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Die Romische Rheintalstrasse war eine der bedeutendsten Romerstrassen im Norden des Romischen Reichs Sie verband Italien entlang des Oberrheins mit den romischen Provinzen Germania superior und Germania inferior sowie den dort stationierten Legionen am Rhein Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Verlauf 2 1 Routenbeschreibung der Teilstrecke bis Mainz im Itinerarium Antonini 2 2 Archaologische Quellen 2 3 Rechtsrheinische Route 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Darstellung in der Tabula Peutingeriana Pfeil auf Mainz Die Rheintalstrasse gehort zu den fruhesten Romerstrassen der Region Die alteste Romerstrasse die an den Rhein fuhrte war die von Marcus Vipsanius Agrippa wahrend seiner Statthalterschaften in Gallien erbaute Verbindung von Lyon Lugdunum uber Metz Divodurum und Trier Augusta Treverorum nach Koln Colonia Claudia Ara Agrippinensium Die Rheintalstrasse durfte als strategisch wichtige und kurzeste Verbindung nach Italien bald nach dieser spatestens mit dem Beginn der Germanenfeldzuge des Kaisers Augustus um 15 v Chr erbaut worden sein 1 Mit dem Ende der Feldzuge und der Festlegung des Rheins als Grenze verband die Strasse die wichtigsten romischen Truppenstandorte darunter mehrere Legionslager Die Verbindung zu den Legionen an der Donau wurde durch die Route entlang des Oberrheins wesentlich verlangert sodass die Romer bald auch Teile rechts des Rheins besetzten Gnaeus Pinarius Cornelius Clemens liess deshalb im Jahr 74 n Chr die Kinzigtalstrasse anlegen 2 welche die Rheintalstrasse bei Strassburg erreichte Mindestens seit dieser Zeit existierte eine rechtsrheinische Route von Mainz uber Gross Gerau und Heidelberg Diese wird meist als rechte Rheintalstrasse bezeichnet weshalb sich fur die hier beschriebene Route auch die Bezeichnung Linke Rheintalstrasse findet Im Vierkaiserjahr 69 n Chr sowie im folgenden Bataveraufstand war die Rheintalstrasse eine der wichtigsten Marschrouten sowohl fur das Heer des Vitellius nach Italien sowie fur die vespasianischen Truppen nach Norden Die Eroberung des Dekumatlandes und das Vordringen in rechtsrheinische Gebiete mit der Einrichtung des Obergermanisch Ratischen Limes fuhrte dazu dass die Strasse einen Teil ihres militarischen Charakters verlor Auxiliartruppen die vorher im Umfeld der Legionen oder in kleineren Garnisonsorten stationiert waren wurden an den Limes verlegt Zuvor militarisch dominierte Orte wie Speyer Noviomagus Worms Borbetomagus oder Bingen am Rhein Bingium wurden zu zivilen Siedlungen und Verwaltungssitzen Auch die Legionsziegeleien in Rheinzabern Tabernae wurden um 80 n Chr aufgegeben Bestehen blieben wahrend der langsten Epoche der mittleren Kaiserzeit die beiden ruckwartigen Legionslager in Mainz Mogontiacum Legio XXII Primigenia und Strassburg Argentorate Legio VIII Augusta Durch die Entstehung der zivilen Vororte behielt die Strasse ihre Bedeutung als zentrale Verkehrsachse In der Zeit Kaiser Caracallas wird sie erwahnt in der Reisebeschreibung Itinerarium Antonini 3 Auch in der Tabula Peutingeriana ist sie als eine der wichtigsten Routen verzeichnet In der Spatantike als der Rhein wieder zur Reichsgrenze wurde finden sich viele Truppenstationierungen der Limitanei an den Etappenstationen der Strasse in der Notitia dignitatum erwahnt 4 nbsp Sudwestdeutschland zu Beginn des 3 Jahrhunderts mit Zivilsiedlungen und Romerstrassen Verlauf BearbeitenDie Strasse erreichte von Mailand uber den Grossen St Bernhard Avenches und Solothurn den Rhein bei Augst Augusta Raurica Hier zweigten die Neckar Alb Donau Strasse in Richtung Rottweil Arae Flaviae und die Alpennordstrasse nach Windisch AG Vindonissa sowie Pfyn ad fines ab