www.wikidata.de-de.nina.az
Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges fanden in Ostfriesland keine militarischen Auseinandersetzungen zwischen den Hauptkriegsgegnern statt Die Grafschaft selbst blieb in diesem europaischen Konflikt neutral Allerdings nutzten Truppen der Kriegsgegner sie wiederholt als Ruheraum wobei die Einwohner durch Kontributionen und Einquartierung ausgebeutet wurden Von 1622 bis 1624 besetzten Truppen des protestantischen Heerfuhrers Ernst von Mansfeld von 1627 bis 1631 katholische Truppen der ligistischen Armee Tillys und schliesslich von 1637 bis 1651 hessische Truppen das Land Ostfriesland um 1600 gezeichnet von Ubbo EmmiusDie benachbarten Niederlande ubten bereits vor dem Krieg politischen kulturellen und wirtschaftlichen Einfluss auf die Grafschaft Ostfriesland aus Wahrend des Krieges stationierten sie an zentralen und strategisch wichtigen Orten Truppen darunter in der Festung Leerort bei Leer und in Emden 1 Auch nach Abschluss des Westfalischen Friedens blieben bis 1651 fremde Truppenteile in einem zu erheblichen Teilen entvolkerten Land Nur relativ stark befestigte Orte wie Emden waren fahig sich dem Zugriff der Besatzer zu entziehen und so ihre wirtschaftliche Infrastruktur wenn auch unter immensen Einbussen zu erhalten Infolge des Krieges konnten die Stande vom Landesherrn eine weitgehende Autonomie erringen So waren es die Stande und nicht der Graf die mit Ernst von Mansfeld uber einen Abzug verhandelten und diesen Vertrag dann als Vertreter Ostfrieslands unterzeichneten Auf die Vertretung der Stande geht die Ostfriesische Landschaft zuruck die sich heute der Kulturpflege widmet Inhaltsverzeichnis 1 Stande und Konfessionspolitik vor dem Krieg 2 Besetzung durch protestantische Truppen unter Ernst von Mansfeld 1622 1624 2 1 Vorgeschichte 2 2 Einquartierung der Truppen 2 3 Ernst von Mansfelds Plane fur Ostfriesland 2 4 Offene Auseinandersetzungen und Verhandlungen uber den Abzug 3 Die Jahre 1625 bis 1627 4 Einquartierung kaiserlicher Truppen 1627 1631 4 1 Besatzung und Tod Graf Rudolf Christians 4 2 Truppenabzug 5 Die Jahre 1631 bis 1637 6 Besetzung durch Truppen der antikaiserlichen Allianz 1637 1650 6 1 Einmarsch hessischer Regimenter im Herbst 1637 6 2 Besatzungszeit und Widerstand 6 3 Bemuhungen um Abzug der hessischen Truppen und die Zeit nach Kriegsende 7 Kriegsfolgen 8 Einzelnachweise 9 LiteraturStande und Konfessionspolitik vor dem Krieg Bearbeiten nbsp Die Konfessionen in Ostfriesland um 1618 nbsp Die Schlacht von Jemgum dargestellt von Frans HogenbergDie Grafschaft Ostfriesland war zu Beginn des 17 Jahrhunderts zutiefst gespalten Die Grafen handelten ungeschickt und sahen sich starken Standen gegenuber innerhalb derer die Stadt Emden weitgehend selbststandig handelte Seit dem Osterhusischen Akkord von 1611 hatten die Stande zudem die Hoheit in Gesetzgebung Steuererhebung und Rechtsprechung Emden und die Landstande wurden von den Niederlanden gestarkt die das Land wie einen Vasallenstaat und als strategisch gunstig gelegenen Ruckzugsraum behandelten Bereits 1568 wichen niederlandische Truppen dorthin aus als sie im beginnenden Achtzigjahrigen Krieg von spanischen Truppen verfolgt wurden Nach der Schlacht von Jemgum zogen die Spanier anschliessend drei Tage lang plundernd brandschatzend und vergewaltigend durch das Rheiderland Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 bestimmte dass der Landesherr die Religion der Einwohner wahlen durfte Die ostfriesischen Landesherren waren zu schwach diese Bestimmung durchzusetzen So bestand weiterhin ein calvinistischer Westen und ein lutherischer Osten Die Emder Konkordate von 1599 besiegelten schliesslich das Nebeneinander der Konfessionen Beim Reichsdeputationshauptschluss 1803 war Ostfriesland das einzige Reichsland neben dem Hochstift Osnabruck in dem zwei Konfessionen zugelassen