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Das Kastell Durnomagus war ein romisches Reiterlager ein so genanntes Alenkastell mit rund 480 Mann Besatzung am Niedergermanischen Limes der seit 2021 zum UNESCO Weltkulturerbe gehort Das heutige Bodendenkmal liegt unter dem Ortskern der niederrheinischen Stadt Dormagen im Bereich der Kirche St Michael und des Rathauses der Stadt Heute ist von den romischen Hinterlassenschaften nichts mehr im Stadtbild sichtbar DurnomagusAlternativname Kastell DormagenLimes Niedergermanischer LimesDatierung Belegung a domitianischb fruhtrajanisch c antoninisch bis um 200 d um 275e 4 JahrhundertTyp a bis c Alenkastelld und e unbekanntEinheit a unbekannte Alab und c ala I Noricorumd und e unbekanntGrosse 150 180 m 2 7 haBauweise a und b Holz Erde Lagerc bis e SteinkastellErhaltungszustand oberirdisch nicht mehr sichtbarOrt DormagenGeographische Lage 51 5 33 N 6 50 26 O 51 0925 6 8405555555556 45 Koordinaten 51 5 33 N 6 50 26 OHohe 45 m u NHNVorhergehend Novaesium Burungum beide nordnordwestlich Anschliessend Apud Aram Ubiorum sudsudostlich Vom fruhen ersten Jahrhundert bis zum Ende des vierten Jahrhunderts sicherte das Militarlager den Grenzabschnitt zwischen der Colonia Claudia Ara Agrippinensium heute Koln und der Colonia Ulpia Traiana resp Vetera heute Xanten an der romischen Reichsstrasse von Lugdunum Batavorum heute Katwijk nach Argentorate heute Strassburg Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Geschichte 4 Datierung 5 Anlagen 5 1 Militarziegelei 5 2 Kastell 5 3 Vicus und Graberfelder 5 4 Vor und nachromische Nutzung 6 Funde 7 Denkmalschutz und Fundverbleib 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Lage des Alenkastells im Verlauf des Niedergermanischen Limes Topographisch befand sich Durnomagus wie alle Kastelle des Niedergermanischen Limes auf einer hochwassergeschutzten Anhohe unmittelbar oberhalb der Niederterrasse des Rheins Neben dem Hochwasserschutz bot diese Positionierung durch die steil abfallende Terrassenkante zusatzlichen Schutz vor feindlichen Angriffen von der Rheinaue her Militargeographisch bildete das Lager einen Punkt in der Kette von rund 50 Kastellen und Legionslagern die sich linksrheinisch zwischen Lugdunum Batavorum Katwijk Brittenburg und Rigomagus Remagen erstreckten Diese Kastellkette gehorte zum Niedergermanischen Heeresbezirk Exercitus Germaniae Inferioris EX GER INF der spateren Provinz Germania inferior und bildete den so genannten Niedergermanischen Limes Im Itinerarium Antonini einem spatantiken Strassenverzeichnis wird der lokale Abschnitt wie folgt beschrieben Colonia Agrippina Durnomago leugas VII ala Burungo leugas V ala Novaesio leugas V ala 1 Erlauterung von Koln bis Dormagen Standort einer Ala sieben Leugen 15 54 km bis Burungum Lokalisierung umstritten Worringen oder Haus Burgel Standort einer Ala funf Leugen 11 1 km bis Neuss Standort einer Ala funf Leugen 11 1 km Durnomagus befand sich damit jeweils rund einen Tagesmarsch von der CCAA im Suden und von Novaesium im Norden entfernt Im heutigen Ortsbild befindet sich das Bodendenkmal im Ortskern von Dormagen Die Kolner Strasse verlauft wenige Meter ostlich der Pratorialfront Vorderfront die Romerstrasse liegt unter der Dekumatfront Ruckseite und