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Harald Koschik 26 Marz 1944 in Gablonz Neisse ist ein deutscher Prahistoriker Er war Oberkonservator beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege und erster Direktor des Rheinischen Amtes fur Bodendenkmalpflege seit 2008 LVR Amt fur Bodendenkmalpflege im Rheinland in Bonn Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Mitgliedschaften 3 Ehrungen 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenHarald Koschik studierte von 1965 bis 1973 im Hauptfach Vor und Fruhgeschichte sowie in verschiedenen Nebenfachern Provinzialromische Archaologie Klassische Archaologie Mittlere Geschichte und Bayerische Landesgeschichte an den Universitaten Munchen Marburg Kiel und Regensburg Er schloss sein Studium an der Universitat Regensburg ab und wurde 1973 bei Walter Torbrugge mit der Schrift Die Bronzezeit im sudwestlichen Oberbayern promoviert Im Jahr 1981 erschien seine Dissertation in gedruckter Form Er arbeitete zunachst als Assistent am Regensburger Lehrstuhl 1974 wurde er an die Prahistorische Staatssammlung in Munchen als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung fur Vorgeschichte berufen wo er vom Umzug bis zur Wiedereroffnung des Museums tatig war Im Jahr 1977 ubernahm er als Oberkonservator beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege die Leitung der Aussenstelle Nurnberg zustandig fur den Regierungsbezirk Mittelfranken Besonders hervorzuheben sind hier die Restaurierung der grossen Weissenburger Thermenanlage durch ungarische Spezialisten unter der Leitung des Provinzialromischen Archaologen Zsolt Visy sowie die vollstandige Untersuchung des ratischen Limeskastells Ellingen mit erhaltener Bauinschrift der eine anschliessende Teilrekonstruktion als Freilichtanlage folgte Zusammen mit dem Grabungstechniker Ferdinand Leja und dem Restaurator Werner Huber gelang unter anderem die Bergung des bemerkenswerten hallstattzeitlichen Keramikdepots von Hartmannshof Die Wiederaufnahme der Ausgrabungen an der Hohlenruine von Hunas nordlich von Hartmannshof fuhrte zu wichtigen Neuerkenntnissen vor allem fur die Palaozoologie Mithilfe von Otto Braasch und Josef Mang nutzte er intensiv die Luftbildarchaologie als modernes Prospektionsmittel Im Oktober 1987 wechselte Koschik als erster Direktor nach dem kommissarischen Leiter Michael Gechter des Rheinischen Amtes fur Bodendenkmalpflege RAB nach Bonn Seine Nachfolge in Nurnberg ubernahm der Archaologe Robert Koch Ein Hauptanliegen Koschiks bestand darin die archaologische Denkmalpflege im Rheinland auf der Basis des erst seit 1980 existierenden Denkmalschutzgesetzes des Landes Nordrhein Westfalen in Struktur und Arbeitsbereichen neu zu organisieren bzw bereits bestehende Grundlagen zu verbessern Bei der Zusammenarbeit des Fachamtes als Dienststelle des Landschaftsverbandes Rheinland mit den Unteren und Oberen Denkmalbehorden sowie mit der Obersten Denkmalbehorde dem jeweils zustandigen Ministerium des Landes waren vielfach neue Wege zu beschreiten Des Weiteren war Koschik bestrebt sein Fachamt als modernen Dienstleister fur die Gesellschaft des Rheinlandes gepragt durch die Ballungsraume an Rhein und Ruhr samt ihrer landestypischen Dynamik auszuweisen Dazu war es auch notig die mitunter komplizierte Arbeit der Bodendenkmalpflege und nicht zuletzt deren oft spektakulare Erfolge mittels popularer Aktivitaten der interessierten Bevolkerung vorzustellen Hierzu zahlen die Einfuhrung des Jahrbuchs Archaologie im Rheinland ab 1987 sowie weitere popularwissenschaftliche Schriften reihen aber auch alljahrliche Einladungen zum Tag der Archaologie in den Aussenstellen des Amtes Wie schon zuvor in seinem bayerischen Arbeitsfeld widmete er hohe Aufmerksamkeit dem grossen ehrenamtlichen Mitarbeiterkreis im Lande dessen wirkungsvoller Organisation und Forderung Seit 1992 wurde das sog Verursacherprinzip im Amtsbereich praktiziert das den finanziellen Aufwand fur