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Als Kaukasuskrieg werden zusammenfassend die militarischen Aktionen des Russischen Kaiserreiches zwischen 1817 und 1864 bezeichnet die das Ziel hatten die vollstandige Kontrolle uber den Nordkaukasus zu erlangen Dagegen wehrten sich die autochthonen Volksgruppen wie zum Beispiel die Tscherkessen und Tschetschenen Kaukasuskrieg Die Gefangennahme Schamils Gemalde von Franz Roubaud 1886 Vorne links mit abgenommener Mutze der russische Vizekonig Barjatinski Datum 1817 1864Ort NordkaukasusAusgang Kapitulation Imam Schamils Russische Annexion des Nordkaukasus ethnische Sauberungen einiger Gebiete von Tscherkessen und benachbarten EthnienFolgen Heutige Gebiete Tschetscheniens Dagestans und des Westkaukasus von Russland annektiertKonfliktparteienRussisches Kaiserreich und verbundete kaukasische Furstentumer und Stammesverbande Imamat Kaukasus tscherkessische abchasische und andere kaukasische Furstentumer und Stammesverbande Swanetien Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen und Beginn des Krieges 2 Die Muriden 2 1 Entstehung der Muridenbewegung 2 2 Das Imamat Kaukasus 3 Krieg in Nordwestkaukasien 3 1 Tscherkessien und Abchasien 3 2 Swanetien 4 Kriegsfolgen 4 1 Kriegsopfer 4 2 Deportationen 4 3 Opfer der Deportationen 5 Nachwirkungen 5 1 Nachwirkungen auf Russland 5 2 Sufismus und Nationalbewegungen in Nordkaukasien 5 3 Kaukasische Diaspora und tscherkessische Nationalbewegung 6 Literatur 7 Einzelnachweise und Anmerkungen 8 WeblinksUrsachen und Beginn des Krieges Bearbeiten nbsp Katharina II d Grosse nbsp Die Georgische Heerstrasse von Suden gesehen Kolorierte Foto Postkarte zwischen 1890 und 1900 Sie verlauft vom nordkaukasischen Wladikawkas her kommend durch die Darielschlucht ostlich und sudlich um den Fuss des Kasbek Berg im Hintergrund Mitte und uber den Kreuzpass vorderer Hintergrund ins Georgische Vorgebirgsland Vordergrund bis Tiflis Das 1721 von Peter dem Grossen ausgerufene Kaiserreich Russland erstrebte Zugange zur Ostsee zum Schwarzen Meer und Mittelmeer um wirtschaftliche und politische Seeverbindungen herzustellen Katharina II die Grosse liess im Russisch Turkischen Krieg 1768 74 weite Teile der Ukraine und Teile des mittleren Nordkaukasus erobern Im Frieden von Kucuk Kaynarca 1774 wurde u a die formale Unabhangigkeit des zuvor vom Osmanischen Reich abhangigen Krimkhanates beschlossen das 1783 zu einem russischen Klientelstaat wurde und 1792 von Russland aufgelost wurde Russland wurde in Kucuk Kaynarca auch als Schutzmacht der orthodoxen Christen im Osmanischen Reich anerkannt also der Rumanen Bulgaren Serben Griechen und Georgier spater auch der Armenier u a Diesen Status nutzte Russland in den nachsten Jahrzehnten sich auf Kosten des Osmanischen Reiches rund um das Schwarze Meer auszudehnen Erklartes Ziel dieser Expansion war die Eroberung der Meerengen der Dardanellen und des Bosporus mit der Stadt Konstantinopel der alten Hauptstadt des orthodoxen Christentums um russische Schwarzmeerhafen mit dem Mittelmeer zu verbinden Das verfeindete Osmanische Reich hielt die Meerengen fur russische Schiffe anfangs geschlossen Mit Katharina II begann also der Versuch einer imperialen Ausdehnung Russlands nach Sudwesten nach Transkaukasien und zum Balkan nbsp Mansur UschurmaUrsprunglich wollte Russland nicht das schwer zugangliche Nordkaukasien erobern das auch nicht zum Osmanischen Reich gehorte sondern nur eine befestigte Verbindungsstrasse ins transkaukasische Georgien beherrschen die von Russland ausgebaute Georgische Heerstrasse Deshalb wurden 1774 die beiden an diese Strasse grenzenden Furstentumer der Kabardiner die Grosse Kabarda und Kleine Kabarda zum Protektorat abhangigen Schutzstaat erklart und 1825 aufgelost Zum Gebiet dieser Furstentumer gehorte auch das Siedlungsgebiet der Nordosseten etwa das heutige Nordossetien Alanien der Inguschen und Balkaren Auch das ebenere nordliche Tschetschenien wurde von Russland annektiert Dort traf Russland aber auf entschiedeneren Widerstand unter dem Prediger der mystischen Richtung des Islam des Sufismus Scheich Mansur Uschurma der 1785 91 die russische Armee aus Nordtschetschenien wieder vertrieb 1 Mit vier Kriegszugen ausserhalb Tschetscheniens scheiterte er aber Er starb 1794 in russischer Haft in Schlusselburg 2 Ab ca 1763 versuchte Russland Nordkaukasien zu isolieren Dazu wurde zwischen dem Kaspischen und dem Schwarzen Meer eine Linie von befestigten Stutzpunkten gegrundet darunter 1818 auch Grosnaja krepost deutsch Furchtgebietende Festung das heutige Grosny oder Wladikawkas u v a der sogenannte Kaukasuswall auch Kaukasuslinie genannt Ausserdem wurden Kosaken als Wehrbauern im Vorland Nordkaukasiens angesiedelt was die Feindseligkeiten aber verstarkte weil ein Teil der Bergbewohner russ gorzy Bergler von den traditionellen Winterweiden im Flachland abgeschnitten wurde nbsp Alexei JermolowNach und nach wuchsen sich die Auseinandersetzungen zu einem Krieg aus Alexei P Jermolow der Generalgouverneur Vizekonig der russischen Transkaukasischen Provinzen strebte daraufhin die vollstandige Kontrolle des Kaukasus an Die zumeist muslimischen Bergbewohner leisteten mehrheitlich heftigen Widerstand gegen die russische Expansion Nach der russischen Angliederung der Kabardei im Jahr 1825 wurden die Adygen bzw Tscherkessen an der Schwarzmeerkuste sowie im Osten die Tschetschenen und zahlreiche Volker Dagestans zu den Hauptgegnern der russischen Expansion Zeitweise uberlagerten sich die Militaraktionen gegen die Bergvolker mit dem Russisch Persischen Krieg 1826 28 mit dem Russisch Turkischen Krieg 1828 29 und dem Krimkrieg 1853 56 nbsp Kaukasusuberquerung der Armeeeinheit unter General Furst Argutinski Gemalde von Franz Roubaud 1892 Als Beginn des Krieges gilt fur die Mehrheit der Autoren das Jahr 1817 als russische Truppen unter Jermolow das ebenere Nordtschetschenien eroberten und die Festung Grozny grundeten Weil schon zuvor Feldzuge gegen dagestanische Furstentumer und tscherkessische Fursten gefuhrt wurden setzt eine Minderheit der Autoren den Beginn des Krieges schon 1800 1802 mit dem Beginn der militarischen Aktivitaten des georgischen Generals in russischen Diensten Furst Pawle Zizischwili an der die Georgische Heerstrasse ausbauen liess und grossere Feldzuge gegen die kaukasischen Bergvolker unternahm 3 wenige auch mit dem Friede von Kucuk Kaynarca 1774 oder mit dem Beginn der Kriege gegen die Kaukasuslinie 1763 Kooperationswilligen nordkaukasischen Fursten wurde wie zuvor georgischen und aserbaidschanischen Fursten die Integration in den russischen Adel zugesichert Grosse Entfernungen die fur die Heranfuhrung von Truppen und Nachschub zu uberwinden waren sowie schwierige geographische und klimatische Bedingungen hatten fur die russische Seite einen hohen Aufwand zur Folge Zudem standen sich als Gegner einander sehr fremde Kulturen gegenuber Der Krieg wurde von beiden Seiten auf immer rucksichtslosere und grausamere Weise gefuhrt nbsp Iwan PaskewitschAnfangs wurden drei Expeditionsarmeen unter Furst Rajewski Furst Golowin und Graf Grabbe gebildet nbsp Franzosische Karte einiger kaukasischer Besitztumer Russlands 1824 gelb umrandet nordkaukasisches Vorland Georgien und