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Dieser Artikel beschaftigt sich mit dem dagestanischen Volk der Laken Fur die den sudkurdischen Dialekt Leki sprechende Bevolkerung im Iran siehe Lak Die Laken Eigenbezeichnung Lak Laḳ oder Lakku chu Laḳḳu cu veraltet Ghazi Qumuq aus dem Russischen ubernommen auch Kazi Kumuk sind ein Volk in der russischen Teilrepublik Dagestan Hauptsprachgebiet der Laken in KaukasienJunge Lakin in traditioneller Kleidung 1883Die Laken stellen 5 6 der Bevolkerung Dagestans 161 276 Menschen 1 und bilden dort die funftgrosste Ethnie nach Awaren Darginern Kumyken und Lesgiern Sie leben traditionell im Zentral Sudgebiet um das Gebirgsdorf Kumuch fruher auch nach dem kumykischen Namen Kumuk oder Kasi Kumuk genannt und als Stadt bezeichnet heute jedoch auch in anderen Regionen Dagestans wie in der Hauptstadt Machatschkala sowie in anderen Gebieten Russlands Insgesamt leben in Russland nach der Volkszahlung 2010 178 630 Laken 2 Inhaltsverzeichnis 1 Sprache und Literatur 2 Religion 3 Tradition und Siedlungsgebiet 4 Geschichte 5 Literaturauswahl 6 EinzelnachweiseSprache und Literatur BearbeitenDie Lakische Sprache hat funf sehr ahnliche Dialekte 3 und gehort zu den Nordostkaukasischen Sprachen Gemeinsam mit dem Darginischen der Sprache der Darginer und Kaitaken und Kubatschen die in Sudostdagestan leben bildet sie die Untergruppe der Lakisch Darginischen Sprachen Lakisch wurde anfangs in arabischer Schrift geschrieben 1928 wurde eine lateinische Schrift des Lakischen entwickelt die 1938 durch eine kyrillische Schrift ersetzt wurde Die Schriftsprache orientiert sich am Dialekt von Kumuch Erste Dokumente in lakischer Sprache sind seit dem 15 Jahrhundert erhalten im 18 und 19 Jahrhundert bildete sich eine breitere religiose und didaktische Literatur zu der im 19 Jahrhundert auch lakische Lyrik von mehreren in Dagestan bekannten Dichtern kam 4 In Sowjetzeiten entstand ein Grundschulwesen in lakischer Sprache und die Laken wurden vollstandig in ihrer Schriftsprache alphabetisiert 5 Weiterfuhrende Schulen und Hochschulen haben aber meist russische Unterrichtssprache auch weil das lakische Volk klein ist Daneben wurden mehrere lakischsprachige Zeitungen und Verlage gegrundet und es bildete sich eine lakischsprachige Literatur 6 Religion BearbeitenAb etwa dem 7 Jahrhundert konvertierten die Laken oft zum Christentum Kumuch wird in mittelalterlichen Quellen als Bischofssitz erwahnt Seit etwa dem 11 13 Jahrhundert konvertierten sie zum Islam 7 Christliche und judische Gruppen sind in der Region bis ins 15 Jahrhundert archaologisch nachweisbar Bei vielen kaukasischen Volkern sind vorislamische und vorchristliche Praktiken erhalten Aufgrund atheistischer Erziehung in der Sowjetunion ist ca ein Drittel der Dagestaner nicht religios Tradition und Siedlungsgebiet BearbeitenDie Laken bilden zusammen mit den Darginern die alteingesessene Bevolkerung des zentralen und ostlichen Dagestans Neben der weniger verankerten islamischen Schari a wurde das Leben von einem altuberlieferten Gewohnheitsrecht Adat bestimmt das sich zwischen den verschiedenen nordkaukasischen Volkern unterscheidet Traditionell lebten die Laken wie alle nordkaukasischen Volker in Transhumanz d h ein Teil von ihnen zog mit den Viehherden auf traditionelle Winterweiden am Rand des Gebirges Wohl als eines der ersten dagestanischen Volker bildeten die Laken eine differenzierte hierarchische Sozialstruktur heraus die aus den Schichten der Fursten bagtal oder bek Herrscher und Adelsfamilien aus den cankri teils furstlicher teils anderer Herkunft aus der grossten Gruppe der freien Bauern uzdental oder uzden aus Unfreien rayat und aus der kleinen Gruppe der Sklaven lag art bestand Parallel dazu existierten auch lakische Dorfer mit freien Stammesgesellschaften lakisch tukkum Stamme die nicht diese soziale Schichtung besassen und auch nicht direkt zum lakischen Furstentum gehorten 8 In ganz Nordkaukasien existierten ahnliche differenzierte Feudalgesellschaften und Stammesgesellschaften nebeneinander Diese vormoderne feudale Gesellschaftsstruktur wurde in Sowjetzeiten beseitigt nbsp Lakischer Bezirk in Dagestan