bodendenkmalpflegerisch bedingte Massnahmen durch den Baubetreiber regelt Damit verbunden waren klare und beispielhafte Standards fur die Ausgrabungen usw durch Fachfirmen die nun bei derartigen Unternehmungen zum Einsatz kamen Eine spurbare Verbesserung der Arbeitssituation vor den Grossbaggern im Braunkohlenrevier westlich von Koln brachte 1990 die Grundung der Stiftung zur Forderung der Archaologie im rheinischen Braunkohlenrevier heute Stiftung Archaologie im rheinischen Braunkohlenrevier durch das Land Nordrhein Westfalen die Rheinbraun AG und den Landschaftsverband Rheinland unter Mitwirkung des Fachamtes deren Kapital bis 1997 auf ansehnliche 30 Millionen DM aufgestockt werden konnte Im Mittelpunkt dieser grossten Archaologiestiftung Europas stand und steht vor allem die wissenschaftliche Grabungsauswertung an der zahlreiche Universitatsinstitute beteiligt sind Insofern kam es u a zu einer Wiederbelebung bzw Fortsetzung des bereits 1968 von Jens Luning und Rudolph Kuper begonnenen Forschungsprojekts zur Bandkeramik auf der Aldenhovener Platte nun in Zusammenarbeit mit dem Prahistoriker Andreas Zimmermann Institut fur Vor und Fruhgeschichte der Universitat Koln Der akuten Bedrohung und Zerstorung archaologischer Denkmaler in den Innen Stadten besonders durch den Bau von Tiefgaragen wurde durch die planmassige Erstellung sog Kellerkataster in Altstadten und historischen Orten in Zusammenarbeit mit Fachinstituten benachbarter Universitaten entgegengewirkt In der problematischen Situation des Raubgraberunwesens mittels Metalldetektoren gelang es die Aktivitaten kooperationswilliger Sondenganger in geordnete Bahnen zu lenken Hohen Wert legte Koschik auf Zusammenarbeit und wissenschaftlichen Austausch mit den westlich angrenzenden Niederlanden und Belgien was in der grossen Ausstellung Spurensicherung Archaologische Denkmalpflege in der Euregio Maas Rhein gipfelte 1992 in Aachen eroffnet wurde diese grenzuberschreitende Leistungsschau auch noch in Luttich gezeigt Seit Mitte der 1980er Jahre baute er seine Kontakte zum archaologischen Seminar der Universitat Pecs in Ungarn auf Der Archaologe ermoglichte in den Jahren 1989 bis 1990 einen Studentenaustausch zwischen den Universitaten Pecs und Bonn Zudem trat Koschik als grosszugiger Unterstutzer des archaologischen Seminars in Pecs auf Im Jahr 2008 uberliess er der Universitat Pecs grosse Teile seiner uber Jahrzehnte gewachsenen Privatbibliothek mit Tausenden von Banden Den raumlichen Ausbau des Fachamtes trieb Koschik planmassig voran Zwischen 1989 und 1998 konnten sowohl die Amtszentrale in Bonn als auch alle vier Aussenstellen neue zweckdienlichere Dienstquartiere beziehen Zusammen mit dem kontinuierlich erweiterten Personalbestand erreichte das Rheinische Amt fur Bodendenkmalpflege schliesslich eine Spitzenposition bei den vergleichbaren Institutionen in der Bundesrepublik Deutschland Aus der alljahrlich reichen Bilanz an Grabungserfolgen ragt 1990 91 die Aufsehen erregende Entdeckung und Bergung des bandkeramischen Brunnens von Erkelelenz Kuckhoven hervor Die machtige noch uber 8 m hohe Holzkonstruktion in Blockbauweise mit jungeren Einbauten und einer aufschlussreichen Verfullung stammt in der altesten Bauphase aus dem 51 Jahrhundert v Chr und war damals das alteste erhaltene Holzbauwerk weltweit Geradezu sensationelle Ergebnisse lieferten in den Jahren 1997 und 2000 die akribischen Untersuchungen im Neandertal unter der ortlichen Leitung von Ralf W Schmitz und Jurgen Thissen Unterhalb der langst abgegangenen Fundstelle von 1856 fanden sich im Abraum des ehemaligen Steinbruchs viele Fundstucke und Knochenreste die z T an das Skelett des beruhmten Neanderthalers im Rheinischen Landesmuseum Bonn anpassten und noch den Nachweis von zwei weiteren Individuen lieferten Diese Neufunde trugen massgeblich zu einer nachhaltigen Belebung der Neandertalerforschung bei Neben seiner Tatigkeit als Direktor in Bonn hielt Koschik zwischen 1995 und 