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Unter dem Begriff kaukasische Sprachen werden die Sprachen des Kaukasusgebietes zusammengefasst die dort schon vor der Einwanderung indogermanischer turkischer und semitischer Bevolkerungsgruppen gesprochen wurden Es gibt etwa 40 kaukasische Sprachen aus drei Sprachfamilien mit zusammen rund 9 Millionen Sprechern Die Lehre von den kaukasischen Sprachen wird als Kaukasistik Kaukasologie oder Kaukasiologie bezeichnet ihre Fachvertreter heissen Kaukasologen oder Kaukasiologen Ethnolinguistische Gruppen im KaukasusInhaltsverzeichnis 1 Alternative Bezeichnungen 2 Sprachgeschichtlicher Uberblick 2 1 Autochthone kaukasische Sprachen 2 2 Ausgestorbene Sprachen des Kaukasus 2 3 Die Sprachenvielfalt des Kaukasus 2 4 Heutige sprachliche Situation des Kaukasus 3 Klassifikation der kaukasischen Sprachen 3 1 Die sudkaukasischen oder kartwelischen Sprachen 3 2 Die nordwestkaukasischen oder abchasisch adygischen Sprachen 3 3 Die nordostkaukasischen oder nachisch dagestanischen Sprachen 4 Externe Beziehungen der kaukasischen Sprachen 4 1 Hurritisch und Urartaisch nordostkaukasisch 4 2 Hattisch nordwestkaukasisch 4 3 Hypothese der nostratischen und dene kaukasischen Makrofamilie 5 Gemeinsame typologische Merkmale 6 Alphabete fur kaukasische Sprachen 6 1 Georgisches Alphabet 6 2 Alwanisches Alphabet 6 3 Abchasische Alphabete 6 4 Weitere Alphabetisierungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAlternative Bezeichnungen BearbeitenAlternative Bezeichnungen fur die kaukasischen Sprachen sind ibero kaukasisch palaokaukasisch oder altkaukasisch die erstere Bezeichnung erklart sich aus der griechischen Bezeichnung Iberer fur die Bewohner des Sudkaukasus sie ist aber wegen ihres scheinbaren Bezuges zur iberischen Halbinsel missverstandlich und heute unublich Sprachgeschichtlicher Uberblick BearbeitenAutochthone kaukasische Sprachen Bearbeiten Uber die Zuwanderung von Sprechern kaukasischer Sprachen in das Kaukasusgebiet gibt es keine archaologischen und historischen Belege Sie muss also vor einem sehr langen Zeitraum erfolgt sein so dass die autochthonen Bevolkerungsgruppen ihre linguistische Identitat gegen spatere historisch belegbare Zuwanderer indogermanischer turkischer und semitischer Herkunft behaupten konnten Ausgestorbene Sprachen des Kaukasus Bearbeiten Einheimische kaukasische Volker werden in vorderasiatischen Quellen seit dem 12 Jh v Chr erwahnt Inschriftenfunde belegen dass ostlich der damaligen griechischen Hafenstadte am Schwarzen Meer in den proto georgischen Konigreichen Kolchis und Iberia wohl neben der Fruhform kartwelischer Sprachen als Lingua Franca die aramaische Sprache und die aramaische Schrift verwendet wurde Weiter sudlich mit Zentrum um den Van See und mit sudlicher Ausdehnung bis Nordsyrien befand sich von ca 1270 bis 612 v Chr das Reich Urartu In diesem wurde das mit dem Hurritischen verwandte Urartaische gesprochen die meisten urartaischen Texte sind in einer Variante der mesopotamischen Keilschrift uberliefert Die Sprachenvielfalt des Kaukasus Bearbeiten Der Kaukasus war bereits im Altertum fur seine Sprachen und Volkervielfalt bekannt Belege bei Herodot Strabo Plinius u a Die Angaben schwanken zwischen 70 und 360 Sprachen und Dialekten Als Ursache fur die Vielfalt auf engstem Raum ist sicherlich die starke Zerkluftung des Kaukasusgebiets in viele kleine schwer zugangliche Taler mit bis uber 5000 m hohen Gipfeln Elbrus verantwortlich in die sich die verschiedensten Gruppen zuruckziehen konnten und so ihre angestammten Sprachen behielten