der Verlauf der Nettergasse beschreibt in etwa die rechte Flanke des Lagers Das heutige Rathaus befindet sich in der Praetentura vorderer Lagerteil fast in der nordlichen Ecke des Kastells Oberirdisch ist nichts mehr zu sehen das Gelande ist durch ein gemischtes Gewerbe und Wohngebiet grossflachig uberbaut Forschungsgeschichte BearbeitenDer etymologische Ursprung des Namens Durnomagus ist umstritten aber wahrscheinlich keltischen Ursprungs und geht vermutlich auf die Vorgangersiedlung einer bislang nicht nachgewiesenen ubischen Ansiedlung im nahen Umfeld des Auxiliarkastells zuruck Als romischer Garnisonsort einer Ala ist Durnomagus im Itinerarium Antonini verzeichnet 1 das die einzige schriftliche antike Quelle fur diesen Ort darstellt Die Entfernung von dort zur CCAA betrug sieben Leugen 15 5 km die nach Novaesium zehn Leugen 22 2 km Bei Bauarbeiten und im Kiesabbau rund um Dormagen traten im 19 und 20 Jahrhundert des Ofteren romische Funde und Befunde auf Aufsehen erregte 1821 der Fund mehrerer Weihesteine fur Mithras die aus einem etwa 13 m langen Mithraum geborgen werden konnten dessen genauer Fundort nicht uberliefert ist Zwei der Steine waren von Angehorigen der ala Noricorum gestiftet worden 2 und gaben dadurch einen ersten Hinweis auf die romische Auxiliartruppe die in antiker Zeit in Durnomagus stationiert gewesen war 1834 wurden im Zuge des Ausbaus der Strasse von Dormagen nach Worringen zahlreiche romische Graber entdeckt Die Grabinventare erwarb der Landwirt und Verfasser einer Dormagener Dorfchronik 3 Joan Peter Delhoven der zusammen mit seinem Sohn Jakob in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts eine erste Sammlung romischer Funde aus Durnomagus aufbaute die uber 500 Munzen etliche hundert Keramikgefasse einige Inschriftensteine sowie Ziegel und Kleinfunde umfasste Die Sammlung ging im Laufe der Zeit zum grossten Teil verloren nur ein kleiner Teil gelangte ins Rheinische Landesmuseum Bonn und ins Historische Museum Dusseldorf Ahnlich bedeutsam wie die Entdeckung des Mithraums war der Fund eines romischen Munzschatzes mit 900 Silbermunzen und vier Goldmunzen im Jahre 1839 Der Depotfund befand sich in nur 0 4 m Tiefe unter dem Boden eines Kuhstalls die Munzreihe reichte von Augustus bis Commodus 1854 publizierte als Erster Franz Fiedler uber das romische Dormagen 4 In den folgenden Jahrzehnten entstand eine intensive Diskussion um die Identitat der uberlieferten Garnisonsplatze Durnomagus und Burungum bzw daruber ob und falls ja welcher der beiden Dormagen Worringen oder Haus Burgel zuzuordnen sei Heute ist die Gleichsetzung von Dormagen mit Durnomagus allgemein anerkannt 5 In der zweiten Halfte des 19 und in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts folgten weitere Entdeckungen Beim Neubau der Michaelskirche im Jahre 1887 wurden auf deren Sudseite Grabbeigaben gefunden 1924 auf der Westseite romische Keramik Ebenfalls 1924 wurde beim Neubau einer Schule hinter dem Rathaus ein Altarstein gefunden und bei diversen Bauarbeiten im Bereich der Romerstrasse romische Munzen und weitere Keramikreste Bereits 1914 waren nordlich von Dormagen Graber der mittleren Kaiserzeit gefunden worden 1928 bestatigten weitere Grabfunde dieses Graberfeld bei Schierort Seit 1964 