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Der Erste Tschetschenienkrieg war ein militarischer Konflikt zwischen der Kaukasusrepublik Tschetschenien und Russland von 1994 bis 1996 Erster Tschetschenienkrieg Tschetschenischer Kampfer steht in der Nahe des zerstorten Regierungsgebaudes in Grosny Januar 1995 Datum 11 Dezember 1994 31 August 1996Ort Tschetschenien teilweise Inguschetien Dagestan Region StawropolAusgang Abkommen von ChassawjurtAbzug der russischen TruppenDe facto Unabhangigkeit TschetscheniensKonfliktparteienRussland Russland Russland treue Tschetschenen Tschetschenische Republik Itschkerien Mudschahedin Freiwillige der UNSO 1 BefehlshaberBoris JelzinPawel GratschowAnatoli KwaschinAnatoli KulikowWiktor JerinAnatoli RomanowLew RochlinGennadi TroschewWladimir SchamanowIwan BabitschewKonstantin PulikowskiBislan GantamirowSaid Magomed Kakijew Dschochar DudajewAchmed SakajewAslan MaschadowSelimchan JandarbijewRuslan GelajewSalman RadujewTurpal Ali AtgerijewChunkar Pascha IsrapilowIbn al ChattabSchamil BassajewOleksandr MusytschkoVerluste5732 Russische offizielle Zahl14 000 Schatzung der Union der Komitees der Soldatenmutter Russlands 2 3000 Tschetschenische Republik Itschkerien Anspruch17 000 Russischer Anspruch Schatzungen zu zivilen Opfern bewegen sich zwischen 80 000 und 100 000 3 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrunde 2 Kriegsverlauf 3 Weitere Entwicklung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHintergrunde Bearbeiten1921 1922 wurde Tschetschenien Teil Sowjetrusslands und hatte von 1936 bis 1944 sowie ab 1957 den Status einer autonomen Sowjetrepublik innerhalb der Russischen Sozialistischen Foderativen Sowjetrepublik RSFSR Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde der tschetschenischen Bevolkerung Kollaboration mit den Invasoren vorgeworfen weshalb sie durch die Miliz und dem NKWD der Sowjetunion nach Zentralasien deportiert wurde Im Rahmen dieser Umsiedlungen wurde die Tschetscheno Inguschische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik 1944 aufgelost Erst mit der Ruckkehr der tschetschenischen Bevolkerung 1956 wurde die Autonome SSR 1957 wiederhergestellt 4 Noch vor Auflosung der Sowjetunion am 26 Dezember 1991 erklarte der tschetschenische Prasident Dschochar Dudajew am 1 November 1991 die Unabhangigkeit seines Landes Die russische Regierung in Moskau unterstutzte in der Folge zunachst die politischen Gegner Dudajews und verstarkte ihre Truppen an den Grenzen zu Tschetschenien Siehe Geschichte Tschetscheniens Zerfall der Sowjetunion Geschichte Russlands Russische Foderation Russisch Tschetschenischer KonfliktKriegsverlauf Bearbeiten nbsp Ausgebrannter russischer BMP nbsp Tschetschenische Kampfer mit einem zur Notlandung gezwungenen russischen Mil Mi 8 nbsp Getotete tschetschenische Kampfer Grosny Januar 1995Am 29 November 1994 beschloss der Sicherheitsrat der Russischen Foderation unter seinem Ersten Sekretar Oleg Lobow ohne Konsultation der ubrigen Institutionen die Intervention in Tschetschenien Am 11 Dezember 1994 erteilte Prasident Boris Jelzin schliesslich den Befehl zur militarischen Intervention obwohl der tschetschenische Prasident Dudajew Verhandlungsbereitschaft signalisiert hatte 5 Die tschetschenischen Separatisten waren gut bewaffnet Als die im Land befindlichen sowjetischen russischen Streit und Sicherheitskrafte nach dem Zerfall der Sowjetunion unter massiven Druck der tschetschenischen Regierung und diverser weiterer Krafte geraten waren zogen sie bis Mitte 1992 unter Zurucklassung des Grossteils ihrer Ausrustung darunter gepanzerte Fahrzeuge Artilleriesysteme und