Daruber hinaus trug die geografische Situation zur Abspaltung von Dialekten bei aus denen sich nach einiger Zeit begunstigt durch erschwerte Kommunikation selbststandige Sprachen entwickelten Heutige sprachliche Situation des Kaukasus Bearbeiten Der Kaukasus gehorte bis zum Jahre 1991 ganz zur Sowjetunion und nach deren Zerfall zu den Staaten Russland Georgien Armenien und Aserbaidschan Ausser den eigentlichen kaukasischen werden heute im Kaukasusgebiet Sprachen aus drei Sprachfamilien gesprochen dem Indogermanischen Turkischen und Semitischen Das Indogermanische ist mit dem Armenischen den iranischen Sprachen Ossetisch Kurdisch Kurmandschi Zazaisch Tatisch und Talyschisch den slawischen Sprachen Russisch und Ukrainisch und dem Griechischen vertreten Die Turksprachen im Kaukasusgebiet sind Aserbaidschanisch Kumykisch Karatschai Balkarisch Nogaisch und die Sprache Urum siehe Volk der Urum Die einzigen semitischen Sprachen sind das neuostaramaische Aisor Assyrisch Neuaramaisch und das neuostaramaische Bohtan Neuaramaisch die von etwa 13 000 Menschen in Georgien und Armenien gesprochen werden Ubrig bleiben die rund 40 autochthonen kaukasischen Sprachen mit zusammen fast 9 Mio Sprechern um die es in diesem Artikel ausschliesslich geht Diese Sprachen zerfallen in uber hundert Dialekte wobei die Dialekte mancher kaukasischer Sprachen kaum wechselseitig verstandlich sind obwohl nur einige Kilometer Luftlinie zwischen ihren zu Lande schwer erreichbaren Dorfern liegen Die antiken Schatzungen mit 300 Sprachen die zunachst ubertrieben erscheinen konnten also doch nahe an der Wahrheit gelegen haben Klassifikation der kaukasischen Sprachen Bearbeiten nbsp Hauptverbreitungsgebiete der sudkaukasischen oder kartwelischen Sprachen nbsp Heutige Hauptverbreitungsgebiete der nordwestkaukasischen oder abchasisch adygischen Sprachen in Kaukasien nbsp Im 19 Jahrhundert fluchteten die meisten Sprecher abchasisch adygischer Sprachen ins Osmanische Reich in dessen Nachfolgestaaten sie bis heute leben Hier die Verbreitungsgebiete der grossten Diaspora Gruppe in der Turkei nbsp Hauptverbreitungsgebiete nordostkaukasischer oder nachisch dagestanischer Sprachen in Kaukasien Eine Minderheit lebt ebenfalls in Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches Es ist nach heutigem Forschungsstand ausserst unwahrscheinlich dass die kaukasischen Sprachen eine genetische Einheit eine Sprachfamilie bilden Die Mehrheit der Forscher geht heute von drei unabhangigen genetischen Einheiten oder kaukasischen Sprachfamilien aus die wie folgt bezeichnet werden Kartwelisch oder Sudkaukasisch Abchasisch Adygisch oder Nordwestkaukasisch Nachisch Dagestanisch oder NordostkaukasischDie sudkaukasischen Sprachen werden sudlich die nordwest und nordostkaukasischen Sprachen hauptsachlich nordlich des von Nordwest nach Sudost verlaufenden Kaukasus Hauptkamms gesprochen Manche Forscher fassen das Nordwest und Nordostkaukasische zu einer genetischen Einheit Nordkaukasisch zusammen Die fruher oft vertretene Hypothese einer Einheit aller kaukasischen Sprachen findet heute kaum noch Anhanger Einige Wissenschaftler halten neuerdings sogar die Einheit der nordostkaukasischen Sprachen fur fraglich und teilen sie in eine nachische und dagestanische Familie auf Es folgt die Klassifikation der kaukasischen Sprachen nach dem aktuellen Forschungsstand in den drei Sprachfamilien Sudkaukasisch Nordwestkaukasisch und Nordostkaukasisch Die sudkaukasischen oder kartwelischen Sprachen Bearbeiten Sudkaukasisch Kartwelisch Swanisch 35 000 Georgisch 4 Mio Sanisch Lasisch 