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Otto Doppelfeld 26 Februar 1907 in Borbeck bei Essen 15 Mai 1979 in Koln war ein deutscher Prahistorischer und Provinzialromischer Archaologe Er war langjahriger Direktor des Romisch Germanischen Museums und trug massgeblich zur Erforschung des unterirdischen Kolns nach den Zerstorungen des Zweiten Weltkrieges bei Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Von Doppelfeld betreute Sonderausstellungen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeLeben BearbeitenAls Sohn des Volksschulrektors Johannes Doppelfeld und Johanna geb Chavet besuchte Otto Doppelfeld zunachst die Volksschule und das humanistische Gymnasium in Essen Borbeck Hier legte er 1926 sein Abitur ab Otto Doppelfeld studierte von 1926 bis 1930 an den Universitaten Tubingen Berlin Koln und Wien Ur und Fruhgeschichte Klassischen Archaologie Alten Geschichte und Mittelalterlichen Geschichte Germanistik sowie Bau und Kunstgeschichte Wahrend seines Studiums in Tubingen wurde er 1926 Mitglied der katholischen Studentenverbindung AV Cheruskia Tubingen im CV 1930 wurde er am Institut fur Ur und Fruhgeschichte der Universitat zu Koln bei Herbert Kuhn mit der Dissertation Die Hallstattzeit im niederrheinischen Raum promoviert Anschliessend ging er als Assistent wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an das Museum fur Vor und Fruhgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin und blieb dort bis 1939 Hier sammelte er erste praktische Erfahrungen und war beteiligt an grossen ur und fruhgeschichtlichen Ausgrabungen So leitete er u a die Ausgrabungen von Zantoch Lebus und Nauen Barhorst in der Mark Brandenburg Fritz Fremersdorf damaliger Direktor der Romischen Abteilung am Wallraf Richartz Museum gewann 1939 Otto Doppelfeld als Kustos fur die Kolner Archaologie der dann allerdings zunachst bei Kriegsausbruch zum Militardienst eingezogen wurde Nachdem er 1941 schwer verwundet und damit dienstuntauglich wurde gelangte er noch in diesem Jahr zuruck nach Koln und versuchte mit anderen an archaologischen Funden zu retten was noch zu retten war Otto Doppelfeld erkannte die einmalige Chance fur die Kolner Stadtarchaologie nach dem Krieg mit seinen grossen Zerstorungen Nun hatte er die Gelegenheit das romische und frankische Koln wie kein anderer vor ihm intensiv zu erforschen Bereits im Jahr seiner Kriegsruckkehr 1941 entdeckte er das Peristylhaus mit dem Dionysosmosaik sudlich des Doms Gegen viele Zweifler erkannte Doppelfeld die vier verschiedenen Bauperioden des Peristylhauses Seit 1946 war Doppelfeld Kustos am nunmehr eigenstandigen Romisch Germanischen Museum der Stadt Koln Unmittelbar nach Kriegsende bestellte ihn das Metropolitankapitel des Kolner Doms zum Leiter der Ausgrabungen unter dem Dom Am 26 Mai 1946 begann Otto Doppelfeld mit einem ersten Suchgraben in der Mitte des von Bomben verwusteten Dom Langhauses die Ausgrabungen unter dem Dom Noch im Sommer desselben Jahres stiess er auf die Westapsis des Alten Domes Otto Doppelfeld widmete sich fortan insbesondere den Ausgrabungen im Dom dem Unterirdischen Dom speziell der karolingischen Domkirche und begrundete damit die Archaologie des Mittelalters endgultig 1 Dabei entwickelte er neue wissenschaftliche Grabungsmethoden und Aufnahmetechniken Nicht zuletzt deshalb wurde die deutsche Archaologie so zu einer fuhrenden Wissenschaft Zu seinen bedeutendsten Funden zahlen die frankischen Graber unter dem Kolner Dom aus der Zeit um 550 n Chr mit uberaus reichen Beigaben Doppelfeld begann mit einer gross angelegten Forschungsgrabung die heute noch fortgesetzt