Buntmetalle gegossen und Fibeln hergestellt Geradezu exotisch fur soldatische Tatigkeiten mutet die ebenfalls nachgewiesene Produktion von Haarnadeln und so genannten Melonenperlen an Singular war der Fund von grossen Webgewichten welche die Existenz entsprechender Wegstuhle belegen und auf eine Spezialfertigkeit der Flotte weisen die sich bei Infanteristen naturgemass nicht findet die der Segelherstellung Dies deckt sich mit dem Fund zweier Grabsteine 8 auf denen velarii Segelmacher erwahnt sind 5 Durch geophysikalische Prospektionsmethoden konnte im Jahr 2016 auf einer Grundstucksparzelle im Zentrum des Kastells ein langrechteckiges Grossgebaude mit einer Breite von ungefahr 26 Metern und einer Lange von mindestens 40 Metern ermittelt werden was einer bebauten Flache von mehr als 1 040 m entspricht Die Anomalien im Magnetogramm sprechen fur eine massive steinerne Fundamentierung womit das Gebaude der Steinbauphase des Kastells zuzuweisen ware Aufgrund seiner zentralen Lage seiner Grosse und seiner Ausrichtung zum Rhein hin wird es als Principia Stabsgebaude des Kastells angesprochen 4 Vicus und Graberfelder Bearbeiten Wie alle romischen Garnisonsorte mit langerem Bestand war auch das Flottenkastell Alteburg von einem Vicus umgeben einer Zivilsiedlung in der sich Veteranen Angehorige von Soldaten Handler Handwerker Prostituierte Schankwirte und andere Dienstleister niederliessen Der Vicus von Alteburg umgab das Lager auf allen drei dem Rhein abgewandten Seiten wo sich Reste der typischen Streifenhausbesiedlung feststellen liessen Im Vicusbereich identifizierte Topferofen sprechen fur eine rege handwerkliche Produktion Vor dem Westtor lag eine Mansio eine Raststatte fur Reisende und hauptsachlich an der nordlichen Ausfallstrasse zur CCAA hin fanden sich die Graberfelder 5 Ende der Garnison Bearbeiten Sein Ende erfuhr das Flottenlager um die Mitte der zweiten Halfte des dritten Jahrhunderts In dieser Zeit brechen die Funde von Ziegelstempeln Inschriften und allen anderen der Classis Germanica zuzuordnenden Funde ab Eine unsichere und umstrittene spatantike Quelle die Historia Augusta schreibt von einem gewaltsamen Ende infolge eines Angriffs der Franken Dies kann jedoch bislang archaologisch nicht belegt werden so dass vorlaufig offen bleiben muss ob das Lager planmassig geraumt oder gewaltsam zerstort wurde 5 Trivia BearbeitenEnde des 18 Jahrhunderts wurde auf dem Gelande des Kastells die bis heute erhalten gebliebene Alteburger Muhle An der Alteburger Muhle 6 errichtet Literatur BearbeitenAntje Duerkop et al Datierende Funde aus den Ausgrabungen des Jahres 1998 im Flottenlager Alteburg in Koln In Kolner Jahrbuch 36 2003 S 637 658 Antje Duerkop Pia Eschbaumer Die Terra Sigillata im romischen Flottenlager an der Alteburg in Koln Das Fundmaterial der Ausgrabung 1998 Leidorf Rahden 2007 ISBN 3 89646 137 0 Kolner Studien zur Archaologie der romischen Provinzen Band 9 Antje Duerkop Terra Sigillata Stempel aus dem Flottenlager Koln Marienburg Alteburg Universitatsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt 2009 Thomas Fischer Neuere Forschungen zum romischen Flottenlager Koln Alteburg In Thomas Grunewald Hrsg Germania inferior Besiedlung Gesellschaft und Wirtschaft an der Grenze der romisch germanischen Welt de Gruyter Berlin 2001 ISBN 3 11 016969 X Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsband 28 S 547 564 Thomas Fischer Neue Grabungen an der Westseite des romischen Flottenlagers Koln Alteburg BAR International Series 1084 2 2002 S 904 912 Thomas Fischer Eva Maria Cahn Norbert Hanel Ausgewahlte Kleinfundgattungen der Ausgrabungen des Jahres 1998 im Flottenlager an der Alteburg in Koln In Kolner Jahrbuch 36 2003 S 683 711 Thomas Fischer