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Dieser Artikel behandelt den katholischen Furstbischof Der gleichnamige Geheimkammerer findet sich unter Christoph Bernhard Graf von Galen Papstlicher Geheimkammerer Christoph Bernhard von Galen 12 Oktober 1606 auf Haus Bisping bei Rinkerode in Westfalen 19 September 1678 in Ahaus war katholischer Priester und vom 14 November 1650 bis zu seinem Tode Furstbischof von Munster Er wurde beigesetzt in der St Josephs Kapelle im St Paulus Dom zu Munster Furstbischof Christoph Bernhard von Galen 1670 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Laufbahn 3 Wirken 3 1 Abwehr ausserer Feinde 3 2 Wirtschafts und Sozialpolitik 3 3 Niederschlagung von Widerstand innerhalb des Bistums 3 4 Festigung des Katholizismus im Bistum und im Reich 3 4 1 Rekatholisierung westfalischer Adelsgeschlechter 3 4 2 Rettung des Klosters Corvey 3 4 3 Bau der Marienkapelle in Telgte und Wiederbelebung der Wallfahrten 3 4 4 Umsetzung der Beschlusse des Konzils von Trient 3 4 5 Schulreformen 3 4 6 Kampf gegen den Hexenwahn 4 Bewertung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung BearbeitenChristoph Bernhard von Galen wurde als Kind protestantischer Eltern aus dem Adelsgeschlecht derer von Galen am 12 Oktober 1606 geboren Sein Vater Dietrich von Galen besass Guter im Baltikum und fuhrte den Titel eines kurlandischen Erbmarschalls Wahrend eines Landtages in Munster totete Dietrich von Galen am 15 Februar 1607 den munsterischen Erbmarschall Gerd Morrien zu Nordkirchen und musste infolgedessen zwolf Jahre auf Burg Bevergern im Arrest verbringen Weil seine Frau ihn freiwillig begleitete wurde der junge Christoph Bernhard 1616 unter die Obhut seines Onkels des munsterischen Domherrn Heinrich von Galen gestellt Dieser liess ihm eine katholische Erziehung durch munsterische Jesuiten am Paulinum zuteilwerden nbsp Eintrag Christoph Bernhard von Galen im Stammbuch Freundschaftsalbum von Frans Banning Cocq 11 Februar 1627Die Jesuiten vermittelten Galen ein konfessionell gepragtes Weltbild Mit 13 Jahren erhielt er 1619 seine erste Aufgabe fur das Domkapitel zu Munster Als er das erforderliche Alter erreicht hatte zog er nach Koln und Mainz um an einem Jesuitengymnasium 1626 seine Studien abzuschliessen In Lowen und Bordeaux absolvierte Bernhard von Galen ein Studium der Rechtswissenschaft 1 Im Juli 1627 kehrte er nach Munster zuruck Die Zeit des Dreissigjahrigen Krieges 1618 1648 pragte ihn 1630 wurde er Schatzmeister des Domes und 1634 Geistlicher Rat Es gab zu dieser Zeit nicht viele politisch engagierte Domherren Galen ubernahm viele diplomatische Auftrage Immer wieder nahm er an Verhandlungen mit den kaiserlichen Generalen in Westfalen teil Laufbahn Bearbeiten nbsp Bernhard von Mallinckrodt 1650Im Jahre 1642 wurde ihm die Domkusterei und 1643 eine der drei Geheimratsstellen ubertragen Bei den Friedensverhandlungen zum Westfalischen Frieden in Munster 1648 gehorte er zur kurkolnischen Gesandtschaft unter dem Osnabrucker Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg die die Interessen der katholischen Kirche vertrat Nachdem Galen gegen Bernhard von Mallinckrodt zum Bischof von Munster gewahlt worden war erhielt er im September 1651 die Bischofsweihe Sein Amt richtete er nach dem Bischofsideal aus das auf dem Konzil von Trient 1545 1563 vorgestellt worden war Infolgedessen versuchte er verschiedene Reformdekrete umzusetzen Er beseitigte das im Klerus verbreitete Konkubinat und zeigte durch halbjahrliche Synoden und durch Visitationen seinen Reformeifer Zudem forderte Galen Wallfahrten wie die 1651 erstmals angeordnete Wallfahrt nach Telgte oder 1654 die Prozession in Vinnenberg Galen war dank der Erfahrungen des Dreissigjahrigen Krieges ein geschickter Aussenpolitiker Er regierte selbst und fuhrte den Vorsitz im Geheimen Rat Die Uberlieferungen beschreiben