werden Ihm gelang u a die Entdeckung des karolingischen Doms und die Ausgrabung mehrerer Stadtquartiere der romischen Stadt an der Sudseite des Doms vor den Augen der interessierten und begeisterten Burger Mit seinem Namen verknupfen sich im Bewusstsein der Bevolkerung vor allem die Entdeckung und Sicherung des romischen Statthalterpalastes des Praetoriums und des mittelalterlichen Rathauses fur dessen Erhaltung er sich gegen zum Teil heftige Widerstande in der Stadt engagierte Doppelfeld konnte durch seine Funde erstmals Licht in zahlreiche Zeitabschnitte der bis dahin fast unbekannten Kolner Fruhgeschichte bringen Er erkannte 1953 in den machtigen Mauern die nach der Zerstorung des westlichen Rathausbaus in der Kolner Altstadt offen lagen das romische Praetorium das er grossflachig ausgraben konnte Diese wissenschaftliche Herausforderung brachte ihm die grosste Popularitat ein nicht zuletzt deshalb weil er sein Hauptquartier direkt neben der Ausgrabungsstelle in einem bescheidenen Bauwagen bezog Geschichte machte er so zu einem interessanten stadtischen Gesprachsstoff Doppelfeld konnte so alle Verantwortliche und insbesondere die Kolner Ratsvertreter uberzeugen die bedeutenden archaologischen Uberreste des romischen Statthalterpalastes fur kommende Generationen durch eine Uberdachung zu erhalten Weitere wichtige Entdeckungen waren der Tempel der kapitolinischen Trias unter der romanischen Kirche St Maria im Kapitol sowie die Entdeckung und zum Teil Erhalt von Teilen der romischen Stadtmauer 1950 beschrieb Doppelfeld ihren Verlauf mit allen damals bekannten Angaben Durch die grossen Kriegszerstorungen war die Umfassungsmauer an mehreren Stellen in der Stadt sichtbar geworden In den darauffolgenden Jahren setzte sich Otto Doppelfeld immer wieder nachdrucklich dafur ein die neu gefundenen Mauerteile sichtbar zu erhalten Als erster legte er eine umfassende Studie zur Geschichte der romischen Stadtmauer Kolns vor Die Nummerierung der einzelnen Abschnitte der Stadtbefestigung sind seitdem in der Kolner Archaologie verbindlich Aufgrund der umfangreichen Baumassnahmen beim Wiederaufbau der stark zerstorten Stadt und des U Bahn Baus war Otto Doppelfeld auch stets bewusst dass nicht alles gerettet werden konnte 1959 wurde Otto Doppelfeld als Nachfolger von Fritz Fremersdorf Direktor des Romisch Germanischen Museums sowie Staatlicher Vertrauensmann fur kulturgeschichtliche Bodenaltertumer im Stadtgebiet Koln Seine Tatigkeit kronte er mit der Planung und dem Bau des neuen Romisch Germanischen Museums direkt uber dem bereits 1941 entdeckten Dionysos Mosaik an der Sudseite des Doms Auch hier hatte er sich gegen heftige Widerstande in der Stadt durchsetzen mussen Durch Beharrlichkeit und seine Argumentation wurde das Museum kurz nach seiner Pensionierung am 4 Marz 1974 eroffnet 1963 erhielt Otto Doppelfeld einen Lehrauftrag an der Universitat zu Koln und hielt u a Ubungen zur provinzialromischen und frankischen Archaologie unter besonderer Berucksichtigung des Kolner Raums ab 1967 wurde er zum Honorarprofessor ernannt Doppelfeld war daruber hinaus einige Jahre Vorsitzender der Archaologischen Gesellschaft Koln die von seinem Vorganger Fritz Fremersdorf gegrundet wurde Doppelfeld war seit 1954 korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts ab 1960 ordentliches Mitglied und der Romisch Germanischen Kommission und seit 1961 der Archaologischen Trier Kommission Von besonderer Bedeutung weit uber Koln hinaus war die von ihm kuratierte Sonderausstellung Romer am Rhein 1967 mit der die neu erbaute Kunsthalle Koln eroffnet wurde Fur zweieinhalb