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Die St Johannis Kirche ist eine evangelisch lutherische Pfarrkirche im Hamburger Stadtteil Eppendorf Sie war sehr lange Mittelpunkt eines grossen Kirchspiels und ist Mutterkirche vieler weiterer Kirchen im Hamburger Norden Das nach Johannes dem Taufer benannte Gebaude gilt als die bekannteste Hochzeitskirche in Hamburg Strassenansicht von der KellinghusenstrasseAnsicht von Suden mit vollstandigem Kirchenschiff Inhaltsverzeichnis 1 Patrozinium 2 Geschichte 2 1 Von der Grundung bis zur Reformation 2 2 Bis zum Gottorfer Vergleich 2 3 Zwischen 1770 und 1919 2 4 Seit 1919 3 Baugeschichte und Architektur 4 Ausstattung 5 Orgel 5 1 Steinmeyer Orgel 1972 bis 2021 5 2 Orgel Winterhalter seit 2022 6 Glocken 7 Friedhofe 8 Weitere Gebaude 9 Gemeinde 9 1 Bedeutende Personlichkeiten 9 2 Nutzung 10 Fotografien und Karte 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweisePatrozinium BearbeitenDas Patrozinium das die Kirche zur Zeit ihrer Grundung hatte ist nicht uberliefert In den Quellen wird sie ausschliesslich als Eppendorfer Kirche bezeichnet Dass sie St Johannis heissen solle schrieb erstmals Johann Witte 1759 1 Ob es dabei um den ursprunglichen Namen der Kirche handelt oder um eine Ubertragung vom St Johannis Kloster das bis ins 19 Jahrhundert hinein die Kirche verwaltete ist nicht zu rekonstruieren Dabei dachte man an den Apostel und Evangelisten Johannes und benannte gegen 1900 die Filialkirchen Lukas Matthaus und der Markuskirche nach den ubrigen Evangelisten 2 Erst im 20 Jahrhundert wurde der Name auf Johannes den Taufer bezogen Geschichte BearbeitenVon der Grundung bis zur Reformation Bearbeiten Die aufgrund des Namensahnlichkeit haufig geausserte Vermutung die Grundung von Eppendorf und seiner Kirche ginge auf eine Missionsreise Ebo von Reims im Jahre 823 in das Gebiet nordlich des frankischen Reichs zuruck 1 lasst sich nicht belegen und ist auch eher unwahrscheinlich Der heute von aussen nicht mehr sichtbare Rundturm stammt nach Ansicht des Architekten Paul Gerhard Scharf jedoch aus karolingischer Zeit Der Turm ware demnach ein Wachturm an der Alsterfurt gewesen und erst spater zum Kirchturm geworden Gegen diese Fruhdatierung spricht dass ahnliche Rundturmkirchen wie die benachbarten Barmstedter und Rellinger Kirche beides Grundungen der Ritter von Barmstede aber auch die Vicelinkirchen in Ostholstein auf das 12 Jahrhundert datiert werden 3 Der Ortsname Eppendorf erscheint zum ersten Mal 1140 in einer Urkunde des Bremer Erzbischofs Adalbero der dem Hamburger Domkapitel einen dort befindlichen Hof zu dem auch die Tarpenbeker Muhle gehorte schenkte Die Kirche die im Zusammenhang mit dieser Schenkung nicht genannt ist wurde erst 1267 urkundlich erwahnt als Ort einer Verhandlung gegen Otto von Barmstede 4 Im Zuge einer Landteilung unter mehreren Linien der Schauenburger Grafen 1290 fiel das Kirchspiel zusammen mit einem Drittel der Stadt Hamburg und der Stammgrafschaft Schaumburg an Adolf von Holstein Pinneberg 5 Die 1267 erwahnten Kirche brannte 1314 nieder und wurde durch einen Neubau ersetzt Erhalten blieb der damals noch nicht mit der Kirche verbundene steinerne Rundturm Aus dem Jahr 1347 ist ein Verzeichnis der Einkunfte des damaligen Priesters Nicolaus tho Brema uberliefert In dem sehr grossflachigen Kirchspiel das das gesamte Gebiet zwischen der damaligen Hamburger Stadtgrenze am Dammtor im Suden und Ochsenzoll im Norden umfasste lebten demnach nur etwa 480 abgabepflichtige Erwachsene 6 Die Kirche unterstand dem Hamburger Domkapitel das die Pfrunde an einen Domherrn vergab der die Verwaltung der Pfarrstelle jedoch haufig einem Vikar uberliess 7 1400 wurde die Kirche in das Zisterzienserinnenkloster Harvestehude inkorporiert von dessen Patronen zwei Hamburger Ratsherren das Kirchspiel verwaltet wurde Fur die Einsetzung der Ortspfarrer war das Domkapitel zustandig Das Gebiet von Harvestehude war dem Jungfrauenthal genannten Kloster schon bei dessen Ansiedlung 1295 ubertragen worden durch Schenkungen und Verpfandungen durch die Schauenburger Grafen im 13 bis 15 Jahrhundert gelangten auch die zum Kirchspiel gehorenden Dorfer Eppendorf Winterhude Eimsbuttel Gross Borstel Ohlsdorf Niendorf Lokstedt und Hummelsbuttel in den Besitz des Klosters 8 1528 wurde in Hamburg die lutherische Reformation eingefuhrt Der Rat entzog dem letzten Kirchherrn dem Domscholastiker und Pfrundensammler Heinrich Banzkow seine Einkunfte an der Eppendorfer Kirche Einen evangelischen Prediger erhielt das Kirchspiel jedoch zunachst nicht denn der Plan im Zisterzienserinnenkloster einen lutherischen Pradikanten einzusetzen der auch das Kirchspiel versorgen sollte 9 scheiterte am Widerstand der Nonnen die keinen evangelischen Prediger akzeptieren wollten Daraufhin wurde das Kloster gewaltsam aufgelost die Gebaude niedergerissen und die verbliebenen Nonnen in das Gebaude des ebenfalls aufgelosten Dominikanerklosters St Johannis in der Innenstadt umgesiedelt Das Klosterland wurde einer Stiftung ubertragen die bis 1832 von zwei Hamburger Ratsherren