ihn als hoflich und umganglich aber er vertrug keinen Widerspruch und geriet auch mit engen Vertrauten in Konflikt Im Alter sagte man ihm Unvertraglichkeit und Starrsinn nach Das Verhaltnis zum munsterischen Domkapitel war eher angespannt Dies schuf schon in den ersten Amtsjahren eine missmutige Stimmung gegenuber dem Bischof Wirken BearbeitenWie die meisten munsterischen Bischofe seit dem Mittelalter residierte Christoph Bernhard von Galen wechselnd auf den Amtsburgen in Ahaus Horstmar Sassenberg und Wolbeck meistens aber in Coesfeld Dort liess er von 1652 bis 1656 vor dem Viehtor die nach dem ersten munsterischen Bischof benannte St Ludgerus Burg bauen Doch die Plane des Bischofs wurden nie ganz ausgefuhrt Nach seinem Tod liess man die Festung verfallen Nur wenige Reste der ehemaligen Zitadelle haben sich im Stadtbild erhalten Strassennamen Burgwall Burgring Am Ravellin Galens militarische Eroberungen gingen spater wieder verloren Abwehr ausserer Feinde Bearbeiten nbsp Christoph Bernhard von Galen zu Pferde vor der Silhouette der Stadt Groningen Gemalde von Wolfgang Heimbach 1674Galen strebte zuallererst nach der Ausweisung der auswartigen protestantischen Truppen aus dem Umland die nach dem Krieg noch immer mehrere Festungen besetzt hielten und zwar als Pfand dafur dass ihnen die im Westfalischen Frieden festgelegten hohen Geldbetrage gezahlt werden Hessen lagen in Coesfeld Niederlander in Bevergern und Schweden in Vechta Galen gelang es die Gelder fur die Auszahlung der Hessen aufzubringen sodass sie am 8 Juli 1651 aus Coesfeld abruckten Die Bevergerner Burg war seit langem von den Niederlandern besetzt die nicht abziehen wollten obwohl der Friedensvertrag die Ruckgabe an Munster vorsah Neuerlichen Krieg durch den Einsatz eines Entsatzheeres zog der Furstbischof nicht ernsthaft in Erwagung Stattdessen schaffte er es mithilfe der beruhmt gewordenen sieben Landsknechte am 28 August 1652 die Burg ohne Blutvergiessen nur mit einer List zuruckzubekommen Weitaus schwieriger war die Ruckgewinnung der Stadt Vechta Ende des Jahres 1653 nahm Galen auch deswegen am Regensburger Reichstag teil Nachdem die Stadt Munster 50 000 Taler vorgeschossen hatte zogen die Schweden tatsachlich am 13 Mai 1654 ab Der Bischof erinnerte durch Schenkungen und Spenden an das Stift an seine militarisch politische Starke Er liess keine Gelegenheit aus um seine Kompetenzen pompos darzustellen nbsp Von Galens Residenzstadt Coesfeld mit Ludgerusburg nbsp Christoph Bernhard von GalenAus der kaiserlichen Armee des Dreissigjahrigen Kriegs in Westfalen hatte Galen 1651 fur sein Gebiet 1500 Soldaten rekrutiert die er 1654 zu einer Streitmacht von 3000 Mann aufstockte um sich gegen die protestantischen Nachbarn zu behaupten Vor allem die expandierenden Niederlander waren Galen ein Dorn im Auge Die Verteidigung war Aufgabe der Landesfursten Daher legte Galen verschiedene Zitadellen an um die Landstande zum Unterhalt eines starkeren Heeres zu zwingen bei Coesfeld das er als Residenz erwahlte die Ludgerusburg die Zitadelle von Munster und die Zitadelle Vechta Seine Garnisonen lagen zeitweilig uberall verteilt im Stift Warendorf Rheine und Meppen erhielten neue Festungen Galens Aussenpolitik konzentrierte sich immer wieder auf seinen Erbfeind die kalvinistisch gepragte Republik der Vereinigten Niederlande Von den Niederlandern wurde er auch Bommen Berend Bomben Bernd genannt da er sich als Bischof im Kriegsgewand intensiv auf die Bombardierung mithilfe von Morsergeschossen konzentrierte Unter dem Vorwand mit der Eintreibung von Abfindungsgeldern fur das Harlingerland beauftragt zu sein liess der Bischof Dezember 1663 seine Truppen in Ostfriesland einmarschieren Unter Oberst Elverfeld wurden die Hampoeler und die Dieler Schanze erobert Zur Unterstutzung niederlandischer Katholiken liess er im Grenzgebiet Missionsstationen