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Die Darginer auch Darginen Eigenbezeichnung dargwa oder dargan in Literatur des 19 Jahrhunderts nach Peter Karlowitsch von Uslar als Hurkaner oder Hurkiliner bezeichnet sind ein Volk in der russischen Kaukasusrepublik Dagestan Hauptsiedlungsgebiet der Darginer in KaukasienDie Darginer bilden rund 17 der Bevolkerung dieser Republik 490 386 1 und sind somit nach den Awaren die zweitgrosste Bevolkerungsgruppe Sie leben vorwiegend in der gebirgigen Region im Suden des Landes Mit den Darginern in weiteren Regionen Russlands gibt es nach der russischen Volkszahlung von 2010 589 386 Darginer 2 Inhaltsverzeichnis 1 Sprache 2 Religion 3 Untergruppen 4 Geschichte 4 1 Darginer 4 2 Kaitaken und Kubatschen 5 Anmerkungen 6 LiteraturSprache BearbeitenDie darginische Sprache gehort zum Zweig der lakisch darginischen Sprachen in der Sprachfamilie der nordostkaukasischen Sprachen Seit dem 16 Jahrhundert wurde sie gelegentlich in arabischer Schrift geschrieben in der Zeit der Sowjetunion wurde 1928 eine lateinische Schriftsprache entwickelt die 1938 durch die kyrillische Schrift ersetzt wurde Im Gegensatz zum naher verwandten Lakischen das nur wenig variierende Dialekte kennt hat das Darginische sehr verschiedene Dialekte Man unterscheidet heute funf Hauptdialekte Urachisch nach dem Dorf Urachi bei Sergokala oder Churkilinisch Hurkilinisch daher der veraltete Name nach Uslar der diesen Dialekt in der Ortschaft Hurkili erforschte im nordlicheren Hochland Zudacharisch nach dem Dorf Zudachar auch Tzudacharisch im Sudwesten und Akuschinisch rund um das Dorf Akuscha das zur Basis der darginischen Schriftsprache wurde Dazu kommen Kubatsch in isch nach dem Dorf Kubatschi und Kaitakisch nach dem Kaitaken im heutigen Kaitagski rajon um Madschalis die fruher noch als eigene Sprachen galten siehe auch Kapitel Untergruppen 3 Einige Linguisten sehen noch einen sechsten Hauptdialekt Megebisch mit nur 1000 Sprechern Bei der Zahlung der Unterdialekte kommt man je nach Klassifikation auf elf bis 18 Unterdialekte die zum Teil untereinander schwer verstandlich sind Religion BearbeitenDie Darginer konvertierten etwa seit dem 9 11 Jahrhundert bis spatestens zum 16 Jahrhundert zum sunnitischen Islam siehe auch Islam in Russland Zuvor waren sie meist christlich evtl auch einige judische Gruppen die sich archaologisch nachweisen lassen Die sunnitischen Darginer gehoren wie die anderen sunnitischen Bewohner des Hochlandes von Dagestan zur Rechtsschule der Schafiʿiten Eine Minderheit der Darginer die Bewohner zweier Ortschaften gehoren zur schiitischen Hauptstromung der Zwolfer Schiiten als Rechtsschule auch Dschafariten genannt 4 Die Traditionen der Darginer zeigen wie bei allen Kaukasusvolkern auch vorchristliche und vorislamische Elemente Nicht alle Darginer sind religios der Anteil der Atheisten in Dagestan wird auf etwa ein Drittel geschatzt Untergruppen BearbeitenHistorisch gehoren zu den Darginern drei Untergruppen deren Dialekte sich unterschieden Die eigentlichen Darginer historisch Kara Kaitaken Schwarz Kaitaken genannt in den ebeneren ostlichen und nordlichen Gebieten die sich durch die Nahe zur Handelsstrasse uber Derbent zwischen Persien und Russland auch uberregional verbreiteten und drei bzw vier Hauptdialekte sprechen