Norbert Hanel Neue Forschungen zum Hauptstutzpunkt der Classis Germanica in Koln Marienburg Alteburg In Kolner Jahrbuch 36 2003 S 567 585 Thomas Fischer und Marcus Trier Das Flottenlager Alteburg und die niedergermanische Rheingrenze In Dieselben Das romische Koln Bachem Koln 2014 ISBN 978 3 7616 2469 2 S 278 295 Norbert Hanel Ziegelstempel aus dem Areal des Flottenlagers Koln Marienburg Alteburg In Kolner Jahrbuch Band 31 1998 S 401 415 Norbert Hanel Die Umwehrungen der romischen Flottenlager Alteburg in Koln Marienburg In Kolner Jahrbuch Band 32 1999 S 569 625 Norbert Hanel Neue Forschungen zu den Grabungen im Flottenlager Koln Alteburg der Jahre 1927 1928 In N Gudea Hrsg Roman Frontier Studies Proceedings of the XVIIth International Congress of Roman Frontier Studies Zalau 1999 S 309 316 Olaf Hockmann Das Lager Alteburg die Germanische Flotte und die Romische Rheinschifffahrt In Kolner Jahrbuch 31 1998 S 317 350 Renate Thomas Wandmalerei im Lager der romischen Flotte in Koln Marienburg In Kolner Jahrbuch 34 2001 S 611 620 Renate Thomas Die Wandmalereifunde der Ausgrabung im romischen Flottenlager an der Alteburg in Koln im Jahre 1998 In Kolner Jahrbuch Band 36 2003 S 599 635 Weblinks BearbeitenFlottenlager Kastell Alteburg in Marienburg Hauptquartier der romischen Kriegsflotte in Germanien auf KuLaDig de einer Webprasenz des Landschaftsverbands Rheinland abgerufen am 19 Mai 2021 Thomas Fischer Die romische Flotte in Germanien auf novaesium de einer privaten Webseite des Archaologen Jurgen Franssen abgerufen am 19 Mai 2021Einzelnachweise Bearbeiten a b CIL 13 12372 01 CIL 13 12372 03b CIL 13 12372 05 und CIL 13 12372 10 a b AE 2003 01220d CIL 13 08198 CIL 13 08321 CIL 13 12562 1 CIL 13 12562 2 und CIL 13 08160 a b Gerta Wolff Das Romisch Germanische Koln 6 Auflage Bachem Koln 2005 ISBN 3 7616 1370 9 S 259 a b c Alfred Schafer Das romische Koln und das Flottenlager Alteburg parallele Entwicklungen In Suzana Matesic Hrsg Interdisziplinare Forschungen zum Limes 8 Kolloquium der Deutschen Limeskommission Beitrage zum Welterbe Limes 10 Theiss Darmstadt 2019 ISBN 978 3 8062 4113 6 S 60 77 a b c d e f Nach Thomas Fischer und Marcus Trier Das Flottenlager Alteburg und die niedergermanische Rheingrenze In Dies Das romische Koln Bachem Koln 2014 ISBN 978 3 7616 2469 2 S 278 295 CIL 000013 XIII 12061 Maureen Carroll Spirits of the dead Roman funerary commemoration in Western Europe Oxford University Press 2006 ISBN 0 19 929107 1 S 224 CIL 13 08321 und CIL 13 08160Kastelle des Niedergermanischen Limes Rheinlinie Lugdunum Batavorum Kastell Brittenburg Praetorium Agrippinae Kastell Valkenburg Matilo Kastell Leiden Roomburg Albaniana Kastell Alphen aan den Rijn Nigrum Pullum Kastell Alphen Zwammerdam Kastell Bodegraven Laurium Kastell Woerden Kastell Op de Hoge Woerd Fletio Traiectum Kastell Utrecht Fectio Kastell Bunnik Vechten Levefanum Kastell Rijswijk Mannaricium Kastell Buren Maurik Carvo Kastell Kesteren Kastell Overbetuwe Randwijk Kastell Overbetuwe Driel Castra Herculis Kastell Arnhem Meinerswijk Kastell Duiven Loowaard Carvium Kastell Rijnwaarden Harenatium Kastell Kleve Rindern Quadriburgium Kastell Qualburg Kastell Steincheshof Burginatium Kastell Altkalkar Vetera I Vetera II Kastell Wesel Buderich Kastell Alpen Drupt Calo Asciburgium Kastell Moers Asberg Kleinkastell Werthausen Gelduba Kastell Krefeld Gellep Novaesium Legionslager Neuss Kleinkastell am Reckberg Durnomagus Kastell Dormagen Buruncum Kastell Worringen Apud Aram Ubiorum Legionslager Koln Divitia Kastell Koln Deutz Flottenkastell Alteburg Romerlager Wesseling Legionslager Bonn Rigomagus Kastell Remagen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flottenkastell Alteburg amp oldid 238144804