waren 2 Katholische Kirchen gab es in Ostfriesland nicht mehr katholische Christen kaum noch 3 Anders als im Luthertum ublich konnten die Landesherren nicht einmal die Pastoren wahlen das war der Emder Konkordate zufolge das Recht der Gemeinden selbst Die vom Landesherrn ausgeubte Kirchenleitung war auf ein Minimum beschrankt Im Konkordat war vorgesehen dass beide Konfessionen ein Konsistorium als oberste Kirchenleitung besetzen sollten Dieses wurde allerdings erst 1643 in Aurich eingerichtet und ubte erst ab 1744 tatsachliche Macht aus als Ostfriesland zu Preussen kam 4 Besetzung durch protestantische Truppen unter Ernst von Mansfeld 1622 1624 Bearbeiten nbsp Peter Ernst II von MansfeldVorgeschichte Bearbeiten Im Dreissigjahrigen Krieg standen sich die Protestantische Union und die Katholische Liga gegenuber Einer der Heerfuhrer der Protestanten war Ernst von Mansfeld Er befand sich ab 1611 im Dienst der Union und zog 1618 zur Unterstutzung der protestantischen Stande nach Bohmen wo er bis Mai 1621 blieb Anschliessend diente er dem geachteten Pfalzgrafen Friedrich dem vertriebenen Winterkonig von Bohmen als Heerfuhrer im Kampf um die Kurpfalzer Stammlande Schwere Niederlagen zwangen Mansfeld zum schrittweisen Ruckzug und im Juli 1622 wurde er mitsamt dem Soldnerheer vom Pfalzgrafen entlassen nachdem dieser mit dem Kaiser einen Waffenstillstand vereinbart hatte Bereits seit 1621 hatte er Verbindungen zu den Generalstaaten und gewann ihre finanzielle Hilfe fur den Unterhalt seines Heeres 1622 stand er schliesslich fur einige Monate ganz in niederlandischen Diensten 5 Auf der Suche nach einem Winterquartier wurden die Mansfeldschen Truppen im November 1622 nach der Verabschiedung aus niederlandischen Diensten von ihren ehemaligen Dienstherren nach Ostfriesland geleitet Die Niederlande konnten die Verlegung der Truppen als positive Reaktion auf Bitten des Emder Rats nach Unterstutzung und zum Schutz gegen den Grafen begrunden Tatsachlich befanden sich die Generalstaaten bereits seit 1568 im Unabhangigkeitskrieg mit Spanien Obschon seit 1609 ein Waffenstillstand galt flammten die Kampfe ab 1621 wieder auf So geriet Ostfriesland in den Sog europaischer Auseinandersetzungen Fur die Niederlander war die Region vor dem Zugriff der Spanier geschutzt und die Truppen Mansfelds waren verfugbar um sie im Ernstfall einsetzen zu konnen ohne dabei eigenes Gebiet mit der Einquartierung und Versorgung belasten zu mussen 6 Einquartierung der Truppen Bearbeiten nbsp Emden um 1640Gut erkennbar die 1606 bis 1616 errichteten Festungsanlagen nbsp Festung Friedeburg Seitenverkehrter Stich von Merian aus der zweiten Halfte des 17 JahrhundertsDie Verlegung des Mansfeldschen Heeres verlief zugig und ohne geschlossene Gegenwehr Ostfrieslands Schnell waren die wichtigsten graflichen Burgen besetzt Bereits am 3 November 1621 hatten seine Truppen Meppen besetzt um den Nachschub uber die Ems zu sichern Von hier eroberte er schnell das Rheiderland mit Leer Dabei zog er 6000 Taler an Kontributionen ein Die chronisch unterbesetzten Festungen Stickhausen Greetsiel und Friedeburg ergaben sich kampflos Der Obrist Joachim von Carpzov wurde in Jemgum einquartiert Der machtlose Graf Enno III gab seine Residenz Aurich preis und zog sich nach Esens zuruck wo er wie ein Gefangener lebte da Truppen Ernst von Mansfelds ihm folgten und ihn festsetzten 7 Dabei erbeuteten sie 300 000 in Fasser abgepackte Reichstaler Diese waren laut den Bestimmungen des Berumer Vergleichs als Abfindung fur die Abtretung des zunachst nicht zu Ostfriesland gehorenden Harlingerlandes durch die Grafen von Rietberg gedacht Ostfriesland litt in der Folgezeit grosse Not Die auswartigen Truppen ernahrten sich aus dem Lande und wurden durch Anwerbungen noch verstarkt Einzig die Stadt Emden konnte sich geschutzt durch den kurz zuvor fertiggestellten Emder Wall