35 000 Mingrelisch 500 000 Die nordwestkaukasischen oder abchasisch adygischen Sprachen Bearbeiten Nordwestkaukasisch Abchasisch Adygisch Abchasisch Abasinisch Abchasisch 105 000 Abasinisch 45 000 Tscherkessisch Ubychisch Tscherkessisch Kabardinisch Ost Tscherkessisch 650 000 Adygeisch West Tscherkessisch 300 000 Ubychisch Ubychisch Die nordostkaukasischen oder nachisch dagestanischen Sprachen Bearbeiten Nordostkaukasisch Nachisch Dagestanisch Nachisch Vejnachisch Tschetschenisch 1 Mio Inguschisch 230 000 Batsisch Batsisch 3 000 Dagestanisch Awarisch Andisch Didoisch Awarisch Awarisch 600 000 Andisch Achwachisch 5 000 Andisch 10 000 Bagwalalisch 6 000 Botlichisch 1 000 Godoberisch 3 000 Karatinisch 6 000 Tindisch 5 000 Tschamalalisch 6 000 Didoisch Beschtinisch 3 000 Chwarschinisch 2 000 Hinuchisch 200 Hunsibisch 2 000 Tsesisch Didoisch 15 000 Lakisch Darginisch Darginisch 370 000 Lakisch 110 000 Lesgisch Samurisch Aghulisch 20 000 Lesgisch 450 000 Rutulisch 20 000 Tabassaranisch 95 000 Tsachurisch 20 000 Schah Dagh Gruppe Buduchisch 2 000 Krysisch 6 000 Udisch Udisch 9 000 Artschinisch Artschinisch 1 000 Chinalugisch Chinalugisch 1 500 Externe Beziehungen der kaukasischen Sprachen BearbeitenWenn man von der Existenz mehrerer genetisch unabhangiger kaukasischer Sprachfamilien ausgeht sind samtliche Hypothesen die sich auf eine Verwandtschaft einer anderen Sprachfamilie mit dem Kaukasischen als Ganzem beziehen von vornherein auszuschliessen Damit konnte man 90 aller Hypothesen und Spekulationen uber externe genetische Beziehungen der kaukasischen Sprachen ohne weitere Diskussion ablehnen Dennoch sollen hier wenigstens einige der wichtigeren Vorschlage tabellarisch aufgezahlt werden um die Kreativitat zu beleuchten die diesem Thema in den letzten hundertfunfzig Jahren gewidmet wurde Forscher Jahr Hypothese SprachvergleichFranz Bopp 1847 Kartwelisch ist indogermanischFrancois Lenormant 1871 Urartaisch KaukasischArchibald Henry Sayce 1882 Urartaisch KaukasischFitz Hommel 1884 Alarodisch KaukasischVilhelm Thomsen 1899 Etruskisch KaukasischAlfredo Trombetti 1902 Afroasiatisch KaukasischH Winkler 1907 Elamisch KaukasischNikolai Jakowlewitsch Marr 1908 Semitisch KartwelischH Winkler 1909 Baskisch Altmediterran KaukasischF Bork 1924 Sumerisch KaukasischRobert Bleichsteiner 1930 Burushaski KaukasischEmil Forrer u a 1934 Hattisch WestkaukasischR Lafon 1934 Altmediterran KaukasischA Pajazat 1936 Urartaisch Sinotibetisch OstkaukasischK Bouda 1949 Baskisch KaukasischK Bouda 1950 Tibetisch KaukasischAntonio Tovar 1950 Baskisch KaukasischR Lafon 1951 52 Baskisch KaukasischK Bouda 1952 54 Burushaski KaukasischJ Braun 1954 Urartaisch KaukasischO G Tailleur 1958 Baskisch Jenisseisch KaukasischWladislaw Markowitsch Illitsch Switytsch 1964ff Kartwelisch ist nostratischM Cereteli 1966 Sumerisch KartwelischS Mufti 1978 Indogermanisch WestkaukasischIgor Michailowitsch Djakonow 1978 Hurrisch Urartaisch OstkaukasischJ Braun 1981 Baskisch KartwelischSergei Anatoljewitsch Starostin 1982 Jenisseisch NordkaukasischS A Starostin 1984 Sino Tibetisch Jenisseisch NordkaukasischS Nikolajew 1989 Nordkaukasisch gehort zum Dene KaukasischenKlimov aussert zu den meisten dieser Hypothesen Charakteristische Zuge der erwahnten Arbeiten sind ungenugende Kenntnis der Spezialliteratur ungenaue Aufzeichnung des verwendeten Materials willkurliche Gliederung der Lexeme fehlerhafte Rekonstruktion von Vorformen nicht selten auch das Operieren mit nicht echt kaukasischem Sprachmaterial Lit Klimov 1994 Die baskisch kaukasische Hypothese findet auch sonst