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Der Russisch Tschetschenische Konflikt ist ein oft bewaffneter jahrhundertealter Konflikt zwischen den russischen fruher den sowjetischen und verschiedenen nationalistischen und islamischen tschetschenischen Kraften Die formalen Feindlichkeiten gehen auf das Jahr 1785 zuruck wahrend die Elemente des Konflikts weiter zuruckverfolgt werden konnen 1 2 Das Russische Reich hatte zunachst wenig Interesse am Nordkaukasus selbst ausser als Verbindungsstuck zu seinem Verbundeten Georgien und seinen Feinden den Persern und Osmanen aber die durch die russischen Aktivitaten in der Region ausgelosten wachsenden Spannungen fuhrten zu einer Revolte von Tschetschenen gegen die russische Prasenz 1785 gefolgt von weiteren Zusammenstossen und dem Ausbruch des Kaukasuskriegs 1817 Russland gelang es erst 1862 die tschetschenischen Rebellen zu unterwerfen Wahrend des Russischen Burgerkriegs lebten die Tschetschenen und andere Kaukasusvolker einige Jahre in Unabhangigkeit bevor sie 1921 sowjetisiert wurden Wahrend des Zweiten Weltkriegs sahen die Tschetschenen die deutsche Invasion als Gelegenheit fur einen Aufstand gegen das Sowjetregime Als Reaktion darauf wurden sie massenweise nach Zentralasien deportiert wo sie zu bleiben bis 1957 gezwungen waren Der neueste Konflikt zwischen den Russen und Tschetschenen fand in den 1990er Jahren statt Als die Sowjetunion zerfiel erklarten die tschetschenischen Separatisten 1991 die Unabhangigkeit Ende 1994 brach der Erste Tschetschenienkrieg aus die russischen Streitkrafte zogen sich aus der Region zuruck 1999 begannen die Kampfe erneut und endeten im darauffolgenden Jahr die russischen Streitkrafte ubernahmen die Kontrolle uber Tschetschenien Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Tschetschenischer Konflikt mit dem Russischen Reich 2 1 Rebellion des Scheich Mansur und Folgen 1785 1817 2 2 Kaukasuskrieg 1817 1864 3 Russischer Burgerkrieg und sowjetische Zeit 3 1 Zweiter Weltkrieg 4 Postsowjetische Zeit 4 1 Tschetschenienkriege 4 2 Tschetschenischer Aufstand ab dem Jahr 2000 5 Bibliographie 6 EinzelnachweiseUrsprung BearbeitenDer Nordkaukasus eine Bergregion zu der Tschetschenien gehort liegt in der Nahe von wichtigen Handels und Kommunikationswege zwischen Russland und dem Mittleren Osten deren Kontrolle seit Jahrhunderten zwischen mehreren Machten umstritten sind Russlands Einstieg in die Region folgte der Eroberung durch den Zaren Iwan des Schrecklichen der Khanate Kasan und Astrachan der Goldenen Horde 1556 was einen langen Kampf um die Macht uber den Kaukasus gegen andere zeitgenossische Machte darunter das Perserreich das Osmanische Reich und das Khanat der Krim ausloste Die inneren Zwistigkeiten hinderten Russland seine Herrschaft in der Region bis zum 18 Jahrhundert auszudehnen allerdings begannen die mit den Russen verbundeten Kosaken sich nach den Eroberungen Iwans in den Ebenen im Norden des Kaukasus niederzulassen was Spannungen und gelegentliche Zusammenstosse mit den Tschetschenen hervorrief die sich zu diesem Zeitpunkt wegen der abtraglichen Klimaveranderungen in ihren traditionellen Bergregionen zunehmend in den Ebenen niederliessen 1774 gelangte die Kontrolle uber Ossetien und damit uber den strategisch wichtigen Darialpass von den Osmanen an Russland Einige Jahre spater 1783 unterzeichnete Russland den Vertrag von Georgijewsk mit dem Konigreich Georgien der Georgien eine von feindlichen muslimischen Landern eingekreiste christliche Enklave zum russischen Protektorat machte Um ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfullen begann Katharina die Grosse Kaiserin Russlands den Bau der Georgischen Heerstrasse uber den Darialpass zusammen mit einer Reihe von Festungen zum Schutz des Durchgangs Allerdings stellten sich die Tschetschenen die diese Streitkrafte als eine Intervention in die traditionellen Territorien der Bergbewohner und eine potenzielle Bedrohung erachteten