2008 als Hochschullehrer 2001 Ernennung zum Honorarprofessor am Lehrstuhl fur Stadtbaugeschichte an der Rheinisch Westfalischen Technischen Hochschule in Aachen Seminare zur archaologischen Denkmalpflege ab Er war Teilnehmer am UNESCO Grabungs und Restaurierungsprojekt des Lehrstuhls 1996 in der mittelalterlichen Stadt Al Balid bei Salalah Sultanat Oman Im Februar 2004 wurde Harald Koschik in den Ruhestand verabschiedet seine Nachfolge trat im Sommer Jurgen Kunow an Nach dem Umzug in seine alte Heimat im Chiemgau widmet er sich u a der Geschichte historischer Schutzenwaffen und ist Mitglied in entsprechenden Vereinen Bei der Zimmerstutzengesellschaft ZSG Grabenstatt ist er Schutzenkonig fur die Saison 2023 in der Klasse Luftgewehr aufgelegt Mitgliedschaften BearbeitenKoschik ist seit 1977 im Verband der Landesarchaologen in der Bundesrepublik Deutschland tatig bis 2004 ordentliches Mitglied seit 2007 berufenes beratendes Mitglied 1983 2004 Vorstandsmitglied Seit 1988 ist er Korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archaologischen Institutes DAI und war wahrend seiner aktiven Zeit im Internationalen Museumsrat ICOM und im Internationalen Komitee fur archaologische und historische Museen ICAHM Daruber hinaus gehorte er dem Beirat der Altnurnberger Landschaft e V an war Vorstand des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinland Wissenschaftlicher Beirat der Fachzeitschrift Archaologie in Deutschland Beirat der Nordrhein Westfalen Stiftung und Beirat der Stiftung zur Forderung der Archaologie im rheinischen Braunkohlenrevier Koschik war zudem in der Arbeitsgruppe Denkmalschutz des Stadtetages Nordrhein Westfalen in der Kommission des Geschichtlichen Atlasses der Gesellschaft fur Rheinische Geschichtskunde im Arbeitskreis Karolingisches Aachen der Rheinisch Westfalischen Technischen Hochschule RWTH Aachen sowie in der Archaologischen Trier Kommission tatig Ehrungen Bearbeiten1983 erhielt er den Preis der Bayerischen Volksstiftung 2011 wurde an der Universitat Pecs eine Gedenktafel fur Harald Koschik enthullt Schriften Auswahl BearbeitenAutor und Herausgeber zahlreicher Schriften fachwissenschaftlichen und fachpolitischen Inhalts Begrunder und Herausgeber von Archaologie im Rheinland Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland und Fuhrer zu archaologischen Denkmalern im Rheinland Herausgeber der Rheinischen Ausgrabungen Mitherausgeber der Bonner Jahrbucher der Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein Westfalen und der Fachzeitschrift Archaologie in Deutschland Herausgeber des Ausstellungskatalogs Spurensicherung Archaologische Denkmalpflege in der Euregio Maas Rhein Kunst und Altertum am Rhein Fuhrer des Rheinischen Landesmuseums Bonn und des Rheinischen Amtes fur Bodendenkmalpflege Nr 136 Mainz 1992 ISBN 3 8053 1410 8 Die Bronzezeit im sudwestlichen Oberbayern Text und Tafelband Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte Reihe A 50 Lassleben Kallmunz 1981 ISBN 3 7847 5050 8 Dissertation Literatur BearbeitenFuhrungswechsel im Rheinland In Archaologie in Deutschland 3 2004 S 73 Jurgen Kunow Reden anlasslich der Verabschiedung des Direktors des Rheinischen Amtes fur Bodendenkmalpflege Prof Dr Harald Koschik am 13 Februar In Archaologie im Rheinland 2004 2005 S 13 22 Weblinks BearbeitenVerband der Landesarchaologen Mitglieder Thomas Agthe Auf der Suche nach verborgenen Schatzen In Kolner Stadt Anzeiger 11 Februar 2004 DFG Projekt Landschaftsarchaologie der Bandkeramik auf der ostlichen Aldenhovener Platte Klara Horvath Koschik Harald gyujtemenye Wurdigung Koschiks an der Universitat Pecs in ungarischer Sprache Normdaten Person GND 13792318X lobid OGND AKS LCCN n82008552 VIAF 62154281 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Koschik HaraldKURZBESCHREIBUNG deutscher PrahistorikerGEBURTSDATUM 26 Marz 1944GEBURTSORT Gablonz Neisse Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Harald Koschik amp oldid 237161491