in der seriosen kaukasologischen Vogt Dumezil Deeters und baskologischen Literatur Lacombe Etxaide Mitxelena deutliche Ablehnung das baskische etymologische Lexikon von Lopelmann verzichtet vollig auf baskisch kaukasische Gleichungen Lit Lopelmann 1968 Hurritisch und Urartaisch nordostkaukasisch Bearbeiten Hurritisch und Urartaisch wurden in einem weiten Bereich vom Irak uber Syrien bis in die Turkei und Armenien gesprochen Ihre gegenseitige Verwandtschaft gilt heute als bestatigt wobei beide aus einer gemeinsamen Quelle hervorgegangen sind I M Djakonov legte 1978 eine Arbeit uber eine Verwandtschaft des Hurritisch Urartaischen dessen genetische Einheit er massgeblich belegt hatte mit den nordostkaukasischen Sprachen vor Einige hurritisch nordostkaukasische Gleichungen Djakonovs phonetisch vereinfacht tschet tschetschenisch Hurritisch Bedeutung Nordostkaukasisch Bedeutungit gehen id tschet laufenal ay Herrin ala tschet Furstker lang q ar gross altxil sprechen xil sagensaw ala Jahr saw n Jahrseri Tag Abend seri tschet AbendDiese Hypothese wird heute als nicht unwahrscheinlich aber auch noch nicht als gesichert betrachtet Der Ansatz erscheint aber vielversprechend vor allem da durch Weiterarbeit am Proto Nordostkaukasischen und die Auswertung bisher nicht berucksichtigter Inschriftfunde des Urartaischen und Hurritischen die Frage klarbar sein sollte Dies gilt insbesondere da aufgrund erhoffter reicher Inschriftfunde bei der Mitanni Hauptstadt Washukanni erst jetzt begonnen wird sie vertiefter und nicht nur wie bisher oberflachlich zu untersuchen Hattisch nordwestkaukasisch Bearbeiten Hauptartikel Hattische Sprache Das Hattische von den Hethitern hattili genannt ist die alteste durch Texte belegte Sprache Anatoliens Ihr Verbreitungsgebiet umfasste vor dem Eindringen der indogermanischen Hethiter Palaer und Luwier ganz Zentral und Nordanatolien bis zur Schwarzmeerkuste und Teile Kappadokiens es ist um 1500 v Chr als gesprochene Sprache ausgestorben Das Hattische ist moglicherweise mit den nordwestkaukasischen Sprachen verwandt Forrer 1934 Allerdings sind die gesicherten lexikalischen Kenntnisse des Hattischen so gering dass daraus keine weitreichenden Schlusse gezogen werden konnen Oguz Soysal kommt in seiner Untersuchung zum Hattischen zum Ergebnis dass die vorgebrachten hattisch kaukasischen Wortgleichungen voreilig und verfehlt sind da sie grosstenteils auf unkorrekten Lesungen unsicheren Ermittlungen der hattischen Wortstamme falschen oder weithergeholten semantischen Interpretationen zu hattischen Wortbedeutungen und Misskombinationen beruhen 1 Hypothese der nostratischen und dene kaukasischen Makrofamilie Bearbeiten Illich Svitych und Dolgopolsky sind seit 1964 die Hauptvertreter einer sog nostratischen Makrofamilie die die Sprachfamilien Indogermanisch Uralisch Altaisch Kartwelisch Dravidisch und fruher auch Afroasiatisch vereinen soll Eine aktuelle Darstellung ist Dolgopolsky 1998 Fur die kaukasischen Sprachen ist diese These insofern relevant als das Kartwelische ein Bestandteil dieser Makrofamilie sein soll Dolgopolsky bringt insgesamt 124 nostratische Gleichungen davon enthalten nur 32 kartwelisches Material von denen etliche fur ihn selbst fraglich sind Zitiert werden in der Regel keine rekonstruierten ur kartwelischen Formen sondern heutiges einzelsprachliches Material Es ist also sehr verstandlich dass die meisten Kaukasologen der nostratischen Hypothese skeptisch bis ablehnend gegenuberstehen nbsp Dene kaukasische Makrofamilie Nostratische MakrofamilieNoch knapper und deutlicher fallt