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Die Festung Leerort war eine spatmittelalterliche Flussburg und Festung in Leer die eine herausragende Bedeutung fur die ostfriesische Geschichte hatte Auf der strategisch gunstig gelegenen Landzunge zwischen den Flussen Ems und Leda erbauten Hamburger Handelsleute der Hanse im Jahr 1435 die Feste Leerort die ab 1453 von den ostfriesischen Grafen und Burgherren zur starksten Festungsanlage Ostfrieslands erweitert wurde Ab 1611 diente sie der niederlandischen Garnison als Quartier Fur die hamburgischen Wurzeln steht das Wappen von Leerort Festung LeerortDie Festung Leerort im Jahre 1632Die Festung Leerort im Jahre 1632Staat DeutschlandOrt LeerortEntstehungszeit 1435Burgentyp FlussburgErhaltungszustand WalleStandische Stellung Landesherrliche BurgBauweise BacksteinGeographische Lage 53 13 N 7 26 O 53 211854 7 426414 2 Koordinaten 53 12 42 7 N 7 25 35 1 OHohenlage 2 m u NHNFestung Leerort Niedersachsen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Vorgeschichte 2 2 Bau der ersten Burg durch die Hamburger und Ubergabe an die Grafen von Ostfriesland 2 3 Die Belagerung von Leerort im Jahre 1514 2 4 Weiterer Ausbau 3 Heutige Nutzung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Festung liegt strategisch gunstig auf einer Landzunge im Mundungsbereich der Leda in die Ems etwa 3 km sudwestlich von Leer in Ostfriesland Die Festung wurde auf Knickmarschboden errichtet die hier eine Hohe von 2 m erreichen Die geologischen Gegebenheiten bedingten die Bebauung die sich in die obere und die untere Festung gliedern Diese wurde auf tragfahigem Boden gebaut Das heute verlandete Burggrabensystem markiert nicht tragfahige Boden Durch die niedrige Lage am Zusammenfluss der beiden Flusse wurde die Festung mehrfach durch Sturmfluten beschadigt 1 Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Im 15 Jahrhundert unterstand Ostfriesland keiner singularen Herrschaft und war in unterschiedliche Machtbereiche lokaler Hauptlinge unterteilt Diese hatten im Verlauf des 14 Jahrhunderts Machtpositionen in Ostfriesland ubernommen nachdem die alte egalitare Verfassung aus der Zeit der Friesischen Freiheit zusehends verfallen war Gegen Ende des 14 Jahrhunderts verwickelten sich die Hauptlinge zunehmend in Machtkampfe Diese blieben zunachst ein lokales Problem Nachdem die Vitalienbruder durch den Deutschen Orden 1398 von der Ostseeinsel Gotland vertrieben worden waren fanden sie jedoch Aufnahme bei einigen der ostfriesischen Herrscher die sie als Streitmacht einsetzten Daraufhin sah sich die Hanse bedroht und schickte mehrere Strafexpeditionen nach Ostfriesland Teile Ostfrieslands darunter Emden wurden vor allem von hamburgischen Kraften besetzt Bau der ersten Burg durch die Hamburger und Ubergabe an die Grafen von Ostfriesland Bearbeiten Nach Eggerik Beninga und der alteren Literatur begann die Hansestadt Hamburg zur Absicherung ihrer Schifffahrt um 1435 mit dem Bau einer Burg am Zusammenfluss von Leda und Ems Diese war eine Erdbefestigung mit einem steinernen Rundturm wie er noch heute an der ebenfalls von den Hamburgern errichteten Burg Stickhausen zu sehen ist Fur den Bau dieser Anlage der zwei Monate dauerte wurden Teile der zerstorten Fockenburg Focko Ukenas aus Leer verwendet 2 Neuere Forschungen halten zwei Befestigungsphasen fur wahrscheinlicher Demnach errichteten die Hamburger wahrend ihrer ersten Besatzungszeit 1433 1439 eine als Blockhaus bezeichnete Landwehr in Leerort und um 1450 also wahrend der zweiten Hamburger Besatzungszeit 1447 1453 eine feste Burg Der spater uberlieferte Hamburger Turm ist nicht nachgewiesen und wohl Legende 3 Im Jahre 1453 zog die Hamburgische Garnison wieder ab und die Burg wurde auf Treu und Glauben an Hauptling und spateren Grafen Ulrich Cirksena ubergeben was bedeutete dass die Stadt formal im Besitz der Hamburger blieb und die Grafen von Ostfriesland sie zunachst nur verwahren und auf Wunsch an Hamburg zuruckgeben sollten In graflicher Zeit wurde Ostfriesland in Amter unterteilt Die Burg war Sitz des graflichen Drosten und Amtmannes fur das Amt Leerort das Leer mit dem Moormerland das westliche Overledingerland und das Oberrheiderland bis zur heutigen niederlandischen Grenze umfasste Im Jahre 1493 gelang es Graf Edzard I durch Zahlungen und die Gewahrung von Privilegien die Rechte und Anspruche