errichten Im September 1665 ging Galen ein Bundnis mit dem englischen Konig Charles II ein der Verbundete im von ihm losgetretenen Zweiten Englisch Niederlandischen Seekrieg suchte um die Herrschaft in Borkeloh niederlandisch Borculo veraltet Heerlijkheid Borkelo zu erobern Mit Georg Christian von Hessen Homburg als Oberbefehlshaber gelang ihm die militarische Eroberung der Twente des Achterhoeks und Westerwoldes und seine Truppen uberquerten das Bourtanger Moor Doch franzosische und brandenburgische Intervention verhinderte einen Erfolg sodass es am 18 April 1666 zum Frieden von Kleve kam in dem Galen auf Borkeloh verzichtete 1668 kam die Grafschaft Bentheim in seinen Besitz weil es ihm gelang Ernst Wilhelm von Bentheim Steinfurt zum katholischen Glauben zu bekehren Damit fehlte ihm nur noch die Grafschaft Lingen ebenfalls ein Protektorat der Niederlander nbsp Die Belagerung Groningens nach einem Stich von Jacques Harrewyn 1683 nbsp Der Sturm auf Coevorden Gemalde von Pieter Wouwerman 1672 82 nbsp Grabdenkmal fur Furstbischof Christoph Bernhard von Galen 1606 1678 in der Josephskapelle des Domes zu Munster Westfalen DeutschlandIm Juni 1672 unternahm er mit einer Armee von knapp 25 000 Mann im Hollandischen Krieg einen zweiten Versuch jetzt im Bundnis mit Frankreichs Ludwig XIV und dem Kurfursten von Koln Maximilian Heinrich von Bayern Nach anfanglichen Erfolgen die Galen seiner Artillerie verdankte forderte Ludwig XIV Eroberungen in Gelderland jenseits der IJssel Von Galen richtete seine Pfeile nach Norden und eroberte Zwolle Kampen Niederlande und Coevorden Die munsterische Offensive blieb im August 1672 vor Groningen stecken weil ost und westlich der Stadt 45 000 ha inundiert wurden Carl von Rabenhaupt verteidigte die Stadt und eroberte am 30 Dezember die Festung Coevorden Als Raimondo Montecuccoli und Friedrich Wilhelm von Brandenburg sich mit der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen verbundeten eilte von Galen nach Soest Das kaiserliche Hilfskorps durfte aber nichts Entscheidendes gegen von Galen unternehmen und der damit nicht einverstandene Montecuccoli legte Anfang 1673 das Kommando nieder Oktober 1673 versuchte von Galen nochmals Coevorden zu erobern 1400 seiner Soldaten ertranken wegen eines Sturmes und Dammbruchs Marz 1674 versuchte er zum letzten Mal Groningen zu erobern Am 22 April zogen sich seine Truppen zuruck Nach dieser Niederlage bewies er dem Kaiser seine Treue indem er ihm Truppen fur den Krieg gegen Frankreich im Elsass stellte 1675 und 1676 eroberte von Galen als Oberkommandierender eines alliierten Heeres bestehend aus munsterschen brandenburgischen luneburgischen und danischen Truppen dann von Vechta aus in einem Feldzug die schwedischen Herzogtumer Bremen und Verden Weiterhin kampften seine Truppen 1677 1678 in Schonen nahmen an der Invasion auf Rugen gegen die Schweden teil und kampften am Rhein gegen die Franzosen Seine Truppen bestanden aus Soldnern die er durch Subsidien finanzierte Kaum ein Nachbarstaat hat nicht zeitweise unter dem Einfall oder unter Einquartierung der Truppen von Bomben Bernd oder des Kanonen Bischofs gelitten Selbst die Grafschaften Lippe Ravensberg und Lingen mussten dies ertragen Des Bischofs Cousin Gerhard Lothar von Buren 1660 amtierte als Domdekan in Speyer und er wahlte ihn zu seinem Testamentsvollstrecker 2 Wirtschafts und Sozialpolitik Bearbeiten nbsp Christoph Bernhard von GalenAls Wirtschaftsforderer im Sinne des Merkantilismus gilt Christoph Bernhard von Galen als nicht besonders erfolgreich Eine 1653 in Ahaus mit niederlandischen Fachleuten eingerichtete Fayencemanufaktur stellte den Betrieb 1657 wieder ein Auch eine Papiermuhle in Stadtlohn wurde nur kurzzeitig betrieben Wahrend der Amtszeit Christoph Bernhards von Galen verarmte das Hochstift Munster infolge der zahlreichen Feldzuge und des Unterhalts