russ Lakskij rajon 96 Laken nbsp Neulakischer Bezirk in Dagestan russ Novolakskij rajon rund 50 Laken sonst Tschetschenen und AwarenWahrend der Zeit der darginischen Vorherrschaft im 18 Jahrhundert wurden die Laken ins hohere Gebirge abgedrangt weshalb ihr Siedlungsgebiet auch Lakistan genannt heute kleiner ist als noch im Mittelalter In Lakistan lebten die Laken vorwiegend vom Handwerk Topferei Lederarbeiten Schmiedearbeiten auch Goldschmiedekunst und von der Viehzucht Der Ackerbau spielt eine geringere Rolle weil der Boden in Lakistan schlecht ist Ab 1844 siedelte die russische Verwaltung Dagestans einen Teil der lakischen Bevolkerung in ihre vormaligen Winterweidegebiete am von Kumyken besiedelten Gebirgsrand um einerseits zur besseren Kontrolle andererseits um die schlechte Ernahrungslage im alten Kerngebiet zu lindern Diese Politik wurde in der Zeit der Sowjetunion fortgesetzt Dort leben die Laken vor allem von Weinanbau und Seidenraupenzucht 9 Auch andere Volker wurden teilweise am Gebirgsrand in geschlossenen Siedlungsgebieten angesiedelt 10 Nach der stalinistischen Deportation der Tschetschenen im Februar 1944 bildete sich daneben der Neulakische Bezirk mit dem Hauptort Nowolakskoje sudwestlich von Chassawjurt der vorher als Achundow Gebiet zu Tschetschenien gehorte und lakisch besiedelt wurde Einige Laken leben in Dorfern ausserhalb des Lakischen Bezirkes und des Neulakischen Bezirkes Allerdings leben heute ca 64 der Laken in Stadten die alle nicht im Lakischen oder Neulakischen Bezirk liegen davon uber die Halfte in Machatschkala das 12 lakische Bewohner hat 11 Geschichte BearbeitenSeit etwa dem 7 Jahrhundert n Chr wird in georgischen Quellen ein Staatswesen Leki in muslimischen Quellen Lakiya genannt erwahnt das wahrscheinlich Laken aber auch Lesgier und Darginer bis uber die Gebirgsrander hinaus bewohnten Dazu kamen im 13 Jahrhundert turksprachige Teilstamme der Kyptschaken muslimischer paganer judischer und christlicher Religion die vor dem Mongolensturm fluchteten und mit der Vorbevolkerung die turksprachige Ethnie der Kumyken bildeten Kumyken und Laken bildeten danach gemeinsam das Schamchalat deren Herrscher Schamchal in Kumuch regierten und nach der Unterwerfung durch die Tataren als von der Goldenen Horde abhangiger Staat die Staatenwelt Nordostkaukasiens beherrschten Aus dem Namen der Hauptstadt Kumuk bildeten sich die Namen der Kumyken Qumuq und der Ghazi Kumyken Krieger Kumyken Laken In der Zeit der gemeinsamen Schamchale beeinflussten sich die kumykische und lakische Sprache gegenseitig nbsp Karte Kaukasiens von 1856 Etwa auf der Halfte der Karte ist im Osten das Chan a t Kasikumuck eingezeichnet Ab 1578 erhoben sich die meisten Laken und andere dagestanische Bergvolker gegen das Schamchalat das sich im 17 Jahrhundert an die von Kumyken besiedelten Gebirgsrander zuruckzog In der Folgezeit bildeten die meisten Laken einen eigenen Staat mit dem Hauptort Kumuch Ihre Herrscher nannten sich Chachlawtsch oder Chalklawtsch Plural Chachlawai was auf das arabische Lehnwort chalq خلق Schopfung Menschen und lakisch lawtsch Pl lawai herausragend zuruckgeht Die Chachlawai waren gewahlte zeitweilig erbliche Heerfuhrer im Kriegsfall Mit den kumykischen Schamchalen die verlorenes Gebiet wiedererobern wollten standen sie anfangs im Dauerkonflikt und besetzten mehrfach das restliche Schamchalat Seit Anfang des 17 Jahrhunderts gerieten die Laken aber unter die Oberhoheit der awarischen Herrscher Nutzal die meist vom Osmanischen Reich unterstutzt wurden spater unter die Oberhoheit der darginischen Herrscher Usmi die eher vom persischen Safawidenreich unterstutzt wurden Im Jahr 1642 wahlten die Laken Alibek II einen in Kumuk lebenden Nachkommen der alten Schamchale zum Anfuhrer mit dem eine Dynastie gewahlter Herrscher begann Das Lakenchanat wurde deshalb auch als Schamchalat von Kumuk oder als Schamchalat der Ghazi Kumyken bezeichnet Alibeks Enkel Tscholak Surchai Chan I beendete kurz vor dem Zusammenbruch des Safawidenreiches die darginische Oberhoheit und griff gemeinsam mit lesgischen Stammen 1720 Kachetien an und plunderte 1721 Schemacha Daraufhin eroberte der neue