Mansfeld widersetzen Als dieser einige Dorfer der Umgebung besetzte verlangten die Emder von den Generalstaaten vergeblich Hilfe Die Stadt war aber gut gerustet und in der Lage eine ausreichende Verteidigungsanlage zu errichten Der Festungsbaumeister Johann von Falkenburg hatte die Stadt von 1606 bis 1616 auf den neuesten Stand der Verteidigungstechnik gebracht So konnte sie ihre Umgebung gezielt unter Wasser setzen was sie zur Demonstration auch tat Ferner riss sie den Vorort Barenburg ab um freies Schussfeld zu haben Mansfeld unterliess es daraufhin die Stadt anzugreifen Ernst von Mansfelds Plane fur Ostfriesland Bearbeiten nbsp Johann T Serclaes von Tilly Stich von Pieter de Jode d A Er nahm zunachst Quartier in Greetsiel Von hier aus verhandelte er erst mit Spanien und spater mit Danemark Auch versuchte er sich eine legitime Stellung im Hochadel Ostfrieslands zu verschaffen Er bat Graf Enno III um die Hand seiner Tochter Christine Sophia die sich jedoch verweigerte 8 Ende November 1622 schlug Mansfeld der Stadt Emden und der Ritterschaft ein festes Bundnis mit den Niederlanden vor Er sah fur sich die Position des Gubernators vor dem die Organisation der Landesverteidigung obliegen sollte Seine Plane sahen weiterhin vor dass die munsterschen Amter Cloppenburg Meppen Vechta und Wildeshausen der Grafschaft angeschlossen werden Die grafliche Zentralgewalt sollte dabei auf ihre althergebrachten Einkunfte mit Ausnahme der Klosterguter die neben weiteren Steuern zur Finanzierung der Landesverteidigung gedacht waren beschrankt werden Deutlich zeigte Mansfeld hier sein Interesse sich als eigentlicher Herr im Lande anerkennen zu lassen Die Stande lehnten sein Ansinnen ab und suchten in der Folgezeit nach Mitteln und Wegen sich von den landfremden Truppen zu befreien und diese zum Abzug zu bewegen 6 Die Generalstaaten hingegen von den Ostfriesen als einflussreichster Helfer Mansfelds angesprochen reagierten kuhl So blieb Mansfeld auch 1623 im Lande Inzwischen ruckte von Suden das Heer des kaiserlichen Feldherrn Tilly auf Ostfriesland zu um den Ausbau der Region zur Festung zu verhindern Damit drohte das Land zum Kriegsschauplatz zu werden Anfang September stand Tilly sudlich von Oldenburg verzichtete aber auf eine Offensive gegen Mansfeld weil ihm das Risiko eines Angriffs auf das Land zu hoch war 6 Das Geestgebiet im Innern Ostfrieslands war aufgrund der zahlreichen Moore schwer zuganglich Die Fernstrassen des Mittelalters umgingen das Gebiet und noch heute verlaufen die Eisenbahnstrecken am Geestrand entlang 9 Offene Auseinandersetzungen und Verhandlungen uber den Abzug Bearbeiten Die Region war durch die inzwischen 17 monatige Besetzung ausgezehrt Zu diesen Belastungen kamen Kalte Hunger und Seuchen Seit Sommer 1623 hatte sich die Pest in Ostfriesland ausgebreitet So verlor zum Beispiel die Residenzstadt Aurich in dieser Zeit durch die Pest 800 Einwohner 10 Auch die Stadt Emden obgleich von der Pest verschont begann die Belastungen nun starker zu spuren Immer mehr Fluchtlinge aus der Grafschaft drangten sich in ihren Mauern die Stadt fing an unter dem wirtschaftlichen Verfall des Hinterlandes zu leiden Allmahlich begann sie dann bis zur feindseligen Konfrontation Widerstand gegen Mansfeld zu leisten Als Mansfeld nach dem Abzug der Truppen Tillys im Herbst 1623 seine Artillerie und anderes Kriegsmaterial von Leer nach Greetsiel transportieren liess gelang es den Emdern dieses Schiff abzufangen und die gesamte Ladung zu erbeuten Zudem bemuhte sich die Stadt Mansfeld den Seeweg abzuschneiden Die Folgen dieser Blockade waren fur Ostfriesland verheerend Die ohnehin wirtschaftlich schwer getroffene Grafschaft wurde durch die von Hungersnot geplagten Truppen ausgeplundert Wie stark diese Belastungen die Bevolkerung trafen lasst sich einer Chronik entnehmen Schlemmen Bauern Schinden Weiber schanden war