westgeorgische Reiche dazwischen die Schwarzmeerkuste Gebiet der Georgischen Heerstrasse und ostliches Dagestan Von 1818 bis 1830 gelang der russischen Armee unter Jermolow und seinem Nachfolger als Vizekonig und Feldmarschall Graf Paskewitsch die Einnahme des ostlichen Dagestans dadurch wurde eine zweite Verbindungsstrasse nach Transkaukasien erobert die entlang der Kuste des Kaspischen Meeres uber Temir Chan Schura und Derbent bis Baku fuhrt und ebenfalls durch zahlreiche Festungsbauten gesichert wurde die Kaspische Linie Kaspischer Wall Die einheimischen muslimischen Furstentumer unterstellten sich mehrheitlich der russischen Oberhoheit Einige wenige leisteten im Bundnis mit Persien militarischen Widerstand Im Russisch Turkischen Krieg 1828 29 eroberte Russland ausserdem die zuvor von den Osmanen gehaltenen Hafenstadte an der nordkaukasischen Schwarzmeerkuste von Anapa uber Tuapse bis Gagra und errichtete hier ebenfalls einen Festungsgurtel den Schwarzmeerwall Schwarzmeerlinie Diese Festungen wurden in den folgenden Jahrzehnten von einheimischen Tscherkessen haufig angegriffen und belagert wobei die Tscherkessen einige erobern konnten und so eine Seeverbindung zum Osmanischen Reich herstellten Im Krimkrieg raumte Russland 1854 alle Festungen der Schwarzmeerlinie Nach der Zerstorung der osmanischen Kriegsflotte in der Seeschlacht bei Sinope 1853 und spater der russischen Schwarzmeerflotte wahrend der Belagerung von Sewastopol verlagerten sich die Hauptkampfe auf die Krim Die Muriden BearbeitenEntstehung der Muridenbewegung Bearbeiten nbsp Russischer Sturm auf die dagestanische Ortschaft Aul Himry Gemalde von Franz Roubaud 1891 Bei diesem Gefecht starb 1832 Ghazi Muhammad und Schamil entkam schwer verwundet Ab Mitte der 1820er Jahre fuhrte der Konflikt zur religios politischen Radikalisierung Im politisch zersplitterten Nordkaukasien organisierten sich die zuvor schon in der Region weit verbreiteten Sufi Gemeinschaften der Naqschbandiyya spater auch der Qadiriyya Politisch militarisch bildeten sie die sogenannten Muriden Sie bezeichneten den Widerstand als ghazawat arabisch غزوة islamischer Kriegszug Am Anfang forderte der Naqschbandi Prediger Mullah Muhammad ein Lesgier aus der Ortschaft Jarag 1825 in Derbent den militarischen Widerstand gegen Russland und gegen die teilweise mit ihm verbundeten dagestanischen Fursten Eine Bewegung breitete sich sehr schnell uber Dagestan Tschetschenien und weitere Teile Nordkaukasiens aus Als die russische Verwaltung ihren Charakter als auch politische Massenbewegung erkannte war es bereits zu spat und ab 1827 28 gingen die Muriden zum bewaffneten Kampf uber Die Kampfe wurden auch als Muridenkrieg bezeichnet Die Sufi Orden unterscheiden sich von anderen Muslimen neben ihrer mystischen Auslegung des Islam durch ihre ekstatischen Rituale dhikr die der heutige striktere Islam ablehnt Trotz dieser Unterscheidung sind gerade die beiden erwahnten Sufi Orden bekannt dafur dass sie allgemein gegenuber islamischen Gesetzen nicht gleichgultig oder gar ablehnend sind im Gegensatz zu vielen anderen Sufi Stromungen Es gab auch strikt islamische Elemente in der Politik der Muriden 4 siehe unten nbsp Michail Woronzow nbsp Grigol OrbelianiErster Anfuhrer Imam der Muriden war Ghazi Muhammad der 1832 beim russischen Uberraschungsangriff auf die dagestanische Ortschaft Himry fiel Zweiter Imam der Naqschbandi Muriden war Hamzat Bek der 1834 wegen der Ermordung der meisten Mitglieder der awarischen Furstenfamilie der Blutrache von Hadschi Murat zum Opfer fiel Danach ubernahm Imam Schamil die Fuhrung der Muriden Ghazi Muhammad und Schamil hatten eine Ausbildung an islamischen Hochschulen Madrasa und eine Lehre bei Naqschbandiyya Lehrern absolviert durch die sie den Nordkaukasiern als religiose Autoritat galten Sufi Imame waren die einzigen Personlichkeiten die im komplizierten teilweise zerstrittenen Geflecht zahlreicher nordkaukasischer Furstentumer Stammesgesellschaften und Sprachgruppen uberregionale Bewegungen bilden konnten nbsp Sturm auf die awarische Ortschaft Ahulgo 1839 das von der gesamten Bevolkerung auch Frauen Kindern und Alten verteidigt wurde die dabei grosstenteils umkam Gemalde von Franz Roubaud Ahulgo wurde danach nicht wieder besiedelt und entwickelte sich zum Symbol der awarischen und russischen Kriegserinnerung dort steht heute ein Denkmal Anfang der 1840er Jahre verscharfte sich die Auseinandersetzung Jahr fur Jahr verlor Russland mehr Soldaten Die Muriden erhielten seit dem Krimkrieg Unterstutzung vom Osmanischen Reich Es gelang Schamil mehrere russische Festungen zu erobern 1845 endete eine russische Expedition gegen das Hauptquartier der Muriden in Dargo unter dem transkaukasischen Generalgouverneur Furst Woronzow in einer Niederlage 5 Eine Einheit aus 18 000 russischen Soldaten besetzte den vorher geraumten Ort kampflos und verlor aber wahrend des Ruckzuges durch Tod und Verwundung 3 Generale 195 Offiziere und 3538 Soldaten 6 Internationale Zeitungen berichteten deswegen zunehmend uber den Krieg nbsp Nikolai JewdokimowDanach anderte die neue russische Heerfuhrung unter dem transkaukasischen Vizekonig Furst Barjatinski ihre Strategie Schamil wurde jetzt systematisch durch eine Eroberung Ort fur Ort unter Feldmarschall Jewdokimow und den Generalen Baron Wrangel Furst Orbeliani neben seiner militarischen Karriere auch ein patriotischer georgischer Dichter und Baron Wrewski eingekreist Wrewski spater Orbeliani verteidigte die russisch gehaltenen Teile Dagestans und griff vom Osten und Sudosten die Muriden an anfangs Orbeliani spater Barjatinski und Jewdokimow von der Heerstrasse im Westen und vom Norden aus Zu Barjatinskis und Jewdokimows Strategie zahlte auch der Kampf gegen die Natur zu dem grossflachige Rodungen der Walder gehorten um den Feinden Ruckzugsmoglichkeiten zu nehmen und der Ausbau vorheriger Gebirgswege zu Strassen mit Brucken auf denen sich auch grossere Militarverbande mit Artillerie bewegen konnten 7 Schamil reagierte mit abwechselnden regional massiven Angriffen und schlug die russische Armee zeitweilig zuruck So eroberte er schon 1843 von Tschetschenien aus die meisten Gebiete des grossten dagestanischen Volkes der Awaren zuruck dem er selbst und seine beiden Vorganger angehorten Danach eroberte er 1845 Teile Suddagestans griff spater nach Westen hin die russische Festung Wladikawkas an usw Dabei brachte den Muriden ihre gute Kenntnis des Gelandes im extrem zerklufteten Kaukasus Vorteile ein Das Imamat Kaukasus Bearbeiten nbsp Imam Schamil Gemalde vor 1871 nbsp V l n r Schamil mit drei seiner Statthalter Stellvertreter na ib nuwwab Danial Bek Sultan von Elisu Hadschi Murat und Schuaib Mullah tschetschenisch Scho ip Molla sein engster Vertrauter Gemalde von Halil Beg Mussayassul nach zeitgenossischen Vorlagen Ab etwa den 1840er Jahren baute Schamil ein eigenes Staatswesen ein Imamat mit eigener Regierung mit eigenem stehenden Heer Steuer und Finanzverwaltung bayt al mal strikt vom Privatvermogen der Imame getrennt Statthaltern na ib und Postwesen auf was ihn aber auch Sympathien in der Bevolkerung kostete Korruption wurde im Imamat streng bestraft 8 Die Staatsideologie dieses Staates wird in der Forschung u a 9 durch neun