diesen Aktivitaten entgegen Tschetschenischer Konflikt mit dem Russischen Reich BearbeitenRebellion des Scheich Mansur und Folgen 1785 1817 Bearbeiten Zu diesem Zeitpunkt begann Scheich Mansur ein tschetschenischer Imam eine gereinigte Version des Islam zu predigen und die verschiedenen Volker des Kaukasus anzuspornen sich unter dem Banner des Islam zu vereinigen um sich vor neuen fremden Invasionen zu schutzen Seine Tatigkeit wurde von den Russen als Bedrohung ihrer Interessen in der Region erachtet 1785 wurde eine Truppe gesandt ihn gefangen zu nehmen Dies gelang nicht stattdessen wurde sein verlassenes Heimatdorf niedergebrannt Auf dem Ruckweg wurde die russische Truppe durch Anhanger Mansurs in einen Hinterhalt gelockt und vernichtet was den ersten tschetschenisch russischen Krieg ausloste Der Krieg dauerte mehrere Jahre wobei Mansur in erster Linie Guerillataktiken verwandte und die Russen bis zur Gefangennahme Mansurs 1791 Strafeinfalle gegen tschetschenische Dorfer durchfuhrten Mansur starb 1794 in Gefangenschaft 1801 annektierte Russland formell Georgien was die Verpflichtung Russlands in der Region verstarkte In den folgenden Jahren gab es vermehrt Angriffe geringen Ausmasses und Angriffe aus dem Hinterhalt durch tschetschenische Kampfer gegen die russischen Streitkrafte die durch den Kaukasus verlagert wurden Diese veranlassten die Russen drastischere Mittel zu erwagen zumal zwei substanzielle militarische Expeditionen in tschetschenischem Gebiet beide besiegt wurden Diese wurden jedoch wegen der Invasion Russlands durch Napoleon 1812 verschoben Kaukasuskrieg 1817 1864 Bearbeiten Hauptartikel Kaukasuskrieg 1817 1864 Nach der Niederlage der franzosischen Truppen Napoleons in Russland im Krieg 1812 richtete der Zar Alexander I wieder seine Aufmerksamkeit auf den Kaukasus und beauftragte einen seiner beruhmtesten Generale Alexei Jermolow mit der Befriedung des Kaukasus die Jermolow ab 1817 begann Seine brutale Taktiken einschliesslich Wirtschaftskrieg Kollektivbestrafung und Deportationen waren zunachst erfolgreich wurden dann aber als kontraproduktiv angesehen da sie den russischen Einfluss auf die tschetschenische Gesellschaft und Kultur praktisch beendeten und eine dauerhafte Feindschaft der Tschetschenen hervorriefen Jermolow wurde 1827 das Kommando entzogen Zu einer vorubergehenden Wende im Konflikt kam es 1828 als der Aware Imam Schamil die Bewegung des Muridismus begrundete 1834 einte er die Volker des Nordkaukasus unter dem Islam und erklarte Russland den Heiligen Krieg 1845 toteten Schamils Truppen Tausende russische Soldaten und drei Generale in der Schlacht von Dargo was die russischen Truppen zum Ruckzug zwang Wahrend des Krimkriegs von 1853 1856 unterstutzten die Tschetschenen das Osmanische Reich gegen Russland Jedoch schwachten die internen Stammeskonflikte Schamil Er wurde 1859 gefangen genommen Der Krieg endete formal 1862 als Russland den Tschetschen und anderen ethnischen Gruppen des Kaukasus Autonomie versprach Jedoch wurden Tschetschenien und das umliegende Gebiet inklusive des Nordens Dagestans Russland als Oblast Terek angegliedert Russischer Burgerkrieg und sowjetische Zeit BearbeitenNach der Russischen Revolution grundeten die Bergvolker des Nordkaukasus die Bergrepublik Sie bestand bis 1921 als sie gezwungen wurden die sowjetische Herrschaft zu akzeptieren Josef Stalin fuhrte die Verhandlungen mit den Fuhrungspersonlichkeiten des Kaukasus 1921 personlich durch und versprach eine starke Autonomie innerhalb des sowjetischen Staates Die Sowjetische Gebirgsrepublik wurde in jenem Jahr geschaffen hatte aber nur bis zu ihrer Aufteilung in sechs Republiken 1924 Bestand Die Tschetscheno Inguschische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik entstand 1934 Zusammenstosse zwischen den Tschetschenen und der Sowjetbehorden brachen Ende 1920 wahrend der Zwangskollektivierung aus Sie verringerten sich Mitte der 1930er Jahre als die