ihr tagliches Handwerk Unterweil liefen Sengen und Brennen mit unter 10 Die Bevolkerung reagierte auf die brutalen Ubergriffe mit Abwehr und Racheaktionen Allmahlich begannen die Verhaltnisse in der Region sich zum offenen Kriegszustand zu entwickeln Fur die Generalstaaten als vorgebliche Schutzmacht waren die Zustande in Ostfriesland bald nicht mehr haltbar und so vermittelten sie die die Truppen ja uberhaupt ins Land geholt hatten zwischen Mansfeld und den Ostfriesischen Standen die bezeichnenderweise an Stelle des Grafen die Verhandlungen uber die Bedingungen des Abzuges fuhrten Mansfeld der durch die Verwustung Ostfrieslands sich selbst seiner Basis beraubt hatte 8 verlangte dafur 300 000 Gulden Diese Summe im Lande aufzubringen war nicht moglich Schliesslich boten die Niederlander an den Standen diese Summe vorzustrecken Am 12 Januar 1624 unterschrieb Mansfeld den Abzugsvertrag und entliess seine Soldnertruppen bei Stickhausen 11 Die Jahre 1625 bis 1627 BearbeitenObgleich Mansfeld das Land als Basis nutzen wollte konnte er die Plunderungen durch seine eigenen Truppen nicht verhindern Aus dem Umkreis der Lager waren 90 der Bevolkerung geflohen was mit dem Niederbrennen der leerstehenden Hauser bestraft wurde Bald existierte in vielen Orten nur noch ein Bruchteil der ursprunglichen Hauser Der Begriff Mansfelder wurde zu einer volkstumlichen Bezeichnung von Morder oder Rauberbanden 8 Die ostfriesische Gesellschaft blieb nach dem Abzug der Truppen weiter gespalten So lehnte es die Stadt Emden ab sich an der Ruckerstattung jener 300 000 Gulden zu beteiligen die Mansfeld in Form einer Kontribution fur seinen Abzug verlangt hatte 8 1625 starb Enno III und sein Sohn Rudolf Christian wurde Graf von Ostfriesland Wahrend seiner Regierungszeit wurde die Erwerbung des Harlingerlandes durch seinen Vater Graf Enno III symbolisch abgeschlossen indem er 1626 das bis 1744 gultige sechsfeldrige ostfriesische Wappen einfuhrte 12 Im selben Jahr besetzten die Niederlander einen Teil Ostfrieslands um hier die Grenzfestung Neuschanz zu errichten dessen Terrain sie sich nach Vollendung des Bauwerks endgultig abtreten liessen 13 Einquartierung kaiserlicher Truppen 1627 1631 Bearbeiten nbsp Matthias Gallas1627 ruckten Verbande der Armee Tillys unter dem Obersten Gallas in die Grafschaft ein Erneut geriet Ostfriesland in einen Sog auswartiger Ereignisse Seit 1626 27 fuhrten Tilly und Wallenstein mit grossem Erfolg einen Feldzug gegen Konig Christian IV von Danemark und Norwegen sowie seine norddeutschen Verbundeten Ostfriesland obgleich nach wie vor neutral in diesem Konflikt wurde erneut von fremden Truppen besetzt die Winterquartiere brauchten Zudem war es durch innere Konflikte unfahig eine Landesverteidigung aufzubieten die sich den Truppen hatte entgegenstellen konnen Emden durch Verteidigungsanlagen gut geschutzt weigerte sich ein stadtisches Aufgebot zur Sicherung der Landesgrenzen aufzubieten Der Graf auf der anderen Seite war nicht dazu zu bewegen seine Einkunfte aus dem Harlingerland und aus den sakularisierten Klostergutern fur die Landesverteidigung aufzubringen Erneut wurde das Land als Ruckzugsraum fur auswartige Truppen benutzt Besatzung und Tod Graf Rudolf Christians Bearbeiten nbsp Graf Rudolf Christian starb wahrend Verhandlungen uber Kontributionen an den Folgen eines Duells nbsp Burg BerumIm Dezember 1627 zogen drei Regimenter des Tillyschen Heeres unter dem Obersten Graf Gallas in Ostfriesland zum Winterquartier ein 14 Er machte Schloss Berum zu seinem Hauptquartier General Johann Jakob von Bronckhorst Batenburg nahm Quartier in Jever zehn Kompanien Reiterei wurden ins Rheiderland verlegt und in Friedeburg waren 600 Mann stationiert Im ganzen Land waren nun Truppen mit Ausnahme von Aurich auf Bitten des Grafen und Emden 15 Im Marz 1628 versammelten sich die Stande und die Kaiserlichen