kontrollierte das Rheinische Landesmuseum Bonn spater das LVR Amt fur Bodendenkmalpflege im Rheinland die Baumassnahmen in Dormagen Seither konnten das Alenkastell lokalisiert und der zugehorige Vicus gut eingegrenzt werden zuletzt im Jahr 2004 als erneut ein Bereich des Auxiliarkastells untersucht werden konnte 6 7 Geschichte BearbeitenDie romische Prasenz auf dem Gebiet des heutigen Dormagens beginnt mit der Anlage einer Militarziegelei die im zweiten Viertel des ersten Jahrhunderts n Chr von einer Vexillatio der in Koln und spater in Bonn stationierten Legio I Germanica betrieben wurde und die bis spatestens zum Ausbruch des Bataveraufstands in Betrieb war Die Grundung des ersten Auxiliarlagers fallt in die domitianische Zeit Sie erfolgte im Rahmen des im Jahr 83 n Chr beginnenden Ausbaus des Niedergermanischen Limes Diesem war bei der Vorbereitung und Durchfuhrung der Chattenkriege die Funktion einer vorbeugenden Flankensicherung zugewiesen worden Spatestens bis zum Jahr 90 war das Lager fertiggestellt Von welcher Truppe das erste Lager errichtet wurde ist unbekannt Gesichert scheint ausweislich des Fundmaterials nur dass es sich um eine Ala quingenaria gehandelt haben wird Die spater hier stationierte Ala I Noricorum kommt nicht in Frage da sie bis zum Jahr 100 noch in Burginatium einquartiert war Nach Abzug der unbekannten Kavallerieeinheit wurde Anfang des zweiten Jahrhunderts die Ala I Noricorum von Burginatium nach Durnomagus verlegt Um das Jahr 200 ist sie durch zwei Weihesteine 8 fur Mithras dort noch immer bezeugt Die Inschrift eines der Steine lautet Deo Soli I nvicto M ithrae p ro s alute I mperatoris Suran is Didil dup l arius al a e Noricorum c ivi s T h rax v otum s olvit l ibens m erito 9 Ubersetzt Dem unbesiegbaren Sonnengott Mithras zum Wohle des Kaisers hat Suran is Didil Duplicarius der Ala Noricorum Thrakischer Burger sein Gelubde freudig und nach Gebuhr erfullt Danach verliert sich die Spur der Ala im Dunkel der Geschichte Auch uber die Truppen die nach ihr im dritten und vierten Jahrhundert in Durnomagus stationiert waren ist nichts bekannt Das Kastell war noch bis zum Ende des vierten Jahrhunderts vermutlich bis um das Jahr 390 nach anderer Auffassung moglicherweise bis ins funfte Jahrhundert 10 in Benutzung und wurde dann aufgelassen Laut Michael Gechter wurde es durch ein Schadfeuer um das Jahr 200 herum vernichtet und danach nur noch einmal vorubergehend wahrend eines Frankeneinfalls im Jahr 275 benutzt worauf seiner Ansicht nach eine Verstarkung der Porta principalis dextra rechtes Seitentor in dieser Zeit hinweist 10 Gechter postuliert weiter die Errichtung eines 57 m mal 52 m grossen Reduktionskastells in der Spatantike das bis in das funfte Jahrhundert hinein Bestand gehabt haben soll 10 Zerstorungshorizonte die auf ein gewaltsames Ende der Garnison in der Spatantike schliessen lassen konnten liegen nicht vor 11 Datierung BearbeitenAusweislich eines Ziegelstempels der Legio XXII Primigenia pia fidelis LEG XXII PPF muss das Lager zwischen den Jahren 88 89 und 92 96 bereits bestanden haben Der Beiname pia fidelis Domitiana wurde dieser in Vetera stationierten Legion vom Kaiser verliehen nachdem sie sich wahrend des Saturninusaufstandes auf domitianischer Seite gestellt hatte