mehrheitlich die Zuruckweisung der sino kaukasischen Makrofamilie aus die Starostin 1984 begrundete Dabei geht er von einer genetischen Beziehung des als Einheit aufgefassten Nordkaukasischen mit dem sibirischen Jenisseischen und dem Sinotibetischen aus die auf seinen Rekonstruktionen der jeweiligen Protosprachen beruht Spater wurde diese Makrofamilie um einige altorientalische Komponenten Hurritisch Urartaisch Hattisch u a das Baskische und durch Nikolajev 1988 um die nordamerikanischen Na Dene Sprachen zur dene kaukausischen Makrofamilie erweitert Die Zukunft wird zeigen ob und wieweit in den nostratischen und dene kaukasischen Hypothesen noch Potential fur externe Beziehungen der kaukasischen Sprachen steckt Gemeinsame typologische Merkmale BearbeitenObwohl eine genetische Zusammengehorigkeit aller drei Sprachfamilien heute allgemein verneint wird gibt es typologische Merkmale die allen drei Familien eigen sind Das Vorhandensein ejektiver und uvularer Konsonanten sowie das grammatische Phanomen der Ergativitat Diese gemeinsamen Merkmale sind aber auch in vielen anderen Sprachgruppen anzutreffen und bei den kaukasischen Sprachen moglicherweise auf einen lang andauernden Sprachkontakt zuruckzufuhren siehe auch Arealtypologie Alphabete fur kaukasische Sprachen BearbeitenGeorgisches Alphabet Bearbeiten Hauptartikel Georgisches Alphabet Mit der Christianisierung der Kaukasusregion im 4 bis 5 Jahrhundert wurden erstmals die einheimischen Sprachen in Armenien in Georgien und im kaukasischen Albanien in eigens entwickelten Schriften aufgezeichnet Fur das Georgische die mit Abstand bedeutendste kaukasische Schriftsprache wurden dabei drei Schriften in der folgenden Reihenfolge entwickelt mrglovani gerundet oder asomtavruli Grossbuchstaben nusxa xucuri kirchliche Kleinbuchstaben und mxedruli kriegerisch Die erstgenannte Schrift wird heute nicht mehr verwendet und die zweitgenannte nur noch im liturgischen Bereich Heute wird Georgisch in der jungsten der drei Schriften Mchedruli Alphabet geschrieben Daneben wurde die georgische Schrift bis zur Ablosung durch die arabische Schrift im 15 Jahrhundert auch fur das Awarische verwendet Alwanisches Alphabet Bearbeiten Aufgrund von Schriftfunden Palimpseste christlicher Texte im Katharinenkloster auf dem Sinai in den 1990er Jahren und bisher bekannter weniger Inschriftenreste z B von Mingetschaur des 3 bis 9 Jahrhunderts im Gebiet des fruheren christlichen zeitweise Armenien unterworfenen Kaukasus Konigreiches Albania auch Alwan Aluan oder Aghwan genannt durfte die alteste kaukasische Schriftsprache allerdings das Alwanische sein Es ist mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Fruhform des Udischen und gehort zu den nordostkaukasischen Sprachen Die alwanische Schrift wurde aufgrund problematischer armenischer Uberlieferungen von Mesrop Maschtoz 362 440 geschaffen und durfte bis etwa ins 11 Jahrhundert verwendet worden sein Die zurzeit noch nicht ganz abgeschlossene vollstandige Entzifferung dieser Alphabetschrift wird sicher in den kommenden Jahren einen wichtigen Beitrag zur Aufhellung der Sprachentwicklung des Nordostkaukasischen und seiner Beziehungen zu anderen Sprachfamilien im Kaukasus und daruber hinaus leisten Im Juni 2014 wurde die Schrift im Standard Unicode 7 0 als Unicodeblock Alwanisch U 10530 U 1056F aufgenommen 2 Abchasische Alphabete Bearbeiten Hauptartikel Abchasisches Alphabet Ein speziell kompliziertes Verhaltnis zwischen Sprache und der zur Wiedergabe verwendeten Schrift weist das Abchasische auf Ab 1862 wurde eine speziell fur das Abchasische