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Die Dieler Schanze ist eine spatmittelalterliche Schanze nahe dem Ort Diele im ostfriesischen Rheiderland Die Befestigungsanlage hatte eine herausragende Bedeutung fur die ostfriesische Geschichte Vermutlich begann der Bau der Verteidigungsanlagen im 14 Jahrhundert Ihre Bedeutung nahm zu als Ostfriesland Grafschaft wurde und der Ort an der sudlichen Grenze der Grafschaft und des spateren Furstentums lag So diente sie zunachst als Grenzbefestigung Spater geriet sie mehrfach in fremde Hande und spielte danach eine Rolle in den Interessenskonflikten der benachbarten Niederlande und dem Munsterland Die gesamte Anlage bestand aus einem uber etwas mehr als zwei Kilometer langen System aus Schanzen Redouten Wallen und Graben Dieler Schanzen Der Jemgumer Zwinger 2019 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Heutiger Zustand 4 Archaologische Untersuchung 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Dieler Schanzen Luftbild mit Ubersicht uber die Befestigungsanlagen Die Dieler Schanze liegt auf einem strategisch gunstig gelegenen Geestrucken zwischen einer Flussschleife der Ems auf der einen und ausgedehnten Moorflachen auf der anderen Seite 1 In unmittelbarer Nahe der Schanze fuhrte spatestens im Mittelalter ein Handelsweg vom Munsterland nach Ostfriesland uber den hohen trockenen Geestrucken bei Diele der moglicherweise alteren Ursprungs ist 1 Dieser Weg war bis in die fruhe Neuzeit die einzige Moglichkeit vom Emsland nach Ostfriesland zu gelangen Geschichte Bearbeiten nbsp Reste des BefestigungsgrabensVermutlich begann der Bau der ersten Verteidigungsanlagen schon im 14 Jahrhundert In dieser Zeit sah sich Ostfriesland der Gefahr eines Angriffs aus dem Bistum Munster ausgesetzt Als wahrend des Achtzigjahrigen Krieges im 16 Jahrhundert niederlandische Truppen wiederholt nach Ostfriesland auswichen erhielt die Schanze eine besondere strategische Bedeutung Da ein Einfall spanischer Truppen befurchtet wurde wurden die Verteidigungsanlagen stark ausgebaut Schliesslich bestanden sie aus einer Hauptschanze und mehreren kleineren Anlagen die sich vom Emsufer bis zu den Mooren bei der Ortschaft Dielerheide auf einer Strecke von 2 5 km ausdehnten Die wichtigsten Teile der Anlage waren die beiden grossen Schanzen Jemgumer Zwinger und Hakelwerk Die Redouten Kiek in de Ems Kiek in de Bosch Bratpan Sieh dich vor sowie die Kleine Dieler Schanze komplettierten die Anlage Verbunden waren die Anlagen mit Wallen und Graben Die Hauptschanze der sogenannte Jemgumer Zwinger war mit einem doppelten etwa drei bis vier Meter hohem Erdwall und zwei ringformig vorgelagerten etwa 16 Meter breiten Wassergraben umgeben Sie verfugte uber vier Eckbastionen auf denen Geschutze standen und war uber zwei Klappbrucken von der Ostseite zuganglich Der innere Teil der Schanze war zudem mit einer Mauer umgeben die an vier Ecken von Turmen begrenzt wurde Zum Verteidigungskonzept gehorten zudem zwei Schleusen mit denen das umliegende Land gezielt uberflutet werden konnte 2 Insgesamt sollen in der Befestigungsanlage bis zu 400 Soldaten stationiert worden sein Die Schanze war jedoch im 17 Jahrhundert zeitweise nur noch mit 7 Mann besetzt 1 Fur den Unterhalt der Festungsanlagen wurden vor allem wahrend des Dreissigjahrigen Krieges Eingesessenen des Oberrheiderlandes und die Bewohner des Dorfes Diele herangezogen Im Jahre 1633 mussten sie beispielsweise die Kosten fur die Errichtung eines Wachthauses tragen und 1642 bis 1645 Kerzen und Torf liefern 1 In der Folgezeit wurde die Schanze mehrfach von auswartigen Truppen besetzt 1637 waren hessische Truppen die Ostfriesland wahrend des Dreissigjahrigen Krieges besetzten in der Dieler Schanze einquartiert Zehn Jahre spater eroberten kaiserliche Truppen die Schanze und bauten diese aus indem sie im Dorf Hauser niederrissen und mit dem so gewonnenen Baumaterial die Schanze verstarkten Nach dem Dreissigjahrigen Krieg geriet die Schanze zum Schauplatz der Kriegszuge des Furstbischofs von Munster Christoph Bernhard von Galen gegen die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen und das mit den Niederlanden verbundete Furstentum Ostfriesland In der Nacht vom 18 zum 19 Dezember 1663 nahmen munstersche Truppen die Schanze ohne Blutvergiessen ein 3 Die munsterschen Truppen sollten 300 000 Reichstaler Schulden eintreiben die dem Haus Liechtenstein als Rechtsnachfolger der Grafen von Rietberg fur den Verzicht auf das Harlingerland zustanden 4 Diese Summe konnte von Furst Georg Christian nicht gezahlt werden da das dafur bestimmte Geld wahrend des Dreissigjahrigen Krieges von Truppen des protestantischen Heerfuhrers Ernst von Mansfeld geraubt worden war Nur mit Hilfe der niederlandischen Generalstaaten und des Herzogs Eberhard von Wurttemberg konnten die munsterschen Truppen