Zwischen den Jahren 92 und 96 wurde sie nach Mogontiacum verlegt Die Munzreihe beginnt mit einer vereinzelten claudischen Pragung Munzen aus der domitianischen Zeit sind reichlich vorhanden Schlussmunze ist ein Triens des Theodosius I aus der Zeit um 390 Datierbare Keramiken beginnen mit einer Arbeit des sudgallischen Topfers Germanus die um das Jahr 70 angefertigt worden ist Diese Terra sigillata wie auch andere Sigillaten des Typs Drag 29 mussen relativ lange Zeit in Benutzung gewesen sein da auf der anderen Seite das Fehlen des Typs Hofheim 89 gegen eine Existenz des Lagers vor dem Jahr 80 spricht Gefasse der spatsudgallischen Topfer Mercato und Mascuus die zwischen den Jahren 80 und 100 produzierten sind hingegen mit grossem Anteil vertreten Anlagen BearbeitenMilitarziegelei Bearbeiten Von der romischen Ziegelei konnten bislang funf Brennofen und ein Trockenschuppen freigelegt werden Vier der funf Ofen sowie der Trockenschuppen lagen in einem Umkreis von 25 Metern beieinander der funfte Ofen befand sich 170 m davon entfernt Zwei der Ziegelofen wurden von einem gemeinsamen Arbeitsplatz aus betrieben Die Ofen waren rund funf Meter breit und sechs Meter lang die Grosse des Trockenschuppens betrug 11 m mal 36 m Die Ofen waren in der Konstruktionsform der so genannten stehenden Ofen gebaut bei denen sich Feuerungskammer und Brennkammer ubereinander befinden Zur besseren Isolation war die Feuerungskammer in den Erdboden abgesenkt und zum Boden hin mit Ziegeln ausgelegt worden Uber einen Feuerungsmunder wurden die Ofen von Arbeitsraumen aus beheizt Ahnlich wie bei einem modernen Umluftherd konnte sich die Hitze im Brennraum verteilen und gleichmassig auf das Brenngut einwirken Die Ziegelofen wurden wahrend ihrer Nutzungszeit mehrfach ausgebessert oder renoviert Zur Produktpalette der Ziegelei gehorten unter anderem Tegulae und Imbrices Dachziegeltypen Tubuli Luftungsziegel Laterculi meist quadratische zuweilen auch runde Platten zum Bau der Pfeiler von Hypokaustanlagen Wandplatten und Stirnziegel mit Medusendekor Das Ende des Ziegeleibetriebes ist ungesichert aber spatestens mit dem Ausbruch des Bataveraufstands wurde die Produktion eingestellt 12 Kastell Bearbeiten Das erste Lager war in Holz Erde Bauweise ausgefuhrt Zwischen zwei Bohlen oder Flechtwerkschalen die durch Querbalken miteinander verzahnt waren wurde der Aushub der vorgelagerten Graben eingebracht Insgesamt zwei umlaufende Spitzgraben dienten als Annaherungshindernis Sie schlossen nahezu ohne Berme an die Holz Erde Mauer an Ihre Gesamtbreite durfte etwa elf Meter betragen haben die Spitzen der Graben befanden sich auf 2 60 m Tiefe unter antikem Laufniveau in einer Entfernung von vier und acht Metern von der Aussenschale der Mauer Mit seiner Pratorialfront war das viertorige Lager in allen Bauphasen nach ONO zum Rhein hin ausgerichtet Nach mindestens einer nicht naher datierbaren Ausbau oder Renovierungsphase in der unter anderem die Sohle des inneren Grabens mit einem zusatzlichen 60 cm tiefen Grabchen einem so genannten Knochelbrecher versehen worden war wurde die Holz Erde Mauer in der ersten Halfte des zweiten Jahrhunderts durch eine steinerne Mauer ersetzt Moglicherweise wurde dieser Umbau durch die Ala I Noricorum vorgenommen