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Guillaume de Lamboy um 1590 vermutlich in Flandern 12 Dezember 1659 auf Schloss Dimokur in Bohmen auch Graf Wilhelm von Lamboy war ein kaiserlicher Heerfuhrer und General im Dreissigjahrigen Krieg Er versuchte 1636 vergeblich Hanau zu erobern war mehrere Jahre Befehlshaber kaiserlicher Hilfstruppen fur die Spanier in den Sudlichen Niederlanden und zuletzt Kommandant der Westfalischen Kreisarmee Guillaume Baron de Lamboy Portrat aus dem 17 JahrhundertGuielelmus comes de Lamboy Anselmus van Hulle Les hommes illustres qui ont vecu dans le XVII siecle 1648 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Familiare Abstammung und Verbindungen 1 2 Militarische Karriere 1 3 Die Belagerung Hanaus 1 4 Weiterer militarischer Weg 1 5 Oberbefehl in Westfalen 1 6 Die letzten Jahre 2 Sonstiges 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenFamiliare Abstammung und Verbindungen Bearbeiten Guillaume Wilhelm de Lamboy stammte aus einem sudniederlandischen Geschlecht Er war Herr der heute zu Belgien gehorenden Landereien Kortessem Gemeinde der Flandern Provinz Limburg Desseneer vermutlich Ort bei Kortessem Wintershoven heute Teilgemeinde von Kortessem und Croonendaal heute Groenendaal ein ca 80 ha grosses Waldgebiet bei Heemstede Er gehorte zur Ritterschaft des Hochstifts Luttich 1634 wurde er in den Freiherrenstand erhoben 1649 wurde er Reichsgraf Guillaume de Lamboy war mit Sybilla von Boyneburg Bemmelburg Freiin von Hohenberg 1687 Tochter des Johann von Bemmelburg zu Boyneburgk auf Erolzheim und Marktbissingen Statthalter von Innsbruck und der Catharine Grafin von Montfort verheiratet 1 Sybilla ist als Grafin Lamboy 1655 Stifterin des Ursulinenklosters in Prag 2 Das Allianzwappen Lamboy Boyneburg befindet sich uber der Toreinfahrt des Kasteel Dessener unweit Maastricht Belgien Aus der Ehe stammen neben vier Tochtern der Sohn Johann de Lamboy 1669 Dieser Zweig der Familie erlosch bereits 1683 Guillaume de Lamboys Schwester war die Abtissin Anna Catharina de Lamboy 1609 1675 die der Abtei von Herkenrode in Hasselt Belgien vorstand Sein Bruder Georg 1641 diente ebenfalls in der kaiserlichen Armee und stieg bis zum Obristen und Inhaber eines Regiments auf 3 Militarische Karriere Bearbeiten Seine militarische Ausbildung absolvierte er in den spanischen Niederlanden Nach Deutschland gelangte er als er unter dem kaiserlichen General Bucquoy zu Beginn des Dreissigjahrigen Krieges nach Bohmen zog In der Schlacht bei Lutzen am 16 November 1632 befehligte Lamboy als Oberst ein Reiterregiment geriet jedoch schwer verwundet in schwedische Kriegsgefangenschaft Nach einem Gefangenenaustausch wurde Lamboy fur seine Tapferkeit in der Schlacht von Lutzen von Kaiser Ferdinand II mit einem Landgut in Bohmen belohnt und mit einem Handschreiben geehrt Lamboy blieb im Heer Wallensteins und gehorte am 12 Januar 1634 zu den Unterzeichnern des ersten Pilsener Reverses Noch am 19 Februar unterschrieb er auch den Zweiten Pilsener Revers sagte sich jedoch kurz darauf von Wallenstein los und wurde nach dessen Absetzung zum Generalquartiermeister ernannt und zusammen mit seinem Bruder Georg in den Reichsfreiherrnstand erhoben Nach der Schlacht bei Nordlingen 6 September 1634 blieb er mit seinen