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47 11247 7 29181 Koordinaten 47 6 45 N 7 17 31 O CH1903 588857 217952Vicus Petinesca Lage von Petinesca am DIRLZuerst als keltische Befestigung danach als romische Kleinstadt bildete Petinesca vom 2 Jahrhundert v Chr bis zum 4 Jahrhundert n Chr das Zentrum der Region Der Vicus Petinesca war ein romischer Ort vicus den man anhand spatromischer Strassenkarten dem modernen Ort Studen im Schweizer Kanton Bern zuordnen konnte Es war ein wichtiger Ort an der Nord Sud und Ost West Transversale die ihn mit den Stadten Aventicum im Sudwesten und Vindonissa beziehungsweise Augusta Raurica im Nordosten verband Der Ort war auch nahe der schiffbaren Aare gelegen Die Station war bis 380 n Chr besetzt Bereits im 19 Jahrhundert wurden erste Ausgrabungen getatigt Konserviert sind die Reste eines Tempelbezirks und einer Toranlage Neue Ausgrabungen forderten ein Handwerkerviertel ein Graberfeld und drei Ziehbrunnen zu Tage Bisher konnten in Petinesca funf Teile untersucht werden Sie umfassen eine Toranlage zwei Terrassensiedlungen den Tempelbezirk und das Graberfeld Keltenweg Inhaltsverzeichnis 1 Die romische Toranlage 2 Die Tempel 3 Die Wallanlage 4 Die Brunnen 5 Das Graberfeld 6 Der Hafen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDie romische Toranlage BearbeitenDie romische Toranlage wurde von der Gesellschaft Pro Petinesca bei erstmals systematischen Erforschungen ausgegraben Sie besteht aus dem Tor und Resten der Befestigungsmauer Offenbar wurde der spatromische Turmbau im 4 Jahrhundert n Chr zu einem Strassenkastell mit Unterkunftsraumen ausgebaut nbsp Toranlage PetinescaErste Siedlungsspuren 1 JahrhundertDie erste romische Strasse Talstrasse steigt von der Ebene Richtung unterer Hangterrasse an und mundet in die Vorderbergstrasse die vom Unterdorf Richtung Aegerten fuhrt Letztere ist talseitig durch eine Holzpalisade geschutzt Westlich der Talstrasse wurde zu diesem Zeitpunkt massiv Schuttmaterial abgelagert das mit Topfereiabfallen durchsetzt ist In kurzer zeitlicher Abfolge werden zur Stabilisierung der Auffullungen zwei Hangstutzkonstruktion gebaut Diese Aufschuttungen bedingen eine allmahliche Verlagerung der Talstrasse in Richtung Osten grune Phase Alteres Steingebaude 2 3 JahrhundertSpatestens mit der Aufgabe der jungeren Hangstutzkonstruktionen wird die Holzpalisade der Vorderbergstrasse entfernt verfullt und mit der neuen Strasse Richtung Unterdorf uberdeckt Zu Beginn des 2 Jahrhunderts wird sudlich der Vorderbergstrasse uber teilweise machtigen Planieschichten das altere Steingebaude angelegt Der Niveauunterschied zwischen dem Nordost und dem Sudwesttrakt betragt ca 4 m Das fast quadratische Steingebaude wird etwa in der Mitte des 3 Jahrhunderts durch einen Brand in Mitleidenschaft gezogen Der quer zu den Mauern stehende Brunnen ist mit dem Steingebaude oder ev schon fruher errichtet worden Er wird wahrend der Benutzung des alteren Steingebaudes aufgegeben und verfullt Nordwestlich der neuen Vorderbergstrasse ist bereits um die Wende zum 2 Jahrhundert ein Holzhaus mit Schwellbalkenkonstruktion errichtet worden Jungeres Steingebaude 3 4 JahrhundertFur den Bau der spatromischen Torturmanlage werden erneut massive Erdverschiebungen vorgenommen Die beiden talseitigen Aussenmauern und die Innenmauern des alteren Steingebaudes werden abgebrochen und durch neue bis zu 3 m machtige Mauern ersetzt Die beiden bestehenden hangseitigen Aussenmauern werden in den Neubau integriert Aufgrund der vorgefundenen Keramik kann der Bau der Anlage in die zweite Halfte des 3 Jahrhunderts datiert werden Zu diesem Zeitpunkt sind die Vorderbergstrasse und