eines starken Heeres 3 Allerdings erwies sich die Forderung der 1630 gegrundeten Moorkolonie Papenburg durch von Galen als nachhaltiger Erfolg Papenburg wurde so zur wirtschaftlich starksten Gemeinde des Emslandes 4 Erfolgreich war von Galen auch als Grunder von Klostern und als Landesherr der sich darum bemuhte dass in allen Orten seines Bistums Schulen betrieben wurden in denen auch Madchen unterrichtet wurden 4 1661 ordnete Galen an in der fruheren stadtmunsterischen Leprosenstiftung Kinderhaus ein Werk und Arbeitshaus fur bettelnde verwahrloste Jugendliche einzurichten Am 29 April 1662 erliess Galen eine Judenordnung fur das Hochstift Munster 5 Sie blieb bis zur Sakularisierung des Hochstiftes 1803 in Kraft 6 Niederschlagung von Widerstand innerhalb des Bistums Bearbeiten Als Galen 1657 von der Stadt Munster forderte den Soldaten Verpflegung und Unterbringung zu gewahrleisten weigerte sich die Burgerschaft dieses kostspielige Unternehmen finanziell zu tragen Der Einwand dass die Stadtverteidigung schon immer Aufgabe der Burger selbst gewesen war uberzeugte Galen nicht Er holte sich rechtlichen Ruckhalt durch den Regensburger Reichsabschied und begann die Einquartierung seiner Truppen durchzusetzen Der Konflikt erreichte seinen Hohepunkt als Galen seine eigene Stadt Munster nach einer zweimonatigen Belagerung unterwarf Die Stadt widerstand den bischoflichen Truppen lange Zeit da die Staaten der Niederlande die Stadt unterstutzten doch als dies schliesslich wegfiel unterwarf sich Munster am 26 Marz 1661 nach neun Monaten Belagerung Der Bischof schaffte die freie Ratswahl ab ernannte zwei neue Burgermeister und zwolf Ratsherren Nach dem Fall Munsters uberliess Galen die stadtischen und seine eigenen Truppen als Dank fur kaiserliche Truppenhilfe dem Kaiser fur den Turkenkrieg in Ungarn Seine Truppen kamen allerdings zu spat um noch grossen Einfluss auf den Verlauf des Krieges zu nehmen Schon wenige Wochen nach dem Eintreffen der Truppen wurde der Frieden von Eisenburg 1664 geschlossen Auf der Sockelinschrift des Grabes des Furstbischofs im Dom zu Munster ist noch heute zu lesen Monasterium reduxit Er hat Munster zum Gehorsam zuruckgefuhrt 7 Festigung des Katholizismus im Bistum und im Reich Bearbeiten Rekatholisierung westfalischer Adelsgeschlechter Bearbeiten Wahrend es unter den Adeligen in Westfalen am Anfang des 17 Jahrhunderts noch eine konfessionelle Unscharfe gab und protestantische Ansichten weit verbreitet waren addierten sich nach 1650 einzelne Konversionen von Adeligen zur katholischen Konfession zu einer Bewegung die schliesslich eine grosse konfessionelle Uniformitat im Oberstift Munster herstellte Massgeblich fur diesen Prozess war der Ausschluss des protestantischen Adels von den lukrativen kirchlichen Pfrunden und landesherrlichen Amtern der bereits vor dem Amtsantritt von Galens wirksam wurde 8 Rettung des Klosters Corvey Bearbeiten nbsp von Galen Denkmal in TelgteNach den Verheerungen des Dreissigjahrigen Krieges stand das Kloster Corvey kurz vor dem Untergang als Bischof Christoph Bernhard von Galen 1665 dessen Administrator wurde Er stiftete die barocke Abteikirche und belebte das Kloster durch die Wiedereinsetzung eines adligen Konvents Nachdem sich das klosterliche Leben einigermassen gefestigt hatte erfolgte die Wahl des Abtes wieder aus den Reihen des Konvents 9 Bau der Marienkapelle in Telgte und Wiederbelebung der Wallfahrten Bearbeiten Als Furstbischof war von Galen ein grosser Forderer der Marienwallfahrt nach Telgte Im Jahr 1654 legte er den Grundstein fur den Bau der Wallfahrtskapelle in Telgte 10 Auf Anregung des Telgter Pfarrers wurde zur Erinnerung an den Bauherrn im Jahre 1902 das von Galen Denkmal in Nahe der Telgter Marienlinde eingeweiht 11 Umsetzung der Beschlusse des Konzils von Trient Bearbeiten Den Konzilsvatern in Trient hatte sich die Aufgabe