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Dieser Artikel behandelt das Adelsgeschlecht von Morrien Zu weiteren Bedeutungen siehe Morrien Begriffsklarung Die Herren von Morrien gehorten im Mittelalter und in der fruhen Neuzeit zu den fuhrenden westfalischen Adelsfamilien Ritterstand Der Name ist ein Ubername und entstand aus Morian da die von Morrien uberzeugt waren von einem der Heiligen Drei Konige dem Mohr Melchior abzustammen Als gesichert gilt dass sie wie die von Grothaus dem seit 1174 1185 urkundlichen Geschlecht von Senden entstammen 1 Zwischen 1350 und 1691 hatte die Familie das Amt des Erbmarschalls des Hochstifts Munster inne Die Familie besass Nordkirchen bei Ludinghausen und seit 1521 den Falkenhof in Rheine Daneben war sie im 17 und 18 Jahrhundert auch im Herzogtum Kleve begutert Wappen derer von Morrien Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Stammlinie zu Nordkirchen 1 2 Linie Falkenhof 2 Wappen 3 Weitere Namenstrager 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenStammlinie zu Nordkirchen Bearbeiten Altester Namenstrager war Johann Morrien zu Ludinghausen vor 1271 1337 Er wurde um 1252 in Ludinghausen geboren Sein Vater Bernhard von Senden zu Ludinghausen war Ritter und Vasall des Bischofs von Munster und des Grafen von Ravensberg Johann wurde Ritter und erhielt vom Bischof den Oberhof Selm als Pfand Vom Kloster Werden wurde er mit dem Oberhof Nordkirchen und den Hofen tor Horst und Bertelswich belehnt und fuhrte seitdem den Titel Herr zu Nordkirchen Er war zudem Burgmann auf der Burg Botzlar wo er ein Steinhaus besass Um 1284 heiratete er seine Frau Adelheid Seine alteren Bruder wurden Knappen sein jungster Bruder Alexander von Morrien wurde Priester in Ludinghausen Propst des Stiftes St Mauritz und schliesslich Dompropst in Munster Johann starb 1337 in Nordkirchen Sein einziger Sohn Johann II 1324 1350 erwahnt wurde Knappe und ebenfalls Burgmann in Botzlar 1324 war er Herr zu Nordkirchen und 1347 erhielt er von der Abtei Werden den Hof Nordkirchen auf Lebenszeit zur Pacht 1350 kaufte er von Conrad von der Recke das Erbmarschallamt des Hochstifts Munster Er war verheiratet mit Druda Gertrud mit der er einen Sohn Johann hatte Johann III 1378 1398 erwahnt wurde um 1325 geboren Nach dem Tode seines Vaters um 1353 trat er dessen Nachfolge als Herr zu Nordkirchen Burgmann zu Botzlar und Erbmarschall von Munster an Um 1363 heiratete er Richmode Hake und ubernahm 1370 die Vogtei mit der Gerichtsbarkeit und Verwaltung von Nordkirchen 1393 wurde ihm der Hof Nordkirchen pfandweise uberlassen um 1400 erbaute Johann von Morrien die altere Wasserburg Nordkirchen 1 Gerhard 1363 1424 erwahnt heiratete 1388 die Alleinerbin Ida von Bevern und gelangte so in Besitz von Westbevern Um 1398 beerbte er seinen Vater als Erbmarschall Herr von Nordkirchen und Botzlar und liess im gleichen Jahr die erste Burg Nordkirchens im Bereich Hirschpark erbauen 1413 wurde er durch die Furstabtei Herford mit dem Hof Ostenfelde belehnt 1424 erwarb er die Hofe Capelle nebst den Hofen Dieckmann Schlotmann und Kamphove Gerhard II 1417 1489 erwahnt erbte um 1426 das Erbmarschallamt und wurde Herr zu Nordkirchen Durch Heirat der Erbtochter Margaretha von Borghorst im Jahre 1427 kam er an ihren Burgsitz in Horstmar 1444 wurde er zum Drosten des Amtes Werne ernannt und im gleichen Jahr uberliess die Abtei Werden ihm und seinen Erben den Hof Nordkirchen