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Der Ringwall von Otzenhausen volkstumlich auch Hunnenring genannt ist eine machtige keltische Befestigungsanlage Oppidum am Hang des Dollbergs bei Otzenhausen einem Ortsteil der Gemeinde Nonnweiler im nordlichen Saarland nahe der Primstalsperre Ringwall von OtzenhausenUberreste des Ringwalls von OtzenhausenUberreste des Ringwalls von OtzenhausenAlternativname n HunnenringStaat DeutschlandOrt Nonnweiler OtzenhausenEntstehungszeit 5 bis 1 Jahrhundert v Chr Burgentyp HohenburgErhaltungszustand WallGeographische Lage 49 37 N 7 0 O 49 623055555556 7 0022222222222 Koordinaten 49 37 23 N 7 0 8 ORingwall von Otzenhausen Saarland p3 Mannfelsen am HunnenringDie Quelle im Sudwesten des RingwallesDer heute meist ausgetrocknete Quellbereich in der WallanlageDie wieder aufgemauerten Grundmauerreste eines romischen Tempels im Zentrum der Wallanlage Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbestimmung 2 Datierung 3 Die Wallanlage und ihre Bedeutung 4 Aufbau 5 Gegenwart 6 Forschungsgeschichte 7 Dokumentationen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBegriffsbestimmung BearbeitenWie auch andere vor oder fruhgeschichtliche Befestigungen wurde er vom Volksmund als Hunnenring bezeichnet obwohl es keine Zusammenhange mit den Hunnen gibt Es wird vermutet dass der alte Begriff Hunnich fur Konig damit zu tun hat Auch ein sprachlicher Zusammenhang mit Hunen wegen der Grosse der Anlage ware denkbar Denkbar ist auch die haufig anzutreffende schwarmerisch historisierende Benennungsweise des fruhen 19 Jahrhunderts als eine Gefuhlsmelange aus Romantik und nationalem Impuls zu zahlreichen Wortschopfungen ahnlicher Art in Deutschland fuhrte Heute wird der Ort als eine der funf bekannten stadtahnlichen Siedlungen der Treverer gefuhrt Datierung BearbeitenArchaologen datieren die Entstehung in die fruhe Latenezeit Wende 5 4 Jahrhundert v Chr Im 2 und 1 Jahrhundert v Chr wurde die Anlage betrachtlich erweitert Um das Jahr 51 v Chr wurde der Ringwall von den Romern vermutlich unter Befehl des Titus Labienus erobert das Marschlager befindet sich bei Hermeskeil und liegt in 3 5 km Entfernung 1 Eine romische Besiedlung hatte nicht stattgefunden es gab aber einen gallo romischen Tempelbezirk im ehemals keltischen Kultareal Dieser Tempelbezirk enthielt wenige kleine Tempel und einen Weihebezirk Am alten Zugangsweg zum Ringwall befand sich in romischer Zeit eine kleine Siedlung mit einem der grossten Tempel im Gebiet der Treverer 2 Demzufolge behielt der Ringwall noch Jahrhunderte nach seinem Niedergang den religiosen Nimbus einer ehemaligen zentralen Verehrungsstatte Die Wallanlage und ihre Bedeutung BearbeitenBei dem Ringwall handelt es sich um die Uberreste einer befestigten Ortschaft Oppidum lat Befestigung des keltischen Stamms der Treverer Der Dollberg bei Otzenhausen nimmt unter den spatkeltischen treverischen Befestigungen eine Sonderstellung ein Zunachst als Fliehburg um 400 v Chr erbaut riegelten zwei quer zum Bergsporn verlaufende Abschnittsmauern diesen ab Vermutlich zwangen klimatische Veranderung zur Abwanderung der Bewohner Keltenwanderungen und damit auch zur Aufgabe des Hunnerings Einem Hiatus wahrend des ausgehenden 4 Jh bis