gestellt die Kirche derart an Haupt und Gliedern zu verbessern dass sie sich der Kritik und den theologischen wie organisatorischen Anforderungen der reformatorischen Lehren Luthers Zwinglis und Calvins stellen konnte Die von diesen Reformatoren vielfach und gewiss mit Recht angeprangerten Missstande des kirchlichen Lebens sollten beseitigt und neue Fundamente fur die Lehre die Kirchenorganisation und die christliche Bildung der Menschen gelegt werden Gerade auf diesem Felde hatten die jungen sich evangelisch verstehenden Gemeinschaften Bedeutendes geleistet Auf der katholischen Seite galt es nun ein neues und den Erfordernissen der Zeit entsprechendes Schulwesen zu entwickeln Die geistige Ausformung und intellektuelle Durchfuhrung dieser Aufgabe ubernahmen weitgehend die Jesuiten deren Niederlassungen bald in allen Bistumern Europas das hohere Schulwesen pragten und auch auf die niederen Schulen ausstrahlten In Munster allerdings liessen sich die Jesuiten erst 1588 nieder ubernahmen alsbald die alte Domschule das Gymnasium Paulinum und fuhrten ihr Kolleg auch als Priesterbildungsstatte Kein Zufall dass Christoph Bernhard von Galen apud patres bei den Vatern zur Schule ging und von den Jesuiten 1651 feierlich als erster Schuler ihrer Schule auf dem Bischofsthron zu Munster begrusst wurde Innerhalb der Tridentinischen Reform kam der Forderung des Schulwesens eine wichtige Rolle zu Galen kannte seine Priester und ihre Schwachen wie Starken wahrscheinlich sehr genau bemuhte er sich doch ausdrucklich auch durch seine Weihepolitik darum die innere Struktur des Diozesanklerus zu verbessern und in der Offentlichkeit ein neues Priesterbild zu entwickeln Dabei war ganz klar dass die Betreuung der Jugend den Geistlichen allein kaum ubertragen werden konnte Die Forderungen des Bischofs an seine Priester nach regelmassiger Zelebration die genaue Beachtung der kirchlichen Feste Sitten und Gewohnheiten die normale Seelsorgearbeit mit Taufen Hochzeiten Krankenbetreuung Sterbebegleitung oder Beerdigungen mussten es einem aktiven Priester fast unmoglich machen auch noch den regelmassigen Unterricht der Schulkinder in festen zeitlichen Grenzen wahrzunehmen Da aber neben der sonntaglichen Katechese in der Christenlehre der alltagliche Unterricht in pietate moribus ac litteris treten sollte mussten die Schulen deutlich aktiviert werden Somit ergab sich aus Galens Reformprogramm schlussig die institutionalisierte juristisch wie wirtschaftlich gesicherte Pfarr Schule als erganzendes Element der Seelsorge Dass diese Schulen auch weitere Kenntnisse im Lesen Schreiben oder gar Rechnen und sogar im Lateinischen vermitteln konnten musste nicht notwendig schadlich sein sondern vielmehr den Bildungsstand auf dem Lande heben den wirtschaftlichen Interessen der Bauern und Burger dienen und ausserdem die Basis fur den benotigten Nachwuchs in Klerus und Beamtenschaft deutlich verbreitern Durch uber 40 Synoden in Munster von denen Zeugnisse uberliefert sind und zu denen der gesamte Bistums Klerus aufgeboten wurde durch eine rege Visitationstatigkeit und regelmassige Kontrollen bemuhte sich dementsprechend Galen das kirchliche Leben im Hochstift Munster im Geiste des Tridentinums neu zu formen Eine Kette von Synodal Verfugungen und weiteren Erlassen sowie das personliche Eingreifen des Bischofs bis hinunter in die Gemeinden fuhrte zu einem enormen Aufbluhen des niederen Schulwesens bis hinein in die abgelegenen Bauerschaften des Munsterlandes Schulreformen Bearbeiten Die munsterlandische Schulgeschichte setzt wie in anderen Regionen des Reiches auch mit den schon mittelalterlichen Lateinschulen am Bischofssitz Munster und in den vierzehn landtagsfahigen Stadten ein Im Jahre 1573 am Ende der seit 1571 laufenden grossen Bistumsvisitation unter Furstbischof Johann von Hoya der dabei von Reformern wie Everwin von Droste zu