in Erbpacht Wahrend der Munsterischen Stiftsfehde 1450 1457 unterstutzte er Bischof Walram von Moers was zu einem weiteren Aufstieg der Familie beitrug 1489 wurde er Amtmann zu Werne und Botzlar Dietrich 1428 1482 sein Sohn erbte Nordkirchen und Amter und war auch Domherr in Munster Nach Dietrichs Tod 1482 wurde sein Bruder Alexander Sander um 1435 1498 munsterscher Erbmarschall zu Nordkirchen Er heiratete 1487 Frederune Wulff von Ludinghausen nbsp Gerhard III von Morrien um 1570 nbsp Die alte Wasserburg Nordkirchen vor dem Abbruch 1703 Peter Pictorius d J um 1703 Gerhart III um 1500 1591 erbte Nordkirchen und das Erbmarschallamt 1526 liess er zum Schutz seiner Burg die Nordkirchener Pfarrkirche mit dem Friedhof und das alte Dorf Nordkirchen abbrechen und um einen Kilometer verlegen da er furchtete dass der Kirchturm im Kriegsfall zur Beschanzung genutzt werden konnte Trotz Genehmigung durch Papst Clemens VII brachte ihm das einen langen Rechtsstreit mit seinen adeligen Nachbarn insbesondere denen Meinhovel von Merveldt und von Ascheberg ein 1528 errichtete er die Wasserburg Nordkirchen mit seinem Baumeister Henric de Suer 1551 wurde der Rechtsstreit vor dem bischoflichen Gericht zu Morriens Gunsten entschieden 1556 stiftete er das Armenhaus zu Nordkirchen fur funf arme Leute 1561 ging der Hof Nordkirchen endgultig an die Herren von Morrien durch Abkauf der Erbpacht uber 1564 heiratete er die Erbin von Davensberg Johanna von Buren und erwarb dadurch die Halfte der Davensberger Gerichtsbarkeit Mit dem fortschreitenden 16 Jahrhundert zeigte sich auch die zunehmende protestantische Gesinnung der Familie Morrien etwa durch die entsprechenden Gottesdienste in der Patronatskirche in Nordkirchen oder die Ablehnung des archidiakonalen Sendgerichts nbsp Gerhard IV von Morrien um 1605 Gerhard IV um 1565 1607 heiratete 1591 Adolpha von Ketteler und wurde Erbmarschall und Herr zu Nordkirchen 1607 geriet er in eine Auseinandersetzung uber Jagdrecht und Gebietsgrenzen mit seinem Nachbarn Dietrich von Galen Vater des spateren Bischofs Christoph Bernhard von Galen in dessen Folge am 17 Juli 1607 Gerhard auf dem munsterschen Domplatz von Dietrich von Galen erstochen wurde Der Fall zog Kreise und landete schliesslich auf Betreiben der Witwe Morrien vor dem Reichskammergericht in Speyer Auf einer der altesten Stadtansichten von Munster aus dem Jahr 1585 die sich heute im Stadtarchiv von Bad Homburg befindet wurde der Vorgang nachtraglich eingetragen Johann IV um 1592 1628 wurde so bereits 1607 Erbmarschall und Herr zu Nordkirchen 1623 heiratete er Anna Sophia von Limburg Styrum Bei den munsterischen Furstbischofen Ernst von Bayern und Ferdinand von Bayern fiel er in Ungnade weil er sich nicht nur offen zum Protestantismus bekannte sondern auch zu dessen militarischer Durchsetzung bereit war Im Dreissigjahrigen Krieg paktierte er 1627 mit dem danischen Konig gegen den Furstbischof weshalb man ihm Untreue und Landesverrat vorwarf 1628 ereilte ihn ein fruher Tod je nach Quelle durch einen Sturz vom Pferd oder Ertrinken im Schlossteich Seine Witwe Anna Sophia von Limburg Styrum sorgte unter bischoflichem Druck fur eine religiose Umorientierung des Hauses Nordkirchen hin zum katholischen Glauben Sein Sohn Ferdinand um 1625 1688 erbte Nordkirchen und das Hofmarschallamt Er wurde bei der Belagerung Munsters 1661 Kommandant im Belagerungsheer 1670 wurden er und seine Familie