um uber die Kontributionen zu verhandeln Alle mussten zahlen nur Emden weigerte sich sechs stadtische Kompanien und die Festung gaben der Stadt genugend Sicherheit Am 15 April 1628 begab sich der junge Graf von Ostfriesland Rudolf Christian nach Berum um dort mit den kaiserlichen Befehlshabern uber eine Massigung der Kontributionen zu verhandeln Gewohnheitsgemass wurde dabei gut gespeist und getrunken Im Anschluss an dieses Gelage kam es zu einem Duell mit einem Lieutenant Thomas Streif der kaiserlichen Truppen in dessen Verlauf der erst 26 jahrige Graf durch einen Stich in das linke Auge todlich verletzt wurde Er starb am darauffolgenden Tag Da Rudolf Christian kinderlos war folgte ihm sein Bruder Ulrich II als Graf von Ostfriesland nach 14 Im Gegensatz zu den Truppen Mansfelds verhielten sich die kaiserlichen Truppen immerhin disziplinierter Dem Grafen wurde die Residenz in Aurich gelassen Die Truppen lebten zwar auch von den Kontributionen des Landes zahlten aber fur ihre Versorgung Ein erheblicher Teil des von der Bevolkerung aufgebrachten Geldes floss auf diesem Wege zuruck ins Land 6 Truppenabzug Bearbeiten Ab 1630 griff der schwedische Konig Gustav II Adolf auf Seiten der Protestanten erfolgreich in den Krieg ein Im Fruhjahr 1631 sammelten sich die Truppen bei Oldenburg und ruckten am 9 April ab um die Magdeburger im Mai bei ihrem Kampf gegen die Belagerung durch kaiserliche Truppen zu unterstutzen Im September 1631 gelang Gustav Adolf in der ersten Schlacht bei Breitenfeld ein Sieg gegen die Kaiserlichen die anschliessend bis nach Bayern zuruckgedrangt werden konnten Die kaiserlichen Truppen sahen sich gezwungen Ostfriesland zu verlassen Die Jahre 1631 bis 1637 Bearbeiten nbsp Fehnkanal in WestgrossefehnAuch nach dem Abzug der kaiserlichen Truppen gelang es nicht die inneren Gegensatze zugunsten einer schlagkraftigen Landesverteidigung beizulegen Sowohl der Graf als auch die Stande verweigerten aus Angst die jeweils gegnerische Seite zu starken Gelder zur Finanzierung von Truppen Die Stadt Emden hielt sich aus diesem Zwist ganz heraus und vertraute weiterhin auf ihre starken Verteidigungsanlagen sowie auf die von Graf und Standen finanzierte Garnison die sie ausschliesslich fur eigene Zwecke einsetzte In dieser Zwischenzeit begann die Kolonisierung der Moore durch Fehnkulturen nach niederlandischem Vorbild Die Grundung der Fehne hing ursachlich mit der im Dreissigjahrigen Krieg einsetzenden Verteuerung des Brennstoffes Torf und den gestorten Torflieferungen aus dem niederlandischen Oldambt oder dem Saterland zusammen 16 Um dies auszugleichen und die Stadt Emden mit Torf aus dem Ostfriesischen Zentralmoor zu versorgen grundeten Emder Kaufleute 1633 die erste Fehnsiedlung Ostfrieslands West Grossefehn die heute Teil der grossten Fehnanlage Ostfrieslands ist 17 Zunachst wurde mit dem Bau eines Kanals zur Trockenlegung des Moorgebiets begonnen um anschliessend auf den abgetorften Gebieten entlang des Kanals Kolonisten anzusiedeln und so die Stadte Emden Leer und Weener mit dem Brennstoff zu versorgen Besetzung durch Truppen der antikaiserlichen Allianz 1637 1650 BearbeitenEinmarsch hessischer Regimenter im Herbst 1637 Bearbeiten nbsp Wilhelm V von Hessen Kassel verstarb 1637 in Leer1637 marschierten hessische Truppen unter dem Oberbefehl des Landgrafen Wilhelm V in Ostfriesland ein Wilhelm hatte sich mit dem schwedischen Konig Gustav Adolf verbundet und an dessen Seite grosse Landgewinne fur sich verbucht Als Gustav Adolf 1632 in der Schlacht bei Lutzen fiel brach die politische Koalition in der Hessen Kassel so erstarkt war zusammen und die katholische Liga gewann wieder an Kraft In der Folge begannen kaiserliche Truppen eine Strafaktion gegen Hessen Kassel Wilhelm gelang es mit seiner Familie und einem Grossteil seiner Truppen zu fliehen Er diente seinen 7000 Mann starken Heeresverband