Elemente charakterisiert Sufismus Wichtige Elemente des gesellschaftlichen Lebens waren die Lehren der Naqschbandi Sufis Die Muriden teilten sich in Tariqa Muriden die die Naqschbandi Rituale zelebrierten und Naib Muriden die nur Kampfer waren Puritanismus Strenge Disziplin fur Muriden Ghazawat Krieg gegen Russland Glaubensvertiefung Kleiner Dschihad Kampf gegen traditionelle vorislamische religiose Rituale und Vorstellungen 10 Besonders entschieden bekampfte Schamil drei kaukasische Traditionen die er als unislamisch betrachtete Alkohol und Tabakgenuss und den grossen Anteil traditioneller Tanze die die romantische Anziehung zwischen Mannern und Frauen zum Thema haben 11 Gleichheit Alte Vorrechte der Furstenfamilien und auch die Leibeigenschaft und Sklaverei wurden abgeschafft 12 Imamat Unumschrankte religiose und weltliche Fuhrerschaft Schamils islamische Orthodoxie Orientierung an den Regeln des Korans und der Sunna Salafiya Nachahmung der Zustande zur Lebenszeit Mohammeds Salafistische Lebensweisen zur Erneuerung der Kraft des Fruhislams waren im Laufe der islamischen Geschichte ein Erkennungsmerkmal strikt islamischer Stromungen wurden aber erst im 19 Jahrhundert verstarkt praktiziert Kampf fur die Schari a und gegen althergebrachte Rechtstraditionen Adat Besonders die letzten drei Elemente kennzeichnen den Muridismus als teilweise strengislamische Stromung was Schamil auch viele Anhanger kostete wie z B den mehrfach die Seiten wechselnden Hadschi Murat Die Scharia ist bis heute in Nordkaukasien kaum verbreitet Die Zentrierung auf Imam Schamil fuhrte auch dazu dass die Muridenbewegung nach Schamils Gefangennahme als politische Bewegung schnell unterging In der internationalen und russischen Forschung der letzten Jahre wurde dieses Bild des Imamats aber teilweise relativiert und punktuell widerlegt Zwar waren die Naqschbandi Schuler Muriden und Lehrer eine auffallige grosse Bevolkerungsgruppe im Imamat bildeten aber keine die Gesellschaft hierarchisch fuhrende Schicht und waren niemals treibende Kraft 13 So war unter den zeitweilig uber zehn Provinzstatthaltern nur ein weiterer Naqschbandi Lehrer viele waren nicht einmal praktizierende Naqschbandi Schuler Entscheidend fur ihre Auswahl waren ihre Nahe zum Imam ihr militarisches Geschick oder ihr mitgebrachter bei ubergelaufenen Adeligen oder charismatisch erworbener Anhang Auch der zweite Imam Hamsat Bek war kein Naqschbandi Auch auf das Adat in Dagestan seit dem 17 Jahrhundert mit einigen Scharia Elementen versetzt das Schamil rhetorisch immer wieder in seinen Schriften verdammte griff er im Alltag relativ pragmatisch zuruck wie auch auf zwei von ihm beschlossene Rechtscodices niẓam 14 zu Fragen die die Scharia ungenugend regelte Da die Scharia nicht kompakt vorliegt betrieb Schamil eigene Neubeurteilung statt Begutachtung alterer Urteile was der sunnitische Islam eigentlich nicht erlaubt 15 Beide Praktiken brachten ihm schon zur Herrschaftszeit Kritik dagestanischer Islamgelehrter ein weshalb nachtraglich versucht wurde nachzuweisen dass er legitim nach schafiitischer Rechtstradition entschied 16 nbsp Alexander Barjatinski nbsp Kaukasien 1856 Fett umrandet Staatsgrenzen Etwas dicker braun umrandet noch unabhangige Gebiete davon im Nordwesten Tscherkessien sudostlich davon das kleine Swanetien und im Nordosten das Muridengebiet beschriftet als Teil von Tschetschna und falschlich von Lesgistan Schmal braun Grenzen der russischen Gouvernements Uber der Mitte findet man im Osten die Furstentumer Schamchalat der Kumyken das Chanat der Kasi Kumuck Laken Tabasseran und Kurinische Lesgische Herrschaften Festungen und Festungsstadte sind sternformig eingezeichnet Wahrend des Krimkriegs 1853 56 uberschatzte Schamil seine Moglichkeiten Mit turkischen Kanonen ausgerustet ging er von der Guerillataktik ab und versuchte es mit dem Gegner in offener Feldschlacht aufzunehmen Zeitweilig musste Russland im Kaukasus 200 000 regulare Soldaten und kosakische und kaukasische Milizionare einsetzen 17 Die von General Jewdokimow angefuhrte russische Armee war in der offenen Schlacht allerdings eindeutig uberlegen Nach einer Reihe von Niederlagen endete der Widerstand der Muriden im Osten des Nordkaukasus schliesslich 1859 mit der Gefangennahme von Imam Schamil Bild oben Marschall Barjatinskis vielfach uberlegene Truppen hatten seinen letzten nur noch von wenigen hundert Getreuen verteidigten Heimatort Gunib in Dagestan ersturmt Schamil ging in eine ehrenvolle Verbannung nach Kaluga und starb 1871 auf der Pilgerreise in Medina In der europaischen und russischen Offentlichkeit wurde er in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts oft mit dem algerischen Naqschbandi Imam und Aufstandsanfuhrer Abd el Kader verglichen auch weil beide seit 1865 in Briefkontakt zueinander standen Der Anteil der Muriden an der nordostkaukasischen Bevolkerung wird verschieden geschatzt Nicht alle Einheimischen beteiligten sich am Aufstand ein Teil hielt sich aufgrund von Stammes Fehden oder als loyale Anhanger noch existierender Furstentumer neutral oder stand auf russischer Seite Die furstenfeindliche Politik der Muriden machte die Fursten bis auf wenige Ausnahmen fast automatisch zu Gegnern der Muriden Im Kerngebiet von Schamils Imamat dem Siedlungsgebiet der Tschetschenen und dagestanischen Awaren schatzt man die Anhangerschaft des Muridismus auf mindestens 60 der mannlichen Bevolkerung im Osten des Berglandes von Dagestan war sie wesentlich geringer Hier existierten noch Furstentumer unter russischem Schutz dem sich die Mehrheit der dortigen Bevolkerung der Kumyken Laken Tabassaranen und eine Minderheit der Lesgier verbunden fuhlte Das antirussische Furstentum der Darginer existierte bereits nicht mehr nur der gefluchtete Herrscher des kleinen entlegenen Sultanat Elisu der Zachuren leistete seit 1844 mit den Muriden Widerstand Nach einem Streit zwischen Schamil und Sultan Daniel Bek wechselte er kurz vor 1859 aber wieder auf russische Seite 18 Im Hochgebirge Suddagestans gab es Dorfgemeinschaften und Gemeindebundnisse mehrerer Dorfer die zeitweilig am Widerstand beteiligt oder auch vollkommen unbeteiligt waren Die Aufzahlung der sprachlichen Nationalitaten dient hier der geografischen Orientierung Im Unterschied zur Gegenwart war fur die Nordkaukasier im 19 Jahrhundert kaum die sprachliche sondern eher die Stammes Clan oder Furstentumszugehorigkeit entscheidend 19 nbsp Bajsangur von Benoa idealisierte Darstellung Schamil hatte sich 1859 der russischen Armee ergeben womit der Krieg im Osten im Allgemeinen endete Allein der in tschetschenischen Liedern besungene Nationalheld naib und Heerfuhrer Bajsangur aus Benoa bekannt auch weil er als Folge von Kriegsverletzungen schon ein Arm ein Bein und ein Auge verloren hatte setzte den Widerstand bis 1863 fort Krieg in Nordwestkaukasien BearbeitenTscherkessien und Abchasien Bearbeiten Mehrheitlich nicht am antirussischen Widerstand Nordkaukasiens beteiligt waren die vorwiegend christlichen Osseten nur ihre muslimische Minderheit von ca 15 und die vorwiegend muslimischen aber in guten Beziehungen zu Russland lebenden Kabardiner Passiv blieb damals auch die Mehrheit der Inguschen Diese drei Volker der Umgebung der Georgischen