Monate wurden die besten Stucke aus Kolns romischer und frankischer Vergangenheit zusammen mit Funden aus dem gesamten Rheinland prasentiert Daneben kuratierte Otto Doppelfeld die Sonderausstellungen Romer in Rumanien 1969 und Romer am Dom 1970 71 die alle Besucherrekorde verzeichnen konnten Otto Doppelfeld war bekannt fur seine zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen die meist schon kurz nach seinen Feldarbeiten erfolgten Die zahlreichen Plane dazu fertigte er selbst an Grundlegende Studien hat er zum romischen merowingerzeitlichen und karolingischen Koln vorgelegt Als erster erkannte er die volle Bedeutung des in den Jahren 1965 und 1967 von einigen Amateurarchaologen am Chlodwigplatz in einem Keller entdeckten monumentalen Pfeilergrabmals des Lucius Poblicius fur dessen Erwerb er sich eingesetzt hat Heute bildet das im Jahre 1970 von der Stadt Koln erworbene weithin sichtbare Grabdenkmal uber 15 m hoch eines der Spitzenexponate des Romisch Germanischen Museums Zu den Entdeckungen Otto Doppelfelds in den umfangreichen Sammlungsbestanden des Romisch Germanischen Museums zahlen etwa die romischen Glaser der glaserne Augustuskopf und der grosse Kameo Marlborough Otto Doppelfeld liebte die Literatur und begeisterte sich fur die bildenden Kunste Allseits geruhmt waren seine Vortrage und allgemeinverstandlichen Publikationen zur kolnischen Vergangenheit Er selbst bezeichnete sich oft scherzhaft als archaologisches Adlerauge Er kampfte fur eine ideologiefreie Wissenschaft und ist diesem Grundsatz nie untreu geworden Mit den zeitgenossischen Tendenzen seiner Jugend freundete er sich nicht an 2 Otto Doppelfeld wurde oft als scharfsinniger Gelehrter bezeichnet Die Liste seiner Publikationen umfasst mehr als 170 Titel darunter viele popularwissenschaftliche Werke Zu seinem 70 Geburtstag erschienen seine wissenschaftlichen Abhandlungen als Sammelband versehen mit eigenen Kommentaren In seinem letzten Werk das 1979 nach seinem Tode von Gerd Biegel herausgegeben wurde versucht Otto Doppelfeld eine Bilanz seiner archaologischen Arbeit in Koln zu ziehen Otto Doppelfeld hatte mit seiner Frau Aenne geb Duppers 1909 2005 einen Sohn den Mediziner Elmar Doppelfeld 1939 Die Grabstatte der Eheleute befindet sich auf dem Friedhof in Koln Longerich 3 Von Doppelfeld betreute Sonderausstellungen BearbeitenKunst und Leben der Etrusker 1956 im Staatenhaus der Messe Rom in Karthago 1964 Romer am Rhein 1967 Eroffnung der Kolner Kunsthalle am Neumarkt am Josef Haubrich Hof Romer in Rumanien 1969 Rom am Dom 1970 71Schriften Auswahl BearbeitenDie romische Stadtmauer von Koln In Walther Zimmermann Hrsg Untersuchungen zur fruhen Kolner Stadt Kunst und Kirchengeschichte Die Kunstdenkmaler des Rheinlands Beihefte 2 ZDB ID 527523 4 Fredebeul amp Koenen Essen 1950 S 3 40 Zur Vorgeschichte der Georgskirche in Koln Erster Bericht uber die Grabungen der Jahre 1928 1931 In Walther Zimmermann Hrsg Untersuchungen zur fruhen Kolner Stadt Kunst und Kirchengeschichte Die Kunstdenkmaler des Rheinlands Beihefte 2 Fredebeul amp Koenen Essen 1950 S 90 104 Quellen zur Geschichte Kolns in romischer und frankischer Zeit Robert Frohn Arnold Guttsches Hrsg Ausgewahlte Quellen zur Kolner Stadtgeschichte 1 Bachem Koln 1958 Die Rosettenfibeln aus dem Kolner Dom In Heinz Ladendorf Horst Vey Hrsg Mouseion Studien aus Kunst und Geschichte fur Otto H Forster DuMont Schauberg Koln 1960 S 168 173 Das romische Koln als Grundlage fur die mittelalterliche Stadt In Dietwulf Baatz Hrsg Romerstadte in Deutschland Germania Romana 1 Gymnasium Beihefte 1 Winter Heidelberg 1960 S 11 28 Uber die