unmittelbar nachdem sie in Durnomagus Quartier bezogen hatte Die neue Mauer war rund einen Meter breit und zwei Meter unter antikem Laufniveau fundamentiert Das Fundament bestand aus mit Lehm verbunden Basaltbruchsteinen das Aufgehende aus Opus caementitium mit einer Aussenfassade aus Tuffsteinquadern Die abgerundeten Ecken sowie die vier Tore waren mit Turmen bewehrt Ferner gab es je einen Zwischenturm zwischen den Eck und den Torturmen Weitere Zwischenturme wurden in der Spatantike hinzugefugt Zu dieser Zeit befanden sich wahrscheinlich Geschutze auf den Plattformen der Turme In der zweiten Halfte des dritten Jahrhunderts wurden die Doppelgraben eingeebnet und durch einen einzelnen Spitzgraben ersetzt Dieser Graben schloss mit einer drei Meter breiten Berme an das Kastell an Die Spitze des 11 5 m breiten Grabens befand sich 10 6 m von der Mauer entfernt und war drei Meter unter dem antiken Laufniveau eingetieft Da der Graben anschliessend nicht mehr ausgeraumt sondern lediglich angeboscht wurde entwickelte er sich im vierten Jahrhundert zu einem muldenformigen nur noch zwei Meter tiefen Annaherungshindernis Auf der Lagerinnenseite schloss sich an die Mauer ein an der Basis sechs Meter breiter Erdwall mit einem Laufgang an Die darauf folgende mindestens sechs Meter breite Via sagularis Lagerringstrasse konnte genauso festgestellt werden wie die anderen Lagerhauptstrassen die bis zu 8 5 m breite Via praetoria die um sieben Meter breite Via principalis und die in einen 20 m mal 45 m grossen Platz hinter den Principia einmundende Via decumana Die Principia bedeckten vermutlich eine Grundflache von 53 m mal 42 m Am besten untersucht werden konnte die ruckwartige sechs Meter tiefe Raumflucht in der ausser der 5 5 m breiten aedes Fahnenheiligtum funf weitere zwei bis vier Meter breite Raume von denen einer beheizbar war nachgewiesen werden konnten Die 0 7 m bis 1 2 m starke Fundamentierung war bis zu zwei Metern unter antikem Laufniveau eingetieft Das Aufgehende bestand aus zweischaligem Tuffsteinmauerwerk mit einem Kern aus Opus caementitium Die Principia waren mit einem Ziegeldach aus imbrices und tegulae eingedeckt Es gab unterschiedliche Formen von mit Schindeln oder Stroh gedeckten Fachwerkbaracken von zum Teil bisher unbekannten Typus Neben kombinierten Baracken fur Pferde und Mannschaften wurden auch reine Pferdestalle und reine Mannschaftsbaracken festgestellt Im zweiten Viertel des zweiten Jahrhunderts wurden die Bauten durch ein Schadfeuer zerstort danach aber wieder neu errichtet Eine einzelne Mannschaftsbaracke wurde erneut durch Brand gegen Ende des zweiten Jahrhunderts vernichtet Aus dem dritten und vierten Jahrhundert konnten ausser einigen Gruben und einem Brunnen keine weiteren Baubefunde festgestellt werden 13 Vicus und Graberfelder Bearbeiten Der Vicus das Lagerdorf in dem sich der Tross der Truppe Familien von Soldaten Handler Handwerker Schankwirte Freudenmadchen und sonstige Dienstleister niederliessen ist archaologisch in Dormagen nur sporadisch und punktuell erfasst Er umgab das Kastell halbkreisformig im NNW bis SSO Ubertragen auf das heutige Stadtbild umfasste er in etwa den Bereich zwischen Florastrasse und Kirchstrasse 14 Die Graberfelder lagen wie nach romischem Gesetz vorgeschrieben