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Murus Gallicus lat gallische Mauer ist die Fachbezeichnung der Archaologie fur eine bestimmte Konstruktionsweise von gallischen keltischen Befestigungsmauern Der Begriff geht auf eine zeitgenossische Beschreibung entsprechender Anlagen in De Bello Gallico von Gaius Iulius Caesar zuruck Caes Gall VII 23 Aufbau eines Murus Gallicus aus Steinen grau Holz braun und Erde oliv Inhaltsverzeichnis 1 Konstruktion 2 Vitrified forts 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseKonstruktion Bearbeiten nbsp Ausgrabungen 1971 am Baseler Murus Gallicus Die verrotteten Holzbalken haben ein Gitter aus Hohlraumen im Boden hinterlassen an ihren Kreuzungspunkten sind noch die Eisennagel helle Punkte erkennbarBeim Murus Gallicus handelt es sich um eine architektonische Technik des Mauerbaus die vorwiegend die Kelten in der Antike zum Aufbau von Verteidigungs Anlagen verwendeten Dabei wurde ein Fachwerk aus Holzstammen und balken aufgebaut und dessen Zwischenraume mit Steinen und Schutt verfullt 1 Diese Bauweise verlieh der Wehranlage Stabilitat gegenuber Angreifern die mit Rammen die Anlagen aufbrechen wollten Ein solches Fachwerk war zaher und stabiler als reine Steinanlagen Bei Massiv Steinmauern die ohne Mortel miteinander verbunden sind werden die Steine wechselseitig auf kurze Reichweite stabilisiert hingegen leiten die Balken innerhalb des Fachwerks des Murus Gallicus die Last auf langere Reichweite weiter so dass auch bei grosseren lokalen Schaden die Mauer nicht zusammenbrach So wurden Breschen vermieden durch die Angreifer in die Anlage eindringen konnten Was auf der einen Seite die Stabilitat der Festung ausmachte fuhrte auf der anderen Seite langfristig zum Verfall der Verteidigungsanlagen Wo die Holzkonstruktion verrottete fiel die Mauer in sich zusammen und loste sich in einen Steinwall aus den verfullten Steinen und Schutt auf Damit waren alle Wehranlagen der Kelten die auf dieser Technik beruhten dem Verfall preisgegeben weshalb heute kein intakter Murus Gallicus mehr erhalten ist Bekannte Beispiele von Wehranlagen der Kelten die auf diese Weise erbaut wurden sind der Nordwall des Oppidums Fosse des Pandours der Ringwall von Otzenhausen die Wehranlage auf dem Titelberg in Luxemburg die Keltenanlage von Manching und die Umwallung der Hohensiedlung Sopron Varhely Der Materialaufwand fur die Ringmauer von Manching wird folgendermassen geschatzt 11 800 Festmeter Holz fur das innere Rahmenwerk zwei Tonnen Eisennagel zu dessen Vernagelung 6 900 m Kalksteine fur die Mauerfrontverkleidung sowie 90 000 m Erde und Schuttmaterial zur Fullung der Mauer 2 nbsp Modell eines Murus Gallicus Bauprinzip wie bei der Burgmauer in Kempfeld nbsp rekonstruiertes Teilstuck einer keltischen Befestigungsanlage an der Milseburg nbsp Bibracte Porte du Rebout Wiederherstellung eines Murus Gallicus nbsp Die Uberreste der Murus Gallicus der Anlage von Otzenhausen ehemals ca 25 m hoch und breitVitrified forts Bearbeiten nbsp Vitrified fort auf dem Tap o NothWurde diese Mauerkonstruktion in Brand gesteckt war durch das Verbrennen des Holzfachwerks bei passendem Wind und entsprechender Austrocknung der Balken eine derartige Hitzeentwicklung moglich dass die Steine der Frontverkleidung teilweise verglasten Von Archaologen wird als unwahrscheinlich bezeichnet dass dies immer durch Feindeinwirkung geschah es wird eher eine dadurch erreichbare gezielte Verfestigung des Mauerwerks angenommen Als Beispiele fur diese sogenannten vitrified forts verglaste Festungen die hauptsachlich in Britannien vorzufinden sind werden Castlelaw bei Abernethy Perth and Kinross 10 km sudostlich von Perth Tap o Noth in West Lothian und Finavon in Angus genannt 3 Die Computersimulation eines Nachtbilds des nachgluhenden Steinwalls auf dem Gipfel des Tap o Noth ist im Bildband Kelten Bilder ihrer Kultur zu sehen 4 Siehe auch BearbeitenPfostenschlitzmauerLiteratur BearbeitenWolfgang Dehn Einige Bemerkungen zum Murus Gallicus In Germania 38 1960 S 43 55 doi 10 11588 ger 1960 41711 Alex Furger Gunti Der Murus Gallicus von Basel In Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft fur Ur und Fruhgeschichte 63 1980 S 131 184 Ferdinand Maier Ergebnisse der Ausgrabung 1984 1987 in Manching Die Ausgrabung in Manching Band 15 1992 S 340 356 Helmut Birkhan Kelten Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur 2 korrigierte und erweiterte Auflage Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1997 ISBN 3 7001 2609 3 Peter Litwan Caesars Beschreibung des murus gallicus Gall 7 23 und die Eisennagel In Museum Helveticum 68 2011 S 148 153 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Murus gallicus Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Vincent Guichard Leiter des Archaologischen Zentrums Bibracte in Minute 11 30 bis 13 30 von ZDFinfo Synchronfassung ZDF 2021 Mythos Barbaren Rom und die Gallier Ein Film von Philippe Tourancheau Richard Poisson und Cedric Harrang Eine Produktion von Eclectic Presse In Zusammenarbeit mit France Televisions Deutsche Bearbeitung media transform Im Auftrag von ZDFinfo Franz Fischer Das Handwerk bei den Kelten zur Zeit der Oppida In Handwerk 1983 S 39 Helmut Birkhan Kelten Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur S 345 f Helmut Birkhan Kelten Bilder ihrer Kultur Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1999 ISBN 3 7001 2814 2 S 138 Bild 73 Normdaten Sachbegriff GND 1067614672 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Murus Gallicus amp oldid 235674637