der von den Niederlanden unterstutzten franzosisch schwedischen Allianz gegen Habsburg an Die Niederlande boten ihm im Gegenzug in geheimen Verhandlungen Ostfriesland als Regenerierungsraum und fur kunftige Operationen als strategisch gunstige Region an Den Niederlanden ging es dabei vor allem um den Schutz des Rheins und ihrer Handelswege Ostfriesische Interessen wurden dabei ubergangen und das Land vor vollendete Tatsachen gestellt Am 12 August meldete Wilhelm den ostfriesischen Standen seine Absicht Quartier zu nehmen Unmittelbar darauf begann sein Heer die Ems abwarts nach Ostfriesland zu ziehen 18 Graf Ulrich II versuchte noch mit rasch zusammengerafften Streitkraften zu reagieren doch deren Widerstand wurde schnell gebrochen 19 Nach zahen Verhandlungen einigten sich die Parteien am 23 September in Leerort auf einen Vertrag Die Einquartierung von etwa 2500 Mann in Ostfriesland sollte zunachst nur sechs Monate andauern und das Land monatlich 12 000 Reichstaler Kontribution zahlen 19 Die Stadt Emden die sich weiterhin hinter ihren Bollwerken geschutzt sah war von diesen Massnahmen ausgenommen Besatzungszeit und Widerstand Bearbeiten nbsp Amalie ElisabethWenige Tage nach Abschluss dieses Vertrages am 1 Oktober 1637 starb der Landgraf von Hessen nach kurzer Krankheit in Leer 18 Seine Witwe Amalie Elisabeth blieb mit den Truppen in Ostfriesland weit uber die vereinbarte Frist von sechs Monaten hinaus Zudem erhohte sie die Kontribution auf monatlich 15 000 Reichstaler 19 Die Ostfriesen konnten dem nichts entgegensetzen Allein die Stadt Emden hatte sich in einem Sondervertrag mit den Hessen gunstigere Bedingungen verschafft und die Last der Einquartierung damit abgewalzt Alle Bitten des Grafen der Stande und schliesslich auch der Generalstaaten um Entfernung der hessischen Truppen blieben erfolglos Gestutzt auf ihre Verbundeten Frankreich und Schweden schob Amalie Elisabeth den Abzug immer weiter hinaus Zudem argumentierte sie Ostfriesland sei zu schwach gerustet um einem erneuten Angriff kaiserlicher Truppen zu widerstehen 19 Die Truppen verhielten sich durch franzosische Gelder unterstutzt und zudem durch ostfriesische Kontributionen abgesichert zunachst diszipliniert Ein Grossteil der Kontributionen floss denn auch als Bezahlung der Versorgungsbezuge in das Land zuruck Dennoch uberwogen die Belastungen durch die Besetzung und langsam formierte sich Widerstand vor allem nachdem schwere Sturmfluten zu weiteren Verlusten gefuhrt hatten Die Verhaltnisse machten jedoch ein gemeinsames Vorgehen unmoglich so dass Ulrich II auf die Zustimmung der lutherischen Amter und Stadte gestutzt 2000 Soldaten anwarb auch um zu beweisen dass sein Land sich gegen den Einmarsch kaiserlicher Truppen gewappnet sah wenn denn die Hessen abzogen Zu diesem Zweck nahm er einige Kompanien niederlandischer Truppen in Sold Die hessischen Truppen sahen sich nun ihrerseits bedroht und errichteten im Rheiderland einige Schanzen In dieser erhitzten Atmosphare lieferten sich die hessischen Truppen mit den einheimischen im Sommer 1644 bewaffnete Scharmutzel die fur die Ostfriesen mit einer Niederlage endeten Nur der Tod des hessischen Oberbefehlshabers Kaspar von Eberstein verhinderte den Angriff auf die Hauptstadt Aurich 20 Unter Vermittlung der Niederlander wurde am 20 Oktober 1644 ein neuerlicher Vertrag geschlossen Demnach sollten die hessischen Truppen vorlaufig in Ostfriesland verbleiben Im Gegenzug wurde dem Grafen der weitere Unterhalt eigener Truppen zugestanden Dieser Vertrag hatte eine Laufzeit bis zum Marz 1645 er wurde aber in der Folgezeit von Jahr zu Jahr verlangert da die Hessen nicht daran dachten ihre Truppen abzuziehen 19 Kurz darauf protestierte die Stadt Emden mit Teilen der Ritterschaft gegen die Unterhaltung so umfangreicher Streitkrafte durch den Grafen Er wurde gezwungen seine Miliz von 2000 