ausserhalb des Siedlungsbereichs langs der Ausfallstrassen Die Graber aus der Mittleren Kaiserzeit zweites und fruhes drittes Jahrhundert befanden sich entlang der nach Novaesium und zur CCAA fuhrenden Strassen vereinzelt auch an der westlichen Seite des Vicus Die zahlenmassig geringeren Grablegen des spaten zweiten und des dritten Jahrhunderts uberschnitten bedingt durch die flachenmassige Reduktion des Lagerdorfes nicht mehr die fruheren Graberfelder sondern befanden sich wieder in zentralerer Lage ausschliesslich im unmittelbaren Bereich der spateren Kirche St Michael 15 Vor und nachromische Nutzung Bearbeiten Ein unter den romischen Kulturschichten liegendes Erdwerk kann moglicherweise der Michelsberger Kultur zugewiesen werden Entsprechende Funde wurden in der Nahe als Streu und Lesefunde sowie als Fundinventar einer Siedlungsgrube geborgen Eine einzelne verzierte Wandscherbe verweist auf die Bischheimer Kultur Von der keltischen bzw ubischen Siedlung die der romischen Niederlassung vorausging gibt es bislang keine Befunde Nach dem Ende der romischen Prasenz wurde das Land von den Franken okkupiert Moglicherweise befand sich im sechsten oder siebten Jahrhundert eine frankische Siedlung oder ein frankischer Hof auf Dormagener Gebiet worauf bislang aber nur eine Korperbestattung entsprechender Zeitstellung an der Florastrasse hinweist 16 Funde BearbeitenEine erste aussergewohnliche Entdeckung wurde 1821 mit der Freilegung eines Mithraums gemacht In dem rund 13 m langen in den Boden eingetieften Raum befanden sich mehrere dem Mithras geweihte Steine Von diesen Weihesteinen sind zwei insofern von besonderer Bedeutung als sie von Soldaten der Ala I Noricorum gestiftet worden sind 8 deren Stationierung in Durnomagus damit als definitiv belegt gilt Heute ist die Lage des Mithrastempels nicht mehr lokalisierbar 17 Auch eine weitere nicht alltagliche Entdeckung gelang bereits in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts In einer Tiefe von lediglich 40 Zentimetern unter dem Boden eines Kuhstalls wurde ein Munzschatz geborgen der sich aus 900 Silber und vier Goldmunzen zusammensetzte Die Munzreihe erstreckte sich von Augustus 30 v Chr 14 n Chr bis zu Commodus 176 192 17 Von wissenschaftlicher Bedeutung ist der so genannte Dormagener Denarfund der an der Nettergasse geborgen wurde Auch wenn dieser Inhalt einer in den 160er Jahren verlorenen oder deponierten Geldborse insgesamt nur zehn Denare umfasst gibt er einen wichtigen Hinweis auf das romische Munzwesen Die Munzreihe beginnt mit einer aus Lugdunum Lyon stammenden vespasianischen Pragung aus den Jahren 69 70 und endet mit einem Denar Mark Aurels der nach 161 in Rom gepragt wurde Insgesamt besteht der Fund aus vier vortrajanischen einer trajanischen und funf nachtrajanischen Pragungen Er zeigt dass flavische Pragungen noch sehr lange im Umlauf waren Er weist ferner darauf hin dass sich die bei Cassius Dio erwahnte Verfugung Trajans aus dem Jahr 107 18 alte und abgegriffene Silbermunzen einzuziehen wohl nur auf republikanische Denare bezog 19 Ein Altar fur Apollon und Asklepios war ursprunglich im Auxiliarlager des romischen Durnomagus vorhanden dessen 1976 gefundene Steinfragmente sich heute im Rheinischen Landesmuseum Inv Nr 76 1029 zu