Heerstrasse teilten das Gebiet der Aufstandischen in einen nordostkaukasischen und einen nordwestkaukasischen Bereich In Nordwestkaukasien lagen die politischen Verhaltnisse anders als im Nordosten Hier beteiligten am Muridenaufstand mehrheitlich nur die Karatschaier und Balkaren aber nur eine Minderheit der Tscherkessen unter dem muridischen Statthalter Muhammad Amin in nordkaukasischen Sprachen Mahomet Amin russ Umschrift Magomet Amin 20 Der Kampf gegen Russland wurde hier von einer Mehrheit der eigenen tscherkessischen Furstenschicht gefuhrt deren Koordination der vom Osmanischen Reich unterstutzte abchasische Furst und General Saffar Bey als Anfuhrer aller Tscherkessen teilweise ubernahm Diesem nichtmuridischen Widerstand schloss sich auch die Mehrheit der Abchasen an Muhammad Amin und Saffar Bey standen in Rivalitat zueinander und lieferten sich kurzzeitig 1856 und 1858 Schlachten 21 Die strenger islamische Politik der Muriden fand in Tscherkessien und Abchasien wenig Anhanger Saffar Bey war nicht wie Schamil eine unumschrankte Fuhrungsperson praktisch hatte jeder Tscherkessenstamm eigene Heerfuhrer nbsp Beratung nordwestkaukasischer Fursten Die dem Betrachter zugewandten Fursten sind historisch reale Anfuhrer des Kaukasuskrieges Stich von Grigori Gagarin 1847 Die Gesellschaft Tscherkessiens besteht traditionell aus zwolf alten Stammen die verschiedene Dialekte verwendeten und Traditionsunterschiede aufwiesen Einer davon die Ubychen verwendete nach heutiger linguistischer Klassifikation eine eigene Sprache Einige der Stamme wiesen eine komplexe Vier Stande Gesellschaft mit den Fursten pschi an der Spitze auf andere eher im Hochgebirge lebten ohne gesellschaftliche Schichtung in reiner Clan Gesellschaft 22 Weil die tscherkessische Tradition Adyge Chabze den Fursten verbot Besitztumer und Reichtumer anzuhaufen und zur Schau zu stellen 23 waren tscherkessische Fursten traditionell eher eine kollektive Adelsschicht die aber nur untereinander heiraten darf und bildeten selten monarchische Staaten Die bereits an Russland gefallenen beiden Furstentumer der ost tscherkessischen Kabardiner und das sehr alte Abchasien waren die Ausnahme Zur Gesellschaft Tscherkessiens gehorte auch die kleine Gruppe der Abasinen die seit dem 15 Jahrhundert aus Abchasien zugewandert waren und deren Sprache eher der abchasischen Sprache nahesteht das im 13 15 Jahrhundert entstandene Turkvolk der Karatschaier und eine nordwestkaukasische Fraktion der Nogaier Kuban Nogaier Diese drei Gruppen gehorten nicht zu den zwolf tscherkessischen Stammen waren aber mit ihnen verbundet oder von ihnen abhangig nbsp Tscherkessischer Uberraschungsangriff auf eine russische Schwarzmeerfestung am 22 Marz 1840 Gemalde von Aleksandr Koslow nbsp Grigori Filipson nbsp Grossfurst Michael nbsp Russische Westkaukasus Medaille 1859 1864Der Krieg in Nordwestkaukasien stand anfangs unter dem Oberbefehl von General Filipson 1859 1864 ubernahm den Oberbefehl Marschall Jewdokimow der inzwischen zum Graf erhoben wurde Ebenfalls militarisch verantwortlich war Barjatinski und sein Nachfolger als Generalgouverneur der Transkaukasischen Provinzen Grossfurst Michael Nikolajewitsch Romanow der jungere Bruder Kaiser Alexanders II Filipson eroberte bis 1859 die Tscherkessen Gebiete von der Taman Halbinsel bis zum Hugel und Gebirgsland sudlich des Kuban Die Tscherkessen damals das mit Abstand grosste nordkaukasische Volk Schatzungen 600 000 Menschen und mehr 24 heute grosstes nordkaukasisches Volk der Tschetschenen in der Volkszahlung 1897 rund 202 000 Menschen 25 verfugten uber wesentlich mehr Kampfer bis zu 100 000 als die Muriden ca 20 30 000 darunter einige russische Uberlaufer 26 Hier beteiligte sich ein grosserer Anteil der Bevolkerung an den Kampfen gegen die russische Armee als im Osten wogegen die Muriden militarisch disziplinierter waren Deshalb wurden nach 1859 91 Armee Einheiten vom nordostkaukasischen an den nordwestkaukasischen Kriegsschauplatz verlegt 27 Auch im Krieg in Nordwestkaukasien mussten Feldzuge Ort fur Ort und Tal fur Tal durchgefuhrt werden Erst im Mai Juni 1864 wurden die letzten Hochgebirgsregionen von der russischen Armee erobert Dieser Krieg wurde zunehmend erbittert und grausam gefuhrt 1859 1861 wurde der drittletzte Tscherkessen Stamm der Abadsechen im Kaukasus erobert wobei ofter die eroberten Orte zerstort wurden Die Grunde dieses Verhaltens sind umstritten Jedenfalls warf Kaiser Alexander II beim Treffen im Sommer 1861 mit den noch im Krieg stehenden Anfuhrern der tscherkessischen Stamme der Abadsechen Schapsugen und Ubychen den Abadsechen verargert vor sich unterworfen zu haben und anschliessend wieder abgefallen zu sein was der russischen Armee herbe Ruckschlage bescherte 28 Vielleicht kam es zu einer Radikalisierung der Kriegsfuhrung vielleicht sollte auch die tscherkessische Taktik ihre eroberten Heimatorte aus der Wildnis heraus zuruckzuerobern vereitelt werden indem sie unbewohnbar gemacht wurden Nachdem der Plan einer Umsiedlung der Tscherkessen feststand vgl nachstes Kapitel ging die Armee seit Anfang 1862 dazu uber ausnahmslos alle noch zu erobernden Ortschaften niederzubrennen und abzureissen Davon betroffen waren zu dieser Zeit die Dorfer im Hinterland der Schwarzmeerkuste in denen ein Teil des Tscherkessenstammes der Schapsugen Klein Schapsugien der Ubychen und einige Abasinen lebten 29 Uberlebende der Eroberung die sich mit der Umsiedlung nicht abfanden fluchteten in die Berge und Walder Im harten Winter 1863 64 ist nach Augenzeugenberichten ein Teil von ihnen erfroren 30 Erst 1877 1880 erlaubte die russische Regierung die Neugrundung einiger schapsugischer Dorfer zwischen Tuapse und Sotschi die bis heute bestehen Zeitweilig 1923 1945 existierte dort ein Schapsugischer Nationaler Kreis nbsp Kirantuch BersekDer letzte noch zu unterwerfende Stamm der Tscherkessen waren ab Ende 1862 die Ubychen und einige westliche Abaza bzw Sads Abchasen Sads Abasinen Sadsen 31 rund um das heutige Sotschi und Umgebung die unter dem Kommando ihres letzten gewahlten Fursten Kirantuch Bersek standen Am tragischsten waren die Kampfe am Ende des Krieges im Mai Juni 1864 als sich die Bewohner der Dorfer in vier Flusstalern vollstandig bewaffneten Manner Frauen Kinder und Alte mit der Absicht sich nicht zu ergeben sondern bis zum Tod zu kampfen was den russischen Sieg zu einem Massaker machte 32 Swanetien Bearbeiten Zu den Kampfhandlungen des Kaukasuskrieges gehorte auch die russische Eroberung der georgischen Gebirgsregion Swanetien 1857 59 durch Barjatinski das teilweise von den Furstenhausern Gelowani und Dadeschkeliani beherrscht wurde teilweise ebenfalls unabhangiges Stammesgebiet war Seine Bewohner die kriegerischen seit dem 6 Jahrhundert christlichen Swanen mit starken vorchristlichen Brauchen die eine von der georgischen Sprache stark unterschiedliche Sprache sprechen leisteten ebenfalls heftigen Widerstand weshalb ihnen eine innere Autonomie zugestanden wurde Nach deren Abschaffung kam es 1875 76 erneut zu einem Aufstand Kriegsfolgen BearbeitenKriegsopfer Bearbeiten Schatzungen gehen davon aus dass in den Kaukasuskriegen bis Mitte der 1860er Jahre rund 130 000 russische Soldaten starben etwa drei Viertel davon