auf 1000 Mann zu reduzieren Im Gegenzug sollten die Hessen abziehen was aber nicht geschah Bemuhungen um Abzug der hessischen Truppen und die Zeit nach Kriegsende Bearbeiten nbsp Graf Wilhelm von Lamboy nbsp Enno LudwigGraf Ulrich reiste im Fruhjahr 1646 nach Den Haag um mit den Staaten uber einen Anschluss zu verhandeln Alle die Vorteile aus der Situation zogen wie die Emder die Franzosen oder Schweden leisteten jedoch Widerstand So musste der Graf im Juni 1646 unverrichteter Dinge zuruckkehren Daraufhin schickte er von Ostfriesland seinen Sohn Enno Ludwig am 30 Juni 1646 auf diplomatische Mission Dieser beschwerte sich personlich bei einem Bevollmachtigten des Kaisers in Munster und ging dann selbst nach Wien Auch dieser Versuch die hessischen Truppen aus dem Lande zu drangen misslang 1647 ruckte eine kaiserliche Armee von 6000 Mann unter General Lamboy auf Ostfriesland vor und die Grafschaft drohte gegen Ende des Dreissigjahrigen Krieges noch zum Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen zu werden Die Kaiserlichen zogen in Richtung Leer und plunderten im Rheiderland Der Hintergedanke war die Hessen zu vertreiben und den spanischen Truppen einen Stutzpunkt zwischen Holland und Danemark zu verschaffen Der schwedische General Konigsmarck gab daraufhin die Belagerung von Paderborn auf und eilte zusammen mit dem hessischen General Rabenhaupt nach Ostfriesland Lamboy zog sich zuruck als sich schwedische Verbande zur Unterstutzung der Hessen naherten Nur um Jemgum von den Hessen zur Festung ausgebaut entspann sich ein kurzes Gefecht Am 8 November 1647 erhielt die Besatzung freien Abzug Die Hessen blieben noch weit uber den Westfalischen Frieden hinaus im Lande Erst im August 1650 zogen sie ab Dies war auf dem Nurnberger Exekutionstag so geregelt worden Die Landgrafin Amelie Elisabeth wurde verpflichtet ihre Truppen zunachst aus der Reichsstadt Friedberg dann aus Bocholt im Stift Munster und schliesslich aus Ostfriesland abzuziehen 21 In niederlandischem Sold stehende Truppenteile konnten in dem Vertrag nicht berucksichtigt werden Sie blieben weiterhin in Ostfriesland und am Niederrhein prasent Kriegsfolgen BearbeitenAuch wenn Ostfriesland von grosseren Auseinandersetzungen weitgehend verschont blieb haben die Jahre der Besatzung das Land weitgehend ruiniert und es noch tiefer gespalten zuruckgelassen als es schon vor den Einquartierungen fremder Truppen war Die Prasenz auswartiger Krafte hat dabei nicht zu einem Zusammenrucken sondern zu einem weitgehend eigenmachtigem Handeln der politischen Akteure gefuhrt Graf und Stande unterhielten eigene Institutionen zur Landesentwicklung und trieben eigene Steuern bei den Landesbewohnern ein An den wirtschaftlichen und sozialen Verheerungen hatte die Region noch lange zu tragen 22 Vor allem die Kontributionen an die hessischen Truppen die noch drei Jahre uber das Kriegsende hinaus in Ostfriesland verblieben haben das Land finanziell ausgezehrt So sind allein in der Schlussphase folgende Summen gezahlt worden 1646 233 049 Gulden 1647 297 372 Gulden 1648 267 593 Gulden 1649 276 421 Gulden 1650 51 469 362 GuldenDa die Summen nicht im Land verfugbar waren mussten sie durch langfristige Kredite bei den Generalstaaten aufgebracht werden so dass Ostfriesland paradoxerweise Schuldner des Landes wurde das massgeblich dafur verantwortlich war dass auswartige Truppen in der Region untergebracht wurden Zudem sahen sich die Grafen Ostfrieslands nach dem Raub der 300 000 in Fasser abgepackten Reichstaler durch Mansfeldsche Truppen weiteren Forderungen durch das Haus Liechtenstein als Rechtsnachfolger der Grafen von Rietberg ausgesetzt Diese erneuerten 1663 die Forderungen des Berumer Vertrages Da das seit 1654 zum Furstentum erhobene Ostfriesland unter Furst Georg Christian nicht zahlen konnte wurde der Furstbischof von Munster zum Schuldeneintreiber