zur Mitte des 2 Jh v Chr folgte eine Neubesiedlung Diese zweite Bauphase beinhaltet nun auch den Ausbau der Befestigungen mit einer allseitigen Schutzmauer hin zu einem Ringwall wahrend des 1 Jh v Chr In jener Zeit beunruhigten zunachst Germaneneinfalle dann die romische Okkupationslust die keltischen Gebiete Einer wohl strategischen Neuorientierung ist eine Kurzung des sudlichen Teils der Ringmauer zu verdanken sodass letztendlich drei verschiedene Bauphasen nachzuweisen sind Es ist wahrscheinlich dass der Name Otzenhausen auf eine gallische Ortsbezeichnung occia Guter des Occios oder occion der Gipfel zuruckgeht 3 In letzterem Fall ist durch den Befund des Steinwalles eine Kombination mit gallisch duron denkbar Ein duron ist eine mit Steinmauer befestigte Siedlung die in der Regel mit einem durch einen Herrscher geschutzten und geregelten Markt gleichgesetzt wird 4 Mit Eintreten des bello gallico wurden auch die ansassigen Treverer in den Krieg einbezogen in dessen Verlauf auch der Hunnenring allerdings kampflos zu sehen ist Weiterhin steht das in jenen Kriegszeiten errichtete romische Militarlager bei Hermeskeil hiermit in Zusammenhang Aufgrund der beschrankten Siedlungsflache von 18 Hektar war die Zuordnung zu den Oppida lange umstritten Die bisherigen Ausgrabungen erbrachten aber Hinweise auf eine Siedlungsstruktur Handelstatigkeiten und einen religiosen Bezirk sodass der Ringwall bei Otzenhausen zumindest als zentrale Ortlichkeit der Region aufzufassen ist Als Quelle des Wohlstands der keltischen Einwohner weisen Funde auf Eisenverarbeitung hin zudem durften die Zuchtung von Fleischtieren und Reitpferden dazu beigetragen haben Weiterhin gibt es Belege fur die Herstellung von Mahlsteinen 1849 wurden im benachbarten Ort Schwarzenbach in zwei Kilometer Entfernung zwei keltische Furstengraber entdeckt die wohl die Uberreste der Begrunder der Festungsanlage waren Letzter Herrscher des Hunnenrings konnte vielleicht der von Gaius Iulius Caesar mehrfach erwahnte Trevererfurst Indutiomarus gewesen sein Die Befestigung wurde Mitte des 1 Jahrhunderts v Chr nach dem Gallischen Krieg verlassen nur die umliegenden Siedlungen wurden weiter bewohnt allerdings in einem kleineren Umfang als bisher 5 Abgesehen von einem Heiligtum aus dem 2 oder 3 Jahrhundert n Chr aus der romischen Kaiserzeit das eventuell der Diana oder dem Mars geweiht war wurde die Anlage nicht mehr besiedelt Am 9 September 1836 besuchte der preussische Prinz Wilhelm das Areal Zu diesem Zweck wurde im Inneren des Walls ein Platz gerodet der noch heute die Bezeichnung Konigsplatz hat Dieses Ereignis zahlt als fruhes Beispiel von Denkmalschutz hat der Besuch doch eine Inschutznahme des Denkmals erwirkt Fortan wurden keine Steine der Wallmauern mehr zu Bauzwecken entwendet Aufbau BearbeitenEin Tor im Westen des Ringwalls erlaubte den Zugang zum inneren Areal Dort befand sich eine Quelle die die Wasserversorgung der Bewohner sicherstellte Das Bauwerk ist auch heute noch beeindruckend der Wall umfasst bei einer Lange von 2 5 km mehr als 18 ha und erreicht eine Hohe von maximal 10 Metern bei einer Basisbreite des Walls von mehr als 40 Metern Die damaligen Mauern wurden in der sogenannten Murus Gallicus Technik erbaut bei der