verwaltet wurde Graf Jobst von Holstein Pinneberg kaufte die Dorfer Niendorf Lokstedt und Hummelsbuttel die seine Vorfahren im 15 Jahrhundert dem Kloster verpfandet hatten zuruck Er und seine Sohne und damit auch ihr Herrschaftsgebiet blieben katholisch Erst 1561 musste sich Otto IV dem Druck der anderen langst evangelisch gewordenen norddeutschen Fursten beugen und fuhrte in Holstein Pinneberg eine lutherische Kirchenordnung ein Dabei entschied sich Otto IV bewusst gegen eine von Johannes Bugenhagen ausgearbeitete Ordnung wie sie in Hamburg und im benachbarten Herzogtum Holstein in Geltung war 10 Erst im Zusammenhang der Verpflichtung der Geistlichen der Holstein Pinneberger Kirchen auf die neue Kirchenordnung wird mit Herrn Frantz der erste evangelischer Pastor in Eppendorf genannt 11 Bis zum Gottorfer Vergleich Bearbeiten Die Dorfer des Kirchspiels unterstanden mehreren weltlichen Obrigkeiten Die Dorfer Eppendorf Harvestehude Winterhude Eimsbuttel Gross Borstel und Ohlsdorf gehorten zur von Hamburger Ratsherren verwalteten Klosterstiftung auf die die Stadt Hamburg ebenso Anspruch erhob wie auf Fuhlsbuttel und Langenhorn die auf anderen Wegen in den Besitz der Stadt gekommen waren Niendorf Lokstedt Stellingen Eidelstedt Schnelsen und Hummelsbuttel waren Teil der Grafschaft Holstein Pinneberg Steilshoop und Alsterdorf waren von 1544 bis 1773 im Besitz des Herzogs von Schleswig Holstein Gottorf Bis zur Reformation hatte die unterschiedliche Landesherrschaft im Kirchspiel keine grosse Rolle gespielt mit dem landesherrlichen Kirchenregiment anderte sich das jedoch da nun die Landesherren auch Einfluss auf die Besetzung geistlicher Amter erhielten und fur den Unterhalt der kirchlichen Gebaude und der Pastoren und Kuster zustandig waren Erstmals kam es 1612 zu Konflikten als Graf Ernst sich beschwerte dass die Hamburger Klostervorsteher ohne sein Wissen einen neuen Kuster eingesetzt hatten Die Bestrebungen des danischen Konigs Christian IV seinen Einflussbereich zu vergrossern hatten auch Auswirkungen auf das Eppendorfer Kirchspiel Er erhob Anspruch auf Holstein Pinneberg und Hamburg und focht deren Reichsunmittelbarkeit an 1619 besetzten danische Truppen die Grafschaft um seine Forderungen durchzusetzen Graf Ernst musste sich mit 50 000 Talern freikaufen Wie sehr die ohnehin baufallige Eppendorfer Kirche unter der danischen Besatzung Schaden genommen hatte ist nicht bekannt auf jeden Fall wurde 1622 ein Neubau errichtet der deutlich grosser war als der Vorgangerbau Die Bewohner der Pinneberger Dorfer die besonders unter der danischen Besatzung zu leiden hatten blieben die von ihnen eingeforderten Zulagen zum Kirchbau schuldig weshalb ihnen Platze im Gemeindegestuhl verweigert wurden Die Hamburger Klosterverwalter zeigten sich dagegen grosszugig und spendeten der Kirche Gemalde die sie noch heute schmucken 12 Nur funf Jahre nach Fertigstellung der neuen Kirche griff der Dreissigjahrige Krieg auf das Kirchspiel uber Wahrend Hamburg hinter seiner Festungsanlage sicher war waren in den Dorfern des Kirchspiels erst danische Truppen einquartiert und anschliessend verwusteten kaiserliche Truppen das Umland Die Kirche verlor alle Wertgegenstande der aus dem Vorgangerbau ubernommene mittelalterliche Altar wurde zerschlagen das Gestuhl und die Kirchenbucher verbrannten In den folgenden Jahren wutete die Pest der der alte Pastor David Penshorn und sein Adjunkt Wilhelm Matthiessen zum Opfer fielen Mehrere Dorfer fielen wust Erst nachdem sich die Lage etwas beruhigt hatte rekonstruierten 1629 Vertreter der Hamburger und der Pinneberger Obrigkeiten zusammen mit den beiden Pastorenwitwen die Kirchenrechnungen der vergangenen acht Jahre und trugen zusammen welche Abgaben wofur fallig waren An dieser Versammlung nahm erstmals auch ein von den Pinneberger Dorfern entsandter Kirchenjurat teil 13 Dabei einigte man sich auch darauf dass die Hamburger Klosterpatronen die Pinneberger Regierung zukunftig jeweils im Voraus uber bevorstehende Pastorenwahlen unterrichten und ihnen ein Mitspracherecht bei der Kandidatenauswahl einraumen wollten Otto V plante sogar die Pinneberger Dorfer ganz aus dem Kirchspiel herauszulosen und fur sie eine eigene Kirche in Lokstedt zu errichten 14 Dazu kam es jedoch nicht mehr denn mit ihm starb das Schauenburger Grafengeschlecht 1640 aus Durch Besetzung der Grafschaft einschliesslich der Eppendorfer Kirchspieldorfer brachte Christian IV deren sudlichen Teil an sich Damit war der danische Konig Landesherr einer Halfte des Eppendorfer Kirchspiels und nutzte diesen Umstand zu einem Machtkampf mit Hamburg dessen Selbstandigkeit er nach wie vor bestritt Auch das Kirchspiel Eppendorf beanspruchte er zur Ganze fur sich Beide Obrigkeiten versuchten die Untertanen des jeweils anderen an der Teilnahme von Visitationen und obrigkeitlich festgelegten Dank und Bittgottesdiensten zu hindern Wiederholt hielt der Pinneberger Drost Zahlungen an den Pastor oder fur Reparaturen an kirchlichen Gebauden zuruck beispielsweise als der Turm nach der Naturkatastrophe von Holstein 1648 