Die Kaitaken im westlichen Gebirge die sprachlich seit dem 19 Jahrhundert stark assimiliert wurden und zu denen sich in der Volkszahlung 1926 noch uber 20 000 Menschen zahlten bei der russischen Volkszahlung 2010 dagegen nur noch sieben Menschen 5 Die Kubatschen in der Ortschaft Kubatschi fruher auch Kubatscha und Umgebung im Suden des darginischen Siedlungsgebietes In der Volkszahlung 1926 bezeichneten sich noch 4900 Menschen als Kubatschen 2010 nur noch 120 6 Einige hundert Darginer meist Kaitaken und Kubatschen leben seit dem 17 Jahrhundert abseits des Hauptsiedlungsgebietes im nordlichen Aserbaidschan Die genaue Anzahl der Sprecher dort ist nicht bekannt weil die aserbaidschanische Volkszahlung im Gegensatz zur russischen die Minderheitensprachen nicht erfragte Wahrscheinlich haben viele die Mehrheitssprache der Region Aserbaidschanisch angenommen Geschichte BearbeitenDarginer Bearbeiten Die Darginer lebten seit dem Altertum in Ostdagestan und wurden im 7 Jahrhundert Vasallen der Chasaren seit etwa 737 Vasallen des arabisch muslimischen Kalifats das damals die Grenzfestung Derbent eroberte und ubernahmen in der Folgezeit allmahlich den Islam Bereits seit dem ersten Jahrtausend lassen sich darginische islamisierte Fursten mit dem Titel Usmi beobachten die anfangs vor allem die sudwestlichen Gebiete beherrschten und ursprunglich Kaitaken waren Ihr Sitz war anfangs Qalaʿ Qurais arabisch fur Burg der Koreischiten eine legendenhafte Zuschreibung nahe Kubatschi spater nahe der Ortschaft Akuscha 7 Die alteste namentliche Erwahnung der Darginer in den Quellen findet sich aus dem 10 Jahrhundert im persischsprachigen Darband nama der Stadtchronik von Derbent die heute nur noch in einer franzosischen Ubersetzung des Orientalisten Aleksandr Kazembek erhalten ist Nach den Angaben dieser Chronik lebten die Darginer und Kaitaken und Kubatschen im 10 bis 12 Jahrhundert noch eher in den ostlichen Ebenen des Vorgebirgslandes und wurden danach von den turksprachigen Kumyken ins Bergland abgedrangt Das Turkvolk der Kumyken heute die drittgrosste Ethnie in Dagestan entstand aus einer Verbindung von vor den Mongolen gefluchteten Kiptschaken Kumanen und Einheimischen 8 Nach den Mongolenzugen im 13 Jahrhundert wurden sie direkt oder indirekt von den Herrschern der Kumyken den Schamchal beherrscht Durch den erfolgreichen Aufstand der Laken gegen die Kumyken 1578 dem sich auch andere dagestanische Bergvolker anschlossen wurden auch die Darginer unabhangig Vom Ende des 16 Jahrhunderts bis in Anfang des 18 Jahrhunderts war das darginische Usmijat unter persischer Oberhoheit wichtigste Regionalmacht im dagestanischen Bergland wurde aber 1715 von den Laken unterworfen In diese Zeit der Dominanz der darginischen Usmis fallt auch eine Ausdehnung des darginischen Siedlungsgebietes nach Norden wodurch die Laken ins hohere Gebirge und die Kumyken in die Ebene abgedrangt und voneinander raumlich isoliert wurden Neben dem Herrschaftsgebiet der Usmis gab es traditionell vier unabhangige freie Gemeinschaften arab dschamaʿ genannt aus Klans bzw Gemeinden zu denen nach der Zerschlagung des Usmijats durch die russische Armee im 19 Jahrhundert noch sechs weitere kamen 9 nbsp Karte Kaukasiens 1856 Das Darginergebiet wird etwa auf der Halfte der Karte nahe der Ostkuste als Kaitach