Truppen im Bereich der oberen Maingegend und nahm Kulmbach sowie nach mehrmonatiger Belagerung die Veste Coburg durch einen gefalschten Brief ein Die Belagerung Hanaus Bearbeiten nbsp Daten der Belagerung Hanaus an einer Hauswand in der Hanauer LamboystrasseDie Festung Hanau bildete einen strategisch wichtigen Punkt der weiterhin schwedisch besetzt war Er sollte durch kaiserliche Truppen eingenommen werden Im September 1635 begann unter Oberst Gotz die Belagerung und wurde mit de Lamboys Eintreffen wenig spater als strenge Blockade die uber ein Jahr dauerte fortgefuhrt Das Hauptquartier der kaiserlichen Truppen lag auf der sudlichen Mainseite im Steinheimer Schloss Insgesamt wurde Hanau von einem Gurtel aus zwanzig Schanzen die durch Laufgraben verbunden waren eingeschlossen Zudem wurde je eine Brucke uber Main und Kinzig geschlagen Der schottische General Ramsay in schwedischen Diensten verteidigte mit seinen Truppen die Stadt konnten jedoch nicht verhindern dass der Blockadering sich enger zog Die lange Zeit der Blockade und der Mangel an Nahrungsmitteln fuhrten zu Krankheiten und Seuchen die eine hohe Zahl an Opfern unter den Einwohnern den Fluchtlingen sowie den Angehorigen des Militars forderten Im gesamten Zeitraum wurden zwischen de Lamboy und Ramsay Verhandlungen wegen der Ubergabe der Stadt gefuhrt Da de Lamboy jedoch die Ubergabe Hanaus auf Gnade und Ungnade verlangte weigerte sich Ramsay zu kapitulieren Die eingeschlossenen Truppen erhielten am 13 Juni 1636 durch ein hessisch schwedisches Heer unter der Fuhrung des Landgrafen Wilhelm V von Hessen Kassel Verstarkung Da die von General Gallas versprochene Unterstutzung durch kaiserliche Truppen nicht eintraf konnte Lamboy den Einschliessungskreis nicht mehr halten und musste sich uber den Main zuruckziehen Die meisten Schanzen wurden von dem schwedisch hessischen Entsatzheer gesturmt und eingenommen Zu nennenswertem Widerstand der Kaiserlichen kam es nur in der sudostlich der Stadt gelegenen Morastschanze die schliesslich in aussichtsloser Lage durch den Oberstwachtmeister von Buddingen gesprengt wurde Hieraus entwickelte sich spater die Hanauer Sage Lamboy habe sich nach missgluckter Belagerung auf Pulverfassern sitzend im Lamboywald Teil der Bulau in die Luft gesprengt 4 Weiterer militarischer Weg Bearbeiten Noch im selben Jahr 1636 nahm Lamboy an Gallas Frankreichfeldzug teil Mit der Reiterei vorausgeschickt vereinigte er sich mit dem Heer Karls von Lothringen in Burgund Dort hoben sie im August die Belagerung von Dole durch Henri II de Bourbon Conde auf und drangen bis nach Dijon vor Dort stellte sich ihnen Herzog Bernhard von Sachsen Weimar in den Weg vor dem sie sich zuruckzogen um sich mit Gallas restlichem Heer zu vereinigen Eine erneute Offensive ab dem 20 Oktober 1636 sollte jedoch erfolglos bleiben und musste unter hohen Verlusten abgebrochen werden In den nachsten Jahren kampfte Lamboy in den Niederlanden und erzielte im Juni 1640 wahrend der Belagerung von Arras und am 6 Juli 1641 in der Schlacht von La Marfee in der Nahe Sedans glanzende Siege Bei La Marfee unterstutze Lamboy die aufstandischen franzosischen Adligen Frederic Maurice de La Tour d Auvergne Herzog von Bouillon und Louis de Bourbon comte de Soissons Die Verbundeten besiegten