einzusturzen drohte In diesen Jahren war Danemark in mehrere Kriege verwickelt weshalb mehrfach feindliche aber auch danische Truppen das Land durchzogen plunderten und zerstorten Schon 1638 war die neugebaute Eppendorfer Kirche wieder reparaturbedurftig 1652 stiftete Pastor Johann Hoyer die erste kleine Orgel Katholische polnische Truppen die im Nordischen Krieg 1659 1660 im Dorf untergebracht waren verwusteten die Kirche wonach das erst vierzig Jahre alte Gebaude 1662 fast von Grund auf neu gebaut werden musste Nach mehreren Jahrzehnten in denen die Gottesdienste zwischen den zerschlagenen Resten der alten Kirchenausstattung gefeiert werden mussten wurden in den folgenden Jahren ein Barockaltar und eine neue Kanzel angeschafft und fur die gewachsene Gemeinde Emporen eingezogen Diese Baumassnahmen wurden fast vollstandig durch eine in den Hamburger Kirchen gesammelte Kollekte finanziert 15 Der Streit zwischen Hamburg und Danemark eskalierte als der danische Konig Christian V 1679 Hamburg belagerte Als dann 1683 der Eppendorfer Pastor Hermann Uphoff starb setzte Christian V nur funf Tage spater mit Peter Krebs dem Cousin des Altonaer Oberprasidenten Matthias Jessen einen neuen Pastor ein Die Einfuhrung begleitete Jessen mit Soldaten um jeden Protest aus der Gemeinde im Keim zu ersticken Die Hamburger Kloster Vorsteher reagierten indem sie den Bewohnern der zum Klosterland gehorenden Dorfern verboten die Gottesdienste und Kasualien bei Pastor Krebs zu besuchen und ihm die einem Pastor zustehenden Abgaben zu zahlen Im Gegenzug liess der Pastor die Kirche fur die Hamburger Untertanen schliessen die somit keinen Zugang zu ihren Grabstatten in der Kirche mehr hatten Auch der von Hamburger Seite eingestellte Kuster erhielt kein Gehalt von den danischen Untertanen Erst 1689 kam es zu einer Einigung so dass wieder alle Gemeindeglieder ihre Kirche besuchen konnten Trotzdem fuhrten auch die nachsten Einsetzungen von Pastoren und Kustern zu teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen 16 Schliesslich kam man uberein dass die Obrigkeiten die neuen Prediger und Kuster abwechselnd bestimmen sollten 1768 erkannte Danemark im Gottorfer Vergleich die Hamburger Reichsunmittelbarkeit an Verbunden damit war auch die Festlegung der Grenzen In diesem Zusammenhang wurde auch das Eppendorfer Kirchspiel geteilt Die sogenannten Pinneberger oder danischen Dorfer Niendorf Lokstedt Stellingen Eidelstedt Schnelsen und Hummelsbuttel wurden ausgepfarrt und erhielten eine eigene Kirche in Niendorf Dafur gelangten die bis dahin gottorfischen aber seit langem an Hamburg verpfandeten Dorfer Steilshoop und Alsterdorf in Hamburger Besitz und blieben Bestandteil des Kirchspiels Wahrend das nunmehr halbierte Eppendorfer Kirchspiel sich an den Baukosten der Niendorfer Kirche beteiligen musste brauchten die danischen Untertanen nicht zum Neubau des im Jahr zuvor abgebrannten Kusterhauses beitragen Sogar einen neuen Kuster setzte die danische Regierung noch ein Heinrich Carl von Schimmelmann der danische Verhandlungsfuhrer verschaffte seinem Sekretar und Hauslehrer Samuel Heinicke die gutbezahlte Stelle 17 Zwischen 1770 und 1919 Bearbeiten Tischler Ulrich Rehse stellte 1781 einen neuen siebeneckigen klassizistischen Kanzelkorb her Der achteckige barocke Schalldeckel von 1664 blieb erhalten 18 Da die Zahl der Gemeindeglieder trotz der Teilung des Kirchspiels gegenuber der Erbauungszeit der Kirche stark angewachsen war und deshalb die Banke und Priechen sehr eng standen schaffte man anstelle eines feststehenden Taufbeckens einen Taufengel an um wenigstens etwas Platz sparen zu konnen Wahrend der Hamburger Franzosenzeit und besonders an dem Ausbau der Stadt zur Festung 1813 war das Dorf Eppendorf mit Fluchtlingen und Vertriebenen aus Hamburg uberfullt Die Kirchspieldorfer in unmittelbarer Nahe der Stadt wurden dem Erdboden gleichgemacht weil die Besatzer freies Schussfeld schaffen wollten Die Kirche diente als Unterkunft fur etwa 700 zu Weihnachten 1813 aus dem niedergebrannten Pesthof evakuierte Kranke von denen wahrend des Winters etwa ein Drittel an Typhus starb Die ebenfalls im Dorf einquartierten franzosischen Soldaten wurden im Januar 1814 von russischen Truppen vertrieben die sich nun ihrerseits in den Hausern und Wohnungen einquartierten bis sie im Mai in Hamburg einziehen konnten Nach dem Abzug der Soldaten spendeten die Gemeindeglieder und vor allem die reichen Hamburger die Gartenhauser in Eppendorf besassen grosszugig fur die Reparatur der Kirche und den Wiederaufgabe der abgebrannten Schule in Harvestehude Ab den 1820er Jahren nahm die Bevolkerung besonders in den nahe an Hamburg liegenden Kirchspieldorfern stark zu da es nach dem Abriss der Stadtbefestigung und der damit verbundenen Verlangerung der Schliesszeiten fur die Burger leichter wurde sich ausserhalb der Stadtgrenzen niederzulassen und dort Betrieben anzusiedeln Am 29 Mai 1832 trat die Klosterstiftung Kirche Dorfer Landereien und alle Wege an die Stadt ab 19 Fur die Organisation des Eppendorfer Kirchspiels anderte sich wenig Die beiden