ortlichen Fuhrungspersonlichkeiten verhaftet oder getotet wurden Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Nach dem deutschen Uberfall auf die Sowjetunion 1941 schlossen sich sowjetischen Quellen zufolge die Tschetschenen der Wehrmacht an auch wenn diese Behauptung angesichts der geringen vorhandenen Belege fraglich ist Im Januar 1943 begann der deutsche Ruckzug und die sowjetische Regierung diskutierte uber Deportationen weit entfernt der tschetschenischen und inguschischen Heimat Im Februar 1944 wurden unter dem direkten Kommando Lawrenti Berias eine halbe Million Tschetschenen und Inguschen aus ihren Hausern entfernt und zwangsweise in Zentralasien angesiedelt Sie wurden in Arbeitslager in Kasachstan und Kirgisistan verschleppt Nach dem Tod Stalins 1953 ubernahm Nikita Chruschtschow die Macht und prangerte in einer Geheimrede seinen Vorganger an 1957 wurde den Tschetschenen erlaubt in ihre Heimat zuruckzukehren Die Tschetscheno Inguschische ASSR wurde wiedergegrundet Postsowjetische Zeit BearbeitenSpatestens seit dem Ende des Ersten Tschetschenienkrieges war ein klar erkennbarer Wahrnehmungswandel auf beiden Konfliktseiten zu beobachten Wahrend sich die Tschetschenen Anfang der 1990er Jahre den nationalen Freiheitskampf gegen Russland ohne konfessionellen Bezug auf die Fahnen geschrieben hatten ruckte ab 1996 die radikale Islamisierung in den Vordergrund der medialen Berichterstattung was zur generellen Assoziierung der Muslime in Russland mit Terrorismus fuhrte 3 Tschetschenienkriege Bearbeiten Hauptartikel Erster Tschetschenienkrieg und Zweiter Tschetschenienkrieg 1991 erklarte Tschetschenien seine Unabhangigkeit als Tschetschenische Republik Itschkerien Nach einigen Quellen verliessen zwischen 1991 und 1994 zigtausende Angehorige nichttschetschenischer Ethnien uberwiegend Russen Ukrainer und Armenier die Republik inmitten von Berichten uber Gewalt und Diskriminierung der nichttschetschenischen Bevolkerung 4 Andere Quellen identifizieren die Abwanderung nicht als wesentlichen Faktor der Ereignisse stattdessen weisen sie auf die sich verschlechternde Situation in Tschetschenien die aggressive Politik des tschetschenischen Prasidenten Dschochar Dudajew und die innenpolitischen Ambitionen des russischen Prasidenten Boris Jelzin hin Das russische Heer eroberte Grosny 1994 jedoch zogen sich nach zwei Jahren intensiven Kampfes die russischen Truppen gemass dem Abkommen von Chassawjurt aus Tschetschenien zuruck Tschetschenien bewahrte bis 1999 eine De facto Unabhangigkeit 1999 drangen die Streitkrafte der russischen Regierung in Tschetschenien ein als Reaktion auf die Invasion in Dagestan durch tschetschenische islamische Krafte Anfang 2000 wurde die Stadt Grosny durch die Kampfhandlungen fast vollig zerstort und Tschetschenien unter russische Kontrolle gebracht Laut Norman Naimark besagen ernstzunehmende Belege dass die russische Regierung Plane erarbeitete die Tschetschenen die Mitte der 1990er Jahre den Krieg verloren hatten zu deportieren 5 Tschetschenischer Aufstand ab dem Jahr 2000 Bearbeiten Seit Ende des Zweiten Tschetschenienkriegs im Mai 2000 geht ein Aufstand niedriger Intensitat weiter insbesondere in Tschetschenien Inguschetien und Dagestan Den russischen Sicherheitskraften gelang es einige ihrer Fuhrungspersonlichkeiten wie Schamil Bassajew zu toten 6 Nach dessen Tod ubernahm Doku Umarow die Fuhrung der Rebellenkrafte im Nordkaukasus 7 Umarow grundete 2007 das Kaukasus Emirat eine islamistische Terrororganisation die seit 2015 von Mohammed Suleymanow kommandiert wird 8 Durch die Grundung des Kaukasus Emirates kam es zu einer internen Spaltung da Achmed Chalidowitsch Sakajew der Ministerprasident der tschetschenischen Exilregierung die Organisation ablehnt Radikale Muslime aus Tschetschenien und anderen Republiken des Nordkaukasus waren fur eine Serie von Terroranschlagen in ganz Russland verantwortlich 9 insbesondere Attentate in Russland seit 1999 10 