eine Art horizontal angeordneten Fachwerkgerusts aus Holz mit losem Steinwerk gefullt wurde Diese Form des Festungsbaus bot den Verteidigern einen sehr stabilen Schutz gegenuber Angreifern die mit Rammen und Schleudern die Burg erobern wollten Insbesondere im Nordteil der Anlage wo die Festung gegenuber dem flachen Gelande starker geschutzt werden musste war diese Holz Steinmauer ehemals bis zu 25 m hoch mit einer Basisbreite von damals 25 Metern Auf der Wallkrone befand sich zum Schutz der Verteidiger eine holzerne Brustwehr oder Palisade Das Oppidum wurde kampflos geraumt denn es fanden sich an keiner Stelle Beweise oder Indizien fur eine Eroberung oder Zerstorung durch Kampfeinwirkung Der Aufbau des Ringwalls ist keilformig und schmiegt sich an die Topografie des Dollbergs an auf dem der Ringwall erbaut wurde Der Hauptbefestigung von ca 13 ha ist ein Vorwall von ca 5 ha vorgelagert Der Schutz im steilen Gelande im Suden erfolgte durch zwei in der Dimension kleinere Wallmauern innerer und Hauptwall sowie Vorwall da im Steilgelande die Errichtung einer Wallmauer von 25 25 m wie im flacheren Norden technisch nicht moglich war Gegenwart Bearbeiten nbsp Blick vom sudlichen Teil des Walls uber die Primstalsperre und NonnweilerDie Anlage ist fur die Offentlichkeit ganzjahrig zuganglich Sie ist jedoch nicht behindertengerecht Zwei thematische Informationswege leiten den Besucher uber die Festung Ein mehrsprachig beschilderter Archaologischer Infoweg D GB F NL fuhrt zu den interessantesten Ortlichkeiten der Befestigung Der von keltischer Kunst und Kultur inspirierte europaische Skulpturenpfad Cerda amp Celtoi verbindet das moderne Kunstzentrum der Europaischen Akademie Otzenhausen mittels 18 Skulpturen mit dem historischen Zentrum Hunnenring 2015 2020 wurden in Otzenhausen regelmassig die Internationalen Archaologentage Otzenhausen Archaologie in der Grossregion durchgefuhrt 2016 wurde der Keltenpark Otzenhausen zu Fussen des Ringwalls der Offentlichkeit ubergeben Hier befindet sich der Nachbau eines keltischen Dorfs auf Basis von Grabungsbefunden des Hunnenrings und weiterer keltischer Siedlungen Der Flyer Auf den Spuren der Kelten und Romer fuhrt zu weiteren archaologischen Highlights nahe dem Ringwall Bis Ende 2023 soll ein Besucherzentrum mit Infrastruktur fur Ausstellungen und Gastronomie folgen das auch als Eingangstor des Nationalparks Hunsruck Hochwald dient 6 Forschungsgeschichte BearbeitenAusgrabungen wurden durchgefuhrt von 1883 Provinzialmuseum Trier 1936 40 Rheinisches Landesmuseum Trier 1999 2000 Initialprojekt Gemeinde Nonnweiler und Europaische Akademie Otzenhausen 2001 2012 Terrex gGmbH seit 2006 verschiedene Kampagnen der Universitat Mainz 2010 wurde nur wenige Kilometer entfernt das Romerlager Hermeskeil entdeckt das zwischen 53 und 51 v Chr errichtet wurde Dokumentationen BearbeitenVergessene Bodenschatze Das verschmahte Erbe der Kelten im Hunsruck 2015 30 min SR Fernsehen Video auf YouTube 7 Literatur BearbeitenReinhard Schindler Der Ringwall von Otzenhausen Fuhrungsblatt 4 Staatliches Konservatoramt Saarbrucken 1965 Manfred Peter Das vergessene Erbe Burr Verlag Otzenhausen Nonnweiler 1984 Indutiomarus Der Herr des Ringwalls Otzenhausen Burr Satz Druck Nonnweiler 