Hulshoff unterstutzt wurde gab es im Oberstift Munster mit seinen 130 Pfarren und Kirchspielen gerade 33 Gemeinden die ein irgendwie geartetes Schulwesen vorweisen konnten Bis zur Bistumsvisitation von 1613 bis 1616 stieg diese Zahl auf 55 Die nachfolgenden 20 Jahre die noch nicht von zu heftigen Kriegsereignissen fur das Munsterland gepragt waren brachten noch einmal ein knappes Dutzend Schulgrundungen hervor Allen diesen um 1650 existierenden etwa 65 Schuleinrichtungen war aber weitgehend ihre Instabilitat eigen der Betrieb wurde immer wieder eingestellt Mit dem Amtsantritt Christoph Bernhards wurde dies deutlich und nachhaltig anders Den schon bestehenden Schulen gab Galen ein raumlich finanziell und personell geordnetes Fundament und erganzte das bestehende Netz von Schulen durch zahlreiche Neugrundungen oft gegen den Widerstand lokaler Entscheidungstrager In den 28 Jahren seiner Regierung erreichte er eine Vollversorgung des Munsterlandes mit fundierten Schulen Die zeitlichen Eckpunkte der Grundung neuer Schulen oder geordneter Fundierung bereits existierender Einrichtungen liegen vor allem zwischen den Jahren 1655 und 1662 Keine der in der Regierungszeit Galens schon vorhandenen oder neu fundierten Pfarrschulen wurde spater wieder aufgegeben Die Grundlage des niederen Schulwesens im Munsterland wurde in seiner Regierungszeit gelegt Als Christoph Bernhard von Galen 1675 seine Schul und Kirchenordnung erliess die in leicht veranderter Form auch von seinen Nachfolgern beibehalten wurde und mehr als 100 Jahre Geltung haben sollte bildete sie fast schon den Schlusspunkt hinter dem grossen Projekt Kampf gegen den Hexenwahn Bearbeiten In der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts wurde das Munsterland verstarkt durch die Wirren des Dreissigjahrigen Krieges von einer Welle des Hexenwahns erfasst Wahrend von Galens Amtsvorganger Ferdinand von Bayern Hexenprozesse als legitimes Instrument der Gegenreformation verstand setzte sich sein Nachfolger gegen Wahrsagerei und Hexenglauben ein 12 Die Wasserprobe bei vermeintlichen Hexen und Zauberern liess er 1658 verbieten 13 Bewertung BearbeitenIn einem Beitrag fur das Emslandbuch wurde im Jahr 1928 Christoph Bernhard von Galen als starke Personlichkeit gelobt Er sei der Schutzer und Erhalter der weiten linksemsischen Moorgebiete vor standige n Belastigungen an der Westgrenze durch Niederlander gewesen Der Bischof sei eine Kraftnatur gewesen die wie alle furstlichen Zeitgenossen nach unumschrankter Herrschaft strebte Die Riesenaufgabe nach dem Dreissigjahrigen Krieg das am Boden liegende Vaterland wieder aufzurichten hatten nur starke Personlichkeiten losen konnen da das Volk zermurbt gewesen sei 14 nbsp Eisenskulptur mit der Silhouette Christoph Bernhard von Galens zu Ross auf dem Platz vor dem Museum im Zeughaus in der Zitadelle VechtaIn einem aus Anlass des 750 Jahres der Grundsteinlegung des Doms zu Munster verfassten Artikel des Bistums Munster wird die starke Betonung der Rolle Christoph Bernhard von Galens als Machtpolitiker kritisiert Der Furstbischof sei auch ein tieffrommer Mann gewesen ein Reformbischof dazu der das Trienter Konzil in seiner Diozese kraftvoll umsetzte von der geistlichen Formung seines Klerus uber Synoden und Visitationen bis zur Grundung vieler Wallfahrten die noch heute bestehen 15 Die tiefe Verwurzelung der katholischen Konfession im Munsterland kann ihm als nachhaltiger Erfolg zugerechnet werden Als Galen verstarb konnte er sich somit zu Recht Ecclesiae et Principatus Monasteriensis Restaurator Conservator Propagator nennen Aus Anlass des 350 Jahrestages der Grundsteinlegung der Zitadelle Vechta stellten die Veranstalter einer Ausstellung im Museum im Zeughaus Vechta fest Die Ausstellung beschaftigt sich mit der Frage welche positiven Krafte welche Visionen mit dem Aufbau der Zitadelle 1666 durch den