Hamburgs auf die Burg abzulosen Ab 1501 liess er diese dann stark ausbauen Die Belagerung von Leerort im Jahre 1514 Bearbeiten nbsp Der Hartog Hinnerk Steen in BagbandIn der Sachsischen Fehde versuchte Edzard seine Macht auf die Provinz Groningen auszudehnen die im Herrschaftsbereich des kaiserlichen Statthalters der Niederlande Herzog Georgs von Sachsen lag Daraufhin kam es zu einem offenen Krieg der ganze Landstriche in Ostfriesland verwustete Der mit Georg von Sachsen verbundete Heinrich I zog 1514 mit einem Heer von 20 000 Mann in Ostfriesland ein und belagerte die nur durch wenige Bauern und Soldaten verteidigte Festung Leerort Mehrere Tage beschossen sie die Festung die dadurch schwer beschadigt wurde Am 22 Juni 1514 forderten die Belagerer den Kommandanten der Festung Johann von Soest zur Kapitulation auf was dieser jedoch ablehnte Am Folgetag sollte die Festung endgultig erobert werden Kurz vor einem Sturmangriff gelang es einem der Eingeschlossenen den Herzog Heinrich I am 23 Juni 1514 durch einen Kanonenschuss zu toten Die dadurch fuhrerlos gewordene Truppe unterliess es daraufhin die Festung zu sturmen und zog sich aus Ostfriesland zuruck Zur Erinnerung an den Tod Heinrichs errichtete die Truppe in Bagband den so genannten Hartog Hinnerk Steen Weiterer Ausbau Bearbeiten In der Regierungszeit Enno II des Nachfolgers Edzard I wurde die Burg von 1528 bis 1531 zur etwa doppelt so grossen Festung ausgebaut Das Hauptgebaude der Burg wurde vergrossert und erhielt drei Bastionen das dazugehorige Ravelin einen Graben und eine Zugbrucke Nach dem Tod Ennos liess seine Witwe Anna die Ostfriesland bis zur Volljahrigkeit ihrer Sohne vormundschaftlich regierte ein Drostenhaus und zwei weitere Wachtturme errichten Am 11 Januar 1558 wurde die Festung bei einer Sturmflut schwer beschadigt und anschliessend wiederaufgebaut Dabei wurde der Grosse Zwinger erhoht und an der Zugbrucke ein neues Porthaus Torhaus darauf gebaut Grafin Anna hatte in Ostfriesland die Primogenitur abgeschafft und festgelegt dass die Regierung uber das Herrschaftsterritorium nach ihrer Regentschaft von ihren drei Sohnen Edzard Christoph und Johann gemeinsam ausgefuhrt werden sollte Nach dem Tod Christophs regierten Edzard und Johann das Land jedoch nicht gemeinsam De facto war das Land bis zum Tod Johanns geteilt Edzard regierte von Aurich das ostliche Ostfriesland wahrend Johann von Leerort aus uber die Amter Emden Leerort Greetsiel und Stickhausen herrschte Unmittelbar nach Regierungsantritt liess er die Festung auf der Wasserseite starker befestigen Nach dem Tod Johanns wurde die Anlage 1594 erneut erweitert indem ein neues Haus oder ein neuer Flugel am Schloss beim Burggebaude gebaut wurde 1 nbsp Die Festung um 1620Im Zuge der Auseinandersetzungen der ostfriesischen Landstande mit den Grafen von Ostfriesland quartieren die Niederlande als Schutzmacht der Stande 1611 eine Garnison in Leerort ein Im Osterhusischen Akkord wurde diese Besetzung am 21 Mai desselben Jahres nachtraglich legitimiert und festgelegt dass die Niederlander die Festung zunachst fur funf Jahre erhalten sollten das Burggebaude jedoch grafliche Residenz blieb Fortan bestand die Anlage aus einem graflichen und einem militarischen Teil die voneinander getrennt waren Den niederlandischen Soldaten war der Zugang in den graflichen Festungsteil nicht gestattet Der erste niederlandische Hauptmann erhielt den Auftrag die schon etwas baufallige Anlage unverzuglich wieder herzurichten 4 Die Niederlander blieben trotz wiederholter Aufforderungen die Festung zu verlassen bis 1744 in Leerort Der Amtssitz wurde daraufhin nach Leer verlegt Als Ostfriesland zur Zeit des Dreissigjahrigen Krieges grosse Not unter den Truppen des protestantischen Heerfuhrers Ernst von Mansfeld litt war Leerort Zufluchtsort des Grafen Enno III der 1625 in der Festung verstarb Im 18 Jahrhundert begann die strategische Bedeutung der Festung allmahlich zu sinken Erstmals liessen sich in dieser Zeit auch zivile Einwohner nieder Im Jahre 1712 wurde das baufallige Schloss die ehemalige Residenz der Grafen von Ostfriesland in der Festung abgebrochen Mit dem Steinen wurde das Waisenhaus in Esens errichtet Im Jahre 1720 wurden die Walle des Kastells teilweise eingeebnet und mit der Erde die Graben zugeschuttet um dort Garten anzulegen Letztmals wurde die Festung 1744 im