und Geb irge Kaitach also Kaitaken und Kara Kaitaken skizziert Auch Akuscha und Kuwel schi Kubatschi sind eingezeichnet Nach der Niederlage gegen die Laken 1715 nunmehr im Bundnis mit ihnen besiegten die Darginer unter Usmi Ahmed Khan II die Awaren und eroberten gemeinsam mit den Laken die Region Schirwan im heutigen Aserbaidschan was den persischen Herrscher Nadir Schah zum Gegenangriff auf Dagestan veranlasste Diese Kriegszuge nach Transkaukasien die spater Awaren und v a Lesgier fortfuhrten wurden durch den Zusammenbruch des Safawidenreiches begunstigt Die Darginer unterwarfen sich anfangs Nadir beteiligten sich aber 1742 am erfolgreichen Aufstand Dagestans gegen Nadirs Besatzung Nachdem Russland um 1800 die Umgebung des dagestanischen Berglandes annektiert hatte eroberte die russische Armee 1819 das Darginergebiet Der bewaffnete Widerstand der Usmis endete erst 1826 Ein Teil der darginischen Stamme beteiligte sich daraufhin ab etwa 1838 am antirussischen Aufstand unter Imam Schamil im Grossen Kaukasuskrieg Erst 1860 konnte Russland die letzten Darginer militarisch unterwerfen Der Widerstand der Darginer gegen die Expansion der russischen Armee war vergleichsweise heftiger als bei den meisten anderen dagestanischen Volkern und wurde nur von dem der Awaren ubertroffen Auch weil ihre historischen Fursten sich nicht wie die meisten anderen dagestanischen Fursten mit Russland arrangierten sondern dagegen kampften nbsp Der langjahrige Prasident der autonomen Republik Dagestan 1983 2006 Magomedali Magomedowitsch Magomedow links im Bild neben Wladimir Putin ist Darginer In der Ara der Sowjetunion kam das Darginergebiet zur Dagestanischen Autonomen SSR innerhalb der Russischen SFSR Damals wurde eine Schriftsprache auf der Grundlage des Dialektes von Akuscha gebildet die auch fur die Sprecher anderer Dialekte darunter die Kaitaken und Kubatschen verbindlich ist und die Darginer wurden vollstandig alphabetisiert Darginisch ist heute die dritthaufigste Sprache Dagestans nach Russisch und Awarisch Einige zehntausend Darginer leben nach der Volkszahlung 2010 ausserhalb Dagestans v a in Sudrussland Im Jahre 1944 wurde ein Teil der Darginer in die Steppen Dagestans besonders in den Kisiljarer Rajon aber auch in andere Flachlandregionen bis nach Kalmuckien umgesiedelt Teilweise zur besseren Kontrolle teilweise um die schlechte Ernahrungslage im Gebirge zu beenden Wie in ganz Dagestan ist auch im Darginergebiet die Sicherheitslage zurzeit 2012 angespannt In den 1990er Jahren gab es nationalistische Streitfragen und Zusammenstosse zwischen den zahlreichen Volkern Dagestans die aber danach an Bedeutung verloren Parallel bildete sich in den letzten 20 Jahren langsam ein islamistischer teilweise gewaltbereiter Untergrund dessen Anhangerschaft auf ca 15 der Bevolkerung geschatzt wird Die Gewaltspirale zwischen ihnen und Spezialeinheiten drehte sich in den letzten Jahren in Dagestan Tschetschenien und Inguschetien seit 2005 auch in Kabardino Balkarien und Nordossetien Alanien immer schneller Etwa seit Ende 2010 2011 ist aber ein Ruckgang der Gewalt zu beobachten 10 Kaitaken und Kubatschen Bearbeiten nbsp Glasurmalerei aus Kubatschi Louvre ParisDie Kaitaken und Kubatschen bildeten traditionell eigene Stammesverbande die aber haufig mit dem darginischen Stammesverband