munsterischen Furstbischof Christoph Bernhard von Galen in der Bevolkerung der Stadt Vechta moglicherweise freigesetzt wurden Nach dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges 1654 mit all seinen Schrecken und Unsicherheiten konnen die Menschen wieder anfangen Perspektiven fur ein neues Leben aufzubauen Die neue Zitadelle kann zukunftig wieder Schutz und Ordnung im Alltag die Ubernahme der kirchlichen Oberhoheit durch Munster mit der Stiftung der Strahlenmadonna eine Starkung des Glaubens bieten 16 Andere sehen trotz der Mahnung des Bistums Munster vor allem die Rucksichtslosigkeit der absolutistischen Herrschaft von Galens Christoph Bernhard von Galen sei ein papsttreuer Waffennarr gewesen der die freiheitsliebende n Niederlande drangsaliert habe 17 Berthold Seewald vertritt die Ansicht von Galen habe die Zitadelle Munster vor allem deshalb bauen lassen damit er zur Stadt hin freies Schussfeld erhalte um so die renitenten Munsteraner unter Kontrolle halten zu konnen Das schlechte Vorbild Christoph Bernhard von Galens habe Franz Peter Tebartz van Elst der in Coesfeld das Abitur ablegte und in Munster Theologie studierte und spater Bischof von Limburg wurde dazu animiert den Habitus eines Kirchenfursten zu entwickeln obwohl im 21 Jahrhundert wesentliche Grundlagen fur eine derartige Lebensform fehlten vor allem die Moglichkeit Widerspenstige als Inhaber der Staatsgewalt zu einem kirchenkonformen Verhalten zu zwingen 18 Siehe auch BearbeitenGalen Adelsgeschlecht Literatur BearbeitenTheodor Bading Die innere Politik Christoph Bernhards von Galen Furstbischofs von Munster In Westfalische Zeitschrift Zeitschrift fur vaterlandische Geschichte und Altertumskunde Jg 69 1911 S 179 303 Friedrich Wilhelm Bautz Christoph Bernhard von Galen In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 166 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Manfred Becker Huberti Christoph Bernhard von Galen Die Tridentinische Reform im Bistum Munster Westfalia Sacra VI Aschendorff Munster 1978 Hans Peter Boer Pauliner als Dorfschulmeister im 18 Jahrhundert Ein Beitrag zur westfalischen Schulgeschichte In Hanno Amely Carlo Durselen Hrsg Gymnasium Paulinum 1959 1980 Gymnasium Paulinum Munster 1980 S 23 30 Hans Peter Boer Furstbischof Christoph Bernhard von Galen 1650 1678 und die Fundierung eines geordneten Schulwesens Ein Beitrag zur munsterlandischen Schulgeschichte Schulabteilung der Bezirksregierung Munster Munster 2000 Jorg Ernesti Drei Bischofe ein Reformwille Ein neuer Blick auf Ferdinand von Furstenberg 1626 83 und sein Verhaltnis zu Christoph Bernhard von Galen und Niels Stensen In Westfalen Hefte fur Geschichte Kunst und Volkskunde Band 83 2005 S 49 59 Wilhelm Kohl Christoph Bernhard von Galen Politische Geschichte des Furstbistums Munster 1650 1678 Regensberg Munster 1964 Digitalisat Wilhelm Kohl Hrsg Akten und Urkunden zur Aussenpolitik Christoph Bernhards von Galen Drei Bande Aschendorff Munster 1980 1986 Ernst Marquardt Christoph Bernhard von Galen Furstbischof von Munster Ein Versuch Aschendorff Munster 1951 Hans Jurgen Rieckenberg Christoph Bernhard von Galen In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 245 Digitalisat Hans Schlomer Furstbischof Christoph Bernhard von Galen und das Niederstift Munster In Jahrbuch fur das Oldenburger Munsterland 1974 Vechta 1973 S 218 237 Alois Schroer Die Korrespondenz des Munsterer Furstbischofs Christoph Bernhard v Galen mit dem Heiligen Stuhl Aschendorff Munster 1972 Alois Schroer Christoph Bernhard von Galen und die katholische Reform im Bistum Munster Aschendorff Munster 1974 Alois Schroer Hrsg Die Pastoralbriefe des Munsterer Furstbischofs Christoph Bernhard v Galen 1650 1678 in Verbindung mit den bischoflichen Lageberichten an den Papst und dem Testament des Bischofs Aschendorff Munster 1998 Karl Tucking Bernhard Furstbischof