Bonn befinden Der Altar aus lothringischem Kalkstein stammt nach einer Datierung aus dem 2 bzw vom Anfang des 3 Jahrhunderts nach Christus Hatte man die nur in Bruchstucken uberlieferte Weiheinschrift zunachst mit Blick auf einen Dedikantennamen zu vervollstandigen versucht pladierte Kresimir Matijevic 2007 fur die Erganzung der Inschrift zum Namen einer weiteren Gottheit Asklepios der der Weihestein geweiht gewesen sei 20 Denkmalschutz und Fundverbleib BearbeitenDer Bereich des Lagers ist ein Bodendenkmal nach dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmaler im Lande Nordrhein Westfalen Denkmalschutzgesetz DSchG 21 Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Zahlreiche Funde des Dormagener Kastells gelangten in die Sammlung der Familie Delhoven die im 19 Jahrhundert eine umfangreiche Stadtchronik verfasste Ein anderer Teil der bei den Ausgrabungen entdeckten Gegenstande befindet sich in einer kleinen Ausstellung im Historischen Rathaus von Dormagen 22 Weitere Funde sind im so genannten Romerkeller einem Originalbefund aus dem Jahr 1979 der restauriert und als kleines Museum ausgestaltet wurde Nach Absprache mit dem Geschichtsverein Dormagen kann der Keller besichtigt werden 23 Siehe auch BearbeitenListe der Truppenlager am Niedergermanischen Limes Liste der romischen vici in NiedergermanienLiteratur BearbeitenMichael Gechter Reiterkastell Durnomagus In Tilmann Bechert Willem J H Willems Hrsg Die romische Reichsgrenze von der Mosel bis zur Nordseekuste Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1189 2 S 37 40 Michael Gechter Die Anfange des Niedergermanischen Limes In Bonner Jahrbucher 179 Rheinland Verlag Bonn 1979 S 110 ff Heinz Gunter Horn Dormagen NE Architekturreste und Weihesteine In Heinz Gunter Horn Hrsg Die Romer in Nordrhein Westfalen Lizenzausgabe der Ausgabe von 1987 Nikol Hamburg 2002 ISBN 3 933203 59 7 S 400 401 Gustav Muller Dormagen NE Alenkastell und Militarziegelei In Heinz Gunter Horn Hrsg Die Romer in Nordrhein Westfalen Lizenzausgabe der Ausgabe von 1987 Nikol Hamburg 2002 ISBN 3 933203 59 7 S 394 400 Gustav Muller Durnomagus Das romische Dormagen Fuhrer des Rheinischen Landesmuseums Bonn Band 90 Rheinland Verlag Koln 1979 Gustav Muller Ausgrabungen in Dormagen 1963 1977 Rheinische Ausgrabungen 20 Rheinland Verlag Koln 1979 ISBN 3 7927 0448 X Gustav Muller Dormagen Durnomagus In Julianus Egidius Bogaers Christoph B Ruger Hrsg Der Niedergermanische Limes Materialien zu seiner Geschichte Rheinland Verlag Koln 1974 ISBN 3 7927 0194 4 S 101 104 Harald von Petrikovits Das romische Rheinland Bonner Jahrbucher Beiheft 8 Rheinland Verlag Bonn 1960 S 47 ff Weblinks BearbeitenJona Lendering Durnomagus Dormagen In Livius org englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Itinerarium Antonini 254 4 f Darunter CIL 13 8524 Hermann Cardauns und Reiner Muller Hrsg Die rheinische Dorfchronik des Joan Peter Delhoven aus Dormagen Neuauflage Amtsverwaltung Dormagen Dormagen 1967 Franz Fiedler Durnomagus oder Dormagen und dessen Denkmaler der Romerzeit In Bonner Jahrbucher 21 1854 S 45 56 Gustav Muller Durnomagus Das romische Dormagen Rheinland Verlag Koln 1979 Fuhrer des Rheinischen Landesmuseums Bonn Bd 90 Dormagener Beitrage Bd 8 S 1 Chris Stoffels Archaologen