uber 20 000 automatische Waffen ab Das sichere Geleit wurde zuletzt sogar mit Verteidigungsminister Gratschow ausgehandelt 6 Auf der anderen Seite waren die russischen Streitkrafte generell kaum fur den Einsatz in einem internen Konflikt zu motivieren Weder der Generalstab noch der Militarbezirk Nordkaukasus waren wirklich in die Planung einbezogen was zur Verwirrung beitrug Fuhrende und prominente Militars wie Boris Gromow und Alexander Lebed waren gegen den Krieg Er wurde allgemein als Aktion gesehen die Geheimdienstchef Stepaschin und Verteidigungsminister Gratschow aus eigensuchtigen politischen Motiven vorantrieben Der stellvertretende Kommandeur der Landstreitkrafte General Eduard Worobjow sollte das Kommando ubernehmen Er verweigerte jegliche Verantwortung und wurde entlassen Weitere hunderte oppositionelle Offiziere wurden 1994 95 entlassen disziplinar bestraft oder schieden selbst aus der Armee aus 7 Die Invasion Tschetscheniens begann am 11 Dezember 1994 in drei Kolonnen die von Westen Inguschetien Osten Dagestan und Norden angreifen sollten Der Vormarsch aus dem Westen wurde durch passiven zivilen Widerstand verzogert Die ostliche Invasion musste sich nach Norden verschieben Es waren zunachst uber 20 000 Mann der Armee und des Innenministeriums bereitgestellt Die Armee darunter kurz zuvor aus Deutschland abgezogene Soldaten konnte zu einem grossen Teil nur zusammengesetzte Verbande ohne inneren Zusammenhalt aufbieten In der Folge wurden weitere kombinierte Verbande aus ganz Russland darunter vor allem Luftlandetruppen und auch Marineinfanterie Anfang Januar 1995 rund 40 000 Mann herangezogen 8 Bis 26 Dezember erreichten alle drei Kolonnen die Vororte Grosnys Bereits vor dem Eintreffen von Verstarkungen begann zur Jahreswende 1994 95 der russische Angriff auf die Hauptstadt der zunachst unter schweren Verlusten im Strassenkampf scheiterte Die russische Armee verlor 424 Panzerfahrzeuge 9 Nach zweimonatigen Kampfen konnte die Stadt eingenommen werden Bei der Belagerung der Stadt im Januar 1995 starben nach Schatzungen etwa 25 000 Menschen durch tagelangen Artilleriebeschuss Proteste im Ausland losten insbesondere die offenbar wenig gezielten Luftangriffe aus die massive Zerstorungen zur Folge hatten und deren uberwiegende Opfer Zivilisten waren darunter ein bedeutender Anteil russischer Staatsburger 10 Bis zum April 1995 konnte die russische Armee rund 80 Prozent des tschetschenischen Gebietes unter ihre Kontrolle bringen Die grosstenteils nur unzureichend ausgerusteten und ausgebildeten russischen Truppen viele davon Wehrpflichtige fanden sich in einem Guerillakrieg wieder Teile der Armee wurden demoralisiert Die tschetschenischen Separatisten wurden zudem von islamistischen Mudschahedin aus verschiedenen arabischen Landern unterstutzt ebenso wie von Freiwilligen der UNA UNSO einer anti russischen rechtsnationalistischen Gruppierung aus der Ukraine Die Anhanger Dudajews verfolgten die Guerillataktik weiter Am 14 Juni 1995 brachten Freischarler unter Fuhrung von Schamil Bassajew bei der Geiselnahme von Budjonnowsk ein Krankenhaus in ihre Gewalt und verschanzten sich dort mit 1000 Geiseln Nach vergeblichen Versuchen das Hospital zu sturmen ging die russische Regierung auf die Forderungen der Gegner ein und sicherte ein sofortiges Ende der Militaraktionen den Beginn von Friedensgesprachen und freien Abzug zu Unter der Schirmherrschaft der OSZE begannen in Moskau Verhandlungen die mit der Unterzeichnung eines Militarabkommens am 30 Juli 1995 endeten Es sah den Verzicht auf weitere Kampfhandlungen die Entwaffnung der Tschetschenen sowie die Reduzierung der