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Fritz Fremersdorf 14 Januar 1894 in Mainz 25 Januar 1983 in Koln war ein deutscher Provinzialromischer Archaologe Bodendenkmalpfleger und Direktor des Romisch Germanischen Museums der sich insbesondere mit dem romischen Koln und seiner Topographie dem romischen Kunstgewerbe und der Kleinkunst der Romer vor allem dem romischen Glas beschaftigt hat Als erster nahm Fremersdorf ab 1923 eine systematische archaologisch topographische Erforschung der Stadt Koln bis in ihr Weichbild hinein auf und begrundete damit die organisierte Bodendenkmalpflege in der Domstadt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Ehrungen und Auszeichnungen 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFritz Fremersdorf studierte an der Universitat Bonn Dort wurde er 1923 mit der provinzialromischen Dissertation Romische Bildlampen Unter besonderer Berucksichtigung einer neuentdeckten Mainzer Manufaktur Ein Beitrag zur Technik und Geschichte der fruhkaiserzeitlichen Keramik zum Dr phil promoviert Anschliessend war Fremersdorf von 1923 bis 1959 Leiter der damaligen anfangs Romischen ab 1934 Romisch und Germanischen Abteilung des Wallraf Richartz Museums in Koln dem heutigen Romisch Germanisches Museum als Nachfolger seines ersten eigenen Leiters Josef Poppelreuter und erster Direktor des am 20 Oktober 1946 als neues stadtisches Museum gegrundeten Romisch Germanischen Museums der Stadt Koln 1 Fremersdorf starb 1983 im Alter von 89 Jahren und wurde auf dem Kolner Sudfriedhof Flur 2 beigesetzt 2 Leistungen BearbeitenDie Kolner Bodendenkmalpflege lag Fritz Fremersdorf stets und besonders am Herzen Seit den 1920er Jahren wurde durch ihn die kommunale Bodendenkmalpflege ausgebaut die preussische Regierung ernannte ihn zum Staatlichen Vertrauensmann fur kulturgeschichtliche Bodenaltertumer Das Preussische Ausgrabungsgesetz von 1914 gab ihm die Moglichkeit systematischer Forschung aber auch die Verpflichtung zur Uberwachung aller Baustellen im Kolner Stadtgebiet Von 1922 bis 1959 war Fritz Fremersdorf fur die Grabungen auf Kolner Stadtgebiet zustandig Fritz Fremersdorf war der erste der ab 1923 in Koln die provinzialromische Archaologie systematisch betrieb die romischen Antiken sortierte wissenschaftlich aufnahm und mustergultig publizierte Daruber hinaus begann er in Koln mit systematischen archaologischen Grabungen insbesondere in den Aussengebieten der Stadt so etwa in Mungersdorf auf der Alteburg an der Luxemburger Strasse aber auch im Altstadtbereich bei St Georg und St Severin Von 1924 bis 1959 fuhrte er mit Unterbrechungen ausgedehnte Grabungen unter der Kirche dem Kreuzgang und bei der Kirche St Severin durch und untersuchte zwischen 1924 und 1926 dort erstmals auch die mittelalterlichen Schichten Fritz Fremersdorfs Ausgrabungen erbrachten bedeutende wissenschaftliche Erfolge und bereicherten fortan die damalige Romische Abteilung im Untergeschoss des Wallraf Richartz Museums 1926 gelang Fritz Fremersdorf die Entdeckung der romischen Gutshofe in Koln Mungersdorf und Koln Braunsfeld sowie der frankischen Graberfelder in Koln Mungersdorf und Koln Junkersdorf die 1927 und 1938 beim Bau von Vorstadtsiedlungen zutage traten Von 1926 bis 1927 fuhrte er die Ausgrabungen im Flottenkastell Alteburg in Koln Marienburg fort die das Bonner Provinzialmuseum das heutige LVR Landesmuseum Bonn unter Leitung von Hans Lehner dort bereits im Jahre 1905 