www.wikidata.de-de.nina.az
Mit dem Gottorper Vertrag auch Gottorper Vergleich von 1768 zwischen dem danischen Konig und Hamburg erkannte Danemark die seit 1510 bestehende Reichsunmittelbarkeit der Hansestadt und ihre Unabhangigkeit vom danisch regierten Herzogtum Holstein an Danemark verzichtete auf die Revision eines Urteils des Reichskammergerichts von 1618 in dem das Gericht den Status Hamburgs als Freie Reichsstadt bestatigt hatte 1 und erkannte die Reichsunmittelbarkeit Hamburgs als Freie Reichsstadt an Zugleich wurde ein umfangreicher Gebietsaustausch vereinbart Hamburg erliess dafur dem danischen Konigshaus und dem Herzogtum Holstein Gottorp Verbindlichkeiten in Hohe von mehr als 1 3 Mio Reichstalern Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Inhalt des Gottorper Vergleichs 3 Verhandlungspartner und Ratifizierung 4 Deutungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHintergrund Bearbeiten1584 begann ein Prozess um die Reichsunmittelbarkeit zwischen dem Reichsfiskal einerseits und Hamburg als Hauptbeklagter sowie der danisch schleswig holsteinischen Landesherrschaft auf der anderen Seite Hamburg wollte sich jedoch den Lasten einer Reichssteuer entziehen und setzte zunachst erfolgreich auf eine Verzogerungstaktik Erst das Grossmachtstreben Christians IV weckte ein starkes Interesse Hamburgs an einer Reichsunmittelbarkeit und fuhrte zu einer Kehrtwende seiner Politik 2 Die Stadt spielte dem Reichskammergericht nun gezielt geeignetes Archivmaterial zu Am 6 Juli 1618 fiel das erwunschte Urteil und Hamburg wurde in aller Form zur Reichsstadt erklart Der danische Konig akzeptierte dieses Urteil des Reichsgerichts nicht Hamburg wurde im Vertrag von Steinburg vom 8 Juli 1621 dazu verpflichtet den Status quo fur die Dauer eines Revisionsverfahrens beizubehalten 3 Die Kriegswirren des Dreissigjahrigen Krieges verhinderten den Fortgang des Verfahrens und erst um 1766 ergab sich eine gunstige Konstellation die zu einer friedlichen Ubereinkunft fuhren sollte Zarin Katharina II die mit dem Hause Holstein Gottorp verbunden war und eine Expansionspolitik gegen die Turkei und Polen betrieb wollte sich des Wohlwollens des danischen Herrschers versichern Sie zeigte sich bereit Anspruche auf Schleswig Holstein Gottorfer Territorien gegen Gebiete der Grafschaften Delmenhorst und Oldenburg zu tauschen was dann 1773 im Vertrag von Zarskoje Selo auch erfolgte Da Hamburg Pfandrechte an gottorfschen Besitzungen besass ergab sich ein Ansatzpunkt fur neue Verhandlungen 1766 kontaktierten Unterhandler des Hamburgischen Senats den grossfurstlichen Geheimen Rat Caspar von Saldern der als Staatsminister im russischen Dienst stand Inhalt des Gottorper Vergleichs Bearbeiten nbsp Der Verhandlungsort Schloss Gottorp 1732 Durch den auf Schloss Gottorf bei Schleswig ausgehandelten Vergleich akzeptierten die furstlichen Mitglieder des Gesamthauses Holstein namlich Holstein Gluckstadt wie auch Holstein Gottorf die unabhangige Stellung Hamburgs sowie den Status einer Kaiserlich Freien Reichsstadt Somit wurde Hamburg als reichsunmittelbare Stadt anerkannt Das Vertragswerk sah einen umfangreichen Gebietsaustausch vor Hamburg gab unter anderem 18 Dorfer in den Amtern Trittau und Reinbek an das Herzogtum Holstein zuruck Sie waren seit 1750 durch Leih und Pfandkontrakt der Stadt Hamburg uberlassen worden Gegenuber dem Hause Holstein Gottorp verzichtete die Stadt damit auf die Ruckzahlung einer Schuldsumme von rund 338 000 Reichstalern courant Dem danischen Konigshaus erliess Hamburg eine Schuld von einer Million Reichstalern courant zuzuglich aufgelaufener Zinsen Dafur wurden die holsteinischen Enklaven innerhalb des hamburgischen Stadtgebietes Schauenburger Hof an der Steinstrasse und Muhlenhof an Hamburg ubertragen Hamburg erwarb ferner die Elbinseln Niederungsgebiete und Sande zwischen Billwerder und Finkenwerder die Pachtguter Veddel und Grevenhof heute Teil von Steinwerder die Lehnguter Peute und Muggenburg den Griesenwerder Kaltehofe