russischen Truppen in Tschetschenien auf 6000 Mann vor Der am 2 August 1995 in Kraft getretene Waffenstillstand war nicht von Dauer die tschetschenischen Separatisten unterstrichen ihre Unabhangigkeitsanspruche mit neuen Angriffen So drangen sie unter der Fuhrung von Salman Radujew am 9 Januar 1996 in ein Krankenhaus in Kisljar ein und besetzten wenige Tage nach der Geiselnahme das dagestanische Dorf Perwomaiskoje Die russische Regierung beantwortete diese Kampfhandlungen wiederum mit Gewalt 5000 Soldaten und 80 Panzer zerstorten das Dorf 78 Menschen starben bei den Kampfen Der tschetschenische Rebellenchef Dudajew wurde am Abend des 21 April 1996 in der Nahe des Dorfes Gechi Tschu getotet Offiziellen Stellungnahmen zufolge wurde er wahrend eines Telefonats durch einen gezielten Angriff mit einer ballistischen Rakete vom Typ SS 21 Scarab todlich verletzt Im Sommer 1996 standen im Militarbezirk Nordkaukasus unter dem Kommando der 58 Armee etwa 65 000 Mann an russischen Streit und Sicherheitskraften fur den Krieg in Tschetschenien zur Verfugung 11 Vor der Prasidentschaftswahl in Russland am 16 Juni 1996 einigte man sich auf ein Waffenstillstandsabkommen Es wurde zunachst von beiden Seiten nicht eingehalten Im August 1996 handelte der russische General Alexander Lebed mit dem Chef der tschetschenischen Ubergangsregierung Aslan Maschadow ein neues Waffenstillstandsabkommen aus das auch den Abzug der russischen Truppen aus Tschetschenien beinhaltete Abkommen von Chassawjurt Maschadow hatte im August 1996 mit 5000 Kampfern die von der russischen Armee kontrollierte Stadt Grosny zuruckerobert Der Krieg hatte damit fur die russische Seite eine ungunstige Wende genommen In dem fast zweijahrigen Krieg starben laut Schatzungen mindestens 80 000 Menschen Beide Seiten begingen Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen Weitere Entwicklung BearbeitenDie russische Armee wurde im russischen Volk vorher als schlagkraftig empfunden nach dem Krieg hatte sich das Bild der Armee in der Bevolkerung jedoch verschlechtert Die Schuld am Scheitern wurde zu grossen Teilen Boris Jelzin zugeschoben was ein weiterer Faktor fur seine zunehmende Unbeliebtheit wurde Die tschetschenischen Rebellen unter Dudajew hatten wahrenddessen eine breite Unterstutzung in der Bevolkerung 12 Im Herbst und gegen Jahresende 1996 wurden mehrere Bombenanschlage auf Einrichtungen der russischen Armee in Dagestan und im weiteren Umkreis Tschetscheniens verubt Anfang Januar 1997 war der Abzug der russischen Truppen abgeschlossen Ende Januar fanden in Tschetschenien Parlaments und Prasidentenwahlen statt aus denen Maschadow als Staatschef hervorging am 12 Mai 1997 unterzeichneten Jelzin und Maschadow einen formellen Friedensvertrag Der umstrittene politische Status Tschetscheniens wurde allerdings in diesem Vertrag nicht geklart sondern auf den 31 Dezember 2001 verschoben Am 22 Dezember 1997 griff eine multi ethnische Gruppe eine russische Kaserne in Gerlakh bei Buinaksk an und zerstorte dabei nach eigenen Angaben mehrere Panzer 13 Drei Zivilisten verloren bei dem Angriff ihr Leben Seit dem 7 August 1999 eskalierte die Lage erneut Rund 400 tschetschenische Freischarler unter dem Kommando Schamil Bassajews und des arabischen Islamisten Ibn al Chattab griffen die Nachbarrepublik Dagestan unter anderem im Rajon Botlich an In Kampfen siehe Dagestankrieg bis zum 26 August 1999 kamen uber 70 russische Soldaten ums Leben 259 wurden verwundet Am 5 September 1999 griffen rund 2000 tschetschenische Rebellen unter Bassajew und al Chattab erneut Dagestan an und toteten im Rajon Nowolakskoje bis 15 September mehrere