von Munster In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 2 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 427 433 Eberhard Wiens Sammlung fragmentarischer Nachrichten uber Christoph Bernard von Galen Furstbischof zu Munster Coppenrath Munster 1834 Online Digitalisat der ULB Munster Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christoph Bernhard von Galen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Christoph Bernhard von Galen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Online Biographie Tripota Trierer PortratdatenbankEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Kohl Galen Christoph Bernhard von Biohandbuch Hrsg Landesbibliothek Oldenburg S 216 Webseite zum Testament Memento vom 5 Juni 2015 im Internet Archive Wilhelm Kohl Galen Christoph Bernhard von Biohandbuch Hrsg Landesbibliothek Oldenburg S 217 a b Wolfgang Bockhorst Landes und familiengeschichtlicher Uberblick uber die Geschichte des Emslandes bis 1800 mit Hinweisen auf archivalische Quellen fur Familienforscher Hrsg Arbeitskreis Familienforschung der Emslandischen Landschaft fur die Landkreise Emsiand und Grafschaft Bentheim Februar 1997 Heft 39 S 68f Diethard Aschoff Das munsterlandische Judentum bis zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges Studien zur Geschichte der Juden in Westfalen In Theokratia Jahrbuch des Institutum Judaicum Delitzschianum Bd 3 1973 1975 Brill Leiden 1979 ISBN 90 04 06000 6 S 125 184 hier S 181 184 Auszuge aus der Judenordnung Norbert Fasse 600 Jahre judisches Leben in Borken und Gemen Ein Uberblick In Mechtild Schoneberg Thomas Ridder Norbert Fasse Hrsg Die judischen Gemeinden in Borken und Gemen Geschichte Selbstorganisation Zeugnisse der Verfolgung Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2010 ISBN 978 3 89534 704 7 S 1 127 hier S 15 Bischofliche Pressestelle Furstbischof Christoph Bernhard von Galen Axel Flugel Rezension uber Bastian Gillner Freie Herren Freie Religion Der Adel des Oberstifts Munster zwischen konfessionellem Konflikt und staatlicher Verdichtung 1500 bis 1700 Munster Aschendorff 2011 in Zeitschrift fur Historische Forschung ZHF 40 2013 1 S 142ff online Neuaufbau Corveyer Klosterbibliothek Wallfahrtskapelle Telgte Abgerufen am 1 September 2022 englisch wn Buste fiel vom Sockel 15 August 2019 abgerufen am 1 September 2022 Hexenverfolgung Dorsten Lexikon de Wolfgang Bockhorst Landes und familiengeschichtlicher Uberblick uber die Geschichte des Emslandes bis 1800 mit Hinweisen auf archivalische Quellen fur Familienforscher Hrsg Arbeitskreis Familienforschung der Emslandischen Landschaft fur die Landkreise Emsiand und Grafschaft Bentheim Februar 1997 Heft 39 S 69 Die Zeit des Furstbischofs Christoph Bernhard von Galen Emslandbuch 1 1928 Bistum Munster Der Dom zu Munster wird 750 Jahre alt Furstbischof Christoph Bernhard von Galen ein Bombenbernd September 2014 Museum im Zeughaus Vechta Jubilaumsausstellung 350 Jahre Zitadelle Vechta 1666 2016 Memento vom 12 Juli 2016 im Internet Archive 24 Juni 2016 Matthias Schulz Feuerkugel im Sumpf Der Spiegel Heft 23 2011 6 Juni 2011 S 140 Berthold Seewald Deutsche Bischofe Bomben Bernd ein Vorbild fur Tebartz van Elst Die Welt 15 Oktober 2013VorgangerAmtNachfolgerFerdinand I von BayernBischof von Munster 1650 1678Ferdinand von FurstenbergArnold von WaldoisFurstabt von Corvey 1661 1678Christoph von BellinghausenNormdaten Person GND 118520709 lobid OGND AKS LCCN n85355847 VIAF 100179429 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Galen Christoph Bernhard vonALTERNATIVNAMEN Bommen BerendKURZBESCHREIBUNG Furstbischof von MunsterGEBURTSDATUM 12 Oktober 1606GEBURTSORT Haus Bisping bei Rinkerode heute zu Drensteinfurt WestfalenSTERBEDATUM 19 September 1678STERBEORT Ahaus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christoph Bernhard von Galen amp oldid 238366933