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Michael Gechter 27 Oktober 1946 in Hamburg 1 18 Juni 2018 in Rheinbach war ein deutscher Provinzialromischer Archaologe der grundlegende Arbeiten zur romischen Besiedlung des Rheinlandes und speziell zum Niedergermanischen Limes vorgelegt hat Inhaltsverzeichnis 1 Fruher Werdegang 2 Leiter der Aussenstelle Overath 1989 bis 2012 3 Ruhestand und Novaesium Projekt 2012 bis 2018 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFruher Werdegang BearbeitenAnfang der 1970er Jahre grub Michael Gechter als junger Archaologe unter der Leitung von Gustav Muller in Novaesium im heutigen Neuss Mit der noch von Hans Schonberger angeregten Dissertationsschrift Die Anfange des Niedergermanischen Limes 2 wurde Gechter 1974 an der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat Bonn bei Harald von Petrikovits promoviert Diese Veroffentlichung gilt bis heute als Standardwerk fur die Provinzialromische Archaologie des Niedergermanischen Limes den Gechter neben Christoph B Ruger und Julianus Egidius Bogaers erstmals als ganzheitliches geschlossenes Verteidigungssystem begriff Das Werk bildete den Grundstein auf dem letztlich die Erhebung des Niedergermanischen Limes zum UNESCO Weltkulturerbe 2021 basiert 1975 wurde er als wissenschaftlicher Grabungsleiter beim Landschaftsverband Rheinland angestellt grub zunachst in der Colonia Ulpia Traiana und in Vetera heute Xanten und leitete ab 1978 die Ausgrabungen in Bonn 1980 erfolgte seine Verbeamtung 1982 grundete Gechter den Unkeler Kreis einen Zirkel von Archaologen die ubergeordnete Denkansatze und Fragestellungen ihrer Disziplin diskutierten und methodisch weiterentwickeln wollten Die Ergebnisse ihrer Symposien verbreiteten sich und regten in Fachkreisen einen grundlegenden Diskurs uber zukunftige Wege der Archaologie an Insgesamt schuf er in den 1980er Jahren in der Zusammenarbeit mit Jurgen Kunow die noch bis heute gultigen Grundlagen der Limesforschung am Niedergermanischen Limes 1987 im Rahmen der Neustrukturierung der Archaologie im Rheinland und der Auslagerung der Bodendenkmalpflege aus dem Rheinischen Landesmuseum wurde er zum kommissarischen Leiter dieser neugebildeten Dienststelle berufen und war damit der Grundungsdirektor des Rheinischen Amts fur Bodendenkmalpflege noch vor Harald Koschik Nach dessen Amtsantritt noch im selben Jahre war Gechter zunachst Leiter der Abteilung Prospektion bevor er von 1989 an Chef der Aussenstelle Overath wurde 3 4 Leiter der Aussenstelle Overath 1989 bis 2012 BearbeitenDer Zuschnitt des Zustandigkeitsbereichs dieser Aussenstelle mit ihrem Sitz auf Gut Eichthal an dem Gechter wohl selber mitgewirkt hatte entsprach seiner Spezialisierung auf den Niedergermanischen Limes Umfasste er doch im Linksrheinischen die Militarlager Novaesium Neuss Durnomagus Dormagen und das Legionslager Bonn sowie im Rechtsrheinischen Haus Burgel In Overath wirkte Gechter von seiner Berufung 1989 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2012 und war so in diesem Zeitraum fur alle Ausgrabungen in dem beschriebenen Bereich zustandig Dabei gingen seine Interessen nicht zuletzt bedingt durch seine Aufgaben die er nun auch in rechtsrheinischen Gegenden wahrzunehmen hatte weit uber die Provinzialromische Archaologie hinaus So entwickelte er eine Affinitat zur Montanarchaologie und fur die Relikte des Zweiten Weltkriegs Speziell in der Montanarchaologie des Bergischen Landes setzte er wahrend seines Wirkens in Overath wissenschaftlich Massstabe 5 Gechter galt bei seinen Kollegen und Mitarbeitern als kantiger eigenwilliger Mensch der jedoch stets frei von hierarchischem Denken den offenen Dialog suchte 3 4 Ein Ausspruch wie Sie denken etwas Anderes als Sie sagen Sagen Sie doch mal was Sie denken Michael Gechter 6 war typisch fur ihn Als Leiter der Aussenstelle Overath bemuhte er sich neben seinen eigentlichen Aufgaben um den akademischen Nachwuchs und die Rekrutierung ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger Zahlreichen Studierenden der Universitat Bonn und der Universitat zu Koln vermittelte er