begonnen hatte Seine Untersuchungen erbrachten zwei Bauperioden eine spattiberische mit Holz Erde Bauten sowie einer umlaufenden holzernen Doppelpalisade mit vorgelagertem Spitzgraben sowie eine flavische mit einem Lager aus Steinbauten 1927 gab die Auffindung von Resten der romischen Wasserleitung im Kolner Grungurtel den Anstoss zu einer neuen grundlichen Erforschung der romischen Wasserversorgung Kolns 1939 konnte Otto Doppelfeld als Assistent von Fritz Fremersdorf berufen werden der dann 1959 auch sein Nachfolger im Amt des Museumsdirektors des Romisch Germanischen Museums in Koln werden sollte Fremersdorfs bleibendes Verdienst ist es die Bestande des Kolner Romisch Germanischen Museums durch zum Teil herausragende Exponate wesentlich erweitert zu haben So ist es ihm in den 1930er Jahren gelungen drei bedeutende Sammlungen antiker Kleinkunst auf deutschem Boden fur das Romisch Germanische Museum geschlossen zu erwerben Das war zunachst im Jahre 1934 die beruhmte Sammlung des Kolner Konsuls C A Nissen mit rund 15 000 Exponaten Steindenkmaler Glas und Schmuck vorwiegend aus Koln Zusammen mit dem damaligen Oberburgermeister gelang es ihm dann 1935 die bedeutende Sammlung volkerwanderungszeitlicher Kunst insbesondere frankischer Schmuck meist aus Sudrussland des Baron Johannes von Diergardt auf Schloss Bornheim etwa 8 000 Nummern fur das Romisch Germanische Museum zu retten Diese Sammlung aus der Volkerwanderungszeit wurde 1934 angekauft und fuhrte zur Umbenennung der romischen Abteilung in eine romische und germanische Abteilung war also nicht wie man denken konnte ideologisch aus dem Geist des Nationalsozialismus heraus bedingt wie der heutige Direktor des Romisch Germanischen Museums Hansgerd Hellenkemper betont 3 Heinrich Himmler wollte die bedeutende Sammlung die zunachst in den Berliner Staatlichen Museen ausgestellt war fur die SS aus Koln abziehen Dagegen konnte sich jedoch Fritz Fremersdorf erfolgreich durchsetzen 1939 schliesslich erwarb Fritz Fremersdorf die Sammlung des romischen Hofrats Herbert Wollmann 4 mit rund 3 500 romischen Ollampen 1944 erwarb er ebenfalls fur das Romisch Germanische Museum Fragmente eines romischen Reisewagens Die Wagenteile Bronzebeschlage und Bronzefiguren stammen vermutlich aus dem Wardartal nordlich von Thessaloniki Griechenland und wurden 1904 erstmals in Paris rekonstruiert Im Romisch Germanischen Museum befindet sich heute eine durch den Wagenmacher Paul Klocker 1973 angefertigte Rekonstruktion nach Planen von Christoph Roringaus Datiert wird der Reisewagen um 300 n Chr er misst ohne Deichsel 230 260 180 cm Fritz Fremersdorf widmete seine Forschungen jahrzehntelang in der Hauptsache dem antiken Glas und der Untersuchung moglicher Werkstatten und damit verbundener Handelswege somit auch dem Export kolnischer Glaser Das Romisch Germanische Museum in Koln verfugt heute uber die wohl europaweit umfassendste Glassammlung der Antike Fritz Fremersdorf war Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts und der Romisch Germanischen Kommission des Deutschen Archaologischen Instituts Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten1938 Ritterkreuz Orden der Krone von Italien 1951 zum Professor ernannt 1956 Komturkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik 1959 Verdienstkreuz I Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik DeutschlandSchriften Auswahl BearbeitenDer romische Gutshof Koln Mungersdorf Romisch