vom Kaiser in den Reichsfreiherrenstand erhoben 1677 geriet er in Nordkirchen in ein Pistolenduell mit seinem Bruder Johann Bernhard und verlor das Amt wieder Bei dem anschliessenden Prozess wurde er jedoch mangels Beweisen freigesprochen und wieder in seine Guter und Amter eingesetzt Er starb kinderlos Johann Bernhard um 1630 1691 beerbte seinen Bruder Da auch er 1691 ohne Sohn starb erlosch mit ihm die mannliche Linie der Erbmarschalle Der Besitz Nordkirchen kam zunachst an die Familie seines Schwagers Freiherrn Ferdinand von Weichs 1694 erwarb der Landesherr Furstbischof Friedrich Christian von Plettenberg den gesamten Morrienschen Besitz in Nordkirchen fur 250 000 Taler dazu noch im gleichen Jahr das Haus Meinhovel das Haus Botzlar in Selm das Haus Geisbeck in Sudkirchen fur 125 000 Taler und die Halbscheid des Hauses Davensberg einschliesslich der vollstandigen Gerichtsbarkeit sowie das Gericht Capelle fur 27 636 Taler Eine Schwester Elisabeth von Morrien Stiftsdame in Nottuln verheiratet mit Bernhard III Droste zu Mollenbeck dem altesten Sohn von Everwin von Droste zu Mollenbeck erhielt aus diesen Verkaufen 25 000 Taler nbsp Rittergut Falkenhof Alexander Duncker um 1860 Linie Falkenhof Bearbeiten Dietrich II um 1490 vor 1560 wurde Droste zu Cloppenburg Er heiratete 1521 Anna von Valke Hierdurch gelangte die Familie von Morrien auch in Besitz des Falkenhofes in Rheine den sie zu neuer Blute brachte Friedrich der II von Preussen widmete seiner Lieblingshofdame Charlotte von der Marwitz einer Morrientochter ein Gedicht Du die sie einst in meiner Jugend nanntenDen tollen kleinen Wirbelwind Sprich sollen Dir Uraniens Trabanten die Astronomen Hier wo wir hofisch hoflich sind Mit ihrem Zirkel regeln Weg und Ziel Die Mitte von Zuwenig und Zuviel Gedenkt der Zeit da ohne GrubeleienDein Leben nur von Spielen war ein Reihen Da ob des nachsten Tages unbekummert Dem hellen Heute Du vertraut Du wusstest wohl wohin Dein Auge schaut Dass nur fur Dich der Morgen schimmert Um volle Lust in stetigem ErneuenWie Blumen Dir in Deine Hand zu streuen Morrien Du liebenswerte Kreatur Wie warst Du klug in Frohsinn und Vergnugen Wie Friedrich der Grosse am 17 Februar 1770 an Voltaire schreibt bildete den Anlass zu obigem Gedichte ein Tischgesprach wo sich diese Dame uber die Schwierigkeit beklagte die richtige Mitte zwischen dem Zuviel und Zuwenig zu finden Charlotte starb 1775 im koniglichen Schloss 2 Er schenkte ihr auch ein Gemalde seiner Frau Elisabeth gemalt von Antoine Pesne welches weiterhin in Rheine in einem Privathaushalt hangt Die mannliche Linie Falkenhof ist Ende des 18 Jahrhunderts erloschen und wurde uber die Frauen in die Landratsfamilie Basse getragen Auch heute noch leben Nachfahren der Basses welche die Bilder im Falkenhof Anfang der 1920er Jahre der Stadt Rheine verkauften und in einer Familiengrabstatte in Burgsteinfurt auf dem ev Friedhof begraben liegen weitergefuhrt uber die Familien Hogrebe und dann Seidel und Franz in Rheine Wappen Bearbeiten nbsp Allianzwappen Morrien Valkezu FalkenhofDas Wappen zeigt in Silber einen schwarzen Schragbalken mit vier Latzen Turnierkragen und in der oberen Ecke einen sechseckigen roten Stern Auf dem Helm mit schwarz silbernen Decken der Rumpf eines Mohren mit rotem Stirnband zwischen einer roten und schwarzen Straussenfeder Der schragrechte vierlatzige Turnierkragen und der silberne Hintergrund wurden offensichtlich