entwickelte Schrift des Russen Peter von Uslar verwendet Ab 1909 wurde eine weitere 55 Zeichen umfassende separate Schrift eingesetzt die dann 1926 durch das kompliziertere 75 Zeichen umfassende Alphabet des Georgiers und Schotten Nikolai Marr ersetzt wurde Zwei Jahre spater wurde das lateinische Alphabet eingefuhrt und 1936 1938 dann die georgische Schrift Seit 1954 wurde Abchasisch in kyrillischer Schrift geschrieben Zurzeit wird wegen der offensichtlichen Mangel zur Wiedergabe aller abchasischen Laute die Wiedereinfuhrung des lateinischen Alphabetes erwogen Weitere Alphabetisierungen Bearbeiten Ausser diesen Sprachen wurden weitere zehn kaukasische Sprachen zu Schriftsprachen ausgebaut alle jedoch erst im 19 oder 20 Jahrhundert Fur die Verschriftlichung dieser Sprachen wurden das georgische Alphabet sowie das arabische hebraische fur Judao Georgisch lateinische und kyrillische Alphabet verwendet Literatur BearbeitenGerhard Deeters Armenisch und kaukasische Sprachen Handbuch der Orientalistik Bd 7 1 Brill Leiden 1963 Adolf Dirr Einfuhrung in das Studium der kaukasischen Sprachen Asia Major Leipzig 1928 1978 Repr Aharon Dolgopolsky The Nostratic Macrofamily and Linguistic Palaeontology The McDonald Institute for Archaeological Research Cambridge 1998 ISBN 0 9519420 7 7 Aharon Dolgopolsky Vitaly Shevoroshkin Hrsg Languages and their speakers in ancient Eurasia Dedicated to Professor Aharon Dolgopolsky on his 70th birthday Canberra 2002 ISBN 0 9577251 3 2 George Hewitt Introduction to the study of the languages of the Caucasus LINCOM EUROPA Munchen 2004 ISBN 3 89586 734 9 Ernst Kausen Die Sprachfamilien der Welt Teil 1 Europa und Asien Buske Hamburg 2013 ISBN 3 87548 655 2 Georgij A Klimov Einfuhrung in die kaukasische Sprachwissenschaft Aus dem Russischen ubersetzt und bearbeitet von Jost Gippert Buske Hamburg 1994 ISBN 3 87548 060 0 Digitalisat vorlaufige Ausgabe von 1992 PDF 2 4 MB Martin Lopelmann Etymologisches Worterbuch der baskischen Sprache Dialekte von Labourd Nieder Navarra und La Soule 2 Bde Berlin 1968 Vitaly Shevoroshkin Nostratic Dene Caucasian Austric and Amerind First International Interdisciplinary Symposium on Language and Prehistory Ann Arbor Mich 1988 Brockmeyer Bochum 1992 ISBN 3 8196 0032 9Standardwerke mit Beschreibung einzelner Sprachen in der Reihe The Indigenous Languages of the Caucasus Alice C Harris The Kartvelian Languages Band 1 Caravan Books Delmar NY 1991 ISBN 0 88206 068 6 B G Hewitt The North West Caucasian Languages Band 2 Caravan Books Delmar NY 1989 ISBN 0 88206 069 4 Michael Job The North East Caucasian Languages Band 3 Part 1 Caravan Books Ann Arbor MI 2004 ISBN 0 88206 070 8 Rieks Smeets The North East Caucasian Languages Band 4 Part 2 Caravan Books Delmar NY 1994 ISBN 0 88206 081 3Weblinks BearbeitenErnst Kausen Die kaukasischen Sprachen MS Word 167 kB Dieser Text ist die Basis fur den vorliegenden Artikel Ernst Kausen Die Klassifikation der kaukasischen Sprachen MS Word 50 kB Wolfgang Schulze Alwanische Schrift und Sprache mit Vergleich zum Udischen Memento vom 17 Mai 2009 im Internet Archive Kaukasiologie an der Universitat Jena Wolfgang Schulze Zur Sprachgeschichte des Kaukasus PDF 2 5 MB Linguistisches Kolloquium LMU Munchen 17 Januar 2007Einzelnachweise Bearbeiten Oguz Soysal Hattischer Wortschatz in Hethitischer Textuberlieferung Leiden u a 2004 S 30 Unicode 7 0 0 Unicode Consortium 16 Juni 2014 abgerufen am 17 Juni 2014 englisch Normdaten Sachbegriff GND 4120221 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaukasische Sprachen amp oldid 234761837