vermutlich auch das an ihr gelegene Unterdorf aufgegeben worden Die Talstrasse fuhrt jetzt durch den Torturm Eine ausserhalb des Turmes gefundene spatromische Munze lasst vermuten dass der Torturm auch im 4 Jahrhundert befahren worden ist 1 Nachromischer KanalNach dem teilweisen Abbruch der machtigen sudostlichen Aussenmauer des spatromischen Steingebaudes ist auf dem verbliebenen Fundament ein Wasserkanal aufgemauert worden Die Tempel Bearbeiten nbsp Tempel Nahaufnahme nbsp Sanierter TempelbezirkIn den 1930er Jahren durchgefuhrte Grabungen fuhrten zur Freilegung romischer Tempel und Kapellen auf der Hugelkuppe Gumpboden des Jensberges Die Tempelanlage umfasst zwei Gruppen zu je drei galloromischen Umgangstempeln sowie drei Kapellen und ein Kulthaus errichtet zwischen dem 1 und dem 4 Jahrhundert n Chr Die Anlage lag ursprunglich in einer Ummauerung mit drei Toren von der ein Abschnitt der sudostlichen Mauer erhalten ist Der westliche Tempel ist in seinen Grundmauern sehr gut erhalten und wurde teilweise rekonstruiert Sein Schutzdach musste jedoch wegen Verwitterung entfernt werden Von gewissen Gebaudeteilen einzelner Tempel konnten die Ausgraber keine Spuren mehr finden Die Steine wurden ab dem Mittelalter zur Gewinnung von Baumaterial ausgebeutet In der Kirche Biel Mett sind Architekturfragmente gefunden worden die wahrscheinlich aus Petinesca stammen Der Baustil von zwei der sechs sogenannten Umgangstempeln im Tempelbezirk gehen vermutlich auf keltische Vorbilder zuruck Diese bestehen aus einem uberdachten Umgang Ambitus und dem zentralen Tempelraum Cella Der Zutritt zur Cella war nur den Priestern erlaubt 2012 wurde der romische Tempelbezirk umfassend saniert Die Mauerzuge wurden mit Markiersteinen nachgezogen und die Tempelinnenflachen wurden mit Mergelsteinen erkennbar gemacht Dabei wurden wo moglich die Markierungen von 1937 belassen Die neue Anlage bietet daher kein einheitliches Bild Die Gesamtkosten fur Waldarrondierung und Instandstellung beliefen sich auf 439 000 Franken Daran beteiligen sich das Bundesamt fur Kultur mit 76 000 und der Lotteriefonds mit 128 500 Franken 2 Die Wallanlage Bearbeiten nbsp Aufbau eines Murus Gallicus aus Steinen grau Holz braun und Erde oliv nbsp Keltisches Oppidum 1 Jahrhundert v Chr Zu Petinesca gehort eine vorromische Wallanlage von der der westlich gelegene Keltenwall am besten erhalten ist Der Wall ist eine durch Baumstamme und eine Trockenmauer verstarkte Erdaufschuttung Er schutzte einst ein Oppidum Die Wallanlage wurde 1898 untersucht und als keltisches Befestigungswerk Murus Gallicus erkannt Nord Sud und Ostseite des Oppidums waren durch die naturlichen steilen Hugelflanken gut geschutzt Zur Befestigung begnugte man sich dort wohl mit Palisaden Spuren von Palisadenterrassen sind uber weite Strecken immer noch sichtbar Die Innenflache der gesamten Anlage betrug rund 35 ha Bisher fehlen nahere Kenntnisse zur Entstehungszeit zur Besiedlungsdauer und struktur dieses Oppidums Von vergleichbaren Anlagen weiss man dass nur ein kleiner Teil der umwehrten Flache bebaut war Solche Festungen dienten vermutlich als Fluchtburgen Zudem machte eine derart imposante Anlage auch Macht und Reichtum der herrschenden Oberschicht sichtbar Der um die Zeitwende entstandene romische Vicus lag grosstenteils ausserhalb des Oppidums Eine Siedlungskontinuitat konnte bisher nicht nachgewiesen werden ist jedoch wahrscheinlich Immerhin behielt das romische Dorf den keltischen Namen Petinesca Im Bereich des Oppidums wurden bisher kaum keltische Objekte gefunden Zahlreiche latenezeitliche Metallgegenstande kamen jedoch wahrend der ersten Juragewasserkorrektion in alten