an Krankheiten 33 Uber die Verluste der Kaukasier sind keine genaueren Angaben moglich Deportationen Bearbeiten nbsp Bergbewohner verlassen den Aul Gemalde von Pjotr Gruzinski 1871Der Kaukasuskrieg endete mit der Vertreibung von mehreren hunderttausend Menschen ins Osmanische Reich die sich auf dem Territorium der heutigen Turkei Syriens Jordaniens Israels Agyptens und anderer nahostlicher Staaten ansiedelten Die breite Gegenwehr in Nordwestkaukasien und das engere Bundnis mit dem Osmanischen Reich liess die russischen Generale und die kaukasische Militaradministration daran zweifeln die Region sicher verwalten zu konnen 34 Deshalb wurde Generalmajor Baron Loris Melikow 1860 nach Konstantinopel gesandt um einen Vertrag mit den osmanischen Behorden uber die Konditionen der Aufnahme von Fluchtlingen auszuhandeln Ende des Jahres wuchs der Plan den die Militarfuhrung ochishenie otschischtschenje Reinigung nannte Die muslimische Tradition der Flucht aus nichtmuslimischem Gebiet sollte verstarkt werden Kaiser Alexander II erklarte im Sommer 1861 in Jekaterinodar einer tscherkessischen Delegation nach dem Krieg sollten die Tscherkessen ins Osmanische Reich emigrieren oder sich mit einer Umsiedlung in das tscherkessische Hugelland sudlich des Kuban abfinden das fur den Guerillakrieg ungeeignet war Diese Ankundigung verbunden mit den Erfahrungen der Kriegsereignisse und regionalen Vertreibungen fuhrten zu einer Massenflucht von Tscherkessen und anderen Nordwestkaukasiern ins Osmanische Reich Der Plan war auf einer Konferenz der hochsten Befehlshaber des Krieges Barjatinski Jewdokimow Filipson Orbeliani usw im Oktober 1860 in Wladikawkas beschlossen worden auf der allein Filipson dagegen war Die ursprungliche Idee kam 1860 vom Generalstabschef der Kaukasusarmee Graf Miljutin der 1864 schon Kriegsminister war 35 Wahrend in der Anfangsphase 1858 60 62 die Emigration teilweise noch freiwillig war wie einige Autoren betonen wobei das unter den Gewalterfahrungen des Krieges oft eher eine Flucht war wurde sie ab 1860 und endgultig mit den flachendeckenden Dorfzerstorungen 1862 v a im Westen zu einer organisierten Zwangsdeportation 36 nbsp Dmitri MiljutinZur Zahl der Emigranten gibt es extrem variierende Schatzungen in der Literatur zwischen uber 500 000 und 1 5 Mio und mehr Menschen wobei letztere sehr uberhoht sein durften Der abchasische Historiker Dzidzarija errechnete eine Anzahl von 470 703 Fluchtlingen aus Westkaukasien allein 1863 64 die nicht alle kaukasischen Fluchtlinge umfasst Die russische Historikerin Wolkowa errechnete 610 000 westkaukasische Fluchtlinge 1858 64 Fur letzteren Zeitraum errechnen im 19 Jahrhundert der Geograf Adolf Berge 493 194 und der Ethnograf Wsewolod Miller 400 000 Fluchtlinge Das militarische Oberkommando der russischen Armee im Kaukasus registrierte 1861 64 418 000 Fluchtlinge also seit 1858 auch mehr 37 Diese Zahlen beinhalteten noch nicht ca 30 000 Fluchtlinge der Nogaier 1858 60 10 000 emigrierte Kabardiner die am Aufstand beteiligte Minderheit 1861 64 und einige tausend tschetschenische awarische und andere dagestanische und zentralkaukasische Grossfamilien Diese Forschungen und Schatzungen machen selbst wenn einige zu niedrig liegen sollten eine Gesamtzahl der kaukasischen Fluchtlinge 1858 64 von etwa 500 000 bis 700 000 Menschen wahrscheinlich Hohere Fluchtlingszahlen die in weniger gut recherchierter sowjetischer turkischer und westlicher Literatur oft genannt werden meist bis zu einer Million oder gar bis zwei Millionen sind wohl entweder ubertrieben beruhen auf irrtumlichen Rechnungen oder beinhalten weitere Emigrationen nach anderen Aufstanden in Kaukasien im 19 Jahrhundert 38 nbsp Tscherkessen grun und Abchasen und Abasinen rot im westlichen Kaukasus und in der Turkei 39 Der Anteil der Auswanderer an den Gesamtvolkern war sehr verschieden In Nordwestkaukasien bei den Tscherkessen und Abasinen lag er bei uber 80 38 darunter alle Ubychen bei den Karatschaiern und Balkaren noch bei uber 50 bei den osttscherkessischen Kabardinern bei den Tschetschenen und Awaren wo keine Massenemigration stattfand bei uber 10 bei anderen dagestanischen und zentralkaukasischen Volkern noch darunter Von uber 70 000 Abchasen emigrierten uber 20 000 nach einem weiteren grossen Abchasenaufstand 1877 78 weitere 30 000 Die meisten zuruckgebliebenen Tscherkessen wurden wie angekundigt ins Kubangebiet umgesiedelt mind 90 000 Menschen Verlassene Gebiete wurden meist Russen und Ukrainern an der Kuste auch Armeniern Georgiern Griechen u a zugewiesen 38 Opfer der Deportationen Bearbeiten Wahrend der beschwerlichen Flucht zu Fuss und uber das Meer und in Auffanglagern im Osmanischen Reich starben einige zehntausend Menschen weshalb tscherkessische Verbande heute die Ereignisse 1864 oft als Genozid bezeichnen als Volkermord an den Tscherkessen Hauptursache waren Hungersnote und folgende Seuchen Typhus unter den Fluchtlingen es gibt weniger Berichte uber Tode durch Unfalle und Uberfalle Einige Fluchtlinge sind auch bei einem Seesturm im Schwarzen Meer untergegangen Wie viele Menschen genau starben wird sehr unterschiedlich oft eher spekulativ geschatzt Es waren einige zehntausend bis unter Umstanden uber 100 000 Tote Wenn man den Tod so vieler Menschen einer Volksgruppe als Volkermord betrachtet war es einer Nach der spater entstanden Definition von Genozid muss aber auch die Absicht einer vollstandigen oder teilweisen Vernichtung nachweisbar sein Dazu gibt es in der Literatur verschiedene Meinungen Richmond der den Diskussionsstand zusammenfasst weist darauf hin dass bei den Dorfzerstorungen ab 1862 wohl eher die Vertreibung bezweckt wurde Auch gab das russische Militar jeder Emigrantenfamilie 10 Rubel hatte aber nicht den Preisanstieg fur Lebensmittel im Durchzugsgebiet der Fluchtlinge vorhergesehen und den anschliessenden Preisverfall wenn sie ihren Besitz verkauften 40 Befurworter der Einordnung als Genozid wie Shenfield 41 Henze 42 Kreiten 43 oder zuletzt Richmond 44 betonen dass einige militarische Verantwortliche uber die angebliche Notwendigkeit der Vernichtung eines Teils der Tscherkessen schrieben darunter auch Miljutin in einem Memorandum 1863 wahrend andere dagegen protestierten 45 Das Parlament Georgiens beschloss im Juni 2001 eine Resolution in der die Vertreibung einstimmig als Genozid bezeichnet wird 46 Nach Darstellung einiger Forschenden war das Massensterben von den russischen und osmanischen Behorden nicht gewunscht bzw stillschweigend geduldet sondern sie prasentierten den Vorgang internationalen Beobachtenden stolz als eine von einer Umsiedlungskommission geordnete Umsiedlung Auch die russischen Militarbehorden versuchten die Fluchtlinge mit Nahrung zu versorgen und einige rekonstruierte Dorfer in Anatolien zu bauen nachdem sie u a durch Berichte des Mitglieds der Umsiedlungskommission Drosdow und dem Geografen Adolf Berge erfuhren dass schon im Westkaukasus das Sterben in den Fluchtlingszugen begann 47 Diese Massnahmen kamen nach langem Kompetenzgerangel der russischen Behorden das besonders Gordin betont allerdings spat und wurden von Grossfurst Michael als Vizekonig der Kaukasischen Militarverwaltung angeordnet nachdem sich Kriegsminister Miljutin zuruckhielt 