germanische Forschungen Band 6 ISSN 0176 5337 Walter de Gruyter Berlin Leipzig 1933 Digitalisat Neue Beitrage zur Topographie des romischen Koln Romisch germanische Forschungen Band 18 Walter de Gruyter Berlin 1950 Digitalisat mit Herbert Rode St Severin zu Koln Greven Koln 1951 Das Romergrab in Weiden bei Koln Reykers Koln 1957 Romisches Buntglas in Koln Reykers Koln 1958 Die Denkmaler des Romischen Koln 3 Das naturfarbene sogenannte blaugrune Glas in Koln Verlag der Lowe Koln 1958 Die Denkmaler des Romischen Koln 4 Romische Glaser mit Fadenauflage in Koln Schlangenfadenglaser und Verwandtes Reykers Koln 1959 Die Denkmaler des Romischen Koln 5 Romisches geformtes Glas in Koln Verlag der Lowe Koln 1961 Die Denkmaler des Romischen Koln 6 Die romischen Glaser mit aufgelegten Nuppen Reykers Koln 1962 Die Denkmaler des Romischen Koln 7 Urkunden zur Koelner Stadtgeschichte aus romischer Zeit 2 vollig umgestaltete und erweiterte Auflage Reykers Koln 1963 Die romischen Glaser mit Schliff Bemalung und Goldauflagen aus Koln Reykers Koln 1967 Die Denkmaler des Romischen Koln 8 mit Edeltraud Polonyi Fremersdorf Die farblosen Glaser der Fruhzeit in Koln Archaologische Gesellschaft Koln 1984 ISBN 978 3 7749 1860 3 Die Denkmaler des Romischen Koln 9 Das Romisch Germanische Koln Fuhrer zu Museum und Stadt J P Bachem Verlag Koln 6 uberarbeitete Auflage 2005 ISBN 3 7616 1370 9 1 Auflage 1981 2 Auflage 1984 3 uberarbeitete Auflage 1989 4 uberarbeitete Auflage 1993 5 erweiterte und vollig neu bearbeitete Auflage 2000 6 uberarbeitete Auflage 2005 Literatur BearbeitenAnalecta archaeologica Festschrift Fritz Fremersdorf Verlag Der Lowe Reykers Koln 1960 mit einer Bibliographie seiner Schriften S 271 284 Fremersdorf Fritz In Werner Schuder Hrsg Kurschners Deutscher Gelehrten Kalender Begrundet von Joseph Kurschner 14 Auflage Teil 1 A H De Gruyter Berlin 1983 ISBN 3 11 008558 5 S 1035 Hugo Borger Fritz Fremersdorf gest 25 Januar 1983 In Museen der Stadt Koln Bulletin 1983 S 35 36 Dirk Schmitz Zwischen Direktorentitel und Denunziation Fritz Fremersdorf und der Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Koln In Michaela Aufleger Petra Tutlies Hrsg Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile Festschrift fur Jurgen Kunow anlasslich seines Eintritts in den Ruhestand Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland Band 27 LVR Amt fur Bodendenkmalpflege im Rheinland Bonn 2018 S 157 166 Weblinks BearbeitenPropylaeum VitaeEinzelnachweise Bearbeiten Hugo Borger Die Kolner Museen Mit Fotos von Rainer Gaertner und anderem Vista Point Verlag Koln 1990 ISBN 3 88973 104 X S Fritz Fremersdorf in der Datenbank Find a Grave abgerufen am 25 Marz 2019 englisch Martin Oehlen Museen in Koln Museumsfuhrer Koln DuMont Koln 2004 ISBN 3 8321 7412 5 S 143 Herbert Wollmann 1870 1937 war von 1906 bis 1935 Kanzler an der erst Preussischen dann Deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl und Kunstsammler siehe Eva Maria Cahn Herbert Wollmann Sammler und Forscher 1870 1937 In Kolner Jahrbuch 46 2013 S 179 207 Normdaten Person GND 1012814793 lobid OGND AKS LCCN nr89001616 VIAF 172028916 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fremersdorf FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher Archaologe und BodendenkmalpflegerGEBURTSDATUM 14 Januar 1894GEBURTSORT MainzSTERBEDATUM 25 Januar 1983STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Fremersdorf amp oldid 239279167