hundert Menschen Nachdem die Situation in Dagestan schon eskaliert und es zu intensiven kriegerischen Auseinandersetzungen gekommen war verubten Attentater in Russland im September Sprengstoffanschlage auf Wohnhauser in Moskau und anderen Stadten bei denen mehrere Hundert Menschen ums Leben kamen Die Urheber dieser Anschlage wurden nie ermittelt Der fruhere KGB und FSB Mitarbeiter der spater vergiftete Alexander Litwinenko behauptete mehrfach die Anschlage seien vom russischen Geheimdienst FSB verubt oder angestiftet worden um einen Vorwand fur einen zweiten Tschetschenienkrieg zu liefern und den Prasidentenwahlkampf Wladimir Putins zu unterstutzen 14 Siehe auch BearbeitenUnion der Komitees der Soldatenmutter Russlands Zweiter TschetschenienkriegLiteratur BearbeitenSultan Jaschurkaew Auf Splitter gekratzt Grosny 1995 Tagebuch aus Tschetschenien Ubersetzt von Marianne Herold und Ruslan Bazgiew Kitab Verlag Klagenfurt Wien 2008 ISBN 978 3 902585 21 9 Hans Krech Der russische Krieg in Tschetschenien 1994 1996 Ein Handbuch Berlin Verlag Dr Koster 1997 Bewaffnete Konflikte nach dem Ende des Ost West Konfliktes Bd 3 2 unveranderte Auflage 2000 Heiko Sauer Niklas Wagner Der Tschetschenien Konflikt und das Volkerrecht Tschetscheniens Sezession Russlands Militarinterventionen und die Reaktionen der Staatengemeinschaft auf dem Prufstand des internationalen Rechts In AVR Bd 45 2007 S 53 83 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erster Tschetschenienkrieg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zum Zweiten Tschetschenienkrieg Memento vom 11 Februar 2008 im Internet Archive des Fachbereichs Sozialwissenschaften der Universitat Hamburg TAZ vom 25 Mai 2004 Der Frieden hat in Grosny keine Chance La premiere guerre de Tchetchenie par Paul Labarique Infantry Magazine von Adam Geibel Memento vom 21 Juni 2004 im Internet Archive englisch Einzelnachweise Bearbeiten http www regnum ru news 588687 html Alla Tuchkova Soldatskie materi progolosuyut za mir Gregory Fremont Barnes Hrsg A History of Counterinsurgency 2 volumes Praeger Security International Verlag ABC CLIO 2015 ISBN 978 1 4408 0425 0 Seite 351 http www bbc com news world europe 18188085 Rudiger Dingemann Westermann Lexikon Krisenherde der Welt Konflikte und Kriege seit 1945 Westermann Braunschweig 1996 ISBN 3 07 509516 8 S 646 Anatol Lieven Chechnya Tombstone of Russian Power Yale University Press New Haven and London 1999 pb ed S 64 65 Anatol Lieven Chechnya Tombstone of Russian Power Yale University Press New Haven and London 1999 pb ed S 105 106 Pavel K Baev The Russian Army in a Time of Troubles SAGE Publications London Thousand Oaks New Delhi 1996 S 143 44 Ilya Shaydurov Russische Nahkampfmittel Typen Technik Daten 1 Auflage Motorbuch 2017 ISBN 978 3 613 03974 2 S 154 Florian Angerer Der konventionelle Enthauptungsschlag im Kontext moderner Kriege politische wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte Strategie und Konfliktforschung vdf Hochschulverlag AG 2010 ISBN 978 3 7281 3316 8 Seite 166 International Institute for Strategic Studies The Military Balance 1996 97 London 1996 S 104 Quellen Neue Zurcher Zeitung Landeszentrale fur politische Bildung Baden Wurttemberg Deutschlandfunk Dodge Billingsley Fangs of the Lone Wolf Chechen Tactics in the Russian Chechen War 1994 2009 Helion amp Company Solihull 2013 ISBN 978 1 909384 77 4 S 3 Alexander Litvinenko Yuri Felshtinsky Blowing up Russia Terror from Within S P I Books New York 2002 ISBN 1 56171 938 2 Normdaten Sachbegriff GND 4455442 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erster Tschetschenienkrieg amp oldid 235152325