48 Die Diskussion ist nicht abgeschlossen einige Historiker und Orientalisten berichten zudem dass diese Forschung zum Kaukasuskrieg und den darauf folgenden Deportationen im heutigen Russland von politischen Restriktionen bedroht sei 49 Auch die Verwaltung des schon stark geschwachten Osmanischen Reiches war mit der Versorgung und Ansiedlung oft uberfordert zumal in den vorherigen und folgenden Jahrzehnten weitere Fluchtlingsstrome darunter noch grossere von der Krim und vom Balkan zu bewaltigen waren Ein Teil der kaukasischen Fluchtlinge bildete noch fur einige Jahrzehnte ein soziales und aufgrund von Konflikten um Land ein Sicherheitsproblem im Osmanischen Reich Heute sind sie dagegen gut integriert Im Osmanischen Reich wurden die Kaukasier oft pauschal als Muhacir Fluchtling oder als Tscherkessen bezeichnet Nachwirkungen BearbeitenNachwirkungen auf Russland Bearbeiten nbsp Schlacht am Valerik Fluss von Michail Lermontow 1840 der an beiden Schlachten dieses Namens am 11 Juli und 30 Oktober 1840 teilgenommen hatte Der lange Krieg im Kaukasus hinterliess eine markante Spur in der russischen Literatur des 19 Jahrhunderts am bekanntesten sind die Werke Lermontows und Tolstois Beide Autoren waren selbst als Offiziere Augenzeugen des Kaukasuskrieges Lermontow schrieb romantisch heroische Gedichte zum Kaukasuskrieg und Kaukasien die in Russland sehr bekannt sind In seiner letzten Kurzprosa Der Kaukasier beschreibt er ironisch die kulturelle Annaherung russischer Soldaten und Beamter an die Einheimischen Tolstoi schrieb von Anfang an differenzierter In der Novelle Die Kosaken bildet der Krieg den Rahmen der Handlung in einem Kosakendorf an der tschetschenischen Grenze Die posthum erschienene Novelle Hadschi Murat die die letzten Lebensjahre dieses bekannten Kriegshelden beinhaltet zeigt deutlicher die den Krieg ablehnende Haltung Tolstois und eine Sympathie fur den tragischen Helden der am Ende seines Lebens aufgrund seiner kompromisslosen Haltung von der russischen Armee und den Muriden verfolgt wurde Hadschi Murat und auch Schamil gelten heute den Awaren in Dagestan und den Tschetschenen als Nationalhelden Auch Puschkins Verserzahlung Der Gefangene im Kaukasus und Teile seines Reisetagebuches Die Reise nach Arzrum wahrend des Feldzuges im Jahre 1829 haben den Kaukasuskrieg und Kaukasien zum Inhalt Die Zeit des Krieges war auch die Anfangszeit einer grundlicheren wissenschaftlichen Erforschung Nordkaukasiens oft noch finanziert vom russischen Militar Beispielsweise wurde der Ingenieursoffizier Peter von Uslar mit seiner grundlichen Erforschung der abchasischen und tschetschenischen Sprache und der funf grossten kaukasischen Sprachen Dagestans zu einem der Vater der russischen Kaukasiologie Sufismus und Nationalbewegungen in Nordkaukasien Bearbeiten Als Folge der Bewegung der Muriden ist bis heute der Sufismus in Nordkaukasien besonders in Nordostkaukasien weit verbreitet in Dagestan 50 und Inguschetien etwa 60 der Bevolkerung in Tschetschenien noch mehr Sie existierten in geringerem Masse schon seit dem 12 Jahrhundert in der Region 51 Nach Schamils Gefangennahme stiess anfangs der Qadiriya Sufismus in das religiose Vakuum der bald in dem aus Nordtschetschenien stammenden Kumyken Kunta Haddschi Kischijew eine Fuhrungsgestalt fand Obwohl Kunta Haddschi zum Frieden im Kaukasus aufrief gingen von einigen seiner Anhangern lokale Unruhen aus weil die russische Militarverwaltung diese neue Bewegung misstrauisch beobachtete und teilweise gegen sie vorging Nach Kuntas Verhaftung kam es zu einem grosseren Aufstand 1863 64 v a von Inguschen Wahrend des Russisch Turkischen Krieges 1877 78 und der Russischen Revolution 1905 07 folgten erneut Aufstande aus Sufi Kreisen nbsp Nadschmuddin Gozinski Foto bis 1920 Es wurde zwischen 1920 und 1925 von einem sowjetischen Beamten mit 33 Gacinskij Nazhmud in razyskivaet sya deutsch 33 Gatzinskij Naschmud in gesuch t beschriftet Zentrales Regierungsarchiv Dagestans nbsp Denikin 1919 in Rostow am Don wo Anfang des Jahres der Feldzug nach Sudrussland und Nordkaukasien begann nbsp Sergo OrdschonikidseNach den politischen Umbruchen der Februarrevolution 1917 entstand im Russischen Burgerkrieg das Imamat Kaukasus neu Die uberreligiose Autonome Union der Bergvolker Hauptstadt Wladikawkas der auch christliche Osseten und Abchasen zeitweilig sogar Kuban Kosaken angehorten wurde im Marz 1918 von der Roten Armee unter Sergo Ordschonikidse beseitigt Die nordostkaukasische Nachfolgerin der Autonomen Bergvolkerunion die Republik Ter Dagestan im Terek Gebiet mit Tschetschenien und in Dagestan Hauptstadt Temir Chan Schura erklarte sich im Mai 1918 unabhangig wurde aber im Januar Marz 1919 von der Weissen Sudrussischen Freiwilligenarmee unter Denikin zerschlagen Denikins Herrschaft endete mit einem dagestanischen Aufstand im September 1919 unter dem awarischen Naqschbandi Imam und vormaligen Premierminister der Republik Ter Dagestan Nadschmuddin Gozinski Nadschm ad Din aus Ḥotzo der das Imamat Kaukasus Hauptstadt Temir Chan Schura erneuerte das 1920 durch die Rote Armee unter Ordschonikidse erneut erobert wurde Nadschmuddin leistete daraufhin Widerstand im dagestanischen Bergland und wurde 1925 gefangen genommen und im Oktober in Rostow am Don verurteilt und hingerichtet Der mit ihm befreundete Usun Hadschi der sich selbst zum Emir des Kaukasus ausrief lieferte der Roten Armee noch bis Ende der 1920er Jahre einen Guerillakrieg 52 In sowjetischer Zeit entpolitisierte sich der regionale Sufismus und modernisierte sich teilweise im gesellschaftlichen Wandel Viele lokale Gruppen nehmen heute auch Frauen auf Auch nach dem Zerfall der Sowjetunion entstanden aus ihnen keine grosseren politischen Bewegungen mehr Vielmehr bildeten sich nationalistisch ausgerichtete Bewegungen die allein in Tschetschenien zur Unabhangigkeitserklarung und zum Ersten Tschetschenienkrieg 1994 96 fuhrte Ein Teil der Unabhangigkeitsbewegung orientierte sich danach unter dem Einfluss internationaler Dschihadisten unter der Fuhrung von Schamil Bassajew und Ibn al Chattab islamistisch und bekampften ebenfalls den Sufismus Bereits im von ihnen ausgelosten kurzen Dagestankrieg 1999 zeigte sich dass sie auch dadurch die Sympathien der Mehrheit der Bevolkerung verloren hatten 53 Nach dem Zweiten Tschetschenienkrieg 1999 2009 gingen die Islamisten in den Untergrund Ein islamistischer Untergrund existiert auch in den autonomen Nachbarrepubliken Dagestan und Inguschetien Ihr Anhang besteht nur aus einer Minderheit radikalisierter junger Menschen deren Anteil an der Gesamtbevolkerung auf 3 10 geschatzt wird 54 In Kabardino Balkarien existieren nur sehr kleine Gruppen im Untergrund in Karatschai Tscherkessien und Adygeja dagegen keine Nationalistische Unabhangigkeitsbewegungen haben in Nordkaukasien bereits seit der zweiten Halfte der 1990er Jahre ihren Anhang aufgrund zunehmender Konflikte zwischen den kaukasischen Volkern weitgehend verloren Kaukasische Diaspora und tscherkessische Nationalbewegung Bearbeiten nbsp Tscherkessen im Nahen Osten zwischen 1880 und 1900 Die Person vorn in der Mitte ist Kleidung und Orden zufolge wahrscheinlich ein osmanischer Beamter Foto der US Library of Congress nbsp Jordanisch