sowie den Pagensand und kleinere Holstein gottorpische Parzellen aus fruherem Pfandbesitz Das danische Elb Lotsenwesen wurde aufgegeben ebenso die danische Kirchenhoheit uber das zu Hamburg gehorende Eppendorf Schliesslich wurde in Artikel 10 des Vertrages dem hamburgischen Handel in Danemark und Norwegen das Privileg der Meistbegunstigung eingeraumt und der Sundzoll ermassigt Verhandlungspartner und Ratifizierung Bearbeiten nbsp Schimmelmann 1762 Neben dem russischen Staatsminister Caspar von Saldern war Freiherr Heinrich Carl von Schimmelmann beteiligt der als Mittler zwischen Hamburg und Danemark wirkte Die Erbgesessene Burgerschaft hatte den Verhandlungen im September 1767 zugestimmt Fur Hamburg unterzeichneten den Vertrag am 27 Mai 1768 die Senatoren Anton Wagener Hieronymus Burmester Justus Vincent Ritter und der Senatssyndicus Jacob Schuback Saldern forderte vor Vertragsabschluss insgeheim 20 000 Reichstaler fur seine und seiner Petersburger Freunde Bemuhungen Als Schimmelmann davon erfuhr forderte er eine entsprechende Summe fur sich Auch die Hamburger Vertreter nahmen Prasente entgegen erhielten je 500 Dukaten von der Gegenseite und liessen sich zur feierlichen Unterzeichnung auf Stadtkosten neu einkleiden 4 Christian VII ratifizierte den Vertrag am 3 Juli die Hamburgische Burgerschaft am 14 Juli Zarin Katharina II am 4 Oktober 1768 und Kaiser Joseph II bestatigte den Gottorper Vergleich am 30 Mai 1769 Deutungen BearbeitenDer Historiker Hans Dieter Loose zahlt den Gottorper Vergleich zu den wichtigsten Ereignissen der hamburgischen Geschichte des 18 Jahrhunderts ja der hamburgischen Geschichte uberhaupt 5 Der Vertrag beendete den jahrhundertelangen Streit um die Reichsunmittelbarkeit Hamburgs und trug nicht unwesentlich zu ihrer spateren Entwicklung und Stellung bei Er brachte Hamburg in den Besitz umfangreicher Inseln und Landereien an der Elbe die zunachst wenig wertvoll erschienen auf denen sich aber heute wesentliche Teile des Hafens und der Industriegebiete befinden die zum wirtschaftlichen Aufschwung Hamburgs im 19 und 20 Jahrhundert fuhrten Literatur BearbeitenGottorper Vergleich zwischen dem Gesamthause Gottorp und der Stadt Hamburg vom 27 Mai 1768 Dokument 68 in Hamburgs Weg zum Reich und in die Welt Urkunden zur 750 Jahr Feier des Hamburger Hafens Hrsg von Heinrich Reincke Hamburg 1939 S 235 250 Hans Dieter Loose 200 Jahre Gottorper Vergleich Staatliche Pressestelle Berichte und Dokumente aus der Freien und Hansestadt Hamburg Nr 128 vom 13 Mai 1968 Heinrich Reincke Hamburgs Aufstieg zur Reichsfreiheit In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte 47 1961 S 17 34 Digitalisat der Staats und Universitatsbibliothek Hamburg Heinrich Reincke Hamburgische Territorialpolitik In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte 38 1939 S 28 116 Digitalisat der Staats und Universitatsbibliothek Hamburg Johann Friedrich Voigt Zur Erinnerung an den Gottorper Vertrag vom 27 Mai 1768 In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte 6 1875 S 188 192 Digitalisat der Staats und Universitatsbibliothek Hamburg Ernst Christian Schutt Die Chronik Hamburgs Chronik Verlag Harenberg Dortmund 1991 S 161 ISBN 3 611 00194 5Einzelnachweise Bearbeiten Rainer Lagoni Landergrenzen in der Elbemundung und der Deutschen Bucht Verfassungsgeschichtliche staats und volkerrechtliche Aspekte des Zwischenlanderrechts Berlin 1982 S 24 Heinrich Reincke Hamburgs Aufstieg zur Reichsfreiheit In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte 47 1961 S 31 Heinrich Reincke Hamburgs Aufstieg zur Reichsfreiheit S 33 Hans Dieter Loose 200 Jahre Gottorper Vergleich Staatliche Pressestelle Berichte und Dokumente aus der Freien und Hansestadt Hamburg Nr 128 vom 13 Mai 1968 S 4 Hans Dieter Loose 200 Jahre Gottorper Vergleich Staatliche Pressestelle Berichte und Dokumente aus der Freien und Hansestadt Hamburg Nr 128 vom 13 Mai 1968 Vorwort Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottorper Vertrag amp oldid 224987979