das Heer der franzosischen Krone unter Gaspard III de Coligny Lamboy wandte sich im Anschluss nach Westen wo er Donchery eroberte Das Herannahen eines weiteren franzosischen Heeres zwang ihn aber sich nach Norden zuruckzuziehen und sich mit dem Heer des Kardinalinfanten zu vereinigen Aus Flandern an den Niederrhein zuruckgerufen verlor er im Januar 1642 sein in den vorherigen Jahren erworbenes Ansehen in der Schlacht auf der Kempener Heide bei St Tonis in der Nahe von Krefeld in der seine Truppen der neu gebildeten Armee unter der Fuhrung von Jean Baptiste Budes de Guebriant unterlagen dabei geriet Lamboy erneut in Gefangenschaft Diesmal wurde er erst nach uber einem Jahr ausgelost und stand ab 1643 wieder in spanischen Kriegsdiensten 5 Oberbefehl in Westfalen Bearbeiten Erst 1645 kehrte Lamboy zeitweise auf den deutschen Kriegsschauplatz zuruck um 8000 Mann anzuwerben die er Piccoliminis Heer in den spanischen Niederlanden als Verstarkung zufuhrte Am 15 November 1645 wurde Lamboy der Titel eines kaiserlichen Feldmarschalls verliehen es sollte jedoch bis Mai 1647 dauern bis er auch ein Kommando uber kaiserliche Truppen erhielt Als Nachfolger Melanders wurde Lamboy Kommandant der Streitkrafte im Westfalischen Reichskreis und damit verantwortlich fur die Verteidigung Westfalens und Kurkolns gegen schwedische und hessische Truppen Lamboy fiel mit seinem Heer im August 1647 in Ostfriesland ein um die Truppen Konigsmarcks abzulenken die Paderborn bedrohten Konigsmarck folgte tatsachlich Lamboy der an die Ems zuruckkehrte wo sich beider Armeen bei Rheine fast zwei Monate lang gegenuberstanden Als Konigsmarck der Proviant ausging zog er am 30 Oktober ab um die von den Kaiserlichen in Ostfriesland gewonnenen Orte zuruckzuerobern Lamboy wandte sich dagegen nach Suden um im neutralen Herzogtum Julich zu uberwintern Dort angekommen eroberte er noch Duren und legte die Truppen anschliessend in die Winterquartiere Im nachsten Jahr wollte Lamboy mit seinen Truppen das Hochstift Hildesheim besetzen auf dem Weg dorthin traf er bei Lippstadt auf den hessischen Feldherrn Johann von Geyso den er am 1 Marz 1648 in das nahe stark befestigte Geseke zuruckdrangen konnte Geseke wurde von den Kaiserlichen mehrere Wochen belagert bis eine kleine hessische Armee unter Ernst von Hessen Kassel zum Entsatz anruckte Geyso konnte bei dieser Gelegenheit mit seiner Reiterei aus Geseke entkommen wahrend Ernst von Hessen Kassel von Lamboys Truppen gefangen genommen wurde Als ein weiterer Sturmangriff auf Geseke abgewehrt werden konnte hob Lamboy die Belagerung auf und zog sich an den Rhein zuruck Am 14 Juni 1648 traf Lamboy bei Grevenbroich erneut auf Johann von Geyso und dessen hessische Streitmacht In der Schlacht bei Wevelinghoven einer der letzten Feldschlachten des Dreissigjahrigen Krieges wurden Lamboys Truppen trotz anfanglichem Erfolg nach funfstundigem Kampf vernichtend geschlagen Die Infanterie Lamboys wurde fast vollstandig aufgerieben wahrend er selbst mit den Resten der Reiterei nach Zons entkommen konnte In kurzer Zeit stellte Lamboy wieder ein Heer auf dass nun jedoch gegen einen zahlenmassig uberlegenen Feind defensiv vorgehen musste Er konnte nicht verhindern dass Geyso im September die Stadt Duren nach Belagerung einnahm Es gelang