2009 ISBN 978 3 9813149 1 5 dd Mathias Wiegert Der Hunnenring von Otzenhausen Die Geschichte seiner Erforschung Nonnweiler 1997 Der Hunnenring von Otzenhausen Lkr St Wendel Die Siedlungsfunde und Bebauungsstrukturen einer spatlatenezeitlichen Hohenbefestigung im Saarland VML Vlg Marie Leidorf Espelkamp 2002 ISBN 3 89646 337 3 dd Thomas Fritsch Der Hunnenring bei Otzenhausen Ein Fuhrer zu den Zeugnissen aus keltischer und romischer Zeit Rheinische Kunststatten Nr 483 Rheinischer Verlag fur Denkmalpflege und Landschaftsschutz 2004 ISBN 3 88094 918 2 Robert Schuler Das Land der Kelten um den Hunnenring von Otzenhausen Hochwalder Hefte zur Heimatgeschichte Nr 40 Verein fur Heimatkunde Nonnweiler e V Nonnweiler 2000 ISBN 978 3 9806866 0 0 verschiedene Beitrage zu den Kelten und Romern im Umfeld des Hunnenrings Christof Muller Die Geheimnisse des Steinwalls Der Hunnenring in Otzenhausen In Saarbrucker Zeitung Beilage Heimat 25 26 April 2009 S G10 Michael Koch Ausgrabungen am keltischen Ringwall Hunnenring von Otzenhausen In Jahresbericht 2009 zur Bodendenkmalpflege Saarbrucken 2010 Artikel bei academia edu Sabine Hornung Siedlung und Bevolkerung in Ostgallien zwischen Gallischem Krieg und der Festigung der Romischen Herrschaft Eine Studie auf Basis landschaftsarchaologischer Forschungen im Umfeld des Oppidums Hunnenring von Otzenhausen Lkr St Wendel Romisch Germanische Forschungen Band 73 Philipp von Zabern Mainz 2016 besonders S 23 104 Sabine Hornung Auf den Spuren Iulius Caesars Das romische Militarlager von Hermeskeil In Jahrbuch des Kreises Trier Saarburg 2018 S 1 9 Daniel Burger Der gallo romische Umgangstempel Auf dem Spatzrech bei Schwarzenbach Saarland Auswertung der Grabung 1984 85 In Mensch und Umwelt II Vom Oppidum Hunnenring bei Otzenhausen zum romischen Tempelbezirk und vicus Auf dem Spatzrech bei Schwarzenbach Gem Nonnweiler Lkr St Wendel Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie Band 289 137 2016 und 32 Tafeln Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ringwall von Otzenhausen Weitere Bilder Literatur zu Ringwall von Otzenhausen in der Saarlandischen Bibliographie Keltischer Ringwall Otzenhausen Offizielle Website der Gemeinde NonnweilerEinzelnachweise Bearbeiten Sabine Hornung Auf den Spuren Iulius Caesars Das romische Militarlager von Hermeskeil In Jahrbuch des Kreises Trier Saarburg 2018 S 1 9 Daniel Burger Der gallo romische Umgangstempel Auf dem Spatzrech bei Schwarzenbach Saarland Auswertung der Grabung 1984 85 Xavier Delamarre Noms de lieux celtiques de l europe ancienne 500 500 2e edition Dictionnaire 2 Auflage editions errance Arles Cedex 2021 S 214 f Xavier Delamarre Noms de lieux celtiques de l europe ancienne 500 500 2e edition Dictionnaire 2 Auflage editions errance Arles Cedex 2021 S 27 f Manfred Peter Indutiomarus Der Herr des Ringwalls Otzenhausen 2009 S 85 und 91 der sich vor allem auf Schindler Kolling und Haffner stutzt Flyer Keltenpark Otzenhausen In https www keltenpark otzenhausen de Michael Koch abgerufen am 1 August 2021 Vergessene Bodenschatze Das verschmahte Erbe der Kelten im Hunsruck programm ard de abgerufen am 21 Juni 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ringwall von Otzenhausen amp oldid 237025864