bestimmt Er fiel in Ostfriesland ein Nur mit Hilfe der Generalstaaten und des Herzogs Eberhard von Wurttemberg konnten die munsterschen Truppen vertrieben ein Kompromiss vermittelt und die noch einmal um 200 000 Taler erhohte Summe aufgebracht werden Einzelnachweise Bearbeiten Harm Wiemann Ostfriesland in der Zeit des 30jahrigen Krieges Mobile Aurich 1981 Vortrag vom 6 November 1979 Alfred Rauhaus Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Die Geschichte der Reformierten in Ostfriesland PDF 65 kB Aurich de Die katholische Kirche Memento des Originals vom 12 Oktober 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www aurich de Online Archiv des Landeskirchlichen Archivs Hannover Generalsuperintendentur Aurich Memento vom 14 Juni 2007 im Internet Archive Heinrich Schmidt Politische Geschichte Ostfrieslands Ostfriesland im Schutze des Deiches Band 5 Rautenberg Leer 1975 S 272 a b c d Heinrich Schmidt Politische Geschichte Ostfrieslands Ostfriesland im Schutze des Deiches Band 5 Rautenberg Leer 1975 S 273 Enno III im Biographischen Lexikon fur Ostfriesland PDF 66 kB a b c d Ernst von Mansfeld PDF 61 kB In Biographisches Lexikon fur Ostfriesland Kulturportal Weser Ems Ostfriesland a b Eberhard Rack Landeskunde Ostfriesland Arbeitsgemeinschaft d Sparkassen Ostfrieslands Norden 1974 ohne ISBN S 71 Hans Patze Geschichte Niedersachsens Politik Wirtschaft und Gesellschaft von der Reformation bis zum Beginn des 19 Jahrhunderts Band 3 ISBN 3 7752 5901 5 S 122 Walter Deters Biographisches Lexikon fur Ostfriesland Rudolf Christian PDF 47 kB Ostfriesische Landschaft Korperschaft des offentlichen Rechts abgerufen am 27 November 2009 Karl Ernst Behre Hajo van Lengen Ostfriesland Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft Hrsg Ostfriesische Landschaft Aurich 1995 ISBN 3 925365 85 0 S 156 a b Rudolf Christian PDF Onno Klopp Geschichte Ostfrieslands von 1570 1751 Hannover 1854 1858 S 286 Nordwestdeutschland Exkursion 2001 auf Geografie uni stuttgart de Siegfried Luderitz Westgrossefehn In Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft ostfriesischelandschaft de PDF a b Johannes Kretzschmar Wilhelm V In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 43 Duncker amp Humblot Leipzig 1898 S 39 54 a b c d e Paul Wagner Ulrich II In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 39 Duncker amp Humblot Leipzig 1895 S 229 231 Bernhard von Poten Eberstein Kaspar Graf von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 5 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 581 f Antje Oschmann Der Nurnberger Exekutionstag 1649 1650 Das Ende des Dreissigjahrigen Krieges in Deutschland Aschendorff Munster 1991 ISBN 3 402 05636 4 Eckart Kromer Heino Schmidt Hajo van Lengen Ostfriesland Schriftenreihe der Niedersachsischen Landeszentrale fur Politische Bildung 5 Niedersachs Landeszentrale fur Polit Bildung Hannover 1987 Literatur BearbeitenWalter Deeters Ostfriesland im Dreissigjahrigen Krieg In Emder Jahrbuch fur historische Landeskunde Ostfrieslands Band 78 Ostfriesische Landschaft 1999 ISSN 1434 4351 S 32 44 Gerhard de Buhr Graf Mansfelds Heiratsplan In Ostfriesische Landschaft in Verbindung mit den Heimatvereinen Hrsg Ostfriesland Zeitschrift fur Kultur Wirtschaft und Verkehr Nr 2 1954 ISSN 0030 6479 S 31 35 Wolfgang Brunink Der Graf von Mansfeld in Ostfriesland 1622 1624 Abhandlungen und Vortrage zur Geschichte Ostfrieslands Heft 34 Ostfriesische Landschaft Aurich 1957 S 32 44 Walter Barton Der Manssfelder ligt noch in OstFriesslandt Zeugnisse aus der Presse der Jahre 1622 1624 In Jahrbuch der Gesellschaft fur Bildende Kunst und Vaterlandische Altertumer zu Emden Band 71 1991 ISSN 0341 969X S 23 62 nbsp Dieser Artikel wurde am 27 November 2009 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ostfriesland zur Zeit des Dreissigjahrigen Krieges amp oldid 238218199