Ratsherren die es bisher als Klostervorsteher das Kirchspiel verwaltet hatten taten dies nun direkt als Stadtvertreter Die stadtisch gewordenen Wege wurden zu Chausseen ausgebaut was die Erschliessung des Landes beforderte und dazu beitrug dass die Bevolkerung auch der entfernter liegenden Dorfer wuchs Hatten bei der ersten Volkszahlung 1811 erst knapp uber 3000 Menschen im Kirchspiel gelebt 20 so waren es 1847 schon 4700 21 Die endgultige Aufhebung der Torsperre 1860 und die Einbeziehung der Dorfer Harvestehude Eppendorf Winterhude und Eimsbuttel in den Hamburger Zollbereich funf Jahre spater fuhrte zur schnellen Verstadterung dieser Gebiete 1872 lebten in der Kirchengemeinde rund 18 000 Menschen 22 Fur diese riesige Kirchengemeinde war ein einziger Pastor zustandig dem erst ab 1870 mit der Einfuhrung der Kirchenverfassung der Evangelisch Lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate ein Hilfsprediger zur Seiten stand dessen Einkommen allerdings nur aus den Gebuhren der von ihm absolvierten Kasualien bestand Neben den Gebuhren erhielt der Pastor wie im Mittelalter Abgaben von einzelnen Hofen die auch um 1870 teilweise noch aus Naturalien bestanden Die ehemaligen Hufen waren im Laufe des 19 Jahrhunderts allerdings in kleine Parzellen aufgeteilt worden und mit Wohnhausern bebaut weshalb oft strittig war wer die Abgaben zu leisten hatte Erst 1884 bekamen alle Hamburger Pastoren das gleiche feste Gehalt das aus der Kirchensteuer finanziert wurde 1879 wurde Harvestehude als erste Tochtergemeinde nach der Teilung des Kirchspiels 1769 ausgegliedert Die St Johanniskirche wurde 1882 fertiggestellt In den folgten Jahren entstanden weitere Tochtergemeinden Die Christuskirche wurde 1882 84 fur die selbstandig gewordene Kirchengemeinde Eimsbuttel errichtet die ihrerseits nur wenige Jahre spater geteilt wurde Obwohl damit ein Grossteil des ursprunglichen Kirchspielgebietes abgeteilt worden war umfasste die Kirchengemeinde 1895 etwa 40 000 Mitglieder 23 Deshalb wurden weitere Pfarrstellen eingerichtet deren Inhaber an den Filialkirchen der Lukaskirche an der Grenze zwischen Fuhlsbuttel und Langenhorn der Matthauskirche in Winterhude und der Markuskirche in Hoheluft tatig waren Trotz der Auspfarrung von Hoheluft 1905 wurde 1910 die Hochstzahl der Gemeindeglieder mit 65 228 erreicht fur die vier Pastoren an drei Kirchen zustandig waren Seit 1919 Bearbeiten Die Trennung von Kirche und Staat in der Verfassung der Weimarer Republik erforderte eine Neuorganisation der Kirche Erstmals gehorten dem Kirchenvorstand auch Frauen an 1922 wurden die Gemeinden der Matthaus und der Lukaskirche unabhangig Durch Teilungen der Tochtergemeinden und Einrichtung neuer Pfarrstellen gab es 1929 21 Pastoren auf dem Gebiet des alten Eppendorfer Kirchspiels Allein die Eppendorfer Gemeinde hatte vier Pastoren darunter Ludwig Heitmann der in Eppendorf die kirchliche Jugendarbeit aufbaute und die Form des Gottesdienstes reformierte wodurch der als veraltet und leblos empfundene Kultus durch die lebendige Begegnung mit Gott in Liturgie Bibellesungen und besonders in den Sakramenten ersetzt werden sollte Fur diese neue Form der Gemeindearbeit mit Kreisen Vortragen und grossen Versammlungen wurde das 1929 eingeweihte Gemeindehaus auf der anderen Seite der Ludolfstrasse mit Wohnungen fur Kirchenmitarbeiter Gemeinderaumen und einem grossen Saal errichtet Als eine weitere Filiale wurde in Gross Borstel 1932 ein Kirchsaal errichtet nbsp Gemeindehaus von 1929 heute Lustspielhaus Alma Hoppe1933 gehorte Heitmann ein enger Freund von Franz Tugel zu den Grundungsmitgliedern des Pfarrernotbundes und war Vertreter Hamburgs im Reichsbruderrat des Bekennenden Kirche Der Kollege Walter Gerber trat dagegen den Deutschen Christen bei um Simon Schoffel im Kampf um das Hamburger Bischofsamt zu unterstutzen Nach Reinhold Krauses Sportpalast Rede im November desselben Jahres trat er wieder aus Trotz aller Differenzen bemuhten die Pastoren gemeinsam ihre sehr aktive Jugendarbeit auch nach der zwangsweisen Uberfuhrung aller Jugendorganisationen in die Hitlerjugend fortzufuhren Die Plane zu einer an die neue Liturgie passenden Umgestaltung der Kirche die der aus Heitmanns Jugendarbeit stammende Architekt Gerhard Langmaack ausgearbeitet hatte mussten bei Anbruch des Zweiten Weltkriegs zuruckgestellt werden Bei alliierten Bombenangriffe auf Hamburg wurde die St Johannis Kirche 1942 von einer Brandbombe getroffen die auf Hohe der Kanzel Dach und Gewolbe durchschlug Dank der Brandwache darunter auch der damalige Pastor Walter Gerber und seine Sohne konnte das Gebaude gerettet werden Im folgenden Jahr wurde das Gemeindehaus beschlagnahmt 24 Da in Eppendorf weitgehend von Bombenschaden verschont geblieben war wuchs die Bevolkerung durch den Zuzug von Ausgebombten und Fluchtlingen nach dem Krieg stark an Weitere Gemeinden wurden gegrundet Gross Borstel wurde 1947 selbstandig Die 1949 als Bartning Notkirche erbaute St Martinus Kirche an der Tarpenbekstrasse wurde 1956 ausgepfarrt 1957 wurde das Gebiet sudlich des Isebekkanals dem