wahrend die Rheintalstrasse nach Westen abbog Bei Basel mundete eine weitere fruhe Verbindung ein die von Lyon uber Chalon sur Saone und Besancon verlief Uber Kembs und Biesheim erreichte die Rheintalstrasse Strassburg Nordlich von Strassburg fuhrte sie nach Seltz ehe sie bei Berg erstmals das heutige Deutschland erreicht Uber Rheinzabern Tabernae Speyer Noviomagus Worms Borbetomagus und Nierstein fuhrte sie nach Mainz Am Mittelrhein zweigte bei Bingen die Ausoniusstrasse nach Trier ab Mit den Zwischenstationen Boppard Boudobriga Koblenz Confluentes Andernach Antunnacum Remagen Rigomagus erreichte sie Bonn Bonna und Koln in der Germania inferior Hier bildete der Rhein die Grenze als Niedergermanischer Limes weshalb sie oft auch als Limesstrasse bezeichnet wird In Koln zweigte als Verlangerung des decumanus maximus die Via Belgica ab weiter fuhrte sie uber Neuss Novaesium Xanten Colonia Ulpia Traiana und Nijmegen Ulpia Noviomagus Batavorum bis an die Nordsee Routenbeschreibung der Teilstrecke bis Mainz im Itinerarium Antonini Bearbeiten Text 3 moderner Ort EntfernungItem a Mediolano per Alpes Penninas Mogontiacum mpm CCCCXVIIII sic von Mailand uber die Poeninischen Alpen nach Mainz Gesamtstrecke 419 milia passuum monetalisNovaria mpm XXXIII Novara 34 MeilenVercellas mpm XVI Vercelli 16 MeilenEporedia mpm XXXIII Ivrea 33 MeilenVitricio mpm XXI Verres 21 MeilenAugusta praetoria mpm XXV Aosta 25 MeilenSummo Pennino mpm XXV Grosser St Bernhard 25 MeilenOctoduro mpm XXV Martigny 25 MeilenTarnaias mpm XII Massongex 12 MeilenPenne locos mpm XIII 13 MeilenVibisco mpm VIIII Vevey 9 MeilenBromago mpm VIIII Oron la Ville 9 MeilenMinnodunum mpm VI Moudon 6 MeilenAventiculum Helvetiorum mpm XIIII Avenches 14 MeilenPetinesca mpm XIII Studen BE 13 MeilenSalodurum mpm X Solothurn 10 MeilenAugusta Rauracum mpm XXII Augst 22 MeilenCambete mpm XII Kembs 12 MeilenStabulis mpm VI 6 MeilenArgentovaria mpm XVIII Biesheim 18 MeilenHelvetum mpm XVI 16 MeilenArgentorato mpm XII Strassburg 12 MeilenSaletione mpm VII Seltz 7 MeilenTabernis mpm XIII Rheinzabern 13 MeilenNoviomago mpm XI Speyer 11 MeilenBorbitomago mpm XIIII Worms 19 MeilenBauconica mpm XIII Nierstein 13 MeilenMogontiacum mpm XI Mainz 11 MeilenArchaologische Quellen Bearbeiten nbsp Kopie eines der Hagenbacher Leugensteine im Terra Sigillata Museum Rheinzabern Neben den schriftlichen gibt es auch archaologische Quellen zum Verlauf der Strasse Einige gut erhaltene Teilstucke sind im Bienwald in Rheinland Pfalz zu finden wahrend sie auf beackerten Flachen im Rheintal meist kaum noch wahrnehmbar ist Bei Grabungsschnitten wurde meist eine Breite der geschotterten Strassenoberflache uber sechs Meter festgestellt Nicht einberechnet sind hier allerdings unbefestigte Bereiche zum Ausweichen und fur Fussganger Dass es solche gegeben haben muss wird u a dadurch deutlich dass die Strassengraben nicht unmittelbar sondern in erheblichem Abstand neben der Fahrbahn verlaufen 5 Der Verlauf der Strasse ist ferner durch zahlreiche Funde von Meilen und Leugensteinen belegt Herausragend ist der Fund von sechs zeitlich aufeinanderfolgenden Steinen 1936 westlich von Hagenbach auf denen noch funf Inschriften erhalten waren 6 Es handelte sich um den originalen Standort der Steine die 16 Leugen von Speyer entfernt aufgestellt wurden Gefunden wurde ferner der bei Jockgrim aufgestellte 13 Leugen Stein 7 Zu diesen von der Civitas der Nemeter mit Hauptort in Speyer aufgestellten Steinen kommen einige Funde an der Strasse nordlich von Speyer Von der 8 Leuge wurden bei einer Strassenstation nahe Mutterstadt Fragmente von zwei Leugensteinen in einem Brunnen entdeckt 8 Die Steine der zweiten und funften Leuge wurden sekundar in der spatantiken Festung Altrip