von den Herren von Senden ubernommen und werden noch heute im Sendener Gemeindewappen verwendet Bei dem Mohren der Helmzier wird vermutet dass es sich um den heiligen Mauritius handelt der als Afrikaner in der romischen Legion diente und spater einen Martyrertod erlitt 3 Er ist Pfarrpatron in Nordkirchen dem Stammsitz der Morrien Der eigentliche Urheber der Legende von der Abstammung von dem dunkelhautigen der Heiligen Drei Konige weshalb ein Mohr und ein Stern Stern von Betlehem im Wappen sei scheint Johann von der Berswordt zu sein der 1624 das Westphalisch Adelich Stammbuch herausgab Diese Legende wurde im kaiserlichen Diplom aus dem Jahre 1670 ubernommen kraft dessen die Bruder Morrien in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhoben wurden 1652 oder 1684 kam Ferdinand Reichsfreiherr von Morrien 1688 Erbmarschall des Hochstifts Munster Herr von Nordkirchen usw Besitzer von 224 Bauernhofen sowie 52 Hausern in Munster Herford und Osnabruck nach Koln Der Erbmarschall Morrien hatte vom Erlos des Verkaufs einer seiner Bauernhofe einen goldenen sechszackigen Stern mit Diamanten besetzt anfertigen lassen den er zur Unterstreichung der Familienlegende dem Dreikonigenschrein des Kolner Domes ubergab Gemass der ehemaligen Dombaumeisterin Barbara Schock Werner wurde der morrien sche Stern spater wohl am Ende des 18 Jahrhunderts in Paderborn verkauft und eingeschmolzen 4 Weitere Namenstrager BearbeitenAlexander Morrien Dompropst in Munster Bernhard Morrien Domherr in Munster ab 1558 Dompropst 1569 resigniert Dietrich Morrien Drost Drost des Amtes Cloppenburg Gerhard Morrien Erbmarschall Erbmarschall im Hochstift Munster Johann Morrien Domherr 1559 Domherr in Munster Johann Morrien 1562 Domherr in Munster Lubbert Morrien Drost des Amtes Werne und Domherr in MunsterEinzelnachweise Bearbeiten a b Harry von Grotthuss Das Rittergut Grotenhus in Nachrichtenblatt des Familienverbandes der Barone und Freiherrn v Grotthuss v Grothusen Geneagraphie Families all over the world Abgerufen am 13 August 2022 Antje Pflips Vortrag uber Familie Morrien Nordkirchener Wasserburg hatte Platz fur viele Gaste am 3 Dezember 2012 auf Ruhrnachrichten de Walter Volmer Legendenbildung fur die Reputation Morriens Marketing Coup im Mittelalter 27 Februar 2009 Literatur BearbeitenKarl Bartmann Zur Geschichte der Familie Bartmann aus Herbern Wuppertal 1992 Frank Dierkes Der Fall Galen contra Morrien 1607 1621 In Streitbar und Ehrenfest Zur Konfliktfuhrung im munsterlandischen Adel des 16 und 17 Jahrhunderts Munster 2007 ISBN 978 3 402 15040 5 Bastian Gillner Freie Herren Freie Religion Der Adel des Oberstifts Munster zwischen konfessionellem Konflikt und staatlicher Verdichtung 1500 1700 Westfalen in der Vormoderne 8 Munster 2011 ISBN 978 3 402 15050 4 Ernst Heinrich Kneschke Neues allgemeines deutsches Adels Lexicon Band 6 Leipzig 1865 S 355 Walter Volmer Die Heiligen Drei Konige im Munsterland und der Morrien sche Stern am Kolner Dreikonigenschrein In Pulheimer Beitrage zur Geschichte Band 34 Pulheim 2009 ISBN 978 3 927765 48 1 S 61 ff Nachrichten vom Johanniterorden insbesondere von dessen Herrenmeisterthum Ahnen Tafel des Herren Dietrich Wilhelm Johann von MorrienWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Morrien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte Gemeinde Nordkirchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Morrien amp oldid 233058614