die Geiselnahme in einem Theater in Moskau 2002 11 die Geiselnahme von Beslan 2004 die Anschlage auf die Moskauer Metro 2010 12 und der Terroranschlag am Flughafen Moskau Domodedowo 2011 13 Bibliographie BearbeitenJohn B Dunlop Russia Confronts Chechnya Roots of a Separatist Conflict Cambridge University Press Cambridge 1998 ISBN 978 0 521 63619 3 Patrick James Evolutionary Theory and Ethnic Conflict Hrsg Goetze David Praeger Westport Connecticut 2001 ISBN 978 0 275 97143 4 Daniel R Kempton Unity or Separation Center Periphery Relations in the Former Soviet Union Hrsg Terry D Clark Praeger 2001 ISBN 978 0 275 97306 3 Charles King The Ghost of Freedon A History of the Caucasus Oxford University Press Oxford 2008 ISBN 978 0 19 517775 6 Rajan Kumar Ethnicity Nationalism and Conflict Resolution A Case Study of Chechnya Hope India Gurgaon 2006 ISBN 978 81 7871 119 5 Jeronim Perovic Der Nordkaukasus unter russischer Herrschaft Geschichte einer Vielvolkerregion zwischen Rebellion und Anpassung Bohlau Koln Wien Weimar 2015 ISBN 978 3 412 22482 0 Robert W Schaefer The Insurgency in Chechnya and the North Caucasus From Gazavat to Jihad ABC CLIO 2010 ISBN 978 0 313 38634 3 S 49 61 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Richard H Shultz Insurgents Terrorists And Militias The Warriors of Contemporary Combat Columbia University Press New York 2006 ISBN 978 0 231 12982 4 Sebastian Smith Allah s Mountains The Battle for Chechnya Tauris Parke Paperbacks 2005 ISBN 978 1 85043 979 0 Robert Bruce Ware Chechnya From Past to Future Hrsg Richard Sakwa Anthem Press London 2005 ISBN 1 84331 165 8 A Multitude of Evils Mythology and Political Failure in Chechnya S 79 115 Christian Paul Osthold Politik und Religion in Nordkaukasien Das Verhaltnis von Islam und Widerstand am Beispiel von Tschetschenen und Inguschen 1757 1961 Reichert Wiesbaden 2019 ISBN 978 3 95490 397 9 Einzelnachweise Bearbeiten Chronology for Chechens in Russia University of Maryland archiviert vom Original am 20 Dezember 2013 abgerufen am 12 Oktober 2017 Chechnya Narrative PDF University of Southern California archiviert vom Original am 2 September 2016 abgerufen am 12 Oktober 2017 Russian military involvement into the Caucasus started early in the 18th century and in 1785 1791 the first major rebellion in Chechnya against the imperial rule took place Halbach Uwe Islam in Russland Hrsg Pleines Heiko Schroder Hans Henning Landerbericht Russland Band 1066 Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 2010 ISBN 978 3 8389 0066 7 S 462 f O P Orlov V P Cherkassov Rossiya Chechnya Cep oshibok i prestuplenij Memorial abgerufen am 12 Oktober 2017 russisch Norman M Naimark Fires of Hatred Ethnic Cleansing in Twentieth century Europe Harvard Univ Press Cambridge Mass 2002 ISBN 978 0 674 00994 3 S 106 Robert Parsons Basayev s Death Confirmed Radio Free Europe Radio Liberty abgerufen am 8 Juli 2006 Bill Rogio US designates Caucasus Emirate leader Doku Umarov a global terrorist Long War Journal 25 Juni 2010 abgerufen am 10 Juli 2013 After Basayev s death in 2006 the Chechen and Caucasus jihadists united under the command of Doku Umarov one of the last remaining original leaders of the Chechen rebellion and a close associate of al Qaeda http www rferl org content north caucasus insurgency selects new leader 27043027 html Carol Williams A history of terrorism out of Chechnya Los Angeles Times abgerufen am 19 April 2013 Gregory Feifer Ten Years On Troubling Questions Linger Over Russian Apartment Bombings In RFE RL Abgerufen am 9 September 2009 Artem Krechetnikov Moscow theatre siege Questions remain unanswered In BBC News Abgerufen am 24 Oktober 2012 Chechen rebel claims Moscow attacks In al Dschasira Abgerufen am 31 Marz 2010 Chechen warlord Doku Umarov admits Moscow airport bomb In BBC News Abgerufen am 8 Februar 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Russisch Tschetschenischer Konflikt amp oldid 236222185