verbaut 9 Rechtsrheinische Route Bearbeiten Schon vor der Einrichtung des Obergermanischen Limes und nach dessen Aufgabe wurde auch eine rechtsrheinische Route zum Mainzer Legionslager von den Romern benutzt Sie folgte von Dangstetten aus dem Oberrhein uber Riegel am Kaiserstuhl nach Offenburg Anschluss an die Kinzigtalstrasse Eine Strassenstation wurde an diesem Abschnitt bei Friesenheim entdeckt Nordlich davon verlief sie uber Heidelberg Ladenburg Lopodunum Gernsheim und Gross Gerau nach Mainz Auch von dieser Strasse sind zahlreiche Funde von Meilen bzw Leugensteinen bekannt So liegen aus Sinzheim Steinbach vier aus Ladenburg funf und aus Heidelberg sogar acht Steine vor Hinzu kommt ein Stein aus Buhl 10 In Ladenburg bildete die Strasse die Hauptachse des Vorortes der Neckarsueben deren Civitas die meisten Steine an dieser Strecke setzen liess Aus Gross Gerau wo eine Strasse nach Dieburg und in den vorderen Odenwald abzweigte ist eine Weihung fur die Strassengotter Biviae Triviae Quadruviae bekannt 11 Literatur BearbeitenHelmut Bender Romische Strassen und Strassenstationen Stuttgart 1975 Kleine Schriften zur Kenntnis der romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands 13 Helmut Bernhard Romerstrasse Linienfuhrung zwischen Neulauterburg und Worms In Heinz Cuppers Hrsg Die Romer in Rheinland Pfalz Lizenzausgabe Nikol Hamburg 2002 S 541 544 Raymond Chevallier Les Voies Romaines Picard Paris 1997 ISBN 2 7084 0526 8 S 229 234 Hans Ulrich Nuber Zu Wasser und zu Lande Das romische Verkehrsnetz In Imperium Romanum Roms Provinzen an Neckar Rhein und Donau Archaologisches Landesmuseum Baden Wurttemberg Esslingen 2005 ISBN 3 8062 1945 1 S 410 419 Einzelnachweise Bearbeiten Otto Roller Wirtschaft und Verkehr In H Cuppers Hrsg Die Romer in Rheinland Pfalz Hamburg 2002 S 261 Inschriftenfund CIL 13 9082 Hans Ulrich Nuber Zu Wasser und zu Lande Das romische Verkehrsnetz In Imperium Romanum Roms Provinzen an Neckar Rhein und Donau Esslingen 2005 S 413 und 416 a b Itinerarium Antonini 350 355 Notitia dignitatum occ XLI Hans Ulrich Nuber Zu Wasser und zu Lande Das romische Verkehrsnetz In Imperium Romanum Roms Provinzen an Neckar Rhein und Donau Esslingen 2005 S 416 Schnitt durch die Strasse im Siedlungsbereich von Rheinzabern Fridolin Reutti Neue archaologische Forschungen im romischen Rheinzabern Hrsg Verein Terra Sigillata Museum Rheinzabern e V Rheinzabern 1984 S 7 9 CIL 17 02 605 CIL 17 02 606 CIL 17 02 607 CIL 17 02 608 CIL 17 02 609 CIL 13 9096 Helmut Bernhard in H Cuppers Hrsg Die Romer in Rheinland Pfalz Hamburg 2002 S 488f CIL 13 9095 CIL 13 9094 CIL 13 9093 CIL 13 9092 Hans Ulrich Nuber Zu Wasser und zu Lande Das romische Verkehrsnetz In Imperium Romanum Roms Provinzen an Neckar Rhein und Donau Esslingen 2005 S 416 Sinzheim CIL 13 09117 CIL 13 09117 CIL 13 09118 CIL 13 09119 Ladenburg CIL 13 9099 CIL 13 9100 CIL 13 09101 CIL 13 9102 CIL 13 9103 Heidelberg CIL 13 9104 CIL 13 9105 CIL 13 9106 CIL 13 9107 CIL 13 9108 CIL 13 9109 CIL 13 9110 CIL 13 9111 Buhl CIL 13 09120 Marion Mattern Romische Steindenkmaler aus Hessen sudlich des Mains sowie vom bayerischen Teil des Mainlimes Corpus Signorum Imperii Romani Deutschland Bd 2 13 Verlag des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz in Kommission bei Habelt Bonn 2005 ISBN 3 88467 091 3 S 174 Helmut Castritius Manfred Clauss Leo Hefner Die Romischen Steininschriften des Odenwaldes RSO Beitrage zur Erforschung des Odenwaldes 2 1977 S 237 308 Nr 53 Egon Schallmayer in Dietwulf Baatz Fritz Rudolf Herrmann Hrsg Die Romer in Hessen Lizenzausgabe der Auflage von 1989 Nikol Hamburg 2002 ISBN 3 933203 58 9 S 322f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romische Rheintalstrasse amp oldid 223207401