Zusammenhang mit dem Appell Krieg ausgebaut Als am 25 Mai 1744 Carl Edzard der letzte ostfriesische Furst aus dem Hause Cirksena starb machte Konig Friedrich II von Preussen sein Nachfolgerecht geltend das in der Emder Konvention geregelt war Nachdem Friedrich den Niederlandern die Ruckzahlung ausstehender Kredite durch die Ostfriesischen Stande garantierte zogen die Niederlander unter Generalmajor Otto Georg Veldtmann ihre Garnison in Leerort ab Teile des Inventars der ehemaligen Garnisonskirche wurden in die Festung Bourtange und in die Esklumer Kirche gebracht Nach Abzug der Niederlander wurde in Leerort 1744 zunachst eine preussische Kompanie einquartiert 1 Heutige Nutzung Bearbeiten nbsp Plan der Festung aus dem Jahr 1798 nbsp Die Uberreste der Festung Leerort im Deichvorland am Zusammenfluss von Ems und LedaNachdem auch die letzte preussische Kompanie die strategisch bedeutungslose Festung 1749 verlassen hatte wurde die gesamte Anlage auf Abbruch verkauft Auf einem Teilbereich der Festung erwuchs in Folge das Dorf Leerort Der Rest wird landwirtschaftlich genutzt Von der ehemaligen Festung ist ein Rest der Walle erhalten vor allem die innere Umwallung des alten Kastells das von Enno II errichtet wurde Erhalten sind ferner der so genannte neue Contrescarpe Boschung des Festungsgrabens dessen Formen in Richtung Ems erkennbar sind und die Walle des Weissen Zwingers am Grossen Graben Alle ubrigen Festungswerke sind verschwunden 1 In einer auf dem ehemaligen Burgwall 1851 gebauten nicht mehr genutzten Schule wird eine Ausstellung zur Festung gezeigt Die Wallanlagen im Deichvorland sind frei begehbar Dort befindet sich eine Schautafel mit einem Plan der Festung und eine Kanone Im Jahre 2011 kam es zu kleinraumigen Ausgrabungen auf dem Gelande der Festung durch Archaologen der Ostfriesischen Landschaft 5 Sie fanden auf der von Enno II Anfang des 16 Jahrhunderts errichteten und funf Meter hohen Bastion des Weissen Zwingers statt Dabei gelang der Nachweis eines ein Meter breiten Patrouillenwegs der mit gelben Backsteinen gepflastert war Dabei handelt es sich um ein im 17 Jahrhundert weit verbreitetes niederlandisches Baumaterial Das Fundmaterial der Grabung hauptsachlich Keramik des spaten 16 und des 17 Jahrhunderts ist im Heimatmuseum Leer ausgestellt nbsp Irdenware des spaten 16 bis fruhen 17 Jahrhunderts aus dem WerragebietFO Festung LeerortAO Heimatmuseum Leer nbsp Steinzeug des17 JahrhundertsFO Festung LeerortAO Heimatmuseum Leer nbsp Irdenware des17 JahrhundertsFO Festung LeerortAO Heimatmuseum Leer nbsp Irdenware des17 JahrhundertsFO Festung LeerortAO Heimatmuseum LeerLiteratur BearbeitenAndreas Huser Bastion in Zweitverwendung in Archaologie in Niedersachsen S 152 155 2012 Andreas Huser Suchen und finden Ein historischer Rundgang durch die Festung Leerort In De Utmiener Jahrbuch des Heimatvereins Leer Band 2 2017 Schlosser und Burgen in und um Leer S 83 104 Hajo van Lengen Die Entstehung der Burg Leerort Ein Beitrag zu Burgenbau und Herrschaftsbildung wahrend des 15 Jahrhunderts im sudlichen Ostfriesland In Emder Jahrbuch fur historische Landeskunde Ostfrieslands Bd 96 2016 S 9 23 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Festung Leerort Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Frank Both und Stefan Eismann zu Festung Leerort in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Beschreibung mit Funden Rekonstruktionsversuch als Zeichnung im fruheren Zustand von Wolfgang BraunEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Wilhelm Lange Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Leerort Stadt Leer Landkreis Leer PDF 879 kB eingesehen am 26 Januar 2010 Stadt Leer Chronikdaten zur Leeraner Stadtgeschichte Chronikdaten 1000 1699 eingesehen am 26 Januar 2010 Hajo van Lengen Die Entstehung der Burg Leerort Ein Beitrag zu Burgenbau und Herrschaftsbildung wahrend des 15 Jahrhunderts im sudlichen Ostfriesland In Emder Jahrbuch fur historische Landeskunde Ostfrieslands Bd 96 2016 S 14 16 20 23 Karl Klaus Weber Beschlusse der Generalstaaten 1576 1625 Niederlandische Regesten zur Geschichte Ostfrieslands und der Stadt Emden Norderstedt 2007 ISBN 978 3 8334 8789 7 S 341 Ostfriesen Zeitung In Leerort wird ein Magnetometer eingesetzt eingesehen am 29 Mai 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Festung Leerort amp oldid 238144844