Grundlagenkenntnisse der romischen Keramik der Feldarchaologie und der Montanarchaologie und betreute in diesen Bereichen viele Abschlussarbeiten Systematisch scharte er Ehrenamtliche um sich die er regelmassig zu Bodendenkmalpflegern schulte und fortbildete 3 Ruhestand und Novaesium Projekt 2012 bis 2018 BearbeitenGechters letztes Projekt an dem er nach seiner Pensionierung intensiv arbeitete eine grossangelegte Monographie uber die Ausgrabungen Gustav Mullers in Novaesium das die Romisch Germanische Kommission des Deutschen Archaologischen Instituts herausgeben wird konnte er nicht mehr selber vollenden Der Abschluss des Werks wird den rheinischen Landesarchaologen obliegen Die Arbeit widmet sich den alteren Militarlagern der augusteisch tiberischen Zeit in Neuss Im Gegensatz zu dem bereits gut erforschten sogenannten Koenenlager in Neuss Gnadenthal wurden diese Ausgrabungen die in den 1960er und 1970er Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert worden waren nie publiziert da Gustav Muller fruhzeitig verstarb und keine Auswertung seiner Dokumentation mehr erstellen konnte Diese Arbeit stellt ein Desiderat der Provinzialromischen Archaologie dar 4 Zeit seines Schaffens hat Gechter mehr als 170 Schriften publiziert Als grundlegend und zukunftsweisend gelten bis heute seine Arbeiten zur Provinzialromischen Archaologie im Allgemeinen und zum Niedergermanischen Limes im Besonderen Wegweisendes leistete Gechter auch im Bereich der Montanarchaologie Mit seinen Arbeiten pragte er fur Jahrzehnte die Limesforschung sowie die Bodendenkmalpflege und setzte in beiden Bereichen neue Massatabe Am 14 Juni 2018 verstarb Michael Gechter in Rheinbach und wurde in einem Friedwald in Bad Munstereifel bestattet Mit dem Tod von Dr Michael Gechter verlieren wir einen herausragenden Forscher leidenschaftlichen Feldarchaologen und eine Personlichkeit die die Bodendenkmalpflege im Rheinland uber Jahre massgeblich gepragt hat Auch ich personlich verdanke ihm sehr viel Jurgen Kunow 7 Schriften Auswahl BearbeitenVetera In Julianus Egidius Bogaers Christoph B Ruger Hrsg Der niedergermanische Limes Materialien zu seiner Geschichte Rheinland Verlag Koln 1974 ISBN 3 7927 0194 4 S 106 111 Die Anfange des Niedergermanischen Limes In Bonner Jahrbucher 179 1979 S 1 138 Digitalisat mit Christoph B Ruger Jurgen Binias und Volker Zedelius Die spatromische Grossfestung in der Colonia Ulpia Traiana In Bonner Jahrbucher Band 179 1979 S 499 52 Digitalisat Die Fibeln des Kastells Niederbieber In Bonner Jahrbucher Band 180 1980 S 589 610 Digitalisat Das spatantike Bonner Legionslager In W S Hanson L J F Keppie Hrsg Roman Frontier Studies XII BAR Int Ser 71 Oxford 1980 S 531 539 mit Hans Eckart Joachim und Jurgen Kunow Ausgrabungen und Funde 1980 In Bonner Jahrbucher Band 182 1982 S 457 544 Digitalisat mit Jurgen Kunow Der fruhkaiserzeitliche Grabfund von Mehrum In Bonner Jahrbucher Band 183 1983 S 449 468 Digitalisat mit Jurgen Kunow Der romische Gutshof von Rheinbach Flerzheim Rhein Sieg Kreis In Ausgrabungen im Rheinland 1981 82 1983 S 154 178 mit Jochen Giesler Hans Eckart Joachim und Jurgen Kunow Ausgrabungen und Funde 1981 In Bonner Jahrbucher Band 183 1983 S 603 688 Digitalisat Beobachtungen zur Sozialstruktur des romischen Militars in den Nordwestprovinzen anhand des Fibelaufkommens In Ludwig Pauli Archaologie und Kulturgeschichte Symposium in Saerbeck Beitrage zur Erforschung von Sozialstrukturen und Randkulturen O O u V 1984 S 5 16 Das Alltagsleben im romischen Neuss In Heinrich Chantraine u a Hrsg Das romische Neuss Theiss Stuttgart 1984 S 121 147 mit Hans Eckart Joachim und Jurgen Kunow Ausgrabungen und Funde 1982 In Bonner Jahrbucher Band 184 1984 S 573 661 Digitalisat Ausgrabungen im Bereich des Neusser Legionslagers in den Jahren 1983 und 1984 In Ausgrabungen im Rheinland 1983 84 1985 S 115 120 mit Hans Eckart Joachim und Jurgen Kunow Ausgrabungen und Funde 1983 In Bonner Jahrbucher Band 185 1985 S 425 513 Digitalisat mit Jurgen Kunow Zur landlichen Besiedlung des Rheinlandes in romischer Zeit In Bonner Jahrbucher Band 186 1986 S 377 396 