Pfarrbezirk der neuen Hauptkirche St Nikolai am Klosterstern zugeordnet Nach Reparaturen und kleineren Anderungen nach Ende des Krieges wozu die Auswechslung des Altarbilds von 1904 durch die beiden alteren Bilder gehorten fand 1959 bis 1963 unter Leitung von Langmaack der bereits 1939 angedachte Umbau der Kirche statt Der nunmehr hellgestrichene Raum sollte die Freude uber das Evangelium und die Konzentration auf die Sakramente betonen Kaum war die Renovierung abgeschlossen wurde daruber nachgedacht die Kirche der Verbreiterung der Ludolfstrasse zu opfern oder zumindest so baulich zu verandern dass der Verkehr direkt an ihr vorbeifliessen konnte 1966 wurde dann der Plan dahingehend verandert so dass alle kirchlichen Gebaude erhalten blieben 25 Baugeschichte und Architektur BearbeitenDer alteste Teil der Kirche ist der romanische Rundturm aus ungleichmassig geschichteten Feldsteinen Der mittelalterliche Rundturm musste regelmassig repariert werden und wurde seit 1729 mit zwei Stutzpfeilern gehalten 1750 brach in der Turmspitze ein Brand aus den ein mutiger junger Mann loschte 26 Daraufhin wurde das Feldsteinmauerwerk mit Backsteinen ummantelt Die bis dahin mit Holzschindeln gedeckte geschweifte Turmhelm wurde nun mit Schiefer eingedeckt Die Bauarbeiten leitete Johann Leonhard Prey Dabei schuf man auch einen Eingang durch den Turm denn zuvor wurde die Kirche nur durch mehrere Seiteneingange betreten Die Feldsteinmauer des alten Turmes sind nur noch an der Ruckwand der Westempore zu erkennen nbsp Blick zum Altar 2013 Die heutige dritte Kirche stammt von 1622 wurde aber 1662 fast komplett neu wiederaufgebaut Das Aussehen der Vorgangerbauten ist nicht bekannt Man weiss nur dass sie kurzer waren als die 1622 errichtete Kirche und nicht direkt an den alteren Rundturm anschlossen Das Kirchenschiff ist ein rechteckiger 33 m langer und 12 m breiter Fachwerksaal mit flachem Chorabschluss Die Kirche hatte ursprunglich ein flaches Bretterdach Durch die an West Nord und Ostseite angebrachten weit in den Raum hineinragenden Emporen und die verhaltnismassig kleinen Fenster war der Innenraum recht dunkel nbsp Blick zur Orgel 2022 Julius Faulwasser baute 1901 1903 die Kirche im neugotischen Stil um Dabei wurde der Turmeingang vergrossert und im Innenraum das Brettertonnengewolbe eingezogen wodurch die Deckenhohe sich von 6 auf 9 m erhohte Die Emporen wurden verschmalert bzw ganz entfernt das vorher sehr uneinheitliche enge Gestuhl bis auf einige Logen durch einheitliche Banke ersetzt Der barocke Altar erhielt ein neues Altarbild des Historienmalers Heinrich Saffer In die Spitzbogenfenster an der Ostwand wurden 1914 zwei von Burgermeister Schroder geschenkte farbige Glasbilder eingebaut Dem Zeitgeschmack entsprechend war der Innenraum sehr dunkel gehalten 27 Eine weitere Renovierung wurde 1957 bis 1963 unter der Leitung von Gerhard Langmaack vorgenommen der vor allem die neugotischen Elemente zuruckbauen liess und dabei auch die heutige Anordnung der Fenster in der Chor und der Sudwand festlegte Das Altarretabel wurde entfernt und durch ein Triumphkreuz hinter dem Altar ersetzt Die Glasbilder wurden an das Schroderstift abgegeben Bei der Renovierung von 1981 bis 1984 durch die Architekten Bunsmann Scharf und Lockner wurde auch der Altarraum neugestaltet Der Turm wurde in den Jahren 1999 bis 2001 aufwendig restauriert 2021 2022 wurde die Kirche neu ausgemalt und erhielt eine neue Orgel und ein neues Beleuchtungssystem Ausstattung BearbeitenDer Kirchsaal ist durch die grossen Fenster mit ihrem farblosen Glas und seinen in Weiss gehaltenen Wanden sehr hell Die 9 m hohe holzerne Tonnendecke wird durch einige schmale Holzsaulen unterstutzt an Nord und Westwand sind Emporen eingefugt Das Kruzifix an der Altarruckwand kam erst in den 1960er Jahren in die Kirche die verwendete Christusfigur ist jedoch wesentlich alter und wird auf das fruhe 16 Jahrhundert geschatzt Wahrscheinlich wurde sie in der Gegend von Nurnberg gefertigt Das von einem umgebene Strahlenkranz Auge Gottes das uber dem Kreuz angebracht ist gehorte zu dem 1961 entfernten Barockaltar von 1661 Das Dreieck in dem der hebraische Gottesname steht symbolisiert die Trinitat An der Chorwand und an den Seitenwanden befinden sich mehrere Bilder die der Kirche zum Neubau 1622 geschenkt wurden an der Nordwand des Chores eine Kreuzigungsszene mit Stifterfiguren an der Chorwand ein reformatorisches Lehrbildnis der Gegenuberstellung von Gesetz und Gnade und die Szene der Samaritanerin am Brunnen an der Sudwand Bilder der Evangelisten Matthaus und Markus und der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon Neben letzteren befindet sich eine uberlebensgrosse Abbildung von Hermann Hoyer der von 1629 bis 1650 Pastor der Gemeinde war Zwei Bilder die ursprunglich zu dem Barockaltar von 1661 gehorten sind jetzt an der Sudwand des Altarraums aufgehangt Die Bilder an der Chorempore stammen von 1669 und stellen das Gleichnis von den klugen und torichten Jungfrauen dar die um 1700 gemalten Brustungsbilder der Seitenempore zeigt Szenen aus dem Leben