finden Kaserne Artikel der NGZ Online auf der Webseite des Archaologen Jurgen Franssen abgerufen am 18 Juli 2010 Gustav Muller Durnomagus Das romische Dormagen Rheinland Verlag Koln 1979 Fuhrer des Rheinischen Landesmuseums Bonn Bd 90 Dormagener Beitrage Bd 8 S 1 3 a b CIL 13 8524 und CIL 13 8523 CIL 13 8524 a b c Michael Gechter Reiterkastell Durnomagus In Tilmann Bechert Willem J H Willems Hrsg Die romische Reichsgrenze von der Mosel bis zur Nordseekuste Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1189 2 S 38 Gustav Muller Durnomagus Das romische Dormagen Rheinland Verlag Koln 1979 Fuhrer des Rheinischen Landesmuseums Bonn Bd 90 Dormagener Beitrage Bd 8 S 29 32 Gustav Muller Durnomagus Das romische Dormagen Rheinland Verlag Koln 1979 Fuhrer des Rheinischen Landesmuseums Bonn Bd 90 Dormagener Beitrage Bd 8 S 17 28 Gustav Muller Durnomagus Das romische Dormagen Rheinland Verlag Koln 1979 Fuhrer des Rheinischen Landesmuseums Bonn Bd 90 Dormagener Beitrage Bd 8 S 29 53 Gustav Muller Durnomagus Das romische Dormagen Rheinland Verlag Koln 1979 Fuhrer des Rheinischen Landesmuseums Bonn Bd 90 Dormagener Beitrage Bd 8 S 54 60 Gustav Muller Durnomagus Das romische Dormagen Rheinland Verlag Koln 1979 Fuhrer des Rheinischen Landesmuseums Bonn Bd 90 Dormagener Beitrage Bd 8 S 61 f Gustav Muller Durnomagus Das romische Dormagen Rheinland Verlag Koln 1979 Fuhrer des Rheinischen Landesmuseums Bonn Bd 90 Dormagener Beitrage Bd 8 S 63 f a b Gustav Muller Durnomagus Das romische Dormagen Rheinland Verlag Koln 1979 Fuhrer des Rheinischen Landesmuseums Bonn Bd 90 Dormagener Beitrage Bd 8 S 2 Cassius Dio 68 17 Volker Zedelius Der Dormagener Denarfund In Gustav Muller Durnomagus Das romische Dormagen Rheinland Verlag Koln 1979 Fuhrer des Rheinischen Landesmuseums Bonn Bd 90 Dormagener Beitrage Bd 8 S 68 f Kresimir Matijevic Ein Altar fur Apollo und Aesculapius aus Dormagen Durnomagus Kreis Neuss Zur Erganzung von AE 1977 564 In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik 159 2007 S 301 302 Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmaler im Lande Nordrhein Westfalen Denkmalschutzgesetz DSchG Stephan Zoller Romische Waffen dokumentieren fruhe Geschichte der Stadt In Neuss Grevenbroicher Zeitung 3 Januar 2020 S D3 Onlineversion abgerufen am 10 Januar 2020 Romerkeller auf der Webprasenz des Geschichtsvereins Dormagens e V abgerufen am 15 April 2021 Kastelle des Niedergermanischen Limes Rheinlinie Lugdunum Batavorum Kastell Brittenburg Praetorium Agrippinae Kastell Valkenburg Matilo Kastell Leiden Roomburg Albaniana Kastell Alphen aan den Rijn Nigrum Pullum Kastell Alphen Zwammerdam Kastell Bodegraven Laurium Kastell Woerden Kastell Op de Hoge Woerd Fletio Traiectum Kastell Utrecht Fectio Kastell Bunnik Vechten Levefanum Kastell Rijswijk Mannaricium Kastell Buren Maurik Carvo Kastell Kesteren Kastell Overbetuwe Randwijk Kastell Overbetuwe Driel Castra Herculis Kastell Arnhem Meinerswijk Kastell Duiven Loowaard Carvium Kastell Rijnwaarden Harenatium Kastell Kleve Rindern Quadriburgium Kastell Qualburg Kastell Steincheshof Burginatium Kastell Altkalkar Vetera I Vetera II Kastell Wesel Buderich Kastell Alpen Drupt Calo Asciburgium Kastell Moers 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