tscherkessische Leibgarde Abdullahs II beim Staatsempfang 2007 Bild des Pressedienstes der Regierung Russlands Seit dem Ende des Kaukasuskrieges existiert im Nahen Osten eine kaukasische Diaspora die hier oft allgemein als Tscherkessen bezeichnet wird Seriose Schatzungen gehen von einer Gesamtzahl von 1 bis 2 5 Millionen Tscherkessen in der Turkei ca 40 60 000 Menschen tscherkessischer kaukasischer Herkunft in Syrien ca 60 000 in Jordanien 3 5 000 in Israel einigen hundert in Agypten und einigen zehntausend im Irak und in anderen Landern aus 55 In jungerer Zeit sind sie haufig in tscherkessischen und anderen kaukasischen Wohlfahrts und Kulturvereinen organisiert Diese erhalten die kaukasischen Traditionen Tanze und das Brauchtum und betreiben auch soziale Einrichtungen und Krankenhauser vernetzen sich zunehmend auch mit Vereinen in westlichen Landern und in Russland selbst Politisch fordern sie oft eine internationale Anerkennung der Ereignisse am Ende des Kaukasuskrieges Der Gedenktag an die Vertreibung ist der 21 Mai an dem 1864 der Krieg offiziell als beendet erklart wurde alter Julianischer Kalender nach heutigem Gregorianischen Kalender war es der 2 Juni 1864 Politische Ruckkehrbestrebungen und nationale Vereinigungsbestrebungen sind aber kaum zu beobachten Es gab allerdings einige nationalistische Konflikte so 1999 mit Karatschaiern in Karatschai Tscherkessien und 2001 05 in Adygeja und mit einer Minderheit der Diaspora Verbande Im Verlaufe der Ende des 19 Anfang des 20 Jahrhunderts dann erfolgreich verlaufenden Integration ging der Gebrauch der alten Muttersprachen zunehmend zuruck Man schatzt in der Turkei heute nur noch 100 300 000 Tscherkessisch Muttersprachler 56 und einige zehntausend Muttersprachler anderer kaukasischer Sprachen Die ubychische Sprache ist heute ausgestorben Schulen mit kaukasischen Unterrichtssprachen existieren nur in Jordanien und Israel In Jordanien sind ausserdem drei Parlamentssitze fur Kaukasier reserviert zwei fur Tscherkessen einer fur Tschetschenen Ihre Einstellung zur Religion ist unterschiedlich Eine Minderheit hat die Bindung an den Islam als kollektive Identitat gegenuber der weniger strikten Mehrheitsbevolkerung der Umgebung verstarkt Die Mehrheit ist aber religios und politisch eher liberal eingestellt und Gegner des islamischen Fundamentalismus wofur sie im Nahen Osten wie auch die Bewohner krimtatarischer und bosniakischer Herkunft bekannt sind 55 Literatur BearbeitenAbdurrakhman Avtorkhanov Marie Bennigsen Broxup Hrsg The North Caucasus barrier the Russian advance towards the Muslim world London 1992 John Frederick Baddeley The Russian Conquest of the Caucasus London 1999 Reprint Auflage 1908 endet mit dem Jahr 1859 online im Internet Archive Wolfdieter Bihl Die Kaukasus Politik der Mittelmachte 2 Bande Teil 1 Ihre Basis in der Orient Politik und ihre Aktionen 1914 1917 Bohlau Wien Koln Graz 1975 ISBN 3 205 08564 7 Zugleich Habilitationsschrift an der Universitat Wien und Teil 2 Die Zeit der versuchten kaukasischen Staatlichkeit 1917 1918 Bohlau Wien Koln Weimar 1992 ISBN 978 3 205 05517 4 Vladimir Vladimirovich Degoev Bolshaya igra na Kavkaze istoriya i sovremennost Moskau 2003 Michael Clodfelter Warfare and Armed Conflicts A Statistical Reference to Casualty and Other Figures 1500 2000 London 2002 Artikel Murid Wars 1830 59 Moshe Gammer Muslim Resistance to the Tsar Shamil and the Conquest of Chechnia and Daghestan London 2003 Yakov Arkadevich Gordin Kavkaz zemlya i krov Rossiya v Kavkazskoj vojne XIX veka SPb 2000 Karl Grobe Hagel Tschetschenien Neuer ISP Verlag Koln 2001 ISBN 978 3 929008 19 7 Austin Jersild Orientalism and Empire North Caucasus Mountain Peoples and the Georgian Frontier 1845 1917 London 2003 Andreas Kappeler Gerhard Simon Georg Brunner Hrsg Die Muslime in der Sowjetunion und in Jugoslawien Markus Koln 1989 ISBN 3 87511 040 4 Michael Kemper Herrschaft Recht und Islam in Daghestan Von den Khanaten und Gemeindebunden zum ǧihad Staat Wiesbaden 2005 Charles King The ghost of freedom a history of the Caucasus Oxford 2008 Paul Lies Ausbreitung und Radikalisierung des islamischen Fundamentalismus in Dagestan Lit Berlin 2008 ISBN 978 3 8258 1136 5 Zugleich Magisterarbeit an der Universitat Mannheim Rudolf A Mark Die Volker der ehemaligen Sowjetunion Die Nationalitaten der GUS Georgiens und der baltischen Staaten Ein Lexikon 2 Auflage VS Koln 2002 ISBN 978 3 531 12075 1 Jeronim Perovic Der Nordkaukasus unter russischer Herrschaft Koln 2015 ISBN 978 3 412 22482 0 Vasilij Aleksandrovich Potto Kavkazskaya vojna v otdelnyh ocherkah epizodah legendah i biografiyah 5 Bande Tiflis 1899 Neuauflage Moskau 2006 behandelt nur die Zeit 1817 29 Manfred Quiring Der vergessene Volkermord Sotschi und die Tragodie der Tscherkessen Mit einem Vorwort von Cem Ozdemir Links Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 86153 733 5 Vorschau bei Google Books Walter Richmond The Northwest Caucasus Past Present Future New York 2008 Emanuel Sarkisyanz Geschichte der orientalischen Volker Russlands bis 1917 Munchen 1961 Stephen D Shenfield The Circassians A Forgotten Genocide In Mark Levene and Penny Roberts The massacre in history Oxford New York 1999 S 149 162 Auszug online Clemens P Sidorko Dschihad im Kaukasus Antikolonialer Widerstand der Dagestaner und Tschetschenen gegen das Zarenreich 18 Jahrhundert bis 1859 Reichert Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 89500 571 8 Zugleich Dissertation an der Universitat Zurich 2006 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Kurzerwahnung in Grobe Hagel Tschetschenien Koln 2001 S 43 und S 53 Baddeley S 49 Diese Periodisierung unternimmt z B Iakov A Gordin Kavkaz zemlja i krov S 56 60 zuvor schon im 19 Jahrhundert der General und Militarschriftsteller Rostislaw Andrejewitsch Fadejew Shestdesyat let Kavkazskoj vojny Sechzig Jahre Kaukasuskrieg Tiflis 1860 vgl Kappeler Simon Brunner S 52 53 Fritz Straube Wilhelm Zeil Geschichte Russlands 1789 1861 Der Feudalismus in der Krise Berlin Ost 1978 S 200 Vgl Clodfelter S 241 Baddeley S 437ff In den regenarmen Gebieten Dagestans und Tschetscheniens hatte diese Strategie schwere Bodenerosionen zur Folge in westlicheren Gebieten erholte sich die Natur Vgl z B Sidorko S 287ff nach Kappeler Simon Brunner S 213 234 Der ubliche islamische Begriff dafur und fur den eigenen Kampf gegen die Ubertretung islamischer Gebote und der islamischen Ethik heisst eigentlich Grosser Dschihad und wurde in der zuletzt genannten Literatur oder zuvor anderswo evtl verwechselt Sidorko S 311 316 Vgl z B Sidorko und Kemper Sidorko S 404 Sidorko S 287 288 Er vergleicht sie mit dem osmanischen kanun Sidorko S 287 Wahrend viele Forscher diese Verteidigungsschrift des befreundeten Religionsgelehrten Murtaḍa ʿAli al ʿUradi plausibel fanden erforschte Kemper in seiner Untersuchung der schriftlich erhaltenen Bundnisvertragen der Gemeinden ittifaq und Schamils und seine Schiedsspruche und Urteile in denen er einen relativ grossen Anteil von Adat und Idschtihad fand darunter in Einzelfallen stillschweigende Duldung von Sklaven und Geiselnahme iskil von denen man bisher glaubte sie seien im Imamat verboten Kemper S 317 404 Im Gegensatz zu westlicheren Regionen Nordkaukasiens