Jesu an der Orgelempore wurden Bilder angebracht die sich fruher an der Seitenempore befand aber aus unterschiedlichen Grunden abgenommen wurden nbsp Kanzel links davon das Armarium 2013 Der siebeneckige Kanzelkorb wurde 1781 vom ortlichen Tischler Ulrich Reese im klassizistischen Stil gefertigt Da die Kosten sehr niedriggehalten werden mussten fiel die Ausfuhrung schlicht aus und der achteckige barocke Schalldeckel von 1664 blieb erhalten Sein Aufbau stellt die Zehn Gebote und ihre Verkundung durch Mose dar Der heutige Altartisch ist ein Entwurf von Paul Gerhard Scharf aus dem Jahre 1989 mit einer Erganzung durch Siegfried Assmann aus dem Jahre 1991 Assmanns Erganzung ein in den Altartisch integriertes vergoldetes Bronzemedaillon zeigt die Begegnung Jesu mit seinen Jungern in Emmaus umrahmt von weiteren kleineren biblischen Szenen die alle auf die Eucharistie hinweisen 1992 wurde die Kirchenausstattung durch eine Piscina an der Nordwand des Chores neben dem Taufstein ein Armarium ein Sakramentshaus an der Sudwand den Osterleuchter und das Lesepult erganzt Das Gemeindegestuhl stammt von 1901 In der ersten Reihe integriert sind Wangen und Turen eines alteren Gestuhls Erhalten sind mehrere Logen an der Ruck und nordlichen Seitenwand Orgel BearbeitenDie erste Orgel erhielt die Eppendorfer Kirche 1652 Das kleine Instrument befand sich auf einer Empore an der Nordwand der Kirche neben dem Altar Es wurde 1700 durch ein grosseres Instrument ersetzt fur das eine Empore an der Ostwand hinter dem Altar errichtet wurde Die 1872 erbaute dritte Orgel erhielt dann ihren Platz auf der Westempore Ende des 19 Jahrhunderts sammelte die Gemeinde Geld fur eine grossere dem damaligen romantischen Geschmack entsprechende Orgel Man plante sogar dafur die alte Fachwerk Kirche abzureissen und stattdessen eine neogotische Kirche zu erreichen Da das Geld dafur nicht ausreichte wurde zur Verbesserung der Akustik fur die neue Orgel 1902 das Tonnengewolbe eingezogen Diese Orgel war nach der Beschadigung der Kirche im Zweiten Weltkrieg nicht mehr spielbar weshalb die Gemeinde 1953 eine Kemper Orgel anschaffte die jedoch nicht einmal zwanzig Jahre ihren Dienst tat 28 Steinmeyer Orgel 1972 bis 2021 Bearbeiten nbsp Orgelprospekt der Steinmeyer Orgel 2013 links von der Orgel freigelegte Steinlagen des mittelalterlichen RundturmsBis 2021 besass die Kirche eine Steinmeyer Orgel aus dem Jahr 1972 Die Orgel weist seit ihrem Bau als Besonderheit ein unubliches Blockwerk im Hauptwerk auf Die seitliche Aufstellung ermoglichte nach Ansicht des damaligen Organisten Dieter Frahm eine fast optimale Nachhallzeit 29 1996 erfolgte durch die Herstellerfirma eine Uberholung mit Anderungen in der Disposition die wie folgt lautet 30 I Hauptwerk C 1 Spitzflote 8 2 Oktave 4 3 Koppelflote 4 4 Quinte 1 1 3 5 Blockwerk VI 8 II Schwellwerk C 6 Singend Prinzipal 8 7 Prinzipal 4 8 Schweizerpfeife 2 9 Sesquialtera II10 Dulcian 16 11 Trompete 8 Tremulant III Brustwerk C schwellbar 12 Gedackt 8 13 Rohrflote 4 14 Nasat 2 2 3 15 Prinzipal 2 16 Scharff III 1 17 Barpfeife 8 Tremulant Pedal C 18 Subbass 16 19 Prinzipal 8 20 Oktave 4 21 Cornett III 2 22 Fagott 16 23 Trompete 8 Koppeln I II I III I P II P III P Spielhilfen 4 freie Kombinationen Pleno Ausloser Handregister ab 2021 wurde die Orgel abgebaut Nach der Ausmalung der Kirche wurde im Februar 2022 eine neue Orgel eingebaut Orgel Winterhalter seit 2022 Bearbeiten nbsp Winterhalter Orgel 2022 Am Sonntag Misericordias Domini dem 1 Mai 2022 wurde die neue Orgel von Claudius Winterhalter eingeweiht Sie ist die siebte Orgel der Eppendorfer Kirche Die Anzahl ihrer 1622 Pfeifen erinnert an das Erbauungsjahr der Kirche Die Disposition lautet 31 I Hauptwerk C a3 75 mm WS 1 Bourdon 16 2 Principal 8 3 Holzflote 8 4 Gemshorn 8 5 Gedeckt 8 6 Octave 4 7 Rohrflote 4 8 Superoctave 2 9 Mixtur Major IV 2 10 Trompete 8 II Schwellwerk C a3 80 mm WS 11 Geigenprinzipal 8 12 Doppelgedeckt 8 13 Viola di Gamba 8 14 Vox Coelestis 8 15 Fugara 4 16 Traversflote 4 17 Nasard 2 2 3 18 Flageolet 2 19 Terz 1 3 5 20 Mixtur minor III 1 21 Basson Hautbois 8 22 Trompette harm 8 TremulantSchwellzugZimbelstern Pedal C f1 90 mm WS 23 Contrabass 16 24 Subbass T 16 25 Octavbass T 8 26 Cello Ext 8 27 Flotenbass T 8 28 Bassoctave T 4 29 Posaune 16 30 Trompete T 8 T Transmission aus Hw Ext ExtensionKoppeln I P II P II I Sub II I Super II P Sequenzertritt vorwarts Cymbelstern 5 Glocken Bronce Balanciertritt fur Schwellwerk mechanisch mit Anzeige im Display Tontrakturen mechanisch Registertrakturen mechanisch elektrische Magnet Setzer 26 000 Kombinationen Schleifladen Stimmtonhohe 440 Hz bei 17 C Temperierung gleichstufig modifiziert Gesamtzahl Pfeifen 1622Glocken BearbeitenDie Kirche besass drei Bronzeglocken aus dem 18 Jahrhundert Im Jahr 1893 goss die Glockengiesserei Otto aus Hemelingen Bremen diese zu drei Glocken mit der Schlagtonreihe es g b um 32 33 Die beiden grosseren Glocken fielen den Metallspende des deutschen Volkes im Ersten Weltkrieg zum Opfer Zwei 1924 nachgegossenene Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt Seitdem hangt nur noch die kleine b Glocke von Otto im Turm Das Gelaut 34 ist seit 1954 wieder dreistimmig und hangt seit 2009 wieder in einem holzernen Glockenstuhl Die Alteste ist ein Fundstuck vom Hamburger Glockenfriedhof fur das der Vorbesitzer nicht festgestellt werden konnte sie stammt ursprunglich aus Danzig 35 Die neueste Glocke ist ein Neuguss von 1954 Nr Name Gussjahr Masse kg Schlagton Glockengiesser 1 1954 820 Fa Rincker Hessen2 1732 490 Michael Wittwerk Danzig3 1893 394 b Fa Otto BremenFriedhofe BearbeitenBis zum Jahr 1837 diente ein Kirchhof welcher das Sakralgebaude direkt umschloss als Begrabnisplatz Bei Wiederbelegung einer Grabstatte noch nicht vergangene Knochen wurden in einem Beinhaus gesammelt Da dieser Kirchhof Anfang des 19 Jahrhunderts fur die zunehmende Bevolkerung zu klein war wurde ein neuer Friedhof an der Wegkreuzung von Eppendorfer Landstrasse und Kummellstrasse eingerichtet Hier befanden sich u a auch die Grabstellen der prominenten Gastwirtin Marianne Ruaux 1802 1882 genannt Die schone Marianne und der Familie von Adolph Sierich Die Grabstellen rund um die Kirche wurden in den Jahren danach samtlich aufgelost das Gelande zum Teil uberbaut Nach der Eroffnung des Ohlsdorfer Friedhofs 1877 fanden immer weniger Bestattungen von Gemeindegliedern auf dem kircheneigenen Begrabnisplatz statt zuletzt um 1900 In den 1950er Jahren wurde das Gelande dieses zweiten Gemeindefriedhofes wurde verkauft die Graber wurden aufgelassen und die Gebeine exhumiert und auf den Hauptfriedhof Ohlsdorf uberfuhrt Um 1957 wurde der ehemalige Friedhof mit dem Parkplatz des Warenkaufhauses Karstadt uberbaut Nach der Schliessung von Karstadt Eppendorf und der Umgestaltung des denkmalgeschutzten Gebaudes zu einem Einzelhandelszentrum wurde der Platz 2009 in Marie Jonas Platz umbenannt 36 Weitere Gebaude Bearbeiten nbsp Blick uber die Alster auf das alte Pastorat von 1731 und den KirchturmZur Kirche gehorten ein Pfarrhaus und ein Kusterhaus das auch die Kusterschule beherbergte Das direkt an der Alster gelegene Pastorat wurde 1731 neu gebaut und enthalt bis heute Gemeinderaume und eine Mitarbeiterwohnung Die Pastoratsscheune in der die Naturalien gesammelt wurden die Pastor und Kuster als Abgaben von den Hofbesitzern im Kirchspiel erhielten und die einen grossen Teil ihres Einkommens ausmachten brannte 1875 ab und wurde nicht wieder aufgebaut da in dieser Zeit die Besoldung der kirchlichen Mitarbeiter auf Geld umgestellt wurde 37 Die 1766 abgebrannte und neuaufgebaute Kusterei lag ostlich der Kirche ebenfalls direkt an der Alster Der Kuster dem das Orgelspiel und der Schulunterricht oblag besass das Recht Alsterschiffer und spater auch Ausflugler aus Hamburg mit Bier und einem kleinen Imbiss zu bewirten Nachdem der Schulunterricht 1860 in die staatliche Zustandigkeit ubergegangen war ging das Haus in dem sich auch zwei Schulzimmer befanden in den Besitz der Stadt uber Nach dem Bau zweier stadtischer Schulen wurde das Grundstuck an die Kirche zuruckgegeben 1890 wurde das Fachwerkhaus abgerissen und ein zweites Pastorat errichtet das 1963 durch eine Gasexplosion zerstort und durch einen Neubau ersetzt wurde Die meisten Raume des 1929 errichteten Gemeindehauses einschliesslich des grossen Saales sind seit 1993 an das Lustspielhaus Alma Hoppe vermietet Die Gemeinde nutzt nur noch die Mitarbeiterwohnungen und einige Raume Gemeinde BearbeitenBedeutende Personlichkeiten Bearbeiten Samuel Heinicke einer der Pioniere im deutschen Gehorlosenschulwesen war von 1768 bis 1778 Kantor der Gemeinde und unterrichtete daneben mehrere gehorlose Schuler Ein Portrat von ihm hangt an der linken Innenwand des Kirchenschiffs Es wurde 1890 von dem tauben Kunstler Anton Kaulbach angefertigt Im 20 Jahrhundert pragte vor allem Pastor Ludwig Heitmann die Gemeinde Wahrend seiner ungewohnlich langen Amtszeit von 1909 bis 1951 rief er eine bluhende stark bundisch gepragte Jugendarbeit ins Leben und fuhrte eine Reihe neuer Gottesdienstformen ein darunter schon 1930 die Feier der Osternacht Ulrich Russ war von 1982 bis 2009 Pastor der Gemeinde Nutzung Bearbeiten Die Gottesdienste am Sonntagvormittag und am Mittwochabend werden als Lutherische Messe gefeiert Der Kirchenbau ist aufgrund seines erhalten gebliebenen Charakters als dorflich gepragte Kirche der heute als starker Kontrast zur stadtischen Umgebung erlebt wird einer der beliebtesten sakralen Orte fur Trauungen in Hamburg In der Kirche finden jeden Sonnabend die Johanniskonzerte statt Fotografien und Karte Bearbeiten53 5925 9 9933333333333 Koordinaten 53 35 33 N 9 59 36 O nbsp nbsp St Johannis Eppendorf nbsp Chorabschluss nbsp Blick uber die Alster zur Kirche 2006 nbsp Blick uber die Alster zur Kirche 1845 nbsp GestuhlLiteratur BearbeitenRalf Lange Architektur in Hamburg Junius Verlag Hamburg 2008 ISBN 978 3 88506 586 9 S 130 Matthias Gretzschel Kirchen in Hamburg Geschichte Architektur Angebote Axel Springer Verlag Hamburg 2000 ISBN 3 921305 92 6 S 72 f Friedhelm Grundmann Thomas Helms Wenn Steine predigen Medien Verlag Schubert Hamburg 