Lamboy jedoch vor Verkundigung des Westfalischen Friedens noch durch Scheinbewegungen in Richtung Kassel das belagerte Paderborn zu entsetzen und zusatzlich Proviant und frische Truppen in die Stadt zu fuhren 5 Nach dem Entsatz von Paderborn am 17 Oktober zog Lamboy nach Hoxter an die Weser wo ihn die Nachricht vom Frieden erreichte 6 Die letzten Jahre Bearbeiten Wilhelm von Lamboy den Kaiser Ferdinand III 1649 in den erblichen osterreichischen Grafenstand erhoben hatte kehrte nach dem Westfalischen Frieden zusammen mit seiner Familie auf seine bohmischen Guter zuruck Bis zu seinem Tod war Lamboy ein heftiger Kampfer fur die Gegenreformation und erreichte mit der Hilfe von Jesuiten und Dragonern dass seine protestantischen Untertanen wieder zum katholischen Glauben ubertraten Sonstiges BearbeitenAnlasslich der Befreiung Hanaus am 13 Juni 1636 durch die hessisch schwedischen Truppen wird jedes Jahr in Hanau in der Regel am zweiten Juniwochenende das Lamboy Fest gefeiert Es gehort damit zu den altesten Volksfesten Deutschlands Literatur BearbeitenPaul Eijkhout Het Limburgse Geslacht Lamboy 3 Teile Nijmegen 1982 1987 Hermann Hallwich Lamboy Wilhelm Graf von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 17 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 557 564 Helmut Neuhaus Lamboy Wilhelm Graf von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 13 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 00194 X S 440 f Digitalisat Hanauer Biographien aus drei Jahrhunderten Hanauer Geschichtsverein 1919Einzelnachweise Bearbeiten Rudolf von Buttlar Elberberg Stammbuch der althessischen Ritterschaft enthaltend die Stammtafeln der im ehemaligen Kurfurstentum Hessen ansassigen zur Althessischen Ritterschaft gehorigen Geschlechter Borner Wolfhagen 1888 darin der Teil von Boyneburgk Tafel I Katrin Keller Alessandro Catalano Hrsg Die Diarien und Tagzettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach 1598 1667 Bd 4 Diarium 1655 1667 amp Tagzettel 1637 1641 Bohlau Verlag Koln Wien 2010 ISBN 3 205 79008 1 Bernd Warlich Lamboy Georg Freiherr von In Der Dreissigjahrige Krieg in Selbstzeugnissen Chroniken und Berichten abgerufen am 15 Februar 2020 Eckhard Meise Der Dreissigjahrige Krieg und Hanau In Auswirkungen einer Stadtgrundung Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Hanau Wallonisch Niederlandische Gemeinde Hanauer Geschichtsverein 1844 e V Hanau 1997 S 115 derselbe Bernhard Hundeshagen kein Denkmalschutz im Hanau des fruhen 19 Jahrhunderts In Neues Magazin fur Hanauische Geschichte 2006 S 24 a b Hermann Hallwich Lamboy Wilhelm Graf von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 17 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 557 564 Johann Sporschil Geschichte des Entstehens des Wachstums und der Grosse der osterreichischen Monarchie Funfter Band Renger Leipzig 1844 S 130 Volltext in der Google Buchsuche Normdaten Person GND 116652853 lobid OGND AKS VIAF 59841082 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lamboy Guillaume deALTERNATIVNAMEN Lamboy Wilhelm Graf vonKURZBESCHREIBUNG Heerfuhrer und GeneralGEBURTSDATUM um 1590STERBEDATUM 12 Dezember 1659STERBEORT Dimokur Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Guillaume de Lamboy amp oldid 238243562