persische Herrscher Nadir Schah Dagestan Tscholak Surchai Chan starb 1735 gegen die Awaren 12 Seit dem Ende des 18 Jahrhunderts ging der Einfluss der Osmanen und Perser in Dagestan zuruck und der russische Einfluss nahm zu das Lakenchanat wurde 1796 russisches Protektorat also ein abhangiger Staat und nach dem Tod des Chachlawtsch Agalar 1811 von Russland aufgelost Spater beteiligten sich viele Laken am antirussischen Aufstand unter Imam Schamil Kaukasuskrieg 1817 1864 weshalb Russland als Gegengewicht das Lakenchanat wiedererrichtete nach dem Ende des Aufstandes aber 1858 wiederum aufloste In der Zeit des Russischen Burgerkrieges 1918 20 kam es in Dagestan zu heftigen Kampfen zwischen der Weissen Armee unter Denikin der Roten Armee und dagestanischen Vereinigungen wie der Autonomen Republik der Bergvolker Kaukasiens und dem Emirat Dagestan Allein ca 15 000 Laken starben in dieser Zeit 13 die Todesrate in ganz Dagestan lag bei ca 30 der Bevolkerung In sowjetischer Zeit wurde die Alphabetisierung und Bildung in der Muttersprache durchgesetzt gleichzeitig aber die Religion und feudale traditionelle Strukturen beseitigt Diese Politik die als Kulturautonomie bezeichnet wurde forderte sprachnationale Identitaten im Rahmen sowjetischer Lehren Zur Zeit des Verfalls der Sowjetunion bildeten sich auch in Dagestan Burgerrechtsbewegungen die sich oft nationalistisch orientierten Die lakische Nationalbewegung heisst Curbaz lakisch Neumond Im Jahr 1992 gab es lakisch tschetschenische Konflikte um den Neulakischen Bezirk die mit der Ansiedlungen der Tschetschenen beendet wurden was aber kumykische Proteste zur Folge hatte 14 Nationale Konflikte gingen in Dagestan Ende der 1990er Jahre zuruck Literaturauswahl BearbeitenMichael Kemper Herrschaft Recht und Islam in Daghestan Von den Khanaten und Gemeindebunden zum ǧihad Staat Wiesbaden 2005 Bernhard Geiger Tibor Halasi Kun Aert H Kuipers Karl Menges Peoples and languages of the Caucasus A synopsis Den Haag 1959 Paul Lies Ausbreitung und Radikalisierung des islamischen Fundamentalismus in Dagestan Berlin 2008 Otto Luchterhandt Dagestan Unaufhaltsamer Zerfall einer gewachsenen Kultur interethnischer Balance Hamburg 1999 Johannes Rau Politik und Islam in Nordkaukasien Skizzen uber Tschetschenien Dagestan und Adygea Wien 2002 Emanuel Sarkisyanz Geschichte der orientalischen Volker Russlands bis 1917 Munchen 1961 S 123 133 Gerhard Simon Nationalismus und Nationalitatenpolitik in der Sowjetunion von der Diktatur zur nachstalinistischen Gesellschaft Baden Baden 1986 Olga Wassilijewa Konflikte im Nordkaukasus Ursachen Perspektiven in Untersuchungen des Forschungsschwerpunktes Konflikt und Kooperationsstrukturen in Osteuropa FKKS an der Universitat Mannheim Mannheim 1995 Robert Wixman Artikel Laḳ in The Encyclopaedia of Islam New Edition EI2 Band V S 617 18 Heinz Gerhard Zimpel Lexikon der Weltbevolkerung Geografie Kultur Gesellschaft Nikol Verlagsgesellschaft mbH amp Co KG Hamburg 2000 ISBN 3 933203 84 8Einzelnachweise Bearbeiten Ergebnisse der Volkszahlung Russlands 2010 Memento des Originals vom 5 Juni 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www gks ru Excel Tabelle 7 Zeile 449 Excel Tabelle 5 Zeile 104 Memento des Originals vom 5 Juni 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www gks ru zu den Namen EI2 Bd 5 Wixman S 617 zu den Namen vgl Wixman S 618 Vgl Simon S 57 64 zur korenizacija EI2 Bd 5 S 618 Wixman S 618 spricht vom 13 Jahrhundert Sarkisyanz S 125 vom 11 Jahrhundert damals war Kumuch zeitweilig von den muslimischen Statthaltern aus Derbent besetzt Wixman EI2 5 S 618 Vgl Wixman S 618 einige nicht alle nordliche Ansiedlungen finden sich auf dieser schematischen Karte der kaukasischen Sprachen aus der Encyclopaedia Britannica nach der lakischen Website lakia net die hier die Ergebnisse der Volkszahlung 1989 zusammenfasst Abriss der dagestanischen Geschichte in Sarkisyanz S 123 133 Die Volkszahlung 1916 ermittelte rund 55 200 Laken die Volkszahlung 1926 dagegen rund 39 900 zu diesen Konflikten in den 1990er Jahren vgl Wassilijewa S 239 244 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Laken Volk amp oldid 232203622