Digitalisat mit Brigitte Beyer Hans Eckart Joachim und Jurgen Kunow Ausgrabungen und Funde 1984 In Bonner Jahrbucher Band 186 1986 S 557 676 Digitalisat Castra Bonnensia Das romische Bonn Bayerische Vereinsbank Donauworth 1989 mit Hans Dieter Stover Report aus der Romerzeit Vom Leben im romischen Germanien Theiss Stuttgart 1989 ISBN 3 8062 0457 8 Romischer Bergbau in der Germania Inferior Eine Bestandsaufnahme In Ulrich Zimmermann Heiko Steuer Hrsg Montanarchaologie in Europa Berichte zum internationalen Kolloquium Fruhe Erzgewinnung und Verhuttung in Europa in Freiburg Breisgau vom 4 bis 7 Oktober 1990 Thorbecke Stuttgart 1993 ISBN 3 7995 7354 2 S 161 165 mit Peter Burschel Ausgrabungen in Haus Burgel In Archaologie im Rheinland 1993 Rheinland Verlag Bonn 1994 ISBN 3 7927 1434 5 S 94 96 Das romische Bonn Ein historischer Uberblick In Manfred van Rey Geschichte der Stadt Bonn Band 1 Bonn von der Vorgeschichte bis zum Ende der Romerzeit Stadt Bonn Bonn 2001 ISBN 3 922832 26 1 S 35 133 Early Roman military installations and Ubian settlements in the Lower Rhine In Thomas Blagg Martin Millett Hrsg The early Roman empire in the West 2 Auflage Oxford Books 2002 ISBN 1 84217 069 4 S 97 102 Die Militargeschichte am Niederrhein von Caesar bis Tiberius Eine Skizze In Thomas Grunewald Sandra Seibel Hrsg Kontinuitat und Diskontinuitat Die Germania inferior am Beginn und am Ende der romischen Herrschaft Beitrage des deutsch niederlandischen Kolloquiums in der Katholieke Universiteit Nijmegen 27 bis 30 6 2001 Reallexikon der germanischen Altertumskunde Erganzungsband 35 De Gruyter Berlin 2003 S 147 159 Die Militargeschichte am Niederrhein von Caesar bis Traian In Holger Muller Hrsg Krieg und Frieden Kelten Romer und Germanen Ausstellungskatalog Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2007 ISBN 978 3 89678 349 3 S 89 96 Neue Forschungen zu den augusteisch tiberischen Militaranlagen am Niederrhein In Rudolf Asskamp Tobias Esch Hrsg Imperium Varus und seine Zeit Beitrage zum internationalen Kolloquium des LWL Romermuseums am 28 und 29 April 2008 in Munster Aschendorff Munster 2010 ISBN 978 3 402 15007 8 S 97 104 Literatur BearbeitenJennifer Morscheiser Michael Gechter Ein Nachruf In Bonner Jahrbucher Band 218 2018 S 3 12 mit vollstandiger Bibliographie Digitalisat Uwe Steinkruger Archaologe aus Leidenschaft Zum Tod von Michael Gechter In Archaologie in Deutschland 6 2018 S 72 Weblinks BearbeitenUwe Steinkruger Ein leidenschaftlicher Archaologe mit bleibenden Verdiensten Zum Tod von Dr Michael Gechter Pressemitteilung des LVR Amts fur Bodendenkmalpflege im Rheinland vom Juli 2018 auf bodendenkmalpflege lvr de abgerufen am 23 September 2022Einzelnachweise Bearbeiten Gechter Michael In Vademekum der Geschichtswissenschaften F Steiner Stuttgart 2000 S 365 Michael Gechter Die Anfange des Niedergermanischen Limes In Bonner Jahrbucher Band 179 1979 S 1 138 a b c Jennifer Morscheiser Michael Gechter Ein Nachruf In Bonner Jahrbucher Band 218 2018 S 3 12 a b c Uwe Steinkruger Ein leidenschaftlicher Archaologe mit bleibenden Verdiensten Zum Tod von Dr Michael Gechter Pressemitteilung des LVR Amts fur Bodendenkmalpflege im Rheinland vom Juli 2018 auf bodendenkmalpflege lvr de abgerufen am 23 September 2022 Uwe Steinkruger Archaologe aus Leidenschaft Zum Tod von Michael Gechter In Archaologie in Deutschland 6 2018 S 72 Jennifer Morscheiser Michael Gechter Ein Nachruf In Bonner Jahrbucher Band 218 2018 S 3 Uwe Steinkruger Ein leidenschaftlicher Archaologe mit bleibenden Verdiensten Zum Tod von Dr Michael Gechter Pressemitteilung des LVR Amts fur Bodendenkmalpflege im Rheinland vom Juli 2018 auf bodendenkmalpflege lvr de abgerufen am 23 September 2022 Normdaten Person GND 120793644 lobid OGND AKS LCCN no2004049074 VIAF 35295843 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gechter MichaelKURZBESCHREIBUNG deutscher Provinzialromischer ArchaologeGEBURTSDATUM 27 Oktober 1946GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 18 Juni 2018STERBEORT Rheinbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michael Gechter amp oldid 227266376