wunderbare Grosse Kolns Werden und Wachsen der rheinischen Metropole Schriften zur Kolner Topographie 1 ZDB ID 1040927 0 Steimel Koln Zollstock 1961 Das Diatretglas aus dem Graberbezirk des romischen Gutshofs von Koln Braunsfeld In Kolner Jahrbuch fur Vor und Fruhgeschichte 5 1960 1961 ISSN 0075 6512 S 34 44 Koln als Brucke zum Abendland In Victor H Elbern Red Das erste Jahrtausend Kultur und Kunst im werdenden Abendland an Rhein und Ruhr Textband 2 Schwann Dusseldorf 1964 S 616 633 mit Renate Pirling Frankische Fursten im Rheinland Die Graber aus dem Kolner Dom von Krefeld Gellep und Morken Schriften des Rheinischen Landesmuseums Bonn 2 ISSN 0067 9968 Rheinland Verlag Dusseldorf 1966 Romisches und frankisches Glas in Koln Schriftenreihe der Archaologischen Gesellschaft Koln Nr 13 ZDB ID 258516 9 Greven Koln 1966 Die Blutezeit der Kolner Glasmacherkunst Kleine Schriften zur Kenntnis der romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands 2 ZDB ID 236356 2 Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern Stuttgart 1966 mit Jorgen Bracker Zwei Kaiserportrats aus Glas in Koln In Kolner Jahrbuch fur Vor und Fruhgeschichte 8 1965 1966 S 22 31 Vom unterirdischen Koln Herausgegeben von Gerd Biegel Greven Koln 1979 ISBN 3 7743 0173 5 posthum mit Willy Weyres Die Ausgrabungen im Dom zu Koln Kolner Forschungen 1 von Zabern Mainz 1980 ISBN 3 8053 0458 7 posthum Literatur BearbeitenJan Filip Enzyklopadisches Handbuch zur Ur und Fruhgeschichte Europas Band 1 A K W Kohlhammer Stuttgart u a 1966 S 301 302 Otto Doppelfeld zum 60 Geburtstag am 26 Februar 1967 Kolner Jahrbuch fur Vor und Fruhgeschichte 9 1967 1968 Mann Berlin 1968 Festschrift darin S 206 208 Bibliographie Otto Doppelfeld Hugo Borger Vorwort In Otto Doppelfeld Vom unterirdischen Koln Herausgegeben von Gerd Biegel Greven Koln 1979 ISBN 3 7743 0173 5 S 7 12 Kurschners Deutscher Gelehrten Kalender 1980 Band 1 A H 13 Ausgabe Walter de Gruyter Berlin u a 1979 ISBN 3 11 007434 6 S 674 Kurt Bohner Otto Doppelfeld In Koln Teil 2 Exkursionen nordliche Innenstadt Fuhrer zu vor und fruhgeschichtlichen Denkmalern 38 von Zabern Mainz 1980 ISBN 3 8053 0308 4 S XI XIV Thomas Schulte im Walde Zum Tode von Professor Dr phil Otto Doppelfeld In Ur und Fruhzeit Heft 2 1980 ISSN 0170 5725 S 15 19 Erwin Dickhoff Essener Kopfe Wer war was Richard Bacht Essen 1985 ISBN 3 87034 037 1 S 47 Sebastian Ristow Otto Doppelfeld In Stefan Heid Martin Dennert Hrsg Personenlexikon zur Christlichen Archaologie Forscher und Personlichkeiten vom 16 bis zum 21 Jahrhundert Band 1 A J Schnell amp Steiner Regensburg 2012 ISBN 978 3 7954 2620 0 S 435 436 Wolfgang Sykorra Otto Doppelfeld Archaologe und Nestor der antiken Geschichte Kolns In Wolfgang Sykorra Von der Penne in die Welt Borbecker Portrats Herausgegeben von Lothar Boning Edition Rainruhr Essen 2013 ISBN 978 3 941676 17 6 S 19 ff Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otto Doppelfeld im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Sonderausstellung Romer am Rhein 1967 Deutschlandspiegel 154 1967 ab 8 15 in der Filmothek des BundesarchivsBelege Bearbeiten Borger 1979 S 9 Borger 1979 S 8 Grabstatte In grabsteine genealogy net Abgerufen am 16 Juli 2022 Normdaten Person GND 118680382 lobid OGND AKS LCCN n81043573 VIAF 91338979 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Doppelfeld OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher prahistorischer und provinzialromischer ArchaologeGEBURTSDATUM 26 Februar 1907GEBURTSORT EssenSTERBEDATUM 15 Mai 1979STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Doppelfeld amp oldid 232519990