vertrieben ein Kompromiss vermittelt und die noch einmal um 200 000 Taler erhohte Summe aufgebracht werden Dieses Geld musste sich Furst Georg Christian bei den Niederlandern leihen Als Pfand dafur nahmen niederlandische Truppen die Schanze und das Dorf Diele 1664 in Besitz Acht Jahre spater wurden die Schanzen bei einer weiteren Auseinandersetzung des Bischofs von Munster mit den Generalstaaten namlich im Hollandischen Krieg von den munsterschen Truppen zerstort und seither nicht wieder aufgebaut 1 Heutiger Zustand Bearbeiten nbsp Gelande im heutigen ZustandDas Areal der ehemaligen Schanze ging spater in das Eigentum einiger Dieler Bauern uber Es wird heute landwirtschaftlich genutzt und ist mit Gras und Buschen bewachsen Von den ehemaligen Wassergraben blieben gut funf Meter breite Mulden erhalten die einst drei bis vier Meter hohen Walle zum Schutz der Anlage sind dagegen heute vollstandig eingeebnet Die Reste der Hauptschanze der sogenannte Jemgumer Zwinger sind noch heute im Gelande als Bodendenkmal auszumachen und aus der Luft gut zu erkennen Vor allem die Hauptschanze mit doppeltem Wall und Graben lasst sich noch gut in der Landschaft erkennen In der Umgebung finden sich noch Graben und Erhebungen ehemaliger Walle 2 Geplant ist das derzeit kaum zugangliche Gelande touristisch starker zu erschliessen 5 Seit 2015 wird die Geschichte der Verteidigungsanlage auf zwei von niederlandischen Kunstlerin Frouke Roukema gefertigte Stelen am nahegelegenen Feuerwehrhaus am Eingang des Schanzenweges dokumentiert Die grossere der beiden Stelen tragt den Namen Bomben Bernd und erinnert an den munstersche Furstbischof Christoph Bernhard von Galen der die Schanze einnehmen und schleifen liess Die zweite Stele tragt den Titel Piekenier An ihr ist eine Texttafel angebracht welche den Jemgumer Zwinger die damaligen Hauptschanze erklart 6 Archaologische Untersuchung BearbeitenIm Rahmen eines bis Ende 2013 laufenden Forschungsprojektes zur Erfassung fruhneuzeitlicher Festungen und Schanzen im Landkreis Leer untersuchte die Ostfriesische Landschaft die Dieler Schanze zwischen 2010 und 2012 Dabei wurden insgesamt gut 28 000 Funde geborgen Im Rahmen einer geophysikalischen Prospektion konnte ein 65 m 65 m grosser Gebaudekomplex mit vier Trakten nachgewiesen werden dessen vier Gebaudetrakte sich um einen offenen Innenhof gruppierten Zudem konnten die Archaologen nachweisen dass einst gut 16 Meter breite Wassergraben und drei bis vier Meter hohe Walle die Anlage schutzen Im Zentrum der Schanze wiesen sie bei den dort entdeckten Gebauderesten mehrere Bauphasen sowie im Bereich des ehemaligen Innenhofs einen aus Backstein gesetzten Brunnen nach Im gesamten Areal der ehemaligen Schanze legten sie mehrere mit Dachziegelbruch gepflasterte Pfade frei Auf einer der Bastionen entdeckten sie zudem eine aus Soden gesetzte Gefechtsstellung oder eine Magazingrube fur Munition In einem Bereich mit qualitativ hochwertigen Funden vermuten sie die ehemalige Kommandantur Zahlreiche Waffenfunde wie Degenfragmente Bleikugeln als Munition von Musketen und Pistolen aber auch Kanonenkugeln sowie zwei vollstandig erhaltene und bis zu 80 kg schwere Morserbomben unterstreichen den militarischen Charakter der Anlage und zeugen von den teilweise brutalen Kampfhandlungen in die die Schanze vor ihrer Schleifung 1672 verwickelt war 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dieler Schanzen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung der Geschichte und Ausgrabung mit Luftbild Kurzinformationen zur Dieler Schanze in der Sonderausstellung Land der Entdeckungen Archaologie des friesischen Kustenraums Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Paul Wessels Ortschronist der Ostfriesischen Landschaft Diele Stadt Weener Landkreis Leer PDF 429 kB a b Ostfriesland de Dieler Schanze eingesehen am 2 Februar 2010 Wilhelm Kohl Christoph Bernhard von Galen Politische Geschichte des Furstbistums Munster 1650 1678 Regensberg Munster 1964 Darin das 21 Kapitel Turkenkrieg und Dieler Schanze S 171 180 vor allem S 176 177 Wilhelm Kohl Christoph Bernhard von Galen Politische Geschichte des Furstbistums Munster 1650 1678 S 175 Projektbeschreibung Grenzland Schanzenland Memento vom 13 September 2005 im Internet Archive Leeraner Stadtportal Zwei Stelen fur die Dieler Schanzen Leeraner Stadtportal Abgerufen am 12 August 2019 deutsch Andreas Huser Grenzland Festungsland Archaologische Erforschung von zwei fruhneuzeitlichen Wehranlagen in Ostfriesland Memento vom 1 November 2013 im Internet Archive PDF 3 8 MB In Nachrichten des Marschenrates zur Forderung der Forschung im Kustengebiet der Nordsee Heft 50 2013 S 45ff Eingesehen am 30 Oktober 2013 53 111648 7 306809 Koordinaten 53 6 41 9 N 7 18 24 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dieler Schanze amp oldid 237173704