1993 ISBN 3 929229 14 5 S 55 64 66 Karin Schopflin Fuhrer durch die Kirche St Johannis Eppendorf Hrsg Kirchenvorstand St Johannis Eppendorf Eigenverlag der Kirchengemeinde Hamburg st johannis eppendorf de PDF abgerufen am 28 Januar 2013 nach 1990 Barbara Leisner Norbert Fischer Der Friedhofsfuhrer Christians Verlag Hamburg 1994 ISBN 3 7672 1215 3 S 103 Veronika Janssen 750 Jahre St Johannis Eppendorf Hamburg 2018 Erhaltlich bei der Kirchengemeinde Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Solivagus Verlag Kiel 2018 ISBN 978 3 943025 53 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Johannis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Gemeinde St Johannis Hamburg Eppendorf Hochzeitskirche an der Alster hamburg de abgerufen am 27 September 2022 Einzelnachweise Bearbeiten a b Johann Witte Zuverlassige Nachrichten von den Evangelisch Lutherischen Predigern und Kirchspielen der Stadt Hamburg und in deren Gebiete vom Anfang der Religionsverbesserung bis auf diese Zeiten nebst den Fundationen dieser Kirchen Bode Hamburg 1759 S 257 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Solivagus Kiel 2018 S 11 f Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Solivagus Kiel 2018 S 17 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Solivagus Kiel 2018 S 15 21 Hans Gerhard Risch Die Grafschaft Holstein Pinneberg von ihren Anfangen bis zum Jahr 1640 Hamburg 1986 S 44 Otto Beneke Die Amtseinkunfte der hamburgischen Landpastoren in alterer Zeit In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte Band 6 1875 S 345 405 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Solivagus Kiel 2018 S 28 32 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Kiel 2018 S 33 Johannes Bugenhagen Kirchenordnung Art 11 In Emil Sehling Hrsg Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI Jahrhunderts Band 5 Leipzig 1913 S 502 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Solivagus Kiel 2018 S 43 53 Erwin Freytag Die Reformation in der Herrschaft Holstein Pinneberg und im Kloster Uetersen Hamburg 1961 S 17 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Solivagus Kiel 2018 S 64 67 Otto Beneke Die Amtseinkunfte der hamburgischen Landpastoren in alterer Zeit In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte Band 6 1875 S 345 405 S 374 Adolph Hansen Rudolf Sottorf Die Kollauer Chronik Geschichte der Gemeinden Gr Borstel an der Tarpe Lokstedt in der Waldvogtei und des Kollauer Freihofes Band 1 Lokstedt 1922 S 367 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Kiel 2018 S 95 f Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Solivagus Kiel 2018 S 102 113 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Kiel 2018 S 143 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Kiel 2018 S 152 Cipriano Francisco Gaedechens Historische Topographie der Freien und Hansestadt Hamburg Hamburg 1880 S 230 Jonas Ludwig zum Hess Hamburg topographisch politisch und historisch beschrieben 2 Auflage Band 2 Hamburg 1811 S 216 Franz Heinrich Neddermeyer Zur Statistik und Topographie der Freien und Hansestadt Hamburg und deren Gebietes Hamburg 1847 S 89 Statistik des Hamburgischen Staates 6 Ausgabe Hamburg 1873 S 159 Wilhelm Melhop Historische Topographie der freien und Hansestadt Hamburg von 1880 bis 1895 nebst vielen Nachtragen aus alterer Zeit im Anschluss an die Historische Topographie von L E Gaedeckens Hamburg 1895 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Kiel 2018 S 245 262 Kirche in Eppendorf wird nicht angetastet In Hamburger Abendblatt 10 November 1966 Joachim Anton Rudolf Janssen Ausfuhrliche Nachrichten uber die Evangelisch protestantischen Kirchen und Geistlichen von Hamburg und ihres Gebietes 1826 S 197 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Solivagus Kiel 2018 S 220 225 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Kiel 2018 S 91 115 204 224 267 Dieter Frahm Unsere neue Orgel In St Johannis Hamburg Eppendorf Kirchenfuhrer 2 Aufl 1975 S 17 Hamburg Deutschland Hamburg Sankt Johanniskirche Eppendorf auf orgbase nl Abgerufen am 30 Oktober 2015 Gemass der Festschrift zur Orgelweihe Die neue Winterhalter Orgel in St Johannis Eppendorf Gerhard Reinhold Otto Glocken Familien und Firmengeschichte der Glockengiesserdynastie Otto Selbstverlag Essen 2019 ISBN 978 3 00 063109 2 S 588 insbesondere Seiten 74 398 506 Gerhard Reinhold Kirchenglocken christliches Weltkulturerbe dargestellt am Beispiel der Glockengiesser Otto Hemelingen Bremen Nijmegen NL 2019 S 556 insbesondere S 91 368 473 urn nbn nl ui 22 2066 204770 Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen Information zu den Glocken auf der Homepage des NDR Abgerufen am 14 Februar 2013 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Kiel 2018 S 268 Marie Jonas Platz In Dokumentation Eppendorf im Wandel SPD Eppendorf abgerufen am 16 August 2022 Veronika Janssen St Johannis zu Eppendorf Eine Hamburger Dorfkirche vom Mittelalter bis heute Kiel 2018 S 206 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Johannis Hamburg Eppendorf amp oldid 236601043