unter Fuhrung der Usmis verbundet waren Sie konvertierten erst im 13 und 14 Jahrhundert zum Islam Das Zentrum der Kubatschen der Ort Kubatschi war seit dem 15 Jahrhundert ein uberregional bekanntes Zentrum der Glasurmalerei auf Keramikkacheln und der Gold und Silberschmiedearbeiten Neben Kubatschi waren einige weitere darginische Ortschaften und uberhaupt viele Orte im Grossen Kaukasus fur ihre Kunsthandwerke beruhmt deren Erzeugnisse auch uberregional gehandelt wurden und so das Einkommen der Bergbewohner verbesserten Daneben spielt vor allem in hoheren Lagen die Viehzucht v a von Schafen Ziegen Rindern und Pferden eine Rolle Der Ackerbau ist im Kaukasusgebirge besonders in Dagestan von untergeordneter Bedeutung Im 17 Jahrhundert wanderten einige Kubatschen und Kaitaken unter der fuhrenden Familie Kaytaq ins nordliche Aserbaidschan aus und beteiligten sich hier an der Grundung der Stadt Quba die zum Zentrum des zeitweilig machtigsten aserbaidschanischen Furstentums des Khanates von Quba 1680 1806 wurde Kaitaken und Kubatschen waren stets nur eine sehr kleine Minderheit der Bevolkerung dieses Khanates Die Dialekte der Kubatschen und Kaitaken wurden nicht zu Schriftsprachen und werden deshalb seltener gesprochen Viele Kaitaken und Kubatschen sehen sich heute als Darginer Anmerkungen Bearbeiten Ergebnisse der Volkszahlung Russlands 2010 Memento des Originals vom 24 August 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www gks ru Excel Tabelle 7 Zeile 446 Excel Tabelle 5 Zeile 66 Memento des Originals vom 24 August 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www gks ru Ch Quelquejay in EI2 S 141 Ch Quelquejay in EI2 S 142 das Ẓafar nama bezeichnet noch im 15 Jahrhundert die Bewohner einer Ortschaft Aschkudscha eventuell Akuscha als Nichtmuslime Excel Tabelle 5 Zeile 67 Memento des Originals vom 24 August 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www gks ru Excel Tabelle 5 Zeile 68 Memento des Originals vom 24 August 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www gks ru Ch Quelquejay in EI2 S 141 Die Inhalte dieses Abschnittes finden sich alle in Ch Quelquejay in EI2 S 141 Ch Quelquejay in EI2 S 141 Die Namen der vier alten Bundnisgemeinschaften waren Akuscha Usala Tabun Machala Tabun und Churkili Tabun die seit dem 19 Jahrhundert dazugekommenen hiessen Keba Dargwa Kutkula Sergala Tabun Usmi Dargwa Wakun Dargwa und Tschirach Einzelnachrichten aus der Region finden sich z B auf der Seite Kawkasski Usel hier Nachrichtenteil aus Dagestan englisch siehe auch die seit 2010 gefuhrte Statistik der bekannten Toten und Verwundeten der noch andauernden Konflikte mit dem Untergrund Memento vom 12 Januar 2016 im Internet Archive Literatur BearbeitenMichael Kemper Herrschaft Recht und Islam in Daghestan von den Khanaten und Gemeindebunden zum ǧihad Staat Wiesbaden 2005 Chantal Lemercier Quelquejay Darghin in EI2 Bd II S 141 142 Otto Luchterhandt Dagestan unaufhaltsamer Zerfall einer gewachsenen Kultur interethnischer Balance Hamburg 1999 Johannes Rau Politik und Islam in Nordkaukasien Skizzen uber Tschetschenien Dagestan und Adygea Wien 2002 Emanuel Sarkisyanz Geschichte der orientalischen Volker Russlands bis 1917 S 123 133 Munchen 1961 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Darginer amp oldid 227226260