Zihllaufen zwischen Port und Schwadernau zum Vorschein Sie wurden wohl als Opfergaben dem Fluss ubergeben 3 Die Brunnen BearbeitenDie Entstehungszeiten der drei bis zu 12 Meter tiefen Brunnen wurden zwischen dem 1 und 3 Jahrhundert n Chr datiert Ihre Aufgabe und Verfullung erfolgte im 3 Jahrhundert n Chr Die gefundene Keramik reiht sich in die bekannten Referenzkomplexe des 3 Jahrhunderts aus dem schweizerischen Mittelland ein Deutlich zeigt sie die im 3 Jahrhundert vollziehende Entwicklung der Glanztonware Die Archaozoologie kann aufgrund der Zusammensetzung der Tierreste die Samischgerberei nachweisen Die Funde zeigen dass etwa ab der Zeitenwende Feingerber tatig waren Wahrend ein Grubeninhalt aus dem l Jahrhundert auf das Gerben von Schaffellen hinweist belegen die Brunnenfunde aus dem 3 Jahrhundert die Produktion von Ziegenleder Die benotigten Tiere wurden aus den umliegenden Gutshofen Villa rustica angeliefert oder stammen von der Siedlung selbst In Port wurde bei Grabungen die seit 2014 stattfinden ein Gutshof mit einer luxuriosen Villa gefunden 4 Eine sich hier abzeichnende Hinwendung zu Konfortrohstoffen fur die Herstellung hochwertiger Kleidung Zubehor und Haushaltstextilien wird moglicherweise durch die Einbeziehung anderer Tierhaute gestutzt Die grosse Mittelland Transversale verband die Produktionsstatte mit den laufkraftigen Stadten Aventicum im Sudwesten und Vindonissa beziehungsweise Augusta Raurica im Nordosten 5 Das Graberfeld BearbeitenAufgrund eines geplanten Neubaus wurde im Jahre 1991 die Parzelle 560 am Keltenweg 1 3 in Studen mit Sondierungen untersucht Dabei wurden romische Brandgraber entdeckt Daraufhin wurde das Gebiet archaologisch untersucht Dabei konnten eine in Nord Sud Richtung verlaufende romische Strasse sowie 52 Graber freigelegt werden Darunter befanden sich 5 beigabenlose Graber 3 romische Kinderskelette und 44 Brandschuttungsgraber Dank den Beigaben liessen sich die Graber in die zweite Halfte des 1 Jahrhunderts n Ch datieren 6 Der Hafen BearbeitenBeim Wydenpark gleich neben dem Bahnhof in Studen sind die Archaologen im Jahr 2010 auf die Uberreste einer Brucke einer Strasse und eines Dammes mit Holzpfahlen und massiven Holzverbauungen gestossen Der Damm folgt dem Verlauf einer bis zu sieben Meter breiten Strasse die ebenfalls teilweise freigelegt wurde Parallel zum Damm wurden drei Graber mit gut erhaltenen Skeletten gefunden 7 Weitere Grabungen bekraftigten dass am alten Aarelauf ein romischer Hafen gewesen sein muss 8 Literatur BearbeitenAlfred Hirt Petinesca In Historisches Lexikon der Schweiz Rudolf Zwahlen u a Vicus Petinesca Vorderberg Bd 1 4 Staatlicher Lehrmittelverlag Bern 1995 2007 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vicus Petinesca Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Studen Petinesca Jensberg Archaologischer Dienst des Kantons Bern Verein Pro Petinesca Verein zur Erhaltung der archaologischen Statte PetinescaEinzelnachweise Bearbeiten Studen Petinesca Jensberg Erziehungsdirektion Medienmitteilung Erziehungsdirektion Bern 19 Juni 2012 Studen Petinesca Jensberg Erziehungsdirektion Romische Villa in Port freigelegt Tag der offenen Grabung Medienmitteilung des Archaologischen Dienstes des Kantons Bern In Website des Kantons Bern 21 Juni 2016 abgerufen am 10 September 2016 Die Ziehbrunnen von Petinesca Das Graberfeld von Petinesca doi 10 5169 seals 14099 Der Hafen von Petinesca in Studen In Der Bund 23 Juli 2010 Medienmitteilung Erziehungsdirektion Bern 22 Juli 2010 Normdaten Geografikum GND 4396385 7 lobid OGND AKS VIAF 239177340 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vicus Petinesca amp oldid 236640014