auch zu Tschetschenien hatte Dagestan eine sehr alte und fur seine Grosse ungewohnlich breite religiose profane und rechtliche Schrifttradition die als weitere Besonderheit zur Umgebung vorwiegend auf Arabisch verfasst wurde Clodfelter S 241 vgl Jersild S 18 unten Die sprachlich nationale Identitat etablierte sich besonders im islamischen Kulturkreis oft erst mit der sowjetischen Politik der Korenisazija die mit der Schaffung von nationalen Schriftsprachen und einer Alphabetisierung verbunden war Die nationale Identitat setzte sich im entlegenen Nordkaukasien erst spat bis in die 1960er Jahre durch fuhrte aber ab der Zerfallsphase der Sowjetunion zu vielen nationalistischen Streitigkeiten Vgl dazu Gerhard Simon Nationalismus und Nationalitatenpolitik in der Sowjetunion Baden Baden 1986 S 65 77 und S 145 152 Zur Ausbreitung der Muriden und des tscherkessisch abchasischen Aufstandes im Nordwesten finden sich u a einige Worte in den Angaben zur Vorgeschichte in Robert Conquest Stalins Volkermord Wolgadeutsche Krimtataren Kaukasier Wien 1984 S 21 allerdings ist dieses Werk bei vielen Zahlenangaben aufgrund ideologischer Zielsetzung unzuverlassig und bringt uberhohte Zahlen die heute nicht mehr in der Literatur vertreten werden Vgl z B Zusammenfassung des Krieges bei kavkaz uzel vorletztes und letztes Kapitel Vgl z B Chantal Lemercier Quelquejay Cooptation of the Elites of Kabarda and Daghestan in the sixteenth century In Abdurrahman Avtorkhanov Marie Bennigsen Broxup u a Hrsg The North Caucasus barrier the Russian advance towards the Muslim world London 1992 online S 25 26 Kabardiner und S 27 28 westliche Tscherkessen und Abasinen Rudolf A Mark Eintrag Tscherkessen Die meisten Schatzungen gehen von 400 800 000 Menschen aus Hohere die auch oft in der Literatur genannt werden eine Million 1 1 Mio oder gar 2 Mio sind im Rahmen der numerischen Verhaltnisse damals z B ca 200 000 Tschetschenen heute 1 1 Mio uber 1 Mio Georgier heute 5 Mio eher unglaubwurdig erste Tabelle zweite Spalte Kappeler Simon Brunner S 231 Jersild S 23 Vgl Richmond S 78 81 die Ursachenfrage wird auch in russ Literatur verschieden beantwortet Vgl u a Shenfield in Levene Roberts S 149 162 Hier v a S 152 153 vgl Richmond S 78 81 Jewdokimow z B schrieb in seinen Memoiren Ich schrieb an Graf Sumarokow warum er meint uns in jedem Bericht von den erfrorenen Korpern auf den Strassen zu berichten Wussten der Grossfurst Michael und ich das nicht Aber kann irgendjemand die Katastrophe ruckgangig machen zitiert nach Shenfield S 157 eine solche Gleichgultigkeit gegenuber Zivilisten war zu der Zeit zwar nicht die Regel aber auch nicht selten Wahrend die abchasischen und abasinischen Dialekte ein gegenseitig einigermassen verstandliches Dialektkontinuum bilden stehen die sadsischen Dialekte etwas abseits und sind weniger verstandlich Sadsisch wurde fruher im heutigen Grenzgebiet Abchasiens und Russlands gesprochen und kommt heute nur noch in der Turkei vor Siehe auch Diese Sprachkarte des Westkaukasus um 1860 Sadsisch dort hellgrun 3b Die Achzipsou um Kbaada sprachen z B sads abchasisch wahrend die Dschigit im heutigen Zentralgebiet von Sotschi ubychisch sprachen Richmond S 78 81 Shenfield S 152 153 auch den russischen Augenzeugen Gen Babitsch und die tscherkessischen Historiker Schauket und Tracho zitierend dabei wurden vier ubychischen und sads abchasischen Unterstamme der Psschu Achzipsou Aibgo und Dschigit faktisch ausgeloscht Bei aller Tragik dieses Massakers gibt es in der Forschung verschiedene Meinungen ob das auch ein beabsichtigter Volkermord war Shenfield u a Forscher sehen es eher so Richmond u a weisen darauf hin dass es unter diesen Umstanden kaum anders enden konnte Die internationale und akademische Diskussion ist nicht abgeschlossen Boris Z Urlanis Bilanz der Kriege Die Menschenverluste Europas vom 17 Jahrhundert bis zur Gegenwart Berlin Ost 1965 S 320 328 General Schwarzow formulierte ein neuer Krieg kame mit dem ersten Schuss auf dem Schwarzen Meer oder als Folge eines sinnlosen Briefes des Sultans oder mit dem Auftreten des ersten selbsterklarten Paschas Vgl Jersild S 23 Richmond S 78 In der Anfangszeit wurden auch islamische Geistliche aus dem Osmanischen Reich und aus Aserbaidschan sic eingesetzt die predigten das Dar al Harb musse verlassen werden Zum Charakter der Deportationen vgl z B Irma Kreiten A Colonial Experiment in cleansing The Russian conquest of Western Caucasus 1856 65 in Journal of Genocide Research 11 2 2009 S 213 241 Hier besonders S 219 222 Angaben nach Jersild S 25 26 a b c Jersild S 26 Einen vollstandigeren Sprachuberblick aller drei Sprachfamilien der kaukasischen Sprachen in der Turkei bietet diese Karte der Seite Lingvarium von der Moskauer Lomonossow Universitat Neben den nordwestkaukasischen Sprachen sind hier auch die nordostkaukasischen und die sudkaukasischen Sprachen eingezeichnet Bis auf die im aussersten Nordosten um Artvin und Rize vorkommenden Sprachgebiete sind sie alle Ergebnis von Fluchtwellen Ende 18 Anfang 20 Jahrhundert Dazu kommen noch zu anderen Sprachfamilien gehorende Immigrantensprachen aus dem Kaukasus die nicht eingezeichnet sind wie die iranische Sprache Ossetisch oder die Turksprachen Nogaisch Karatschai Balkarisch Kumykisch und Aserbaidschanisch Jersild S 24 25 Shenfield S 154 157 Circassian Resistance to Russia In Avtorkhanov Bennigsen Broxup S 62 111 Irma Kreiten A Colonial Experiment in cleansing the Russian conquest of Western Caucasus 1856 65 In Journal of Genocide Research 11 2 2009 S 213 241 Walter Richmond The Circassian Genocide New Brunswick 2013 besonders S 54 97 Miljutin schrieb wenn die Bergbewohner nicht zu zivilisieren sind mussen sie vernichtet werden Kreiten S 217 Nach Kreiten sind solche Ausserungen auch von Barjatinski erhalten wahrend andere wie Sumarokow Elston oder Filipson dagegen protestierten Filipson wurde 1860 durch General Karzow ersetzt von dem ebenfalls solche Ausserungen erhalten sind http www parliament ge index php lang id ENG amp sec id 63 amp info id 31806 Vgl u a Jersild S 24 25 Vgl Gordin S 239 ff es gab also womoglich verschiedene Vorstellungen im Generalstab Kawkasski Usel Caucasian Knot 15 Marz 2020 eng kavkaz uzel eu Historians point to absence of freedom in studying Caucasian War Historiker weisen auf die fehlende Freiheit beim Studium des Kaukasuskrieges hin 5 Dezember 2022 vgl P Lies online Auszug S 35 vgl Paul Lies S 36 Zu diesen Entwicklungen vgl u a auch Wolfdieter Bihl Bd II S 277 279 Ein prominentes Beispiel der u a deshalb auf die Seite Russlands wechselnden Tschetschenen ist der Mufti und spatere tschetschenische Prasident Achmad Kadyrow Schatzungen fur Dagestan 1999 vgl Paul Lies S 35 a b vgl u a den Aufsatz uber Tscherkessen in der Turkei von Ayhan Kaya von der Istanbul Bilgi Universitat 5 Kapitel Circassian Population in Turkey Memento vom 13 April 2013 im Internet Archive Angaben bei ethnologue zur Adygeischen SpracheWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kaukasuskrieg 1817 1864 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zusammenfassung des Krieges auf der Nachrichtenseite Kawkasski Usel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaukasuskrieg 1817 1864 amp oldid 234987129